Nemos Vermächtnis von MarySueLosthername (Eine "Operation Nautilus" FanFiction) ================================================================================ Kapitel 9: Teil 8 ----------------- Sie belauerten die Leopold jetzt schon seit einigen Stunden, auf sicherer Entfernung getaucht. Es hatte wenige Tage gedauert, bis das große Kriegsschiff auf dem Radar auftauchte. Schweigend saßen sie alle an ihren Plätzen, die Instrumente – die das unglaubliche Unterseeboot steuerten – stets im Blick. „Da ist sie.“, durchbrach schließlich Juan die Stille. „Was tun wir jetzt?“ Ben ächzte abfällig und machte es nicht zum Geheimnis, dass er nichts von dieser Mission hielt. „Wir könnten ein rotes Geschenkband um die Nautilus wickeln, denn das machen wir hier grade, die Nautilus Winterfeld vor die Füße werfen. Wenn ihr mich fragt, seid ihr alle irre geworden.“ Er warf einen bösen Blick zu Mike, der deutlich zitternde in seinem Sessel saß und sich so an seinem Pult festhielt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Mike reagierte nicht auf diese Sticheleien, er hatte zutun den Sturm in sich zurück zu halten. Er hatte Angst, denn eigentlich stimmte er Ben zu. Was sie hier taten war falsch. Alles würde bald verloren sein, nur wegen ihm. Ein stetiges elektrisches Kribbeln durchlief ihn, ließ ihn zittern und eigentlich hätte er nichts lieber getan als loszulassen. Er wusste nicht was dann passieren würde und er konnte es nicht riskieren seine Freunde zu verletzen. Das Licht im Kontrollraum flackerte immer wieder. Trautman sah sich nervös um. Etwas passierte da gerade wieder mit Mike und er ahnte das es nichts Gutes war, sie hatten nicht viel Zeit. „Chris, funke die Leopold an.“, wies er dem jüngsten Mitglied der Besatzung an. Der Junge nickte und sah dann deutlich gestresst auf. „Es geht nicht!“, rief er fast panisch. „Ich habe alles gemacht wie immer, aber es ist kaputt!“ Trautman stand auf und trat neben Chris und probierte es ebenfalls. „Nichts, es ist tot.“, stellte er fest. Mike schloss die Augen und versuchte jedes bisschen Selbstbeherrschung zusammen zu bekommen, dass sein Kopf schmerzte. Er würde es nicht schaffen, stellte er am Rande einer Panik fest. Kurz entschlossen hämmerte er einige Befehle in das Pult vor ihm und die Maschinen der Nautilus heulten auf. „Wir tauchen auf!“, rief Singh entsetzt. „Was?“ Fassungslos war Trautman neben Singh und beide versuchten vergeblich, die Kontrolle über das Schiff zurück zu gewinnen. „Mike, was tust du da?“, schrie Trautman um das Heulen der Motoren zu übertönen. Doch Mike reagierte nicht. Er saß weiterhin starr vor der Konsole, seine Hände flogen weiter über Knöpfe und Schalter. Als Ben aufsprang und versuchte ihn von dem Pult wegzureißen, ergriff eine elektrische Entladung ihn und warf ihn quer durch den Raum. Im nächsten Moment schoss das Schiff gerade zu durch die Meeresoberfläche und knallte mit einer unglaublichen Wucht wieder auf dem Wasser auf. Mike sah wie sich seine Freunde verzweifelt festhielten, war jedoch zu keinem Gefühl fähig. Er spürte wie der Damm, den er in seinem Inneren errichtet hatte, brach und eine unglaubliche Kraft sich ihren Weg bahnte. Das Licht flackerte, Glühlampen zerbarsten und auch die Kontrollkonsolen des Unterseebootes erloschen mit einem Flackern. Von jetzt auf gleich war das Schiff tot. Trautman schauderte, wäre dies in getauchtem Zustand passiert, sie würden auf den Grund sinken wie ein Stein und langsam ersticken. Mike hatte ihr aller Leben gerettet. „Seid ihr alle unverletzt?“, rief Trautman und lief dann zu Singh, der neben Mike am Boden hockte. Singh hatte Mike in seine Arme gezogen und für eine Sekunde stockte Trautman, ahnte das Schlimmste. Seine Gedanken mussten ihm deutlich anzusehen sein. „Er ist bewusstlos.“, informierte Singh ihn und achtete dann nicht weiter auf Trautman, während er Mike unablässig über das Gesicht strich. „Was haben die nur mit ihm gemacht?“, murmelte Trautman, während er den Blick durch den verwüsteten Kontrollraum schweifen ließ. Er sah Singh, der Mike weiter hielt, einige Minuten schweigend an und es war als wären die beiden in einer eigenen Welt. Jetzt erst begriff er, was die ganze Zeit schon vor seinen Augen war, er hatte es nur nicht verstanden. Die beiden waren viel zu vertraut für Schutzbefohlenen und Schützenden, Herr und Diener, oder gar Kameraden und Freunde. Der eine konnte ohne den anderen nicht, begriff er. „Er bedeutet dir viel.“, sagte er an Singh gewandt. Dieser sah Trautman forschend an und nickte dann nur. „Wir werden Winterfeld gleich fragen können.“, beantwortete der Inder Trautmans vorhergehende Frage und in Singhs Stimme war etwas das den Kapitän der Nautilus frösteln lies. Da die Instrumente des Schiffs zu nichts zu gebrauchen waren, gingen sie alle nach oben zum Turm. Singh trug dabei den immer noch bewusstlosen Mike auf seinen Armen. Die Leopold war unterdessen längsseits gegangen und Kapitän Winterfeld wartete auf dem höhergelegenen Deck seines Schiffes, während die Crew der Nautilus einer nach dem anderen den Turm verließ. Sie erwarteten das Winterfelds Soldaten jeder Zeit auf die Nautilus stürmen und sie gefangen nehmen würden, doch nichts dergleichen geschah, stattdessen kam Winterfeld gefolgt von zwei seiner Männer zu ihnen herab. „Wie es aussieht seid ihr in Schwierigkeiten.“, stellte er nüchtern fest und sein Blick fiel auf den bewusstlosen Mike. „Wie geht es ihm? Ich hätte nie gedacht, dass sie so verantwortungslos sind und ihr Schiff über die medizinische Versorgung ihres Crewmitglieds stellen, Herr Trautman.“ Singh funkelte ihn böse an: „Sie wissen genau, dass das nicht unser Problem ist. Was haben Sie ihm angetan?“ Winterfeld sah ihn verwirrt an und wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Ben kam ihm zuvor. „Jetzt haben Sie die Nautilus wieder und ihr Versuchskaninchen, aber wissen Sie was, ihr tolles Experiment hat uns gerade das Schiff geschrottet.“ „Wovon zum Teufel redet er?“, fragte Winterfeld sichtlich irritiert und blickte nacheinander von Ben zu Singh. Trautman sah den Kapitän der Leopold weiter misstrauisch an, doch sein Bauchgefühl sagte ihm, das dessen Verwirrung echt war. „Wie auch immer.“, schüttelte Winterfeld den Kopf. „Ich schlage vor sie bringen Mike auf die Leopold. Dort kann ich eine bessere medizinische Versorgung garantieren.“ „Sie meinen, weiter damit machen, wobei Sie unterbrochen wurden, während Sie die Nautilus an sich reißen?“, fragte Serena spitz und Winterfeld sah sie lange durchdringend an. „Zu dem ersten Teil kann ich dir sagen, dass ich wirklich nicht weiß von du redest, junge Dame; und zu zweitens kann ich euch alle beruhigen. Ich habe kein Interesse an der Nautilus – zumindest nicht mehr.“ Er wandte sich direkt an Trautman: „Ich bitte Sie und Mr. Singh mich mit Mike zu begleiten. Es gibt da etwas was ich Ihnen gerne zeigen würde.“ Schließlich willigten sie ein. Winterfeld hielt sein Wort; er postierte keine Soldaten auf der Nautilus und auch nahm man sie diesmal nicht in Gefangenschaft. Aber er hatte nicht das Gefühl eine große Wahl zu haben. Auf der Krankenstation der Leopold herrschte geschäftiges Treiben sowie sie diese betraten. Der Arzt, den Singh bereits bei seinem letzten Besuch hier gesehen hatte, wies ihn an Mike auf eines der freien Betten zu legen. Er gehorchte widerwillig und wollte auffahren als man ihn mit Nachdruck vom Bett wegschob, doch Trautman berührte ihn am Unterarm und schüttelte den Kopf. So ließ er die Schwestern und Ärzte gewähren, während er genau beobachtete was sie taten. Der Arzt nahm eine kleine Lampe und leuchtete Mike damit in die Augen, während eine Schwester seinen Puls tastete und danach den Blutdruck maß. Dann nahm er ein Stethoskop und begann Mike abzuhören, als er dessen Hemd weiter öffnete um die Stichwunde zu versorgen stockte er. „Das gibt’s doch nicht.“, rief er verwundert aus und winkte Winterfeld zu sich heran. Dieser wirkte nicht weniger verwundert und Trautmans erste Vermutung, dass Winterfeld etwas mit Mikes Zustand zu tun hatte sank. „Das ist unglaublich.“, murmelte Winterfeld. „Geht es ihm gut?“, hakte Singh nach. Der Arzt nickte: „Er ist vollkommen stabil und sollte bald aufwachen. Ich würde nur noch Blut abnehmen für weitere Tests.“ Bei dem Wort Test verdunkelten sich Singhs Gesichtszüge: Winterfeld hob beschwichtigend die Hände und wies sie an ihm in den hinteren Teil der Krankenstation zu folgen. Hier sah es eher aus wie in einem Labor. Eine Reihe von Mikroskopen und anderen Geräten standen da, sowie einige Glasplättchen und Röhrchen. Er ging weiter bis zu einem Tisch ganz hinten, kramte dann drei Objektträger hervor und legte das erste unter ein Mikroskop. „Kommen sie her. Sehen Sie sich das an.“, wies er Trautman und Singh an. „Was ist das?“, fragte Trautman und trat langsam an den Tisch heran. „Eine Blutprobe.“, entgegnete Winterfeld. Trautman hob eine Augenbraue, als würde er am Verstand des Mannes ihm gegenüber zweifeln. Winterfeld forderte ihn ein zweites Mal auf sich die Probe anzusehen. Seufzend zuckte Trautman mit den Achseln und sah durch das Mikroskop, danach tat es ihm Singh gleich. „Und?“, fragte Trautman dann schließlich, er verstand nicht was das alles sollte. „Ganz normale Zellen, nicht wahr?“, meinte Winterfeld, griff nach dem Glas und legte das nächste ein. Wieder forderte er Singh und Trautman auf es sich anzusehen. „Ich erkenne da keinen Unterschied.“, sagte Singh, nachdem er es einige Minuten studiert hatte und Winterfeld nickte lächelnd. „Ja, ich weiß. Das ist auch noch nicht das, was ich Ihnen zeigen wollte.“, erklärte er. „Diese Probe war von mir, die davor von meinem Bordarzt persönlich, aber das eigentlich Interessante kommt jetzt.“ Er nahm das dritte Glas und legte es vorsichtig unter das Mikroskop, als würde er alles Gold der Welt darauflegen. „Dies ist eine Probe von Mikes Blut. Schauen Sie es sich an.“ Trautman sah durch und stutzte dann kurz, bevor er aufblickte. „Die Probe scheint kaputt zu sein.“, sagte er dann zögernd, während Singh einen Blick durch das Mikroskop warf und ebenfalls verwundert wirkte. „Das dachten wir auch erst.“, schüttelte Winterfeld schließlich den Kopf. „Aber mit der Probe ist alles in Ordnung.“ Nun war es an Trautman den Kopf zu schütteln. „Das kann nicht sein. Die Zellen unterscheiden sich komplett von den beiden anderen Proben.“ Winterfeld schien sich nun nur so vor Aufregung zu überschlagen und nickte heftig. „Das ist richtig. Wir könnten es auch mit Ihrem oder Mr. Singhs Blut vergleichen und es würde dem nicht gleichen.“ Er deutete auf die Probe. „Diese Zellen werden Sie bei keinem Menschen oder Tier auf der Welt finden.“ „Was wollen Sie damit sagen?“, entfuhr es Singh, wurde jedoch von Winterfeld ignoriert, der sich stattdessen wieder an Trautman wandte. „Was genau wissen Sie über Mikes Vater – über Nemo?“ Trautman runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf. „Nun, er sprach nicht viel über sich, aber ich weiß das er aus einer indischen Königsfamilie stammte. Wie soll das Mike helfen?“ Trautman deutete auf das Mikroskop: „Meinen Sie es ist eine Krankheit?“ Ein Krachen und Scheppern aus dem vorderen Teil der Krankenstation ließ sie alarmiert herumfahren. Singh und Trautman sahen sich böses ahnend an, während Winterfeld verwirrt wirkte. Mit großen Schritten verließen sie das Labor und fanden die Krankenstation in heillosem Chaos vor. „Was zum…“, entfuhr es Winterfeld. Mike war aufgewacht und hatte sich mit vor Schrecken geweiteten Augen bis zu Kopfende des Bettes geschoben. Der Arzt stand vor ihm und redete auf ihn ein, auf dem Boden lag ein metallenes Tablett mit Spritzen und Medikamenten. Mike musste es ihm aus der Hand geschlagen haben. „Was ist hier los?“, rief Winterfeld seinem Arzt zu. Dieser wirkte äußerst aufgebracht und verdutzt aufgrund des Verhaltens seines Patienten. Aufgeregt kam er seinem Kapitän entgegen. „Er ist völlig durchgedreht, Kapitän.“, rief er bestürzt. „Der Junge hat hohes Fieber, da wollte ich ihm gerade ein Medikament verabreichen, als er aufwachte und komplett…“ Er kam nicht weiter, denn ein unheimliches Knistern schien sich im Raum auszubreiten. Es war kein Geräusch das sie hören konnten, eher ein Gefühl das sie wahrnahmen sodass sich ihnen schier die Nackenhaare aufstellten. „Oh mein Gott.“, entfuhr es Trautman als er Mike ansah. Dieser saß noch immer am Kopfende mit geweiteten Augen, am ganzen Körper zitternd und hielt sich den Kopf. Trautman war sich sicher das es in jeder Sekunde wieder zu einem Ausbruch wie auf der Nautilus kommen würde. „Mike! Hör auf!“, rief er, doch dieser schien ihn gar nicht wahrzunehmen. „Was passiert hier?“, fragte Winterfeld und sah sich nervös um als zahlreiche Scheiben und Glasfläschen geradeso klirrten, aufgrund der Energie die im Raum herrschte. „Ich weiß es nicht.“, schrie Trautman zurück. „Aber genau so hat Mike vorhin die gesamte Nautilus lahm gelegt und es wird schlimmer.“ Ein stetiges Flirren schien um Mike zu herrschen, es krachte und splitterte im Raum, die Situation würde jederzeit eskalieren. „Mike.“, rief Singh sanft, hob die Hände und näherte sich ihm vorsichtig. Trautman sog scharf die Luft ein und erinnerte sich wie es Ben vorhin erging, als er Mike von der Steuerkonsole zerren wollte. Vor seinem geistigen Auge, sah er den Inder schon durch die Luft segeln und gegen die Wand prallen. „Mike. Ich bin es.“, redete Singh weiter und bewegte sich geradezu in Zeitlupe weiter. „Du brauchst keine Angst haben. Es ist alles gut.“ In Mikes Blick schien sich der Nebel zu verziehen und Singh schien der erste zu sein, den er erkannte. Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Bleib stehen, Singh. Komm nicht her. Ich will dir nicht weh tun.“ Singh lächelte besänftigend, er war fast bei ihm. Nur noch wenige Meter und nichts würde ihn davon abhalten Mike in seine Arme zu schließen. „Ich weiß das du mir nichts tust.“, sagte er selbstsicher, überwand die letzten Schritte und zog Mike in eine feste Umarmung. Zuerst spürte er wie Mikes Körper sich versteifte, er merkte deutlich die Energie die ihn durchlief und die Hitze die das Fieber ausstrahlte, doch dann wich alles von ihm und das Knistern erlosch. Mikes Körper lehnte so schwer gegen seinen, dass er schon dachte er sei wieder bewusstlos, doch er hörte ihn etwas flüstern. „Schon gut.“, redete Singh weiter. „Es wird dir keiner was tun. Ich passe auf. Wir finden raus was los ist und dann wird alles gut.“ Er war erstaunt wie souverän er klang, denn er hatte mehr Angst, als er es Mike zeigen wollte. Mike flüsterte ihm immer noch etwas zu und erst als Singhs innere Anspannung wich, wurde er stutzig. Es waren Zahlen die er ihm zuraunte. Immer die gleichen und in derselben Reihenfolge. „Ich verstehe nicht…“, sagte er verwirrt und er schämte sich für den Gedanken, aber er hatte die Befürchtung das Mike den Verstand verlor. Suchend sah er sich um und notierte sich die Zahlenreihe auf einem Stück Papier. Mittlerweile hatte Mike sich soweit beruhigt, dass er sich zurück auf das Bett legen konnte und der Arzt ihm Medikamente verabreichte. Es war totenstill auf der Krankenstation, selbst der Arzt näherte sich seinem Patienten nur zögerlich und warf Singh immer wieder einen nervösen Blick zu. Es war schließlich Winterfeld der die Stille durchbrach. „Vielleicht ist es besser, wenn er ein Beruhigungsmittel bekommt, zumindest bis wir wissen wie wir ihm helfen können.“ Trautman nickte zögerlich. Eigentlich widerstrebte es ihm, Mike unter Drogen setzten zu lassen, doch die Alternative sah für alle nicht gut aus. Singh sah Mike in die Augen und sah neue Angst aufflammen, beruhigend drückte er seine Hand und versicherte ihm bei ihm zu bleiben. Das Medikament wirkte rasch und Mike hatte bereits Probleme die Augen offen zu halten, doch seine Lippen bewegten sich weiter und wehrten sich noch gegen den Schlaf. „Bring mich da hin.“, flüsterte Mike nah an Singhs Ohr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)