Nemos Vermächtnis von MarySueLosthername (Eine "Operation Nautilus" FanFiction) ================================================================================ Kapitel 8: Teil 7 ----------------- Mike erwachte weit vor der Frühstückszeit und fand das Bett neben sich leer. Hatte er das alles nur geträumt? Er blickte an sich herunter und stellte fest, dass er nackt war und lächelte. Doch kein Traum. Fröstelnd zog er die Decke enger um sich und ließ den Blick aufmerksam durch den Raum schweifen. Leise konnte er die Dusche rauschen hören und überlegte kurz ob er sich dazugesellen sollte, entschied sich dann aber für die Wärme seines Bettes. Nach wenigen Minuten kam Singh nur mit einem Handtuch bekleidet heraus. „Guten Morgen.“, sagte er sanft und beugte sich für einen Kuss nach vorne. „Habe ich dich geweckt?“ Mike schüttelte den Kopf. „Ich muss leider schon los.“, fuhr Singh fort und sammelte seine Kleidung ein. „Trautman hat mich für die erste Wache am Ruder eingeteilt.“ „Er versucht wirklich uns das Leben schwer zu machen.“, spottete Mike und gähnte herzhaft. Singh lächelte. „Wir sehen uns nachher beim Frühstück.“, sagte der Inder, dann deutete er auf Mikes Narbe. „Und danach müssen wir das mit ihm besprechen.“ Mike kuschelte sich in sein Kissen zurück. „Gut, dass das noch ein paar Stunden hin ist.“, nuschelte er müde. Als Mike den Salon betrat, war der Tisch schon gedeckt und der Geruch nach frischem Tee schlug ihm entgegen und erinnerte ihn wie hungrig er war. Er setzte sich neben Singh, lächelte und langte dann ordentlich zu. Die anderen sahen ihm erstaunt entgegen. „Es scheint dir besser zu gehen.“, sagte Trautman. „Wie geht es den Wunden? Schmerzen sie sehr?“ Mike warf einen nervösen Blick zu Singh und dieser nickte kaum merklich. „Darüber wollte ich nachher mit ihnen sprechen.“, meinte Mike und sein Herz klopfte bis zum Hals. Trautman sah ihn fragend an, nickte dann aber nur. Es war Mike immer noch nicht ganz wohl dabei, aber Singh hatte schon recht, es war wichtig das Trautman darüber Bescheid wusste. Doch diese Erkenntnis half ihm nicht sich zu beruhigen; im Gegenteil sein Herz schlug immer wilder in seiner Brust und es erfüllte auf einmal eine unglaubliche Unruhe den Raum. Mike starrte in seine Teetasse, der Kopf begann ihm zu schmerzen. Warum waren die anderen so laut? Warum redeten sie alle durcheinander? Wer sollte denn da etwas verstehen? Ihre Stimmen waren so laut und sie redeten ohne Unterlass, dass sie sich verbanden wie ein reißender Strom – es hämmerte nur so in seinem Kopf. Seine Hände zitterten und dieser Krach machte ihn langsam wütend. „Was soll das?“, rief er laut aus und krachte seine Tasse auf den Unterteller? Die anderen sahen ihn betroffen an. „Jetzt ist er komplett irre.“, hörte er Bens Stimme. „Was hat er nur?“, vernahm er die Stimme Trautmans. „Er sieht blass aus.“, hörte er Serena. Mike Hand verkrampfte sich um die Tasse, er spürte kaum wie sie zerbrach und sich heiße Flüssigkeit über sie lief und sich scharfe Splitter in die Haut bohrten. Er konnte die Stimmen nach wie vor hören, doch als er in die Gesichter seiner Freunde blickte, erkannte er, dass sich ihre Lippen nicht bewegten. „Was hast du?“, fragte jetzt Singh – er hatte wirklich gesprochen – während Mike ruckartig von seinem Stuhl aufsprang und ihn umwarf. Mike zitterte am ganzen Körper. Er hob die zittrigen Finger zu seinen Ohren und wich so weit er konnte von den anderen zurück. Doch es wurde einfach nicht leiser in seinem Kopf und sein Rücken hatte bereits das große Aussichtsfenster erreicht. „Hört auf.“, rief er dagegen an. „Ihr seid so laut.“ Ben, Chris, Serena und Juan saßen entgeistert auf ihren Plätzen, während Trautman und Singh ihm langsam entgegenkamen. Mike hockte sich auf den Boden, Tränen traten in seine Augen und er verbarg den Kopf mit seinen Armen, als könne er sich so von den Stimmen abschotten. „Ihr redet alle so durcheinander. Hört auf damit!“ Trautman und Singh sahen sich an. Niemand hatte in diesem Moment etwas gesagt. „Doch.“, sagte Mike. „Ihr schreit euch alle die ganze Zeit an.“ Die Verwunderung zwischen den beiden Männern wuchs, keiner hatte den Gedanken ausgesprochen, aber Trautman reagierte trotzdem. „Serena, Ben, Chris, Juan – verlasst sofort den Salon und geht auf das unterste Deck bis zu Frachtraum eins.“ Er hoffte das die Entfernung ausreichen würde, aber mehr gab die Nautilus nicht her. Die angesprochenen reagierten zunächst nicht, erst als er eine nachdrückliche Handbewegung machte, stand Serena auf und nahm die anderen mit sich. Trautman und Singh warteten ein paar Minuten und versuchten krampfhaft an nichts zu denken. Der reißende Strom in Mikes Kopf ebbte langsam ab und wurde zu einem leichten Rauschen am Rande seines Bewusstseins. Nur noch die Stimmen von Singh und Trautman konnte er hören, doch diese waren auch leiser. Das Zittern ließ langsam nach und seine Atmung entspannte sich wieder. „Ist es besser so?“, fragte Trautman; Mike hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Es war ihm als lege Trautmans Gefühl- und Gedankenwelt offen vor ihm wie ein aufgeschlagenes Buch, in dem er einfach lesen konnte. Verlegen senkte er den Blick, als ihm klar wurde was er gerade tat. Die heimlichsten Gedanken, Gefühle und Erinnerungen Trautmans gingen ihn nichts an und auch wenn Mike nichts dafür konnte, tat ihm der Blick in dessen Seele leid. So mied er es lieber, einem von beiden in die Augen zu sehen. Verspätet reagierte er auf Trautmans Frage und nickte. „Wir haben alle nichts gesagt, dass heißt du… du hast unsere Gedanken gehört.“, stellte Trautman fest. „Wie kann das sein?“ Mike schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Es fing plötzlich einfach an und ich habe keine Kontrolle darüber.“ Er fing einen Gedanken von Singh auf und nickte. „Das ist nicht das Einzige, Trautman.“, sagte Singh und griff nach Mikes verletzter Hand. Ein Splitter des Porzellans steckte noch darin, er zog ihn heraus und der Schnitt, sowie die Verbrühung, begannen zu verheilen. Trautman sog scharf die Luft ein. „Das ist ebenfalls mit der Wunde am Bauch und mit Astaroths Krallenverletzung passiert.“, erzählte Mike und hob dann verwundert den Kopf. Es war still. Er sah nacheinander Singh und Trautman an. Nichts. Erleichtert atmete er aus. „Es ist vorbei.“, erklärte er den beiden. Nachdem Trautman die anderen aus ihrer Verbannung aus dem Frachtraum zurückgerufen hatte, saßen sie alle in der gemütlichen Sitzgruppe und Mike erzählte von den Vorkommnissen der letzten Tage. Trautman hatte ihn angehalten jedes noch so unbedeutend erscheinende Detail zu erzählen. So berichtete er von seinem beinahe luziden Schlaf, den Alpträumen – die ihn quälten –, dem Gefühl als würden Nadeln ihn stechen und schließlich der Wunderheilung seiner Verletzungen. „Und du kannst zurzeit nicht unsere Gedanken lesen?“, hakte Juan vorsichtig nach und wirkte erleichtert, als Mike den Kopf schüttelte. „Es muss etwas mit der Leopold zutun haben.“, mutmaßte Serena. „Danach begann das ja alles und du hast erzählt, dass du dich an Injektionen erinnerst.“ Mike sah zweifelnd in die Runde. Klar erinnerte er sich an Spritzen und dergleichen, aber er wurde ja auch nach der Stichverletzung operiert und seine Alpträume konnten einfach das Resultat eines Traumas sein. Das erklärte jedoch nicht seine plötzlich auftretenden Fähigkeiten. „Oder es ist einfach so, wie ich es schon damals im Internat vermutete. Unser Mike hier, ist einfach ein Freak.“, stichelte Ben böse grinsend, fuhr jedoch fast im gleichen Moment schreiend auf, als einige Bücher aus dem Regal neben ihm fielen. „Du warst das!“, fuhr Ben auf. „Du kannst es also doch kontrollieren!“ „Nein, kann ich nicht!“, fauchte Mike seinerseits Ben an und stand ihm böse funkelnd entgegen. „Hört auf damit!“, beschwichtigte Trautman sie. „Ihr benehmt euch wie kleine Kinder. Serena hat recht. Ich denke auch, dass etwas auf der Leopold passiert sein muss und uns Winterfeld eine Erklärung schuldet.“ „Dann wenden sie doch und fragen sie ihn.“, sagte Ben spitz und seine Mimik gefror, als er in Trautmans Gesicht sah. „Genau das haben sie vor, oder?“ Trautman sah etwas hilflos aus. „Ich weiß nicht welche Möglichkeiten wir sonst haben und welches Ausmaß Mikes Zustand noch annehmen wird. Wir müssen herausfinden was sie getan haben und von hier aus geht das nicht“ Bei dem Gedanken, dass irgendwelche seltsamen Experimente mit ihm auf der Leopold durchgeführt wurden, schauderte es Mike. Hilfesuchend blickte er zu Singh, auf dessen Stirn sich deutlich die Sorge abzeichnete, die er um Mike hatte. Er erkannte aber auch Zorn und befürchtete das Singh Winterfeld den Hals umdrehen würde, sobald er in Reichweite war. Sie diskutierten noch eine Weile weiter, aber Mike folgte dem Gespräch nicht mehr wirklich, er hatte das Gefühl das bald nichts mehr so sein sollte wie es einmal war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)