Nemos Vermächtnis von MarySueLosthername (Eine "Operation Nautilus" FanFiction) ================================================================================ Kapitel 3: Teil 3 ----------------- Wenig später wurde Singh von seinen Wachen wieder zurück in sein Quartier gebracht. Doch diesmal war er hier nicht alleine mit Trautman. Kapitän Winterfeld hatte den anderen erlaubt sich hier mit ihnen zu treffen, sodass Trautman und er sich davon überzeugen konnten, dass es Serena, Ben, Christ und Juan gut ging. So saßen sie seit einigen Stunden zusammen und lauschten Singhs Bericht über Mikes Zustand. Serena atmete erleichtert aus. „Siehst du Serena, ich habe dir ja gesagt das Mike stark ist!“, sagte Chris aufmunternd und auch in den Gesichtern der anderen machte sich Erleichterung breit. Nur Ben wirkte unbeeindruckt. „Okay.“, warf er ein. „Jetzt wo wir eine Sorge weniger haben, sollten wir überlegen, wie wir von hier verschwinden!“ „Wie kannst du nur so herzlos sein?“, fuhr Serena herum und funkelte Ben wütend an, es schien ihm nicht im Geringsten zu berühren, dass Mike fast gestorben wäre. Anscheinend waren ihre Gedanken klar von ihrem Gesicht abzulesen. „Wenn unser idiotischer Freund nicht versucht hätte den Helden zu spielen, hätte es gar nichts gegeben worüber wir uns hätten Sorgen machen müssen. Abgesehen davon, wie wir die Nautilus zurückbekommen.“ „Du scheinst vergessen zu haben, dass ohne Mike Trautman jetzt tot wäre!“, warf nun auch der vierzehn jährige Chris ein. Doch bevor die drei sich noch mehr in einen Streit vertieften, hob Trautman beschwichtigen eine Hand. „Hört auf ihr drei!“ Er rieb sich müde die Augen bevor er weitersprach. „Ben hat recht, aber wir können nichts tun solange wir alle todmüde sind und Mike noch zu geschwächt. Es war ein langer anstrengender Tag für uns alle. Deswegen schlage ich vor, dass wir uns nun alle zu Ruhe begeben.“ Drei Tage vergingen, in den Mike nicht mehr tun konnte als einfach im Bett zu liegen. Seine Wunde pochte wie wild und sobald er sich aufsetzte ergriff ihn ein heftiger Schwindel. An aufstehen und laufen war nicht zu denken, daher sah man ihn nicht groß als Bedrohung an. Winterfeld hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht eine Wache bei ihm zu postieren. Er würde so oder so nicht aufstehen und fliehen können. Aber nur das sein Körper geschwächt war, hieß nicht das er untätig war. Sein Geist war hellwach und er versuchte sich alles was um ihn geschah einzuprägen. Wann war der Arzt da oder anderes Personal? Was sagten sie? Und gab es relevantes zur Situation seiner Freunde? Die Uhr an der Wand gegen über schlug drei Uhr Nachmittag. Das hieß der Doktor würde gleich kommen, er würde Schmerzmittel bekommen und dann sollte er versuchen aufzustehen, um nach und nach seine Kräfte zurück zu bekommen. Etwa zwei Stunden danach würde Kapitän Winterfeld ihn aufsuchen. Der Arzt verabreichte ihm die Spritze und nach kurzer Zeit verflüchtigten sich Mikes Schmerzen. Nachdem sich der Doktor noch einmal nach seinem Befinden erkundigt hatte, half er Mike sich an die Bettkante zu setzen. Nach wenigen Sekunden stöhnte Mike auf und sankt gequält zusammen, die Augen geschlossen und er spürte wie er wieder in das Bett gelegt wurde. Jemand schlug ihn sanft auf die Wange und er kam wieder zu sich. Als er die Augen aufschlug machte Mike ein gequältes Gesicht und die Reaktion die er sich erhofft hatte trat ein. „Keine Sorge, Junge. Beim nächsten Mal wird es besser.“, sagte der Arzt und verließ ihn dann. Als Mike alleine war lächelte er zufrieden. Sehr gut, man hatte ihm seinen Schwächeanfall also abgekauft. Weiter Stunden vergingen und auch Kapitän Winterfelds Besuch geschah wie erwartet. Nun war er wieder alleine auf der Krankenstation. Angespannt wartend behielt er die Zeiger der Uhr im Blick und das Ticken wirkte geradezu hypnotisierend. Bald war es so weit und jeder Muskel in ihm fing an sich zu spannen. Tick Tack Noch ein paar Minuten. Die Wachen, die seine Freunde bewachten, standen kurz vor der Wachablösung und waren mittlerweile sicher todmüde. Jetzt oder nie, dachte er sich und schlug die Decke beiseite. Vorsichtig schwang er die Beine aus dem Bett und blieb kurz an der Bettkante sitzen. Ihm schwindelte. Ganz so gespielt war sein Schwächeanfall heute nicht gewesen, doch er musste sich zusammenreißen. Wackelig berührten seine nackten Füße den kalten Metallboden und mit weichen Knien setzte er einen Schritt vor den anderen. Er war diesen Moment in den vergangenen drei Tagen und den letzten Stunden immer und immer wieder durchgegangen, doch jetzt stand er etwas ziellos im Raum und die Unmöglichkeit seines Vorhabens kam ihm in den Sinn. Aber Aufgeben? Vielleicht würden sich so schnell keine Gelegenheit mehr zur Flucht ermöglichen. Seine Finger hielten sich verkrampft am Bett fest, so das seine Knöchel weiß hervortraten. Wieder überkamen ihm Zweifel ob er es wagen sollte seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber würde er eine zweite Change bekommen sich und die anderen zu retten? Es musste jetzt sein. Auf keinen Fall durfte die Nautilus in Winterfelds Händen bleiben. In seinen Händen war das fantastische Schiff eine schreckliche Kriegsmaschine und das durfte nicht sein. Mike biss die Zähne zusammen und setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen. Und er hatte sogar das Gefühl, dass es ihm mit jedem Schritt leichter fiel. Zufrieden lächelte er als er sein Ziel erreichte. Mit zitternden Händen öffnete er den Medikamentenschrank und entnahm hastig einige Spritzen und Ampullen. In Ermangelung von anderen Waffen und da er dafür sowieso zu schwach gewesen, wäre musste es so gehen. Er öffnete die Flasche mit dem stärksten Beruhigungsmittel das er finden konnte und befüllte die Spritzen damit. Vor Anstrengung zitterten seine Finger so stark, dass er sich stark darauf konzentrieren musste sich nicht selbst zu stechen. Wäre er nicht so angespannt gewesen, hätte er über diesen Gedanken gelacht. Zufrieden lächelte er grimmig und setzte seinen Weg fort. An der Tür zum Gang lehnte er sich für ein paar Minuten gegen das kalte Metall, seinen Atem beruhigend horchte er nach draußen. Alles schien ruhig zu sein und vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt breit. Der Gang lag dunkel und still vor ihm. Tief Luft holend trat er durch die Tür, seine improvisierten Waffen fest in der Hand haltend. Der Komplex in dem seine Freunde gefangen gehalten wurden befand sich zwei Decks unter diesem. Er musste es also nur unbeschadet zum Ende des Gangs schaffen und die Treppe erreichen, machte er sich Mut. Vorsichtig schlich er weiter. Der Boden unter seinen nackten Füßen war kalt und vibrierte leicht. Wenn er sich nicht ganz irrte musste sich am Ende des Gangs eine T-Kreuzung befinden, wenn er den linken Gang folgte musste er dann zur Treppe gelangen. Er hatte sein Ziel fast erreicht als er plötzlich gedämpfte Stimmen vernahm. Jemand bewegte sich auf ihn zu! Die Luft anhalten drückte er sich in die dunkelste Ecke die er finden konnte. Das Blut pulsierte in seinen Ohren und er glaubte das man ihn so hören müsste, jede Sekunde würde man ihn entdecken so laut wie sein Herz gegen seine Brust schlug. Er konnte den Mann nun fast genau sehen, wenn dieser jetzt den Kopf drehte war alles vorbei. Und doch schien das Glück auf Mikes Seite, als der Mann den Gang vor Mike abbog. Erleichtert atmete er aus und stellte erst jetzt fest, dass er die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Zweifel überkam ihn. Es war verrückt was er vor hatte. Aber es gab keinen Weg zurück. Nicht jetzt. Entschlossen drückte er die Tür zum Treppenaufgang auf und zwängte sich hindurch. Die folgenden Stufen überwand er ereignislos und schlüpfte auf den Gang in dem sich die Quartiere seiner Freunde befanden. Nur ein paar Meter vor ihm zweigte der Gang ab. Ruhig atmend presste er sich gegen die Wand und schaute vorsichtig um die Ecke. Zwei Wachen konnte er ausmachen. Das musste er schaffen, dachte er sich. Und außerdem hatte er auch nicht mehr viel Zeit. Jetzt also, oder nie. Das Beste wäre, wenn es eine Möglichkeit gebe die beiden zu trennen. Aber wie nur? Verzweiflung machte sich in ihm breit. Ihm wurde klar wie dämlich sein Plan war, doch bevor er sich weiter mit solchen Gedanken herunterzog, schreckten ihn Stimmen aus seinen Gedanken. „Hey“, sagte einer der beiden zu seinem Kollegen. „Kannst du eben für fünft Minuten meine Wache mit übernehmen?“ Sein Gegenüber, ein noch sehr junger Soldat, sah ihn erschrocken an. „Aber wir haben strikte Anweisungen.“, erwiderte er unsicher und sah seinen Kollegen mit großen Augen an. Dieser quittierte dessen erschrockenen Ausdruck mit einem breiten Grinsen. „Ich habe nicht vor mir wegen strikten Anweisungen in die Hose zu machen. Sei nicht so ein Schisser! Ich will doch nur mal eben aufs Klo. Und die da“, er zeigte auf die Tür hinter sich, „sind hinter Zentimeter dicken Stahl eingeschlossen“ Mike konnte sein Glück nicht fassen. Er wartete noch ein paar Sekunden und schlich auf Zehenspitzen vorwärts, die Spritze fest umklammert. Die Wunde schmerzte mit jedem Schritt mehr, doch er ignorierte das stetige ziehen in seinem Bauch. Es gab jetzt kein Weg zurück. Mit aller Kraft die er aufbringen konnte, legte er dem Mann den Arm um den Hals und stach zu. Der junge Soldat brachte ein erschrockenes Keuchen zustanden und brach dann zusammen. Mit zitternden Fingern nahm Mike ihm die Schlüssel vom Gürtel und rannte zur ersten Tür. Seine Hände bebten derartig vor Anstrengung und Nervosität, dass er zwei Anläufe brauchte, bis das Schloss schließlich aufsprang und er die Tür aufstieß. „Mike!“ Seinen Augen nicht trauend, sprang Singh vom Bett auf und rannte seinem Herrn entgegen. „Was zum ...“, murmelte Trautman. Mike keuchte erschöpft und musste sich an Singh abstützen. „Wir haben keine Zeit.“, sagte er schwach. „Die zweite Wache wird jeden Moment zurückkommen. Wo sind die Anderen?“ Nun erwachte auch Trautman aus seiner Erstarrung. Ohne auf eine Erwiderung zu warten, nahm er Mike die Schlüssel ab und öffnete die beiden gegenüberliegenden Türen. Die erstaunten Ausrufe der anderen würgte er sofort ab und als sie auf den Gang traten war ihnen sofort klar, was sich hier abspielte. Ben blickte auf den bewusstlosen Soldaten und die Spritze und schließlich wanderte sein Blick zu Mike, aus dessen Gesicht jede Farbe gewichen war. „Ich wusste schon immer das er verrückt ist.“, sagte er mit spöttischem Ton in dem auch etwas Bewunderung mitschwang. „Ben!“, ermahnte ihn Trautman. „Dafür ist jetzt keine Zeit!“ „Da lang! Los!“, stieß Singh mit Nachdruck aus und lief los. Mike, der von Singh gestützt wurde, stieß ein schmerzhaftes Keuchen aus. Als er den besorgten Gesichtsausdruck des Inders sah, lächelte er gequält. „Es geht mit gut, Singh. Alles was jetzt zählt ist die Nautilus.“ Auch wenn keiner so richtig daran glauben wollte, erreichten sie unbeschadet das Deck. Es war nur noch ein Katzensprung bis zum Heck, an dem die Nautilus immer noch vertäut lag. „Na toll.“, flüsterte Juan säuerlich nachdem er hinter ihrem Versteck hervorgeschaut hatte. „Vier Soldaten bewachen die Nautilus. Wir brauchen einen Plan wie wir sie ablenken.“ Ben schnaubte verächtlich und deutete auf Mike. „Vielleicht hat unser Genie hier noch einen Geistesblitz.“ „Er versucht jedenfalls uns hier raus zu bringen und er hat Trautman gerettet!“, entfuhr es Chris und Serena durchbohrte Ben mit bösen Blicken. „Es reicht jetzt!“, ermahnte Trautman. „Ich habe einen Plan.“, sagte Singh ruhig. „Es wird reichen um die Wachen für eine Weile von der Nautilus abzulenken. Ihr wertet hier warten bis ihr das Signal seht und wenn es so weit ist, dann lauft so schnell ihr könnt zur Nautilus. Wartet nicht auf mich! Ich werde nachkommen.“ Ein ungutes Gefühl breitete sich in Mike aus. Was wenn Singh es nicht rechtzeitig zu ihnen schaffte? Man musste ihm seine Sorge deutlich ansehen können, denn Singh warf ihm ein aufbauendes Lächeln zu. „Vertrau mir.“, sagte er und wandte sich zum gehen um. „Hey. Moment.“, hielt Juan ihn auf. „Was ist das Zeichen?“ Singh grinste. „Wenn ihr es seht, wisst ihr es schon.“ Für Mike verging eine gefühlte Ewigkeit, seine Wunde pochte immer stärker und er hatte teilweise sogar Probleme wach zu bleiben. Die Hände zu Fäusten geballte, kämpfte er gegen die aufkommende Schwäche an. Ablenkung war etwas was er jetzt nicht zulassen konnte. Und doch drifteten seine Gedanken immer wieder zu Singh ab. Er machte sich große Sorgen um ihn. Wenn dem Inder jetzt etwas passierte, dann wäre das alleine seine Schuld. Bevor er weiter in seine Gedankenwelt abgleiten konnte, riss eine plötzliche Unruhe ihn in das hier und jetzt zurück. Er blickte in die überraschten Gesichter der anderen und dann zum Himmel, der jetzt von einem rötlichen Schein bedeckt war. „Das muss wohl das Zeichen sein, von dem Singh gesprochen hat.“, sprach Ben aus, was sie alle dachten. „Feuer an Bord!“, zerriss eine schrille Stimme die Ruhe an Deck. Mike blickte hinter den Aufbauten vor und erkannte dicken, schwarzen Qualm im hinteren Teil des Kriegsschiffes und gleichzeitig zogen die vielen Kisten die da standen seine Aufmerksamkeit auf sich. „Munition.“, murmelte er und dann erwachte er aus seiner Starre. Mit einem Satz war er auf den Beinen und rannte gerade auf die Nautilus zu. Er spürte die anderen dicht hinter ihm, den Blick starr nach vorn. Die Wachen würden einige Zeit brauchen um den Brand zu löschen, trotzdem gab es keine Zeit zum vergeuden. Fast zeitgleich erreichten sie die Reling Juan kletterte zuerst über die Leiter auf das Deck der Nautilus. Gefolgt von Serena, Chris und Ben. „Los!“, wies Trautman ihn an. Doch Mike schüttelte den Kopf. „Was ist mit Singh?“ „Er kommt nach, wie er es gesagt hat! Und jetzt geh da runter!“ Mike wollte gerade widersprechen, als ein Schatten aus dem wabernden Qualm hervortrat. „Was macht ihr hier noch?“, fuhr Singh sie an. Für Mike war es als würde jemand eine tonnenschwere Last von seinen Schultern nehmen. „Singh!“, entfuhr es ihm erleichtert. Doch der Inder beachtete ihn nicht weiter, sondern schob ihn in Richtung der Leiter. Dicht gefolgt von Trautman erklomm er den Weg nach unten. Er und Trautman hatten gerade den Turm des Unterseeboots erreicht und die wenigen Stufen bis zur Eingangsluke hinter sich gelassen, als am Rand der Reling Soldaten mit geladenen Waffen auftauchten. Singh hatte den Abstieg erst zur Hälfte hinter sich gebracht, jedoch erkannte er sofort die Gefahr, stieß sich von der Leiter ab und sprang. Mike konnte gerade noch sehen wie er sich mit einer geschmeidigen Bewegung abrollte und im Zickzack auf sie zu gerannt kam, dann hörte er die Schüsse. Trautman schob in durch die Luke und brachte ihn damit in Sicherheit. Er fühlte sich wie erstarrt, das zittern unter seinen Füßen – welches die starken Maschinen der Nautilus verursachten – nahm er kaum wahr. Trautman fuhr herum und hämmerte auf die Gegensprechanlage. „Juan, Ben! Macht alles bereit zum Tauchen!“ Mike lehnte sich gegen die Wand, er zitterte und alles schien vor seinen Augen zu verschwimmen. Hinter einen verschleierten Vorhang sah er, wie Singh durch die Luke stieg und sie mit einer kraftvollen Bewegung schloss. Ihm war als stünde er in einem Tunnel. Jedes Geräusch schien weit weg von ihm zu sein. Selbst das rauschen des Blutes in seinen Ohren konnte nicht von ihm stammen. Am Rande seines Bewusstseins nahm er die Härte des Bodens unter ihm wahr, sowie die Gesichter von Trautman und Singh über ihm, dann umschloss ihn die wohltuende Schwärze. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)