Nemos Vermächtnis von MarySueLosthername (Eine "Operation Nautilus" FanFiction) ================================================================================ Kapitel 2: Teil 2 ----------------- Die Trage war nicht einmal Sekunden im Bauch des Schiffes verschwunden, da sprang Singh auf, ergriff Winterfeld am Kragen und drückte ihn unbarmherzig gegen die Wand. „Dafür werden sie bezahlen! Das schwöre ich!“, zischte er und in seinen sonst so sanften Augen glitzerte es mordlustig. Von der haushohen Überlegenheit Winterfelds war in diesem Moment nichts mehr zu sehen. Seine Augen sahen geweitet auf Singhs blutige Hände die gerade seine Uniform beschmutzten. „Das habe ich nicht gewollt! Glauben sie mir! Der Verantwortliche wird hart dafür bestraft werden!“ Einer der Soldaten machte einen Schritt auf Singh zu, doch Winterfeld rief ihn zurück. „Auf diesem Schiff gibt es die besten Ärzte die sie nur finden können. Mike ist in guten Händen. Das verspreche ich Ihnen.“ Singh lockerte den Griff, denn er hatte aufgrund der Übermacht von Winterfelds Soldaten nicht den Hauch einer Chance, und Winterfeld gewann seine Fassung zurück. „Sie sind Gäste auf meinem Schiff und werden bekommen was Sie brauchen. Ich lasse sie zu zweit in Quartieren unterbringen. Freien Zugang zum Schiff kann ich Ihnen jedoch nicht gewähren.“ Damit gab er seinen Leuten einen Wink und sie wurden abgeführt. Singh lief unruhig in der engen Kabine auf und ab und warf der massiven Tür einen vernichtenden Blick zu. Er konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, aber es mussten wohl schon einige Stunden sein. Stunden, in denen er dazu verdammt war hier tatenlos zu stehen, während er nicht wusste was mit Mike war. Wenn er denn noch lebte. Nein! Singh verbot sich einen solchen Gedanken. Es war einfach ein Desaster, sie hatten die Nautilus verloren, die mehr für sie war als einfach nur ein Stück hochentwickelte Technologie, sondern ihr Zuhause und zu allem dem würden sie vielleicht auch noch Mike verlieren. Sie hatten in den letzten Jahren viele Abenteuer auf dem fantastischen Schiff, das Mikes Erbe war, erlebt, doch noch nie waren sie in eine so unglaublich ausweglose Situation gekommen. Und er, der von Kapitän Nemo selbst die Aufgabe bekommen hatte, für Mikes Sicherheit zu sorgen, hatte versagt. Wieder einmal. Trautman der in den vergangenen Stunden schweigend auf einem der beiden gegenüberliegenden Betten gesessen hatte seufzte. „Singh, bitte setz dich.“, sagte der Steuermann der Nautilus erschöpft. „Du musst versuchen dich zu beruhigen.“ Trautman sah seinem langjährigen Freund in die Augen und was er da sah erschreckte ihn. Er kannte Singh schon sehr lange, sie lernten sich kennen als dieser noch fast ein Kind war und zusammen mit seinem Vater unter Nemo diente, doch nun erkannte er ihn fast nicht wieder. Der sonst so unerschütterliche Inder, der für sie alle so etwas wie ein Ruhepol war, wirkte aufgewühlt und gehetzt wie ein verwundetes Tier. Sie hatten zusammen schon viele schlimme Situationen überstanden und immer bewies Singh Nerven aus Stahl, auch wenn es sich anfühlte als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Dass Singh nun offen seine Angst und Verzweiflung zeigte, ließ Trautman noch beklommener zurück. Singh stockte und fuhr dann auf dem Absatz herum. „Mich beruhigen?“, entfuhr es ihm. Doch bevor er noch weiter reden konnte schnitt Trautman ihm das Wort ab. „Ja, Singh.“ Er hatte nicht damit gerechnet, aber der Inder ließ sich nun tatsächlich auf das andere Bett sinken und seufzte resignierend. „Wie soll ich mich denn beruhigen?“, sagte er müde und sein Tonfall machte deutlich, dass es eine Frage war, auf die er keine Antwort erwartete. „Wir alle sind sehr besorgt und haben Angst.“, begann Trautman erneut. „Doch was meinst du wie es Mike hilft, wenn du die Beherrschung verlierst und erschossen wirst?“ Vollkommen erschöpft vergrub Singh das Gesicht in den Händen. Ja, Trautman hatte recht, aber das machte es nicht einfacher. Er spürte in diesem Moment Trautmans fragenden Blick auf ihm, aber es war ihm egal. „Was ist los mit dir, Singh?“, vernahm er die Stimme des Steuermanns. „Du bist so verändert in letzter Zeit.“ „Es ist nichts.“, erwiderte er. Trautmans Blick machte deutlich, dass er ihm nicht glaubte, doch bevor er zu einer entsprechenden Erwiderung ansetzen konnte ging die Tür auf und Winterfeld trat ein. „Meine Herren.“, begrüßte er sie knapp und musterte sie einen nach dem anderen, wobei sein Blick länger an Singhs Gesicht hängen blieb, als würde er befürchten, dass der Inder ihm jederzeit an die Kehle gehen würde. Nun sprang Trautman auf und machte einen Schritt in Richtung des Kapitäns. „Wie geht es Mike?“, fragte er, wobei er ein Zittern in seiner Stimme nicht unterdrücken konnte. Winterfeld sah ihn ernst an. „Deswegen bin ich hier.“, sagte er, als er sah wie Trautman zusammen zuckte hellte sich seine Mine auf. „Keine Sorge, Kapitän Trautman, es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Meine Ärzte mussten ihn zwei Stunden lang operieren, doch er wird es schaffen.“ Die Erleichterung stand Trautman schier in das Gesicht geschrieben und Singh war es als würde ihm ein Brocken vom Herzen fallen. „Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich für diesen Vorfall entschuldigen und Ihnen versichern, dass es mir fern liegt das jemand von Ihnen verletzt wird. Und ich verstehe Ihre Verärgerung, das gilt vor allem für Mister Singh.“ Er machte eine kurze Pause und wandte sich dann direkt an Singh. „Mir ist wichtig, dass Sie wissen das ich Ihnen in keiner Weise nachtragend bin, ich bitte Sie daher mich zu begleiten und sich persönlich von Mikes Wohlergehen zu überzeugen.“ Wortlos erhob sich der Inder und Winterfeld warf ihm einen letzten warnenden Blick zu. „Keine weiteren Zwischenfälle, verstanden?“ Singh nickte. Zwar hätte er sich nach wie vor nur zu gerne an Winterfeld abreagiert, aber Trautman hatte Recht, tot nütze er Mike nichts. Mike war sich sicher, dass er sich in der Hölle befinden musste. Ja, er war gestorben und was immer er im Leben falsch gemacht hatte, danach kam die Hölle. Das konnte die einzige Erklärung dafür sein wie er sich fühlte. Sein Körper war unglaublich schwer und nur einen Finger zu bewegen kostete ihn mehr Kraft als er hatte. Es war ihm nicht möglich die Augen zu öffnen, doch hinter seinen geschlossenen Lidern flackerte es schmerzhaft rot. Und dann diese Luft die er atmete. So heiß und metallisch, dass sie nicht für Menschen gemacht sein konnte. Doch etwas daran war vertraut. Er kannte den Geruch. Öl, dachte er und ein Teil seines Bewusstseins begann zu erwachen und damit fingen auch seine restlichen Sinne wieder an zu arbeiten. Entfernt konnte er leise Stimmen hören, aber er war nicht im Stande zu verstehen was sie sagten. Er fühlte ein permanentes Stechen im rechten Arm und etwas Warmes das seine linke Hand umschloss. Etwas strich immer wieder über sein Gesicht und im Gegensatz zu dieser Hölle hinterließ es keinen Schmerz. Seine Augenlider flatterten und er kämpfte darum sich von der Trägheit zu befreien und seine Augen zu öffnen. Ein gequältes Stöhnen entwich ihm und seine Stimme klang so fremd in seinen Ohren. „Mike.“ Jemand sagte seinen Namen, das erste Wort das er klar und deutlich verstand und er kannte die Stimme, aber sein Verstand weigerte sich noch alles zusammen zu fügen. Jemand streichelte ihm wieder über sein Gesicht und er hörte wieder seinen Namen. „Singh...“, hauchte er, die Augen immer noch geschlossen. Seine Lider waren einfach zu schwer, doch wusste ganz genau wer bei ihm war. „Das ist... die Hölle.“, murmelte Mike gequält und schaffte es nun doch die Augen einen Spalt weit zu öffnen. Singhs Gesicht verschwamm zunächst immer wieder, dann wurde es besser. Der Inder lächelte erleichtert. „Ja.“, sagte er. „So könnte man es nennen, aber du bist am Leben.“ Mike drehte den Kopf schwach auf die rechte Seite, sah an seinem Arm herunter und fand die Ursache für das Stechen das er fühlte. In seiner Armbeuge befand sich eine Nadel und langsam folgten seine Augen der Leitung, die von dieser zu einer gläsernen Infusionsflasche führte. Er lag unter einer weißen warmen Decke, die bis zu seinem Kinn hochgezogen war, darunter war sein Oberkörper nackt und etwas schnürte sich eng um seinen Bauch. Sein Blick wanderte über die graue Decke des Raumes zurück auf seine linke Seite und suchte seine andere Hand. Er lächelte, das Warme welches er vernommen hatte war Singhs Hand. „Wo bin ich?“ „Immer noch an Bord der Leopold, auf der Krankenstation. Weißt du noch was passiert ist?“ Singh sprach leise und Mikes Kopf war ihm dankbar dafür. „Ja, es tut weh!“ „Das wundert mich gar nicht!“, sagte eine Stimmer hinter Singh, die Mike nicht kannte. Sie gehörte zu einem älteren Mann in einem weißen Kittel. „Ich habe ganze zwei Stunden damit verbracht dich wieder zusammen zu flicken. Du hattest verdammtes Glück!“, fuhr der Arzt fort, damit trat er an Mike linke Seite und hob eine Spritze die er in der Hand trug. Als er Mike fragenden Blick und Singhs misstrauisches Funkeln sah, fuhr er fort: „Ein Schmerzmittel. Ich bin Arzt, schon vergessen?“ Er verabreichte das Medikament in die Infusion und nach kurzer Zeit wich der Schmerz einem dumpfen Gefühl. Nachdem der Arzt damit fertig war Mikes Puls zu messen, musterte er dessen bleiches Gesicht aufmerksam. „Wird es besser?“, fragte er, Mike nickte müde. „Es wird noch eine Weile dauern bis du wieder zu Kräften kommst, du hast eine Menge Blut verloren.“ Damit ging der Arzt wieder und ließ ihn und Singh alleine. Mike drehte wieder den Kopf zu dem Inder und blickte ihn einige Sekunden stumm an. „Trautman? Geht es ihm gut?“ Eine Sekunde starrte Singh Mike ungläubig an, dann huschte ein leichtes Lächeln über seine Lippen. „Ja, er ist wohlauf, so wie wir alle, aber du wärst fast gestorben. Weist du was ich für eine schreckliche Angst um dich hatte?“ Mike spürte wie sich die Hand des Inders fester um seine schloss. „Es tut mir leid.“, flüsterte Mike. Singh drehte sich kurzerhand auf seinem Stuhl um und ließ den Blick aufmerksam durch den Raum gleiten. Zufrieden stellte er fest, dass sie beide alleine waren, beugte sich über Mike und strich ihm zunächst sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Schlaf jetzt.“, sagte er und senkte seine Lippen auf die Mikes. Es vergingen keine drei Sekunden und sein Herr war wieder in einen tiefen, doch diesmal ruhigen, Schlaf gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)