A Merry Little Christmas von -Red-Karasu ================================================================================ Kapitel 2: And hearts will be glowing ------------------------------------- 02. And hearts will be glowing Je mehr sie darüber nachgedacht hatte, desto sicherer war Ataru sich gewesen, dass es richtig war, ihrer spontanen Idee zu folgen und so zumindest zu versuchen den Tag ein Stück weit zu retten. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen saß sie jetzt an Die gelehnt im Taxi und sah durch das Seitenfenster nach draußen, während im Radio irgendein Weihnachts-Popsong vor sich hin dudelte. Auch wenn dieses Weihnachtsfest nicht so begonnen hatte, wie eigentlich geplant, sie war fest entschlossen, dass es eines sein würde, das ihnen lange in Erinnerung blieb – selbst wenn sie es nicht so verbringen konnten, wie erhofft. Aber sie waren gemeinsam einfach zu weit gekommen, um sich davon die Laune langfristig verderben zu lassen. Die anfängliche Situation ihrer Beziehung war nicht einfach gewesen, aber mittlerweile, da war sie sich sicher, hegte keiner von ihnen noch irgendwelche Zweifel daran, dass sie unwiderruflich zusammengehörten. Als hätte er ihre Gedanken gespürt, drückte Die in dem Moment sacht ihre ineinander verschränkten Finger und küsste sie am Kunstpelzkragen seines Mantels vorbei auf die Schläfe. „Wenn wir nachher wieder zu Hause sind, müssen wir uns noch den Rest der Baumdeko vornehmen“, murmelte er. Dass Toshiya die Idee gehabt hatte, ihre Geschenke typisch amerikanisch darunter zu drapieren und dann am Morgen des Fünfundzwanzigsten gemeinsam zu öffnen, ließ er unausgesprochen, aber ihr selbst war der Gedanke vorhin auch schon gekommen. Eigentlich hatten sie ihren Weihnachtsbaum auch gemeinsam schmücken wollen, aber offensichtlich musste man nehmen, was man kriegen konnte. „Das schaffen wir doch problemlos noch“, meinte sie deswegen, zog dann die Nase kraus. Wenn sie heute eines hatten, dann schließlich Zeit. „Zumindest, wenn wir Mochi weiter irgendwo einsperren, bis der Baum katzensicher ist… Sonst haben wir morgen nur noch Chaos und Scherben im Wohnzimmer, schätze ich.“ „Höchstens.“ Ein kleines Grinsen zupfte an Dies Mundwinkeln, das zu einem ehrlichen und vorfreudigen Lächeln wurde, als das Taxi am Straßenrand hielt. Ataru bezahlte den Fahrer rasch für seine Dienste und verabschiedete sich, während ihr Freund schon ausgestiegen war und ihr die Tür aufhielt. Für einen Moment sah sie an dem Gebäude, vor dem sie standen, nach oben, bevor sie sich umstandslos bei Die unterhakte. Als sie losgingen, warf sie ihm einen kleinen Seitenblick zu, biss sich dann auf die Unterlippe, um ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, statt wie ein Teenager anzufangen zu kichern. Einfach, weil ihr gerade wieder einmal bewusst wurde, was für ein Glück sie eigentlich hatte, die beiden gefunden zu haben. Davon, dem Portier ein strahlendes Lächeln zuzuwerfen, das dieser freundlich aber ein wenig verwundert erwiderte, konnte sie sich dennoch nicht abhalten, während sich ein aufgeregtes Kribbeln in ihrem Körper ausbreitete. Einfach, weil sie sich auf die gemeinsame Zeit zu dritt freute. Erst als sie im Fahrstuhl den Knopf für die richtige Etage gedrückt hatte, sah sie wieder zu Die, der sie anscheinend seinerseits beobachtet hatte. Er erwiderte ihren Blick mit einer nach oben gezogenen Augenbraue, bevor er einen Arm um sie legte und sie sacht an sich zog. „Wenn du mich fragst, sind Toshiya und ich die, die Glück haben, dass du es mit uns aushältst“, sagte er leise. „Und ich sowieso.“ Statt einer Antwort oder der Frage danach, wann er eigentlich das Gedankenlesen gelernt hatte, streckte sie sich zunächst nur ein wenig und hauchte einen Kuss auf seine Wange, um – zumindest vorerst – keine Lippenstiftspuren auf seiner Haut zu hinterlassen. „Ich glaube, es sollte einfach so sein, dass wir uns finden.“ Das war zumindest die bisher einzige Art und Weise, auf die sie selbst sich das Ganze erklären konnte. „Dann hab ich in meinem letzten Leben definitiv irgendwas richtig gemacht, würde ich sagen.“ „Das sagst du jetzt noch.“ Sie zwinkerte Die kurz zu, trat dann in den Flur, den sie mittlerweile erreicht hatten, verschränkte in der gleichen Bewegung ihre Hände wieder miteinander. „Dann lass uns unser besseres Drittel mal überraschen.“ Sie konnte Dies leises Lachen hören, als dieser nur demonstrativ die kleine Papiertüte in die Höhe hielt, in der sich die Torte befand, sich dann nur allzu willig von ihr den Flur entlangziehen ließ. Bei ihrer früheren Unterhaltung hatte sie es sich nicht ganz so sehr anmerken lassen wollen, wie sehr sie Toshiya vermisste, aber jetzt gerade konnte sie es kaum erwarten, ihren langjährigen Partner endlich zu sehen. Selbst, wenn sie noch heute Morgen zusammen aufgewacht waren. Vor der Tür, hinter der sich das Büro des anderes verbarg, hielt sie für einen Moment inne, klopfte dann deutlich hörbar an. Erst passierte nichts und sie konnte beinahe bildlich vor sich sehen, wie der Ältere hinter seinem Schreibtisch die Augen verdrehte, bevor ein undeutliches, aber dafür umso genervter klingendes Murren ertönte, das man nur mit sehr viel Fantasie als „herein“ verstehen konnte. „Typisch“, murmelte Die mit einem Amüsement in der Stimme, das sie grinsen ließ, stieß dann ohne weiteres Zögern die Bürotür auf und betrat den Raum mit einem gut gelaunten „Begrüßt man so seine persönlichen Weihnachtselfen, Hara?“. Ataru folgte ihm gerade noch schnell genug, um sehen zu können, wie sich Toshiyas Gesichtsausdruck von tiefem Unmut zu nicht minder ausgeprägtem Unglauben wandelte. Vorsichtig schloss sie die Bürotür hinter sich, schenkte dem Schwarzhaarigen ein warmes Lächeln, während sie damit begann ihren Mantel aufzuknöpfen. „Was macht ihr denn hier?“, wollte ihr Geliebter verblüfft wissen, schien endlich aus seiner kurzzeitigen Starre erwacht zu sein. In einer fast schon fahrigen Bewegung setzte er seine Brille ab und rieb sich einmal über die Augen, als könnte er nicht wirklich glauben, dass sie hier waren. „Aus unerfindlichen Gründen haben wir deine Gesellschaft vermisst“, antwortete Die, schien sich seine Neckereien wie so oft nicht verkneifen zu können, selbst wenn sie alle wussten, dass seine Worte die Wahrheit waren. Ataru sah zu, wie er den Abstand zu Toshiyas Schreibtisch überbrückte, nur um dann über diesen hinweg nach dem schwarzen Hoodie seines Freundes zu greifen. Spielerisch zog er den anderen Mann daran zu sich und gab ihm einen liebevollen Begrüßungskuss. Das leise „hey“, das er gegen Toshiyas Lippen murmelte, ließ Ataru ebenso lächeln wie der Anblick der beiden zusammen. Denn egal wie oft sie die zwei so betrachten konnte, satt sehen würde sie sich an diesem Anblick vermutlich nie. Dafür war das Bild, das sie abgaben einfach zu wundervoll. Während Toshiya sich noch einen weiteren Kuss stahl, bevor er etwas Abstand zwischen sich und den anderen brachte, ging sie ebenfalls zu ihnen hinüber, ergriff nur zu gern die Hand, die der Schwarzhaarige jetzt nach ihr ausstreckte. „Gut zu wissen, dass ihr es nicht mal mehr einen Tag ohne mich aushaltet.“ „Als hätte das je infrage gestanden.“ Mit einem wie so oft beinahe katzenhaften Lächeln sah Toshiya sie auf diese Aussage hin an und wie jedes Mal, wenn er das tat, konnte sie nicht anders, als ein bisschen zu schmelzen. Und allein deswegen ließ sie nur zu gern zu, dass er sie noch vollends an sich zog und ebenfalls mit einem Kuss begrüßte. Vermutlich würde sie nie die richtigen Worte finden für das, was sie fühlte, aber egal wie sehr sie sowohl Die, als auch Toshiya liebte – wirklich perfekt und vollständig fühlte sie sich nur, wenn sie mit beiden zusammen war und sie dieses Gefühl zu dritt teilen konnten, ohne sich dafür schlecht fühlen zu müssen. Wenn sie einfach nur in ihrer eigenen kleinen Welt waren, in der nichts wichtig war, außer die Gefühle, die sie teilten und ihre Nähe zueinander. Für einen kleinen Moment genoss sie noch die Wärme von Toshiyas Lippen an ihren eigenen, bevor sie sich wieder von ihm löste, ihm in einer fast schon automatischen Geste einige dunkle Strähnen aus der Stirn strich. „Wir haben dir was mitgebracht.“ „Geschenke?“ „Als ob du welche verdient hättest.“ Die grinste – was der Jüngere nur mit einer herausgestreckten Zunge konterte, weil die beiden wohl nie wirklich erwachsen sein würden – stellte dann aber vorsichtig die Tüte mit der Torte auf dem Schreibtisch ab. „Aber dafür ein bisschen Pausenverpflegung.“ „Ihr seid meine Rettung, ganz ehrlich.“ Die Erleichterung war deutlich in Toshiyas Stimme zu hören. Mit einem leisen Seufzen ließ er sich wieder in seinen Stuhl sinken und erst jetzt, konnte man ihm seine Erschöpfung wirklich ansehen. Und auch der von Unterlagen und Entwürfen übersäte Schreibtisch sprach dafür, dass dieser kurzfristige Büroeinsatz alles andere als einfach war. „Genau deswegen sind wir ja hier“, bestätigte Ataru, während Die sich nun auch endlich daran machte, sich aus seinem Mantel zu schälen. „Hast du hier irgendwo Teller?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)