Ängste von Cuddlytoy (und deren Bekämpfung) ================================================================================ Kapitel 18: Entscheidungen -------------------------- Genüsslich streckte sich die Dunkelhaarige in den Laken. Naruto war bereits in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, hatte irgendetwas mit der Arbeit zu erledigen. So liebevoll wie er sich die letzten Wochen um sie gekümmert hatte, wollte sie ihm unbedingt etwas zurück geben, ihm zeigen, wie dankbar dass sie war. Schnell schlüpfte sie ins Bad um eine ausgiebige Dusche zu nehmen. Mit jedem Tag merkte sie mehr, wie ihr Körper entspannte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sich selbst immer mehr kennen zu lernen. Die Schmerzen waren fast gänzlich verschwunden, was ein Hochgefühl in ihr hervorrief. Ein Hochgefühl, welches sie immer wieder versuchte zurück zu drängen. Noch hatte sie keine Antwort, noch konnte alles nur ein Trug sein. Wirkliche Hoffnung wollte sie sich nicht machen. Nicht wenn der Fall danach umso schlimmer sein könne, sollten die Antworten nicht die Erhofften sein. Trotz allem genoss sie das warme Wasser auf ihrer Haut. Normalerweise duschte sie immer mit dem Gefühl des Beschmutz seins, nicht mit dieser Art von Hochgefühl. Glücklich summend, es war niemand anwesend außer Holly oben im Gästezimmer, fing sie an in der Küche zu hantieren. „Raina? Vorschläge?“, fragte der Blonde mit geschlossenen Augen. Er wollte das Grinsen gerade nicht wirklich sehen. „Da musst du alleine durch Boss.“ Gut, er konnte es zwar nicht sehen, aber deutlich hören. Grummelnd öffnete er seine blauen Augen und stierte die Rothaarige missmutig an. „Du warst auch schon mal eine größere Hilfe.“ „Man tut was man kann“, erwiderte sie nur keck und marschierte vor zum Wagen. Noch immer etwas beleidigt folgte er der Frau und suchte nebenbei ein nobles Restaurant heraus. Zum Essen ausführen könnte er sie auf jeden Fall, damit machte er garantiert nichts falsch. Noch während der Fahrt zurück zu seinem Anwesen reservierte er einen Tisch für sie beide. Leicht grinsend beschloss er, dieses Mal seine Bewacher ohne Essen davon kommen zu lassen. So als kleine Rache an der verweigerten Hilfestellung. Als er jedoch kurz vor Mittag das Haus betrat entgleisten ihm fast die Gesichtszüge. Schnell warf er Raina einen warnenden Blick zu, ehe er sich auf den Weg zur Küche begab. Der Geruch gebratenen Fleisches stieg ihm bereits in die Nase. „Hey.“, machte er auf sich aufmerksam, als er die Küche betrat und die Dunkelhaarige am Herd stehen sah. „Hey.“ Leicht lächelnd warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu, ehe sie sich wieder den Pfannen widmete. Kurz verarbeitete er erst noch das ungewohnte Bild, ehe er hinter sie trat und einen Arm um ihren Bauch schlang. „Was tust du da?“, wollte er neugierig wissen. „Ich k-koche.“ Als er die leichte Unsicherheit hörte, zog er sie noch ein kleines Stück enger an sich und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf den Hinterkopf. „Das sehe ich. Aber das ist auch das erste Mal. Woher kommt das auf einmal?“, wollte er grinsend wissen. Wohl kalkulierend, dass sie diese Aussage in Verlegenheit stürzen würde. „Mir g-geht es w-wieder gut, d-da w-wollte i-ich… s-soll i-ich es l-lassen?“ Ok, so verunsichern wollte er sie jetzt auch nicht. „Nein nein, alles gut. Mir gefällt das Bild.“ Gut, das tat es wirklich, auch wenn er jetzt seine Pläne wieder über den Haufen werfen musste. „Hab ich noch Zeit mich umzuziehen?“ „E-etwa zehn M-Minuten brauche i-ich noch.“ Schüchtern blickte sie über die Schulter um ihn ansehen zu können und wurde prompt mit einem Kuss belohnt. „Bin gleich wieder da.“ Grummelnd stand er im Schlafzimmer. Alibihalber hatte er sich tatsächlich umgezogen, nebenbei auch gleich die Reservierung wieder abgesagt. Er brauchte einen neuen Plan. Vielleicht abends? Er könnte es da noch einmal probieren und sie ausführen. Das Mittagessen verlief wirklich entspannt, auch wenn es Naruto etwas störte, dass sowohl Raina, als auch Holly mit ihnen am Tisch saßen. Vor allem erstere warf ihm immer wieder grinsend einen verstohlenen Blick zu. Das konnte er gerade gar nicht gebrauchen. Allerdings stimmte Hinata ihn kurz darauf wieder friedlich, in dem sie zusammen mit ihm auf der Couch kuschelte. „Hast du Lust später etwas spazieren zu gehen?“ Ihm war gerade ein neuer Einfall gekommen. Im stillen schimpfte er sich eh schon die ganze Zeit, dass er sich so lange keine Gedanken um das ‚Wie‘ gemacht hatte. „Jetzt wo es dir wieder etwas besser geht, könnten wir ein wenig raus?“ „G-Gern.“ Sie wirkte leicht abwesend als sie zustimmte, was ihn doch verwunderte. Nachfragen wollte er dieses Mal jedoch auch nicht. Zum einen war er zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, zum anderen sollte sie auch endlich einmal selbst mir ihren Problemen und Gedanken zu ihm kommen. Liebevoll lächelte er sie an und strich ihr kurz über den Arm, wollte ihr etwas mehr Mut machen, ehe er sich wieder dem Fernseher zuwandte. Mit Jacken bewaffnet und festen Schuhwerk führte er die Dunkelhaarige wenig später von seinem Grundstück weg auf einen Waldweg. Das Ziel wusste er ganz genau. Ein kleiner See, auf dem eigentlich immer Schwäne zu sehen waren. Dahin wollte er mit ihr. Ein Stück Natur, keine Beobachter. Selbst Raina hatte er dieses Mal zurück gelassen. Was gäbe er dafür, Cara statt ihrer hier zu haben. Aber nein, die Blondine musste sich genau diesen Zeitraum aussuchen um ihr, von ihm auferlegtes, Verhaltenstraining zu absolvieren. Seine Finger fest mit denen der jungen Frau neben sich verschränkt, schlenderten sie die Waldwege entlang. Es war ein gutes Stück zu gehen, fast über eine Stunde brauchte man von seinem Haus bis zum See. Im Kopf sich bereits die richtigen Worte zurecht legend bemerkte er kaum, wie die Dunkelhaarige immer langsamer wurde. Erst ein Zug an seinem Arm brachte ihn zurück ins Hier. „Hinata?“, fragte er verwundert. „N-Naruto. K-können wir a-allmählich zurück?“, fragte sie vorsichtig an. Verwundert und enttäuscht erwiderte er ihren Blick. Erst da viel ihm auf, wie erschöpft die junge Frau bereits war. „Entschuldige, war wohl etwas zu weit. Aber nur noch ein Stück und wir wären am Ziel.“, meinte er vorsichtig. Irgendwie wiederstrebte es ihm, auch diesen Plan nicht ausführen zu können. „W-Wir müssen a-auch noch z-zurück. I-Ich kann k-kaum noch.“, schuldbewusst ließ sie die Schultern hängen. Der Blonde hingegen schimpfte sich selbst für seine Dummheit. Natürlich, sie war wochenlang kaum draußen, die letzten Zwei hatte sie fast gänzlich im Bett verbracht. Kein Wunder also, das ihre Kondition nachgelassen hatte. Wahrscheinlich war diese auch nie die Beste gewesen. „Dann lass uns umdrehen.“, meinte er schweren Herzens, versuchte jedoch seine Enttäuschung vor ihr zu verbergen. „Soll ich dich tragen?“ „N-Nein. A-Aber etwas l-langsamer b-bitte.“, nuschelte sie beschämt. Tatsächlich hielt sie tapfer durch und lehnte vehement das Angebot des getragen Werdens ab. Jedoch hatte dies auch zur Folge, dass sie total erschöpft zu Hause ankam. Beinahe sofort ließ sie sich auf die Couch fallen und schloss die Augen. Etwas unsicher betrachtete er seine Freundin, ehe er sich neben ihr nieder ließ. „Erhol dich etwas.“, meinte er führsorglich und legte sich ihren Kopf auf den Schoß. Seufzend ließ sie es geschehen und kuschelte sich etwas an ihn. „Magst du später noch Essen gehen?“, erkundigte er sich nach einiger Zeit bei ihr. Als keine Antwort kam, warf er einen prüfenden Blick in ihr Gesicht, nur um festzustellen, dass die junge Frau tatsächlich eingeschlafen war. Soviel dazu. Trotzdem konnte er nicht anders als zu lächeln. Vorsichtig, um sie ja nicht zu wecken, angelte er nach einer Decke und breitete sie über die junge Frau. Grübelnd überlegte er, wie er es denn jetzt machen könnte. Zweimal der Versuch Essen zu gehen, ein unglücklicher Spaziergang. Die Bilanz sah nicht gut für ihn aus. Jedoch könnte er sie morgen Früh mit einem selbstgemachten Frühstück wecken. Ja, das war eine gute Idee. Da konnte sie ihm nicht weglaufen, es waren keine anderen Menschen anwesend. Schlicht Perfekt. Zwar etwas mager für seine Verhältnisse, aber in der Not wurde man ja bekanntlich erfinderisch. Nachdem die junge Frau auch zwei Stunden später noch keine Anstalten machte aufzuwachen, trug er sie kurzerhand nach oben ins Bett. Sollte sie sich lieber gut ausruhen und erholen. Er nahm sich auf jeden Fall vor, genauer auf ihre Kondition zu achten. Eine weitere Stunde später, in der er sich den Großteil der Zeit von Raina hatte auslachen lassen müssen, krabbelte er schließlich zu der Dunkelhaarigen ins Bett und zog sie sanft an sich. Ihre Alpträume waren zwar durchaus besser geworden, aber er merkte es jedes Mal. Wenn er nicht neben ihr lag, kamen sie deutlich heftiger und vor allem eigentlich immer. Kein Wunder, bei dem was sie hatte durchleben müssen, aber es zerrte immer wieder an seinen Nerven, weshalb er sie nur ungerne alleine irgendwo schlafen ließ. Noch lange zerbrach er sich den Kopf, fand keinen Schlaf, da seine Gedanken wild kreisten. Erst viel zu spät glitt auch er schließlich in tiefen, in seinem Fall traumlosen, Schlaf. Müde blinzelte er gegen die Sonnenstrahlen an, die ihn im Gesicht kitzelten. Grummelnd wollte er sich nochmal umdrehen, ehe ihm sein Vorsatz vom Vortag wieder einfiel. Genau, Frühstück ans Bett für seine kleine Freundin. – Moment… Sonne? Verwirrt öffnete er die Augen und blinzelte den Schlaf aus ihnen. Die Vorhänge waren geöffnet, die Rollos oben. Er hätte schwören können, er hatte gestern alles geschlossen? Verwirrt blickte er neben sich, sah nur eine leere Betthälfte. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Hatte sie wieder eine Panikattacke? Oder hatte sie wieder Schmerzen? Er hätte schwören können, dass es ihr seit der Operation von Tag zu Tag besser ging. ‚Scheiße‘. Gerade als er aus dem Bett steigen wollte, öffnete sich die Tür. Verwirrt blinzelte er in diese Richtung, nur um Hinata im Nachthemd, mit einem Tablett bewaffnet stehen zu sehen. „M-Morgen. I-Ich hab Frühstück g-gemacht.“, meinte sie vorsichtig lächelnd. Im ersten Moment wusste er nicht ob er lachen oder weinen sollte. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Egal welche Idee ihm kam, sie boykottierte sie alle. Böse konnte er ihr allerdings auch nicht wirklich sein, dafür sah sie, vor allem jetzt, einfach viel zu lieb und unschuldig aus. „Dir auch einen guten Morgen.“, lächelte er ihr leicht verschlafen entgegen. Gott sei Dank musste er sich zu diesem Lächeln nicht zwingen, sie hätte es wohl sofort bemerkt. „Was verschafft mir denn die Ehre, dass du mich so verwöhnst? Gestern ein Mittagessen, heute ein Frühstück?“ Verlegen mit den Schultern zuckend kam sie zu ihm und stellte das Tablett ab, ehe sie wieder ins Bett kroch. Ein wenig wunderte er sich jedoch schon, normalerweise war er immer der erste der wach wurde. „Hast du schlecht geträumt? Oder wieso bist du schon wach?“, fragte er vorsichtig nach und zog sie in seine Arme. „E-Es ist sch-schon fast e-elf.“, nuschelte sie leise. Verdattert starrte er den Wecker an, um sich zu versichern, dass sie ihn nicht veralberte. Verdammt, er hatte wohl so lange wach gelegen und überlegt, dass er heute total verschlafen hatte. Gut, er konnte es jetzt schlecht über die Bühne bringen, wenn sie IHM ein Frühstück brachte. Das käme wirklich seltsam. Nichts desto trotz genoss er die Zeit mit ihr. Vor allem, da er sie so immer im Arm halten konnte. Das verschaffte ihm immer die Gewissheit, dass es ihr gut ging. Ja irgendwo hatte er wohl auch seinen Schaden aus der Vergangenheit gezogen. Aber so wie es jetzt war, war es mehr als gut. Allerdings stand er vor einem erneuten Problem. Mittagessen konnte er getrost ausschließen, dafür war es schon zu spät und das Frühstück glich auch mehr einem Brunch. Abendessen? Das hatte er bereits versucht. Als Notlösung könnte es aber noch einmal herhalten. Morgen mussten sie gleich Vormittag beim Arzt erscheinen, bis dahin wollte er es unbedingt erledigt haben. „I-Ich w-wollte später m-mit Raina i-in die S-Stadt. Ist d-das für d-dich okay?“, fragte sie vorsichtig in die Stille. Verwundert warf er ihr einen Blick zu. Sie sah etwas unsicher zu ihm auf. Gut, das war auch das erste Mal, dass sie von sich aus etwas ohne ihn machen wollte. Eigentlich befürwortete er dies, aber im Moment war ihm wirklich nach weinen zu Mute. Das war doch alles ein schlechter Scherz, eine Verschwörung gegen ihn! Im Fall von Raina konnte er sich das auch durchaus vorstellen… Wahrscheinlich ihre Art der Rache, dass er sie das letzte Mal gegen Berdine hatte kämpfen lassen. Etwas verspätet viel ihm auf, dass die Dunkelhaarige noch immer auf eine Antwort wartete und ihn mehr als unsicher ansah. Schnell hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn, um sie etwas zu beruhigen. „Aber sicher ist das okay. Macht euch einen schönen Tag. Du kannst mich jederzeit anrufen, falls es Probleme gibt, ja?“ Nein, es war nicht okay verdammt! Aber das konnte er ihr schlecht vermitteln, ohne seine Absichten preis zu geben, oder sie total zu verunsichern. Erleichtert nickte sie. „S-sie wollte m-mich in einer S-Stunde abholen. I-Ich w-wollte etwas A-Ablenkung f-für morgen.“ „Kauf kein Haus oder Auto, ansonsten kannst du dich austoben.“, meinte er schmunzelnd. Auf den verdutzen Blick von ihr konnte er nicht anders als anfangen zu lachen. „Autos und Häuser haben wir genügend.“, grinste er breit. Das Herz der Dunkelhaarigen ging bei seinen Worten wahrhaft auf. Nicht weil er davon so viel besaß, sondern weil er ‚wir‘ gesagt hatte. „Eric ich bring sie um!“, schrie er wenig später ins Handy. „Ich gehe davon aus, dass sie nicht die Hyuuga meinen Boss.“, erklang die monotone Stimme des Riesen. „Nein verdammt! Ich rede von Raina!“ „Nichts dagegen.“, erklang die gemurmelte Antwort. Dass dies nicht ganz ernst zu nehmen war, erklärte sich von selbst. Es war eher die unausgesprochene Frage nach dem warum. „Sie weiß genau was ich vor habe und klaut mir meine Freundin!“ „Da hat glaube ich Berdine ein Wort mitzureden. Du weißt wie schnell sie Eifersüchtig wird.“ „Eric, du bist ein Idiot.“, stöhnte er genervt ins Telefon. „Normalerweise rufst du nicht mich mit solchen Problemen an.“ „Ja ich weiß… Aber Raina ist das Problem, also kann ich sie nicht anrufen. Berdine lacht mich entweder aus oder macht einen Aufstand. Cara ist in diesem verdammten Kurs für Verhaltensweißen und Holly hat, solche Dinge betreffend, einfach keine Ahnung.“ „Deine Mutter?“ Die noch immer monotone Stimme rieb gewaltig an Narutos Nerven. Verdammt, Eric war wohl auch die falsche Wahl gewesen. „Die mischt sich nur total ein und will alles selbst Planen.“, grummelte er als Antwort. Nein, seine Mutter konnte er wirklich nicht um Hilfe fragen. „Dann benutz, wie jeder normale Mensch auch, das Internet als Hilfe.“ „Jeder normale Mensch frägt seine Freunde! Verdammt, Eric gib mir Ulrich!“ „Hey Boss.“, meldete sich kurz darauf der zweite der Riesen in der Leitung. „Ulrich! Ich brauch Hilfe! Ruf Raina mit einem Notfall zu dir, oder irgendetwas in der Art.“ „Wie?“ Er klang sichtlich verdutzt. „Bin ich echt nur von Idioten umgeben? Ich brauch meine Freundin! Jetzt! Und das ohne, dass sie verdacht schöpft.“ „Raina killt mich. Und das meine ich wie ich es sage. Sie hat uns schon vorgewarnt und gemeint, für Notfälle ist heute Erica zuständig. Sie hat einen freien Tag.“ „Na dank auch.“, meinte er Blonde noch sarkastisch, ehe er einfach auflegte. Wozu hatte man denn so viele Mitarbeiter und eigentlich Freunde, wenn sie ihn gerade jetzt hängen ließen. Wobei er es der Rothaarigen durchaus zutraute, die beiden etwas vorgewarnt zu haben. Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare. Er brauchte unbedingt einen Plan für heute Abend. Es musste einfach klappen. Im Stillen verfluchte er sich selbst, nicht schon eher die Initiative ergriffen zu haben. Klar, er hatte ein paar tolle Einfälle gehabt, jedoch wusste er nicht, wie Hinata auf diese reagieren würde. Eine Ballonfahrt hatte er zuerst im Kopf gehabt. Aber er selbst durfte keinen fahren, also musste ein Fremder mit an Bord. In tausend Meter Höhe in einem kleinen Korb, konnte er nur schwer einschätzen, wie sie das aufnahm. Deshalb hatte er diese bereits am Anfang wieder verworfen gehabt. Zwar hätte er noch einmal mit ihr Kanufahren können, aber er wollte etwas Neues bringen. Nicht alte Erinnerungen überdecken. Zumindest keine Schönen. Alles mit großen Menschenmengen war sowieso ausgeschieden. Eine Urlaubsreise konnten sie momentan nicht antreten. Auch hätte sie einer solchen wohl nicht zugestimmt. Er hatte auch, ganz kitschig, überlegt, ob er eine Katze besorgte und dieser sein Geschenk umhing. Da gab es nur ein Problem. Er wollte zwar schon länger wieder ein Tier im Haus haben, aber er war sich nicht sicher, wie die Dunkelhaarige dazu stand. Am Ende hatte sie noch eine Haarallergie oder dergleichen. Grummelnd beschäftigte er sich schließlich wirklich mit Tipps aus dem Internet. Nur um festzustellen, das alles entweder zu hoch gestochen war (er brauchte wirklich keinen Flashmob dafür), oder einfach nicht mehr umsetzbar war. Mehrfach hatte er angesetzt Raina zu schreiben, wann sie denn zurückkamen, nur um die Nachricht immer wieder zu löschen. Diese Blöße wollte er sich jetzt auch nicht wirklich geben. Tatsächlich war es bereits später Abend, als er endlich das erlösende Geräusch der Haustür vernahm. Sofort erhob er sich, um den beiden Frauen entgegen zu gehen. Er hörte noch leichtes Gelächter, als er in den Flur einbog und die beiden stehen sah. Augenblicklich verflog seine Wut auf Raina, als er das glückliche Lächeln seiner Freundin sah. Eben diese kam sofort auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn. Zog ihn ein Stück nach unten, um ihm einen kurzen Kuss zu stehlen. Der Größenunterschied machte das für sie immer etwas schwerer. „Ich dreh noch die übliche Runde ums Haus, gute Nacht euch beiden.“, meinte Raina lächelnd und verschwand auch sogleich. Wahrscheinlich um einer Rüge ihres Bosses zu entgehen. Mit zusammengekniffenen Augen blickte der Blonde ihr nach, ehe er sich mit einem Lächeln an die Dunkelhaarige wandte. „Na? Hattet ihr Spaß?“ „Ja, e-es war w-wirklich schön.“ Bei dem glücklichen Gesichtsausdruck konnte er nicht anders und mit ihr Lächeln. Jedoch unterbrach ein Gähnen von Seiten der jungen Frau all seine weiteren Gedanken. Leicht verzweifelt stellte er fest, dass es heute wohl auch nicht mehr glücken würde. „War es so anstrengend?“, wollte er trotzdem wissen. „Wir h-haben uns E-Bikes g-gemietet und s-sind damit durch d-die Gegend gefahren.“, berichtete sie sogleich. „W-Wir waren e-essen und R-Raina h-hat m-mir ein paar T-Tipps zur Selbstverteidigung g-gezeigt.“ „Da hattest du ja volles Programm.“ Kein Wunder, dass sie bereits so erschöpft war. Allerdings musste er Raina wohl für den letzten Punkt danken. Darauf hätte er auch getrost selber kommen können. Andererseits war er immer noch etwas wütend auf die Rothaarige, weshalb er ihr wohl keinen Dank aussprechen würde. Weitermachen durfte sie selbstverständlich damit. Wobei jeder Lehrer besser war als Cara… „Na komm, dann legen wir uns wohl besser hin, wenn du schon so müde bist.“ Als sie wenig später wieder gemeinsam unter der Decke lagen, war der Blonde schon nahe am Nervenzusammenbruch. Wie sollte er das jetzt vor dem Termin noch hinbekommen? Immerhin war dieser bereits um halb zehn Morgens. Trotz allem beruhigte ihn die Nähe zu der jungen Frau ungemein. Es war als hätte den ganzen Tag über ein Stück von ihm gefehlt. Was ihn nur noch mehr in seinem Entschluss bestätigte. Die Dunkelhaarige selbst war wohl so erschöpft von dem Tag, dass sie ohne große Probleme sofort einschlief. Ohne diese ganze Action den Tag über, würde sie sich jetzt wohl noch so viele Gedanken zu dem Ergebnis morgen machen. Schon seit der Wecker erklang war die junge Hyuuga ein einziges nervliches Wrack. Ihre morgendliche Hygiene hatte sie in einer fahrigen Art verbracht, die beinahe schon apathisch wirkte. Beim Frühstück selbst war es kaum besser, weshalb er sich nach wie vor zurück hielt und eher versuchte die junge Frau zu beruhigen. Die Autofahrt verlief nicht anders, weshalb er sich immer mehr Sorgen machte. Sobald er den Wagen in der Tiefgarage geparkt hatte, wendete sich der Blonde schließlich seiner Freundin zu. „Hinata? Es wird alles gut. Zerbrich dir nicht so den Kopf darüber.“ „W-wie k-kannst d-du dir s-so sicher s-sein?“, fragte sie beinahe schon verzweifelt. „Dir geht es besser. Du hast keine Schmerzen mehr oder?“ „J-Ja und n-nein.“ „Siehst du. Was sollte also schlimmes passieren?“ „W-Was w-wenn…“, sie schluckte hörbar. „e-es n-nicht ge-geklappt hat?“ „Der Erfolg ist bereits, dass du keine Schmerzen mehr hast.“, meinte er bestimmt und drehte sich zu ihr um. Mittlerweile standen sie mitten im Parkhaus zwischen den ganzen Autos. Als er ihren zweifelnden Blick sah, wusste er, dass sie mehr beschäftigte. Natürlich, das Thema Sex war in ihrem bisherigen Leben bestimmend gewesen. Wenn es jetzt hieß, dass sie das niemals ohne Schmerzen erleben würde, würde eine kleine Welt für sie zusammen brechen. Immerhin wollte sie nichts anderes, als normal zu sein. Eine normale Beziehung zu führen. Jetzt oder nie, sprach er sich selbst Mut zu. Der Zeitpunkt war etwas ungünstig, die Gegend noch mehr, aber es half nichts mehr. „Hinata. Sieh mich an.“, meinte er schließlich bestimmter als er sich fühlte. Wartete geduldig darauf, bis sie den Blick hob, ihn zögerlich und etwas ängstlich aus ihren hellen Seelenspiegeln anblickte. „Egal was die Ärztin jetzt sagt. Egal was die Ergebnisse bringen. Ich werde bei dir bleiben, ok? Ich werde dich nicht verlassen und wir werden weiter kämpfen, damit wir eine gemeinsame Zukunft haben können. Ich habe dich damals aus dem Effekt heraus befreit, schieb es meinetwegen auf meinen Beschützerinstinkt oder darauf, dass ich sowas einfach nicht dulden kann und werde. Aber ich habe keine Sekunde seitdem wirklich bereut.“ Jetzt war es an ihm hart zu schlucken. Immerhin war es doch ein gewaltiger Schritt. Bis jetzt hatte sie ihm still gelauscht, auch den Blick nicht wirklich abgewandt. Was bereits ein Erfolg war, aber er war immer der Meinung gewesen, dass sie ihre Vergangenheit akzeptieren musste und nicht verdrängen. „In all der Zeit Hinata, hast du es geschafft, was bisher keiner vor dir wirklich gelang. Ich habe mich in dich verliebt. In dich und alles was dazu gehört. Ich werde dich nicht einfach alleine lassen, nur weil das Ergebnis vielleicht nicht das erhoffte ist.“ Jede Regung von ihr beobachtend, konnte er zuerst wahrnehmen, wie sich ihre Augen ein Stück weiteten und sich kleine Tränen hinein stahlen. Bei seinen letzten Sätzen hatte sie die Hand vor den Mund geschlagen. Kurz überlegte er, ob es vielleicht etwas zu viel war. Verdrängte den Gedanken jedoch ganz schnell wieder und griff mit seiner Rechten in die Jackentasche. Umschloss, um sich selbst Mut zu machen, das kleine Kästchen fest, ehe er vor ihr auf ein Knie ging. „Damit du mir wirklich glauben kannst, dass ich es absolut ernst meine. Hinata, du bezeichnest dich gerne als meine Verlobte. Aber… willst du mich heiraten?“ Bei diesen Worten zog er die Schatulle hervor, öffnete sie und präsentierte ihr den silbernen Diamantring. Nervös blickte er zu ihr auf. Wartete geduldig auf ihre Antwort, auch wenn er innerlich gerade Wahnsinnig wurde. Die Tränen hatten sich in Sturzbäche verwandelt und flossen ungehindert über ihre hellen Wangen. Immer nervöser werdend wusste er irgendwann nicht mehr wohin mit sich. Gerade als er kapitulieren wollte, warf sich die junge Frau nach vorne in seine Arme, klammerte sich regelrecht um seinen Hals. „J-Ja. JA!“, schluchzte sie laut auf. Erleichtert zog er sie enger an sich und richtete sich mit ihr auf. Noch nie hatte er sich so glücklich gefühlt wie jetzt in diesem Moment. Es dauerte einen langen Augenblick, ehe sich die junge Frau soweit beruhig hatte, dass sie etwas von ihm ab ließ. Noch immer einen Arm um sie geschlungen, präsentierte er ihr erneut die kleine Schatulle samt Inhalt. Beinahe ehrfürchtig griff sie schließlich nach dem Ring und betrachtete ihn eingehend. Ehe ihn der Blonde bereits an sich nahm und ihn vorsichtig über ihren Finger schob. „W-Wieso j-jetzt?“, fragte sie nach ein paar Minuten der Stille. „Ich wollte es unbedingt vor dem Ergebnis machen. Nur hast du meine anderen Versuche erfolgreich boykottiert.“, erklärte er schmunzelnd. Seine Erleichterung, dass sie wirklich ‚Ja‘ gesagt hatte, konnte er nicht ganz verbergen. Verwirrt sah sie zu ihm auf, verlangte stumm nach einer Erklärung. „Später.“, meinte er schmunzelnd und zog sie zu einem langen Kuss zu sich. Einen vorsichtigen, gleichzeitig liebenden Kuss. „Jetzt haben wir erst einmal noch einen Termin zu überstehen. Wie gesagt, egal was kommt, ich bleibe bei dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)