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Flügelschwingen - Adventskalender

von

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Türchen 16

Katiya zog den Kopf ein, sodass sie bis zu Nasenspitze in ihrem Schal verschwand, den sie sich um den Kopf geschlungen hatte, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen.

Sie hatte heute nicht lange Uni gehabt.

Als sie nach Hause gekommen war, hatte sie dort Natasha angetroffen. Katiya stapfte weiter. Kurz überlegte sie, Sachi zu besuchen. Doch war ihr gerade nicht nach Gesellschaft.
 

In ihrem Kopf herrschte noch immer Lärm. Wieder hatte sie mit Natasha gestritten. Es war um die geplante Weihnachtsfeier gegangen. Katiya kamen die Argumente ihrer Mutter schwach vor, weswegen sie ihr vehement widersprochen hatte. Es würde nicht spät werden. Sie würde sich nicht in Gefahr begeben. Mittlerweile konnte sie gut genug einschätzen, wann eine Situation bedenklich wurde. Natasha jedoch sah das nicht. Die Diskussion war im Streit geendet. Katiya hasste es, wenn sie sich anschrien. Dennoch hatte sie ihre Ansichten klar und deutlich vertreten. Nun brauchte Katiya etwas Ruhe. In ihrem Zimmer hätte sie diese nicht gefunden – dort hatte Natasha schließlich jederzeit Zutritt. Selbst wenn sie die Tür abschloss, wäre das Klopfen an der Tür, das Rufen und auf sie Einreden keine echte Ruhe. So war Katiya spazieren gegangen. Nur eine Runde um den See, an dem ihre Villa lag. Ein Glück, dass ihre Stiefel so gut gefüttert waren. Es war windig und wirklich kalt. Katiya hörte Musik, um sich von der Wirklichkeit abzulenken. Sie wollte mit niemandem reden. So war es vermutlich eine Ironie des Schicksals, dass ihr in diesem Augenblick jemand über den Weg lief, für den sie die Kopfhörer, ihren Schutzwall gegen den Rest der Menschheit, ablegte.
 

„Was machst du denn hier?“, redete sie Yuriy an. Erst hatte sie weitergehen wollen. Doch die Art, wie Yuriy hier herumstrolchte, ließ sie ihn ansprechen. Er wirkte wie bestellt und vergessen. Unschlüssig. Ziellos.

Yuriy zuckte die Achseln und auf seine Lippen trat dieses schiefe Grinsen, das wie immer wirkte, als würde er sich über sie amüsieren. „Ich gehe spazieren.“

Katiya erwiderte nichts. Das schließlich war offensichtlich. Sachi hätte sich auf das Wortgefecht eingelassen – ihr war das in diesem Moment zu sinnlos. Sie vermutete, dass Yuriy in der Werkstatt gewesen war. Seine Wohnung lag schließlich am anderen Ende der Stadt.
 

„Ich denke nach“, erwiderte er schließlich und sah Katiya erwägend an. Tatsächlich war er sich nicht sicher, ob er mit jemandem darüber sprechen wollte. Die Tickets waren gekauft. Am 23. Dezember würde sein Zug gehen. Er würde Weihnachten einfach so davonfahren. „Über meine Reise.“

Jetzt wurde Katiya hellhörig. Yuriys Miene blieb unbewegt, als er von dieser Reise sprach, von der Katiya nichts wusste. Seine Augen waren hart und kalt wie die Luft hier draußen.
 

„Du fährst weg?“ Es gelang Katiya nicht, ihr Erstaunen völlig zu verbergen. Yuriy zauderte.

„In die Berge.“

Katiya nickte.
 

„Über Weihnachten“, ergänzte Yuriy. Dabei ließ er Katiya nicht aus den Augen. War da eine Regung in ihrem Gesicht? Mit dem nächsten Windhauch schien dieser Anflug von Emotionen, der verraten hätte können, was in Katiya vorging, schon wieder verflogen.
 

„Ist das sicher?“
 

Dieses Mal war es an Yuriy, zu nicken. Er zuckte mit den Achseln. Wirkte dabei jedoch unschlüssig.

Katiya runzelte die Stirn.

„Dann verpasst du Weihnachten.“

Würde die Weihnachtsfeier, wegen derer sie sich in den letzten Tagen ständig mit Natasha gestritten hatte, daran scheitern, dass Yuriy nicht da sein würde?
 

Wieder nickte Yuriy. Tief in seinem Herzen hatte er sich eine bestürztere Reaktion gewünscht. Ja, vielleicht hatte er gehofft, dass Katiya ihn davon überzeugen würde, die Zeit mit ihr, Sven und Sachi zu verbringen. Dass sie Weihnachten gemeinsam feierten.
 

Aber das tat sie nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  XxKumoxX
2018-12-21T10:44:29+00:00 21.12.2018 11:44
Irgendwie mag ich die Stimmung des Gesprächs^^ <3


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