Flügelschwingen - Adventskalender von Dradra-Trici ================================================================================ Kapitel 12: Türchen 12 ---------------------- Macie hatte sich den Kopf zermartert. Eine wirkliche Intrige war ihr trotzdem nicht eingefallen. Nicht, dass sie sich keine Gedanken gemacht oder sie ihre Muse verloren hätte. Aber Yuriy wollte einfach weg. Er hatte hier niemanden, mit dem man ihm ein schlechtes Gewissen machen konnte. Niemandem, von dem man behaupten konnte, dass er kreuzunglücklich wäre, wenn er wegfuhr. Niemanden, zu dem er fuhr und mit dem er es sich kurzfristig verscherzen hätte können. Niemanden - außer seinen Freunden hier. Aber diese Information würde vermutlich zu viel verraten und die Überraschung der Feier kaputtmachen. Daher musste es genügen … abzuwarten. Macie grub die Hände tiefer in die Jackentaschen. In ihrem Ohr lief ein Lied an, auf das sie keine Lust hatte. Dennoch klickte sie es nicht weg. Die Handschuhe auszuziehen, um den Touch-Screen ihres Handys zu bedienen war ihr bei den Temperaturen ein zu großes Opfer. Abwarten. In diesem Zusammenhang bedeutete das, aufzugeben. Etwas, was Macie hasste wie die Pest. Oder abgebrochene Nägel. Macie war auf dem Weg durch die Stadt. Sie hatte Feierabend und würde nach Hause gehen. Einen kurzen Blick warf sie durch das Schaufenster eines Klamottenladens. Neue Wintermoden waren ausgestellt. Aber Macie graute es davor, sich für die Anprobe aus ihrer Jacke und dem Pulli zu schälen. Viel zu kalt. Viel zu umständlich. Und ihre Haare würden danach schrecklich aussehen. Nanu? Die kannte sie doch. „Hallöchen, Macie“, sprach Chira sie da auch schon an. Rudis neue Freundin kam eben aus dem Laden, vor dem Macie kurz verharrt hatte. „Hi“, erwiderte Macie kurz angebunden und zog die Mundwinkel hoch. „Warst du shoppen?“ Chira nickte. „Unterwäsche.“ „Okay?“, Macies Lippen kräuselten sich. Unter anderen Umständen wäre das eine beiläufige Bemerkung gewesen. Doch Macie verstand die Provokation dahinter. Was das anging, waren sie und Chira aus demselben Holz geschnitzt. In Chiras Kulleraugen trat etwas, das Macie als bösartig empfand. „Hoffentlich mag Rudi sie.“ Macie zwang sich zu einem breiten Grinsen, in dem der stumme Ärger stand. Sie war es, die mit Rudi Schluss gemacht hatte. Sie war es, die ihm eindeutig zu verstehen gegeben hatte, dass sie keine Zukunft für sie sah. Dennoch war es nun sie, die innerlich vor Eifersucht brodelte. War es sie, die es nicht verkraftete, dass Rudi Chira hatte. Dass Rudi nicht mehr zu haben war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)