Adventskalender 2018 von Phanes (One Shorts) ================================================================================ Kapitel 2: Der Weihnachtsstern ------------------------------ 2. Dezember – Weihnachtsstern – Mamoru und Fiore    Trübselig saß Fiore an seinem Schreibtisch und blickte hinaus auf die Straße unter ihm. Die vielen Menschen, die eilig durch die Geschäfte liefen und ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigten. Sich Gedanken drum machten, wer von ihren Lieben, was bekommen sollte. Vielleicht plagten sie auch die Fragen, was es zu essen geben sollte oder ob sie zu ihren Eltern oder zu seinen Eltern fahren. Fiore beneidete sie alle. Er würde auch zu gerne Weihnachten mit einem besonderen Menschen feiern. Doch leider hatte er diesen besonderen Menschen noch nicht gefunden. Langsam gab er die Hoffnung, diese Person jemals zu finden. Zu dem wurde es ihm schwer gemacht, da er als Florist, als einzige Mann in einem Frauenbetrieb arbeitet. Jeder Mann hätte ihn wohl beneidet, aber ihn ließen die ganzen Frauen kalt. Er stand auf Männer und die einzige Männer, die sich in einen Blumenladen verirrten waren, diese die ein Geschenk für ihre Freundin suchten. Wie sollte er da jemals einen Mann kennen lernen? Fiore lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Monitor vor sich, wo er gerade dabei die Bestellung der neuen Blumen aufzugeben. Seine Kolleginen standen alle in der kleinen Teeküche unterhielten sich darüber was sie mit ihrem Liebsten an Heiligabend vor hatten. Fiore verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. Er würde am 24. Dezember arbeiten, wie jedes Jahr. Warum sollte er auch nicht. Er hatte ja nichts vor. „Guten Tag.“ Die Ladenklingel ertönte und unterstrich das Guten Tag, des Mannes, der zur Tür hereingekommen war. Fiore sah von seinem Bildschirm auf. Vor ihm stand ein bildhübscher Junger Mann, mit samtschwarzen Haaren und klaren blauen Augen. Für einen kurzen Moment vergaß er alles um sich herum. „Ich suche eine Blume“, begann der Mann dann zögerlich zu sprechen. Das holte Fiore zurück aus der still stehenden Zeit. „Sicher, was denn für eine?“, fragte er freundlich und kam um den Tresen herum. Der Mann zog sich die schwarzen Handschuhe aus und zog den Reißverschluss seines Wintermantels etwas runter. Fiore wurde bei dem Anblick ganz anders und schnell versuchte er seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. „Es ist etwas besonderes“, druckste der Mann rum. Fiore blickte ihn erwarten an. Was konnte der Mann bloß wollen? „Wenn sie mir nicht sagen was, sie suchen, dann kann ich ihnen nicht helfen.“ Der Mann nickte verständlich und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Fiores Herz geriet in Panik und er musste zur Ordnung rufen. Das war zwar ein Mann, der da vor ihm stand, aber sicherlich suchte er, wie all die anderen auch, ein Geschenk für seine Freundin. „Da haben sie recht.“ Der Mann sah sich in dem Geschäft um. Fiore war stolz auf die Vielfalt. Er versuchte immer die Jahreszeit und den Geschmack der Kunden zu treffen. Und wenn etwas nicht da war, dann versuchte er alles dran zu setzten um dem Kunden den Wunsch zu erfüllen. Das war das Markenzeichen des Blumenladens, dessen Besitzer er zufällig war. Auch wenn er sich manchmal nicht so vorkam. „Ich suche einen Weihnachtsstern.“ Fiore bekam große Augen. Noch nie war ein Mensch hier reingeschneit und wollte einen Weihnachtsstern haben. „Weihnachtsstern?“ Fiore hoffte sich verhört zu haben, aber der junge Mann nickte und Fiore biss sich auf die Lippe. Bei all der Vielfalt die er Anbot, war diese Blume nicht darunter. „Sie haben keine oder?“ „Im Moment nicht, aber wenn sie möchten, könnte ich sehen ob ich sie bestellen kann.“ Der Mann schüttelte den Kopf und der Blick der so schönen blauen Augen, wurde trüb und traurig. Fiore schnürte das Herz zusammen. „Ich brauch die Blume heute.“ „Das tut mir leid.“ Fiore warf einen Blick durch seinen Laden und suchte Fieberhaft nach einer Lösung. Wie es schien, musste es unbedingt ein Weihnachtsstern sein. Fiore hob die Hand und kehrte zu seinem Computer zurück. Vielleicht konnte er ja noch heute einen bekommen. Schnell rief er das Verzeichnis auf und durchsuchte die Angebote. „Machen sie sich keine Mühe. Ich habe schon in jeden Blumenladen gefragt. Sie waren meine letzte Hoffnung.“ Der Mann zog schon den Reißverschluss hoch und war im Begriff sich die Handschuhe anzuziehen. „Warten sie.“ Fiore wollte diesen Mann nicht gehen lassen. Nicht so traurig. Es musste doch etwas geben wie er ihm helfen konnte. „Wofür brauchen sie denn so unbedingt einen Weihnachtsstern? Vielleicht geht ja auch eine andere Pflanze, die so ähnlich ist.“ Der Mann schenkte ihm ein lächeln und schüttelte den Kopf. Fiore musste ihn ziehen lassen. „War das nicht Mamoru?“, fragte ihn eine seiner Kolleginnen, die gerade von ihrer Pause wieder kam. „Mamoru?“ Fiore zuckte mit den Schultern. Er kannte den Mann nicht. Makoto, so wie seinen Kolleginn hieß, nickte mit dem Kopf und trat neben ihn. „Mamoru Chiba. Er ist Student und ich glaube er studiert Medizin. Seine Eltern sich vor Jahren bei einem Autounfall gestorben. Jedes Jahr zu Weihnachten bringt er ihnen einen Weihnachtsstern ans Grab.“ Fiore verstand nun warum es unbedingt ein Weihnachtsstern sein musste. „Wir haben doch noch nie Weihnachtssterne geführt“, überlegte Fiore und Mamoru kannte er auch nicht. Wie hatte er diesen Mann all die Jahre übersehen können. „Er hat sie immer vorbestellt, so das wir rechtzeitig immer einen für ihn da hatten. Diesmal nicht. Hab mich schon gewundert“, sagte Makoto und wollte an die Arbeit gehen. „Dann bekommen seine Eltern dies Jahr wohl keine Blume ans Grab gestellt.“ Fiore sah zu wie, Makoto damit fortfuhr seine angefange Bestellung zu Ende zu führen. Sein Blick kehrte zurück zu der Tür und dachte an den traurigen Mann zurück. Es sollte keiner in dieser Zeit traurig sein. Weihnachten war das Fest der Liebe und der Freude. Wo Familie zusammen kommt. „Ich muss noch mal los. Du übernimmst den Laden“ „Wo willst du denn hin, Fiore?“ Makoto sah ihn verwundert an. „Ich suche einen Weihnachtsstern.“   Wie lange Fiore durch die Straße geirrt war um diese besondere Blume zu finden, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Stolz trug er jedenfalls die Blume durch die eingebrochene Nacht. Er hatte sie in aus dem Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts. Es kostet ihn zwar ein paar andere Blumen für die Frühjahrskollektion fürs Schaufenster, aber das was es ihm Wert gewesen. Jetzt trug er sie vorsichtig durch die Straßen. Von Makoto hatte er sich telefonisch den Friedhof nennen lassen, wo Mamorus Eltern begraben lagen. Der Friedhof war nicht weit von seinem Laden entfernt. Durch Makoto erfuhr er auch noch, das Mamoru scheinbar öfter Blumen bestellt und zum Grab hat liefern lassen. Fiore verstand immer noch nie wie das alles passieren konnte, ohne das er ihn jemals zu Gesicht bekommen. Wie hatte er es schaffen können diesen Mann nicht zu bemerken? Fiore kam am Friedhof an und die Antwort auf seine Frage. Mamoru stand vor dem Grab. Dick eingepackt in seinen dunkelen Wintermantel mit einer doch recht niedlichen blauen Wollmütze mit einem Bommel dran. Dieser Mann war einfach nur süß. Aber das was ihn so ins Herz stach, war die Person die neben ihm stand. Ein blondes Mädchen, dessen Hand sich fest um die von Mamoru wand. Fiore entglitt der Weihnachtsstern. Mit einen lauten klirren, zerbrach der Tontopf auf dem Weg und hallte als Echo über den Friedhof. Klar. So ein Mann konnte ja nur auf Frauen stehen und eine schöne Freundin haben. Wie hatte er etwas anders annehmen können? „Oh, was machen sie denn hier?“, fragte Mamoru verwundert. Fiore kniete sich mit laut klopfendem Herzen runter um die Blume zu retten. „Wer ist das, Mamoru?“ fragte die Blondine neugierig und beide kamen auf ihn zu. Fiore konnte es nicht sehen, da er seinen festen Blick auf die Blume gerichtet hielt, aber er hörte die Fröhlichkeit in der Stimme des Mannes, welcher sein Herz so leicht höhrer schlagen ließ. „Das ist der Florist, dem der Blumenladen gehört, wo ich immer die Blumen bestelle.“ „Verstehe. Dann ist er also der Grund, warum deine Wohnung voll mit Blumen ist und  ich immer nur Blumen zum Geburtstag bekomme“ lachte die Blondine. Fiore blickte verwundert auf. Was sollte denn das heißen? Wieso war er der Grund? Fiore erhaschte einen kurzen Blick auf das Gesicht von Mamoru, welches ziemlich rot angelaufen war. „Sei ruhig Bunny“, „Was denn? Sieh mal, er hat extra einen Weihnachtsstern besorgt.“ Die Blondine kniete zu sich zu ihm runter und sah ihm freundlich ins Gesicht. Sie besaß ebenso wunderschönen blaue Augen wie Mamoru. „Wo haben sie den her?“ „Ich bin eben gut in meinem Job“, sagte Fiore und sah traurig auf die Blume „Aber leider ist die jetzt kaputt“ „Ich bin mir sicher, dass sie sie retten können.“ Mamoru kniete sich nun auch zu ihm runter. Und genau das hatte Fiore dann auch getan. Sie hatten gemeinsam die Blume in seinen Laden getragen. Von da an waren sie gute Freunde geworden und ein Jahr später wurden sie sogar ein Paar.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)