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Realms torn apart

von

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Puzzlejagd

Puzzlejagd

 
 

 

„Ich hab was!”, tönte der euphorische Ruf durch das Zimmer, das man nur mit sehr viel Mühe als solches erkennen mochte. Es ähnelte viel mehr einer Abstellkammer, zumindest in den Augen derer, die sich gezwungenermaßen hier aufhielten, weil sie auf die Hilfe des Mannes angewiesen waren, der gerade so begeistert gerufen hatte.

„Zeig mal bitte!”, erwiderte Yugi, trotz aller Ungeduld darauf bedacht stets höflich zu bleiben. Er stellte sich unmittelbar hinter den Angestellten, um einen besseren Blick auf das Ganze zu haben. Der Mann klickte auf eine kleine Datei am Rande des Monitors und ein Videoplayer öffnete sich. Er zeigte genau die Straße, die Yugi vor nicht einmal einer Stunde zusammen mit Atemu gegangen war, um einen klaren Kopf zu bekommen. Wer hätte denn ahnen können, was für eine Wendung der kleine Spaziergang nehmen würde?

Yugi sah sich selbst und seinen Freund die Straße entlang gehen. Dadurch dass das Video aus einer erhöhten Perspektive gemacht worden war, sah er auch die beiden Frauen mit denen sie zusammen gestoßen waren. Man konnte genau erkennen, wie diejenige, die Atemu umgeworfen hatte, sich vor der Straßenbiegung die Kapuze hochzog. Wenige Augenblicke vor der „Kollision” hatte man ihr rotes Haar in der Sonne schimmern sehen.

„Das ist also unsere kleine Diebin?”, fragte Pegasus. Der hatte sich neben Yugi gestellt, ohne dass dieser das überhaupt mitbekommen hatte und so zuckte der junge Mann zusammen als habe der andere ihn mit einer Nadel gestochen. Dass Pegasus sich so an Leute heranschleichen konnte, war Yugi nie bewusst gewesen. Aber da ihr Kontakt nie besonders eng gewesen war, woher hätte er es auch wissen sollen?

„Zoom ran!”, forderte Yugi den Mann auf, kaum dass er sich von dem kleinen Schrecken erholt hatte. Mit einem zustimmenden Brummen kam der Mann der Aufforderung nach und mit einem kurzen Druck auf das Display und einer Bewegung als ziehe er etwas mit zwei Fingern auseinander vergrößerte sich der Abschnitt um die beiden jungen Frauen und erlaubten einen detaillierteren Blick. Das Bild war scharf genug, um zu erkennen das die Komplizin ein paar Sommersprossen im Gesicht hatte. Das war Yugi im ganzen Stress nicht aufgefallen, als es passiert war.

„Na das sind ja mal zwei niedliche Dinger!”, meinte Pegasus und winkte Ishizu heran. Er klang als würde er über zwei Hundewelpen sprechen und nicht zwei potentielle Diebinnen.

„Ja, sie sind recht hübsch! Sehen aus wie Schwestern würde ich meinen”, kommentierte Ishizu das ganze und kniff kurz die Augen zusammen um noch mehr erkennen zu können. „Welche von beiden ist die, die das Puzzle genommen hat?”

„Die hier!”, meinte Yugi und deutete auf diejenige von beiden, die ein wenig härtere Züge aufwies, zumindest in seinen Augen. Irgendetwas an ihrer Mimik hinterließ bei ihm den Eindruck, sie sei konstant wütend. Irgendwie kam ihm das bekannt vor. „Lass mal laufen”, sagte er dann zu dem Angestellten der den Videoclip kurz startete. Auf ein Zeichen von Yugi stoppte er diesen aber wieder gerade in dem Moment in dem die junge Frau die Kapuze ins Gesicht zog.

„Oh, das ist interessant!”, stellte Pegasus fest und Ishizu nickte schweigend, während Yugi die beiden nur verwundert ansah.

„Was meinst du?”

„Schau dir ihre Hand an, Yugi!”, erklärte er und deutete auf die Stelle, von der er sprach. Für Yugi waren es ganz gewöhnliche Frauenhände. Schlanke Finger, ein Ring am Mittelfinger, der ein bisschen aussah als gehöre er mehr einem Mann und dunkel lackierte Nägel.

„Gibt es da was besonderes zu sehen?”

„Ihre Nägel!”, meinte Ishizu und Yugi zuckte mit den Schultern, ganz so als wolle er sagen „Ja na und?”. Sie waren bunt, was war daran so besonders?

„Der Nagel des rechten Zeigefingers ist signifikant kürzer als der Rest!”, meinte Pegasus, als ihm klar wurde, dass Yugi wohl nicht wirklich verstand, warum er so überrascht war. Um zu unterstreichen warum, hielt er seine eigene Hand hoch. Männer hatten zwar in der Regel ohnehin kürzere Fingernägel als Frauen, doch da er nie wirklich ein Mann des Handwerks gewesen war, waren seine ein wenig länger... bis auf den rechten Zeigefinger.

„Willst du damit sagen, sie ist Künstlerin?”

„Nicht unbedingt... Er meint nur dass sie sehr oft Stifte in der Hand hat”, sagte dann Ishizu und zeigte Yugi ihre eigene Hand. Sie war zwar keine Malerin, doch sie schrieb an einem Tag gut und gern mal ein halbes Notizbuch voll, wenn es gut lief. Lange Nägel waren dann auch unangenehm.

„Schön und gut, aber hilft uns das weiter?”

„Mehr als ihre Gesichter, die wie hier wunderbar vor uns haben? Nein. Ich sagte lediglich es sei interessant!”, stellte Pegasus klar und wandte sich an den Angestellten. „Mach Screenshots von ihren Gesichtern und zeig das den anderen. Vielleicht ist Mokuba mit seiner Software schon fertig und dann können wir sie suchen! Dann kriegt unser kleiner Pharao sein Milleniumspuzzle schneller zurück als er Mind Crush sagen kann”, fügte er hinzu und sah zu besagten Pharao. Prompt wechselte seine Miene von spöttisch zu vage besorgt. Atemu war während ihres Gespräches verdächtig still gewesen und dass ihm das nicht gleich aufgefallen war, ärgerte Pegasus. So kannte man Atemu nicht, im Grunde hätte der als Erster neben Yugi stehen müssen, als der Mann verkündete hatte er habe was gefunden.

„Ist mit ihm alles okay?”, fragte Ishizu dann und stellte sich vor den Pharao und legte ihm mit besorgter Miene die Hände an die Schultern. Sein Blick war trüb und er sah aus als fixiere er etwas, das ganz weit weg war, seine Mimik war ausdruckslos. Nun kam auch Yugi dazu und er legte kurz eine Hand an Atemus Stirn.

„Eiskalt! Nicht dass er noch einen Schock hat?”

 

 

 

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Einen Schock mochte Atemu sehr wohl haben, aber nicht so wie Yugi das vermutete. Denn nachdem ihm schwarz vor Augen geworden war, fand sich der Pharao in kompletter Dunkelheit wieder. Er sah absolut nichts und erkannte nicht einmal seine Hand als er mit dieser vor seinem Gesicht herum wedelte um zu gucken ob er wirklich nichts sehen konnte oder ob es einfach nur dunkel war.

Na, verängstigt?

Da war sie wieder, die seltsame Stimme. Nun erinnerte sich Atemu wieder, wie er hierher gekommen war. Beim sichten des Videomaterials hatte er diese Stimme gehört, während der Angestellte nach Videos von Überwachungskameras in der Nähe des Ortes suchte, an dem man ihn das Milleniumspuzzle gestohlen hatte.

„Wer bist du? Was soll der Mist? Zeig dich!”, erwiderte er forsch, nachdem er dennoch erst einmal tief Luft geholt hatte und sich selbst zur Ruhe gemahnt hatte. Man wurde schließlich nicht alle Tage von einer seltsamen Stimme in eine andere Dimension entführt. Atemu hörte die Stimme lachen, so tief und leise als habe er einen köstlichen Witz gemacht, auf den sein Gesprächspartner dennoch herab sah.

Mir machst du nichts vor, kleiner Pharao! Ich weiß dass du kurz vom Durchdrehen bist, du kannst mich nicht täuschen!

„Ich wäre schon glücklich wenn ich meinem Gesprächspartner ins Gesicht sehen könnte, wenn du es schon nicht lassen kannst mich zu verspotten!”

Wieder erklang das Lachen, doch dieses Mal kam sich Atemu vor, als wäre er ein Kind der etwas gesagt hatte das er sich kaum erlauben durfte und der erwachsene Gegenpart war dennoch nur milde amüsiert über seinen kleinen Fehler. So langsam wurde er gehörig wütend, was in dem Fall gut für ihn war, denn dann vergaß er, dass er ganz tief im Inneren im Grunde Angst hatte. Etwas das er nie würde zugeben wollen.

Ich habe die Dunkelheit gewählt, um dich nicht zu verunsichern, aber wenn du unbedingt darauf bestehst!

Als hätte jemand abrupt den Lichtschalter betätigt erleuchtete plötzlich ein helles Licht die Umgebung und Atemu musste kurz die Augen zukneifen und die Hand vors Gesicht halten, weil es ihn schon ziemlich blendete. Nach wenigen Sekunden hatte er sich aber an diese seltsame Lichtquelle gewöhnt, was auch immer die nun sein mochte und er öffnete die Augen wieder. Kaum hatte er das getan, machte er einen großen Satz nach hinten und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Dabei rutschte ihm ein erschrockener Schrei heraus, den er im selben Moment verzweifelt versuchte zu unterdrücken und er landete recht un-pharao-mäßig auf dem Hintern.

Der Grund dafür baute sich vor ihm auf und musterte ihn kühl aus gelben Augen. Augen so groß, dass die schlitzförmigen Pupillen des Wesens so lang waren wie Atemus Unterarm. Aus dem geöffneten Maul, drang etwas Dampf, wohl weil das Geschöpf wohl viel heißere Luft ausatmete als es normal war. Die größten der Zähne waren so groß wie Atemu selbst und sahen aus, als könnten sie ein U-Boot zerbeißen als wäre es eine weiche Banane. Rot glänzende Schuppen umhüllten den gesamten Körper und das Geschöpf hockte vor Atemu auf dem Boden, auf seinen Klauen, die nicht minder tödlich schienen als seine Zähne.

Atemu musste den Kopf in den Nacken legen, um den Geschöpf in die Augen zu sehen, die nun amüsiert auf ihn herabsahen. Überall hätte er dieses Geschöpf wiedererkannt, auch wenn es nun weitaus wirklicher, weitaus bedrohlicher erschien als auf dem Bild der Karte, die er stets in Ehren gehalten hatte. Selbst sein Hologramm kam nicht einmal im Ansatz an das unglaubliche Geschöpf heran, dass nun vor ihm stand.

Hab ich dich erschreckt, kleiner König?, neckte ihn der Drache öffnete eines seiner Mäuler noch weiter, fast so als wollte er Grinsen. Dabei sind wir doch so ein gutes Team gewesen

„Ich hab dich nicht kränken wollen mit meiner Reaktion, bitte verzeih'”

Es gibt nichts zu verzeihen!, grollte der Drache und Dampf stieg aus seinen Nasenlöchern hervor. Ich bin nicht hier um dich zurechtzuweisen.

„Was verschafft mir sonst die Ehre deines Besuches, wenn mir die Frage gestattet ist?”

Mein Herr schickt mich, dir eine Botschaft zu übermitteln!

„Dein Herr? Wer soll das sein?”, fragte Atemu und stand wieder auf. So Kultzeremoniell vor dem Drachen auf dem Boden zu hocken war etwas beschämend.

Für einen Augenblick fragte Atemu sich, ob damit er selbst gemeint sein konnte, denn er war es schließlich gewesen der den Drachen in der Vergangenheit und vor nicht gar zu langer Zeit im Duell in den Kampf geschickt hatte.

Oh, er wäre sehr gekränkt, hörte er diese Worte aus deinem Mund, Junge! Ist er doch einer jener die von deinem Volk sehr verehrt wurden. Mehr noch als ich, bin ich doch nicht mehr als ein Schoßtier für ihn

Wen konnte er nur meinen? Atemu sah verständnislos zu der großen Kreatur hoch. Er kannte das Wesen nur unter einem Namen, den Namen den er ach so oft seinen Kontrahenten entgegen geschmettert hatte, wenn er die Kreatur im Duell beschworen hatte.

Slifer, der Himmelsdrache

Himmelsdrache...

„...von Osiris!”, wisperte Atemu und die Erkenntnis zwang ihn regelrecht in die Knie, die begonnen hatten zu zittern. Er konnte nicht fassen, was Slifers Mitteilung dadurch für eine Tragweite bekam. Einer der Götter persönlich, nicht eine der ihm unterstellten Kreaturen, ließ ihm eine Botschaft übermitteln. Und dann war es auch noch einer der höchsten unter ihnen.

Hat ja lang genug gedauert!, meinte der Drache nüchtern und schnaubte laut. Der modernisierte Namen gefällt mir nämlich gar nicht!

 

 

 

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So war Atemu also wirklich etwas weggetreten und was auch immer Yugi anstellte um seinen Freund aus der Trance zu befreien in die Slifer ihn geholt hatte, so schien nichts zu funktionieren. Nicht ein mal die kräftige Ohrfeige die er Atemu verpasste bewirkte etwas, außer dass sich dessen Wange rosa färbte. Er würde es auf jeden Fall spüren, wenn er wieder zu sich kommen sollte.

„Es hat keinen Sinn! Ishizu bring ihn zu den anderen und lass Mokuba einen Ersthelfer rufen damit der guckt ob bei ihm alles in Ordnung ist!”, meinte Pegasus streng und wandte sich dann wieder Yugi zu, der nach wie vor besorgt um seinen Kameraden war. Wie sollte er auch wissen, dass Atemu gerade ein Gespräch mit einer Kreatur führte, die von einem seiner Götter geschickt worden war? Es schien nicht so, dass es ihm nicht gelang ihn wieder aufzuwecken, sondern viel mehr als wolle das Wesen nicht, dass ihr Gespräch unterbrochen würde, aber das sollte Yugi erst viel später erfahren.

So war er nun mit Pegasus allein in dem Raum, der sich wieder der Aufnahme der beiden Diebinnen zu wandte.

„Wir sollten den anderen Bescheid geben, dann kann er die Gesichtserkennung durchführen.”, schloss Yugi und Pegasus nickte. Der Angestellte schickte das Bild der beiden Frauen daraufhin an den Rechner seines Chefs, in dem Falle Mokuba und der zeigte es den anderen. Auch den dreien, die sich eigentlich um die Sensorik kümmern sollten. Schließlich waren sie nun vorerst von dem Plan, das Puzzle mit den Sensoren zu suchen abgewichen, was hieß Joey konnte mit der Kalibrierung etwas langsamer machen. Was nicht hieß, dass sie nicht später auf den Plan würden zurückgreifen müssen, sollte die Gesichtserkennung versagen.

Das war ein Glück, wie sich später zeigen sollte, denn kaum erschien das Bild der beiden Frauen auf dem Monitor an den Joey gerade arbeitete, verschluckte sich Tristan förmlich... und das an der eigenen Luft die er atmete. Er hustete ein paar Male kräftig bis er sich wieder fing und blinzelte ein paar Male, bis er das Bild auf dem Monitor noch einmal genauer in Augenschein nahm. Für einen Moment glaubte er, er habe sich nur verguckt, aber ein zweiter Blick bestätigte seinen Verdacht.

„Das kann doch nicht wahr sein. Hier schau mal!”, forderte er Ryou auf und zog seinen Kumpel neben sich. Der sonst so stille junge Mann stieß einen überraschten Laut aus, und seine Augen wurden doppelt so groß wie sie es sonst waren -auch wenn Ryou nachgesagt worden war, er habe hübsche große Augen für einen Kerl-. Auch er erkannte die Frauen auf Anhieb wieder. Nicht einmal einen Tag war es her, dass er und Tristan die beiden gesehen und über sie gesprochen hatten.

„Liv und ihre Freundin!”, platzte es aus ihm heraus und Tristan nickte, aber seine Miene schien zu sagen, dass er es immer noch nicht glauben wolle. Wahrscheinlich würde jeder so reagieren, wenn er oder sie feststellen musste, dass eine Frau die an der Uni eher den Ruf einer schüchternen, stillen Frau hatte, nun in eine derart haarsträubende Sache hineingezogen worden war.

„Ihr kennt die beiden?!”

Mit dieser Fragte „ploppte” Mokubas Gesicht förmlich auf dem Bildschirm auf und alle drei gaben einen erschrockenen Schrei von sich und es hätte nicht viel gefehlt, dass Joey das Gerät mit dem er arbeitete, ein Tablet, vor Schreck von sich warf. Ein Glück dass er es nicht getan hatte, denn eines dieser Geräte kostete mehr als er im Monat verdiente, was bei Produkten der KaibaCorp. nun wirklich keine Seltenheit darstellte.

„Immer mit der Ruhe. Ich bin's nur!”

„Ruhe am Arsch!”, wetterte Joey und musterte Mokuba durch die kleine Kamera wütend. „Hast du uns etwa die ganze Zeit belauscht?”

„Natürlich nicht, ich hab besseres zu tun!”, erwiderte Mokuba und klang in dem Augenblick so sehr nach seinem Bruder, dass der ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken konnte. „Also zurück zum Thema, ihr kennt die beiden?”

„Eine von ihnen!”, klärte Ryou das Missverständnis auf. „Liv ist in meinem Kurs zur englischsprachigen Literatur”

„Der volle Name!”, war die knappe Aufforderung des jüngeren Kaibas. Sobald er den hatte, wäre es für ihn und Seto ein Kinderspiel sowohl sie als auch ihre Freundin, deren Name noch nicht bekannt war, ausfindig zu machen.

„Livia Viklund”

„Die sind nicht von hier!”, stellte Mokuba nüchtern fest während er sich schon an die Arbeit machte, alle möglichen Informationen über Liv aus dem Internet zu fischen. Welche Wege er dafür nutzte, dass blieb wohl besser unerwähnt. Für ihn war die Sache nun durch, also schloss sich das Fenster mit dem Videoanruf wieder. Zurück blieben drei verwirrte junge Männer die sich zunächst perplex ansahen und dann nach einem Schulterzucken beschlossen, wieder zu den anderen zu gehen.

Seto sah derweil mit wachsenden Respekt zu wie sein Bruder sich durch alle möglichen sozialen Netzwerke und Datenbanken, unter anderem von der Universität Domino- arbeitete und nach und nach ein recht ausführliches Profil von einer der jungen Damen erstellen konnte. Woher er das gelernt haben mochte, denn von ihm ganz sicher nicht, das wollte er lieber nicht wissen, doch er hatte da so einen Verdacht.

„Tadaaaa~”, trällerte Mokuba fröhlich und alle anderen im Raum sahen verwundert zu ihm hinüber. Die meiste Zeit über hatten er und Seto sich eher ruhig verhalten und diejenigen, die keine Aufgabe hatten sondern „Auf Abruf” waren, hatten sich je still in eine Ecke verzogen und waren in Gedanken versunken. Mokubas überraschter Ausruf ließ nicht nur Tea kurz aufschrecken.

„Was hast du, Junior!”, spöttelte Bakura doch der Spott verzog sich rasch, als Setos jüngerer Bruder mit triumphierender Miene seinen Laptop umdrehte um die Früchte seiner Arbeit zu präsentieren.

„Livia Viklund, geboren am 18.Mai 95 in Trelleborg, Schweden. Kam vor fast einem Jahr mit dem Erasmus-Programm hierher. Studiert Anglistik, wie Ryou und... hm... normalerweise nehmen Austauschstudenten ein Wohnheimzimmer, aber sie hat tatsächlich eine Wohnung gemietet!”

„Was ist mit der anderen?”, fragte Tea nachdem auch sie das Bild der beiden genauer betrachtet hatte. Für sie sah keine von beiden aus, wie eine Diebin geschweige denn dass eine von ihnen auch nur im Ansatz den Eindruck erweckte, irgendwie in übernatürliche Dinge verwickelt zu sein.

„Das ist ja das kuriose!”, meinte Mokuba und seufzte schwer. Er hatte auch alles mögliche versucht um an Informationen über die andere Frau zu kommen. Ein Kommentar oder eine Erwähnung oder ein gemeinsames Bild in sozialen Netzwerken, aber nein. Absolut rein gar nichts. Und das war verdächtig.

„Es gibt keinerlei Informationen über die Rothaarige!”

„Tja, dann müssen wir zuerst die Kleine da schnappen und sie dazu befragen!”, meinte Marik und musterte das Bild eher gelassen. Er hatte es damals geschafft ohne alle möglichen Daten aus dem Internet an Yugi und dessen Freunde heran zu kommen, als er noch auf den falschen Wegen gewandelt war. Es war nur eine Frage des „Wer weiß was” gewesen und Marik hatte es sehr gut verstanden Leuten Informationen zu entlocken.

Odion hingegen sah aus als hätte man ihm eines mit der Bratpfanne übergezogen. Seit er den Blick auf das Bild mit den beiden Frauen gerichtet hatte, war es ihm kaum gelungen ihn wieder abzuwenden. Viel mehr blieben seine Augen an einer der beiden hängen. Einer jungen Frau, mit blondem Haar und einem Gesicht, zart wie das einer Puppe fand er. Für einen Moment vergaß er, dass das womöglich die Personen waren, die er nachher „einfangen” durfte. Natürlich hatte Odion schon einige Frauen gesehen, die seiner Auffassung nach sehr hübsch waren, vor allem da er dank Marik vor einigen Jahren viel auf der Welt herum gekommen war -wenn auch nicht gerade aus den löblichsten Gründen- doch die junge Frau auf dem Bild traf einen ganz anderen Nerv.

„Erde an Odion!”, machte Marik und stieß seinem Bruder kurz gegen die Schulter, da der offenbar ganz weit weg gewesen war mit seinen Gedanken.

„Was?”

„Mokuba versucht gerade eine von ihnen zu finden, indem er öffentliche Plätze mit Gesichtserkennung absuchen lässt. Danach müssen wir schnell sein, als träum nicht!”

Kaum hatte er das gesagt, warf Seto ihnen etwas zu.

Schlüssel, wie Marik beim Auffangen überrascht feststellte. Sie gehörten zu dem alten Wagen, der damals neu gewesen war als Seto ihn im Eifer des Gefechts beim Kampf gegen Dartz gekauft hatte und Mokuba hatte ihm in einem flüchtigen Augenblick anvertraut, dass an dem Ding rumzubasteln ein Hobby von ihm gewesen war in den letzten Jahren... als Andenken quasi.

„Nehmt den, wir haben sie gleich!”

Marik nickte daraufhin und nicht nur er setzte sich in Bewegung, sondern auch sein Bruder, Seth, Bakura und Tea, auch wenn sie aussah als war sie gar nicht glücklich darüber. Aber als sie die Ansammlung an Kerlen sah, die Jagd auf eine so unscheinbar und hilflos wirkende Frau machen sollten, da gabt der Instinkt in ihr nach und sie kam zu dem Schluss, dass eine Frau in der Gruppe Liv vielleicht weniger erschrecken könnte. Schließlich wollte keiner dass diese aus Angst irgendeine Dummheit machte...

 

 

 

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„Am Gleis sieben hat Einfahrt, der S23 nach Ibaraki Airport.”, verkündete eine mechanisch klingende Stimme. Liv, die schon seit einer geraumen Zeit am Bahnhof wartete, konnte kaum erleichterter sein. Natürlich hieß, dass der Zug kam noch immer nicht, dass sie sicher war, aber es war immerhin schon einmal ein Lichtblick. Seit sie und Ylva sich getrennt hatten, hatte sie keine Nachricht von ihrer Freundin bekommen, was vermutlich besser war. Ylva war eine Frau von dem Kaliber „Keine Nachricht ist eine gute Nachricht”, sie meldete sich nur wenn es wirklich einen Notfall gab. Was hieß bei ihr lief alles glatt und das hieß, das wichtigste Stück des Artefakts war noch in den richtigen Händen.

Liv hatte sich die Zeit am Bahnhof damit vertrieben, still in einer Ecke mit einem mehr oder weniger guten Kaffee zu hocken und in einem Buch zu blättern, dass sie für einen ihrer Kurse zu lesen hatte. Jetzt, da sie plante das Land zu verlassen war das womöglich sinnlos, aber es half ihr, die Zeit totzuschlagen und ihre Nerven zu beruhigen. Wobei letzteres der größere Kraftakt war, wenn sie ehrlich hätte sein müssen. Aber wäre Liv ehrlich gewesen, dann wäre sie auch zu dem Schluss gekommen, dass es absolut hirnrissig war, was sie gerade tat.

Kaum hatte die Stimme das Einfahren ihres Zuges angekündigt, da war das Buch in ihrem Rucksack und der Kaffeebecher im Mülleimer verschwunden. Noch einmal überprüfte sie, ob auch alles an Ort und Stelle war. Nicht nur das Puzzle, was sie versteckte sondern auch ihre anderen Wertsachen, wie Geldbörse,Telefon und ähnliches. Das hätte sie wohl auch getan, wenn sie nicht so ein wertvolles Artefakt bei sich gehabt hätte, denn Liv war generell eine nervöse Person auf Reisen. Sie überprüfte dreimal ob die Abfahrtszeiten stimmten, ob sie auch den richtigen Ort im Kopf hatte, ob es Verspätungen gab und ob sie alles beisammen hatte. In dem Falle war das vielleicht ein Vorteil, denn so konnte das Teil in ihrem Rucksack nicht abhanden kommen. Und dennoch hatte das Lesen nicht gerade geholfen, sie zu beruhigen. Ihr Herz hämmerte immer noch so kräftigt, als liefe sie gerade einen Marathon und in jeder Person, die an ihr vorbei ging, sah sie einen potentiellen Verfolger.

' Ganz ruhig, Liv. Du hast es so weit geschafft, ohne dass es in die Hose gegangen ist, da schaffst du es jetzt auch! ', ermahnte sie sich in Gedanken und atmete drei Male tief durch, bevor sie eine Zugtür ansteuerte. Sie war so bedacht darauf, möglichst schnell einzusteigen, dass sie den jungen Mann gar nicht bemerkte, der an ihr vorbei in die entgegengesetzte Richtung wollte und so kollidierten ihre Schultern. Seine Tasche fiel zu Boden und er fluchte kräftig.

Prompt bekam Liv ein schlechtes Gewissen und hielt an, um sich zu vergewissern, dass auch nichts kaputt gegangen sei. Später sollte sie sich dafür schwarz ärgern.

„Ist alles okay?”, fragte sie vorsichtshalber auf Englisch. Ihr Japanisch war eher dürftig und ihr „Opfer” sah auch nicht wirklich aus als wäre er Japaner. Seine Haut war eine Spur dunkler, seine Augen wirkten nicht gerade als hätte er asiatische Wurzeln und sein Haar war schon beinahe unnatürlich hell. Da seine Augenbrauen allerdings die selbe Farbe hatten, kam Liv zu dem Schluss dass es womöglich nicht gefärbt sein konnte.

„Passt schon!”, erwiderte der Mann knapp und obwohl er nur wenige Worte nutzte, hörte Liv dennoch einen Akzent heraus, der ein bisschen drollig klang, wenn sie ehrlich zu sich war. Für sie war die Angelegenheit nun erledigt und sie wandte sich ab, um ihren Weg fortzusetzen. Da wäre sie beinahe in die nächste Person hinein gerannt. Ein wahrer Hüne von Mann war hinter ihr aufgetaucht und sah fast schon streng auf sie herunter. Die eine Hälfte seines Gesichtes war tattooviert. Er war wohl im Gegensatz zu dem, den sie gerade angerempelt hatte, ein paar Jahre älter als sie und sah aus als könne er das Rückgrat eines normalen Mannes über dem Knie brechen.

Nur schwer konnte Liv den Impuls wegzurennen unterdrücken. Das wäre einfach nur unhöflich gewesen, fand sie und auch für diesen Gedanken sollte sie sich später am liebsten Ohrfeigen wollen. Denn Liv hatte sich mit einem gemurmelten „Entschuldigen Sie mich!” an dem Mann vorbei schieben wollen, doch da hatte sich auf schon eine große Hand um ihren Unterarm gelegt. Der Griff war nicht so fest, dass es ihr wehgetan hätte und dennoch so unnachgiebig. Es gab keinen Zweifel, dass Liv so schnell nicht loskommen würde.

„Was soll das?”, fragte sie und spürte wie die Angst ihr den Hals zudrückte. Welche Frau bekam bitte keinen Schrecken wenn ein Riese sie derart festhielt und dann auch noch so finster drein sah. Kurz überlegte sie ob sie schreien sollte, doch das würde nur unnötig Aufmerksamkeit auf sie lenken. Und wenn es etwas gab, was Liv gerade nicht gebrauchen konnte, war es das.

„Du hast da womöglich etwas, was wir gern wieder hätten!”, sagte eine Stimmte und die gehörte weder zu dem armen Kerl, dessen Tasche sie auf den Boden befördert hatte, noch zu dem großen Kerl, der sie festhielt. Liv drehte sich so weit es ging in die Richtung aus der die Worte erklungen waren und sah einen dritten Mann, sein Haar weißer als das von Gandalf nach dessen Auferstehung und einen Blick der zwischen Herablassung und Amüsement zu schwanken schien.

' Scheiße, ich bin am Arsch '

 

 

 



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