What happens next? von Michirukaioh (H&M) ================================================================================ Kapitel 12: Erlaubnis --------------------- Natürlich bekam ich bei Maria etwas zu essen. Sie hatte mir Udon Suppe gemacht, die bereits fertig war, als ich die Küche betrat. Womöglich hatte sie schon geahnt, dass ich bald Hunger bekommen werde. Immerhin hatte ich den heutigen Tag noch nichts gegessen. Die Suppe schmeckte köstlich. Sie hatte wahrhaftig ein Talent zum Kochen. Sie machte mir klar, dass ich nicht zu einem Vampir werde, wenn ich es nicht wollte. Dies beruhigte mich auch. Nach dem Essen suchte ich weiter. Spätestens heute Abend wird sie auftauchen. Wie ich erwartet hatte, fand ich sie nicht. Doch Grace hatte gesagt, dass sie irgendwo im Haus war. Ich musste also nur gründlicher suchen. Also noch mal von vorn. Irgendwo war ein Fenster offen, denn es war eiskalt in den Gängen. Heizungen gab es hier nicht. Von mehreren Öfen bekam man nur die Wärme. Dieses Haus war generell gruselig- und das lag nicht nur an den Bewohnern. ,,Hier werde ich auf keinen Fall mein Leben verbringen", prabbelte ich ohne nachzudenken vor mich hin. Ich blieb vor der Tür ihres Schlafzimmer stehen. Zwar hatte ich vorhin schon dort nachgesehen, aber vielleicht hatte sie ja inzwischen ihr Schlafzimmer betreten. Meine Hand zitterte, als sie der Türklinke näher kam. Seltsamerweise fürchtete ich mich ein wenig. Dazu kam dieses Gefühl, das mir sagte, dass sie dort drin war. Nur ganz langsam drückte ich die Türklinke herunter und gab genau so langsam dem Holz einen Schubs, sodass man mir gleich darauf den Eingang in das Zimmer gewährte. Erst hatte ich sie gar nicht gesehen, doch als sie sich zu mir drehte, fiel sie mir direkt ins Auge. Meine Verlobte stand an der Balkontür, die zu einer stattlichen Veranda führte. Im Raum war es stockfinster. Gerade mal das Licht vom Korridor brachte Helligkeit in diesen Raum. Und dann war da noch dieses rote Augepaar, was in meine Richtung starrte. Ein wenig fühlte ich mich schon unwohl. Sie sagte nichts- sah mich einfach nur an. Leider wusste ich nicht, was in ihrem Kopf vorging, dabei hätte ich es zu gern gewusst. Vielleicht wollte sie sich ja bei mir entschuldigen? Stimmt, dass hatte sie bereits getan. Außerdem müsste ich mich auch entschuldigen. Immerhin hatte ich ihr zu diesem Zustand verholfen. Ihre eisernen Pupillen studierten meinen Körper, das war selbst für mich spürbar. Diese Situation machte mich unsicher. Ich war umstritten, ob ich ein Gespräch beginnen sollte oder nicht. Vielleicht war es im Moment nicht angebracht zu reden. Aber vielleicht war genau das der Schlüssel. Ich musste mich entschuldigen, denn auch ich trug die Schuld an alldem. Einen kurzen Moment lang sah ich nur den Boden an. Bevor ich etwas sagte, musste ich es gedanklich überprüfen. Ich durfte mich keinesfalls versprechen. Danach erhob ich wieder mein Haupt und sah ihr ins Gesicht. ,,Es tut mir leid, Haruka. Ich hätte dich gestern nicht so anspornen sollen. Es ist nicht nur deine Schuld. Genau genommen ist es mein eigener Verdienst. Bitte verzeih mir", sagte ich und verbeugte mich dazu noch. Warum wusste ich nicht, ich tat es einfach. Haruka schien die Entschuldigen zwar erwartet zu haben, was ich schon erahnt hatte, da sie ja meine Gedanken kannte, dennoch sah ihr Gesichtsausdruck überrascht aus. Vielleicht, weil ich mir die Schuld dafür gegeben hatte? Ihre Reaktion war nur ein Lächeln. Aber nicht irgendein Lächeln. Darin lag viel mehr als nur Gleichgültigkeit. Es erfreute sie so etwas zu hören. ,,Schön, dass du dich entschuldigst. Und ja, du hast mich doch ganz schön heiß gemacht. Aber letzten Endes war es trotzdem meine Schuld. Leider musstest du an dem Resultat leiden. Ich bedaure, dass das passiert ist. In Zukunft muss ich mich mehr unter Kontrolle halten", sprach sie nachdenklich, doch ihre Auge hangen die ganze Zeit über an meinen, ,,Wieso hast du mich gesucht?" Auf ihren perfekt geformten Lippen lag ein Lächeln. Sie war froh darüber, dass ich mich dennoch entschuldigt hatte, das konnte man ihr ansehen. ,,Darf ich raus? Nur für ein paar Stunden. Bitte!", schoss es aus mir heraus. Man sah regelrecht wie sich der Ausdruck in ihrem Gesicht schlagartig veränderte. So einen Stimmungswandel hatte ich bei ihr noch nicht gesehen. Bis gerade eben hatte sie wunderschön gelächelt und nun wirkte sie verärgert. Sie wollte demnach also nicht, dass ich hinaus in die Öffentlichkeit kam. ,,Wieso sollte ich dir das erlauben, hm?", murrte sie. ,,Du sperrst mich hier ein!", wurde ich sofort lauter. Tränen schossen mir in die Augen, doch noch war ich in der Lage sie zurück zu halten. Ich wollte mich nicht von ihr einsperren lassen! ,,Was willst du denn da draußen machen? Abhauen?", meckerte sie mich an, ,,Das kannst du schon vergessen! Ich werde dich immer finden!" Auch sie würde sofort sedimental. Tränen flossen direkt über ihre Wangen hinab, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Doch das änderte nichts an der Lautstärke meiner Stimme. ,,Warum abhauen?! Das habe ich gar nicht vor! Ich will doch nur spazieren gehen! Mal mich ins Café setzen können und einfach die Menschen beobachten! Das hier ist kein Leben für mich!", schrie ich. ,,Und woher soll ich wissen das ich dir vertrauen kann? Ich will nicht, dass du gehst!", rief sie mir entgegen. Das Gesagte erschütterte mich schwerer, als gedacht. Hieß das, dass sie mich bei sich habe wollte, dass sie Angst um mich hatte? ,,Ich gehe nur für ein paar Stunden, Haruka. Und wenn ich die Absicht hätte abzuhauen, dann kannst du mich doch zurück holen. Hast du gerade eben zu mir gesagt", zwinkerte ich der Vampirin vor mir zu. Meine Worte schienen sie zu beruhigen. Etwas verlegen wischte sie sich die letzte Träne von der Wange und trat auf mich zu. Ich spürte, dass sie trotzdem noch nicht ganz überzeugt war, aber immerhin lächelte sie schon wieder. Ihre Wangen und Augen waren noch leicht gerötet. ,,Du hast recht. Wo willst du denn hin? Und wann? Ich hoffe doch, dass du heute nicht mehr raus willst", sprach sie mit einer immernoch zittrigen Stimme. Mit einem unsicheren Lächeln trat sie auf mich zu und breitete dabei ihre Arme aus. Ich ließ mich widerstandslos von meiner Verlobten in eine Umarmung ziehen. ,,Nein, morgen! Ich will mich etwas hier umsehen. Immerhin war ich noch nie in Osaka gewesen." Sie nickte kurz unter Schweigen. Anscheinend überlegte sie. ,,Gut, ich erlaube es dir. Du hast 3 Stunden. Danach bist du wieder hier. Ich werde dich höchstpersönlich am Eingang begrüßen. Wenn du auf die Minute genau nicht da bist, werde ich dich suchen, hast du verstanden?", kam es streng von ihr. Mir gefiel es eigentlich nicht, dass sie so über mich entscheiden konnte, aber wenigstens etwas. Ich lehnte mich bewusst gegen sie und schlang meine Arme um ihre Hüfte. Mittlerweile würde ich sie auch freiwillig umarmen. Den Rest des Abend verbrachten wir auf der Couch vor dem Fernseher Arm in Arm. Auch das tat ich vollkommen freiwillig. Wir schauten einen Film über 2 Frauen, die sich ineinander verliebten. Immer wenn sie sich küssten, schlug mein Herz schneller. Den Grund dafür kannte ich nicht. Mir war es nicht unangenehm diesen Film mit Haruka zu sehen, es war nur einfach ein ungewohnte Gefühl so etwas mit jemand anderem anzusehen. ,,Michiru?", sagte sie nach einer ganzen Weile. Ich wandte den Blick vom Bildschirm ab und sah ihr ins Gesicht. ,,Du wirst doch in 2 Tagen 16", begann sie nun zu sprechen. Verwundert erhob ich beide Augenbrauen. Mich berührte es doch ein wenig, dass sie wusste, wann ich Geburtstag hatte und dass sie sich Sorgen darum machte. Nur woher wusste sie wann ich Geburtstag hatte? ,,Woher weißt du das?", fragte ich strahlend. ,,Ich werde doch wohl wissen, wann meine Verlobte Geburtstag hat!", grinste sie belustigt. ,,Stimmt. Aber nun sag! Was ist damit?", wollte ich nun endlich wissen. ,,Ich wollte nur fragen, ob du deinen Geburtstag feiern möchtest. Das ist doch normal bei Menschen oder?", sagte sie. Ich musste eigentlich gar nicht lange überlegen. Mein Geburtstag war nie zuvor in meinem Leben etwas Besonderes gewesen. Also wird der 16 auch nicht aus der Reihe tanzen. Meine Eltern feierten nie meinen Geburtstag. Klar, die wünschten mir jedes Jahr Alles Gute, aber mehr kam da nie. Ich hatte es ihnen nie verübelt, auch wenn die Schüler aus meiner Klasse ihren Geburtstag immer mit prächtigen Partys feierten. Immerhin waren wir arm gewesen und hatten zu tun, dass wir etwas zu essen hatten und man mir Schulsachen kaufen konnte. ,,Nein, ich glaube mir wäre es lieber, wenn wir ihn nicht feiern. Ich habe sowas noch nie gemacht." ,,Ich auch noch nicht", lachte Haruka belustigt, ,,Gut, wenn du nicht möchtest. Aber eine kleine Überraschung wird es trotzdem geben", zwinkerte sie mir zu. Es erfreute mich so etwas zu hören. Noch nie zuvor hatte man mir eine Aufmerksamkeit geschenkt. Dies zauberte direkt ein Lächeln auf meine Lippen. Ich fand es sehr nett von ihr, dass sie so mit mir umging, obwohl ich ihre Gefühle nicht erwiderte. Es verwunderte mich sowieso, dass sie damit kein Problem hatte - oder es sich zumindest nicht anmerken ließ. Irgendwann schlief ich in ihren Armen ein. Der Film war zwar noch nicht zu Ende gewesen, jedoch war ich einfach zu müde und in ihren Armen fiel es mir besonders leicht einzuschlafen. Auch hierfür kannte ich den Grund nicht. Diverse Gefühle konnten es auf jeden Fall nicht sein. Ich erwachte natürlich in meinem Bett. Die Nacht hatte ich gut geschlafen, keine Ahnung wie lang ich davon in ihren Armen geschlafen hatte. Jedenfalls fehlte mir etwas. Und das war ihre Nähe. Immer noch etwas verschlafen setzte ich mich hin und rieb mir die Augen. ,,Mmmmmmh", murmelte ich. Danach musste ich mich erst einmal strecken. Zwar war die Müdigkeit immernoch Herr über meinen Körper, aber irgendwann musste ich mal aufstehen. So kämpfte ich mich also aus dem Bett, sah kurz nach wo ich noch etwas Geld hatte und fand es auch, allerdings war es nicht mehr ganz so viel, und schleift mich dann zum Kleiderschrank. Fertig gekleidet verließ ich mein Zimmer. Dabei schweife ich ein wenig mit den Gedanken ab. Ich musste an den vergangen Abend denken. Haruka wollte nicht, dass ich abhaute, aber das hatte ich auch nicht vor. Für meinen Ausflug hatte sie mir 3 Stunden gegeben. Außerdem hatten wir über meinen Geburtstag gesprochen und ich fragte mich wirklich, was sie mir als Überraschung zu meinem Geburtstag geben wollte, denn der war ja schon morgen. Jedoch war ich froh, dass sie ihn mit mir nicht feierte. Ich stellte mir so eine Geburtstagsparty eigentlich ganz schön vor, allerdings wollte ich nicht im Mittelpunkt stehen. Ich wurde immerhin nur 16! Bevor ich das Haus verlassen würde, musste ich frühstücken. Mit Hunger wollte ich auf jeden Fall nicht raus gehen. Im Haus herrschte wir immer Totenstille. Nie hörte ich etwas. Nie sah ich Grace und Joshua. Vielleicht war es ja doch so, dass Vampire in der Nacht besonders aktiv waren. Haruka war es auf jeden Fall. Wenn die Sonne unterging und alle langsam ins Bett gingen, fing der Tag für sie erst einmal an. Bei ihren Eltern war es sicherlich nicht anders. Gut gelaunt klopfte ich an der Küchentür an, wartete allerdings kein ''Herrin'' ab. Stattdessen betrat ich die Küche ohne Erlaubnis, was mir erst später einfiel. Maria sah mich leicht erschrocken an. ,,Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung! Ich hab angeklopft, a-aber-", begann ich die Entschuldigung zu stottern. ,,Alles gut, Miss Michiru. Sie brauchen doch nicht immer anklopfen!", lächelte sie mir entgegen. Etwas verlegen nickte ich und machte eine leichte Verbeugung. ,,Einen guten Morgen wünsche ich", sagte ich dann noch. Danach setzte ich mich an den Tisch, der bereits gedeckt war. Frische Brötchen, die sie garantiert selber gebacken hatte, verschiedene Marmeladen- und Wurstsorten sowie Getränke wie Tee und Kaffee zierten den Tisch. Bis vor ein paar Wochen hätte ich nie für möglich gehalten, solch ein Frühstück zu bekommen. ,,Wollen Sie nicht mit mir essen?", fragte ich. Sie drehte sich zu mir. ,,Darf ich?", kam es unsicher von ihr. ,,Natürlich!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)