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Was wir sind

Seto & Joey | Puppyshipping
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallö~chen!

Ja, ich gebe es zu. Mit diesem Kapitel hatte ich meine liebe Mühe.
Joey wollte nicht wie ich. Seto ignoriert meine Anweisungen sowieso. Und Mokuba hatte deutliche Verspätung.
Zu viele Pläne und irgendwie fehlt die Abzweigung dorthin. ._.
Aber keine Sorge – die Lawine rollt wieder. Oder gerade deswegen Sorgen? ;-D

In jedem Falle: VIELEN DANK an alle Favoriten-Klicker und besonders natürlich an die Kommentatoren!
Ohne euch würde ich längere Geschichten kaum durchhalten – einfach aufgrund mangelnder Motivation und zu vieler Selbstzweifel.
Deswegen – ich kann es nicht oft genug schreiben – vielen, lieben Dank! : )
(Wie immer werde ich eure Kommentare noch individuell beantworten – ich hänge da nur einfach etwas nach – schreibe momentan meine Bachelorarbeit ... sorry! ^^')

Viel Spaß beim Lesen!
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… ist kundenorientiert


 

__________________________________________

 

 

Ein gut beratener Kunde

hat einen großen Bekanntenkreis –

ein schlecht beratener

kennt die halbe Stadt!

© Marc Borlinghaus

 

__________________________________________

 

 

 

 

 

Seto Kaiba war ein Stratege, der die Entwicklung des Marktes im Auge behielt und prognostizieren konnte, seitdem er elf Jahre war. Sein Führungsstil zeichnete sich durch Strenge und Klarheit aus. Trotz anders lautender Gerüchte trat er seinen Mitarbeitern gegenüber fair auf, denn er wusste, dass der Erfolg eines Unternehmens mit treuen Beschäftigten stieg und fiel. Er arbeitete zudem kundenorientiert. Was in seinem konkreten Fall bedeutete, dass er sich so wenig wie möglich persönlich um deren Belange kümmerte. Dafür hatte er ja Mitarbeiter, auf die er zählte.

 

»Ein Turnier?«, hakte Yugi nach.

»Ja, Mokuba meinte, Kaiba hätte dir schon die Einladung zusenden lassen, aber Mokuba wollte dich auch persönlich fragen, deswegen war er hier.«

Yugi nickte, während wir hinten im Garten saßen und Wassereis verschlangen. Neben uns plätscherte der Teich, irgendwo hupte ein Auto, aber ansonsten herrschte Ruhe.

»Achja, wie sieht's aus, Joey? Wir wollten doch mal wieder einen Spielabend machen, nicht?«

Ich nickte, schlürfte abwesend mein Eis und lehnte mich mit dem Rücken an den Baum.

»Warum hört es sich so an, als gäbe es gleich noch den Haken?«, murmelte ich, was Yugi dazu veranlasste, mir in die Seite zu pieksen.

»Es gibt keinen Haken«, behauptete er.

Nach einem Moment der Stille, erhob ich mich, reichte Yugi meine Hand, die er ergriff, um sich hochziehen zu lassen.

»Ich mach mich wieder Richtung Krankenhaus auf«, verabschiedete sich Yugi und ich nahm meine Position bei der Ladentheke ein. Als er an der Tür war, das Schild auf geöffnet umdrehte, teilte er mir mit einem Lächeln mit:»Tristan kommt natürlich auch.« Und verschwand. Mit einem Grummeln ließ ich die Verpackung des Wassereises in den Mülleimer segeln.

Ich wusste nicht mehr, was schlimmer war: Kaiba als Praktikant oder Tristan als Mitspieler. Und warf den Fangirls und -boys vor dem Laden einen düsteren Blick zu.

 

Am späten Nachmittag – Kaiba hatte sich seit ein paar Stunden mit Herrn Muto in dessen Büro verzogen – stieß er plötzlich die Bürotür auf, was mich hochschrecken ließ.

»Ich nehme an, du kannst – deinem Niveau entsprechend – mit Technik umgehen.«

Kaiba stellte keine Fragen (oder leitete ein Gespräch durch eine höfliche Floskel ein), er befahl, als könnte er seine Forderungen einfach so mit diesem Ton zur Realität werden lassen.

»Ähm – joar«, erwiderte ich irritiert, seine subtile Beleidigung durchaus registrierend, und warf Yugis Großvater einen Blick zu, in dem eindeutig stand:»Was zur Hölle?« Doch Kaiba zwang mich, ihm sofort wieder Aufmerksamkeit zu zollen, indem er mir ein Tablet in die Hände drückte, was mich ziemlich dumm schauen ließ.

»Du wirst den Bestand dort in das Programm eintragen. Danach wirst du festhalten, welche Produkte in den letzten vier Wochen gut verkauft wurden, Herr Muto geht die Finanzen durch und anschließend –«

»Hey! Moment!«, unterbrach ich seine Befehle, was mir einen genervten Blick von ihm einbrachte. »Was hat dich vom Praktikanten zum Chef mutieren lassen,

»Herr Muto stimmte mit mir darin überein, dass die Finanzen des Ladens – sagen wir – schon einmal bessere Tage erlebt haben. Eine Umstrukturierung wird –«

»Warte!«, knurrte ich verstimmt. »Wir sind hier nicht in deiner ach-so-tollen Firma!«

»Genau das ist das Problem«, erwiderte Kaiba süffisant.

»Joey, ein bisschen Hilfe sollten wir nicht ausschlagen«, schlug Herr Muto einen versöhnlichen Ton an und nahm mich zur Seite.

»Du weißt, dass dieser kleine Laden einen schweren Stand hat und –«

»Und deswegen tanzen wir nach seiner Pfeife? Wir schaffen das schon! Auch ohne den!«, fragte ich aufgebracht und schaute griesgrämig über die Schulter des älteren Mannes zu Kaiba, der dastand, mit Hemd und Krawatte, als würde er gleich zu einem Geschäftsessen gehen.

Herr Muto lächelte mich an und es war wahrscheinlich die Tatsache, dass mich sein Blick so sehr an Yugis erinnerte, den er mir zuwarf, wenn ich etwas Offensichtliches übersah, etwas Naheliegendes noch nicht begriff, dass ich innehielt und seinen nächsten Worten trotz des Ärgers in meinem Bauch lauschte.

»Es wäre ziemlich dumm, seine Hilfe aus falschem Stolz heraus auszuschlagen. Überhaupt sollte uns Stolz nicht im Wege stehen, wenn es um wichtige Dinge geht. Findest du nicht?«

Ich hatte das Gefühl, dass er nicht nur von dieser Sache sprach.

 

»Nein! Letzten Satz löschen – nein, verdammt, letzte zwei Sätze lö- ach, oh, Mann, ich schreib's einfach«, verzweifelte ich an der Spracherkennung und tippte die Produktnamen einfach selbst ein.

Wir standen im Lagerraum und während ich den Bestand in das Tablet übertrug, verzeichnete Kaiba eine neu eingetroffene Ladung von Spielen. Ein Großteil stammte direkt aus der Kaiba Corporation.

»Bei deiner Aussprache ist es ein Wunder, dass der Computer überhaupt die Sprache erkannt hat«, klatschte mir Kaiba um die Ohren, was mich knurrend aufschauen ließ.

»Du könntest auch helfen«, erwiderte ich grimmig.

»Es ist meine Idee, die hilft, diesen Laden aus der Versenkung zu hieven.«

»Schön«, schnaufte ich, hörte die Klingel aus dem Verkaufsraum und grinste ihn gehässig an, »dann übernimmst du aber die Kunden.«

Vielleicht wollte er sich eine Diskussion sparen oder aber er dachte wirklich, dass letzteres die günstigere Option für ihn war, jedenfalls verschwand er durch die Tür Richtung Verkaufsraum und ließ mich erst überrascht, dann genervt zurück. Das aber auch nur für knapp zehn Minuten, denn dann hörte ich, wie ein Schluchzen vom Verkaufsraum zu mir drang. Ich spitzte die Ohren. Eindeutig. Da war es wieder. Also legte ich den Karton zur Seite und verließ den Lagerraum zügig (und mit einer gewissen Neugier).

 

Als erstes sah ich ein Mädchen, das mich neben seiner aufgebrachten Mutter mit verquollenen Augen anblinzelte, dann schwenkte mein Blick zu Kaiba, der mit versteinerter Mimik der Situation nur beizuwohnen schien.

»Was ist denn passiert?«, raunte ich ihm zu, schenkte dem Kind ein breites Lächeln und beschwor, dass alles wieder gut werden würde. Was auch immer alles war.

»Ich erklärte ihr, dass wir beschädigte Ware nur zurücknehmen, wenn es sich um einen Produktionsfehler handelt – und das ist eindeutig keiner.«

Das Mädchen hielt eine Sammelfigur in der Rechten, deren Flügel abgebrochen war. In der anderen Hand hielt sie ein Stück Flügel.

»Aber –«, wimmerte das Mädchen und sah mich an, »jetzt kann die Fee nicht mehr fliegen, Joey.«

»Abgesehen davon, dass die Figur rein physikalisch auch davor nicht in der Lage dazu war«, begann Kaiba kühl, doch ich unterbrach seine Belehrung, in dem ich einen Sekundenkleber aus der Schublade kramte, dem Mädchen die Figur aus den Fingen nahm und den kleinen Flügel an den Körper der Fee klebte. Die Augen des Mädchen weiteten sich, dann glänzten sie, als ich ihr noch eine Verpackung mit einer weiteren Feenfigur entgegenhielt.

»Pass gut auf die beiden auf, Yuna.«

Sie nickte eifrig und ihre Mutter bedankte sich mehrmals, während sie ihre monatliche Bestellung an Puzzles, Kreide und Ersatzfiguren für bekannte Gesellschaftsspiele aufgab.

Als die beiden gegangen waren, blitzte ich Kaiba an.

»Sie ist die Leiterin der Kindertagesstätte ein paar Straßen weiter. Hast du eigentlich –«

»Es war kein Produktionsfehler. Das Mädchen hat die Figur eindeutig fallen lassen«, warf er ungerührt ein und ließ mich stehen. Wahrscheinlich war es wirklich besser, Kaiba von Kunden fernzuhalten.

 

»Ihr seid ja immer noch hier«, begrüßte uns Yugi am frühen Abend, steckte seinen Kopf durch die Tür zum Lager und ich schaute auf die Uhr.

»Oha, ja, ich – hab irgendwie die Zeit vergessen«, murmelte ich und senkte meine Hand mit dem Tablet, während Kaiba von irgendwelchen Unterlagen aufsah, die er mit den Spielen verglich.

»Wo ist Großvater?«, fragte Yugi und ich schaute verwirrt zu Kaiba, der meinen Blick wortlos erwiderte. Eine Antwort seinerseits war wohl wirklich der Höflichkeit zu viel.

»Ähm –«

Oder auch nicht.

»Er ist sicherlich noch in der KC«, entgegnete Kaiba, als wäre das ganz normal.

Meine Augenbrauen schossen nahe an meinen Haaransatz. Yugi überspielte sein Erstaunen eleganter und fragte lediglich:»Wirklich? Was wollte er denn da?«

»Ich habe eine hervorragende Finanzabteilung«, erklärte Kaiba kurzangebunden. Yugi und ich tauschten einen Blick.

»Ahja, also – Joey, wie war das eigentlich? Wie wäre es dieses Wochenende mit unserem Spieleabend?«

Der Themenwechsel brachte mich dazu, über meine eigenen Worte zu stolpern.

»Ja, also – mh – joar, warum nicht? Dann hauen wir uns Eis ohne Ende rein und zocken.«

Yugi stimmte zu und wandte sich an Kaiba.

»Wie sieht es aus? Hast du Lust –«

Mit jedem seiner Silben weiteten sich meine Pupillen, während sich Kaibas Augen verengten. Doch bevor Yugi die Katastrophe durch seine Frage provozieren konnte, klingelte Kaibas Smartphone. Er zog es aus seiner Hosentasche und antwortete ohne eine Begrüßung.

»Ja, ich bin unterwegs. Entschuldige. Ja, es ist alles okay. Bis gleich.«

Mit einem Blick, der sagte, dass diese Frage besser unbeendet blieb, schnappte er sich seinen Aktenkoffer und rauschte aus dem Laden.

Meine Augen klebten an der Tür des Lagerraums, schnellten dann zurück zu Yugi, ehe ich ihn fragte, als würde ich mit einem psychisch labilen Patienten reden:»Wolltest du gerade echt Seto ich-bin-ein-arroganter-Großkotz Kaiba zu unserem genialen Spieleabend einladen? Bist du noch ganz – hast du – bist du verrückt

Yugi hatte die Nerven, mir ohne Schuldbewusstsein entgegen zu blinzeln.

»Ich glaube, Joey, dass das eine gute Idee gewesen wäre.«

»Da müssen wir aber nochmal diskutieren, was gute Idee überhaupt heißt«, schnaufte ich.

 

Wochenende hieß eine Pause vom Alltag. All die Menschen, die mich sonst nervten (insbesondere Kaiba und achtzig Prozent der Lehrer) wusste ich weit weg von mir. Stattdessen durfte ich meine Zeit mit wirklich wichtigen Menschen verbringen. Normalerweise war das eine Garantie für ein paar super gute Stunden. Stattdessen schritt ich in meinem Zimmer auf und ab und rang meine Finger. Der Gedanke, Tristan gegenüberzutreten war alles andere als super. Mich durchbohrten zwei Gefühle. Da war Ärger – und Scham.

 

Ich klingelte an der Hintertür, dort, wo man über eine Wendeltreppe gleich in die Wohnung der Mutos gelangte, die über den Geschäftsräumen lag. Yugi begrüßte mich mit einem traurigen Lächeln.

»Tristan hat abgesagt.«

 

Wir saßen in Yugis Zimmer und ich konnte nicht anders als ein schlechtes Gewissen zu haben. Irgendwie war es meine Schuld. Das hieß natürlich nicht, dass Tristan keine traf. Statt eines lustigen Abends saßen wir stumm nebeneinander und schauten fern.

»Ich mein – so schlecht ist es doch nicht. Haben wir halt einen entspannten Abend zu zweit«, versuchte ich Yugi aufzumuntern. Er schaute mich an und ich fragte mich, wann ich zu dem Optimisten unseres Gespanns mutiert war.

»Vielleicht hast du Recht«, seufzte Yugi, doch sein Ton erzählte etwas Anderes und bei seinen gesenkten Schultern und den hängenden Mundwinkeln, nahm ich mir fest vor, die Sache mit Tristan zu klären. Sachlich und erwachsen.

 

Das Praktikum mit Kaiba entwickelte eine Routine, die ich niemals von uns erwartet hätte.

Während er das ganze Zeug übernahm, das ich sonst gerne bis zuletzt aufschob (vorzüglich das, was mit Rechnungen und Verträgen zu tun hatte), überließ er mir alles, was mit direktem Kundenkontakt zu tun hatte. Als ich von der Theke aufsah, wo ich gerade das Formular für Werbematerial bei der KC ausfüllte, schob sich ein wohlbekanntes Gesicht vor meine Nase.

 

»Was machst denn du hier?«, fuhr ich ihn an.

Tristan zuckte die Schultern.

»Ich treff mich mit Yugi. Ist er schon da?«

Diesmal zuckte ich die Schultern.

»Er müsste gleich kommen. Arbeitet normalerweise immer ein bisschen länger im Krankenhaus.«

Wir sprachen miteinander, als würden wir uns nur oberflächlich kennen, wie Nachbarn, die sich nur grüßten oder mit dem Apotheker, dessen Name man nicht einmal wusste.

»Sonst noch was?«, fragte ich.

Er schüttelte den Kopf und drehte sich um, schlenderte durch den Laden. Ich rieb mir über die inneren Augenwinkel, als könnte ich so eine klare Sicht auf die Situation bekommen. Jetzt wäre die Möglichkeit. Sachlich und erwachsen. Keine Eskalation.

 

»Hör zu«, wollte ich sagen, »die ganze Sache ist doch blöd. Sorry, Alter, lass uns –«

Irgend so etwas. Ein paar Worte, die diese Distanz durchbrachen. Stattdessen kritzelte ich in dem Formular herum und schwieg.

Yugi tauchte auf, begrüßte mich und Tristan, ließ seinen Blick zwischen uns hin und her wandern, sagte aber nichts dazu und verabschiedete sich wieder, Tristan folgte ihm, murmelte ein »Jo, dann« und ließ mich in dem Geschäft zurück, ohne mich nochmals anzusehen.

 

»Bist du langsam fertig damit?«

Ich fuhr zusammen, als Kaibas Stimme hinter mir erklang, mein Blick huschte zu ihm. Er stand da, lehnte am Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt, dann wanderten meine Pupillen wieder zu dem Dokument. Ich schob meine Lippen vor, kratzte mich mit dem Ende des Stifts in meiner Hand an der Schläfe.

»Ja, hab's ausgefüllt.«

»Ich meinte, mit dem infantilen Gehabe«, stellte er klar.

»Was weißt du schon«, grummelte ich.

»Infantil bedeutet übrigens kindisch, Wheeler. Was dein Verhalten gegenüber Taylor auf den Punkt bringt.«

»Seit wann bist du der Experte für Freunde, ?«, höhnte ich, schnaubte und schaute dann auf die Uhr.

»Ist schon spät, solltest deinen Bruder nicht schon wieder warten lassen.«

»Und seit wann bist du der Experte für Brüder?«, fragte er trocken. Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, warf ihm nur einen düsteren Blick zu. Vielleicht war das auch Antwort genug. Mir kam es jedoch so vor, als amüsierte er sich lediglich darüber.

Er nahm seinen Mantel von der Garderobe im Zwischenzimmer – den er trotz hochsommerlicher Temperaturen immer mitnahm – zog ihn sich drüber und hielt mir dann seine Hand auffordernd entgegen.

Ich starrte sie an, dann seine Mimik. Seine Augenbrauen wanderten Richtung Haaransatz.

»Das Formular«, verbalisierte er seine Geste und ich verstand endlich, was er wollte. Mit einem genervten Seufzen drückte ich ihm das Papier in die Finger. Als gäbe es nichts Wichtigeres.

»Mokuba lädt dich diesen Samstag zum Essen ein. 18 Uhr. Sei pünktlich, Wheeler.«

Mit diesen Worten ließ er mich in dem kleinen Laden stehen.

 

»Was meinst du mit ich bin auch eingeladen?«, fragte ich ungläubig.

Yugi streckte sich und ließ seinen Blick in die Äste des Baumes wandern, unter dem wir saßen. Es war Mittag und die Sonne brannte auf das Gras. Wir hatten uns in den Schatten geflüchtet und sahen den Fischen beim Schwimmen zu.

»Samstag, 18 Uhr. Ich bin eingeladen zum Essen wegen – diesem Turnier.«

Ich warf ihm einen Blick zu.

»Und was soll ich dann da?«, verlangte ich zu wissen, als ob Yugi mehr wüsste als ich. Er schaute mich mit seinen großen Augen an und zuckte die Achseln.

»Vielleicht weil du mitmachen willst?«

»Will ich nicht«, grummelte ich. »Und überhaupt. Kaiba hat diesen Befehlston drauf, bei dem ich kotzen könnte. Am besten ich sag einfach ab. Soll er gucken, was er bekommt, wenn er mich so behandelt.«

Yugi seufzte, vielleicht, weil er nichts dagegen einwenden konnte. Kaiba hatte nun einmal diese Art an sich.

»Mit einem hat er aber recht«, behauptete er und ich horchte auf. »Du könntest die Sache mit Tristan langsam mal klären.«

»? Das hat er doch gar nicht gesagt«, erwiderte ich und obwohl es wie eine Tatsache klingen sollte, hörte es sich eher wie eine Frage an.

 

Am nächsten Tag fixierte ich Kaiba, während er den Aktenkoffer im Zwischenraum abstellte, seinen Mantel an die Garderobe hing und den Laptop aus seiner Tasche zog.

»Ich komm nicht«, warf ich ihm einfach an die Stirn, ohne Begrüßung, ohne Floskel, ganz so, wie er es auch selbst gerne machte, »ich meine wegen Samstag.« Und konnte förmlich sehen, wie er sich aufrichtete, seinen Laptop in den Fingern, um mich dann mit seinem Blick in den Boden zu stampfen.

»Wheeler«, knurrte er und für einen Moment befürchtete ich, dass er mich mit dem Gerät in den Händen verprügeln würde. Ich straffte meine Schultern.

»Wirklich mal«, unterbrach ich ihn, ehe er hätte anfangen können, »was soll ich da überhaupt. Es geht doch um dieses Turnier, nicht?« Ich wappnete mich für den Sturm, der gleich über mich hinweg fege würde. Ich sah es schon in Kaibas Augen. Das Eis und die Zerstörungswut. Wie ein Blizzard.

»So sehr ich es auch begrüße, dass du deine fehlende Kompetenz angemessen einzuschätzen weißt«, scharrte er, »hat sich Mokuba in dem Irrglauben verloren, dass deine Anwesenheit sich positiv auf die Gespräche auswirken könnte. Du repräsentierst einen Faktor, den absolut durchschnittlichen Kunden, den das Turnier darauf aufmerksam machen soll, das Spiel zu erwerben.«

Durchschnittlich klang wie eine Beleidigung aus Kaibas Mund. Ich verschränkte meine Hände vor der Brust, reckte mein Kinn, ehe ich mich umwandte.

»Du kannst mich mal. Such dir doch einen anderen durchschnittlichen Faktor.«

 

Die nächsten Tage zogen an mir vorbei. Ich zählte sie, als erwartete mich eine Prüfung, für die ich keine Zeit hatte zu lernen. Ich versuchte es zu ignorieren, aber das Treffen Samstag war in mein Hirn eingebrannt. Obwohl ich Kaiba schon abgesagt hatte, erinnerte ich mich immer wieder, warum ich nicht kommen würde, diskutierte mit mir, ertappte mich dabei, wie ich aus dem Fenster starrte und mir vorstellte, was bei diesem Essen herumkommen würde. Umso zerknirschter schaute ich auf, als freitags ein Wuschelkopf in das Geschäft marschierte und mich mit der ganzen Sache konfrontierte.

»Hey, Joey!“, begrüßte mich Mokuba und ich teilte ihm sofort mit, dass sein Bruder gleich fertig sein müsste, gerade noch kurz im Lager verschwunden war.

»Ich wollte sowieso mit dir reden.«

Ich betrachtete ihn neugierig, während ich eine Zeitschrift über die Neuerscheinungen auf dem Games-Markt in meinen Händen senkte.

»Was gibt’s?«

»Hat Seto dich für morgen wirklich eingeladen?«, wollte Mokuba wissen.

Ich nickte langsam.

»Also – er meinte eigentlich, dass du mich einladen wolltest. Aber wie auch immer – ich habe schon abgesagt.«

Er zuckte die Schultern.

»Reine Formsache«, erklärte er und ich runzelte meine Stirn, was er aber nicht weiter kommentierte.

»Also – ich hab vorgeschlagen, dass wir grillen. Diese Treffen werden total schnell langweilige Geschäftsessen. Und – ich hab gehofft, wenn du dabei bist – also – dass wir grillen und so – weißt du, so als wären wir alle – befreundet

Nach einem Moment Stille, seufzte ich.

»Und hast du das Kaiba auch so gesagt?«

Mokuba hob seine Augenbraue.

»Hast du ihn schon einmal mit Kunden erlebt?«, fragte er statt zu antworten. Ich schnaubte, meine Mundwinkel zuckten. Mokuba nahm es als Bejahung.

»Ich habe ihm gesagt, dass es sich positiv auf die Kundenorientierung auswirken könnte. Ich glaube einfach, dass er das einfacher schlucken kann, als die Tatsache, dass er dich mag und ein Abendessen mit dir einfach so viel besser wird, als ein blödes Geschäftsessen mit langweiligen Geschäftsleuten.«

Mein Kiefer klappte auf und ich war dabei lautstark zu protestieren, als mich Mokuba mit einfachen Worten verstummen ließ.

»Ah! Großer Bruder, da bist du ja!«

 

Ich drehte mich zu den beiden um. Mokuba drängte sein Gesicht an Kaibas Oberkörper, lächelte, während Kaiba ihn mit einer Hand an sich drückte, in der anderen seinen Aktenkoffer. Ich schob meine Lippen vor, wusste schon jetzt, dass ich es wahrscheinlich bereuen würde.

»Dann bis morgen«, seufzte ich. Kaibas Blick fing meinen auf. Seine Lippen kräuselten sich. Mokuba strahlte. Ich nickte den beiden zu und verzog mich hinter die Theke, hob das Magazin in meinen Fingern wieder vor meine Nase.

 

Kaibas Kundenorientierung zeichnete sich durch ein Ausweichen an persönlichem Kundenkontakt aus. Dafür hatte er ja seine Mitarbeiter. Die Sache war, dass er nicht mit seinem Bruder gerechnet hatte. Oder mit mir.

 


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yui_du_Ma
2023-05-22T19:17:14+00:00 22.05.2023 21:17
Die Idee, das Kaiba etwas für Yugi und seinen Großvater tut, fand ich gut.
Ein schönes Kapitel wieder.
Danke dafür. ^.^
Antwort von:  Jaelaki
07.08.2023 17:22
Hallo, Yui_du_Ma!
Vielen Dank für die ganzen lieben Kommentare!
Es freut mich unheimlich, wenn diese Fanfiction noch nach so vielen Jahren gelesen wird. :)
Ich habe sie auch keineswegs vergessen, sondern schreibe sie immer noch vor mich hin und werde sie auch beenden. :)

Viele Grüße
Jaelaki
Von:  Sas-_-
2015-11-22T19:18:37+00:00 22.11.2015 20:18
Ich <- hat den Turbo eingeschaltet, bevor der Montag wieder da ist und mir das Real-Life mein Leben kaputt macht :DDDD

Und warf den Fangirls und -boys vor dem Laden einen düsteren Blick zu. Irgendwas sagt mir, dass Joey sich in der Schaufensterscheibe gespielgelt hat! :DDD
Ich hatte das Gefühl, dass er nicht nur von dieser Sache sprach. Nein, wie kommt Joey denn nur da drauf?! :DDD Ohne seine Freunde wäre er in vielerlei Hinsicht ziemlich aufgeschmissen, wie wir vermutlich alle^^
Ich bin neugierig: warum hilft Kaiba Yugis Opa überhaupt? Es könnte, nein ich möchte sagen, eigentlich wäre es ihm doch scheißegal, oder nicht? Macht Kaiba das nur, weil er's kann oder hat er tatsächlich ein wenig das, was man Change of Heart nennt? ô.o
Kaibas erste Schritte im Kundenbereich erinnern mich ganz grausam an meine eigenen .__. Ich war anfangs wirklich lausig -.- Viel Übung und ein paar Fortbildungen später, und man kann mich guten Gewissens auf andere Menschen loslassen :D Wirklich, kein einfacher Job :] Dass Kaiba an zwischenmenschlichen scheitert, ist keine große Überraschung und ich finde es klasse, dass du's eingebaut hast!
Während er das ganze Zeug übernahm, das ich sonst gerne bis zuletzt aufschob (vorzüglich das, was mit Rechnungen und Verträgen zu tun hatte), überließ er mir alles, was mit direktem Kundenkontakt zu tun hatte. Und hier hätten wir die Arbeitsaufteilung, die meine Mitazubne und ich hatten :DD Ich habe geplant und rumgegrübelt und sie ... hat sich mit den Kindern rumgeschlagen, während ich dekorativ daneben stand und mich als Captain deklarierte, weil ich ein beeindruckendes Holzschwert hatte :DDD Ich kann Kaiba wirklich gut verstehen ^^ Wie du schreibst, das alles "normal" wird, das ist einfach passend. Alles, was seltsam ist, kann irgendwann normal werden. Du hast es glaubhaft werden lassen, well done.
»Wheeler«, knurrte er und für einen Moment befürchtete ich, dass er mich mit dem Gerät in den Händen verprügeln würde. Das hätte ich aber auch nur zu gern gesehen! Ich stell mir das so herrlich vor! :DDD Plus die ganzen Fangirls (und -Boys) die sich am Fenster die Nase platt drücken :DDD Aaaah, Itchy und Scratchy :D
Jap, ich bin mit diesem Kapitel genauso glücklich wie mit allen anderen zuvor^^ Nur die Frage, warum Kaiba Mutos Laden auf Vordermann bringen will, DAS musst du mir noch erklären >:]

LG
Sas-_-
Antwort von:  Jaelaki
24.11.2015 18:58
Heyho!
Also Kaiba hilft anfangs natürlich, weil er das Praktikum absolvieren muss – und wenn er etwas im beruflichen Sinne macht, dann richtig. Er ist eben ein Streber. Ein sehr erfolgreicher und ambitionierter. Das hat nichts mit Nächstenliebe oder so zu tun.
Genau. Es ist ihm auch (anfangs?) egal. Es geht ihm nicht um die Leute oder um Hilfe, sondern nur darum, zu glänzen. (siehe oben) Ob es dabei bleibt oder ob mehr dahinter steckt, das darf jeder Leser für sich beantworten. Ich hab da natürlich meine Meinung, aber muss ich euch alles vorkauen? ; -D

Haha! xD
Gut, wenn es glaubhaft rüber kommt. Ich hab in dem Bereich keine Erfahrung, sondern siehe es mir aus den Fingern. Habe nie im Verkauf gearbeitet. Ah, doch, einen Sommer lang habe ich in der Eisdiele ausgeholfen. x)

Danke für deinen erfrischenden Kommentar! ; -D

LG
Jaelaki
Von:  jyorie
2015-06-10T14:56:42+00:00 10.06.2015 16:56
Hey ٩(^ᴗ^)۶

*schmunzelt* Kundenorientiert ist was anderes, als das was Seto da tut und sich Scheuklappenähnlich an die Richtlinien hält und nicht ein bisschen Abwägt und wie Joey etwas menschliche Wärme hat und ein Auge zudrückt (Manchmal muss man die Frage nach der Kundenschuld halt ausklammern). Ich fand es süß, wie Joey der kleinen Kundin geholfen hat - wäre sicher ein recht großer Schaden gewesen, wenn die Leiterin der Kindertagesstädte nicht mehr zu Opa Muto in den Laden geht. – damit in Verbindung war die Mund-zu-Mund-Werbung aus deinem Zitat sehr interessant, leider stimmt das Wirklich, Meckern geht leichter von den Lippen und verbreitet sich schneller und einfacher als wenn man jemand lobt.

Ich hoffe auch, das das was Seto seinem Praktikumschef vorschlagen läßt in dessen Sinn sein wird und Opa Muto wirklich hilft.

¸.•´¸.•´¨) ¸.•*¨)-:¦:- Viele Grüße,
…(¸.•´ (¸.•´ .•´ ¸¸.•¨¯-:¦:-…-:¦-, Jyorie

Antwort von:  Jaelaki
16.06.2015 00:12
Hallöchen!
Oh, ja. Unser Seto mag zwar ein genialer Geschäftsmann sein, aber Kundenarbeit ist nicht seine Stärke. Aber genau diese Empathie und Erfahrung, die Seto hier fehlt, hat Joey. Von daher ... ein tolles Team, ein Herz und eine Seele, oder nicht? ;-D


Danke dir für deine Eindrücke und Gedanken! : )

Gruß,
Jaelaki
Von:  Schwarzfeder
2015-06-07T20:59:33+00:00 07.06.2015 22:59
Yay~ wieder ein Kapitel! Freude~ x3
Das mit dem, die wollen nicht so wie ich, kenne ich nur zu gut und es ist so~ nervend!! Richtig schlimm. Und ich kenne das Gefühl, wenn der Knoten dann endlich platzt und alles wieder fluppt x3
Ein sehr schönes Gefühl!
Und ein sehr schönes Kapitel!
Ich muss ehrlich zugeben, dass es mir diesmal nicht ganz so leicht fiel rein zu kommen, weil da so viele Szenensprünge waren, deshalb hab ich es zweimal gelesen. Aber letztendlich gefällt es mir trotzdem gut. War einfach nur ungewohnt und unerwartet. Aber nichts schlimmes. Ich find es wirklich herrlich, wie es diesmal mit Kundenumgang verflochten ist. Da ich da auch einiges an Erfahrung sammeln durfte/konnte/musste, musste ich mehrmals doch schmunzeln. Seto ist wirklich nicht geschaffen für so etwas. Echt nicht.
Er kann froh sein, dass Joey die Situation gerettet hat und noch dazu dann übernommen hat, denn grade solche Kunden wie die Leiterin einer KiTa zu verprellen für echt böse. Stammkunden muss man wirklich gut behandeln x'D
Das mit Tristan ist wirklich ganz schön krass. Ich vermute mal, dass er abgesagt hat, weil er sich letztendlich doch nicht konfrontieren wollte und mein Gott, Männer. Echt.
Da treffen die aufeinander und schweigen sich an. Da kriegt man Krämpfe allein vom lesen. Das Seto sich da zu äußert hat mich echt überrascht, aber gut, ich würde es auch tun.
Am meisten allerdings, hat mich die absolut verkorkste Einladung von Seto amüsiert. Nicht nur, dass er es nicht hinkriegt, nein, er verpackt es dann auch noch so beleidigend, dass ich Joey sehr gut verstehen kann. Ich hätte auch abgelehnt. Im Grunde, war es klar, dass Mokuba die Sache retten muss und Himmel, war das süß.
Als ich dann die Aussage gelesen habe, von wegen, er mag dich hab ich sogar Herzflattern bekommen. Ich war so begeistert *3*
Und ich bin es noch! Schon wieder!

Ein wirklich tolles Kapitel und ich warte geduldig auf's nächste und drücke die Daumen und wünsche viel Erfolg für die Bachelorarbeit!
LG
Antwort von:  Jaelaki
16.06.2015 00:10
Hallächen! Vielen Dank für deinen lieben und aufschlussreichen Kommentar! ; )
Ich gebe an dieser Stelle gerne zu, dass ich nichts mit Kundenverkehr zu tun habe und da improvisieren muss beim Schreiben. Also es so schreibe, wie ich es mir vorstelle, dass es sein könnte. ;-D Wenn es trotzdem authentisch ist, freut mich das natürlich umso mehr. Wenn etwas nicht passt --> gerne schreiben. Man lernt ja nie aus. ; )
Ja, Kaiba ist da halt sehr rational – und hat wenig mit Kunden zu tun. Natürlich ist er rein gesetzlich im Recht. Aber Joey sieht genau das, was du erwähnt hast: einen Stammkunden.

Ja, ein bisschen »Fanservice« muss ja sein, nicht? ;-D
Ich freue mich auch schon auf die »emotionaleren« Kapitel. Aber hiermit wollte ich eben eine langsamere Entwicklung schreiben und eben nicht das klischeehafte »uuuund dann wusste ich, buuumm, eigentlich liebte ich ihn SCHON IMMER!« ;-D Das wird es hier nicht geben, aber ja, es wird explizit(er). ^^

Danke dir! Haha, doppelt-Danke. ; )
Das neue Kapitel habe ich soeben hochgeladen. ^^

Gruß,
Jaelaki
Von:  Lunata79
2015-06-07T20:28:34+00:00 07.06.2015 22:28
LOL
Einfach super!!!
Antwort von:  Jaelaki
16.06.2015 00:04
Danke dir! ^^


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