Was wir sind von Jaelaki (Seto & Joey | Puppyshipping) ================================================================================ Kapitel 7: … ist auf Reisen --------------------------- __________________________________________ Die wichtigsten Reisen im Leben jedes Menschen sind die vom Ich zum Du. © Ernst Ferstl (*1955) __________________________________________ Seto Kaiba war ein Geschäftsmann, der in aller Welt geschätzt wurde – nicht, weil er so sympathisch war, sondern weil eine Zusammenarbeit mit ihm für jede Firma ein Ansehen bedeutete, das im wahrsten Sinne Gold wert war. Während Kaiba für mich ein arroganter Schnösel war, war er für den Rest der Welt ein Mann mit Namen. Und während Kaiba die Welt bereiste, fristete ich mein Dasein in der Schule. Es wäre mir egal gewesen, wäre ich nicht so verdammt informiert gewesen. S. Kaiba erringt wichtige Zusammenarbeit in den USA. CEO der Kaiba Corporation zwingt Wright Corporation in die Knie. Seto Kaiba und Wei Zhang beschließen Großprojekt im neuen Jahr. China wird offizieller Partner. Ich hing in Domino-City fest und schaute gelangweilt aus dem Fenster. Frühling machte sich draußen breit. In der Luft lag noch die Kühle des Winters, aber die Sonnenstrahlen waren schon wärmender als noch vor ein paar Wochen. Die ersten Knospen hingen an den Ästen. Die Pausen waren entspannt. Wir zockten ein paar Runden, aßen gemeinsam in der Mensa, ich schrieb hin und wieder Yugis Hausaufgaben ab – das Übliche eben. Es war ruhig. So ruhig, dass mich manche Pausen beinahe langweilten. »Hey, nach wem hältst du Ausschau, Kumpel?«, fragte Tristan irgendwann, nachdem ich an ihm bestimmt das vierte Mal vorbei gesehen hatte. »Niemandem«, behauptete ich, »nach wem soll ich schon Ausschau halten, hä?« Yugi stieß mich an. »Du bist dran, Joey.« »Schon wieder?« »Immer noch!« Er lächelte mich an und ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Tris blätterte durch die Zeitung, die ich ihm manchmal mitbrachte. »Wow. Wusstet ihr, dass Kaiba momentan in Südamerika ist?« Ich brummte. Drei Wochen lang langweilten mich die Pause. Die erste Woche war angenehm ruhig, die zweite war eintönig, aber die dritte Woche war wirklich langweilig. Es lag nicht daran, dass Seto Kaiba durch die Welt reiste, sondern daran, dass ich es nicht tat. Ich gewöhnte mich daran, dass sein Stuhl leer war. So wie man sich an alles gewöhnte, wenn es nur lange genug dauerte. Erst an dem Tag, an dem er plötzlich wieder dort saß, bemerkte ich, wie seltsam es ohne ihn gewesen war. Schon als ich den Mund öffnete, vernahm ich ein leises Stöhnen seitens Tristan, der ahnte was kommen würde. Yugi setzte sich und kramte in seiner Schultasche. Entweder, um aus der Schusslinie zu sein oder weil er tatsächlich etwas suchte. Ich tippte auf ersteres. »Na, vom Urlaub zurück, Geldsack?«, warf ich Kaiba an den Kopf, worauf er nicht einmal seinen Blick vom Bildschirm hob. Ich ließ mich auf meinem Stuhl nieder, die Lehne an meinem Bauch. »Warum gehst du überhaupt in die Schule, offiziell – du bist doch sowieso nie da. Oder ist das dein Hobby?« »Warum gehst du nicht auf eine Hundeschule, Köter? Oder wollte man dort keine verlausten Straßenhunde aufnehmen?«, erwiderte er trocken. Ich presste die Lippen aufeinander, damit die Beschimpfung nicht über meine Zunge rollte, die schon dort lag. »Im Gegenteil«, behauptete ich stattdessen. »Ich geh lieber hierher. Du würdest dich doch ohne mich langweilen, Eisschrank.« »Hast du mich so sehr vermisst, Köter?«, provozierte er. »Natürlich.« Für einen ganz kurzen Moment verschlug es Kaiba die Stimme und er schaute von seinem Bildschirm auf – das war ein eindeutiger Sieg für mich. Ich grinste ihn breit an. Er verengte die Augen, ehe er seinen Blick wieder gelangweilt abwandte. Natürlich lag Sarkasmus in jeder Silbe meines Wortes. In jeder einzelnen. Seto Kaiba war ein Schüler, den fast alle Lehrer schätzten. Und mit dem kein Schüler zusammenarbeiten wollte. »Wir werden die nächsten Wochen an einem Projekt arbeiten.« Soweit war ich mit unserem Kunst-Lehrer noch einer Meinung. Der Rest ging in meinem vor Unglaube gelähmten Gehirn unter. »Warum ich?«, murmelte ich Tristan zu, der zuckte die Schultern, hatte aber den Anstand wenigstens betroffen zu schauen. Das einzige Fach, das mir keine Magenschmerzen bereitet hatte – und ich musste mit Kaiba zusammenarbeiten. Nach der Stunde blieb ich bei Herrn Nagato und sagte ihm genau das. »Hören Sie zu, Herr Wheeler. Ich weiß, wie die Klasse zu Herrn Kaiba steht. Genau deswegen habe ich sie beide zu Projekt-Partner gemacht.« Ich verstand immer noch nicht. »Es ist kein Geheimnis, dass Herr Kaiba für Malerei kein Interesse zeigt. Sie hingegen haben ein Talent dafür.« Es war einer dieser seltenen Momente, wo ich mir nicht selbst sagen musste, dass ich kein Versager war und ich kostete diese Kostprobe aus, ehe ich meinem Lehrer trotzdem mitteilte, dass es mir nicht passte mit Kaiba zusammen arbeiten zu müssen. »Letztlich werden Sie getrennt bewertet. Machen Sie sich keine Sorgen darüber. Aber Sie sind der einzige Schüler, der Kaiba nicht aus dem Weg geht.« In diesem Moment wünschte ich mir, Kaiba wäre noch auf seiner verdammten Geschäftsreise. »Und – was machste? Wegen dem Kunst-Projekt mein ich«, hakte Tristan auf dem Heimweg nach. Yugi trottete neben uns her und horchte auf. »Was schon?«, brummte ich. »Augen zu und durch.« »Das wär sicher unpraktisch beim Malen«, scherzte Tristan ziemlich lahm und ich warf ihm einen entsprechenden Blick zu. »Ich kann mir Kaiba gar nicht beim Malen vorstellen«, offenbarte Yugi und schaute nachdenklich. »Mit Pinsel und Leinwand. Jetzt sieht er in meinem Kopf aus wie so'n Franzos«, stimmte Tristan ein und schnaufte amüsiert. »Wird schon. Ich zieh das halt durch. Wird schon«, behauptete ich. Mein Murmeln ging in ein Seufzen über. Einige Tage später hielt ich einen Brief der Kaiba Corporation in den Händen. Zuerst kam mir der Gedanke, dass ich mal wieder Kaibas Mantel in Mitleidenschaft gezogen hätte – doch ich hatte nichts Dergleiches verbrochen – in den letzten Tagen. Er hatte mich ignoriert und war mir aus dem Weg gegangen. Ich riss den Umschlag auf und las, was für einen Scheiß Kaiba mir wieder einmal einreden wollte. Umso erstaunter war ich, als es sich um eine Einladung handelte. »Zu sich nach Hause?« Tristans Frage provozierte gerade zu mein Augenrollen. »Nein, Mann! Wie oftn noch? Es geht natürlich um das blöde Projekt. Und er hat geschrieben, dass er sich nicht in meine versiffte Hundehütte begeben wird. Ich soll in sein Büro kommen« Wir saßen in der Mensa und ich haute rein. Tristan zog die Spaghetti gerade hoch und betrachtete nachdenklich sein Glas Limonade, als Yugi mir auf die Schulter klopfte. »Ihr packt das schon.« »Ist mir doch egal, ob er es packt. Wir werden ja getrennt benotet«, entgegnete ich, zuckte mit der Schulter und biss in meinen Burger. So einfach war die ganze Sache dann natürlich doch nicht. Eine Sache zwischen Kaiba und mir war nie einfach. Ich hörte Musik, als ich mich in den Bus setzte. Der Bass rauschte durch meine Venen, als ich umstieg. Die Gitarre zupfte an meinem Bein, das ich anfing im Takt zu bewegen. Als sich die Gebäude um den Bus herum veränderten, begann ich zu begreifen, dass diese Busfahrt mich nicht einfach durch Domino führte. Als ich vor diesem Gebäude stand, da überrollte mich die Erkenntnis. Diese verdammte Fahrt führte mir vor Augen, dass wir in einer Stadt wohnten, aber aus zwei Welten kamen. Es war wie die Reise zum Mittelpunkt der Erde – nur anders. Ich meine, es war als würde Kaiba mit dieser Herablassung im Gesicht genau das betonen, was alle anderen auch wussten, aber was ich mir nie eingestehen wollte. Ich stand vor seiner Firma. Auf dem Gebäude prangte mir sein Name entgegen. Die Überwachungskameras am Eingang schienen zu plärren, dass ich nicht hierher gehörte. Aber tatsächlich war es die Empfangsdame, die es auch ausdrückte. Irgendwie. »Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?« Die Worte klangen eher nach: »Wie kommt es, dass du dich hier rein verlaufen hast, hä?« Aber so etwas brachte mich nicht aus dem Konzept. Ich war es gewohnt. »Ich habe einen Termin mit Kaiba.« Ihr Blick schweifte über meinen abgetragenen Pulli, die abgewetzten Jeans und meine ausgelatschten Schuhe. »Und Ihr Name ist?« »Joey. Also Wheeler. Ich mein Joseph Wheeler.« Die Nase rümpfend drückte sie eine Durchwahl. »Herr Kaiba, hier behauptet ein« – ihr Blick sagte alles – »Joseph Wheeler, dass Sie – ich – ich verstehe. Sicherlich. Sofort.« Sie legte den Hörer zurück und betrachtete mich, als sähe sie mich zum ersten Mal richtig. »Herr Kaiba erwartet Sie. Sein Büro ist –« »Weiß ich. Alles klar. Danke.« Während Kaiba für mich ein arroganter Schnösel war, war er für den Rest der Welt ein Mann mit Namen. Ich war niemand. Aber ich bemerkte natürlich, dass mich Leute anders ansahen, wenn ihnen Kaiba mitteilte, dass er mit mir zu tun hatte. Es war, als bekam ich von seinem Namen eine Kostprobe. Und wenn es nur für ein dämliches Schulprojekt war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)