Was wir sind von Jaelaki (Seto & Joey | Puppyshipping) ================================================================================ Kapitel 4: … ist guter Laune ---------------------------- __________________________________________ Die Welt gehört denen, die zu ihrer Eroberung ausziehen, bewaffnet mit Sicherheit und guter Laune. Charles Dickens __________________________________________ Seto Kaiba verstand keinen Spaß, er machte auch nie Pausen und Spaß in Pausen konnte er schon doppelt nicht nachvollziehen. Ich dagegen war dafür immer zu haben – für Pausen, für Spaß und erst recht für Spaß in Pausen. Er hatte nie gute Laune. Ein Jahr später. Der Softball flog quer durch das Klassenzimmer. Breit grinsend machte ich einige Schritte rückwärts, dann sprang ich und hechtete direkt in Seto Kaiba. Wie in Zeitlupe schwappte der Inhalt seines Pappbechers schwarz und heiß über den Rand, traf auf den weißen Stoff seines Mantels und drang in die Fasern ein. Benommen beobachtete ich die Szene. Als mich sein Blick traf, hob ich beschwichtigend meine Hände. »Sorry, das –« »Wird dich eine Menge Geld kosten.« Tristan wandte sich beruhigend an Kaiba: »Hey, war doch keine Absicht, kannste nicht –« Kaibas Blick sagte nicht nur Nein, er verdeutlichte auch, dass er weder etwas von mir noch von Tris hielt und unsere Gegenwart in seiner eigenen als einen humorlosen Scherz des Lebens halten musste. Nicht, dass es mir umgekehrt nicht genauso gegangen wäre. Es war doch so, als würde mir Seto Kaiba meine Schwächen tagtäglich unter die Nase reiben. Es war nicht fair. Es war, als würde man den Hobby-Musiker mit Mozart vergleichen oder den Hobby-Schreiber mit Shakespeare. Mein Blick hingegen sagte nicht nur, für was für einen arroganten Arsch ich Kaiba hielt, sondern er verdeutlichte auch, dass ich keine Angst hatte, es auch laut auszusprechen. »Komm, Joey. Nicht, dass –« »Is'mir doch egal«, murrte ich, aber natürlich war mir bewusst, dass ich mir eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Kaiba nicht leisten konnte – im wahrsten Sinne des Wortes. Tristan war nicht immer mein Gewissen (eigentlich war das Yugi) – im Gegenteil. Seine Streiche standen meinen in nichts nach, aber bezüglich Kaiba konnte man doch behaupten, dass Tristans Birne besser arbeitete als meine. Ich hätte mich angesichts seiner arroganten Miene vergessen und noch einen Kaffee gekauft, nur um ihm die Brühe nochmals über den Mantel gießen zu können. Tristan zog mich weiter. Einige Tage später trudelte ein Brief bei mir ein. Das Logo der KC prangerte auf dem Umschlag. Weder Yugi noch Tristan waren an dem Samstag da, um mich zurückzuhalten. So nahm ich den Bus in die Innenstadt und marschierte in die Hauptfiliale der Kaiba Corporation. Besagten Brief zwischen meinen Fingern, hocherhoben, als erklärte der alles. Für mich tat er das ja auch. Kaibas Sekretärin sah das anders. Sie informierte mich, dass ich ohne Termin leider nicht bei Kaiba vorsprechen könnte. »Hören Sie zu«, versuchte ich es diplomatisch, »es geht um diesen Brief hier.« Sie schaute nicht einmal von ihrem Tresen auf. »Es geht um –« Ihre gefaked höfliche Mimik ließ mich meine Hände ballen. Als sie mich betont langsam unterbrach, als spräche sie mit einem geistig Zurückgebliebenen, blieb mir der Atem weg: »Herr Kaiba ist beschäftigt und ich auch. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.« Meine Laune sank ins Bodenlose. Mit einem genervten Pfffff wandte ich mich um und verschwand von dem Tresen. Aufgeschoben war nicht aufgehoben. »Und du warst echt bei der KC?«, wiederholte Tristan ungläubig. Yugi schaute besorgt und betrachtete mich, als überprüfte er etwaige Schäden. »Die haben mich nicht mal zu ihm durch gelassen«, erklärte ich erneut und ballte meine Fäuste. Es war auf eine bescheuerte Art entwürdigend, wenn man nicht einmal zu dem Geldsack durchkam, um ihm Geldsack ins Gesicht zu schleudern. »Und was stand jetzt eigentlich in dem Brief? Hat er dich – naja – verklagt?« »Nein«, presste ich wütend zwischen meinen Lippen hervor und bemerkte den Blick, den Tristan und Yugi tauschten. »Und du bist deshalb angepisst, weil –?« Ich schob ihnen den Brief zu und schnaubte. Tristan und Yugi schoben die Köpfe zusammen und ersterer brach in Lachen aus. Mit einem Blick meinerseits verstummte er, zumindest versuchte er es. »Sorry«, giggelte er trotzdem immer wieder. Yugi tätschelte kurz meine Schulter. »Letztlich ist es doch gut, wenn –« »Wenn er kein Geld von mir will, weil ich mir sonst keinen Hundekuchen mehr kaufen könnte? Oder meinst du den Teil mit Nachdem ich nach der Reinigung durch Angestellte keine Pfotenabdrücke mehr feststellen konnte, werde ich keine Anzeige erstatten?« Meine Laune sank mit jedem Wort gen Schulboden – nicht dem des zweiten Stocks, in dem wir gerade unsere Pause verbrachten, sondern dem des Kellers der Schule. »Sieh es doch positiv, Joey. Er macht dir keinen Stress, Kumpel«, behauptete Tristan und presste seine Lippen aufeinander, doch es half nichts. Er rieb sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Vielleicht war es tatsächlich ziemlich dumm, aber es wurmte mich. Wenn Kaiba nicht einmal mein Geld für eine Reinigung annahm (beziehungsweise das Geld meiner Versicherung), was sagte das dann über uns aus? Dass er nicht einmal meinem Geld würdig war? Dass ich nicht seiner Reinigung würdig war? (Okay, das klang jetzt etwas komisch.) Jedenfalls kam ich nun jeden zweiten Tag in die KC. Die Sekretärin kannte bereits meinen Namen (und ja, darüber war ich irgendwie stolz), aber sie ließ sich nicht erweichen. Ich indessen packte mein Schulbuch aus, setzte mich in den Wartebereich und begann zu lesen – ganz wollte ich meine Zeit ja auch nicht verschwenden. »Und du hast dort deine Hausaufgaben gemacht?«, hakte Tristan erstaunt am nächsten Tag in der Schule nach. »Ja, und?« »Nein, ich – mein nur.« Yugi lächelte mir entgegen und legte seine Hand auf meine Schulter. »Kaiba trägt es dir nicht nach. Ihm ist die Sache bestimmt inzwischen egal. Ihm ist bestimmt nicht wichtig, ob du – ich meine – weißt du, sein Mantel ist doch wieder in Ordnung. Das einzige, was verschüttet bleibt, ist sein Kaffee, aber der –« In mir hämmerte sich ein Gedanke ein und ich schlug mit der Faust auf den Tisch. »Natürlich! Das ist es!«, rief ich aus und ignorierte den Blickaustausch meiner Freunde. Und ich ignorierte auch die Tatsache, dass es mich störte, wenn es Kaiba egal war. Mir war es nicht egal. Die nächsten Tage war Kaiba in der Schule abwesend, was mich wurmte, denn so war das nicht geplant gewesen. Die Nachmittage in der Schule zogen sich und die Abende musste ich Zeitungen austragen. Wenn ich mich dann auf den Heimweg machte, hatte ich keine Lust darauf, nochmals in die City zu fahren, um meine wenige Freizeit in Kaibas Wartebereich totzuschlagen. Ich tat es manchmal trotzdem. Und wenn ich es tat, dann sagte ich der Sekretärin, was wir als Hausaufgaben aufbekommen hatten. Ich meine, wenn ich sowieso schon dort war – »Und du hast Kaiba die Hausaufgaben gebracht?« Tristans Augen wirkten größer als ich sie in Erinnerung hatte. »Mhm, wieso?« »Ich mein ja nur. Nur so.« Die ganze Sache nervte mich. Kaibas Fratze höhnte mir von den Zeitungsblättern entgegen und seine Stimme klang herablassend in meinem Kopf. Da ich schon immer der spontane Typ gewesen war, stand ich einfach eines Morgens vor der Schule wieder am Tresen in der KC, diesmal mit einem Papptablett, in dem vier heiße Kaffeebecher steckten, in den Händen und behauptete, dass das Kaibas Kaffee wäre. Was ja auch irgendwie stimmte. Die Sekretärin schaute mich verblüfft an. Ihr Blick wanderte von mir, der sie (hoffentlich) vertrauenserweckend anlächelte, zu dem Pappbecher zwischen meinen Fingern. »Ich frage bei Herrn Kaiba nach, Herr Wheeler«, teilte sie mir mit und drückte eine Durchwahl. Eigentlich rechnete ich nicht wirklich damit, dass sie mir plötzlich zunickte und den Weg beschrieb. Ich wusste im Nachhinein auch gar nicht mehr, wie ich den gefunden hatte und mit einem Male vor Kaibas Büro stand. Einen Augenblick dachte ich tatsächlich daran, sogar zu klopfen, aber das sah ich dann doch so was von gar nicht ein. Also zog ich die Tür einfach auf und betrat das Büro mit einem Grinsen, als würde ich das immer tun. Kühle Herablassung schlug mir entgegen. Er strafte mich mit Nichtachtung. Alles an ihm verdeutlichte, dass er keine Zeit für mich hatte. Nicht einmal einen Blick. »Was tust du hier, Wheeler?«, verlangte er irgendwann zu wissen und schaute erst nach einigen Minuten von seinen Bildschirmen auf. Also doch ein Blick – immerhin. »Kaffee«, erwiderte ich nur und hob die Pappbecher an, als würde das alles erklären. »Wusste nicht, wie du den trinkst. Hab also einfach ein paar verschiedene geholt.« Ich zuckte die Schultern. Er lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und die Fingerkuppen aneinander. Vielleicht tat er das nur aus Gewohnheit. Ich traute ihm aber auch zu, dass er das heimlich übte. Mit diesem Blick, als könnte er alles in einem erkennen. Es war creepy. Nicht, dass ich das zugegeben hätte. »Morgens schwarz, mittags mit Zucker, abends mit Milch.« Seine Antwort holte mich in die Gegenwart zurück. »Ist mir doch egal«, entgegnete ich trocken. »Aber theoretisch hättest du den für jetzt, den für mittags und den für abends.« »Mach dich nicht lächerlich. Ich trinke keinen kalten Kaffee.« »Dann nehm halt nur den.« Ich schlenderte an seinen Schreibtisch und stellte einen Pappbecher drauf. Die anderen drei behielt ich. Kaiba betrachtete mich kurz, als wäre ich ein Experiment. Es war seltsam, ihn dazu zu bringen, mit dem Tippen aufzuhören. Aber ich verbuchte es als Sieg. In was für einem Spiel war ich mir aber unsicher, nicht, dass das wirklich wichtig gewesen wäre. Ein Sieg war ein Sieg. »Warum tust du das?« Stille. Ja, warum? Ich wackelte mit den Zehen in meinen Sneaker und kratzte mich am Hinterkopf, dann fixierte ich Kaiba, wie er da saß, als thronte er über Domino-City. »Weil ich dir nichts schuldig sein will. Ich begleiche meine Schuld«, erklärte ich und in diesem Moment – ganz kurz – fühlte ich mich ihm kein Stück unterlegen. Seine Augenbrauen hoben sich. »Die Reinigung des Mantels –« »Ist mir egal«, unterbrach ich ungeniert, »ich hab deinen Kaffee verschüttet. Ist dein Problem, wenn du ihn dir über den Mantel kippst.« Damit drehte ich mich um und verschwand aus seinem Büro mit einem Grinsen. (Und der Befürchtung, er würde mir seine Security auf den Hals hetzen.) Natürlich war ich zu spät dran. Gerade als es zum zweiten Mal klingelte und alle Schülerinnen und Schüler unseren Lehrer im Stehen begrüßten, schlug ich die Tür auf – die Kaffeebecher noch immer in der Hand. »Herr Wheeler«, begann der Lehrer spöttelnd, »schön, dass sie noch die Zeit hatten, Kaffee zu besorgen.« Kaffee sollte man eben nie unterschätzen. Vor allem nicht, wenn er in Verbindung mit Seto Kaiba stand. Ich grinste lediglich, brummte eine Entschuldigung und ließ mich auf meinem Platz nieder. Meine Laune war heute so gut, dass ich sogar meine Mathehausaufgaben machte an diesem Tag – ich versuchte es immerhin. Am nächsten Morgen stand ich in der Cafeteria der Schule und zählte meine Münzen, um der Frau an der Theke mein Brötchen zu bezahlen. Meine Laune sank. Ich hätte schwören können, dass da noch irgendwo ein Schein gewesen war – aber ich fand ihn nicht. Stattdessen blickte ich verlegen zu der Bäckerin und wollte gerade das Brötchen dort zurücklassen, als eine Stimme hinter mir dem zuvorkam: »Einen Kaffee. Schwarz. Und dieses Brötchen.« Überrascht drehte ich mich um und erblickte Kaiba, der mich keines Blickes bedachte. Meine Augen zogen sich zusammen, als ich ihm irgendetwas an den Kopf werfen wollte, bevor er es tun würde. Immerhin musste er die Szene vorher mitbekommen haben. Manchmal war Angriff eben doch die beste Verteidigung. Er griff nach seiner Tasse Kaffee, aber das belegte Brötchen ließ er unberührt, wandte sich stattdessen einfach um und ging. Die Bäckerin musterte seinen Rücken, dann mich, dann das Brötchen. Ich begriff es erst nach ihr und nahm es von der Theke, um dann Kaiba nachzulaufen – also nicht wirklich, sondern nur um ihm zu geben, was er liegen gelassen hatte (außer seiner guten Laune, die er wohl seit Jahren zu Hause unterm Bett versteckte). »Warum – was sollte –« »Halt den Mund.« »Du hast –« »Sei leise, Köter.« »Aber dein –« »Nicht. Reden.« Ich schwieg tatsächlich einen Moment und lief neben ihm her, streckte ihm die Bäckertüte vor der Brust seitlich entgegen. »Du hast dein Brötchen vergessen.« Kaiba warf einen Blick auf die Tüte und schnaubte. »Nein, habe ich nicht.« Damit zog er an mir vorbei und ließ mich stehen. »Er hat dir'n Brötchen gekauft?«, hakte Tristan ungläubig in der Pause nach. »Quatsch!«, widersprach ich. »Er hat's gekauft und liegen lass'n.« Yugi warf mir einen vielsagenden Blick zu, verriet mir allerdings nicht, was er damit sagen wollte. Ich biss in das Brötchen und zuckte die Schultern. »Was soll's.« Kaiba war ein reicher Bastard, der andere ausnahm und sie verklagte und ihnen das Geld aus den Taschen zog, wie es ihm gefiel. Das machte ihm Spaß. Alles andere war nur Zufall. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)