Resident Evil 4 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Zurück in die Hölle ------------------------------ Immer weiter stampfte ich durch den Wald. Minutenlang, stundenlang, ich wusste es ehrlich gesagt nicht genau. Irgendwann verlor ich jegliches Zeitgefühl und lief einfach nur stumpf weiter, wie ein Roboter. Schon bald schwanden meine Hoffnungen auf irgendwas zu stoßen, dass auf menschliches Leben hinwies. Erst jetzt wurde mir klar, wie leichtsinnig ich gewesen war. Ich hatte mir nicht mal die Hülle des Spiels durchgelesen und hatte dadurch auch nicht mal im entferntesten eine Ahnung, worum es eigentlich ging. So hätte ich zumindest gewusst, wo ich hier war. Lediglich, dass ich eigentlich irgendwann, irgendwo auf Leon stoßen müsste. Das Bild vom Startmenü fiel mir wieder ein und ich verlor mich wieder in den Erinnerungen an meinen ersten Trip. Natürlich hatte ich auch immer wieder an Leon gedacht. Wenn ich ihm auch nicht mal im Ansatz so nahe gestanden hatte wie Jack, so war auch er ein guter Kamerad gewesen und ich freute mich auch ehrlich gesagt darauf ihn wiederzusehen. Ich hatte eine Unmengen an Fragen an ihn. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich den höchsten Punkt des Hügels erreichte, den ich gerade hinaufgeklettert war und noch einige hundert Meter entfernt zwischen den Bäumen Dächer und einen Kirchturm sah. Von einigen Schornsteinen auf den Dächern stieg Rauch auf. Mir viel ein ganzer Steinbruch vom Herzen. Auch, wenn das dort vorne nur ein winziges Dorf war, so waren da doch Menschen. Ich beschleunigte meine Schritte. Nach ein paar Minuten erreichte ich einen roh zusammengezimmerten Zaun, der scheinbar um das ganze Dorf ging. Erst jetzt bekam ich auch einen wirklichen Eindruck von dem Örtchen. Und musste einiges beunruhigendes feststellen. Nicht nur, dass es wirklich nur ein winziges Örtchen mit ein paar Häusern war – man musste zu neunzig Prozent auch noch eher Hütten sagen – so schien es auch direkt zumindest aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammen. Fast alle Häuser waren aus groben Steinen erbaut, und man sah ihnen deutlich an, dass das nicht von Fachleuten gemacht wurde. Die Dächer bestanden aus einfachen Holzbrettern und ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie viele kleine Töpfchen wohl in den Häusern auf dem Boden standen, in denen sich bei Regen das eindringende Wasser sammelte. Was natürlich nicht fehlen durfte, war die Dorfkirche, die den höchsten Punkt des Dorfes bildete. Direkt daneben ragte noch so eine Art Wachturm in die Höhe, der das Bild eines Dorfes aus dem vorvorigen Jahrhundert irgendwie perfekt machte. Die Stimme eines Mannes riss mich aus meinen Gedanken, der irgendwas in einer anderen Sprache rief. Und zog so meine Aufmerksamkeit auf die Bewohner des Dorfes. Die voll ins Bild eines zurück gebliebenen Kaffs passten. Die Frauen trugen lange Kleider, die offensichtlich selbst genäht waren und einige auch Kopftücher. Die Männer allesamt grobe Arbeitskleider, Hosen und Hemden. Auch hier stammte definitiv nicht ein Kleidungsstück aus einem modernen Bekleidungsgeschäft. Sie alle gingen irgendwelchen Arbeiten nach. Ich konnte von meinem Standort, hinter einem überdachten Heulager - oder sowas ähnliches - durch die Bretter eine Frau sehen, die Heu von einem Haufen auf einen anderen warf. Ein Mann lief mit einer Schubkarre an ihr vorbei und ein anderer führte eine Kuh in einen Stall. Obgleich ich die ganze Zeit gebetet hatte auf sowas wie Zivilisation zu stoßen, so machte ich mich dennoch nicht bemerkbar. Irgendwas...stimmte hier nicht. Ich konnte nicht sagen was, aber es war genau dieses ungute Gefühl, was ich damals bei meinem ersten Trip hatte. In diesem scheinbar ausgestorbenen Dorf in Südamerika. Zwar schienen diese Menschen normal zu sein. Sie waren in jedem Falle keine Zombies. Aber...etwas stimmte trotzdem nicht mit ihnen. Aber was sollte ich tun? Irgendwie musste ich ja weiter kommen und zumindest mal erfahren, wo ich hier war. Ich konnte nur feststellen, dass ich in einem spanischsprachigen Raum war, denn ich konnte mittlerweile einige Brocken eines spanischen Dialektes hören. Zumindest würde ich die Leute verstehen. Schließlich versuchte ich dieses ungute Gefühl abzuschütteln und wollte gerade aufstehen, als ich Schritte hinter mir hörte. Ich wirbelte erschrocken herum und sah zu dem Mann auf, der hinter mir stand. Ein Mann, ca. um die sechzig, aber dennoch sehr kräftig. Sein Gesicht zierte ein weißer Vollbart und unter dem breiten Schlapphut konnte ich weißes, lockiges Haar erkennen. „Oh, lo siento, senor!“ beeilte ich mich zu sagen und aufzustehen. „No soy de aqui! Por favor, de donde soy?“ (Oh, Verzeihung, der Herr. Ich bin nicht von hier. Bitte, wo bin ich hier?) Während die Worte aus mir heraussprudelten, blickte ich dem Mann das erste Mal richtig in die Augen. Und erstarrte. Ich hatte ja schon bei den Leuten im Dorf irgendwie das Gefühl gehabt, dass was mit ihnen nicht stimmte. Nun sah ich es bestätigt. Denn mit diesem Mann hier stimmte eindeutig was nicht. Seine Augen waren von einem merkwürdigen rötlichen Leuchten erfüllt. Als würden in seinem Kopf kleine Feuer brennen. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, als der Mann auf einmal den Arm hochriss und auf mich deutete. „Un fuerrastello!“ schrie er laut (Ein Fremder!) Erschrocken wich ich einen Schritt vor ihm zurück, stieß mit dem Rücken gegen den klapprigen Zaun. Und direkt in die Arme eines anderen Dorfbewohners, dessen Hände sich sofort um meinen Hals legten und zudrückten. Der Schreckensschrei, den ich ausstoßen wollte, blieb mir im Halse stecken und ich konnte nur laut japsen. Meine Hände zuckten hoch zu meinem Hals, doch ich besann mich im letzten Moment auf das, was Jack mir beigebracht hatte. Ich packte die Arme des Angreifers, ließ mich in die Knie sinken und wand mich gleichzeitig zur Seite, wobei ich die Arme des Angreifers hochdrückte. Mit einem wütenden Knurren ließen die Hände meinen Hals, wobei ich feststellte, dass es die Frau war, die ich zuvor beim Heuschaufeln gesehen hatte. Da der Zaun sie noch zurück hielt und sie mir erst mal nicht gefährlich werden konnte, solange ich genug Abstand hielt, wandte ich mich erst einmal wieder dem Mann zu. Und das keine Sekunde zu früh, denn in genau diesem Moment stürzte der Alte sich auf mich und seine Hände zuckten nach meinem Hals und ich schaffte es noch so gerade eben den zuschnappenden Klauen zu entgehen. Ich tauchte seitlich unter seinen Armen hinweg, ließ ihn an mir vorbei rennen und verpasste ihm dann einen kraftvollen Handkantenschlag gegen den Hals. Mit einem erstickten Würgen taumelte der Mann noch einige Meter weiter und fiel dann leblos zu Boden. Während ich noch ein paar hastige Schritte nach hinten machte, konnte ich hören, wie die Frau nun irgendwas schrie, was ich aber nicht verstand. Aber ich konnte mir lebhaft vorstellen, was. Fieberhaft überlegte ich, was ich tun sollte. Wieder in den Wald flüchten? Aber dann würde ich wieder keine Chance haben herauszufinden, wo ich war. Aber ich konnte es auch nicht mit einem ganzen Dorf aufnehmen! Plötzlich hörte ich Schüsse. Pistolenschüsse und sie waren ganz nahe. Das Interesse der Frau an mir erstarb und sie wandte sich der Dorfmitte zu, aus dessen Richtung die Schüsse kamen. Und lief dann in die Richtung davon. Und ich sah mich nach einer Öffnung in dem Zaun um, durch den ich durchschlüpfen konnte. Wer auch immer da schoss schien auch nicht gut auf die Dorfbewohner zu sprechen zu sein und konnte mir vielleicht helfen. Ein paar Meter weiter war ein großer Spalt, durch den ich kletterte, natürlich nicht ohne mich vorher zu vergewissern, dass kein Dorfbewohner in unmittelbarer Nähe war. Und rannte zwischen zwei Häusern hindurch, die eine extrem schmale Gasse bildeten. Und stolperte auf den Dorfplatz. Ich stockte mitten im Schritt bei dem Bild, dass sich mir bot. Der Platz war nicht sehr groß, vielleicht zehn mal dreißig Meter. Aber in seiner Mitte loderte eine Art Scheiterhaufen. In der Mitte stand ein dicker Holzstamm. Und an dem hing der brennende, leblose Körper eines Mannes in Polizeiuniform. Ich konnte einen gebogenen, dicken Dorn erkennen, der aus seiner Brust ragte. Der Anblick dieses Horrorbildes bannte mich so sehr, dass ich nur noch am Rande mitbekam, was sonst um mich geschah. Und das war nicht wenig. Bestimmt dreißig Leute waren auf dem Platz und rannten auf einen Mann zu, der sie versuchte mit seiner Pistole in Schach zu halten. Ich konnte bereits einige tote Körper am Boden sehen. Aber scheinbar hatten diese Menschen nicht den meisten Respekt vor der Pistole oder aber hatten keinerlei Angst vor dem Tod, denn sie drangen unbeirrt weiter auf den Mann ein. Der zog schließlich den Rückzug nach hinten vor, in Richtung eines kleinen Hauses mir gegenüber. Die einzige Richtung, aus der niemand auf ihn eindrang. Und in diesem Moment erkannte ich ihn. Leon! Obwohl ich ihn nur von hinten sah. Aber seine Frisur, seine Art sich zu bewegen, alles war wie damals. Doch bevor ich ihn auf mich aufmerksam machen konnte, verschwand er in dem Haus und schlug die Tür hinter sich zu. Und im selben Moment spürte ich deutlich, wie jemand hinter mir stand. Ich kann nicht erklären, wieso, aber ich reagierte genau richtig, und duckte mich seitlich weg. Und entging nur knapp einer Axt, dessen Luftzug mein Haar zerzauste. Der Mann, der die Axt führte, war ein dicklicher, mit Halbglatze und etwa Mitte vierzig. Er hatte die Axt so fest gegen mich geschwungen, dass er an mir vorbei torkelte und leicht vorgebeugt nun etwa einen Schritt schräg vor mir stand. Und damit genau in der Position, wie ich ihn brauchte! Ich überwand die kurze Distanz zwischen uns mit einem Satz, packte mit der rechten Hand den Arm, mit dem er die Axt geschwungen hatte und schmetterte gleichzeitig meine linke Handkante gegen seinen Hals. Mit einem lauten Würgen ging er in die Knie und ich schmetterte ihm mein Knie gegen die Hand mit der Axt. Mit dem gewünschten Effekt. Der Mann ließ mit einem tonlosen, schmerzerfüllten Keuchen die Axt los. Ich beugte mich schnell runter, schnappte sie mir und trat dem Kerl noch mit voller Kraft ins Gesicht. Ich meinte hören zu können, wie jeder einzelne Knochen in seinem Gesicht brach und er kippte leblos nach hinten. Nun hatte ich wenigstens eine Waffe, aber das würde meine Chancen nur um eine Winzigkeit erhöhen, denn bei diesen Massen von Gegnern würde ich selbst mit einer Schusswaffe nur wenig mehr Chancen haben. Ich sah mich hektisch um. Die meisten der Dorfbewohner waren nach wie vor damit beschäftigt in das Haus zu gelangen in das Leon geflohen war. Scheinbar hatte er die Tür irgendwie blockiert, denn die Leute hämmerten und schlugen gegen die Tür, ohne, dass sie sich irgendwie rührte. Aber einige wandten sich nun auch mir zu. Wenn ich auch nur im Ansatz eine Chance haben wollte, so sollte ich es Leon besser gleich tun und mich irgendwo verbarrikadieren. Ich wandte mich dem großen Haus zu links von mir. Mit einem Satz sprang ich über den niedrigen Zaun vor dem Eingang und stürmte auch die Tür zu. Zum Glück war sie nicht abgeschlossen und ich stürmte ungehindert durch. Und schlug sie sofort hinter mir zu. Leider musste ich aber auch sofort feststellen, dass es sowas wie ein Schloss nicht gab. Ich hatte also keine Möglichkeit die Tür zu verschließen. Gehetzt sah ich mich um und entdeckte die kleine, aber scheinbar sehr massive Kommode neben der Tür. Ich lief zu ihr, stemmte mich gegen das Möbelstück und schob es schwer keuchend vor die Tür. Tatsächlich war sie sehr schwer und ich konnte nur hoffen, dass sie auch genauso robust war. Kaum stand sie vor der Tür, konnte ich auch schon hören, wie die ersten Leute gegen die Tür polterten. Erschrocken sprang ich vor ihr zurück, die Axt zum Schlag erhoben. Allerdings war das lächerlich, so könnte ich höchstens einen von ihnen erledigen, wenn überhaupt. Aber keine zehn oder mehr! Ich brauchte eine Strategie! Ich saß massiv in der Scheiße! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)