My jolly sailor bold von Cairichi ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Kairi war schon als acht Jährige Sirene recht abenteuerlustig und wissbegierig gewesen und forderte das eine oder andere kleine Abenteuer heraus. Das ihre Schwestern - Namine und Xion - sie davon ständig abhalten wollten, bestärkte nur ihr Handeln. Und so trug es sich zu, das an einem sonnigen Sommer Morgen, diesen für sie besonderen Jungen erspähte. Den kleinen Jungen, mit dem braunen wilden Haar, himmelblaue durchdringende Augen und das strahlende Lächeln, wie das der Sonne. Kairi wusste, dass sie eigentlich sich bedeckt verhalten sollte und erst gar nicht an die Oberfläche durfte. Erst wenn sie älter sowie reifer wäre und gemeinsam mit ihren Schwestern und in Begleitung der anderen Sirenen war es ihr gestattet, an die Oberfläche zu schwimmen. Doch was kümmerte sie schon die Regel ihres Vaters? Als Kind ist man trotzig und man tat das, was eigentlich verboten war. Deswegen schwamm sie tapfer näher an den Strand heran und versteckte sich schützend hinter zwei Felswänden, die spitz in die Luft heraus ragten. Mit Interesse verfolgte sie mit ihren Augen, wie der Junge mit einem Holzschwert eifrig herum gestikulierte und passend dazu seinen Kampfschrei ausstieß. Kairi war davon fasziniert. Allgemein war sie von - wie nannte ihr Vater diese Wesen nochmal? - den Menschen fasziniert. Sie hatten keine Schwanzflosse, Schwimmhäute oder Schuppen wie sie und konnten auch nicht Unterwasser atmen. Aus ihrer Sicht fand sie das seltsam, aber interessant zugleich. Sie sah dem Jungen für circa zwei Stunden zu, wie er einfach am Strand mit dem Schwert übte, Muscheln sammelte, mit seinem weißhaarigen Freund sich duellierte oder einfach so da saß und nichts tat. ⚓ __________________________⚓   Ihn dabei einfach zu beobachten tat sie nun seit rund einem Monat, ohne das er etwas davon bemerkte. Doch das sollte sich an einem warmen Nachmittag ändern. Kairi hatte nämlich an einem Anhänger gearbeitet, der aus den weißen Muscheln bestand, die an den Strand gespült wurden. Die Form war sternförmig und sie färbte den Anhänger in warmen Farben, indem sie Algen und zerbrochene Seesterne benutzte. Befestigen tat sie das ganze mit Javafarn. Sie umklammerte den Anhänger in ihrer kleinen Hand und hielt diesen fest an der Brust gedrückt. Sie würde es ihm heute überreichen, egal wie oder wo. Eilig schwamm sie so schnell ihre kleine Flosse sie fortbewegen konnte zu ihrem Versteck hinter den klüftigen Felsen. Langsam den Kopf aus dem Wasser steckend, erblickte sie ihn am Ufer, wie er lustlos Steine ins Meer warf und anschließend sein Gesicht hinter seinen Knien vergrub. Vorsichtig näherte sie sich dem Jungen und blieb mit zwei Meter Abstand vor ihm im Wasser stehen. Kairi überlegte nun, wie sie am besten auf sich aufmerksam machen konnte und ihre Schwanzflossenspitze paddelte wild im Wasser umher. Damit kam ihr auch schon die Idee.   So stark wie sie konnte, schlug sie einmal feste auf die Wasseroberfläche mit ihrer Flosse ein, dass das Wasser wie eine Explosion umher spritzte und erschrocken hob der Junge seinen Kopf an. Als wäre Kairi unschuldig und gar nicht an dem Schrecken an den Jungen verantwortlich, schwamm sie näher an ihn heran, während er erstaunt sie dabei beobachtete. Zögerlich hob sie ihre rechte Hand aus dem Wasser hervor, indem sich der Anhänger befand und reichte ihm den entgegen. „Für dich.“, sagte sie scheu und der Junge blinzelte verwirrt und rieb sich anschließend die Augen, als würde er das ganze nur träumen. „Für...für mich?“, hakte er unsicher nach, während sie hastig mit dem Kopf auf und ab nickte. Bevor er aufstand, wischte er mit dem Unterarm über seine Augenlider und schritt auf sie zu, bis er knietief im Wasser stand. Sachte griff er nach dem Objekt aus ihrer nassen Hand und inspizierte den Anhänger. „Uhm, danke. Aber warum?“, wollte er wissen und bei näherer Betrachtung an ihr erkannte er, das sie keine Beine, aber wie ein Fisch eine Flosse besaß. Er neigte nachdenklich den Kopf zur Seite, während sie ihm ein Schulterzucken gab. „Bist...bist du eine Art von Fisch?“, fragte er direkt und Kairi schüttelte, nicht gerade amüsiert über seine Vermutung, ihren Kopf. „Ich bin eine Sirene, du Depp.“, stellte sie klar und plusterte ihre Wangen auf. „Oh, tut mir Leid.“, entschuldigte er sich schnell bei ihr und rieb sich mit der freien Hand am Nacken. „Ich bin außerdem Sora. Wie ist dein Name?“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand. Sie sah nur irritiert diese an und tauchte ihren Kopf etwas unter Wasser. „Mhm... okay. Du brauchst mir auch nicht unbedingt deinen Namen nennen.“, er kratzte sich an die Stirn. „Wollen wir stattdessen was spielen?“, begeistert nickte sie ihm zu. „Wie wäre es mit einem Rennen?“, sie nickte er und Sora deutete mit dem Daumen seitlich auf einen Felsvorsprung. „Wer als erstes dann bei dem großen Felsen ist, gewinnt! Bei drei rennen äh...ich meine schwimmen wir los.“, kommandierte er und mit einem „Okay“ stimmte sie zu. „1...2...3!“, beiden gaben ihr bestes, um als erstes am Ziel anzukommen. Kairi gab sich extra Mühe und kam überraschenderweise sogar als erstes an. Sie sah über ihre Schulter und fing an zu kichern, als Sora auf dem Bauch ausgestreckt im Sand lag und aus seinem Mund das körnige Sediment spuckte. „Ich habe gewonnen.“, ließ sie ihn wissen und er grinste sie an. „Das hast du. Dieser blöde Sand ist echt doof zum laufen, man versinkt immer darin.“, äußerte er sich verärgert über die Konsistenz des Bodens und zeigte ihr dabei seine strahlend weißen Zähne, zwischen denen vereinzelnd noch Sandkörner waren. „Dann schwimm´ doch einfach.“ , schlug sie ihm vor, doch er schüttelte vehement den Kopf. „Ich kann nicht schwimmen.“ „Dann bringe ich das dir bei.“, bot sie ihm an und reichte ihm diesmal ihre Hand. Vertrauensvoll und gleichzeitig naiv, nahm er diese entgegen. „Okay. Bring es mir bitte bei.“, sie lächelte und nickte ihm zu.     Seitdem trafen sie sich jeden Tag, wenn die Sonne am höchsten stand, am Strand. Sie spielten Spiele miteinander, tauschten Interessen aus und erzählten was sie mögen oder was sie so gar nicht leiden konnten. Sora wollte zum Beispiel der Kapitän eines Piratenschiffes sein und Kairi offenbarte ihm, dass sie seine Haare toll fand. Zwischendurch gab Kairi weiterhin Sora Schwimmunterricht, bis er nach drei Monaten es endlich geschafft hatte alleine schwimmen zu können. Energiegeladen schwamm er im Wasser umher und lachte vergnügt auf. „Sora!“, der Genannte schwamm zur kleinen Sirene hinüber und trieb neben ihr her. „Was gibt es?“ „Ich möchte dir was zeigen. Dafür müssen wir aber tauchen. Meinst du, du kannst für 30 Sekunden die Luft anhalten?“ „Das kriege ich hin!“, versicherte er ihr und sie nickte zuversichtlich. „Nun gut. Nimm meine Hände. Ich ziehe dich mit runter, okay?“, er schluckte hart. „Okay. Ich vertrau dir.“, sie umklammerte seine Hände, er holte in der Zwischenzeit tief Luft und im nächsten Augenblick befand er sich unter Wasser. Er hörte nur das Rauschen an seinen Ohren, als sie ihn in die Tiefe zog und zu einem plötzlichen Halt kamen. Sora öffnete daraufhin seine Augen und ließ unbewusst ein „Wow“, raus, um kurz darauf mit seinen Händen den Mund zupflasterte. Vor ihm erstreckte sich eine bunte Vielfalt des Korallenriffs. Fische, die er noch nie gesehen hatte eilten in Schwärmen an ihnen vorbei und die Reflektion der Sonne ließ das Riff förmlich glitzern. „Schön, nicht wahr?“, als Antwort konnte er nur nicken und deutete mit seinem Finger hoch zur Oberfläche. „Oh, verstehe.“, sie nahm seine rechte Hand und schoss mit ihm an die Wasseroberfläche. Sora schnappte tief Luft und hustete kurz, bevor er begeistert pfiff. „Wow! Das ist Phänomenal! Ich hatte ja keine Ahnung! Beim nächsten Mal zeigst du mir noch mehr, okay?“, „Okay.“, voller stolz grinste sie ihn an und folgte Sora, wie er zurück ans Ufer schwamm. Er wuschelte sein Haar durch und schaute anschließend sie an. „Morgen wieder zur gleichen Zeit. Ich hab eine Überraschung für dich.“, ließ er sie wissen und aufgeregt lächelte sie. „Okay. Ich werde da sein.“, sagte sie und winkte ihm zum Abschied hinterher.   ⚓ __________________________⚓   Am nächsten Tag, welcher rau und grau war, wartete Kairi auf den braunhaarigen Jungen. Mit den Händen hinter den Rücken kam er auch belebt bei ihr an. „Mach die Augen zu.“, befahl er ihr und sie tat wie befohlen. „Nun steck deine Hand aus.“, auch das tat sie ohne Umschweife. Anschließend fühlte sie einen glatten kalten Gegenstand in ihrer Hand. Überrascht öffnete sie ihre Lider. Ein weißer Edelstein befand sich in ihrer Obhut, der an einer Lederschnur befestigt war und somit als Kette diente. „Die...die ist wunderschön, Sora. Dankeschön.“ , sie zog das Band über ihren Kopf und betrachtete den Stein an ihrem Dekolletee. „Mein Vater ist Goldschmied und, äh. Ich bat ihn darum. Ich musste auch den Farn.-“, er zeigte damit den Anhänger, den sie ihm einst geschenkte hatte „.-Von dem Anhänger entfernen. Er vertrug wohl keine Trockenheit. Der Stein ist außerdem aus Selenit.“ „Danke, der ist echt hübsch.“, verlegen kratzte Sora sich am Nacken. „Ein hübscher Stein für ein hübsches Mädchen.“, Kairi kicherte über seine Aussage und streckte ihre Hand nach ihm aus, damit er nach dieser griff. „Mein Name...“, begann sie zögerlich. „Mein Name ist Kai.-ah“, reflexartig fasste Kairi sich an die nun schmerzende Wange und sah dabei zu, wie ein Kiesel mit einem „plup“ auf den Grund versank. Sie sah auf und war genauso wie Sora verwirrt, als ein weiterer Junge - den sie als weißhaariger Freund von Sora identifizierte - auf die beiden zu lief. „Verschwinde von hier, du Menschenfresser!“, schrie er aufgebracht ihr entgegen und sie nahm ängstlich Abstand von ihnen, während der weißhaarige Junge mehr Steine nach ihr warf. „Riku! Lass das sein! Sie hat doch nichts gemacht!“, brüllte Sora sofort seinen Kumpel an, welcher ihm einen bösen Blick schenkte. „Ja, noch nicht. Das ist eine Sirene und Sirenen fressen Menschen. Speziell männliche dazu! Sie sind böse! Aber ein „Danke Riku, du hast mir mein Leben gerettet“, ist wohl zu viel verlangt?!“, keifte er zurück und Sora´s Mimik verfinsterte sich. „Das stimmt gar nicht! Sie war.-“, er stockte in seinem Satz, als er in die Richtung des Meeres blickte um auf die Sirene zu deuten, doch war sie nicht mehr in Sichtweite. Enttäuscht sah er sich um, als sie nirgends zusehen war. „...nett.“   Kairi schwamm fluchtartig vom Land fort und nahm Kurs Richtung ihrer eigenen Heimat. Es verletzte sie tief in der Seele, was dieser Riku über sie sagte und den Schmerz, den sie an der Wange spürte, tat auch weh. Sie sah noch einmal nach hinten, als würde sie erwarten, dass Sora ihr hinterher schwimmen würde, doch das konnte er ja gar nicht. Er war halt nur ein Mensch und Menschen konnten nicht Unterwasser atmen.   ⚓ __________________________⚓   Am nächsten Tag schwamm sie wieder an den altbekannten Strand zurück, um nochmal die Gelegenheit zu bekommen mit Sora zu reden. Traurig musste sie aber feststellen, das der Strand komplett mit Seilen und Holzbarrikaden abgeriegelt wurde und alle zwei Meter Schilder ausgehängt waren. Ein Schild trieb sogar auf dem Wasser und sie hob das Stück Holz in ihren Händen. Bittere Tränen kullerten ihre Wangen herunter und sie schleuderte das Schild weit von sich weg. Sie schwamm heimwärts und sah diesmal nicht zurück.   Auf dem Schild war eine Sirene mit blutroten Augen, Krallen und spitzen Zähnen zusehen, mit der Aufschrift: Vorsicht, menschenfressende Sirenen.     Kapitel 1: ----------- ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   "Mein Herz durchbohrt von Amor, ich verschmäh das Glitzergold. Und rein gar nichts kann mich trösten, bloß mein tapfrer Seemann hold."   ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   ______________ ⚓ 10 Jahre später⚓ ______________   Eine Blondhaarige Sirene schwamm auf ihre Schwester zu, die abwesend auf einer Koralle saß. Sie seufzte auf. „Wie lange hast du eigentlich vor, seit dem Vorfall vor einem Jahr darüber zu schmollen? Wir haben dir etliche Male gesagt, dass die Menschen und allgemein die Oberfläche Tabu sind. Hast du auf Xion und mich gehört? Nein! Aber Xion musste dir ja nacheifern und wurde von den Menschen verschleppt!“, Kairi sah ihr nicht in das Gesicht, stattdessen spielte sie mit den Algen zwischen ihren Fingern herum. „Ich mach dir deswegen keine Vorwürfe, aber.-“ „Es war ja auch nicht meine Schuld!“, verteidigte Kairi sich abwesend und ihre Mimik verhärtete sich. „Ich weiß, aber es spielte trotzdem eine Rolle! Nun sind wir anstatt drei Schwestern nur noch zwei!“, fuhr Naminé nun ihre Rothaarige Schwester an und stemmte ihre Hände oberhalb ihrer Hüfte ab. „Ich weiß das doch! Ich fühle mich deswegen auch schrecklich!“, gereizt strich sich Naminé durch ihr Haar. „Wir können das eben nicht ungeschehen machen, aber wir können uns heute Abend rächen! Du solltest dich dafür bereit machen. Bei Vollmond schlagen wir nämlich zu.“, traurig wandte Kairi ihren Blick zu Naminé. „Rache ändert nichts, aber wenn es dich glücklich macht, bitte.“ „Du weißt, das wir das nicht nur als Rachefeldzug machen, Kairi. Wir werden dann endlich vollwertige Sirenen. Das macht uns halt als Sirenen aus. Wir locken an und töten Männer.“ „Ja, was für ein Spaß.“, Naminé verengte ihre Augen zu schlitzen. „Lass dein Sarkasmus und nimm das gefälligst ernst. Tu es wenigstens für Xion.“, damit verließ Naminé den Raum und ließ ihre Schwester alleine in ihrem Zimmer zurück. Kairi sah in den zersplitterten Spiegel neben sich und zog eine Grimasse. Sie sah zwar wunderschön aus, aber erfreuen darüber tat sie seit einer sehr langen Zeit nicht mehr. Sie hielt immer bei sich Ausschau nach spitzen eckigen Zähnen und blutrünstige leuchtende Augen. Sie wollte nie eine „vollwertige“ Sirene sein. Geschweige denn eine Sirene generell. [LEFT]Sie tastete ihre Wange ab, die vor einem Jahrzehnt mit einem Stein beworfen wurde und biss sich auf ihre Unterlippe. Ihr Blick blieb an ihrer Kette hängen, die sie damals von dem kleinen Jungen Sora geschenkt bekam. Die Erinnerung schmerzte immer noch tief in ihrem Herzen und sie fragte sich des öfteren, wie es wohl Sora geht, was er macht oder wie er wohl aussah. Obwohl sie dies nicht tun sollte, nach alldem, was mit Xion passiert war. Ein Seufzen entrann ihrer Kehle. Sie hoffte inständig, dass dieser Abend schnell vorüber geht.[/LEFT] ⚓ __________________________⚓     „Na, Kapitän. Was soll das lange Gesicht, wenn es was zu feiern gibt!“, spielerisch boxte Riku seinem besten Freund gegen den Oberarm. Sora grinste leicht und lehnte sich an die Brüstung des Schiffes. Er spielte dabei mit dem Anhänger herum, den er seit zehn Jahren bei sich trug. „Ich denke nur nach, Riku.“, der Genannte kaufte das ihm natürlich nicht ab und verzog deswegen sein Gesicht. „Du nimmst mir das mit damals immer noch übel, oder?“, Sora hob die Schultern an. „Du hast mich wahrscheinlich gerettet. Wer weiß das schon.“, Riku seufzte. „Hey, es tut mir nach wie vor Leid mit der Nixe. Versuch aber mal Spaß an deinem eigenen Geburtstag zu haben, okay? Amüsiere dich doch mit ein paar Damen hier auf dem Schiff.“, damit ließ Riku von seinem Freund ab und stieß sein Krug gefüllt mit Bier mit einem rothaarigen Kollegen an. Sora hingegen seufzte erneut auf und starrte gedankenverloren auf den Anhänger herab. Lange blieb aber sein betrübter Blick an dem Objekt nicht haften, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung registrierte. Aufmerksam sah er in die Richtung, um kurz darauf abergläubisch den Kopf zu schütteln. Er würde die Sirene von vor zehn Jahren nie wieder sehen, was ihn nach wie vor traurig stimmte. Nur die Hoffnung, nun mit einem voll besetztem Schiff, die Meere überqueren zu können, trieb ihn an weiter nach ihr zu suchen. Er hoffte bloß, dass sein Vorhaben nicht all zu vergebens war. ⚓ __________________________⚓   [LEFT] [/LEFT] [LEFT] „Was tust du da, Kairi?! Ich sagte dir doch, warte auf mein Zeichen!“, zischte Naminé ihre Schwester an, als sie diese von der Oberfläche nach unten gezogen wurde. „Ich...ich weiß. Aber für einen Moment, da dachte ich.-“ „Dachtest du was? Ich habe eher das Gefühl, dass du momentan überhaupt gar nicht nachdenkst was du tust. Kairi, bitte.“, flehend sah Naminé ihre Schwester an, die ihr den Rücken zugekehrt hatte. „Denk vorher nach, bevor du handelst. Ich möchte nicht noch eine Schwester verlieren.“ „Ist gut. Werde ich machen.“, mit diesen Worten schwamm Kairi zu den anderen Sirenen rüber, die bereits darauf lauerten, die Männer und Frauen auf der riesigen Galeone in die Tiefe zu ziehen. Sie sah hinauf zur Oberfläche. Der Vollmond war zu sehen und ließ das Wasser silbern schimmern.  [/LEFT] ⚓ __________________________⚓   Während im Hintergrund fröhliche Musik gespielt von einem musikalischen Quartett wurde, füllte Gelächter die klare Nachtluft und allgemein herrschte eine harmonische Atmosphäre, die Sora aber gekonnt ignorierte. Es war zwar sein Geburtstag, doch fühlte er sich nicht in Stimmung diesen zu feiern. Er fand es interessanter mit seinem Anhänger, welcher nun um seinen Hals hing, zu spielen. Auf einen Schlag wurde die Glückliche Atmosphäre durch eine Nebelwand erstickt. Sora, der bis jetzt dem ganzen keine Aufmerksamkeit schenkte, richtete sich auf, als die Musik sowie die Menschen an Bord verstummten. „Was zum...?“ „Los! Alle binden sich an die Masten und haltet euch die Ohren zu!“ Es war eindeutig Riku´s Stimme gewesen, der die anderen dazu aufforderte, sich in Sicherheit zu bringen und Sora wusste auch wieso. Ihnen blieb auch nicht viel Zeit, denn kurz darauf ertönten die ersten Melodien der Meeresnixen. „Sora, schnapp´ dir ein Seil und bind dich fest!“, dies ließ sich der Braunhaarige Kapitän nicht zwei Mal sagen und griff sich kurzerhand eine Kordel und war dabei, dieses an eines der Spiere zu befestigen, doch hielt er in seiner Bewegung inne.     Mein Herz durchbohrt von Amor, ich verschmäh das Glitzergold. Und rein gar nichts kann mich trösten, bloß mein tapfrer Seemann hold.   Da war plötzlich diese wunderschöne, zart klingende Stimme, die sehr verlockend und einladend aber zugleich auch traurig war. Wie in Trance marschierte er über die Brücke und sah hinaus auf´s Meer. Eindutzend Sirenen hatten sich auf den verschiedensten Felsvorsprüngen gesetzt oder schwammen patrouillierend um das Schiff herum. Er blendete aber die anderen Sirenen aus. Nur eine hatte er im direkten Fokus gehabt und sie saß etwas abseits von den anderen. Ohne zu zögern, sprang er ins Wasser. Die besorgten und verzweifelten Schreie von seinem besten Freund bekam er gar nicht mehr mit. Aber Sora war nicht der Einzige, der von Bord sprang. Drei folgten ihm treu, doch schwammen sie in komplett andere Richtungen. Zielstrebig paddelte er auf die abseits sitzende Sirene, dessen Haar so rot wie Blut und schulterlang war. Sobald er an den Felsvorsprung ankam, klammerte und stemmte er sich an diesem und lauschte verträumt zu ihrem Lied.     Kommt all ihr hübschen Mädchen, ganz gleich wer ihr auch seid. Die ihr liebt 'nen tapferen Seemann, der auf den Meeren weilt.   Kairi hörte nicht auf zu singen, als sie plötzlich Besuch von dem jungen Mann bekam, der ihr angeregt zuhörte. Stattdessen hatte sie sich zu ihm hingewandt, legte behutsam ihre Hände an seinem Gesicht und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Innerlich tat ihr der Mann Leid, dass er direkt in sein Verderben geschwommen war. Aber sie war nun mal eine Sirene und sie halt nur Menschen. Seine Augen sahen sie empfänglich und voller Bewunderung an. Sein komplettes Gesicht sprühte förmlich eine recht positive Ausstrahlung aus. Er hatte einen leichten Rotton auf den Wangen und er grinste sie charmant an, als würden sie sich seit Jahren kennen. Sie selbst musste bei seinem Anblick schmunzeln, doch dies wurde schnell mit einem ernsteren Gesichtsausdruck ersetzt. Dafür nahm ihre andere Seite - die Seite, die sie selber an sich so hasste - ihren Platz ein. Ihre tief Ozean blauen Augen wurden leuchtend rot, ihre Fingernägel wurden lang und scharf wie Messer, ihre weiche zarte Haut wurde schuppiger und ihre Zähne nahmen die Gestalt die des eines Hai´s an. Selbst nach dieser Transformation, sah er sie nach wie vor mit diesen sanftmütigen Blick an.     Mein Herz durchbohrt von Amor, ich verschmäh das Glitzergold. Und rein gar nichts kann mich trösten...   Sie packte ihn schließlich an den Schultern und drückte ihn mit sich hinunter in die Tiefe. Nach wenigen Metern wurde ihm bewusst, dass er einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte, als er im Inbegriff war, drauf und dran zu ertrinken. Er zappelte wild um sich und versuchte sich aus ihren Fängen zu befreien, leider ohne Erfolg. Er schloss die Augen und aus seinem Mund entflohen ihm die letzten Sauerstoff Bläschen, die fast spöttisch zur Oberfläche trieben.     ...bloß mein tapfrer Seemann hold.     Nur dumpf nahm er ihr Gesang weiterhin wahr und als würde ihm sein Augenmerk einen Streich spielen wollen, sah er die Sirene von vor zehn Jahren vor seinem geistigen Auge. „Kai...?“, brachte er nur gurgelnd hervor, bevor er gänzlich das Bewusstsein verlor. Kairi stoppte in ihrem Vorhaben, ihr Gesicht nahm ihre vorherige Form an und ihr Blick war auf dem jungen Mann in ihren Armen gerichtet. Hatte sie sich soeben verhört gehabt? Hatte er sie ….Kai genannt? Der Mond strahlte durch die Wasseroberfläche und spendete damit etwas Licht. Er trieb schwerelos umher und um seinen Hals schwebte ein Objekt, den sie überall wiedererkennen würde. „Sora....“, erschrocken über diese Erkenntnis, griff sie ihm unter die Arme und transportierte ihn in Windeseile nach oben. Er brauchte Luft und zwar schnell. Wenn es nicht sogar zu spät dafür war. Oben angekommen, hievte sie ihn auf eine der glatten und steinigen Fläche. Panisch sah sie sich um. Es war beunruhigend still und ihre Schwester sowie die anderen Sirenen waren nirgends zu sehen. Sie setzte sich neben ihn hin, entfernte seine bis jetzt getragenen Drei-Spitz Hut und klatschte ihm leicht gegen die Wange. „Sora! Sora! Du musst die Augen auf machen und atmen. Atme!“, unbeholfen blickte sie sich um, als würde sie darauf hoffen, das jemand anderes zur Hilfe kam. Warum fing er nicht an zu atmen? Er war doch an der Wasseroberfläche und bekam Luft, also wieso atmete er einfach nicht? Und also würde ein Pfeil durch ihren Kopf sausen, fielen ihr wieder Erinnerungen als Bildsequenzen ein, indem ein Mensch einen anderen Sauerstoff einflößte und auf den Oberkörper regelmäßig einschlug. Sie verstand nicht genau, warum die das taten, aber bisher hatte das bei den bewusstlosen Menschen auf wundersamerweise geklappt. Viel Zeit zum nachdenken blieb ihr nicht. Übermütig umgriff sie mit einer Hand sein Kinn, zog diesen nach oben gestreckt und hielt mit dem Daumen den Mund offen. Sie sog Luft in ihre Lungen, umschloss mit ihren Lippen seinen geöffneten Mund und bließ die Atemluft in ihn hinein. Sie bemerkte, dass aus seinen Nasenlöchern die Luft entwich, als sie sich selbst damit anpustete. Sie legte kurz darauf ihre andere Hand auf seine Stirn und drückte mit Zeigefinger und Daumen seine Nase zu. Dann wiederholte sie die Prozedur abwechselnd. Erst Sauerstoff zuführen und anschließend presste sie ihre Handballen auf seinen Brustkorb und drückte im Takt ihres Herzschlages auf diesen ein. „Wehe du stirbst mir weg, Sora...“, knirschte sie zwischen ihren Zähnen hervor und fühlte sich schuldig. Warum hatte sie vorher nicht erkannt, wer er war? Warum in alles in der Welt kam er ausgerechnet zu ihr hin? Wobei es schon ein glücklicher Zufall war, das er zu ihr kam. Denn wäre er an eine andere Sirene geraten, wäre er mit Sicherheit längst Fischfutter gewesen. Sie drückte wieder auf seinen Brustkorb und blickte verzweifelt in sein Gesicht, welcher sich gar nicht regte. „Ich schwöre bei Neptun...“, fluchte sie leise und umschloss abermals ihre Lippen um seinen Mund herum, um ihm Luft zu schenken. Sie ließ von ihm ab, als er sich bewegte und wich nach hinten zurück, als er mit weit aufgerissen Augen sich aufsetzte und Wasser wie eine Fontäne ausspie. Erleichtert legte sie eine Hand über ihr Herz und atmete tief aus. Sora hingegen hustete lautstark und legte sich, nachdem die Flüssigkeit aus seinen Lungen losgeworden ist, wieder hin. Anschließend drehte er seinen Kopf in ihre Richtung und erschöpft starrte er sie an. „Kai...?“, röchelte er, aber sie bekam mit, was er sagte. Bevor sie ihm erwidern konnte, wurde sie sogleich an der Schwanzflosse gepackt und ins Wasser gezogen. Überrascht darüber quietschte sie für einen Augenblick auf um im nächsten Moment in das wütende Gesicht von ihrer Schwester zu blicken. „Naminé?!“ „Warum hast du gezögert?! Warum lebt dieser Mensch noch?! Was in Tritons Namen ist in dich gefahren, Kairi?!“, diesmal zog Kairi ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. „Komm mir jetzt nicht damit um die Ecke, Naminé. Ich muss zurück zu Sora.-“ - „Sora?! Du kennst diesen Menschen?“, ohne ihrer Schwester eines Blickes zu würdigen, wandte Kairi sich von ihr ab und machte Anstalten erneut zur Oberfläche zu schwimmen. „Kairi, halt!“, Naminé packte ihrer Schwester an dem Oberarm und zog sie zurück. „Was ist, Naminé?“, zischte Kairi nun ungeduldig. „Du kannst nicht einfach zurück an die Oberfläche, Kai.-“ - „Seh´mir zu, wie ich das kann! Ich muss ihn nochmal sehen, Naminé. Auch wenn es vielleicht für ein Letztes Mal sein sollte!“, unterbrach Kairi sie, als ihre Schwester sie vom Auftauchen abhalten wollte. Genervt riss Kairi sich aus dem Griff los und schwamm so schnell sie konnte nach oben. Die Blonde Nixe schaute ihr dabei schwermütig hinterher. An der Wasseroberfläche ankommend, hielt Kairi sich sofort an den Felsen fest und sog scharf die Luft ein. Wie sie feststellen musste, war Sora nicht mehr allein auf dieser Plattform. Sie erkannt sofort, wer Sora zur Hilfe eilte. Es war dieser Riku. Er drehte seinen Kopf reflexartig nach ihr um und weitete überrascht über ihre Ankunft die Augen. „Du...“, ein Schwung von Hass und Unglaubwürdigkeit schwang in seiner Tonlage und er zog sein Schwert aus der Scheide. Kairi wich erschrocken nach hinten und hielt instinktiv ihre Arme über ihr Haupt, als Riku dabei war mit dem Schwert auszuholen. „Stopp, Riku!“, Kairi, die ihre Augen zugekniffen hatte, blinzelte an Riku vorbei und erblickte Sora, der seinem Kumpel eine Hand auf die Schulter legte. „Sie ist es, Riku. Ich habe sie endlich gefunden!“ , hauchte Sora erfreut und setzte seinen Kapitänshut mit der linken Hand auf. „Bist du dir sicher?“, misstrauisch warf Riku der Nixe einen Blick zu. Sora nickte entschlossen und beugte sich zu ihr hinab, um nach ihrer Hand zu greifen. Kairi selbst streckte ihre Hand nach ihm aus, um im selben Moment diese zurückzuziehen. Vom Schiff aus hatte jemand einen Dolch geworfen, der nur knapp ihren Arm verfehlte. Erschrocken schaute Kairi hinauf zur Galeone. Ein Rotschopf mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck stand dort und gröllte. „Hör auf damit, Lea! Du hättest Riku oder gar Sora beinahe getroffen!“, keifte nun ein blonder junger Mann, der neben Lea auftauchte. Kairi´s Augen weiteten sich Teller groß, als noch eine -für sie- bekannte Person neben den beiden Männern auftauchte. „Xion...“, flüsterte sie, wie vom Blitz erschlagen. Plötzlich tauchten rechts und links von den dreien mehrere Menschen auf, die erbost Besteck und Geschirr nach ihr warfen. Wie hypnotisiert starrte Kairi weiterhin nach oben. Sora folgte ihrem Blick und verstand auf Anhieb nicht, was so interessant war. Und zum Glück zog Naminé ihre Schwester zur Seite, als diese beinahe eine Gabel ins Gesicht bekam. „Wir müssen von hier weg, Kairi. Komm!“, zu sehr mit der ganzen Situation überfordert, ließ Kairi sich von ihrer Schwester fortziehen. Entsetzt hastete Sora nach vorne. „Halt! Warte doch bitte! Ich wollte doch noch...“, doch es war bereits zu spät. Die zwei Sirenen waren wie vom Meer wortwörtlich verschluckt worden. Ergebens seufzte Sora niedergeschlagen. „...mich bedanken.“ „Na komm, Kapitän. Bringen wir dich wieder an Deck.“, meinte schlussendlich Riku und klopfte aufmunternd auf die Schulter von Sora. Der Kapitän nickte kurz und warf dem Ozean einen Hoffnungsvollen Blick hinzu, um dieser enttäuscht den Rücken zuzukehren. Riku lachte kurz auf, als sie in das Rettungsboot einstiegen und zur Galeone ruderten. „Kannst du dir vorstellen, Sora? Beinahe wäre dein Geburtstag dein Todestag gewesen.", Sora rollte die Augen und grinste matt. „Ja, aber auch nur fast. Fast...", Sora faltete die Hände ineinander. Er hatte wenigsten die Gewissheit, dass sie da draußen irgendwo war. Das er sie wiedersehen konnte. Aber vor allen Dingen, dass es ihr gut ging. ⚓ __________________________⚓   Kairi hingegen lächelte unterbewusst. Ihre Schwester Xion war am leben! Es ging ihr gut! Nein, es ging ihnen gut! Sie schloss erleichtert ihre Augenlider, während Naminé sie forsch nach Hause zerrte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)