The Cookie Jar von CaptainMoek (YGO-One Shots, PWP, Smut & Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 17: Das Sterben kann noch warten - Part 2 ------------------------------------------------- Die nächsten Tage verliefen monoton und ereignislos wie immer. Amane besuchte ihre Therapiestunden, ging zur Schule, sprach hier und da mit ihrem Vater. Und grübelte innerlich darüber nach, wie ihr Suizid doch endlich gelingen könnte. Um sich zu vergiften besaß sie nicht die ausreichenden Fachkenntnisse. Und so etwas wie Spülmittel zu trinken bescherte ihr am Ende womöglich nur einen peinlichen Krankenhausaufenthalt. Nein, nein viel zu riskant. Sich selbst eine Kugel durch den Kopf zu jagen war ein Abgang, der schon fast eines Helden würdig war.Doch eine Waffe besaß sie nicht. Und sie kannte auch niemanden, der eine besaß. Also fiel diese Möglichkeit auch schon einmal weg. Sich selbst die Pulsadern aufzuschneiden wäre zwar preiswert und schnell möglich...aber Amane war dafür viel zu zimperlich. Sie würde wahrscheinlich nicht einmal bis zu ihren Adern kommen. Doch während sie im Unterricht auf einem ihrer Blätter herumkritzelte, kam ihr plötzlich die rettende – oder sollte man besser sagen, tödliche? - Idee. Ein Strick! Besorgen konnte man ihn sich sicher irgendwo und wie man ihn richtig knotete, konnte man im Internet nachschlagen...ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Sie musste nur noch diese äußerst langweilige Unterrichtsstunde aussitzen und dann würde sie es heute Abend zu Ende bringen und endlich wieder bei ihrer Mutter und Ryou sein.   Also machte sie nach der Schule einen raschen Abstecher in ein Fachgeschäft für Garten- und Baumaterialien und besorgte sich ein dickes, stabiles Seil, welches so schwer war, dass Amane beinahe Mühe hatte, es in ihrer Schultasche nachhause zu transportieren. Das Abendessen ließ sie ausfallen – immerhin würde sie in weniger als einer Stunde sowieso tot sein, wieso sollte sie da also noch etwas essen – stattdessen begab sie sich auf ihr Zimmer, zog sich nicht einmal die Schuluniform aus und begann fein säuberlich damit, das gekaufte Seil zu einer Schlinge zu verarbeiten. Ihr Grinsen wurde dabei so breit und die Vorfreude stieg so sehr in ihr auf, dass ihr beinahe der Gedanke kam, dass es doch irgendwie schade war, gleich von dieser Welt zu gehen. Auch wenn sie am liebsten tot wäre, ein paar Dinge hätte sie doch gerne noch von der Liste der Dinge, die sie im Leben erlebt haben wollte, abgehakt. Das hatte sie sogar ihrer Therapeutin erzählt, obwohl sie sich sonst furchtbar dagegen sträubte, ihr irgendetwas zu erzählen. Tauchen zum Beispiel. Amane liebte das Meer und Tauchen hatte sie schon immer fasziniert. Doch nun würde es nicht mehr dazu kommen. Ein Motorrad fahren. Zwar besaß Amane weder einen Führerschein, noch war es in irgendeiner Form zwingend notwendig, unbedingt einmal ein Motorrad zu fahren, doch coole Kerle auf Motorrädern hatten sie schon damals in England ein wenig schwach gemacht. Und ihre Arme um den breiten Rücken eines richtigen Bikers zu schlingen und gemeinsam in den Sonnenuntergang zu fahren, hatte schon etwas verdammt romantisches. Und verbunden damit wäre Amane auch irgendwie gerne noch ihre Jungfräulichkeit losgeworden, ehe sie sich das Leben nahm. Doch es schien ganz so, als würde auch daraus nichts werden. Kein einziger Kerl hatte sich jemals großartig für sie interessiert und dabei würde es wohl auch bleiben. Auf ihrem Grabstein könnte so etwas wie „ungeliebt und ungefickt“ stehen, ging es ihr sarkastisch durch den Kopf, bevor sie die Schlinge probeweise einmal um ihren Hals legte und ihren Blick dann gen Decke richtete. Und einen großen Logikfehler in ihrem Plan bemerkte.   Vor lauter Euphorie hatte sie völlig vergessen darüber nachzudenken, wo genau sie eigentlich den Strick befestigen wollte. Alles, was über ihrem Kopf zu sehen war, war ihre Zimmerdeckenlampe. Kein massiver Balken, kein Haken, nichts, was auch nur irgendwie dafür geeignet war, sich daran aufzuhängen. Verdammt. Sollte sie den Strick denn nun umsonst gekauft haben?! Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten und nahm sich die Schlinge wieder vom Hals. Einen Rückzieher zu machen, kam für sie jetzt auf keinen Fall in Frage! Energisch schob sie ihren Schreibtischstuhl heran, kletterte hinauf – immer bedacht, das Gleichgewicht zu halten, um nicht vorzeitig herunterzustürzen – und fuhrwerkte mit den Händen über ihrem Kopf herum, um den Strick nun doch an ihrer Deckenlampe anzubringen.   Irgendwie würde das schon klappen, es musste ja nur ein paar Minuten halten, bis sie tot war. Danach war es auch egal, ob die Lampe von der Decke riss oder nicht...   „Nein. Ich kann dir gleich sagen, dass das nichts wird.“   Vor lauter Schreck fiel Amane der Strick aus der Hand und das schwere Seil fiel mit einem lauten Geräusch zu Boden. Hatte...da gerade jemand mit ihr gesprochen?! Eine fremde Männerstimme? Oder begann sie jetzt schon, völlig zu spinnen?! Sie hielt inne und blinzelte kurz, während ihr Blick immer noch auf die am Boden liegende Schlinge gerichtet war. „Die Deckenlampe hält dich nicht aus. Du brauchst es also gar nicht erst zu versuchen.“   Und spätestens jetzt war Amane sich sicher, dass es absolut keine Einbildung gewesen war, denn sie blickte in zwei tiefbraune, von schwarzen Wimpern umrandete Augen, die ihren eigenen verblüffend ähnlich waren. Der Schreck saß ihr so tief in den Gliedern, dass sie nicht einmal schreien konnte und ihre Muskeln sich so sehr versteiften, dass sie starr wie eine Plastikfigur auf ihrem Schreibtischstuhl stand.   Der fremde Mann, der wie selbstverständlich auf ihrem Bett herumlag, blickte sie unter einem weißen Wirrwarr von Haaren an, als würde sie ihn gerade zu Tode langweilen. „Ich werde dich zwar nicht aufhalten, dir aber den Hinweis geben, dass dein Plan nicht sonderlich gut durchdacht ist, Engelchen.“ Erst jetzt fand Amane ihre Sprache wieder, die piepsig und hochgradig entsetzt klang.   „D-du...du siehst aus, wie...mein...mein toter...Bru-“   „Dein toter Bruder? Ja, ich habe sein Bild in deinen Erinnerungen gesehen. Aber so“, sein skeptischer Blick wanderte gen Decke und dann wieder auf Amane herunter, die sich sofort ein wenig ertappt fühlte, „Wirst du ihn so schnell nicht wieder sehen.“   „Wer bist du?“   Es musste klingen, als wäre sie ein absoluter Idiot, aber wie zum Teufel kam ein Fremder hier einfach herein? Ein Fremder, der Ryou und auch ihr selbst so absolut ähnlich sah?   „Ab sofort dein ständiger Begleiter, Engelchen. Du hättest dieses wundervolle Geschenk deines Vaters nicht annehmen dürfen.“ Er streckte die Hand aus und ließ seine Finger über die spitzen Zylinder gleiten, die an der Unterseite des goldenen Rings herunterhingen.   „Du...du kommst aus dem Ring?“ „Gut erkannt. Und ich brauche einen Körper, um in dieser Welt zu existieren.“   Das ganze wurde ja einfach immer verrückter. Amanes Mund klappte mehrfach auf und zu, ohne einen Laut herauszubringen. War sie vielleicht schon tot?! Und was redete dieser Kerl davon, dass er ihren Körper brauchte...sie hatte sich zwar gewünscht, endlich ihre Jungfräulichkeit loszuwerden, aber das war doch nicht so gemeint gewesen!   „Vergiss es! Was oder wer auch immer du bist, es war schön, deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Aber jetzt wars das. Dieses Leben wird nun beendet.“   Mit einem Satz war sie vom Schreibtischstuhl gesprungen und hatte das Seil wieder aufgehoben. Innerlich hatte sie sich dazu entschlossen, einfach weiterzumachen und diesen komischen Kerl...dieses komische Wesen...was auch immer er war, nicht zu beachten. Auf Wiedersehen schöne Welt, hallo Reich der Toten!   Ganz so, als wäre nichts gewesen, befestigte sie den Strick erneut an der Halterung der Zimmerlampe und vernahm dabei immer wieder leises Gekicher. Dieser Typ lachte sie doch ernsthaft aus. Noch ein Grund mehr, jetzt endlich zu sterben!   „So...“, sie gab dem Strick einen prüfenden Ruck und er schien dem Zug standzuhalten. „Also dann...“ Mit Bedacht steckte sie ihren Kopf in die geknotete Schlinge und zog sie in ihrem Nacken zu, so dass der schwere Knoten fest auf ihr Genick drückte. Dann richtete sie ihren Blick noch einmal auf ihr Bett. Der Fremde war inzwischen aufgestanden und befand sich nun fast auf Augenhöhe mit ihr. Die blassen Arme hatte er vor der Brust verschränkt, das hämische Grinsen schien regelrecht in sein Gesicht getackert worden zu sein. „Na los. Es hält dich niemand auf, Engelchen.“ „Ach sei einfach leise!“   Es waren Amanes letzte Worte zu ihm, bevor sie den Schreibtischstuhl unter ihren Füßen zur Seite trat und fühlte, wie ihr Körper durch die Schwerkraft in Richtung Boden gezogen wurde. Und sie in einem schmerzhaften Aufprall landen ließ, den Strick noch immer um den Hals gezogen, einen laut scheppernden Gegenstand nur wenige Zentimeter neben ihrem Gesicht. Es war ein absolutes Chaos aus Schmerzen, Geräuschen und Orientierungslosigkeit, ehe Amane realisierte, dass ihre Zimmertür geöffnet wurde und sich das Gesicht ihres Vaters in ihr Blickfeld schob.   „Amane! Was machst du denn da?“   Zittrig richtete das Mädchen sich ein wenig auf und befühlte ihren Hals – nur um festzustellen, dass dort kein Strick mehr zu spüren war. Doch die herausgerissene Lampe lag doch tatsächlich neben ihr.   „Ich...ich bin gefallen...“ „Was hast du denn mit der Lampe gemacht?!“   Die Stimme ihres Vaters war gleichermaßen verwirrt, wie auch verärgert und Amane schämte sich plötzlich entsetzlich und wünschte sich, er würde nicht bemerken, was sie eigentlich vorgehabt hatte. Was er sehr wahrscheinlich auch nicht konnte, da der Strick auf mysteriöse Weise verschwunden war. Ebenso wie dieser weißhaarige Ringgeist...   „...die Glühbirne wechseln. Sie muss runtergefallen sein.“ „Gefallen?! Sie ist komplett aus der Decke gerissen!“   Schuldbewusst warf Amane einen Blick nach oben – und zu ihrem Entsetzen prangte dort tatsächlich ein Loch in der Decke. Sie senkte ihren Blick auf ihre Knie und wagte es nicht mehr, noch irgendetwas zu sagen.   „Morgen kümmern wir uns darum. Und du räumst jetzt besser einmal dieses Chaos auf!“   Ihr Vater verließ schnaubend ihr Zimmer und Amane war erst in der Lage, sich auf die Beine zu rappeln, als sie ihn nicht mehr über den Flur stampfen hörte. Das war ja richtig gründlich nach hinten losgegangen! Mit ein paar schnellen Handgriffen bugsierte sie die kaputte Lampe unter ihr Bett und setzte sich auf die Matratze. Der goldene Ring schien ihr von ihrem Bettpfosten aus zuzublitzen und Amane warf ihm einen bösen Blick zu.   „Jaja, ich weiß schon, du hast es mir ja gesagt.“   Für einen kurzen Moment rieb sie sich ihre schmerzenden Knie, bevor sie sich endgültig dafür entschied, es für heute einfach gut sein zu lassen. Sie sollte schlafen gehen und morgen vielleicht mit ihrer Therapeutin sprechen.   Doch als sie sich bettfertig gemacht hatte und ihren Kopf neben dem goldenen Ring bettete, schoss ihr noch etwas durch den Kopf – und es war definitiv keine Kugel, die ihr Leben beendete.   „Danke, dass du das Seil vor meinem Vater versteckt hast...“   Es erklang keine Antwort, doch Amane erwartete auch keine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)