Der Wert des Lebens von Uchiha--Itachi91 ================================================================================ Kapitel 38: Sehen ----------------- Kapitel 38 – Sehen „Wo ist der Hacken?“, fragte Itachi ungläubig nach einigen Momenten, der absoluten Stille. Auch Yuna war geschockt. War Itachi in seinem Leben bisher denn je mal an einen guten Arzt geraten? „Wenn es so einfach ist, warum hat der damalige Arzt die Operation nicht gemacht?“, fragte Yuna. „Nun, das kann ich nicht sagen, er hat es einfach nicht gemacht. Vielleicht wollte er die übrigen Verletzungen erst ausheilen lassen, Herr Uchiha war damals schwer verwundet und hat das ganze wohn nur knapp überlebt. Aber ein anderer Grund fällt mir nicht ein. Auch vor 9 Jahren hätte diese Operation ohne Probleme stattfinden können. Der Hacken ist, es gibt nur einen kleinen, durch die Medikation der Krebserkrankung könnte es Probleme mit der Narkose geben. Jedoch habe ich schon oft genug Patienten mit Vorerkrankungen wo ich auf mögliche Wechselwirkungen der Medikamente aufpassen musste operiert. Das sollte also auch nicht das riesen Problem sein. Der andere Hacken ist ebenso durch die Krebserkrankung bedingt, abgesehen davon, dass der Augenverband zwei Tage getragen werden muss, ist ein Aufenthalt von mindestens 2 oder 3 Tagen notwendig um sicher zu gehen, dass der Patient stabil ist. Wenn es keine Komplikationen gibt ist eine Entlassung, unter der Bedingung dass sie sich noch ausruhen, Herr Uchiha, durchaus denkbar“, erklärte die Ärztin. „Wie wahrscheinlich sind Komplikationen?“, fragte Itachi. Yuna konnte kaum glauben, dass Itachi so weit nachhakte. Normalerweise war er nicht ins Krankenhaus zu bekommen, nur wenn es unbedingt nötig war. Diese Operation war definitiv nicht überlebensnotwendig. Und doch zog er es in Betracht? „Nun, ich habe das schon sehr oft gemacht und kann behaupten, dass es zumindest bei mir noch nie zu ernstzunehmenden Komplikationen gekommen ist. Die Wahrscheinlichkeit gibt es dennoch, das wollte ich ihnen nicht verheimlichen. Sie müssen das nicht tun, ich biete es ihnen nur an, die Entscheidung liegt allein bei ihnen“, betonte Dr. Shizune, sie wollte nicht dass der junge Mann sich zu irgendwas gedrängt fühlte. Und könnte es sehr gut nachvollziehen wenn er ablehnt, er wollte seine letzte Lebenszeit schließlich nicht im Krankenhaus verbringen. Itachi dachte nach. Eine kurze Zeit war es still, dann nickte er. „Ich möchte das machen“, sagte er dann entschlossen. Yuna sah Itachi überrascht an. Klar war das Angebot verlockend, aber sie hätte nicht gedacht, dass er wirklich freiwillig einen Krankenhausaufenthalt in Kauf nimmt. „Willst du das wirklich? Wenn mir musst du das nicht tun“, meinte Yuna. Sie wollte nicht, dass er sich wegen ihr zu irgendwas gedrängt fühlte. Itachi drehte sich zu ihr um und lächelte sie sanft an. „Ich möchte es gerne. Es sind nur zwei Tage, die nehme ich gerne in Kauf, wenn ich den Rest meines Lebens dann wieder scharfe Bilder sehen kann. Hätte ich bloß früher von dieser Möglichkeit gewusst“, erklärte er mit einem gewissen bedauern in der Stimme. Sie nickte ihm zu, sie konnte ihn verstehen. „In Ordnung. Ich werde ihnen dann ein Zimmer zuweisen und alles vorbereiten. Ich muss auch noch mal mit ihrer behandelnden Ärztin sprechen. Außerdem müssten sie ein paar Dinge unterschreiben. Wenn alles passt könnte die Operation bereits in 3 Stunden stattfinden. Klingt das vernünftig?“, fragte die Ärztin. Itachi nickte, auch wenn er merkte, wie sein Puls in die Höhe schoss. Es war doch alles ziemlich aufregend. Das ging alles sehr schnell, viel zu schnell. Doch dank Yuna schaffte er es ruhig zu bleiben. Etwa eine Stunde später bekam Itachi die nötigen Formulare, in denen er dem ganzen zustimmen musste, kurz darauf kam noch Tsunade vorbei, die ebenfalls noch etwas mit Itachi zu besprechen hatte. Er hatte es sich mit Yuna inzwischen in seinem Zimmer bequem gemacht. Ihm wurde ein Einzelzimmer gegeben, und Kakashi wurde damit beauftragt ein paar Dinge von zu Hause zu holen, damit Itachi sich etwas wohler fühlen konnte. „Hallo Itachi, wie geht es dir?“, fragte Tsunade. „Gut“, antwortete der etwas zurückhaltend. „In Ordnung. Nur aufgeregt, oder?“, hackte sie nach. Itachi nickte. Die Nervosität konnte er kaum abstellen. Denn was war, wenn es doch schief geht und er dann gar nichts mehr sehen könnte? Ja, er sah schlecht, doch er war es inzwischen so gewohnt, dass er kaum noch wusste, wie es war gut sehen zu können. Doch gar nichts mehr sehen…völlige Erblindung…davor hatte er Angst. „Nun, ich wollte dich etwas fragen, wenn du schon mal auf dem OP Tisch liegst, wollte ich dich um Erlaubnis bitten die OP etwas zu ergänzen. Nichts schlimmes, es wäre nur bald ohnehin Fällig, da dachte ich es sei eine Möglichkeit alles auf einmal zu erledigen und dir einen unnötigen Aufenthalt hier zu ersparen. „Was denn?“, fragte Itachi skeptisch. „Zum einen würde ich dir gerne einen Stent an der Luft und Speiseröhre setzen, um diese offen zu halten, damit die dort hineinwachsenden Metastasen das alles nicht verschließen. Zum anderen möchte ich dir gerne einen Port setzen, der im späteren Krankheitsverlauf das Verabreichen von Medikamenten erleichtern wird. Dann müsste dir man nicht andauernd einen Zugang legen. Ich denke das wäre auch für dich angenehmer. Du müsstest dem ganzen natürlich zustimmen.“, sagte sie. Begeisterung sah anders aus. Tsunade hatte über beides bereits mit Itachi geredet. Ihm gefiel es nicht, dass da irgendwelche Teile in ihn hinein implantiert werden sollten, doch er wusste auch, dass es vernünftig war und ihm helfen sollte. „Wird es meinen Aufenthalt hier verlängern?“, fragte er daher bloß. Tsunade schüttelte den Kopf „Nein, wird es nicht, es wird nur die Dauer der OP selbst verlängern, das ist alles“, versichere sie ihm. Itachi dachte nach. Dass die Stents bald nötig sein würden, da sich im Moment vor allem seine Luftröhre immer weiter verengte, wusste er. Er würde sonst bald einen Künstlichen Luftröhrenausgang irgendwo am Hals bekommen. Und schlucken würde er dann auch nicht mehr können. Und da zu ersticken eine seiner größten Ängste war, war er damit einverstanden. Und der Port? Dabei handelte es sich um einen dauerhaften Venenzugang, der etwas unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt wird, und jeder Zeit angestochen werden kann um einen direkten Venenzugang herzustellen. So müsste man nicht mehr jedes Mal eine Vene irgendwo am Arm punktieren, wenn er eine Infusion erhalten sollte. Und diese würden sich mit der Zeit wohl oder übel häufen. Also ebenfalls eine durchaus sinnvolle Maßnahme. „Gut, dann ist es in Ordnung“, stimmte er schließlich zu. Damit würde er vermeiden zu einem späteren Zeitpunkt nochmal ins Krankenhaus zu müssen. Ohne weiter zu zögern unterschrieb er auch die hierfür nötigen Formulare. „Wann kann ich das ganze hinter mich bringen?“, fragte Itachi. „Soweit ich weiß wird die OP gerade vorbereitet. Ich werde auch dabei sein. Zuerst kümmert sich Shizune um deine Augen, und ich mich dann um den Rest. Du musst also keine Angst haben“, versicherte sie ihm. Er nickte leicht. Er war in der letzten Stunde, bevor er dann tatsächlich zur OP abgeholt wurde, immer ruhiger. Yuna fragte ihn, oder er sich wirklich sicher war, das durchziehen zu wollen, er könne sich bis zum Schluss noch um entscheiden. Doch er blieb bei seiner Entscheidung. Er wollte die Möglichkeit wieder normal sehen zu können nicht ungenutzt vergeben. Wenn er ehrlich war, hatte er sich durchaus danach gesehnt. Doch er hat es nicht für möglich gehalten, dass es tatsächlich möglich sei ihm den Wunsch zu erfüllen. „Bis gleich, ich liebe dich“, verabschiedete sich Yuna, als Itachis Narkose endlich eingeleitet wurde. Ihr wurde erlaubt so lange bei ihm zu bleiben, bis er definitiv nichts mehr mitbekommt, um ihm die Angst zu nehmen. „Bis gleich“, murmelte Itachi, bevor er dann tatsächlich einschlief. Also Kakashi wiederkam war Itachi bereits im OP, und Yuna lief aufgeregt den Flur auf und ab. „Und, ist er drin?“, fragte der grauhaarige. „Ja, seit einer Stunde. Ich hoffe es geht alles gut“, murmelte Yuna. „Ach bestimmt, denk dran, es ist die wohl bekannteste Ärztin der Welt bei ihm, und dazu eine der Weltbesten Augenärzte, ich habe es gegoogelt, diese Shizune hat bei Tsunade gelernt. Sie ist nicht so berühmt wie sie oder deine Eltern, aber sie ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Ich denke Itachi ist bei den beiden in allerbesten Händen. „Ja, da wirst du wohl recht haben“, stimmte Yuna zu. Nach 4 Stunden, es war bereits Abend, öffnete sich die OP Tür. Tsunade lächelte Yuna an. „Es ist alles bestens verlaufen. Ich bringe ihn mal in sein Zimmer, dann lasse ich euch mal alleine. Gebt Bescheid wenn irgendetwas ist. Wegen dem Morphin könnte es etwas länger als üblich dauern, bis er wieder aufwacht. Vielleicht schläft er auch bis morgen früh durch, immerhin war der Tag durchaus anstrengend für ihn. Aber es wird alles gut. Die Stents sitzen, der Port auch, und die Hornhauttransplantation lief ebenfalls ohne Komplikationen ab.“ „Danke“, bedankte sich Yuna. Betrachtete Itachis friedlich wirkendes Gesicht. Er hatte vorübergehend noch eine Maske für die Beatmung auf, bis sich seine noch recht schwache Atmung wieder völlig normalisiert. Wie Tsunade vermutete hatte schlief Itachi tatsächlich bis zum nächsten Morgen durch. Erst erschrak er, als er die Augen nicht öffnen konnte, doch er erinnerte sich schnell an den Augenarzttermin, und dass er ja Operiert wurde. Er führte kurz eine Hand zu seinem Kopf um den Verband zu fühlen. Auch war Yuna bei ihm, um ihn beruhigen zu können, und ihm mitzuteilen, dass alles völlig ohne Komplikationen verlaufen ist, und dass er, wenn alles so bleibt, schon am nächsten Tag nach Hause darf. Und das mit dann nicht mehr verbundenen Augen. Er würde dann zwar noch eine ganze Weile Augentropfen nehmen müssen, denn bis das alles komplett ausheilt, würde es doch etwas dauern, aber die Hauptsache war für ihn, dass er sehen konnte. Denn den Tag mit verbundenen Augen ertrug er nur dank Yunas und auch Kakashis Ablenkung. Nach außen hin versuchte er sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, geheuer war ihm die Situation nicht. Er musste sich selbst immer wieder sagen, dass es nur bis morgen ist und dass es bestimmt nicht umsonst war. Zwischendurch lenkte ihn auch noch Tsunade ab, die ihre Untersuchungen um einen Tag vorverschoben hatte, damit Itachi schneller entlassen werden konnte, wusste sie doch sehr gut, wie ungerne ihr Patient im Krankenhaus war. Trotz der ganzen Ablenkung, die völlige Dunkelheit verunsicherte ihn, zudem war er nicht zu Hause, wo er sich auskannte und fühlte sich durch die OP geschwächt, auch wenn er sie doch insgesamt gut überstanden hatte, konnte er es kaum erwarten, dass man ihm den Verband abnimmt. Und am nächsten Morgen war es so weit. Am Fenster wurden die Rollladen heruntergelassen damit Itachi nicht zu stark geblendet wird, dann nahm Dr. Shizune Itachis Verband ab. „Du kannst die Augen jetzt vorsichtig öffnen“, erlaubte sie ihm. Itachi zögerte einige Momente. Was war, wenn es nicht besser geworden war? Oder was, wenn er nun völlig blind war? Das machte ihm Angst, er wollte den Rest seines Lebens nicht in Dunkelheit verbringen. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Yuna, als er trotz der Erlaubnis die Augen weiterhin geschlossen hielt. „Nein, ich, habe bloß etwas Gedacht…“, murmelte Itachi, nahm dann seinen Mut zusammen und öffnete die Augen. Obwohl der Raum abgedunkelt war, war es sehr hell, und im ersten Augenblick war alles verschwommen. Er musste mehrmals blinzeln. Doch dann wurde die Sicht klarer. Und das erste was er sah, war Yunas Gesicht die ihn abwartend hoffnungsvoll ansah. Yunas Gesicht. Es war nicht nur ein Muster aus verschiedenen farblichen Schattierungen und dem, was sein Gehirn sich zusammengereimt hatte. Nein, es war scharf. In HD sozusagen. Itachi fragte sich kurz, ob das, was er da sah, wirklich real war. Er hob seine Hand und streichelte Yuna über die Wange. Sie saß da wirklich, ganz real. Plötzlich kamen ihm die Tränen. „Itachi?“, fragte Yuna besorgt. Sie wusste Itachis Gesichtsausdruck einfach nicht zu deuten. Doch dann lächelte er und flüsterte. „Du bist wunderschön“. „Na das höre ich nicht zum ersten Mal von dir“, grinste Yuna ihn an. Also scheint es geklappt zu haben? „Aber jetzt sehe ich dich…zum ersten Mal wirklich richtig…und es gefällt mir mehr als je zuvor. Und…“, er sah sich kurz im Raum um. „Ich kann alles sehen, mein Gott, sogar den Markennamen des Fernsehers da hinten. Ich kann das kaum glauben…ich…kann ich aus dem Fenster sehen?“, fragte er. Die Freudentränen hatte er sich ganz schnell wieder abgewischt. Einen Grund zum rumheulen hatte er gerade nun wirklich nicht. Shizune, die bisher geschwiegen hatte, gab ihm eine Sonnenbrille, damit er seine Augen vor dem hellen Licht schützen konnte, und meinte, er würde zwei oder drei Tage dauern, bis er die nicht mehr braucht. Dann zog sie die Rollladen hoch. Sie würde ihn zwar noch untersuchen, aber sie wollte ihm erst die Möglichkeit geben, sich mit seiner neuen Situation zu befassen. Seinen Reaktionen zu folge, muss die Operation wirklich erfolgreich gewesen sein. Er sah aus dem Fenster. Von hier aus konnte man den Park sehen, den er so gut kannte. Ihm blieb einfach nur der Mund offen stehen. „Und?“, fragte Yuna. Er sah dann sie wieder an. „Es ist Wahnsinn. Ich habe völlig vergessen, wie es ist normal sehen zu können, Details erkennen zu können, auch weiter entfernte. Es ist alles so klar.“, dann wanderte sein Blick zu der Ärztin, die sich weiterhin zurückhielt. Itachi wäre ihr vor Freude und Dankbarkeit am liebsten um den Hals gesprungen. „Ich danke ihnen, ich danke ihnen von ganzem Herzen. Ich hatte keine Ahnung, dass das möglich ist. Es ist einfach…unglaublich… Jetzt habe ich wirklich das Gefühl, dass ich die letzten Jahre praktisch blind war. Ich kann ihnen einfach nicht genug danken.“, bedankte sich Itachi aufrichtig mit einer leichten Verbeugung. „Sie müssen mir nicht danken, Herr Uchiha, aber ich bin sehr glücklich, dass sie zufrieden sind und ich ihnen helfen konnte.“, entgegnete sie ihm. „Zufrieden ist gar kein Ausdruck!“, erwiderte er. Er war Glücklich, einfach nur glücklich, dass er sich auf das ganze eingelassen hatte. Die Ärztin lächelte. „Ich lasse ihnen ein wenig Zeit. Können sie dann bitte in einer halben Stunde zu mir ins Untersuchungszimmer kommen? Ich möchte nachsehen, ob alles gut heilt und wie gut sie nun tatsächlich sehen können“ Itachi nickte. Daraufhin ließ sie das Paar alleine im Raum zurück. Itachi sah wieder aus dem Fenster. „Yuna, weißt du was ich gerne sehen würde?“, fragte Itachi „Was denn?“, fragte Yuna. Es gab sicherlich viele Dinge, aber sie hatte keine Idee, woran Itachi jetzt dachte. „Weißt du noch, der Berg, den wir im Frühjahr hochgewandert sind, von dem aus du mir die Umgebung deiner Heimat zeigen wolltest? Ich, ich habe damals nur ein verschleiertes, verschwommenes Farbenmeer gesehen. Jetzt wo ich wieder richtig sehen kann, ich würde es so gerne noch einmal richtig sehen. Yuna lächelte. „Wie könnte ich den Tag jemals vergessen. Da oben hast du mir zum ersten Mal gesagt, das du mich liebst“, stellte sie fest. „Hey, was ist“, fragte sie, als Itachis Gesichtsausdruck wieder traurig wurde. „Ich weiß, dass ich den Berg nie wieder besteigen werde. Das war auch der Tag, an dem ich zum ersten Mal echte Atemnot hatte. Ich habe mich zwar sehr erschrocken, es aber nicht wirklich ernst genommen. Und jetzt? Ich schaffe ja kaum noch dem Weg vom Parkplatz zum See, wie soll ich da einen Berg besteigen?“, fragte Itachi. „Nun, wenn du da gerne hoch möchtest, finden wir ganz bestimmt einen Weg.“, versicherte Yuna ihm. Itachi hackte nicht weiter nach. Er wollte gerade nicht weiter darüber reden, wie der Weg aussehen könnte, oder was er inzwischen alles nicht mehr konnte. Dafür war der Tag zu schön und er wollte lieber daran denken, was er nun wieder konnte. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich je wieder so gut sehen könnte. Ich habe es mir manchmal gewünscht, aber nie daran gedacht, dass er wirklich in Erfüllung gehen könnte. Und jetzt, wurde mir der Wunsch einfach so erfüllt.“ meinte er. „Ja, das ist echt wunderbar. Ich freue mich sehr“, lächelte Yuna. „Gehen wir dann später noch zum Standesamt einen Termin für unsere Hochzeit ausmachen?“, fragte Itachi. „Nun, das wird nicht nötig sein“, antwortete Yuna. Itachi sah sie verwirrt an. Wie nicht nötig. Wollte sie ihn nun etwa doch nicht…? „Ich habe schon längst einen Termin ausgemacht, nächsten Mittwoch ist es soweit!“, verkündete Yuna dann die große Überraschung. Itachi blieb der Mund offen stehen. „Nächsten Mittwoch? In einer Woche? Das ist klasse! Yuna, ich freue mich so sehr, danke!“, bedankte er sich. „Danke wofür? Was hast du denn gedacht? Itachi, ich liebe dich, vergiss das nie!“, betonte sie. „Ich danke dir dafür dass du mich liebst. Du bist alles für mich. Ich würde mein Leben für dich geben“, erwiderte Itachi. „Oh nein, das lässt du schön sein, sonst hab ich ja nichts mehr von dir!“, protestierte sie. Wusste natürlich wie es gemeint war. Kurz mussten beide Lachen, dann gaben sie sich einen innigen Kuss. Eine Stunde später standen die beiden vor Shizunes Untersuchungszimmer und Itachi ließ sich bereitwillig untersuchen. „Sieht alles gut aus. Keine Entzündungen. Heilt alles wunderbar. Wenn sie weiter die Augentropfen nehmen, die ich ihnen verschreibe, wird alles in wenigen Wochen Problemlos verheilt sein.“, meinte sie. Ihnen war beiden klar, dass Itachi vielleicht gar nicht mehr so lange zu leben hat, aber für den Fall das doch… „Und die Sehkraft?“, fragte er. „Nach dem Sehtest kann ich eine Sehkraft von etwa 80% dokumentieren. Das ist um einiges mehr, als ich selbst erwartet hatte. Es ist nur noch eine schwache Trübung da, und die Augen stellen nicht so schnell von nah auf fern und umgekehrt um. Eine leichte Kurzsichtigkeit, wie womöglich durch eine Brille behoben werden könnte bleibt auch noch. Ansonsten sieht alles erstaunlich gut aus“, antwortete Shizune. Damit war Itachi zufrieden. Es war nicht nur mehr als er erwartet hatte, sogar auch mehr als die Ärztin erwartet hatte. Die Brille würde er sich holen für den Fall, dass Yuna es tatsächlich noch irgendwie schafft ihn auf den Berg zu bringen. Im normalen Alltag würde sie aber wohl kaum nötig sein. „Kann ich nach Hause“, wollte Itachi schließlich wissen. „Ich für meinen Teil kann sie entlassen, nur schonen sie sich die nächsten Tage bitte noch. Tsunade möchte aber noch mit ihnen sprechen, danach können sie aber wohl nach Hause. „Wenns sein muss. Wo soll ich hin?“, fragte Itachi. Shizune musste eben anrufen, denn Tsunade war nicht fest auf einer Station, die kannte sich einfach in allen Gebieten bestens aus und war immer woanders. „Sie ist gerade unten auf der Palliativ“, antwortete Shizune dann schließlich. „Na wie passend“, seufzte Itachi. Das war die Station, mit der er am wenigsten zu tun haben wollte. „Sie können auch gerne rauf zur Gynäkologie, sie hat danach einen Termin zur Kreissaalbesichtigung“, merkte Shizune an. „Schon gut, ich gehe runter. Die armen schwangeren da oben sollen bloß keinen Schock bekommen, wenn die mich sehen“, merkte Itachi an. Vielleicht wollte er aber auch nur nicht sehen, wie junge Familien zuwachs bekamen, in dem Wissen, dass er keine Kinder haben würde. „Na, vielleicht beschleunigt der Schock ja die Wehen“, scherzte Yuna. Itachi warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, wusste aber, dass sie es nicht böse meinte. Unten angekommen fing Tsunade die beiden jedoch ab bevor sie die Station betreten konnten und suchte lieber eine Etage weiter oben das Büro auf der onkologischen Station mit den beiden auf. Das mochte Itachi zwar auch nicht, aber irgendwie war ihm das dennoch lieber. „Und, wie fühlst du dich?“, fragte Tsunade. „Ich möchte nach Hause…und nicht durch alle Stationen hier laufen“, antwortete der. Das beantwortete zwar nicht Tsunades Frage, doch die Ärztin nahm das einfach mal so hin. „Das kannst du gleich. Ich wollte nur eben die Untersuchungsergebnisse mit dir besprechen“, versicherte sie ihm. „Und, was gibt’s neues?“, fragte Itachi. „Deine Blutwerte sind weiterhin recht stabil, deine Lungenfunktion hat sich seit letzter Woche auch nur ein wenig verschlechtert. Da du jetzt endlich das Atemgerät nutzt fällt dir das Atmen im Moment dennoch leichter. Und das Medikament scheint das Wachstum der Krebszellen vor allem in der Lunge deutlich verlangsamt zu haben. Das ist die gute Nachricht“, meinte Tsunade. „Und die schlechte?“, fragte Itachi. „Nun, verlangsamt heißt nicht gestoppt und, die schlechte Nachricht ist, der Krebs scheint noch weiter gestreut zu haben. Ich habe neue Metastasen in mehreren Knochen, unter anderem Rippen, Wirbelsäule und Oberschenkel gefunden, zudem ist nun auch der Darm befallen. Und du nimmst immer weiter ab.“, sagte Tsunade es gerade heraus, so wie es war. Begeistert war Itachi nicht, aber sonderlich geschockt wirkte er, im Gegensatz zu Yuna auch nicht. Er scheint mit so etwas gerechnet zu haben. Womit jedoch weder Yuna, die nach Tsunades Vortrag am liebsten drauf losgeheult hätte, noch Tsunade gerechnet hatten, war Itachis Reaktion auf die CT aufnahmen. Er selbst auch nicht, hatte er sie doch oft genug gesehen. Oder besser gesagt, er glaubte, sie schon oft gesehen zu haben. Die erfahrene Ärztin wollte ihrem Patienten die Befunde auf den Bildern nochmal zeigen, damit der wusste, wovon sie sprach, auch für den Fall von neuen Schmerzen. Itachi sah sich das Ganze an. Auch den Ganzkörperscan. Er wurde dabei immer blasser. Das fiel auch der Ärztin auf, so dass sie vorzeitig aufhörte und ihn Fragte „Hey, stimmt etwas nicht?“, fragte sie. Itachi schüttelte nur den Kopf und fing plötzlich an zu würgen. Sofort reichte Tsunade ihm den Papierkorb, da der näher war als die nächste Nierenschale, die hätte sie ihm ohnehin nicht mehr rechtzeitig reichen können denn nur Sekunden später übergab sich der junge Mann. „Was ist denn jetzt los? Ist dir aus dem nichts übel geworden?“, fragte Tsunade überrascht. Yuna lehnte ihn besorgt an sich an, nachdem er endlich aufgehört hatte zu würgen. „Itachi….“, flüsterte sie besorgt. Sie verstand nicht was los war, denn bis eben ging es ihm doch noch gut. Der sagte nichts, ließ sich von Yuna in ihre Arme ziehen. War froh sich etwas anlehnen zu können denn er hatte das Gefühl gleich vom Stuhl zu kippen. „Itachi…was ist los? Du zitterst ja“, fragte Yuna ernsthaft besorgt. Hatte er schmerzen? Nein, der Gesichtsausdruck war nicht verkrampft, er war einfach nur völlig geschockt. Dann ließ sie kurz Revue passieren, was in den letzten Minuten alles passiert war. Dann fiel der Groschen und sie verstand plötzlich. „Ich glaube ich weiß was los ist“, sagte Yuna, die den schwer atmenden Itachi immer noch im Arm hielt. Er hatte sich förmlich an ihr festgekrallt. Sie streichelte ihm sanft über den Rücken um ihn zu beruhigen. Soeben hatte Itachi den negativen Aspekt seiner neuen Sehfähigkeit entdeckt. Er hatte gar nicht daran gedacht, dass er nun auch alle Bilder scharf sehen könnte…und erst recht nicht wie schockierend diese Erkenntnis für ihn sein würde. „Was denn?“, fragte die besorgte Ärztin. Doch plötzlich machte er auch bei ihr klick. „Itachi, du hast zum ersten Mal wirklich erkannt, was ich dir da überhaupt zeige auf den Aufnahmen, nicht wahr? Entschuldige, ich hätte das bedenken müssen. Ich hätte dir das alles nicht einfach so vorsetzen dürfen.“, sagte sie dann behutsam. „Ich hätte nicht gedacht das das, na ja, so aussieht. Das Zeug ist ja überall…und…mein Gott, ich hatte ja keine Ahnung…“, murmelte der. Ihm war immer noch schlecht. „Ja, so sieht es leider aus. Die ganzen Details erspare ich dir dann vielleicht besser vorerst. Es sei denn du willst sie sehen“, meinte die Ärztin. Itachi schüttelte den Kopf. Plötzlich fing er wieder an zu würgen und musste sich erneut übergeben. „Ich will nichts mehr davon sehen, bitte.“, bat er, als er dann einige Zeit später wieder zu Atem gekommen war. Vielleicht ein anderes Mal, wenn er das wieder geschluckt hatte, aber nicht heute. „Ist schon gut, ich glaube das reicht für heute“, meinte Tsunade. „Oder hast du irgendwelche Fragen?“, hackte sie nach. Ihr wurde klar, dass Itachi das ganze Ausmaß seiner Erkrankung und was sie mit seinem Körper machte wohl erst jetzt bewusst wurde. Denn jetzt sah er nicht mehr nicht mehr nur verschiedene Schattierungen, sondern das, was auch jeder andere auf den Bildern sehen konnte. Und die Vorstellung das das alles im eigenen Körper stattfand war sehr beängstigend. Ihm schlug es wohl vor allem auf den Magen. Itachi sah zu ihr auf. „Nein. Aber wenigstens weiß ich jetzt, woran ich sterbe“, murmelte er. Da fiel keiner der beiden Frauen noch etwas zu ein. Sie sahen ihn bloß beide besorgt an. „Darf ich nach Hause?“, fragte Itachi bloß nur noch. Die Übelkeit schien etwas nachgelassen zu haben. Tsunade nickte. „Ja, darfst du. Aber schone dich noch, ja?“. Sie hätte ihn am liebsten noch etwas da behalten, er sah immer noch recht blass aus. Aber vielleicht würde es ihm zu Hause schneller wieder besser gehen. Sie wusste, dass er es hasste hier sein zu müssen. „Ja“, antwortete Itachi leise. Auf dem Weg nach draußen war sich Yuna nicht sicher ob sie Itachi wirklich alleine laufen lassen sollte, wirkte er doch immer noch so wackelig auf den Beinen. Ob nun durch die OP oder den Schock durch die von Tsunade gezeigten Untersuchungsergebnisse, wusste sie nicht, aber das Ergebnis war ja letzten Endes das gleiche. „Bist du dir sicher, dass es geht?“, fragte Yuna, bekam nur ein leichtes nicken zur Antwort. „Wenn du meinst. Wenn du über etwas reden willst, du weißt Bescheid“, bot ihm Yuna an. „Danke, aber ich möchte nicht mehr daran denken, bitte“, bat er sie. „In Ordnung, ich habe mich nur erschrocken, deine Rektion eben war schon recht heftig. Ich dachte du kippst gleich um“, bemerkte Yuna. „Tut mir Leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast, es ist nur, ich habe mir das irgendwie…anders vorgestellt und dann die Bilder so gestochen scharf zu sehen und die Vorstellung das das alles in meinem Körper…ich weiß nicht, ist mir wohl auf den Magen geschlagen. Aber es geht wieder, wirklich“, versicherte er ihr. „Na gut. Aber wenn doch etwas ist, ich bin für dich da“, versprach sie ihm. Es muss ihn schon wirklich sehr erschrocken haben. Aber dass er so schnell die Fassung wiedererlangt hatte? Ihr war nicht klar wie er so stark sein konnte und befürchtete, dass er sich seine Angst einfach nicht eingestehen konnte, oder wollte. Dass der eigentliche Nervenzusammenbruch noch kommen würde. Aber sie wollte ihn zu nichts drängen, das war der falsche Ansatz. Sie wollte noch etwas warten, früher oder später würde er bestimmt noch reden wollen. „Danke“, murmelte Itachi. Den Rest des Weges bis zur Krankenhaustür gingen sie schweigend. „Wo willst du denn hin? Der Parkplatz ist in die andere Richtung“, fragte Yuna, als Itachi links statt rechts gehen wollte. „Ich möchte zu Fuß gehen, ich denke etwas frische Luft wird ganz gut tun“, meinte er. „Okay, wenn du das möchtest.“, stimmte Yuna zu. Auch wenn sie sich nicht sicher war, ob das wirklich eine gute Idee war. Sollte sich Itachi doch schonen und wirkte er doch immer noch so geschwächt. Sie machten sich also auf den Fußweg nach Hause durch den Park. Yuna beobachtete, wie Itachi sich alles genau ansah. „Die Rosen sind schön, nicht wahr?“, fragte Yuna, als sie bemerkte, wie genau Itachi diese musterte. „Ja, und sie duften gut“, stimmte er zu. Er lächelte leicht. Gut, er schien den ersten Schock wirklich halbwegs verdaut zu haben. Die beiden gingen recht langsam und machten auf halbem Wege an einer Parkbank rast. Es war nicht irgendeine, es war die, wo die beiden sich kennenlernten. Bald war es schon fast ein Jahr her, dass die junge Studentin auf dem Heimweg einem fremden Obdachlosen etwas zu essen anbot. Nie hätte sie gedacht, dass sie diesen Mann nun auch noch heiraten würde. „Ich bin so froh, dass ich mich ausgerechnet für diesen Park entschieden habe“, murmelte Itachi irgendwann, nachdem sie eine ganze Weile einfach still zusammengesessen hatten. „Das bin ich auch“, lächelte Yuna ihn an. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals so glücklich werden könnte“, meinte Itachi dann. „Ich auch nicht“, stimmte Yuna zu. Itachi lächelte sie sanft an. Hier einfach nur etwas zu sitzen und die Zweisamkeit zu genießen, half ihm sehr den Schockmoment in Tsunades Büro zu verdrängen. Es hatte ihn etwas mehr mitgenommen als ihm lieb war. Doch das würde schon werden. Er konnte eh nichts an seiner Lage ändern, nur das Beste daraus machen. Und die neu gewonnene Sehkraft war ein unglaubliches Geschenk, das er genießen wollte. Er dachte nur daran, dass er doch eigentlich alles hatte, was er brauchte. Eine wunderschöne Frau, die ihn liebte, ihn in einer Woche sogar heiraten würde, und ein gemütliches zu Hause hatte er auch. Er beschloss sich von dem, was er da vorhin gesehen hatte sich nicht weiter verunsichern zu lassen, denn es änderte im Endeffekt nichts. Dass er krank war wusste er vorher, aber dafür hatte er seine Sehkraft zurückgewonnen. Und er würde schon nächste Woche heiraten. Also war es im Endeffekt doch ein wirklich guter Tag. Ein Tag dessen Rest er so gut es ging genießen wollte. „Yuna, können wir morgen nochmal eine Runde am See Laufen? So sie am Samstag? Das würde sicherlich Spaß machen“, fragte er plötzlich. Yuna grinste. „Na gerne doch“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)