Light and Darkness von mairio ("On that land shall Darkness prevail and Light expire.") ================================================================================ Chapter 11: Memento Mori ------------------------ Chapter 11: Memento Mori Memento Mori - Remember that you are mortal, remember you will die someday and as such, that is all the more reason to live now -------------------------------------- Am nächsten Morgen machten sich die Engel hochmotiviert auf die Dämonensuche. „Viel Erfolg! Vielleicht begegnet ihr ja auf dem Weg Silk!“, verabschiedete Maron sich bei ihnen. Fast wie zu alten Zeiten…bloß dass Fin und ich nicht mehr nur zu zweit sind.   „Wollen wir zusammen zum Friedhof gehen, Zen besuchen?“, fragte Chiaki während er die Frühstücksteller vom Tisch wegräumte. Maron überraschte das Angebot, doch abschlagen wollte sie es nicht, da sie Zen’s Grab seit längerem nicht mehr besucht hatte. „Klar, gib mir noch eine halbe Stunde, um hier fertig zu werden.“ Chiaki nickte lächelnd und gab ihr einen Kuss auf die Wange.    Es war ein sonniger, wolkenfreier Wintertag. Auch wenn es kaum mehr geschneit hat, so war es trotzdem eisig kalt in der Stadt. Gemeinsam ging das Paar zum städtischen Friedhof. Vorher kauften sie ein paar Blumen, wo -zu Maron’s Überraschung- Chiaki ebenfalls ein Strauß kaufte. „Für wen ist der?“, erkundigte sie sich als sie den Laden verließen. Der Blauhaarige schwieg zunächst und lächelte geheimnisvoll, was ihre Neugier noch mehr steigerte. Nach ein paar Metern sagte er: „Sie sind für meine Mutter. Heute ist ihr Todestag.“ Was?! Maron blieb abrupt stehen und schaute ihren Freund wie versteinert hinterher, der sorglos weiterlief. Nach ein paar Schritten drehte er sich um und rief: „Kommst du? Oder willst du Wurzeln schlagen?“ Die Braunhaarige löste sich von ihrer Starre und lief mit schnellen Schritten auf Chiaki zu, hakte sich in seinen Arm rein.  „W-Wieso hast du nicht vorher gesagt, dass heute so ein…ehm, besonderer Tag ist?“, fragte Maron verunsichert. Dieser zuckte mit den Schultern. „Sie ist schon so lange nicht mehr bei uns… und dieser Tag erinnert mich jedes Mal daran, wie schmerzhaft es damals war. Ich wollte es nicht so an die große Glocke hängen…“ Maron schaute ihn mitleidig an, auch wenn ihre Eltern in ihrer Kindheit nie da waren, so könnte sie selbst sich es trotzdem nicht vorstellen so früh ein Elternteil zu verlieren.    In der Zwischenzeit waren sie am Friedhof angekommen, welches auch einen wundersamen Ausblick zum Meer bot. Als Zen verstarb ging Maron nahezu jeden Tag hierher, um innere Ruhe zu finden. Unerwartet kamen dem Paar am Eingang zwei Gestalten entgegen. „Oh, das man sich an so einem Ort wiedersieht.“, hörte Maron Yashiro Sazanka sagen, die in Kagura’s Arm eingehakt war. „Hallo ihr beiden.“, sagte Chiaki höflich und zu Kagura gewandt, „Hast du dir mal wieder frei genommen?“ Verlegen antwortete der Krankenhaussekretär: „Ehm… Ja, Chiaki-sama. Auch wenn ich ungern ein Tag im Krankenhaus fehle, aber selbst Ihr Vater hat darauf bestanden, dass ich mir heute frei nehme.“ Chiaki gab den Älteren ein verständnisvolles Lächeln. Maron schaute zwischen den beiden hin und her. „Wir hatten auch schon Blumen vorbei gemacht.“, kam es von Yashiro lächelnd. „Das ist nett von euch.“ „Was habt ihr noch so vor?“, fragte Maron höflich. „Ach, wir gehen gleich shoppen. Kagura hatte versprochen mich zu begleiten, wenn ich meine neue Ausrüstung für das nächste Turnier aussuche.“ „Da bin ich mal gespannt. Ich müsste mir auch noch neue Sachen bis dahin kaufen.“ „Und diesmal verliere ich nicht gegen dich.“ Die Gymnastik-Rivalin schaute Maron mit einem siegessicheren Blick an. „Pass auf, am Ende gewinnt Miyako!“, sagte Maron augenzwinkernd und beide Mädchen fingen an zu lachen. Kagura verabschiedete sich von dem Paar höflich und stieg mit seiner Freundin in sein Auto rein. „Sie sehen ziemlich verliebt aus. Ich freu mich für die beiden!“ „Ja…Dass du dich übrigens so gut mit Yashiro verstehst.“, merkte Chiaki an. „Ich hatte nie wirklich was gegen sie. Miyako war ja immer diejenige die sich über sie aufgeregt hat.“, sagte Maron unschuldig und drehte sich leicht weg. „Naja, ich könnte schwören damals beim und nach dem Wettkampf ein Fünkchen Eifersucht in deinen Augen blitzen gesehen zu haben.“, neckte der Blauhaarige sie.  Daraufhin lief Maron leicht rot an und stieß ihren Freund mit dem Ellenbogen gegen die Rippen. „Autsch!“ „So ein Quatsch! Sowas wie Eifersucht gibt es bei mir nicht!“ Wie ein kleines Kind streckte sie Chiaki die Zunge raus, der sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen konnte. Beide lachten und liefen über den Friedhof entlang. „Stand Kagura deiner Mutter sehr nah?“, fragte Maron neugierig. Chiaki nickte bejahend. „Kagura kommt auch fast jedes Jahr hierher. Für ihn war ihr Tod auch ziemlich schwer gewesen…Sie war für ihn wie eine große Schwester, als er von meiner Familie aufgenommen wurde.“ Er seufzte schwer. „Mein Vater hat das Grab bisher nur einmal besucht. Am Tag nach ihrer Beerdigung…“ „Hm…Ich bin mir sicher er trauert und gedenkt deine Mutter auf seiner eigene Weise.“ „Wahrscheinlich.“ ***   Zuerst legten sie Blumen an Zen Takazuchiya’s Grabstein, zündeten auch jeweils ein paar Räucherstäbchen an und machten kurze Gebete. Maron unterhielt sich noch mit ihm, berichtete über alle Ereignisse der letzten Wochen. Chiaki beobachtete lächelnd seine Freundin, er wusste wie sehr sie den Jungen vermisste. Anschließend führte er sie zum Grabstein seiner Mutter.   / Midori Nagoya – 19xx-20xx – Beloved mother, wife and friend. /   Wow…Sie starb so jung…, dachte Maron sich traurig. Beide führten dasselbe Ritual durch, wie soeben bei Zen. „Ich bin mir sicher, ihr hättet euch gut verstanden…Ihr seid euch ziemlich ähnlich….“, sagte Chiaki nachdem sie ihre Gebete beendet hatten.  Maron dachte an die Fotos zurück, die sie bei Chiaki und seinem Vater zu Hause gesehen hatte. Innerlich musste sie zugeben, dass sie mit Frau Nagoya Ähnlichkeiten hatte. Beide verbanden braune Haare und ebenfalls braune Augen. Auf den Fotos waren die Haare von Chiaki’s Mutter allerdings oftmals glatt abgebildet und ihre Augen hatten denselben Haselnusston wie Chiaki. Trotz der großen Ähnlichkeit mit seinem Vater, hatte ihr Freund auch gewisse Eigenschaften von seiner Mutter geerbt. Maron lächelte sanft auf das Grab herab. „Ihr habt dasselbe Lächeln.“, sagte das Paar wie aus einem Mund. Überrascht blickten sie einander an und fingen daraufhin an zu lachen. „Wie war deine Mutter so? Ich weiß kaum was von ihr…“ Chiaki bekam einen nostalgischen Blick und lächelte sanft herab. „In meinen Erinnerungen, war sie ein liebevoller und zugleich starker Mensch. Ehrlich, hilfsbereit und immer die Ruhe selbst. Sie ließ sich von niemanden was sagen, selbst von meinem Vater nicht und dabei war er ihr Vorgesetzter.“ Er lachte. „Meine Mutter hatte im Krankenhauslabor gearbeitet, war sogar Abteilungsleiterin dort. Mein Eltern hatten sich an einem Praktikum während des Studiums kennengelernt.“ „Wow! Medizin liegt also bei dir im Blut.“, kommentierte Maron.  „Natürlich hielten meine Eltern es professionell auf der Arbeit. Kagura meinte auch einmal, meine Mutter hätte es faustdick hinter den Ohren gehabt und ihre eigenen Regeln oftmals durchgesetzt. Zusätzlich sagte er, dass sie eine ziemlich stumpfe, direkte Art an sich hatte  und über bestimmte Themen nie ein Blatt vor dem Mund nahm…Was auch immer er meinte, zu mindestens wurde er ziemlich rot als er das erwähnte.“ Maron kicherte. „Sie hört sich nach einem wundervollen Mensch an. Ich hätte mich gefreut sie kennenzulernen.“ Sie nahm Chiaki’s Hand und verschränkte ihre Finger in die seiner. „Ob sie und Zen bei Gott sind? Als Engel meine ich.“ Der Blauhaarige zuckte ahnungslos mit den Achseln. „Ich würde es ihnen gönnen.“, gab er ehrlich zu. Maron blickte dann zur Seite, auf das Meer. „Es hat nahezu was symbolisches hier…wie als könnten die Verstorbenen in die offene Welt hinaus wandern.“ „Das hast du schön gesagt.“, sagte ihr Partner lachend und gab ihr einen Kuss. Maron kuschelte sich in Chiaki’s Armen rein, die wie eine Decke von hinten über ihre Schultern lagen. Er legte seinen Kopf auf ihren ab, gab ihren Haaren kleine liebevolle Küsse. Sie blieben noch eine Weile an Ort und Stelle stehen und genossen einander die Nähe sowie den Ausblick.   Nach einigen Minuten der Stille hörte die Diebin Chiaki’s Stimme fragen: „Hast du schon mal über den Tod nachgedacht…?“ Maron überraschte die Frage, warf sie regelrecht aus der Bahn. „Wieso…?“ Chiaki gab ihr zunächst keine Antwort, gespannt drehte die Braunhaarige zu ihm hoch und wartete. „Weißt du…Ich dachte mir, naja, weil wir so schon ein gefährliches Leben führen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass uns der Tod auch einen von uns erwischt.“, sagte ihr Freund schließlich, ohne seinen Blick von der Ferne abzuwenden.  „Seit wann bist du so pessimistisch?“ „Ich lege nur alle möglichen Szenarien auf den Tisch.“ Früher oder später sterben wir eh alle…, fügte er stumm hinzu. „Hm… Ich will gar nicht daran denken.“, sagte Maron nach einigen Momenten der Überlegung. „Ich hoffe, dass wir dem Krieg ein Ende setzen können und dass wir zusammen dann glücklich und im Frieden leben können.“ „Und was ist wenn du dein Leben dafür opfern muss? Für den Frieden?“, murmelte der Kaito in den Haaren seiner Freundin hinein. Kurz herrschte wieder Stille. Ein leichter Wind wehte vorbei.   „Ich könnte mir nicht vorstellen in einer Welt glücklich zu werden, wo du nicht mehr existierst. Dann hätte das Leben für mich an Sinn verloren.“, hörte Maron den Blauhaarige ernst sagen. „Lieber opfere ich meins für deins auf….Schließlich muss ich dich um jeden Preis beschützen.“  Die Braunhaarige schwieg für eine Weile, bevor sie sagte: „Das Leben ist zu schön, um es einfach aufzugeben. Ich will mein Leben am besten aufs vollste genießen…Mit dir zusammen!“ Maron dreht sich in Chiaki’s Armen zu ihm um und stupste ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase. „Deswegen untersage ich dir jetzt ab sofort, ansatzweise über sowas nachzudenken! Sonst werde ich sauer!“, sagte sie mit einem verspielt wütenden Ton. Chiaki schenkte ihr sein allbekanntes schiefes Lächeln, welches jedoch seine Augen nicht erreichten. Er drückte Maron näher an sich, strich ihr sanft über den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Du weißt, dass ich so ein Versprechen nicht halten kann…   Die Zeit verging und das Paar beschloss nach Hause zu gehen. „Ich gehe mal in das Café gegenüber und frage ob ich die Toilette benutzen darf.“, sagte Maron „Okay, ich warte hier.“ Chiaki saß sich auf eine nahestehende Bank hin und beobachtete die Menschen auf der Straße. Besonders ein kleiner, weinender Junge fiel ihm ins Auge, der auf der anderen Straßenseite stand. Dessen Mutter sprach liebevoll auf den Jungen ein, strich ihm über die Haare, wodurch er sich sofort beruhigte und ihr ein Lächeln schenkte. Ein kurzer Schmerz durchfuhr seinen Kopf. So wie gestern Nacht… Benommen hielt er sich den Kopf. Vielleicht eine Migräne…? Nach einigen Augenblicken holte sein Handy heraus, scrollte durch seine Kontaktliste und schaute gedankenverloren auf das Display. Was wohl Vater heute macht? Das Krankenhaus ist auch nur wenige Minuten von hier entfernt… In dem Moment lief eine junge Frau an ihm vorbei. Sie trug ein professionell wirkendes Outfit, bestehend aus weißer Bluse, schwarzen Blazer, schwarzer knielanger Bleistiftrock, dunkle Strumpfhose und dazu Absatzschuhe. Da drüber trug sie einen dünnen grauen Mantel, was für die winterlichen Temperaturen eher ungeeignet war. Sie hatte weiße, blauschimmernde, schulterlange Haare, haselnussbraune Augen, helle Haut und ein schönes, erwachsenes Gesicht. In ihrem Gang und ihre Haltung strahlte sie eine gewisse Selbstbewusstheit, Eleganz und Stärke aus. Ihre Hände waren in den Manteltaschen vergraben. Unerwartet blieb die Frau stehen und drehte sich mit einem verwunderten Blick zu Chiaki um. Dieser bemerkte das und schaute ebenfalls verwundert zu ihr auf. „…Kann ich Ihnen helfen?“, fragt er höflich. Die Frau starrte ihn noch für wenige Sekunden an, bevor sie mit einem Lächeln antwortete: „Oh, Nein, nein! Sie haben mich nur stark an jemanden erinnert.“ „Oh...entschuldige, falls ich Sie verwirrt habe.“ „Ist schon okay. Es braucht Ihnen nichts leid zu tun.“ Mit einer Handbewegung winkte sie die Entschuldigung ab. Neugierig beugte sie sich zu Chiaki herunter, was ihn leicht zurückzucken ließ. „Das sind ziemlich dicke Augenringe. Sieht ungesund aus.“ „Ehm, ja…viel Schulstress und zu wenig Schlaf. Aber es sieht schlimmer aus als es ist. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ „Okay, wenn Sie das sagen, glaube ich Ihnen mal. Warten Sie auf jemanden?“ „Ja, auf meine Freundin.“ Normalerweise sprach Chiaki nicht gerne mit Fremden, aber irgendwie störte die Frau ihn nicht. Sie hatte was Angenehmes an sich, besonders ihr Lächeln. „Verstehe. Ich komme gerade von Krankenhaus... jemanden besuchen.“ Im nächsten Augenblick tauchte Maron hinter ihr auf. „Sorry, dass es so lange gedauert hat-… Huh?“, sagte sie, als sie sich an die Frau vorbeidrängte. Überrascht blickte die Braunhaarige zu ihr auf. Diese schaute neugierig zu ihr zurück. „Kein Problem. Gehen wir nach Hause.“ Chiaki stand von der Bank auf und wendete sich zu der Frau. „Wenn Sie uns entschuldigen…“, verabschiedete er sich mit einem höflichen Lächeln. Ehe das junge Paar losgehen wollte, hörten sie die Frau sagen: „Hey…Pass gut auf sie auf!“ Ein warmes, aufrichtiges Lächeln war auf den beiden gerichtet, die sie mehr als irritiert anstarrten. „J-Jawohl.“, antwortete Chiaki perplex und machte sich anschließend mit Maron auf dem Rückweg. „Kanntest du sie?“, fragte Maron interessiert. „Nope. War ihr eben erst begegnet.“, gestand er wahrheitsgetreu. Maron grinste. „Ich finde…sie erinnerte mich ein wenig an dich.“ „Echt…? Findest du?“, sagte Chiaki irritiert. Der junge Mann warf einen letzten Blick hinter sich. Hm… Für einen Moment...kam es mir so vor als würde ich sie bereits kennen…   Währenddessen stand die junge Frau hinter einem Baum versteckt und weinte. „Er ist zu so einem hübschen jungen Mann herangewachsen… und so eine wunderschöne Freundin… aber das ist schließlich kein Wunder, als Reinkarnation von der heiligen Eva.“ Sie kicherte und wischte sich mit den Handrücken die Tränen weg. „Er sieht so aus wie du Kaiki…. Ich bin froh, dass es dir gut geht…Wie ich mir wünsche, euch so gerne in die Arme nehmen zu können…“ Traurig lächelte sie in den Himmel hinauf. Danke, dass Ihr mir die kurze Zeit auf Erden heute genehmigt habt, Herr. Selbst wenn es auch nur für wenige Minuten war… Engel die sich an ihr früheres Leben erinnern, ist es schließlich nicht gestattet, mit ihrer Vergangenheit in Kontakt zu treten… Weiße prachtvolle Flügel tauchten auf ihrem Rücken auf und ihre Ohren wurden spitzer. Elegant erhob sie sich in die Luft. Auf dem Weg kamen ihr eine violette und grüne Leuchtkugel entgegen. „Erzengel Hope-sama…!“, rief Access erstaunt. „Hope-sama, was- was macht Ihr denn hier?“, fragte Fin respektvoll, doch nicht weniger überrascht. Hope lachte verlegen. „Oh… ich hatte nur schnell was zu erledigen. Bin jetzt auf dem Weg zurück zum Herrn! Passt auf euch und euren Schützlingen auf!“ Mit den Worten war sie verschwunden, zurück blieben zwei Himmelsengel, die der Ranghöheren verdutzt hinterher guckten. „Weshalb der Herr sie wohl herunter geschickt hat? Erzengel kommen so gut wie nie oder nur in den seltensten Fällen zur Erde herunter.“, fragte sich Access. Fin zuckte ahnungslos mit den Achseln. „Komm, ich muss Maron noch Bescheid geben, dass wir einen Dämon entdeckt haben.“   ***  Kaiki Nagoya saß nachdenklich auf seinem Schreibtischstuhl, den Kopf an der einen Hand gestützt, zwei Fotos befanden sich in der anderen. Auf dem einem Foto waren er und Midori auf ihrer Hochzeit als frisch vermähltes Ehepaar abgebildet, auf dem anderen waren sie zusammen mit dem neugeborenen Chiaki zu sehen, der in den Armen seiner Mutter lag. Beide Tage waren die glücklichsten Momente seines Lebens gewesen, insbesondere weil Midori ihm das bezauberndste Lächeln auf der Welt schenkte. Er lächelte traurig auf die Fotos herab.   Der Chefarzt dachte an ihr erstes Kennenlernen zurück. Es war am Anfang seines Medizinstudiums, als er Midori zum ersten Mal in einer Vorlesung sah. Sofort war er von ihrer Ausstrahlung fasziniert gewesen. Jedoch befand er sich bereits in einer Beziehung mit einer anderen Kommilitonin, was die Annäherungen erschwerte. Nach einigen Wochen fing er ein Praktikum in einer mittelständigen Praxis an, um zu seiner Überraschung festzustellen, dass Midori ebenfalls als Praktikantin arbeitete. Er nutzte die Gelegenheit um sie näher kennenzulernen. Nach kurzer Zeit bauten sie eine enge Freundschaft auf und Kaiki beschloss die alte Beziehung zu beenden. Dies erwies sich als einfacher gesagt als getan, denn seine damalige Freundin war ein ziemlich dickköpfiges Mädchen, welches ein „Nein“ absolut nicht akzeptierte. An einem Nachmittag, als diese ihn vom Praktikum abholen wollte und Kaiki sich davor sträubte, stellte sich Midori plötzlich zwischen ihnen und erklärte ihn vor ihr und allen anderen Anwesenden als ihr Freund. Den jungen Kaiki warf das komplett aus dem Konzept, ebenso wie -nun- Ex-Freundin, die den Arzt als Fremdgeher beschimpfte. Im Nachhinein beichtete Midori ihm, dass dieses andere Mädchen sowie weitere seiner Verehrerinnen, ihr auf die Nerven gingen und sie im Grunde genommen ihn für sich alleine haben wollte. Kaiki musste lachen und lud sie schließlich nach langer Anstrengung zum ersten Date ein. Es dauerte nicht lange, bis sie nach ihrem Studium heirateten und Chiaki auf die Welt kam. In Erinnerung schwelgend dachte er gleichzeitig an die letzte halbe Stunde zurück. Er hatte sich am Automaten einen Kaffee geholt und stieß im nächsten Augenblick mit einer Frau zusammen. Die braune Flüssigkeit hatte sich komplett auf seinen Kittel verteilt, was ihn zum Schmunzeln brachte. Sofort fragte Chiaki’s Vater um das Wohlergehen der Frau, die zum ihm aufblickte und peinlich berührt sich für den Kaffeefleck entschuldigte. Kaiki beruhigte die Frau lachend, die einen leicht rosa Touch um ihre Wangen bekam. Nach einem kurzen Small-Talk wollte er sie zu einem Kaffee einladen, denn aus irgendeinem Grund faszinierte sie ihn. Zu seiner Enttäuschung lehnte sie freundlich ab und ging mit schnellen Schritten davon. Das letzte war er von ihr sah, war ein traurig angehauchtes Lächeln, als sie ihn passierte.   Kaiki starrte wieder auf die Fotos, musterte seine verstorbene Geliebte und verglich sie gedanklich mit der anderen. Wieso musste ich die ganze Zeit an dich denken, als ich mit ihr sprach…? Für einen Moment verspürte ich dasselbe Gefühl wie du mir einst gabst. Mit einem Seufzen legte er die Fotos auf dem Tisch, stand auf und drehte sich zum Fenster um. Sein Blick in den orangenen Himmel gerichtet, ein sehnsüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen. Hoffentlich sehen wir uns wieder, meine liebe Midori. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)