Der Tag, an dem ich deine Welt betrat... von Ryuzaki_L ================================================================================ Kapitel 5: Schwarzer Magier --------------------------- Nachdem sie sich endlich gefasst zu haben schien, ließ Alister sie wieder los und schritt stattdessen auf die Männer zu. Sein Blick war nun düster und bedrohlich. „Sprecht! Wieso habt ihr das getan?!“ Die Männer sahen einander an, blieben stumm, bevor ein Mann sich aus der Gruppe löste und hervortrat. „Was sollte euch das angehen? Es ist nicht euer Drache.“, erwiderte der Mann mit einer ungeheuren Dreistigkeit. „Was mich das angehen sollte?! Nun, hätte ich doch zulassen sollen, dass euch diese junge Dame durchbohrt mit ihrem Schwert? Es ist IHR Drache und ich möchte erfahren, aus welchem Grund ihr ein unschuldiges Geschöpf auf eine derart grausame Art und Weise behandelt! Ich bin euer König un verlange eine Antwort!“ Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass die restlichen Männer unruhig zu werden schienen, einer von ihnen ganz besonders. Es hatte den Anschein, als wolle er reden, doch hielt ihn scheinbar etwas davon ab. Möglicherweise war es die Anwesenheit ihres Fürsprechers. Er schien die Autorität der Gruppe zu besitzen und begann auf die Forderungen seiner Majestät nur tonlos zu lachen. „Ich bleibe dabei. Es geht euch nichts an. Niemand von uns wird euch etwas sagen. Ich würde also sagen, MEIN KÖNIG, dass ihr nun gehen solltet.“ Eine vorerst leichte Verärgerung stieg in dem Landesoberhaupt auf, doch ein einfacher fester Blick zeigte keine Wirkung. „Ich werde euch töten, wenn ihr mir keine Antwort gebt, das verspreche ich euch. Und wer seid ihr überhaupt, dass ihr solche Dreistigkeit besitzt, derart mit mir zu sprechen?“ Der Mann zuckte selbstbewusst die Schultern. Es wirkte fast, als läge seine Loyalität nicht bei seinem König. „Auch DAS ist meine Angelegenheit.“ Der nervöse junge Mann, der Alister bereits vorhin aufgefallen war, trat nun scheinbar beschämt einen Schritt vor und schien reden zu wollen. „Man hat uns...“, begann er gerade. Weiter kam er nicht, denn der Anführer des Mob zückte einen Dolch aus seiner Tasche und stieß es dem Jüngeren ohne auch nur einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden in den Bauch. Zufrieden sah er anschließend zu, wie der junge Mann zusammenbrach, sich kurz noch etwas quälte und letztlich nach einem letzten Zucken liegenblieb. Im Gegensatz zu Alister stand dieser nicht wieder auf. Die Verärgerung des Königs wandelte sich plötzlich in schieren Zorn, eine Wut, wie er sie kaum kannte. Aus seiner Hand schoss eine Feuerkugel, doch dieses Mal nicht nur zur Warnung. Die Feuerkugel versengte den eiskalten Mörder, dem zunächst Schweiß auf die Stirn trat, ehe er mit einem Zucken der Mundwinkel tot zusammenbrach. Drei Menschenleben hatte dieses Unterfangen nun bereits gekostet und die restlichen Männer traten panisch zurück. Der Kratianer drehte sich zu ihnen um. „Nun, wäre einer von euch denn so freundlich mir meine Frage zu beantworten?“ Die Männer schluckten, bevor sich einer der verbliebenen vorwagte. „Nun ja...“, begann er. „Psst! Sag nichts, man hat uns verboten etwas zu sagen!“ Er sah seinen Kumpanen an, ignorierte ihn jedoch und wandte sich anschließend wieder Alister zu. „Es war ein schwarzer Magier, er hat uns gedroht, jedoch auch bezahlt. Wir brauchten das Geld und hatten Angst. Mir fiel dieser Job nicht leicht, doch ich muss meine Familie ernähren können.“ Es herrschte ein betretenes Schweigen. Wie ein Raubtier ging der König vor ihnen auf und ab, wobei die Männer eingeschüchtert wirkten. „So kommen wir der Sache doch schon näher!“ Alanya war unterdess bereits bei ihrem Drachen angelangt und beruhigte ihn. Das Reden überließ sie diesmal Alister. Die Überlebenden sahen sich erneut beunruhigt an. „Was... wollt ihr nun tun Herr?“, fragte einer von ihnen unterwürfig und respektvoll. Endlich blieb der Braunhaarige stehen und sah sie angsteinflößend mit hochgezogener Braue an. „Was ich mit euch mache?... Nun, das muss ich mir noch gut überlegen!“ Die Nervosität war nun förmlich spürbar und ein weiterer, recht junger Mann zitterte, als er seinen König ansprach. „Ich... ich habe Familie, Herr!“ Seine Stimme bebte ängstlich und sein König fuhr wütend zu ihm herum. „Na und???“ Seine Stimme war lauter, als Alanya sie je gehört hatte. „Die hatte ich auch! Ich hatte eine Frau.. die ich sehr geliebt habe! Und einen Sohn!!! Und warum habe ich das alles nicht mehr??? Wegen einem 'schwarzen Magier'!!! Ihr kennt die Geschichte! Und trotzdem tut ihr, was ein solcher euch befiehlt! Ihr verletzt eine unschuldige Kreatur!“ Nach einer kurzen Pause, fuhr er mit bebender Stimme fort. „Das ist widerwärtig und feige!!!“ Man sah, wie die Männer zusammenzuckten. „Es tut uns Leid Herr! Wir hatten solche Angst! Wir hätten es niemals tun sollen! Vergebt uns! Vergebt uns Herr! Wir bitten untertänigst um Gnade, Herr!!!“ Die flehentlichen Bitten nach Vergeben folgten von allen Seiten, als die Männer sich ihrer Schuld bewusst wurden. Wütend starrte Alister sie an, während eine Träne in seinen Augen glitzerte, doch ließ er nicht zu, dass diese ihren Weg nach draussen fand. Voller ehrfurcht lagen ihre Blicke nun auf ihm, gefolgt von ehrlichem Bedauern und Reue für ihre Tat. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er ballte die Hände zu Fäusten und sein Blick blieb zornig, wenn auch von aufkommendem Wehmut durch die Geschichte seiner Familie geprägt. Alanya stand mittlerweile neben ihm und zupfte voller Sorge an seinem Hemd. „Alister! Liberty ist schwer verwundet! Ich habe zu wenig Heilkraut um ihm zu helfen! Er stirbt!“ Zwar waren ihre Tränen getrocknet, doch sie wirkte, als wäre sie einem Zusammenbruch nah. Ohne weiterzusprechen sah sie ihn stillschweigend an. Noch einmal warf der Kratianer seinen Untertanen einen wütenden Blick zu, bevor er einen Entschluss fasste. „Macht das ihr fortkommt! Die Götter werden eure Richter sein!“, fauchte er nur noch und wandte sich dann der jungen Frau zu. „Dann sollten wir welches besorgen.“ Ihre andere Hand war zur Faust geballt und sie mied seinen Blick, damit er ihre Verzweiflung nicht sah. Immer wieder glitt ihr Blick dafür zu ihrem geliebten Drachen. Diesem sonst so anmutigen Geschöpf, dass nun schwer atmend und schwer stöhnend am Boden lag. „Wer hatte dies zu verantworten?“, fragte sie leicht zitternd, erhielt jedoch nur ein Kopfschütteln mit einer unbefriedigenden Antwort, dass auch er es nicht genau wüsste. „Warum? Ich versteh das nicht!! Was hat Liberty ihnen getan?“ Erneut wiederholte er, dass er auch darauf keine Antwort hatte. „Ihnen ging es nicht direkt um den Drachen. Sie sagten ein schwarzer Magier habe sie damit beauftragt.“ Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Dieser Titel jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken und brachte die schlimmsten Erinnerungen hoch. „Was? Was für ein schwarzer Magier?“ Ihre Stimme bebte leicht ängstlich, doch erneut schüttelte er nur den Kopf. „Ich weiß es nicht!“ Etwas leiser, aber dennoch unüberhörbar fügte er hinzu: „Hilarius... mein Erzfeind... ist tot...“ Alanya schwieg wie schon so oft und kehrte ihm den Rücken zu. Sie musste einfach nachdenken, denn sie wollte sie keine vagen Vermutungen hier an den Tag legen, die ebenso unwahrscheinlich waren. Auch ihr Erzfeind war besiegt und gestorben. Es war ausgeschlossen, dass es sein Werk war. Schwer atmete der Ältere aus und hob seine Hand an den Kopf, wobei sein Blick auf den Toten fiel. „Verdammt!“, fluchte er und Alanya drehte sich nun doch besorgt zu ihm herum. „Was habt ihr?“ Er antwortete erst einige Sekunden später, dafür mit beinahe zitternder Stimme. „Ich habe einen Mann getötet.“ Zwar winkte sie ab, doch ihre Besorgnis und auch ein wenig Traurigkeit wurde deutlich. „Ich habe ebenfalls einen der Männer um sein Leben gebracht...“ Verzweifelt fluchend sah er sie an. „Überlegt einmal wer ich bin und dann, was ich damit gerade getan habe!!!“ Zitternd deutete er auf den toten Anführer. Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete sie die Situation aus seiner Lage und verstand, dass er als König Rechenschaft über einen solchen 'Mord' abzulegen hatte. „Ihr habt recht, aber... ihr wolltet es nicht. Ihr habt es nicht aus Spaß getan. Dieser Mann war fähig ein unschuldiges Wesen zu quälen, das niemandem etwas tun würde, solange ihm niemand etwas tut. Er hat zudem einen seiner eigenen Männer ermordet!“ Auch, wenn sie sich im Grunde sicher war, dass Alister aus ihren Augen nichts falsches getan hatte, sah sie ihn bei seinem starren Gesichtsausdruck doch besorgt an. Trostspendend legte sie ihm eine Hand auf seinen Arm, nachdem sie zu ihm gegangen war. „Bitte macht euch nicht zu viele Gedanken.“ Gewollt wich er ihrem Blick aus und atmete tief durch. „Das Gesetz schreibt eine Strafe für Mord vor, oder zumindest eine Verhandlung. Denn Mord! ist es gewesen.“ Die Besorgnis auf ihrem Gesicht wurde nur noch deutlicher und zeichnete sich immer mehr ab. Ihr Herz schlug schneller, als ihr bei seiner Aussage mulmig wurde. „Aber... ihr seid der König!“ Ein leichtes Frösteln überkam sie bei dem Gedanken, dass er ihretwegen verurteilt werden könnte, denn ohne sie, wäre er niemals an diesen Punkt gekommen. „Dann... dann sagt ihr eben das ich es gewesen sei, die diese zwei Männer tötete! Es ist ganz alleine meine Schuld, weil ich in einen Blutrausch verfiel!“ Man unterbrach sie jedoch sogleich und widersprach ihr heftig. „Nein! Ich habe diesen Mann dort getötet. Wir sind beide schuldig des Mordes, aber ihr seid kein Bewohner dieses Landes und solange ihr nicht in den Hallen verzeichnet seid, müsst ihr nach dem Gesetz EURES Landes bestraft werden.“ Ein Ausdruck zwischen Erleichterung und Beschämtheit trat auf ihr Gesicht. „In meinem Land sind die Gesetze für... Mitglieder der 'Großen Vier' nicht ganz so hart... Wir besitzen eine Befugnis in Zwangslagen zu töten... wobei dies sicherlich nicht darunter fällt...“ Man sah ihr die Bestürzung über ihre eigene Tat ebenfalls an. „Und es war auch nicht mein erster Mord...“, murmelte sie beinahe unhörbar und traurig. „Also lasst es mich zu meinen Lastern hinzufügen! Ich möchte nicht, dass ihr meinetwegen mit hineingezogen werdet, schließlich hätte ich sie vermutlich alle.... getötet...hättet ihr mich nicht davon abgehalten. … Es ist... einfach mit mir durchgegangen...“ Doch der König schien sich keines besseren belehren zu wollen. „Aber solange ihr nicht zu diesem Volk gehört, habe ich die Verantwortung!“ Sie schnitt ihm nun das Wort einfach ab. „Nein. Ich übernehme die Verantwortung für mein eigenes Handeln selbst und werde auch nicht darüber diskutieren! Ich unterziehe mich später jeder Gerichtsverhandlung, aber jetzt brauche ich eure Hilfe, oder Liberty stirbt!“ Es fehlte dem Kratianer an Kraft, weiter zu diskutieren und er erkannte, dass sie eine solche auch besser auf einen anderen Zeitpunkt verschieben sollten. Also trat er mit ihr zu ihrem Drachen. „Was sollen wir nun tun? Ich kenne mich nicht wirklich mit Drachen aus...“, gestand er und Alanya hatte sich bereits wieder zu eben jenem hinuntergekniet. Sie strich beruhigend über seinen Kopf und befand sich mit ihrem Körper nun auf seiner Augenhöhe. „Seine Wunden sind zu stark für einfache Heilkräuter, er braucht Drachenkraut. Es wird seine Wundheilung von innen heraus fördern und seinen Kreislauf wiederherstellen. Es wirkt sich auch auf drachenspezifische Körperfunktionen aus, wie unter Anderem dem Feuerspeien. Denn nur ein gesunder Drache kann genug Hitze entwickeln, um Flammen in seinem Rachen zu erzeugen.“, erklärte sie etwas ausholend. Auch, wenn sie nicht besserwisserisch klingen wollte, waren die Informationen sicherlich nicht unnütz für jemanden, der sich mit Drachen nicht auskannte. Zärtlich streichelte sie nun über Libertys schuppigen Hals und erneut über seinen Kopf. „Halte durch...“, wisperte sie ihm flehend zu, ehe sie sich an ihn schmiegte. „Bitte Alister... helft mir... er darf nicht sterben...“, flehte sie nun auch ihren Begleiter an. Dieser überlegte bereits, wie man an Drachenkraut herankam, wobei die Antwort etwas ernüchternd war. „Drachenkraut... Drachenkraut... Das gibt es hier schon lange nicht mehr... mit dem Aussterben der Drachen starb auch das Drachenkraut aus...“ Plötzlich hatte er eine Idee. „Aber es gibt noch Schmuggler, die welche besitzen und verkaufen!“ Hoffnungsvoll, wenn auch immer noch verzweifelt wandte sie sich ihrem Retter zu. „Wo finde ich sie? Ich tue alles um ihn zu retten! Ich will ihn nicht verlieren! Verliere ich ihn, verliere ich einen Teil meiner Seele. Unser Bund bindet uns aneinander und auch unsere Seelen!“ Entschlossen sah sie ihn an. „Ich tue wirklich ALLES dafür!“ Seufzend überlegte er weiter. „Ich weiß es nicht genau, sie sind schwer zu finden... aber ich denke ich kenne einen Ort. Allerdings ist es dort sehr gefährlich. Wir sollten zuerst den Drachen von hier fortbringen. Denkt ihr mit Hilfe von einigen normalen Kräutern schafft er es, sich selbstständig zu bewegen? Sie würden vorerst gewiss auch seine inneren Blutungen stoppen und uns mehr Zeit verschaffen...“ Betrübt, aber mit ein wenig mehr Hoffnung nickte sie und ihre blauen Augen glitzerten in der Sonne. „Danke für alles, was ihr bereits schon für uns getan habt. Ich schulde euch etwas. Sagt mir womit ich mich revanchieren kann und ich tue es. Ich möchte nicht ewig in eurer Schuld stehen müssen - ich werde meine Schulden irgendwie tilgen!“ „Nun...“, begann er und atmete tief durch. „Lassen wir das. Ihr könnt euch bei mir für alles revanchieren, sobald wir euren Drachen gerettet haben.“ Sofort, nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, drehte er sich um und biss sich auf die Unterlippe. „Ha...“, begann er zuerst zögerlich, räusperte sich kurz und sprach erst dann wieder völlig normal weiter. „Habt ihr eine Ahnung wie wir ihn zur Zitadelle bringen können? Dort wird er sicher sein!“ Das er kurz so seltsam reagierte, irritierte die Blondhaarige, doch sie hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. „ich... weiß es ehrlich gesagt nicht... mit Hilfe eures und meines Krautes könnte er vielleicht genug Kraft sammeln... ansonsten bräuchten wir eine starke Magie...“ Sie biss sich beinahe frustriert auf die Unterlippe. „Wäre doch nur mein Vater noch am Leben...“, murmelte sie. Doch alles wäre und hätte führte letztlich zu nichts. „Lasst es uns einfach versuchen.“ Alister gab alles her, was er noch an Pulver bei sich trug, auch wenn es für ein solch grißes Geschöpf wie ein Tropfen auf dem heißen Stein erschien. Heilen konnte es ihn bei weitem nicht. Auch Alanyas Kräuter waren nicht ausreichend, um das zu bewirken. Dennoch erschien es, als würden sie Liberty genug Kraft geben und Schmerzen nehmen, als dass er bereits ein erstes Mal versuchte, sich aufzurappeln. Nur wenige Schritte ging er neben seiner Führerin her, ehe er jedoch erneut zusammenbrach. Es wollte ihr das Herz zerreißen und sie klammerte sich an Alisters Hemd. „Es wirkt nicht! Alister! Was sollen wir tun?!“ Verzweiflung spiegelte sich in ihrem Blick, die er offensichtlich kaum ertrug. „Ich weiß es nicht“, gab er ebenfalls der Verzweiflung nahe von sich und überlegte, welche Alternativen sie hatten. „Wir brauchen dieses Kraut... aber wir können ihn nicht hier lassen! Er MUSS zur Zitadelle!“, erklärte er offen und ehrlich. Der Drache schien die Verzweiflung zu spüren und nahm all seine Kraftreserven zusammen. Erneut stemmte er sich auf und blieb stehen, wenn auch unter schwerem atmen. Das seine Führerin sich derart verzweifelt an diesen noch fremden Mann wandte, obwohl er ihren Schmerz im Beisein anderer kannte, rührte ihn und gab ihm neue Kraft. Torkelnd, aber stetig bewegte er sich in Richtung der Zitadelle. Mit Freudentränen in den Augen lächelte sie Alister dankbar über diese Begebenheit an. Auch auf dem Gesicht ihres Begleiters trat ein Lächeln. „Wartet einen Moment... ich öffne die Zitadelle!“ Nachdem Alanya mit ihrem Drachen das Land betreten hatte, war das Tor der Zitadelle wieder auf seine normale Größe geschrumpft. Anscheinend hatte es zu Zeiten, wenn kein derartig großes Geschöpf von der anderen Seite hindurchtrat, einen wesentlich kleineren Durchmesser. Mittlerweile schien es regelrecht abstrus, dass ein Drache durch dieses kleine Tor passen sollte! Mit großer Mühe war Liberty beinahe angekommen, die lange echsenartige Zunge hing ihm aus dem Hals und er rang nach Luft. Man konnte sehen, welche Anstrengung es für ihn bedeutete, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Trotzdem war die Blondhaarige erleichtert und stolz, dass er es bis hierher geschafft hatte. Alister hatte derweil die Zitadelle geöffnet und die Arme ausgebreitet, während sich das Tor magisch und rumpelnd vor ihren Augen weitete, sodass der massige Körper des roten Drachen hindurchpasste. Als dieser den schützenden Ort betreten hatte, versagten seine vier Beine und erschöpft sackte er zusammen. Dennoch spürte die junge Frau Erleichterung. Er war endlich in Sicherheit! Wie ihr Begleiter die Magie angewandt hatte, um das Tor zu verbreitern, war ihr nicht entgangen und sie neigte dazu, ihn dafür zu bewundern. Auf die selbe Weise ließ der König das Tor wieder auf seine ursprüngliche Größe schrumpfen, bevor sie, nach einer kurzen Verabschiedung, den Drachen verließen und das Tor schlossen. „So machen wir uns wieder auf den Weg. Wir sollten keine Zeit verlieren. Ich hoffe euer Drache hält solange durch.“ Alanya nickte daraufhin, doch eine andere Frage brannte seit eben auf ihrer Zunge. „Wie habt ihr das gemacht?“ Scheinbar hatte diese Art der Magieanwendung Alister ein wenig erschöpft, denn er atmete bei weitem angestrengter, als noch davor. „Dies ist seit langem ein heiliger Ort, er ist voller Magie, was ihn solange gehalten hat. Die Magie schützt diese Hallen vor den Augen derer, die nicht dafür bestimmt sind sie zu betreten und zu sehen. Nur jemand in dessen Adern das Blut der königlichen Familie fließt kann die Zitadelle öffnen, und mit Magie wird sie gewissermaßen... auch kontrolliert.“ Immer wieder schaffte er es, ihr Interesse zu wecken und sie zu faszinieren. „Ihr seid ein sehr geheimnisvoller Mensch, man erfährt immer mehr über euch, und dennoch glaube ich nicht einmal eure Oberfläche zu kennen. Ihr seid mir immer sympathischer, eure Majestät...“, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Bei den Worten 'eure Majestät' verzog Alister das Gesicht, denn er gab nicht viel auf Titel. Nicht sie waren es, die einen Menschen ausmachten, sondern der Mensch selbst und seine Taten. "Wir sollten uns umziehen!“, erklärte er nachdem er auf dem Weg zum Schloss nachgedacht hatte. „Umziehen?“, fragte sie nur knapp. Und erhielt ein Nicken zur Antwort. „Ja, es wird besser sein, wenn wir nicht erkannt werden wollen,- gut, vielmehr, wenn ich nicht erkannt werden will, denn dann könnte es ziemlich ungemütlich werden!“ Der Weg erschien weit, weit genug, als das sie diese Gelegenheit nutzen konnte, erneut mit ihm zu kommunizieren. „Sagt, was macht jemand wie ihr eigentlich sonst, wenn nicht gerade jemand wie ich euch aus einer fremden Welt erscheint und euch nervt?“, fragte sie hinter ihm her trabend und wartete gespannt auf die Antwort. „Nun ja.... Oft langweile ich mich aufgrund bestimmter königlicher Pflichten, aber in meiner Position gibt es meist immer etwas zu tun.“ Neugierig bohrte sie weiter, denn es half ihr, ihre Sorgen um Liberty im Zaum zu halten „Was macht man denn in eurer Position? Ich meine, welche Aufgaben habt ihr zu erfüllen? Sind die Ansprüche sehr hoch?“ Mit der Hand fuhr er sich durch seine Haare und atmete tief durch. „Ach.. da gibt es so einiges...“ Ihr Blick verriet leichte Enttäuscht bei einer solch ungenauen Aussage. Zwar mochte sie ihn, doch seine Art Fragen nicht immer klar zu beantworten, konnte sie wirklich verzweifeln lassen! Trotz Allem lächelte sie, denn jeder Mensch hatte seine guten und schlechten Seiten - ihr Zynismus war bei weitem eine ihrer Schlechten, wenn auch nicht ihrer schlechtesten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)