Die Saat einer bösen Nachtgestalt von Michirukaioh (Haruka x Michiru) ================================================================================ Kapitel 1: Die Wahrheit hinter der Einladung -------------------------------------------- Wir befanden uns im 19. Jahrhundert. 1889 um genau zu sein. Die Straßen der Hauptstadt London waren düster und verschmutzt. Die Themse schwemmte allerlei Dreck und Gesindel ins Land. Die Stadt war besildet von den dunklen Nachtgestalten- den Vampiren. Nur vereinzelte Menschen führten ein vollkommen normales Leben in Armut und Dreck in dieser Stadt. Eigentlich war es kaum möglich. Die Blutsauger trachteten ihnen geradeso nach dem Leben, erhoffen sich, dass einer sich in vollkommener Finsternis aufhalten würde und man zuschlagen konnte. Doch der Mensch war nicht dumm. Vampire konnten ein Haus ohne der menschlichen Erlaubnis nicht betreten und diese wären ziemlich dumm, wenn sie nachts hinaus gehen würden. Bisher biss das Böse nur auf Zement. Blut mussten sie sich von Außerhalb oder von Tieren besorgen. Die Vampire wurden weicher, teilten sogar ihre Beute mit ihren Artgenossen. Doch eine Person gab es, die genau das nicht vorhatte. Im Osten Londons lebte einst eine reiche Countess. Nur wenige Lebewesen hatten sie bisher zu sehen bekommen. Ihre eiskalte dennoch erotische Seite verjagte all das Leben in ihrer Umgebung. Doch immernoch existierten Menschen, die neugierig waren. Da die Gräfin allerdings nicht dumm war und nur so auf Beute wartete, lud sie all die Menschen zu sich ein, die freiwillig kommen wollten. So auch Michiru. Einst lebte sie in Japan, war jedoch nach einer Entführung hier her verschleppt worden. Das Glück war in ihrem Leben nicht mit ihr. Sie lebte alleine in einem alten Haus, was wohl schon fast dem Zusammenbruch drohte. Mit der Kunst versuchte sie wenigstens ein klein wenig Geld zu verdienen, was aber auch nicht funktionierte. Die Künstlerin lebte in großer Armut, war froh wenn sie den Tag überhaupt überlebte. Ihr Leben war ihr so gut wie egal, da sie schon einiges durchmachen musste. Für den Weg zu der Gräfin hatte sie gerade noch so ein Stück Brot, welches man so womöglich heute nicht mehr gegessen hätte. Aber mehr hatte sie nicht. Der Hunger und die Angst zu sterben verfolgten sie jeden Tag. Die große Distanz musste sie selber bewältigen. Durch Passanten hatte sie erfahren, dass die unbekannte Countess Menschen in ihr Anwesen einlud. Die Türkishaarige machte sich damit auf dem Weg. Es würde einige Stunden dauern, eh sie an dem Anwesen ankommen würde. Kaum begann sie zu laufen, kam jemand zu ihr. ,,Was treibt dich denn auf den Straßen hier rum, Michiru! Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen!", rief der ältere Mann freudig. Michiru begann zu lächeln. Sie wusste, dass er ein Mensch war. Es war Tag und die Vampire waren nicht dazu in der Lage, jetzt herumzuirren. ,,Ich gehe ein bisschen spazieren", erwiderte sie ebenso freundlich, ,,Und du?" ,,Ich mache mich auf den Weg zu der Gräfin", sagte er ganz ehrlich. Michiru legte den Kopf schief. ,,Na sowas! Ich auch!", rief die Türkise, ,,Ich werde mich aber etwas beeilen, da ein Unwetter langsam kommt." ,,Mach ruhig, Kleine. Mach ruhig. Ich werde mir Zeit geben. Ich, mit meinen 38 Jahren, kann nun nicht mehr so schnell", meinte der Alte. Michiru beneidete diesen Mann. Er gehörte zu den ältesten Menschen hier in der Umgebung. Ihr Vater wurde nicht mal 35 Jahre alt. ,,Gut. Pass aber auf, dass du dir nicht weh tust", lächelte sie ihm zu. ,,Natürlich. Natürlich!" Drei Stunden waren schnell vergangen. Das Mädchen hatte versucht schnell zu sein, was ihr tatsächlich auch gelungen war. Gerade trat sie vor das gigantische Eisentor. Es war noch geschlossen und einige Menschen warteten davor, dass man sie reinlassen würde. Friedlich wirkte dieser Ort bestimmt nicht. Michiru, wie auch die anderen wussten, wer und was die Gräfin war, aber niemand schien überhaupt nur die Anstalt von Angst zu machen. Vielleicht erhofften sie sich hier ein besseres Leben, mit mehr Nahrung. Michiru zum Beispiel hoffte inständig darauf. Kurz darauf öffneten sich die Tore wie von Zauberhand. Noch waren alle Menschen nicht da, aber die brauchte die Gräfin eh nicht mehr. Unwissend trat das Gesindel ein. Die 15-jährige Künstlerin blieb jedoch stehen. Das ungute Gefühl wurde immer größer und eine seltsame Aura schien sich hier rumzutreiben. Es war erschreckend, wie naiv der Mensch doch war. Doch auch mit dieser Angst schaffte sie es, sich wieder in Bewegung zu setzen. Als der Letzte das große Anwesen betreten hatte, knallte die Tür hinter ihnen zu. ,,Vorbei", schallte eine tiefe Stimme durch den Raum, aber eine fremde Person war nicht zu sehen. Nicht mal die Countess. Michiru blieb schlagartig stehen, lehnte sich ängstlich gegen die nun geschlossene Tür und wartete wachsam ab. Plötzlich schien der Boden unter ihren Füßen zu zerbrechen. Begleitet von Geschrei begann ein schreckliches Erdbeben. Die Steine zerbrachen und das Pack fiel. Wohin wusste niemand, aber auf jeden Fall in die Dunkelheit. Michiru konnte sich gerade so festhalten und auf einen kleinen Rest des Steinbodens stehen bleiben. Ohne der Türklinke, wo sie sich festhielt, wäre sie womöglich auch hinunter gefallen. Geschockt stand sie da, ihr Herz raste und am liebsten wäre sie hinterhergesprungen. Doch das würde ein Fehler sein. Mit einem lauten Poltern landeten sie alle eine Etage tiefer. Hier herrschte die Dunkelheit und nur kleine Fackeln erleuchteten die Finsternis. Kinder weinten und blärten, der Rest war ebenfalls geschockt und sah sich um. ,,Good evening", ertönte nun wieder eine Stimme, dieses Mal jedoch eine andere. Sie war höher und nicht so drohend. Eine dunkle Gestalt trat aus der Dunkelheit zu ihnen. Er wirkte nicht mehr menschlich und eine bemerkbar negative Aura umspielte seine Person. ,,Ich bin Unorid", sagte er. Erst jetzt bemerkte man, dass er auch kein Vampir und auch kein Werwolf sein konnte. Sein Gebieter war ein Vampir und er nur das Nutzvieh. Dass es auch Dämonen gab, hätte zuvor niemand für möglich gehalten. ,,Ich werde ihnen jetzt ihre Schlafstätte zeigen", sagte er oder es nun und grinste schief. Angst war ihnen ins Gesicht geschrieben. Aber vielleicht gab es ja jetzt noch Hoffnung? Er führte sie in ein dunkles Zimmer. Als alle sich dann darin befanden, sperrte Unorid die Tür wieder zu. ,,Good night, everybody", lächelte er boshaft und zündete mit seiner Hand eine Fackel an. Erst jetzt sah das Gesindel, dass sie sich in einer Art Kerker befanden. Wieder entstand Panik. Ein junger Mann rüttelte an dem Eisengitter, doch nichts half. ,,Habt einen schönen Tag", und damit verschwand er wieder in der Dunkelheit. Michiru blieb wachsam. Nur eine falsche Bewegung und sie würde in den Abgrund stürzen. Doch das hatte sie eigentlich nicht geplant. Erstmals musste sie aus dieser misslichen Lage kommen. Doch plötzlich erklang ein lautes Lachen, welches im ganzen Saal umherschallte. Geschockt stand sie da und sah sich mit aufgerissenen Augen um. ,,Was war das?!", rief sie. Sofort traf die Finsternis in diesem Raum ein. Michirus Beine schienen nachgeben zu wollen. Als sie den Kopf etwas erhob, riss etwas vor ihr seine Augen auf. Rote Pupillen fixierten sie und ließen keine Bewegung mehr zu. Selbst das Atmen hatte sie in diesem Moment vergessen. ,,Was hast du hier zu suchen?", sagte die raue Stimme, welche vorhin auch schon mal zu hören war. ,,Wer sind Sie?!", wimmerte die Künstlerin angsterfüllt. ,,Du wirst mich lieben..." Ein schrecklicher Schmerz kroch in der nächsten Sekunde in ihrem Körper hoch und sie begann laut zu schreien. Es war kaum auszuhalten. So etwas war viel zu viel für einen menschlichen Körper, doch diese erschaudernden Augen wollten ihr lediglich das Bewusstsein nehmen. Und der Schmerz verhalf auch dazu. Gleich darauf fiel sie nach vorne direkt in die Arme der Person. Langsam öffnete Michiru wieder ihre Augen. Ihr war zwar noch schwindlig, aber die Schmerzen waren wieder weg. Erst verträumt, dann aber geschockt sah sie sich um. Sie schien sich in einer Art Zelle zu befinden und von Weitem konnte sie auch Geschrei hören. Es war bestimmt der Rest, der mit hier rein gegangen war. Als die Türkise zu der Fackel laufen wollte, wurde sie sofort von einer dicken Stahlkette zurück gezogen. Jemand hatte sie gefesselt und an eine Steinmauer geheftet. ,,Das ist doch jetzt nicht den ihr Ernst!", rief sie, ,,Na toll... Hier werde ich wohl den Rest meines Lebens verbringen..." Dass es aber vielleicht sogar noch 25 Jahre waren, wusste sie natürlich nicht. Michiru hatte nie rechnen und schreiben gelernt. Das Einzige was sie konnte, war das Zählen und sie wusste, dass sie 15 Jahre alt war. So richtig in die Schule zu gehen... Davon hatte sie schon lange geträumt, aber diese Chance wurde ihr nie ermöglicht. Unorid lief, während das Gesindel die ganze Zeit schrie und heulte, seine Runden im Kerker. Michiru war die Einzige, die hier ruhig war und der es egal zu sein schien. Irgendwann tauchte sie vor ihm auf. Eine junge Frau, höchstens 20, wenn sie ein Mensch wäre, und wunderschön. Ihre kurzen sandblonden Haare hingen in Strähnen lässig ins Gesicht und gerade mal ein weißes Hemd kleidete ihren perfekt geformten Körper. ,,Dieses Pack kann nicht mal leise sein, oder?! Ich versuche oben mein Tagesschlaf zu halten und dann der Rotz?! Aber ich werde sie mir erst mal ansehen und mit einem Mädchen meine Zeit vertreiben..", beschloss sie und machte sich auf den Weg zu den Zellen. Erst trat sie vor das Gitter, hinter dem sich Michiru befand. Diese saß ruhig und zusammengekauert in der Ecke und schien irgendwas mit den Finger auf den Steinboden zu zeichnen. Als die Countess durch ihre Magie hinter das Gitter gelangte, erhob sie ihre Blicke. Ihr lief fast schon wieder ein Schauer über den Rücken, bei den roten Augen. Die Frau grinste und kam einige Schritte näher, wobei Michiru ausweichen wollte, es aber nicht konnte, da hinter ihr die Mauer war. ,,Wie heißt du, hübsches Kind?", fragte wieder diese raune Stimme, sodass Michiru sie erkennen konnte. Es war die Person, welche vorhin in ihr so starke Schmerzen verursacht hatte. ,,M-Michiru", stotterte das Mädchen etwas ängstlich. ,,Du siehst noch so jung aus...", grinste die androgyne Frau. ,,Ich b-bin 15." ,,Dann bist du ganz sicher auch noch unschuldig. Das wird mir Spaß machen", wisperte es neben ihrem Ohr. Diese schreckte zurück und versuchte wegzurutschen. ,,Warum so ängstlich? Ich hab dir doch noch gar nichts getan", lachte die Frau. ,,Wer bist d-du?!" ,,Ich? Na das muß dir doch schon aufgefallen sein, du Dummerchen! Ach stimmt. Du bist doch ein Mensch." Der Künstlerin wurde klar, dass das vor ihr auf jeden Fall kein Mensch, sondern ein Vampir oder ein Werwolf war. ,,Ich bin die Countess, meine Liebe. Gräfin Haruka, wenn du es so möchtest", hauchte sie hämisch. ,,Dein Name klingt aber nicht wirklich nach England... " ,,Ach komm! Das musst du doch wissen! Du scheinst doch auch nicht von hier zu kommen." Ihre raune Stimme wurde schnurrend und sie grinste verschmilzt über beide Ohren. ,,Du kommst auch aus Japan...?!" ,,Gut erkannt", hauchte sie. Damit stand sie wieder auf und verließ Kapitel 2: Gerettet von der Vampirin ------------------------------------ Dass der Morgen heranbrach, bemerkte niemand. In den Kerkern gab es keine Fenster, da Lichtstrahlen ja die Countess töten konnten. Im Anwesen gab es welche, die aber rund im die Uhr zugezogen waren. Der Hunger suchte die Gäste heim, aber es wurde nicht die Anstalt gemacht, dass sie überhaupt was Essbares bekommen würden. Gerade mal etwas Wasser bekamen sie, da Haruka das Blut sonst überhaupt nicht schmecken würde. Diese hatte keine Lust auf ihren heutigen Tagesschlaf. Deshalb suchte sie den Weg zu ihren Gästen auf, um sich das nächste Opfer heraus zu suchen. Wieder ging sie als erstes bei Michiru vorbei und wieder betrat sie die Zelle. Die Künstlerin schlief immer noch, eingekuschelt in der Decke der Gräfin. Sie war sehr blass und atmete nur ganz langsam und wegen des Schlafes etwas regelmäßig. ,,Unorid", rief sie und dieser eilte in binnen Sekunden her, um ihr Anliegen aufnehmen zu können, ,,Hol aus dem Lager etwas Brot und etwas Wasser für unsere kleine Maus hier. Der Rest ist mir egal, aber sie soll nicht sterben." Damit verschwand er. Haruka streichelte ihr sanft über die Wange und strich eine Locke hinter ihr Ohr. ,,Du bist etwas ganz Besonders", hauchte sie leise. Langsam öffnete die Türkishaarige ihre Augen, gefolgt von einem Hustenanfall. Da sie so schwach war, wäre sie deshalb fast zur Seite gekippt, doch die Gräfin hielt sie fest. Erschrocken erhob sie ihre Blicke und versank im nächten Moment in den roten Augen. ,,Unorid ist gleich da und wird dir etwas zu essen geben", sagte dir Blonde und nahm sie in den Arm. Michiru war nicht in der Lage sich dagegen zu wehren. Zwar hatte sie dies vor, doch Haruka ließ nicht mal zu, dass Michiru ihren Arm erhob. Wie ein Schluck Wasser hang sie in den Armen der androgynen Frau. ,,Ich will doch nicht, dass du stirbst", schnurrte es nahe ihrem Ohr. Sie konnte ein sanftes Knabbern vernehmen, was allerdings wieder aufhörte, da der Dämon wieder erschien. ,,Gib her!", forderte die Blonde bestimmend und hielt ihm die ausgestreckte Hand hin. Nickend gab er ihr den Krug und das Stück Brot. ,,Verschwinde!" Grinsend streichelte sie sie weiterhin an der Wange. Ihr Lächeln war bei weitem nicht freundlich, noch menschlich. Wohl eher wölfisch. Das Mädchen jedoch bemerkte den Blick so gut wie gar nicht. Ihr war trotz der Decke richtig kalt und ihr Körper war stark unterkühlt. Die Blonde fuhr die nackten Arme entlang und sie bemerkte es nun auch. ,,Iss etwas. Ich hab dir was bringen lassen", sagte sie nun weitaus freundlicher. Michiru brachte nicht mal mehr ein Nicken zu stande. Die Vampirin gab ihr das Brot in die Hand, doch Kraft zum kauen hätte sie eh nicht. ,,Ist jetzt nicht dein Ernst...", fluchte die blonde Frau, ,,Wann hast du denn das letzte Mal richtig gegessen? Naja... Es wird für dich zwar jetzt eklig werden, aber das interessiert mich nicht.." Die Countess nahm das Brot in den Mund, kaute, und legte dann ihre Lippen auf die des Mädchens, um ihr es 'einzuflösen'. Die Künstlerin musste es zulassen, doch ein Würgen konnte sie sich nicht unterdrücken. ,,Ist mir schon klar. Aber besser als zu sterben..." Auch von dem Wasser trank sie etwas, um es dann dem Menschenmädchen einzulösen, da sie nicht aus dem Krug trinken konnte. Als die Künstlerin ihre Augen erneut öffnete, sah sie nur verschwommen und schwarz. ,,Mist, warum spinnen meine Augen so rum?!", fluchte sie leise vor sich hin. Ganz vorsichtig drückte sie sich nach oben. Ihre Finger suchten den direkten Weg an ihre Stirn. ,,Warum ist mir so schwindelig?", fragte sie sich. Erst nach einigen weiteren Moment fiel ihr auf, dass sie gar nicht schwarz sah, sondern die Wand einfach in einem Schwarz gehalten war. ,,Wo bin ich?", schrie Michiru entsetzt auf. Man hatte sie anscheinend in ein Zimmer gebracht, nur kannte sie den Grund dafür nicht. Wachsam sah sie sich in dem Zimmer um. Nirgends schien eine Person zu sein, was sie als positiv empfand. Das Mädchen wusste, dass sie immer noch im Schloss war. Diese böse Aura, für die allein nur die Gräfin verantwortlich war, war deutlich zu spüren. Sachte schob sie die Decke bei Seite und erhob sich aus dem Bett, in das irgendwer sie hinein gelegt hatte. An das, was vor ihrer Bewusstlosigkeit passiert war, konnte sie sich nicht mehr ganz erinnern. Da waren nur noch vereinzelte Blitze, die sie erschaudern ließen. Sicher war sie sich auch nicht mehr, ob das überhaupt Realität oder Einbildung beziehungsweise ein Traum gewesen war. ,,Ich sollte von hier lieber verschwinden", seufzte sie halblaut. Trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl. Irgendwas war da, was sie übersehen haben musste. Langsam drehte sie sich um und erblickte ein großes Tuch, welches an der Wand befestigt war. Dahinter versuchten die Sonnenstrahlen vergebens sich in diesem Zimmer auszubreiten. Es war natürlich klar, dass alles abgehangen wurde. Für die Countess wäre es viel zu gefährlich. Gerade als sie nach der Türklinke greifen und in den Flur stürzen wollte, erklang eine raue Stimme hinter ihr. In binnen Sekunden drehte sie sich zu dem unbekannten Störenfried herum: Es war die Gräfin. Diese saß mit einem unmenschlichen Grinsen auf einem blutroten Sessel, welcher direkt neben dem Bett, in dem das Mädchen gerade eben noch lag, in der Ecke stand. Ihre Beine hatte sie überschlagen und den Arm auf die Lehne gestützt, worauf ihr Kinn seinen Platz fand. Dabei hangen ihr die kurzen sandblonden Ponysträhnen locker ins Gesicht. ,,W-Wo kommt du denn her?!", presste sie entsetzt hervor. Die Vampirin begann zu schmunzeln. ,,Wie dumm die Menschen doch sind. Man merkt tatsächlich, dass du nie etwas in einer Schule gelernt hast. Womöglich weißt du nicht mal, in wie vielen Jahren zu sterben wirst. Armes Ding", bedauerte sie, ,,Und ich sitze schon die ganze Zeit über hier. Du hast mich nur nicht bemerkt, weil du dich nicht sauber genug umgesehen hast." Michiru stand stock steif da. Dennoch war sie wachsam. »Die Vampirin kann jeden Moment vor mir stehen, mich töten oder sogar foltern!«, schoss es ihr durch den Kopf. Bedacht trat sie einen Schritt nach hinten. ,,Was denkst du nur von mir, Kleines?", seufzte die Blonde uns machte eine Handbewegung. Die Tür hinter ihr klickte einmalig und ließ Michiru zusammen zucken. Der Blick Harukas wurde laziv, fast schon lüstern. ,,Deine Meinung gegenüber Vampiren ist viel zu schlecht." In der gleichen Sekunde stand sie ganz dicht vor dem Menschenmädchen. Diese sah der Größeren verängstigt in die roten Augen. Die Angst war ihr auf die Stirn geschrieben. Doch sie hatte nur Angst vor der Vampirin und nicht vor dem Tod. Dies erkannte sie sofort. ,,Du fürchtest dich nicht vor dem Tod, hab ich Recht?", sprach sie. Michiru senkte die Blicke, um ihre aufgerissenen Augen zu verbergen. ,,Ich... fürchte mich nicht vor dem Tod", stimmte sie mit einem Nicken zu. ,,Ich...", seufzte die Vampirin laziv neben ihrem Ohr, ,,kann dir geben, was du bisher schon immer erfahren wolltest.." ,,Bitte!? Was genau soll das sein?" ,,Wir passen wunderbar zusammen. Ein unschuldiges Menschenmädchen und eine finstere Nachtgestalt, die dir diese Unschuld nehmen wird", schnurrte sie. ,,Nein, das passt nicht...", murmelte die Kleine stattdessen. Die Vampirin sah sie gelangweilt wie auch genervt an. ,,Dann bitte ich eben nicht um deine Erlaubnis", zuckte die junge Frau mit den Schultern. Keine Sekunde vergang, eh sie wieder auf dem Bett lag. Nur dieses Mal nicht alleine. Haruka kroch über sie und begann sie stürmisch zu küssen. Michiru wurde übel, als sie ihre Zunge in ihrem Mund zu. Erst wollte sie die Gräfin von sich schieben, doch schon bald bemerkte das Mädchen, dass sie keine Chance gegen dieses Ungetüm hatte. Irgendwann löste die Vampiren sich von dem Mädchen. ,,Hör auf! Das ist doch widerlich!", schrie sie angeekelt. ,,Weil dir das dein Glauben sagt", setzte sie nun lachend fort, ,,Deine Meinung wirst du nicht lange vertreten." Ihr Pupillen begannen zu glühen. Langsam öffnete sie ihren Kiefer, wodurch sie ihre Zähne entblößte. Dadurch wurden auch ihre Fangzähne sichtbar. Das glänzende Weiß blitzte Michiru direkt gefährlich an. Ein Schauer jagte ihr durch jeden einzelnen Knochen. Ob es nun wirklich Angst war, wusste sie nicht. Aber vor dem Tod hatte sie keine Bange. Jedoch wurde ihr klar, dass der heutige Tag auf Garantie ihr letzter sein würde. ,,Hast du wirklich keine Angst, schönes Kind?", fragte sie an Michiru gerichtet, dieses Mal jedoch mit einer Gänsehaut verursachenden Stimme, nach. Schweigend schüttelte Michiru ihren Kopf. Dabei konnte sie ihre Augen nicht von ihr abwenden. Irgendwas zwang sie dazu, sie anzusehen. ,,Das ist neu...", murrte sie erstaunlich unzufrieden. Dann jedoch schlich sich wieder ein Grinsen auf ihre Lippen. ,,Du bist etwas ganz Besonderes", schnurrte die Vampiren. Begleitet von einem undefinierbaren Lachen strichen zwei Finger über die zarte Wange des Menschenmädchens. Für Michiru waren die Zähne mehr als sichtbar, doch es war ihr egal. Die Berührungen dieser Frau ließ auch ihre letzte Angst wie verschwinden. Als ihre Hände hinab zu ihren Brüsten wanderten, begann ihr Herz zu rasen. Die Vampirin wusste, dass sie gewonnen hatte. Kein Mensch würde ihr je das Wasser reichen können. Doch damit beendete sie ihr Tun schon. Das Grinsen befand sich immer noch in ihrem Gesicht, womit sie das Bett wieder verließ. Michiru sah ihr verwundert zu, wie diese in einem Schrank ging und große Mengen an Stoff herausnahm. Der Stoff war sehr hochwertig. Der Künstlerin fiel auf, dass es sehr stark nach einem Kleid aussah. Haruka legte den ganzen Stoff für Michiru auf dem Bett ab. ,,Komm her", schnurrte sie schrecklich verlockend. Fast schon einladend hielt die Vampirin ihre Hand ihr entgegen. Tatsächlich zögerte das junge Mädchen. Dadurch kam sie der Einladung auch nicht gleich nach. ,,Komm her!", forderte sie nun ernster. Ihr Ton ließ keine Widerrede mehr zu. Mit einem unguten Gefühl ergriff sie die Hand und wurde sofort in die Arme der Vampirin gezogen. Erschrocken schrie Michiru auf, wurde dann aber sofort willig, weil sie in ihre Augen blickte. ,,Ich werde dir in das Kleid helfen", zwinkerte sie ihr fast schon menschlich zu. Ratlos nickte sie ihr zu. ,,A-also muss ich nicht zurück in den Kerker?", stotterte sie. ,,Ich habe dir doch gesagt, dass du etwas ganz Besonderes bist", schmunzelte die Vampirin. Haruka ersparte ihr absichtlich ein Korsett. Michiru war schon dünn genug und diesen für den komplett unbekannten Druck was sie viel zu schwach. Nach einer schieren Unendlichkeit, wie es dem Menschen erschien, hatte diese endlich das Kleid an. Ihr Blick glitt an ihrem Körper hinab. Das Kleid war sehr aufgepufft- zu sehr für ihren Geschmack. Jedoch konnte sie froh sein, dass sie so behandelt werden würde. Doch was war mit den anderen? ,,A-aber was ist mit den anderen Menschen?", fragte sie. Die Vampiren stockte. Mit dieser Frage hatte sie gar nicht gerechnet. Denn noch begann sie zu grinsen, während sie das junge Mädchen in ihren Arm schloss. ,,Sie werden es genau so gut haben die du", sagte sie ehrlich, doch der Schein trügte. Der Countess war egal, welches Schicksal dem Pack drohte. »Warum denkt sie denn an dieses Gesindel?! Das kann ihr jetzt auch egal sein!«, murmelte sie innerlich. ,,Ich verspreche es, Michiru", hauchte es nahe ihrem Ohr. Diese Worte bewirkten etwas in den Körper der Künstlerin. Sie begann einen großen Fehler. Sobald man der Vampirin Glauben schenkte, war man verloren. Und genau das tat sie. »Wenn es den anderen Menschen auch gut gehen wird, ist ja alles gut« ,,Du kannst mir vertrauen, Kleines", versicherte das Ungetüm vor ihr. Ganz sachte legte sie ihre Lippen auf ihre und verwickelte Michiru in ein leidenschaftlichen Kuss. Ergeben schloss diese ihre Augen und erwiderte ihn. Kapitel 3: Tagesschlaf mit der Vampirin --------------------------------------- Der Tag war schnell vergangen, aber auch davon bekam niemand in diesem monströsen Anwesen etwas mit. Das menschliche Pack litt an Mangel von Nahrung, wodurch das Geheul groß war. Einige Kinder waren bereits verendet, aber es gab auch ältere Tote. Doch keiner dachte daran, die Leichen aus dem Kerker zu nehmen. Einige der Kinder wurden dadurch verstört und nach einer Weile begann es auch zu riechen. Auch Michiru bekam von der Zeit kaum etwas mit. Diese konnte sich das Leid der Menschen unten im Kerker gar nicht vorstellen. Haruka hatte ihr gesagt, es würde ihnen auch gut ergehen, was sie geglaubt und sich auch zu Herzen genommen hatte. Was nach diesem heißblütigem Kuss passiert war, wusste sie nicht mehr. Da war eine Art Filmriss. Mal wieder. Aus irgendeinem Grund schien sie immer mal wieder wegzudrehten und danach konnte sie sich an diese Situation nicht mehr erinnern. Oder war vielleicht doch wieder die vampirische Gräfin daran Schuld? Vorstellbar war es, denn ihre Kraft war enorm. Niemand konnte ihre Macht nur ansatzweise in Worte fassen und das wusste selbst sie. ,,Am Ende wirst du eh sterben. Früher oder später. Wann und wie ist ihr ohnehin egal..", seufzte sie, als sie dazu gezwungen war die Wahrheit zu erkennen. Sie war ein Vampir, ohne einer menschlichen Ader oder gar menschlichen Gefühlen. Ein Raubtier, was ohne zu zögern tötet, um selber überleben zu können. Seufzend betrat sie den langen Flur, der sich über eine riesige Strecke hinweg zog. »Was, wenn sie jede Sekunde vor dir auftaucht und dich foltert? Du kannst nichts dagegen tun, weil sie viel stärker ist als du!«, schoß es ihr durch den Kopf. Und wie es der Zufall so wollte, stand die blonde Vampirin im nächsten Moment direkt vor ihr. ,,Dich foltern? Stehst du etwa auf solche dreckigen Spielchen?", grinste sie. Auf einmal kam sie ihr bedrohlich nahe, dass das Menschenmädchen fast die Beherrschung verlor. Die Vampirin hatte einen ungeheuren Einfluss auf sie. Dagegen wehren kam für sie aber nicht in Frage. Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf. ,,Nein. Was meinst du damit?", fragte sie stattdessen. Haruka schlug lachend die Hand an ihre Stirn. ,,Du bist zwar wunderschön aber echt dumm!", grinste sie. Doch Michiru fand dieses negative Kompliment alles andere als schön. Sie konnte nicht davor, dass sie bei sowas keine Ahnung hatte. Das Mädchen wusste ja nicht mal, um was es geht. ,,Ich könnte es dir ja zeigen, kleines Mädchen, aber dann würdest du wohl lieber freiwillig sterben", murrte sie unzufrieden. Die Künstlerin konnte ihr ansehen, dass sie am Liebsten ihren Willen durch gesetzt hätte, aber aus irgendeinem Grund tat sie es nicht. Die Ursache dafür war ihr jedoch unbekannt. ,,W-Warum hast du mich eigentlich aus dem Kerker geholt?", nahm sie nun allen Mut zusammen. Die Vampirin stockte. Die richtige Antwort würde sie ihr mit Sicherheit nicht sagen. Dafür war die Zeit einfach noch nicht reif genug. ,,Ich sagte doch bereits, dass du etwas ganz Besonderes bist", schnurrte sie in das Ohr des Menschenmädchens. ,,Aber was ist denn so besonders an mir? Ich bin doch bloß ein Mensch!", meinte die Türkise. ,,In der Tat. Nun bist du ein Mensch." Das Mädchen legte den Kopf verwundert in die Seite. Das Ungetüm vor ihr sprach eindeutig in Rätseln mit ihr. Und was bedeutete 'nun ein Mensch'? ,,Was soll das heißen?", fragte das Mädchen kleinlaut. Doch die Vampirin schien nicht zu wollen, dass sie bei jedem was sie sagte, nachhakte. Innerlich tat sie das nämlich die ganze Zeit. Sie würde sicherlich nichts einfach so ohne Grund sagen. Deshalb war sie sich sicher, dass da etwas war, von dem das Mädchen nichts wissen durfte. Vielleicht durfte gar kein Mensch davon etwas wissen? War da etwas, was gefährlich werden könnte? Michiru nahm sich auf jeden Fall vor, dem Ganzen auf dem Grund zu gehen. Anscheinend durfte sie hier in diesem Anwesen frei herumlaufen oder sogar leben. Ohne Grund hatte sie das Kleid doch nicht bekommen. Irgendwas musste es hier geben, was Haruka versuchte um jeden Preis zu verheimlichen. Und sie musste es nur herausfinden. Nur könnte sie nicht auffällig herumschnüffeln, denn davon würde die Gräfin etwas bemerken. »Ich muss es also so neben bei und unauffällig machen«, erkannte die junge Künstlerin. Die Countess erhob regelrecht verwundert die Augenbraue. ,,An was denkst du?", kam es über ihre rötlichen Lippen. Eigentlich wusste sie, was in dem Kopf Menschenmädchens gerade vorging. Doch sie wusste auch, dass Michiru auf Granit beißen wird. Denn finden konnte sie darüber nichts. Da die Kleinere keinen Ton zur Antwort von sich gab, fragte die Blonde nicht weiter nach. ,,Egal. Du kannst dich hier frei bewegen." Mit diesen Worten löste sie sich in der Luft auf, und Michiru stand etwas perplex im Gang. ,,Okay...." Das Erste was sie tat, was das Erkunden dieses riesigen Anwesens. Und dies bietete sich als perfekter Vorwand an, auch nach diesem Geheimnis Ausschau zu halten. Nur dabei wusste sie nicht, dass die Vampirin immer den Beweis bei sich trug und es niemals ablegte. Gerade hatte die Türkishaarige ein Waschraum betreten. Darin war eine mit hold verzierte Badewanne, sowie Waschbecken und Klo zu finden. Selbst die Wand hatte Verzierungen aus zartem Gold. Solch ein Badezimmer hatte sie in ihrem Leben noch nicht gesehen. Auch das Metall Gold sah sie in diesem Moment das erste Mal. ,,Wahnsinn!", staunte sie nicht schlecht. Trotz, dass sie alleine war, spürte sie deutlich die Aura der vampirischen Countess. Die Tatsache, dass sie gar nicht alleine war, kam ihr in den Sinn. Haruka stand in diesem Moment vielleicht sogar neben ihr, nur konnte sie sie nicht wahrnehmen. Das Mädchen konnte ihre Macht gar nicht einschätzen, geschweige denn sich vorstellen. ,,Ich muss immer auf der Hut sein!", machte sie sich mit einem Nicken klar, ,,Okay. Weiter geht's!" Mit einem recht ungutem Gefühl verließ sie den Waschraum und trat wieder in den Gang. Dieser kam ihr unendlich lang vor. Und in diesem Gebäude schien es auch unendlich viele Zimmer zu geben. Sie hatte bereits einige Zimmer angesehen und diese waren riesig gewesen und trotzdem nahm der Flur kein Ende. »Wenn es so weiter geht, bin ich heute Abend nicht fertig... Moment.. Was für eine Tageszeit haben mir denn?« Von der Zeit hatte sie absolut nichts mitbekommen. Ihr war nicht mal bewusst, wann sie von ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war. Behutsam sah sie sich weiter um, eh sie an dem nächsten Fenster angekommen war. Selbstverständlich war es mit dicken Vorhängen verhangen, dass kein Sonnenstrahl in diesen Raum dringen konnte. Denn jeder Sonnenstrahl konnte die Gräfin töten. Wobei töten nicht richtig war. Sie war ja bereits nicht mehr am Leben. »Wenn ich den Vorgang wegziehe, während sie in meiner Nähe ist, dann kann ich sie bestimmt besiegen. Und dann sind wir alle wieder frei!« Nur hatte die Vampirin gesagt, dass es den andern Gästen, die mit ihr gemeinsam hier gekommen waren, auch es gut ergehen wird. Tatsächlich schenkte sie dem Glauben. Doch erstmals musste sie einen Blick hinter die Gardinen werfen. Vorsichtig trat sie auf die Vorhänge zu. Ganz gut war ihr dabei nicht zu Mute. »Ich hoffe, sie erwischt mich dabei nicht..« Langsam schob sie den dicken dunklen Stoff bei Seite und starrte in die völlige Dunkelheit. Es war komplett schwarz, nur der Mond war sichtbar. Ein laues Seufzen verließ ihre weichen Lippen. Den Vorhang hatte sie wieder auf seine richtige Position geschoben. Gerade zu traurig sah sie zu Boden. ,,Wie lange ich wohl schon hier bin? Oder sind vielleicht erst wenige Stunden vergangen..?", fragte sie sich. Eine Antwort auf ihre Fragen kannte sie nicht und ein Zeitgefühl hatte sie auch nicht. Mit einem gesenkten Kopf lief sie weiter und erkundigte das nächste Zimmer. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, eh sie fertig war, dieses Anwesen sich anzusehen. Draußen war es bereits wieder hell geworden, jedoch verspürte sie kaum ein Gefühl der Müdigkeit. Erst als Haruka vor ihr erschien und sagte, sie würde nun ihren Tagesschlaf halten, entschied sie sich auch nun schlafen zu gehen. ,,Ich werde mich jetzt auch schlafen legen", sagte Michiru hauchend. Die Countess begann hämisch zu grinsen. Beide wussten, dass sie etwas im Kopf hatte, was ihr sehr zu gefallen schien. Doch sie wussten auch, daß Beide ziemlich müde waren. Also konnte Haruka keine Spielchen mit ihr treiben. ,,Komm mit mir, hübsches Ding. Du wirst es sicher nicht bereuen", hauchte sie in das Ohr des kleineren Mädchens. Die Künstlerin zögerte, was der Vampirin nicht gefiel. Dies zeigte ihr nur, dass das Menschenmädchen ihr noch nicht voll und ganz vertraute. »Was will ich auch erwarten? Sie ist erst 2 Tage hier!«, dachte sie. Noch in der gleichen Sekunde erhob sie ihre Hand. Für Michiru sah diese Hand, welche einladend zu ihr gehalten wurde, schrecklich verlockend aus. Das Verlangen, diese zu ergreifen kroch in ihr hoch, doch sie zögerte noch immer. Erst jetzt schien die Gräfin zu bemerken, dass sie doch etwas Angst hatte. ,,Du brauchst keine Angst haben. Ich werde dir ganz sicher nicht weh tun. Warum sollte ich auch?'', ertönte ihre Stimme erneut in einem verlockenden Ton. Ohne noch weiter zu zögern ergriff sie die Hand und wurde an die Brust der Vampirin gezogen. Dem Mädchen lief dabei ein lauer Schauer, der in Sekundenschnelle über ihren Rücken jagte, über den Rücken. Dabei schloss sie fast schon ergeben die Augen. Als sie ihre Lider wieder eröffnete, befanden sie sich in einem ganz anderen Zimmer. ,,Wo sind wir hier?", presste Michiru geschockt hervor. ,,In meinem Schlafzimmer", antwortete die Vampirin. Sie drehte sich um ihre eigene Achse, um an etwas Überblick zu gewinnen. Tatsächlich stimmte es. Ein riesiges Bett, natürlich in dunklen Farben gehalten, stand direkt neben ihr. Es sah erstaunlich weich aus. ,,Sieh mich an", sagte Haruka plötzlich, jedoch in einem sehr ruhigen Ton. Michiru drehte sich sofort wieder zu ihr und sah sie neugierig an. Da die Blonde aber nicht sprach, hakte sie nach. ,,Was denn?", fragte sie. ,,Leg dich hin!", forderte sie. Dieses Mal klang ihre Stimme nicht ganz so warm und ruhig, wie eben. Es war eher eine Aufforderung, die Michiru lieber schnell erfüllen sollte. ,,A-aber nicht mit diesem Kleid, oder? Darf- Darf ich mich umziehen?" Haruka begann augenblicklich zu grinsen. Schon jetzt stellte sie sich vor, wie sie wohl nackt aussehen würde. ,,Natürlich kannst du es auch ausziehen. Ich werde nichts dagegen haben", grinste sie diabolisch. Das Mädchen hatte erst vor, die Stoffmengen an ihrem Köpfe zu entfernen, doch es ließ sich nicht ohne Hilfe am Rücken öffnen. Zudem bermekte sie erst jetzt, dass sie ja dann nackt schlafen musste. ,,Nur keine Bange. Ich werde dir nicht weh tun." Mit diesem Worten lief sie um sie herum und blieb hinter der jungen Dame stehen. Das Herz des Menschens begann sofort zu rasen. Immerhin wusste sie nicht, was die Blondine hinter ihr nun vor hatte. »Vielleicht wird sie mir jetzt die Kehle zerfetzen?«, schoss es ihr durch den Kopf. ,,Nein, nur keine Angst. Ich möchte dir nur das Kleid öffnen, meine Schöne", lachte die Vampirin belustigt, ,,Warum sollte ich dir auch weh tun?" ,,Nein, mein Problem ist eher, dass ich dann nackt schlafen muss..." Ein lautes Schniefen ertönte direkt hinter ihr am Ohr. Sie wusste natürlich, dass Haruka die Jenige war, die dieses Geräusch von sich gegeben hatte. ,,Wenn du nicht andere Probleme hast...", seufzte sie. Sie lief an ihr vorbei zu einem Schrank, welcher fast neben dem großen Bett stand. Daraus holte sie weißen Stoff, wobei sie annahm, dass dies ein Nachthemd war. ,,Hier!", sagte sie und warf ihr den Stoff entgegen. Michiru fing es verwundert auf. ,,Äh... Danke...", murmelte sie. In der nächsten Sekunde stand die Vampirin nicht mehr vor ihr. Eschrocken sah sie sich um und als sie sich umdrehen wollte, hielt eine Hand sie bestimmend fest. ,,Bleib so stehen, sonst kann ich dir das Kleid nicht öffnen", sagte sie. Wie ihr gesagt wurde, blieb sie so stehen. Sie konnte ein Seufzen von ihr vernehmen, bis sie das Kleid an ihrem Rücken öffnete. Dadurch konnte sie sich endlich entspannen. Solche Kleidung war sie nicht gewohnt. ,,Vielleicht sollte ich dir morgen ein anderes Kleid geben", überlegte sie. Die Arme der Vampirin schlossen den Körper des Mädchens fest an ihren Körper. ,,Lass uns jetzt schlafen. Ich bin müde", schnurrte sie. Michiru hatte ihre Atmung angehalten und wartete ab. Denn die Hände der Gräfin wanderten langsam über ihren Körper. Als sie über ihre Brüste strich, stöhnte sie auf, ohne zu wissen warum. Hinter sich hörte man ein kurzes aber sehr belustigtes Lachen. Die Vampirin legte ihre Hand auf ihre Augen und im nächsten Moment lagen sie auf dem Bett. Wie sie das gemacht hatte, konnte das Mädchen nicht wissen. Doch weiter fragen würde eh nichts bringen. Kapitel 4: Ein geheimnisvoller Raum ----------------------------------- Es hatte nicht lange gedauert, bis sie eingeschlafen war. Doch die Vampirin war nicht ins Reich der Träume gewandert. Stattdessen stand sie auf und verließ das Bett. Doch vorher musste sie sich vergewissern, dass Michiru bereits schlief. Erfolgreich konnte sie das Bett verlassen, ohne dass sie aufwachte. Vor dem Bett blieb sie stehen. Auch durch die Dunkelheit konnte sie das Menschenmädchen erkennen. Licht benötigte sie dafür nicht. Ihre Macht war enorm. Jeden anderen Menschen hätte sie bereits die Kehle zerfetzt, aber bei diesem Mädchen tat sie dies nicht. Im Gegenteil. Sie würde jeden Moment sich wieder zu ihr legen und neben ihr den Tagesschlaf halten. Den Grund für ihre Freundlichkeit war ihr durchaus bewusst. Sie griff in ihre Tasche ihrer mit Seide und Gold bedeckten Jacke und holte ein altes Bild heraus. Es war kein Foto, sondern eine sehr sehr alte Malerei. Darauf war sie selber zu sehen und eine andere junge Frau. Sie war wunderschön. So wunderschön, dass Haruka sie nicht mehr vergessen konnte. Die Vampirin kannte dieses Mädchen, hatte ihr Leben mit ihr verbracht, bis sie zu dem wurde, als was sie über dieser Welt herrschte. Wie viel Macht sie über das Leben auf diesem Planeten hatte, wusste niemand, nicht mal sie. Die bösen Gestalten der Nacht konnten mehrere Tausende von Jahren werden. Doch ihre große Liebe war ein Mensch gewesen. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, sie zu beißen und sie zu ihresgleichen zu machen. Dementsprechend verstarb sie nach einigen Jahren. Vielleicht war genau das das Geheimnis, was Haruka vor dem Mädchen, welches vor ihr in dem Bett lag, verbergen wollte. Sie wusste auch, warum. Nur war die Zeit noch nicht reif genug. Sie konnte es einem Menschen noch nicht jetzt erzählen. Lächelnd steckte sie das Bild wieder in die Tasche. Einige Teile ihrer Kleidung legte sie ab und platzierte es auf einem Stuhl. Doch nackt stieg sie nicht ins Bett, da es Michiru ganz offensichtlich peinlich war. Langsam legte sie sich neben sie. Als sie endlich auf der Matratze lag, schlang sie ihre Arme um das Mädchen uns zog sie näher an sich heran. Diese bekam davon schon lange nichts mehr mit. Als sie ihre Augen öffnete, lag die blonde Vampirin nicht mehr neben ihr. Seufzend drehte sie sich zum Fenster. Natürlich war es verhangen, doch einzelne Lichtstrahlen konnten dennoch in das Zimmer dringen. Es war also immer noch Tag. Nur wo zum Teufel hatte Haruka sich versteckt? Hatte sie vielleicht noch ein Schlafzimmer? Verwundert sah sie ins Zimmer. Was sie jetzt machen sollte, wusste sie nicht. Der Hunger quälte sie mal wieder und Durst hatte sie auch etwas. Doch beides war sie gewohnt und sie konnte damit auch eine Weile leben. Nur nicht zu lange. ,,Okay... Dann suche ich einfach mal im Untergeschoss eine Küche oder so... Obwohl ich zu bezweifeln bemag, dass es hier einen Koch gibt. Aber irgendwie müssen die Menschen im Kerker ja auch ernährt werden..." Die Menschen, welche Haruka egal waren, waren noch immer eingesperrt. Bisher hatte sie sich noch nicht ein Opfer geholt, um sich von dessen das Blut zu nehmen. Ja, sie hatte sich in den vergangenen Tagen nicht mal dort blicken lassen. Gerade lief Unorid seine Runden im Kerker. Er brachte dem Gesindel das Wasser, was sie jeden Tag bekamen. Etwas Nahrung bekamen sie nicht. Es stank bereits unausstehlich, doch dem Diener des Bösen schien dieser Geruch nicht zu stören. Außerdem stank es hier nicht nur nach dem Geruch eines Toten, nein, es roch auch nach Ausscheidungen und Erbrochenen. ,,Hmm... Wieder 4 neue Leichen", murrte er unbeeindruckt, ,,Ich bin froh, noch nie ein Mensch gewesen zu sein..." Haruka hatte sich ein anderes Plätzchen ausgesucht, wo sie ihren Tagesschlaf weiter hielt. Noch bevor Michiru erwacht war, hatte sie das Zimmer mit ihrer Jacke, da sich darin das Bild befand, verlassen. Die Vampirin hatte bemerkt, dass das Mädchen bald wach werden musste. Jedoch war es ihr zu unsicher gewesen.. Denn jetzt konnte sie noch nicht aufstehen. Sie wäre äußerst schnell angreifbar in der Gegenwart Michirus. Diese könnte die Vorhänge zur Seite ziehen und dann wäre es für die Vampirin auch schon vorbei. Richtig schlafen konnte sie jedoch nicht. Denn sie wusste, dass sie sie endlich wieder gefunden hatte. Nur musste sie sie langsam an sich gewöhnen. Ohne dem würde sie mit Sicherheit nicht nah an sie heran kommen. Selbstverständlich gab es in diesem Anwesen keine Küche, noch ein Lager, in dem man hätte etwas Nahrung finden können. ,,Komisch. Nur woher hatte sie das dann letztens hergekommen. Kann sie vielleicht zaubern?", fragte sie sich. Doch sie gab ihre Suche nicht auf. Am vergangenen Tage hatte sie das obere Geschoss besichtigt, doch das Untere hatte sie komplett außen vor gelassen. Nach einer Weile kam sie vor einer alten Holztür an. Sie war bereits am Faulen gewesen und erreichte sicherlich schon 40 Jahre. ,,Okay... Dann schau ich halt mal nach...'', murmelte sie. Ganz vorsichtig wollte sie die Tür öffnen. Zugeschlossen war sie nicht. Also konnte sie ohne lediglichen Probleme eintreten. Nur war dies kein Lager, sondern eine Art Gebetsstätte wie man es eigentlich aus Japan gewohnt war. In der Mitte war ein großes Bild angebracht. Sicherlich war es ein Gemälde, was ein besonders guter Zeichner gezeichnet hatte. ,,Wow! Das ist echt gute Farbe...", bemerkte sie. Als sie näher herantrat und sie die Person auf dem Bild betrachtete, lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Auf der Leinwand war niemand anders als sie selber zu sehen. Nur auf dem Bild hatte sie im einiges längere Haare. ,,Was habe ich auf diesem Bild zu suchen? Was soll das?!" Sie schien ein Jūnihitoe (eleganter, komplizierter Kimono) zu tragen. Auf jeden Fall war so etwas aus Japan heimisch und nicht hier in England. ,,Sowas trugen doch nur Adlige aus dem Kaisershaus. Komisch... Und warum bin ich die Jenige, die diesen Jūnihitoe trägt?" Vorsichtig strich sie über die Leinwand. Auf jeden Fall war dieses Bild sehr alt. In der unteren rechten Ecke war das Jahr und der Künstler verewigt. Den Maler kannte sie auf gar keinen Fall, doch das Bild stammte aus dem Jahre 1714. ,,Oh Gott ist das alt. Welches Jahr haben wir gerade....?" ,,1889." ,,Ah okay. Das ist aber echt lange her, oder?" ,,Schon. Ist 175 Jahre und 29 Tage her." ,,Ah. Und woher weißt du das?" ,,Ich war dabei, als das Bild gezeichnet wurde." Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich gerade mit einer Person unterhalten hatte. Sie fuhr fürchterlich zusammen. Immerhin wusste sie nicht, mit wem sie gerade gesprochen hatte. Doch an der Stimme konnte sie erkennen, dass es Haruka sein musste. Vorsichtig drehte das Mädchen sich zu ihr um. Eventuell durfte sie ja gar nicht in dieses Zimmer. ,,Was hast du hier drin zu suchen?", fragte sie äußerst wütend. ,,Es- Es tut mir leid. Wirklich! Ich wollte schauen, ob das hier ein Lager oder so ist..." ,,Das sieht man doch schon, wenn man hier rein schaut. Aber du stehst hier mitten im Raum!", meckerte sie. ,,Ich fande das Bild so wunderschön... Aber sag... Warum bin ich darauf zu sehen... Das hier ist eine Gebetsstätte!" ,,Verlass den Raum", forderte Haruka, jedoch mit wenig Nachdruck. ,,Sag es bitte!" ,,Verlass den Raum!", wurde sie lauter. Michiru wusste, dass sie diesen Raum lieber sofort verlassen sollte und der Vampirin auf gar keinen Fall wirdersprechen durfte. ,,Es tut mir leid...", seufzte sie und machte sich auf dem Weg zur Tür. ,,Du hast Hunger? Dann werde ich sich zum Lager bringen. Aber das hier ist ganz sicher KEIN Lager. Ich will dich im diesem Raum nicht noch einmal sehen!" ,,Jawohl...", schluchzte das Mädchen. Haruka jedoch blieb kühl und lief ihr hinterher. Hinter sich schloss sie die Tür. Zuschließen kam für sie nicht in Frage. Sie war sich sicher, dass Michiru viel zu sehr Angst vor den Konsequenzen hatte, als das sie das Zimmer noch einmal betreten würde. Wie sie gesagt hatte, brachte die Vampirin sie zu einem Raum. In ihm befanden sich Regale, auf wessem die verschiedensten Dinge gestapelt waren. ,,Wenn du Hunger verspürst, kannst du jeder Zeit dir was hier raus holen. Ganz hinten gibt es auch eine kleine Küche. Ich weiß ja nicht wie begabt du bist, aber kochen kann ich ganz sicher nicht." ,,Nein, nein... Alles gut.. Und danke.." Darauf antwortete die Blonde nicht weiter. Stattdessen blieb sie in der Tür stehen, während Michiru sich einen Apfel schnappte. ,,Mehr nicht?" ,,Ich weiß doch jetzt, wo ich es finde", zwinkerte sie. ,,Na wenn du meinst...", seufzte Haruka und schlug den Weg in das Obergeschoss ein. Das Mädchen hielt es für besser, ihr zu folgen, was sie nun auch tat, während sie genüsslich in ihren Apfel biss. Nach einer Weile bog die Vampirin in ein Zimmer ab. ,,Darf ich dir eine Frage stellen?", fragte Michiru nun. ,,Klar, frag einfach." ,,Warum bist du schon wach?" ,,Wieso möchtest du das denn wissen?", begann die Göttin der Nacht nun wölfisch zu grinsen. ,,Es ist noch Tags und du bist schon wach... Schlafen Vampire nicht den ganzen Tag?" ,,Schläfst du denn im Winter schon, wenn es dunkel wird?", stellte sie einfach so eine Gegenfrage. ,,Nein..." ,,Dann hast du jetzt deine Antwort bekommen. Ich habe außerdem bemerkt, dass du den Raum unten betreten hast", sagte sie. ,,Es tut mir leid, das wird nicht wieder vorkommen...", versicherte sie ihr mit einem Nicken. Haruka sah sie skeptisch an. Sie wusste, daß Menschen ein neugieriges Pack waren und das das gerade eben kein Einzelfall bleiben wird. ,,Darf ich dir noch eine Frage stellen?", kam es wieder. Dieses Mal wirkte sie jedoch leicht verängstigt. Die Vampirin konnte diese menschliche Angst förmlich spüren. ,,Was ist?", kam es deshalb ziemlich genervt. Dass Haruka so genervt klang, ließ das Menschenmädchen unsicher werden. Dies war genau das, was das Ungetüm erreichen wollte- Angst. Sie wusste aber auch, dass Michiru ihr großen Respekt aufwies. ,,Warum war ich auf diesem Bild zu sehen? Das war doch ich, oder?", wollte die Türkise nun wissen. Haruka stöhnte. ,,Das hat dich nicht zu interessieren, elender Mensch!" Doch diese Beleidigung schien Michiru gar nicht zu verletzten. Stattdessen ist gnorierte sie diese Aussage gekonnt und halte weiter nach. ,,Das war doch ich, oder? Sag doch mal! Ich würde gerne wissen, warum ich auf dem Bild bin. Und das ist ja auch schon mega alt. Und... außerdem ist es in Japan gemalt worden, hab ich Recht?'', bombardierte sie sie gerade zu mit Fragen. Haruka schien der Kragen zu platzen. Sie hatte eindeutig gesagt, sie solle nicht weiter nachfragen und das Mädchen hatte einfach so ihren Befehl missachtet. ,,Halt endlich deinen Rand! Du gehst mir so auf die Nerven! Ich werde dich am Besten gleich wieder mit einsperren!", schrie sie den Menschen an. Dass Haruka gleich so laut wurde, hatte Michiru nicht erwartet. Doch die Vampirin hatte gesagt, es würde den Menschen im Kerker auch gut gehen. Also wäre es doch sicher auch nicht ganz so schlecht dort unten. Zudem musste sie hier oben die Angst haben, sie wäre das nächste Opfer. In den Zellen war es relativ unwahrscheinlich, dass man das nächste Opfer der Vampirin wurde. Kapitel 5: Ein weiterer Besuch im geheimnisvollen Zimmer -------------------------------------------------------- ,,Und was wäre daran so schlimm?", wollte sie nun wissen. ,,Wehe du fragst mich jetzt noch irgendwas! Sonst werde ich dafür sorgen, dass du an einem qualvollen Tod sterben wirst!", drohte sie ihr. Die Blonde wußte selber, dass sie das Gesagte niemals in die Tat umsetzen würde, doch vielleicht gab der Mensch vor ihr dann ja Ruhe. Michiru sah etwas betrübt zu Boden. Nun merkte sie selber, dass sie übertrieben hatte. Als sie ihre Blicke wieder erhob, war die blonde Vampirin verschwunden. Verwundert sah sie sich um. Die Vampirin hatte die letzten Tage kein Blut getrunken. Deshalb hatte sie starken Hunger verspürt und auf Michiru zu stürzen wollte sie auch nicht. Bei ihr wollte sie auf gar keinen Fall die Kontrolle verlieren. Dass Michiru das Zimmer im untersten Stockwerk besichtigt hatte, hätte sie nicht gedacht. Der Raum war für niemanden außer ihr zu betreten, doch Michiru war einfach hinein gegangen. Tatsächlich war die Vampirin sehr wütend auf sie. Zudem hatte sie diverse Fragen gestellt, welche Haruka ihr niemals beantworten würde. »Noch kann ich es ihr nicht sagen. Sie darf sich daran nicht erinnern!«, dachte sie. Soeben hatte sie den Kerker betreten und lief durch die langen breiten Korridor. Weiter hinten stand Unorid an der Wand und spielte mit einem Stein. Er schien sich zu langweilen, aber das tat er immer. Haruka bemerkte auch den Gestank. Jetzt hätte man die reine und frische Luft von Außerhalb hinein lassen können, da es langsam dunkel wurde, doch da Haruka die Menschen eh egal waren, wurde dies nicht getan. Stattdessen mussten sie weiterhin so leiden. Vor der größten Zelle, in der sich alle Besucher, die freiwillig in den Tod gekommen waren, blieb sie stehen. Ein armseliger Anblick bot sich der gefürchteten Gräfin. Ein Großteil der Gäste war bereits verendet. Der andere Teil, welcher noch halbwegs im Reich der Lebenden war, hatte sich in eine Ecke gequetscht- weit weg von den Toten. Ganz hinten in der hintersten Ecke saß ein doch recht jüngerer Mann. Er schrie gerade ein kleines Mädchen an, was etwas getrunken hatte. Anscheinend wollte er das Wasser haben. »Traurig...«, hatte sie gerade so noch dafür übrig. ,,Hey, du da! Ja du! Der da so rumschreit! Komm her!", unterbrach Haruka ihn beim Aufregen. Die Countess stand außerhalb des Kerkers und hatte ihn bis jetzt auch noch nicht betreten. So jemanden wollte sie als erstes töten. Die Kinder würden als Letztes kommen und die älteren Herrschaften waren ja bereits aus dem Weg geschafft. Erst jetzt bemerkten sie, dass die Gräfin sie besuchte. Angst machte sich bemerkbar, Kinder begannen zu weinen und die Erwachsenen zu schreien. Haruka spürte gerne diese Angst, die man ihr gegenüber brachte. Sie genoss es gerade zu. Der Mann, den sie meinte, hatte inzwischen schon gemerkt, dass er gemeint war und das er zu ihr kommen sollte. Jedoch getraute er sich nicht mal aufzustehen. Er wimmerte nur noch. ,,Ach! Jetzt bist du nicht mehr so laut!", lachte die Vampirin überaus belustigt, ,,Komm her!", forderte sie noch einmal. Doch der Mann regte sich nicht. Stattdessen schlug er andere Leute hier vor, die besser als Opfer sich eigenen würden. ,,Wie feige du auf einmal bist", begann sie lauthals zu lachen, ,,Erst schreist du das Kind an und dann schlägst du auch noch Frauen vor, die ich mir eher nehmen soll als dich. Aber vielleicht kennst du das Sprichwort 'Das Beste kommt zum Schluss'? Also kommst du direkt als Erstes!" Unorid begann hinter der Gräfin zu lachen. ,,Das hat gut gepasst, Herrin", lachte er. Die Blonde jedoch verdrehte genervt die Augen. ,,Sei still!", befahl sie. Der Diener zögerte gar nicht und hielt lieber den Rand. Mit einem Sieges sicheren Grinsen wandte Haruka sich wieder dem feigen Mann zu. ,,Und du willst dich Mann nennen. Frauen sind eh stärker. Komm her, du elender Lappen!", in ihrer Stimme lag pure Drohung. Der Hunger der Vampirin war groß und all zu lange wollte sie nicht mehr auf ihr Blut warten. Endlich erhob das männliche Wesen sich und schlürfte sich zum Gitter. Als er dort angekommen war und so nun vor der Gräfin stand, wies sie ihn noch näher zu sich heran. Erst zögerte er, doch ihm war der Tod bereits eh sicher. Er tat wie ihm gehießen. Sofort wurde er mit einem derart heftigen Ruck durch das Gitter gezerrt, dass selbst sein Schädel unter Blutspritzern zerquetscht wurde. Die anderen gefangenen Gäste begannen zu schreien und weinen, versuchten noch mehr Abstand zu nehmen. Doch wenn Haruka wöllte, könnte sie die Zelle auch betreten und sich das nächste Opfer holen. Blitzschnell schlug sie ihre Reißzähne in seinen eh schon mit Blut besudelten Hals. Sie zerfetzte in voller Hungrigkeit das Fleisch, wodurch sie schon nach einigen Sekunden voller Blut war. Als sie ihren Durst gestillt hatte, ließ sie ihn achtlos los. Doch er fiel nicht zu Boden, sondern blieb im Gitter stecken. ,,Danke. Vorerst bin ich satt, auch wenn das Blut nicht besonders köstlich gewesen war... Aber der nächste Hunger kommt, meine Herrschaften!", sagte sie. Mit einem boshaften Lachen verschwand sie in der Dunkelheit. Michiru hatte sich wenig später noch etwas zu essen geholt. Nun schaute sie aus einem geöffneten Fenster. Die Vampirin war nicht noch einmal aufgetaucht. Deshalb hatte das Mädchen etwas Langeweile, doch ohne Haruka war es um einiges sicherer. Noch immer wusste sie nicht, was genau sie verbarg oder was das Bild unten in diesem Raum zu bedeuten hatte. Dass sie darauf zu sehen war, war klar. Dabei war sie sich sehr sicher. Nur wusste sie nicht genau, warum Haruka so verklemmt reagiert hatte. Sie hatte ihr ja auch mit dem Tod gedroht. »Michiru! Du vergisst, dass sie eine Bestie ist! Ein Vampir! Sie tötet um zu Überleben!«, machten sie sich in ihren Gedanken klar, »Sie wird sdch töten, wenn du noch mal nach siehst. Das hat sie dir doch gesagt!« Jedoch war die Verlockung viel zu groß, als dass sie hätte widerstehen können. Sie stöhnte einmal und verschloss dann das Fenster. Sie konnte dem einfach nicht widerstehen. Also machte sie sich auf dem Weg zu diesem geheimnisvollen Raum. Es dauerte länger als gedacht eh sie angekommen war. Doch irgendwann war sie es. Wieder stand sie vor dieser alten Tür. Ein Zögern. Hatte sie Angst? Eventuell schon- aber vor Haruka und nicht vor dem Tod. So viel wie sie bereits erlebt hatte. Mittlerweile war es ihr egal, was mit ihr passierte. Vielleicht gab es sie ja doch Hoffnung? Denn hier bekam sie ausreichend Nahrung und Flüssigkeit. Vor Krankheiten und Seuchen was sie ebenfalls geschützt. Jedoch musste sie mit dem Risiko leben, jemand könnte sie zu einem Vampir machen. Denn hier konnte sie niemanden vertrauen. Oder würde sich es als Vampir eventuell leichter leben? Michiru mochte es zu bezweifeln. Auf gar keinen Fall wollte sie zu einem Vampir werden! Langsam erhob sie ihre Hand, um diese zu der goldenen Klinke zu führen. Dabei raste ihr Herz schneller als normal, da sie ja auch wusste, dass es ihr verboten war. Und dennoch tat sie es. Menschen waren wirklich verdammt neugierig. Das musste sich selbst sie in diesem Moment eingestehen. Erneut trat sie in den Raum, doch dieses Mal war Haruka eher da gewesen. Diese stand nämlich einen Meter vor ihr mit einem wütenden Blick. ,,Mir war klar gewesen, dass du der Verlockung nicht widerstehen kannst. Ich habe dir gesagt, du sollst es lassen. Aber du hast dich mir meinen Befehlen widersetzt. Ich wollte dir ein normales Leben gewähren!", zischte sie überaus wütend. Die Vampirin kochte gerade zu vor Wut. Dies war selbst für die Türkise spürbar. ,,E-Es tut mir leid... Aber ich bekomme das einfach nicht mehr aus meinem Kopf... Sag mir doch endlich warum ich auf dem Bild da bin!" Sie zeigte mit dem Finger auf das große Bild an der Wand. Darunter waren Kerzen, welche angezündet waren. Die waren letztens noch nicht gewesen. Haruka jedoch reagierte nicht weiter auf ihre Frage. ,,Du hast nicht auf mich gehört, also wirst du die Antwort auf deine Frage auch nicht bekommen", zwinkerte sie, ,,Eine Hand wäscht die andere." Michirus Lippen verzogen sich zu einem leichten Schmollmund. Doch sie wusste auch, dass sie selber daran Schuld war. ,,Komm jetzt. Du hast hier drin immer noch nichts zu suchen!", sagte die Vampirin. »Sie ist gar nicht wütend auf mich?«, dachte das Menschenmädchen. ,,Warum sollte ich es nicht sein?", säuselte die Vampirin gefährlich, ,,Ich würde dich gerade zu gern töten, da du mir tierisch auf die Nerven gehst, aber ich tu es nicht." Bei der rauen geheimnisvollen Stimme lief der Türkisen ein gewaltiger Schauer durch Mark und Knochen. Jedoch verspürte das Mädchen auch so etwas wie Angst. Doch vor dem Tod konnte sie nicht sein. Vielleicht war Haruka der Grund für ihre Furcht. Die Vampirin führte sie in ein Schlafgemächer, in dem Michiru mal gewesen war, doch es war nicht das von Haruka. Sie ließ die Türkise als Erste eintreten und als diese sich umdrehte, um Haruka zu fragen, was sie hier wollten, verlor sie augenblicklich das Bewusstsein. Alles drehte sich um sie herum. Sie fiel, es wurde schwarz vor ihren Augen und dann war da nichts mehr. Kapitel 6: Ein Gespräch unter Vampiren -------------------------------------- Haruka hatte sie, noch während sie gefallen war, aufgefangen. Weitere Fragen wollte sie nicht gestellt bekommen, weshalb sie sich dafür entschied, ihr das Bewusstsein zu nehmen. Den Rest der Nacht sollte sie schlafen. In dieser Zeit wollte die Gräfin sich in aller Ruhe die Stadt England ansehen. Das Mädchen in ihrem Arm bekam ohnehin nichts mehr mit. »Du siehst noch genauso süß aus, wenn du schläfst, mein Engelchen. Nicht desto trotz bis zu mir gerade ziemlich auf den Geier gegangen.  Mach das nie wieder, ja?!«, dachte sie und dabei bildete sich ein ungewöhnlich liebevolles Lächeln auf ihren Lippen. Behutsam legte sie den bewusstlosen Körper auf das Bett, was in diesem Zimmer neben ihr stand. »Sie wirkt wie eine schlafende Prinzessin«, schoss es ihr durch das Gehirn, als sie sie längere Zeit musterte. Kopfschüttelnd und geradezu empört über sich selbst, legte sie die Decke über sie. Dennoch tat sie es vorsichtig. Immerhin wollte sie diese schlafende Prinzessin nicht wecken! Mithilfe ihrer Macht, mit der sie sich telepotierte, verließ sie ihr Anwesen. Die Nacht war noch jung. So schnell würde die Sonne nicht aufgehen. Also hatte sie noch viel Zeit. Schon als sie hier draußen angekommen war, fiel ihr eine Gestalt auf, welche ihr gegenüber stand. Haruka wusste zwar nicht wer es war, doch was es war: Ebenso wie sie war diese Gestalt vor ihr ein Vampir. Und nach der Silhouette zu urteilen ein männlicher. Nur einen kurzen Moment lang drehte sie sich zu ihrem Anwesen um. Schon als sie bemerkt hatte, dass Michiru sich unter ihren Gästen befand, schützte ein riesiges Schutzschild das Haus. Dass SIE dabei war hatte sie bereits gemerkt, als sie Michiru an der Tür empfangen hatte. Nachdem sie sich sicher gegangen war, dass das Schutzschild immer noch existierte, drehte sich sich zu der Gestalt um. Diese stand genauso wie vor paar Sekunden auch da. Die roten Augen hatten die Vampirin genau fixiert, doch sie ließ sich davon nicht weiter beeindrucken. Erst als sie sich ein klein wenig Mühe gab, den Vampir vor sich  zu erkennen, erkannte sie auch wer es war. Er war ihr schon immer ein kleiner Dorn im Auge gewesen. ,,Adam? Wir haben uns aber lange nicht gesehen!'', rief sie mit ironischer Freude, wobei ein diabolisches Grinsen ihre Lippen umspielte. ,,Ha haha! Ich habe dich auch vermisst!'', zischte er sie gefährlich an. ,,Was willst du von mir?", kam es sofort äußerst gelangweilt. Er jedoch wirkte immer noch wütend, ja fast schon verhasst. Haruka wusste warum. Sie hatte ihm noch zu menschlichen Tagen die Freundin ausgespannt. Und das nahm er ihr sehr übel. Denn diese Frau hatte den Rest ihres Lebens dann mit Haruka verbracht und nicht mit Adam. ,,Ich werde mich an dir rächen, das will ich! Du hast mir nicht nur meine große Liebe genommen, nein! Du hast mir auch die Macht genommen, die ich hätte bekommen können!", kam es wütend von ihm. Die Vampirin begann sofort zu lachen. Sie stützte ihr Hand in die Tailie und lachte. ,,Ach komm! Werd mal nicht übermütig! Die Königin der Vampire will doch nicht so ein Schlappschwanz wie dich haben!" ,,Wer nennt sich hier Schlappschwanz?! So müsstest du wohl eher dich nennen! Wer ist denn mit ihr vor den Werwölfen geflohen? Du! Hättest du sie mir überlassen, wäre sie so wie wir und würde als Vampir all das Leben auf dieser Erde beherrschen! Aber du warst ja zu feige!" ,,Sie wollte nicht, klar? Zumal!: Wäre sie jetzt wie wir und würde den Platz der Königin der Vampire einnehmen, wäre sie eine leichte Zielscheibe für jeden Werwolf und Vampir! Du vergisst dabei die Risiken! Du weit auch, dass sie krank war und schnell einen Kampf verloren hätte!", erinnerte Haruka ihn. ,,Ich hätte sie beschützt mit allen Mitteln! Selbst, wenn ich dabei drauf gegangen wäre!", versicherte er in einem lauten Ton. ,,Erzähl mir mal keine Scheiße! Dir ging es seit Anfang an nur um die Macht, die du als ihr Schöpfer bekommen hättest!" In seinen Augen schien man das Feuer lodern zu sehen. Jahre hatten sie sich nicht gesehen. Jahrzehnte, in der er seine Wut angestaut hatte. ,,GING ES MIR NICHT! Du hast alles kaputt gemacht! Alles! Und das werde ich dir niemals verzeihen!" In diesem Moment erwachte Michiru aus ihrer Bewusstlosigkeit. Beide Vampire spürten deutlich ihre Anwesenheit. ,,Sie ist hier?!", schrie er. ,,Ja, da hast du vollkommen Recht!'' , grinste sie, ,,Sie war unter meinen zahlreichen Gästen dabei. Ich glaube, dass hier eine Reinkarnation stattgefunden hat. Sie sieht genau so aus wie sie und hat sogar den gleichen Namen. Nur kann sie sich nicht erinnern." ,,Michiru ist bei dir? Nein! Gib sie mir zurück! Ich will sie sehen!" Wutentbrannt rannte er auf die Vampiren zu. In unmenschlicher Geschwindigkeit bretterte er auf Haruka zu, die nur mit Mühe ihm ausweichen konnte. ,,Bleib mal locker, junger Kerl! Du wirst sie nicht sehen, das versichere ich dir!", grinste sie. Vollkommen ruhig und entspannt lehnte die Blonde sich gegen die Mauer, welche ihr Grundstück abgrenzte. Vor ihr stand wohl ihr größter Störenfried, den sie je besaß. Jemand, denn sie schon seit langer Zeit eigentlich los werden wollte, doch bisher hatte sie nie die Möglichkeit gehabt und in der letzten Zeit waren sie sich nicht mal über den Weg gelaufen. Doch nun gab es die Möglichkeit ihm das Ende zu setzen. ,,Ist sie denn in diesem Leben wieder so krank, wie sie früher war?", kam es fast schon traurig von dem groß und stark gebauten Mann. Haruka nickte ausdruckslos. ,,Ich denke schon..." Michiru hatte ihre Augen geöffnet und lag nun seit einigen Minuten regungslos im Bett. Ihr war nicht klar, was sie tun sollte und die Kraft zum Aufstehen fehlte ihr ebenfalls. Erstmals musste sie ihre Kraft sammeln, um sich dann halbwegs in eine sitzende Position zu bringen. ,,Ich glaube, ich werde krank....", murmelte sie. Schon einmal war sie in ihrem Leben krank gewesen. Doch damals hatte sie die Krankheit überwinden können, nur wäre sie dabei fast gestorben. Diese schwere Zeit wollte sie eigentlich nicht noch einmal durchmachen. Sie kämpfte sich aus dem Bett und versuchte nach Haruka zu suchen, jedoch besaß sie kaum Kraft im Körper mit der sie sich hätte halten können. Als sie noch einen Schritt wagte, klappte sie sofort zur Seite. Die Vampirin bemerkte ihren Zustand bereits, als sie erwachte. Sie wusste auch, dass Michiru schwindelig war und als sie das Gleichgewicht zu verlieren schien, war sie direkt bei ihr und fing sie ab. Adam wollte Haruka folgen. Im war durchaus bewusst wo sie hinwollte, doch das Schutzschild hielt ihm von seinem Vorhaben ab. Wütend blieb er vor dem eisernen alten Tor stehen und starrte das Haus an. Vorsichtig hob sie das Menschenmädchen auf ihre Arme, legte sie dann wieder in die Stoffmengen, in denen sie eben schon gelegen hatte. ,,Ruh dich aus. Ich werde dir was zusammen brauen, was dir helfen wird", raunte sie an ihr Ohr, ,,Versuch zu schlafen." Kapitel 7: Zärtlichkeiten eines Vampirs? ---------------------------------------- Alles war schwarz. Nichts erkennbar. Nur Dunkelheit. Doch sie wusste, dass sie ihre Augen geöffnet hatte. Die Nacht war abgebrochen und nicht mal eine Kerze brannte in diesem Zimmer. Trotz der Finsternis und der Unkenntnis, wo die Vampirin gerade war, konnte sie Haruka deutlich spüren. Sie kam ihr immer näher. Je mehr Zeit vergangen, desto stärker wurde das Gefühl ihrer Anwesenheit. Irgendwann konnte sie eine Tür hören, die sich öffnete und jemand das Zimmer betrat oder verließ. Michiru war sich jedoch sicher, dass Haruka gerade das Zimmer betreten hatte. Tatsächlich war Haruka soeben eingetreten. Bis gerade eben noch war sie in der kleinen Küche, die in ihrem Anwesen existierte gewesen, und hatte eine Medizin zusammengebraut, die Michiru helfen sollte. So etwas hatte sie noch nie für einen Menschen getan. ,,Haruka?", presste Michiru ängstlich hervor. Die Blonde begann zu grinsen. Sie konnte sehen, dass sie Angst hatte. Die Vampirin konnte die Furcht gerade zu spüren. ,,Ja, ich bin es", grinste sie in die Dunkelheit. Sie lief zu einem kleinen Nachtisch, der neben dem Bett stand. Auf ihm stand eine Kerze, welche nun mit Hilfe ihrer Macht das Zimmer erhält. Dafür musste sie gerade mal mit dem Finger schnipsen. Michiru konnte jetzt jedoch die Vampiren erkennen. Diese stand mit rot leuchtenden Augen neben dem Bett, in dessen sie lag. Auf ihren Lippen lag ein leichtes Grinsen, welches ihre Reißzähne entblößte. Jeder andere Mensch hätte Angst verspürt, doch die Künstlerin tat nun das komplette Gegenteil. Sie fühlte sich gerade zu sicher in der Gegenwart der Vampiren. ,,Ich habe dir eine Medizin gemacht. Wenn du Morgen aufwachst wirst du sie mit Wasser einnehmen. Ich habe es in der Küche auf dem Tisch gestellt", sagte sie mit einem straffen Ton, der keine Widerrede zulassen würde. ,,Du...- Du hast für mich eine Medizin hergestellt? Kannst du das überhaupt?", hob sie verwundert die Augenbraue. ,,Natürlich! Als ich noch ein Mensch war, habe ich das gelernt. Habe also keine Angst, das wird dir helfen", versicherte Haruka ihr. Michiru nickte verstehend und senkte dann die Blicke auf den alten Holzboden. Haruka stand gerade mal einen halben Meter von ihr entfernt vor ihr. Auf deren Lippen lag ein wölfisches Grinsen, was dem Menschenmädchen zeigte, dass diese irgendwas dachte, für was Gott Michiru bestrafen wird - so ihr Glaube. Sie konnte es klar und deutlich an ihrem Blick erkennen. ,,W-Was ist?", kam es halblaut von ihr, wobei die Vampirin an der zittrigen Stimme erkannte, dass diese Angst hatte. ,,Ich werde dir nicht weg tuen. Das Einzige, was ich will ist, die Nacht bei dir zu verbringen", grinste die Blondhaarige. Michiru glaubte fast schon sich verhört zu haben. Ob es bedeuten sollte, dass der Vampir vor ihr ihre Nähe suchte? Etwas anderes kam im Moment gar nicht in Frage, doch verwunderlich war es trotzdem. »Was hat das zu bedeuten...?« Noch in der gleichen Sekunde wurde das Feuer der Kerze gelöscht. Nun herrschte wieder die Dunkelheit in diesem Zimmer und Michiru konnte absolut gar nichts mehr erkennen. Doch die Vampirin sah immernoch etwas. Ohne den Menschen vor zu warnen, stieg sie mit in das Bett ein. Die Türkise jedoch wusste, dass sie es war und rutschte etwas zur Seite. Ein Bett war aber auch mal zu Ende und Michiru drohte es, heraus zu fallen, doch Haruka hielt sie fest und zog sie an ihren Körper. Dieser war auf einmal komplett nackt, was die Kleinere aufschreien ließ. Ihre Nähe tat unsagbar gut und dennoch sträubte sich alles in ihr. Etwas weiches drückte sich gegen ihre Brust, während sich 2 Arme gierig um sie schlungen. Das Mädchen wagte den Versuch nach Sauerstoff zu schnappen, so sehr strahl ihr dies die begehrte Luft zum Atmen. Ein weiteres Wort wurde zwischen den Beiden nicht mehr ausgewechselt. Trotz der Lage, in der sich Michiru sich gerade befand, ging es ihr nicht gut und sie war ohnehin schon geschwächt. Deshalb schweife sie schon bald in das Reich der Träume ab.Haruka wartete so lange, bis sie eingeschlafen war. Doch nun war ihre Zeit. Die Nacht war noch jung und jetzt wollte sie auf gar keinen keinen Fall schlafen, dafür würde sich der Tag besser eignen. Trotdzem wartete, bis Michiru schlief. Danach verließ sie vorsichtig und leise den Raum. Der Morgen war bereits herangebrochen. Selbstverständlich bekam keiner davon etwas mit, doch Michiru hätte sich auch vergewissern können. Stöhnend kämpfte sie sich aus dem Bett. Ihr war schwindeliger als am vergangenen Abend und ihr Hals kratzte fürchterlich. Es war schwer, das Bett zu verlassen. Ihr fehlte die Kraft zum Laufen, wodurch sie sofort auf dem Boden zusammenklappte. ,,Nein, bitte nicht", presste sie angestrengt hervor. Nur mit größter Mühe schaffte sie es wieder auf ihre Beine. Langsam schlürfte sie sich durch das ganze Anwesen zu der Küche, wo die Medizin sich befinden sollte. Sie hoffte nur, dass die Vampirin sie nicht reingelegt hatte. Aber sie hätte dafür gar keinen richtigen Grund. Auf dem Weg dort hin fiel ihr auf, dass es bereits Tag war. Vielleicht war es auch schon Mittag oder Nachmittag. Genau wissen konnte sie es nicht. Sie lief an der alten Tür vorbei, hinter der sich dieses geheimnisvolle Zimmer befand, doch koch einmal reingehen wollte sie nicht. Beim letzten Mal war Haruka eher als sie da gewesen und auch wenn sie sie nicht dafür bestraft hatte, könnte es dieses Mal auch anders sein. Deshalb lief sie weiter den langen Korridor entlang. Am Ende befand sich eine weitere alte Tür, hinter der sich die Küche befinden musste. Haruka hatte letztens auf dieses Zimmer gezeigt und hatte gesagt, da würde sich die Küche befinden. Seufzend öffnete sie die Tür und betrat den Raum. Tatsächlich war es eine Küche. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer alter Holztisch, worum ring herum mehrere Stühle aufgestellt waren. Auf dem Tisch stand eine kleine Schale und ein Krug mit einem Glas. Das Glas war auf jeden Fall alt und stammte aus einem Königshaus. Die Ränder waren verziehrt und am Boden umschloss ein Goldrand das Glas. Ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen trat sie auf den Tisch zu. Da sie auf dem Weg hier her einiges an Kraft verloren hatte, musste sie sich erstmals setzen. Schweratmend hielt sie sich den Kopf. Die von der Vampirin zusammengebraute Medizin musste einfach helfen! So angeschlagen war sie schon lange nicht mehr gewesen. Mit einem ungutem Gefühl nahm sie die Medizin ein. Erst trank sie den Inhalt der Schale und dann kippte sie noch etwas von dem Wasser hinter. Michiru wusste, daß Medizin nicht gut schmecken konnte. Deshalb verzog sie während der Einnahme auch das Gesicht. Eine schlagartige Veränderung konnte sie noch nicht verspüren. Sie müsste dafür noch anscheinend noch etwas warten. Nachdem sie etwas gewartet hatte, konnte sie eine Veränderung in sich verspüren. Gerade wollte sie aufstehen, als hinter ihr die Tür geschlossen wurde. Apruppt drehte sie sich um und erblickte vor sich die Vampirin. ,,Na, hat die Medizin gewirkt?", fragte sie mit einem Lächeln. ,,Ich denke schon... Mir ist nicht mehr schwindelig. Ich fühle mich allgemein besser...", erzählte sie etwas verwundert, ,,Ähm... Hab vielen Dank." Die Vampirin begann zu grinsen. Langsam trat sie auf das Mädchen zu. ,,Nicht dafür, meine Schöne", grinste sie und schloss sie in ihre Arme. Augenblicklich begann ihr Herz zu rasen. Den Grund für das schnelle Pochen kannte sie nicht, aber auf einmal war sie so aufgeregt. In ihrem Bauch hatte sie ein seltsam komisches Gefühl, was noch nie zuvor dagewesen war. Und als würde das nicht schon reichen, wurde ihr zusätzlich auch noch dermaßen warm. »Was ist das? Was ist mit mir los?« Letztendlich schob sie es darauf, dass sie krank war und das ihr Körper rumspinnte. Von Harukas Seite kam nur ein Lachen. Sie wusste, was ihr gerade durch den Kopf ging und worauf sie es schob. Und sie wusste auch, warum Michiru eigentlich so reagierte. »Ihr Körper merkt das und reagiert auf mich. Nur weiß das ihr hübsches Köpfchen noch nicht!«, dachte sie. Dabei drückte sie den zierlichen Körper noch fester gegen sich. ,,Willst du dich vielleicht etwas hinlegen?", hauchte sie leise und Gänsehaut verursachend in ihr Ohr. ,,Nein, ich bin nicht müde, wirklich nicht. Ich bin doch vorhin erst aufgestanden...", seufzte Michiru immer noch schwach. ,,Du bist heute Mittag erwacht, ja. Und es ist Abend. Du sitzt schon eine ganze Weile hier unten. Und...", ihr Stimme wurde verlockender, ,,Ich spüre, dass dir kalt ist." Haruka hätte ihr gesagt, dass sie noch mal in die Stadt wollte und ist kurz darauf auch verschwunden. Michiru war für eine begrenzte Zeit in dem Zimmer gewesen, in dem sie bisher fast immer geschlafen hatte. Dort hatte sie versucht, ihren Körper wenigstens ein klein wenig aufzuwärmen. Und dies funktionierte auch, auch wenn es etwas lange dauerte. Doch danach war ihr langweilig. Erst hatte sie das Verlangen, in dieses geheimnisvolles Zimmer zu gehen, doch dann kam ihr eine Idee. Wie wäre es mit den Kerkern? Kapitel 8: Das eigentliche Leiden der Menschen ---------------------------------------------- Mit einem rasenden Herzen betrat sie den Korridor. Die Aufregung hatte sie befallen und sie hatte riesige Angst davor, Haruka würde dies nicht wollen. Doch ein richtiges Verbot hatte die Vampirin ihr auch nicht gegeben, oder? Langsam lief sie durch die Gänge. Michiru wusste, wo sie hin musste, doch war sie noch nie auf die Idee gekommen mal nachzusehen, wie es denn den anderen Menschen ging? Nach einer schieren Unendlichkeit war sie vor der großen dicken Tür angekommen. Bisher hatte sie nie etwas gespürt, wenn sie hier vorbei gegangen war, aber nun verspürte sie ein sehr ungutes Gefühl. Es schien so, als wäre da was, von dem sie noch nichts wusste. Vorsichtig stieß sie die Tür auf. Von der Stelle aus wo sie sich gerade befand führte eine Treppe hinunter in die völlige Dunkelheit. Michiru konnte wirklich überhaupt nichts erkennen. Trotzdem wollte sie wissen, was da unten war. Auch den Gestank hatte sie bereits mitbekommen und das zeigte ihr, dass es ihnen da unten gar nicht so gut ging, wie Haruka es gesagt hatte. Sie hielt sich den Mund zu, um sich nicht übergeben zu müssen. Und dennoch trat sie weiter in das Innere. Als sie am Fuße der Treppe angekommen war, erhellten endlich ein paar Fackeln den alten und dennoch dunklen Korridor die Finsternis. Vor ihr stand eine Gestalt, die irgendwie menschlich wirkte, es aber nicht war, das konnte sie deutlich spüren. Die Gestalt vor ihr war Unorid, welcher auf die Gefangenen aufpasste. Seine Meisterin Haruka hatte ihm klar und deutlich gesagt, dass er Michiru nicht weh tut durfte, geschweige denn sie einsperren durfte. Sie hatte ihm auch gesagt, daß er das Mädchen beschützen solle, wenn es denn mal hart auf hart kommen würde und Haruka nicht da wäre. Die Vampirin hatte aber nicht gesagt, wie er handeln sollte, wenn sie den Kerker betrat - so wie jetzt auch. Doch das Menschenmädchen zeigte keine Furcht. Statt wieder zu gehen, kam sie der Gestalt und somit auch den Zellen näher, ohne zu wissen was sie gleich erfahren würde. Ihr Herz raste, denn sie wusste bereits jetzt schon, dass Haruka sie angelogen hatte. Nur wusste sie nicht, wie schlimm es bereits fortgeschritten war. Als sie vor dieser finsteren Gestalt ankam, sah sie erst ihn an und dann an sich herab. »Ich trage ein wunderschönes Kleid, leide nicht an Hunger oder Durst. Wie es wohl den anderen geht?«, dachte Michiru. Alles in ihr sträubte sich, am Liebsten würde sie sich gar nicht hindrehen, doch nun tat sie es. Und was sie da sah, war schlimmer als sie je gedacht hatte. Sie sah Tote und noch lebende Menschen, die jedoch dem Tod sehr nahe waren. Kannibalismus. Es stank fürchterlich. Sofort wurde ihr übel. Ihre Hand wanderte eher vor Schreck zu ihrem Mund. ,,Oh mein Gott!", presste sie erschrocken zwischen ihren Lippen hervor. Einen weiteren Blick konnte sie Unorid nicht würdigen. Stattdessen rannte sie. Raus aus dem Kerker, irgendwo hin, doch sie befand sich noch immer in Harukas Anwesen. Sie wusste, dass sie nicht entkommen konnte. Sie wusste auch, dass sie gegen die blonde Vampirin keinen Chance hatte. »Das kann nicht sein! Warum hat sie mir das verschwiegen? Warum hat sie mich angelogen?! Die Menschen hungern dort unten, und ich? Mir geht es gut... Das kann doch nicht wahr sein!« Hastig lief sie durch die Korridore, ohne zu wissen wohin. Sie hatte kein Ziel mehr. Gerade war sie an Harukas Schlafgemächer vorbeigegangen, doch nun fiel ihr direkt daneben eine schmale Treppe auf, welche irgendwo hin nach oben führte. »Vielleicht zu dem Dach?« Ohne noch weiter zu überlegen rannte sie die Treppe hinauf. Ihr war egal, ob da oben auch Gefahren lauern konnten. Michiru fühlte rein gar nichts mehr. In ihr lebte nur noch der Drang in die Finsternis zu rennen und die Frage 'Warum?'. Warum hatte Haruka das getan? Warum wurde sie ausgerechnet so freundlich behandelt? War sie etwas Besonderes? Nein. So langsam schien sie dem Ende der Treppe näher zu kommen. Zwischen mehreren Stützsäulen konnte sie klar und deutlich den Mond erkennen. Der Himmel war wolkenfrei. Die große weiß gelbe Kugel am Himmel leuchtete intensiver als sonst. »Heute ist Vollmond...«,stellte das Mädchen fest. Schweratmend trat sie an das Ende der Mauer. Von dort aus konnte sie nach unten in den Garten blicken, welcher dem Anblick zu urteilen schon lange nicht mehr gepflegt worden war. ,,Warum hat sie das gemacht? Wieso?! Das ist nicht fair, oder habe ich etwas falsch gemacht...?", begann sie bitterlich zu schluchzen. Haruka hatte sie angelogen. Sie hatte ihr gesagt, den Menschen im Kerker würde es gut gehen. Und jetzt? Zahlreiche Gäste waren bereits verstorben. Was mit den Älteren gemacht wurde, wollte sie erst gar nicht wissen. Sie wusste nur, dass im Kerker nur junge Leute und Kinder gewesen waren. ,,Was willst du hier oben?", ertönte eine raue Stimme hinter ihr. Michiru wusste sofort wer hinter ihr stand: Der Lügenbaron. Und doch schaffte sie es nicht, sich zu ihr umzudrehen. ,,Warum hast du mich angelogen, Haruka?", wimmerte sie. Die Vampirin wusste natürlich, was genau sie meinte. Sie wusste, dass Michiru im Kerker gewesen war. ,,Warum bist du dort runter gegangen?", wollte die Vampirin stattdessen wissen, ,,Neugier, oder?" Die Türkise ging nicht weiter auf diese Frage ein. Sie drehte sich weg und sah wieder in die Ferne. ,,Du wirst nicht springen", sagte Haruka. ,,Bist du dir da sicher?", kam es von Michiru ohne ledigliche Angst. ,,Sehr sogar." ,,Ich werde es aber tun...", sagte die Künstlerin mit purer Überzeugung. ,,Würdest du es tun wollen, wärst du schon längst gesprungen", zwinkerte Haruka, was Michiru jedoch nicht sah. Ihr Blick haftete immer noch in der Ferne. Was genau sie anstarrte, wusste sie Blonde nicht. ,,Falsch gedacht", kam es dann noch. Sie war bereits dabei, den letzten Schritt zu setzen, eh Haruka nach ihrem Handgelenk griff und sie in ihre Arme zog. ,,Dann würdest du mir sehr weh tun, Michiru", flüsterte ihr unfassbar schöne Stimme in ihr Ohr, dass sich eine angenehme Gänsehaut auf ihren Körper ausbreitete. Was die Vampirin gerade gesagt hatte, war dem Menschenmädchen gar nicht bewusst. Sie konnte deutlich ihre Nähe verspüren. Haruka hatte sie ganz fest gegen sich gedrückt, sodass sie gar keine Chance gegen sie hatte. Erst nach einigen Sekunden wurde ihr klar, was die Blonde gesagt hatte. ,,W-Was?" Sie versuchte sich von ihr weg zu drücken ohne jeden Erfolg. ,,Tut mir leid. Aber wenn du immer so einen Mist anstellst, wenn ich nicht bei dir bin, dann muss ich halt dafür sorgen, dass sowas nicht noch mal passiert", zuckte sie mit den Schultern. Noch wusste Michiru nicht, was Haruka damit gemeint hatte. Aber sie wusste bereits, dass das jetzt Folgen haben wird. Vielleicht hätte sie doch nicht in das Kerker gehen sollen. Einen Moment lang bereute sie es auch, doch dann hätte sie auch nicht rausbekommen, dass Haruka sie angelogen hatte. Kapitel 9: Realität ------------------- Haruka hatte tatsächlich Konsequenzen eingezogen. Sie hatte Michiru in das Zimmer eingesperrt, in welches die Türkise schon einige Male geschlafen hatte. Damit wollte sie vermeiden, dass Michiru noch einmal irgendwas anstellte. Denn so konnte sie auf keinen Fall etwas machen, was der Vampirin nicht gefallen könnte. Natürlich wollte Michiru sich das nicht gefallen lassen, doch dies stellte keinerlei Probleme dar. Sie musste gerade mal mit den Finger schnipsen und schon verlor das Mädchen ihr Bewusstsein. Als sie wieder erwachte, befand sie sich in genau diesem Zimmer. Sie war allein und es war fast finster. Gerade Mal so viel Licht drang in das Zimmer ein, dass sie erkennen konnte wo sie sich befand. Murrend setzte sie sich hin. Ihre Hand wanderte automatisch zu ihrer Stirn, da da diese gewisse Schwindelkeit war. Warum wusste sie nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie zu wenig getrunken hatte. Vorsichtig verließ sie das Bett und trat an das Fenster, welches gut 2 Meter von dem Bett, in dem sie eben noch gelegen hatte, entfernt war. Noch war das Fenster verhangen von einem schweren Stoff, welcher nun weichen musste. Nachdem sie den Vorhang zur Seite geschoben hatte, musste sie feststellen, dass es bereits Tag war. ,,Wie lange war ich schon nicht draußen...? So langsam vermiss ich die Freiheit. Doch frei sein würde auch leiden bedeuten. Ohne Haruka wäre ich womöglich schon lange gestorben...", meinte sie. Jedes Wort wählte sie mit Bedacht, auch wenn ihr keiner zuhörte. Immerhin konnte die Vampirin ihr auch zuhören. Sie war überall. Und sie könnte sie auch jeden Moment töten. »Niemand wird ihr entfliehen können... Aber warum macht sie das? Vielleicht, weil es da draußen so wenig Opfer gibt? Hat sie deswegen ins alle eingeladen? Bestimmt, weil wir Menschen uns ein besseres Leben hier erhofft haben...« ,,Du denkst zu schlecht von mir", sagte Haruka. Michiru musste gar nicht überlegen, wer es denn sein könnte. Langsam drehte sie sich zu der Gräfin, die auf ihrem Bett nun saß. Sie hatte das rechte Bein über das untere gelegt und ein hämisches Grinsen lag auf ihren Lippen. Doch sie rührte sich keinen Millimeter, sah sie einfach nur an und tat nichts weiter. ,,Ich denke nicht, dass ich zu schlecht von dir denke. Was sonst hast du damit beabsichtigt?" ,,Naja... Irgendwie hast du schon recht... Aber immerhin habe ich diese dummen Menschen nicht dazu gezwungen, zu mir zu kommen. Vergiss nicht, dass ihr alle freiwillig her gekommen seid!", erinnerte die Countess sie. Michiru senkte die Blicke auf den alten Holzboden. Hätte sie gewusst, dass ihnen so etwas drohen würde, wäre sie niemals hier her gekommen. Doch sie hatte es getan und nun war das Leben eigentlich vorbei für sie. Ob das Leben da draußen besser war, konnte sie nicht sagen. Bei Haruka verhungerte sie wenigstens nicht. Er konnte sie deutlich spüren. Seine Geliebte war sicher in seiner Nähe und doch so unerreichbar. Murrend kaute er an einem Grashalm herum. Er konnte jeder Zeit von dem Haus, auf welchem er gerade saß, und könnte zu dem Anwesen gehen. Doch ein großes Schutzschild umgab das Anwesen der Vampirin, die er über alles hasste. Er konnte Haruka einfach nicht ausstehen. »''Du wirst sie nicht sehen, das versichere ich dir!''«, ging er das Gesagte von ihr durch den Kopf. Mit einer fest geballten Faust schlug er wütend auf das Dach unter ihm ein. ,,Sie geht mir so auf die Nerven! Und dann noch ihre Überheblichkeit!", zischte er. Ein lautes Knurren verließ seine Kehle. Dabei kamen seine gefährlich weiß blitzenden Fangzähne zum Vorschein. ,,Ich muss sie da raus holen! Sonst bekommt Haruka noch die Kraft von ihr, sollte sie sie auch zu unseres Gleichen machen..." Doch er wusste auch, dass Haruka nicht jeden zu einen Vampir machte. Sie wählte ihre Opfer genau aus. Und den Menschen, denen sie das Blut nahm, nahm sie direkt danach das Leben. Nur leider war der blonden Vampirin klar, welche Macht sie bei der Vampirtaufe mit Michiru bekommen würde. »Sie wird sie auf jeden Fall zu einen Vampir machen. Ich muss das verhindern! Dir steht diese Macht zu, Adam!«, versicherte er sich. Auch er war in der Lage, sich von einem Ort zu einem anderen Ort zu teleportieren. Nur ihm kostete es mehr Kraft, da er nicht die gleiche Macht wie Haruka beherrschte. Mit nur einem Fingerschnipsen stand er vor dem großen Haus der gefürchteten Gräfin. In einem Zimmer brannte Licht, der Rest war vollkommen finster. Schon hier draußen konnte er die unglaubliche Aura der Vampirin spüren. Sie war hier ganz in der Nähe. Schon früher war die Macht der Countess enorm gewesen und über die Jahre wurde sie immer größer und größer. Doch sie war nicht mächtiger als die Königin der Vampire, welche noch nicht erwacht war. ,,Ich denke, allein werde ich hier nicht rein kommen können. Da muss ich mir Hilfe holen." Zögernd erkundigte er trotzdem das Gelände. Doch ganz kam sie nicht an das Haus ran, denn immerhin hatte Haruka noch ein Schutzschild aufgestellt. Er konnte es unmöglich überwinden, aber vielleicht gab es ja irgendwo eine Schwachstelle hier. Die Vampirin hatte längst bemerkt, dass ihr Erdsfeind sich ganz in ihrer Nähe befand. Sie wusste auch, daß er ein Weg hier rein suchte, aber den würde er nicht finden. Ihr Schutzschild war stärker denn je. Niemand sollte ihr Michiru mehr entnehmen, auch ihr Feind Adam nicht. Haruka befand sich immer noch in dem Zimmer, wo sie ihren süßen Gast eingesperrt hatte. Noch wollte sie Michiru nicht heraus lassen, da sie noch Angst darum hatte, sie würde wieder auf das Dach gehen und springen, wenn sie es nicht bemerkte. Die Türkise zeichnete mit Kohle auf Papier, da ihr langweilig gewesen war. Die Vampirin hatte ihr dann die Urtensilien besorgt. Schon die ganze Zeit wollte sie etwas sagen, aber sie wusste einfach nicht was. In ihrem Hals steckte eine Art Blockade, doch die Gräfin bemerkte schnell, daß etwas mit ihr war. Deshalb fragte sie auch schon bald nach. ,,Was ist denn? Hast du eine Frage?", murrte Haruka ziemlich unzufrieden. Sie lag immer noch auf dem Bett, während Michiru an einem breiten Tisch zeichnete. ,,Ich habe schon eine Frage.... Aber...", seufzte sie halblaut, doch sie traute sich nicht, ihre Frage laut zu äußern. ,,Frag doch einfach...!", stöhnte die Blonde nun sehr genervt. ,,Ich traue mich nicht..." ,,Pfff... Willst du wissen, warum ich dir eingesperrt habe?", wollte sie wissen. Die Künstlerin drehte sich langsam zu der Gräfin, welche nun zu grinsen begann. Sie konnte nicht erkennen, was gerade in ihrem Kopf vorging, aber das wollte sie auch irgend8wie nicht wissen. Trotz der Unsicherheit welche sie hatte sah sie der Blonden in sie Augen. Jedes einzelne Wort wäre gerade überflüssig. Sie versank gerade zu in ihren Augen. ,,Also willst du es wissen", grinste sie, ,,Ich habe dich eingesperrt, weil ich keinen Bock darauf habe, dass du dir das Leben nimmst, wenn ich meinen Tagesschlaf halte." Diese Aussage war wie ein Stich in ihr Herz. Gewisser Maßen behandelte sie sie gerade so, als sei sie ihr Eigentum. Aber das war sie doch nicht, oder? Kapitel 10: Geschmiedete Pläne ------------------------------ In einer rasanten Schnelligkeit hetzte er durch den dunklen aus Kiefern bestehenden Wald. Es war stockfinster. Selbst ihm fiel es schwer in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Die Ketten an Bäumen schnellten an ihm vorbei, schienen aber auch kein Ende zu nehmen. Am Himmel glänzte der Mond, welcher mittlerweile schon wieder an Fülle abgenommen hatte. Irgendwann verlor er an Geschwindigkeit und blieb letztendlich stehen. Die Tränen hatten sich in seine Augen gedrängt. Deshalb konnte er nicht weiter rennen. ,,Michiru...", schluchzte er unter Wimmern, ,,Ich werde dich da raus holen. Versprochen!" Seine Finger bildeten eine fest geballte Faust, in welcher er seine ganze Wut abbauen wollte. Dies funktionierte auch. Schon nach kurzer Zeit war er in der Lage wieder runter zu kommen. »Okay... Dann mal weiter!«, machte er sich Mut. Mit einem aus der Kehle kommenden Knurren machte er sich weiter auf den Weg. Schon bald hatte er wieder die alte schnelle Geschwindigkeit drauf, was ihn auch schnell an sein Ziel brachte. Er machte Halt vor einem alten Haus, welches schon gut 100 Jahre hinter sich hatte. Der Bewohnern darin war sicher zehn Mal so alt. Denn darin wohnte ein Werwolf. Und der war nicht irgendein Werwolf, nein, er war der Älteste und dazu auch der Gefürchteste. Werwölfe lebten eigentlich in Rudeln, doch er war seit über 200 Jahren ein Einzelgänger. Sein Name war Shun. Schon über 1000 Jahre lebte er als Werwolf auf dieser Erde. Und bisher war er nie irgendwo draufgegangen. Zögernd klopfte er an die Tür, doch er spürte das Shun gar nicht da war. Zumindest befand er sich nicht in diesem alten Haus, sondern hinter ihm. ,,Was hast du hier zu suchen, Adam?", ertönte seine knurrende Stimme hinter dem Vampir. Er schnellte um und erblickte fast schwarze Pupillen. Wir erwartet stand Shun in seiner menschlichen Gestalt vor ihm. Er trug einen schwarzen Smoking und sah recht vornehm aus. Doch Beide wussten, dass er es absolut nicht war. ,,Ich bitte um Ihre Hilfe, werter Shun", sagte er mit einem aufgesetzten Lächeln. ,,Und was genau willst du von mir?", knurrte er immer noch nicht ganz erfreut. ,,Ich möchte der Gräfin Haruka den Platz auf unserer Erde nehmen", rückte er nun mir seinen Anliegen heraus. ,,Solche Nichtigkeiten gehen mich nichts an. Tut mir leid", winkte er nur ab. Seufzend ging er an dem Vampir vorbei und wollte gerade das alte Haus betreten, als Adams Stimme wieder ertönte. ,,Ich werde Ihnen dafür eine Belohnung zu kommen lassen." Der Werwolf verharrte in seiner Bewegung und kam letztendlich zum Stehen. Langsam drehte er sich zu Adam, welcher nun grinste. ,,Und? Was sagen Sie nun?", fragte er. ,,Gut, wie kann ich dir helfen, Adam?" ,,Okay, dann hören Sie mir mal zu...." Haruka hatte schon bald das Zimmer verlassen und nahm den Tagesschlaf. Doch Michiru ließ sie weiterhin in diesem Zimmer eingesperrt. Noch wollte sie sie nicht frei lassen. Mit der Zeit wurde der Künstlerin langweilig. Das Bild hatte sie bereits beendet und ein weiteres Platt stand ihr nicht zur Verfügung. Als die Sonne nun schon bald unter gehen wollte, kam es einen lauten und derart heftigen Knall, dass Michiru auf den Boden riss. Dabei schrie sie erschrocken auf. ,,Ist das ein Erdbeben?", rief sie geschockt. Sie wollte zum Fenster rennen und hinaus sehen, als es ein weiteres Mal krachte. Erneut fiel sie mit einem Schreien zu Boden. ,,Haruka!", schrie sie ängstlich. Schon im nächsten Moment schlossen zwei Arme sich um sie. ,,Hab keine Angst, mein kleiner Engel. Ich bin bei dir", hauchte sie in ihr Ohr. ,,Was ist das?", quietschte sie unter Wimmern. ,,Ich hab keine Ahnung. Aber wenn es dunkel ist, werde ich nachsehen", zwinkerte sie. ,,S-soll ich nach sehen?" ,,Wenn ich einen Sonnenstrahl abbekomme, werde ich sterben, Michiru", machte sie dem Mädchen klar. Diese nickte nur, während eine Träne über ihre Wange lief. ,,Dann verlass doch kurz den Raum. Ich werde der Weile nach sehen", schlug die Türkise vor. So ganz vertraute die Vampirin dem Ganzen noch nicht. Aber etwas anderes würde ihr wohl nicht übrig bleiben. Es würde noch eine Stunde dauern, bis es dunkel werden würde und in dieser Zeit könnte jemand das Schutzschild brechen. Da die Gräfin seit längerem kein Blut mehr getrunken hatte, konnte die das Schutzschild auch nicht ganz so stark machen. Insgeheim konnte sie sich schon vorstellen, wer genau da gerade in ihr Anwesen eindringen wollte. Sie konnte Adam und einen Werwolf ganz in der Nähe spüren. ,,Gut...", seufzte die Vampirin. Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und erhob sich dann. ,,Ich vertraue dir jetzt. Mach keine Dummheiten!", sagte sie. Die Türkishaarige nickte der Countess zu. ,,Ich werde nichts tun, was dir schaden könnte", versicherte sie der Blonden, welche in der gleichen Sekunde das Zimmer verließ. Sie ließ allerdings sie Tür offen, verschwand aber aus ihrem Blickfeld. »Ich könnte sie jetzt umbringen, aber ich tue es nicht. Etwas in mir sträubt sich dagegen. Ich will ihr nicht weh tun...«, erkannte sie. ,,Und das wirst du auch nicht. Ich kenne deine wahren Gefühle, doch dir sind sie bisher noch verborgen", ertönte die Stimme der Vampirin, ,,Nun mach endlich!" Langsam trat sie auf das Fenster zu, welches mit 2 Vorhängen verhangen war. Fast genau so langsam schob sie den Stoff zu Seite. Nun konnte sie ungestört nach draußen blicken. ,,Was siehst du?", fragte Haruka direkt. ,,Warte doch mal!", meckerte sie. Eine Weile war es ruhig und Michiru sah einfach nur nach draußen. Doch irgendwann wurde die Vampirin ungeduldig. ,,Sag doch endlich!", hakte die Blonde nach. ,,Okay...", stöhnte sie und verhängte wieder das Fenster, ,,Du kannst wieder rein kommen. Ich hab die Vorhänge wieder davor gemacht." Kurz darauf, nachdem Haruka sich sicher gegangen war, dass sie auch nicht lügte, kam sie zum Vorschein. Michiru setzte sich auf einen Stuhl und sah in ihre Richtung. Die Vampirin wirkte deutlich ungeduldig. ,,Ich hab da 2 Männer gesehen. Sie versuchen hier rein zu kommen, aber ich denke, das Schutzschild hindert sie daran", sagte sie. ,,Wie sehen sie aus?" ,,Der eine hat lange braune Haare und der andere kurze braun schwarze", meinte sie. Haruka wusste sofort, wer da bei ihr einbrechen wollte: es war Adam. Doch sie kannte niemanden, der lange braune Haare hatte. Sie vermutete, dass ein Werwolf da unten lauerte, aber sie kannte nur Shun, wessen sie auch in der Nähe roch. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er so etwas machen würde. Er war ein Einzelgänger und würde niemals mit anderen gemeinsam arbeiten. Aber jemand anderes roch sie nicht in der Nähe. ,,Okay, ich kann mir vorstellen, wer da versucht einzudringen", seufzte sie leicht genervt. Michiru legte leicht den Kopf schief. ,,Achso? Und warum, hm?", wollte sie wissen. ,,Das ist egal. Du verlässt nicht das Zimmer, okay? Sobald es dunkel wird, werde ich raus gehen. Du wirst mir nicht folgen, hast du verstanden?" Auf einmal wirkte die Gräfin ernster als eh schon. In ihren Augen schien das heiße Feuer zu lodern. Sie spürte ihre Wut, welche immer größer wurde, doch sie kannte den Grund dafür nicht. Ihr war klar, dass sie die Wesen da draußen kennen musste. Eine geraumte Zeit verging. Währenddessen gab es immer wieder Anschläge, welche dem Mädchen fürchterliche Angst einjagten. Doch bisher war die Vampirin noch im Zimmer geblieben und hatte sie im Arm gehalten. Dabei fühlte sie sich selbstam wohl, obwohl sie sowas bei einem Ungetüm wie sie eigentlich nicht empfinden sollte. Es war so, als würde sie dieses Gefühl in ihren Armen zu sein schon lange kennen. Ein gewisses negatives Gefühl empfand sie trotzdem. Denn immerhin war Haruka eine kaltblütige Killerin. Doch in diesem Moment beschützte sie sie ja und gab ihr den nötigen Schutz den sie brauchte. Nur was würde passieren, wenn Haruka das Zimmer verließ. Sie hatte gesagt, sie würde hinausgehen, sobald es dunkel wurde. Und dies geschah gerade. Die Türkise wollte ungern, dass sie ging, doch diese ließ sich nicht daran hindern. ,,Ich bin gleich wieder da. Bleib hier einfach im Zimmer, dann wird dir auch nichts passieren", zwinkerte sie ihr zu. Michiru jedoch ließ sie immer noch nicht los. Sie machte sich eher Sorgen um die Gräfin, da sie nicht wusste, wer sich da draußen befand. Es konnten auch stärkere sein, die sie angreifen wollten. Stärkere gab es immer-  auch wenn Haruka schon sehr stark war. ,,Ich mache mir eher Sorgen um dich!", rief sie besorgt. Weiterhin hielt sie Harukas Handgelenk und schien es auch nicht loslassen zu wollen. Die Countess erhob verwundert beide Augenbrauen. ,,Du... machst dir Sorgen um mich?", kam es zaghaft, doch dann bildete sich schon ein Grinsen auf ihren Lippen, ,,Die sind völlig sinnlos. Es gibt nur eine Person, die stärker als ich ist und die ist noch nicht erwacht. Mich kann niemand um die Ecke bringen." Mit einer Sicherheit löste sie sich in der Luft auf. »Und wer... ist diese Person?« Adam versuchte nun schon seit einigen Stunden mit Shun in das Anwesen einzubrechen. Er war in der Lage, unter die Sonne zu treten. Dabei nahm er nicht mal ein bisschen Schaden. Nur bisher waren sie nicht weit gekommen: Ein Schutzschild beschützte das Haus. Sowas war typisch für die Vampirin. Sie mochte noch so stark und überheblich sein, in ihrem Inneren hatte sie auch Angst. Angst, jemand könnte IHR etwas antun. Nur wollte der Vampirin die Person, die Haruka versuchte zu beschützen und natürlich den Tod der Vampirin. Doch mit der Zeit wurde es dunkel und damit brach auch die Zeit der Vampire an. Die Gräfin würde auf jeden Fall heraus kommen, da war er sich sehr sicher. Und wie er vermutet hatte, erschien sie, als es dunkel war direkt hinter ihnen. Adam hatte der Blonden noch den Rücken zugedreht, doch Shun sah bereits in ihre Richtung. ,,Was wollt ihr hier?", knurrte Haruka äußerst wütend. Noch in der gleichen Sekunde nahm Shun seine unmenschliche Form an. Er wuchs um ein Vielfaches, der Pelz und Muskeln bildeten sich und gefährliche Zähne sprießten aus seinem Gebiss. ,,Töricht", stöhnte die Vampirin unbeeindruckt, ,,Willst du dir Michiru holen, Adam? Dann kannst du gleich wieder gehen." Im ihrer Stimme lag großer Hass und trotdzem war sie nicht beeindruckt von dieser Sache. Schon im nächsten Moment hatte Adam sie an am Kragen gepackt und drückte sie gegen die Wand des Hauses, welches gegenüber stand. ,,Gib sie mir! Mir allein gehört diese Kraft! Du hast sie nicht verdient!", zischte er die Blonde an. Diese jedoch sah ihn gelangweilt an. Als er fertig mit Sprechen war, drehte sie sich zu dem Wolf. ,,Und was genau will der da von mir? Mich töten?", meinte sie unbeeindruckt. ,,Er wird mir helfen, dich aus dem Weg zu schaffen. Ja. Du hast keine Chance. Er ist der älteste und stärkste Werwolf, den es auf dieser Erde gibt. Genieße deine letzte Zeit, Haruka." Die Countess sah, wie seine Hand ausholte und seine Klauen ihren Körper zerfetzen wollen, doch sie hielt das Handgelenk ohne jede Mühe fest. ,,Du bist zu schwach", grinste sie überlegen. Nun bildete sich auf den Lippen des Vampirs ein Grinsen. ,,Ich vielleicht, aber Shun auf gar keinen Fall", zwinkerte er. Gleich darauf sprang Shun auf sie zu und riss sie zu Boden. Fliehen war ihr gar nicht möglich. Mit einem voll Schmerz klingenden Seufzen kam sie auf den Steinen auf. ,,Ich werde dich in Stücke reißen!", rief der Wolf und packte sie im nächsten Moment am Hals. ,,Lass mich los!", stöhnte Haruka. Michiru hatte Geräusche von draußen hören können, was sie nach einer Weile zum Fenster trieb. Es waren mehrere fremde Stimmen zu hören, aber auch die von Haruka. Vorsichtig sah sie zu Seite und dabei versuchte sie auch, nicht gesehen zu werden. Auf dem Boden war Haruka, welche jedoch kaum erkennbar war. Sie mußte sich anstrengen, um etwas zu erkennen. Über ihr war ein großes haariges Wesen zu sehen, wo sie nicgt wusste, was es war. Doch es schien ein Tier zu sein, nach dem Pelz zu urteilen. ,,Oh Gott! Haruka scheint in Schwierigkeiten zu sein!", rief sie. Aufgeregt und nach einer Lösung suchend lief sie im Kreis herum. Sie hatte ja keine Ahnung, wer diese Kreaturen da unten waren und was sie von ihr wollten. Kapitel 11: Adam ---------------- Noch einmal sah sie aus dem Fenster, um sicher zu gehen, dass das auch wirklich gerade passierte. ,,Ich muss ihr helfen!", machte sie ihre Finger zu einer Faust, ,,Obwohl... Sie hat gesagt, ich soll das Zimmer auf keinen Fall verlassen und ich darf ihr auch nicht folgen..." Sie befand sich in einer Art Zwiespalt. Sollte sie gehen oder lieber sich verstecken? Nur dies würde sich als ideale Chance erweisen, wenn sie noch mal in das Zimmer ging. Beim letzten Mal waren ihr auch große Bücherregale ins Auge gefallen. Vielleicht konnte man da mehr über Haruka erfahren. Ohne noch weiter zu zögern lief sie aus dem Zimmer. Haruka musste in diesem Moment den Kampf da draußen alleine schaffen. Zudem hatte sie Michiru verboten, ihr zur Hilfe zu kommen. Warum wusste sie nicht, doch schien sie einen Grund dafür zu haben. Der Weg zu dem Zimmer fühlte sich seltsam lang an. Als würde jemand den Weg für sie länger machen. »Ach Quatsch. Was denkst du denn da? Das ist doch Unsinn!« Sie versuchte sogar noch schneller zu laufen und am Ende hatte sie sich auch noch verlaufen. ,,Was ist hier los?!", fluchte sie und kehrte wieder um. Nach einer schieren Unendlichkeit gelang es ihr endlich das Zimmer zu finden. Ihr fiel auf den restlichen Weg auf, dass sie einfach falsch abgebogen war. ,,Darum bin ich falsch raus gekommen... Verwirrend...", murmelte sie vor sich hin. Doch nun war sie vor der alten Tür angekommen und dieses Mal konnte auch keine Haruka sie bei ihren Entdeckung unterbrechen. So betrat sie den Raum ohne zu zögern. Wieder fiel ihr das Bild als erstes ins Auge. Nur warum war sie darauf zu sehen? Die Vampirin hatte gesagt, dass sie dabei war, als es gezeichnet wurde. Doch das Mädchen auf dem Bild war eindeutig sie. Zudem wurde es vor so langer Zeit gezeichnet. Zwar konnte sie nicht rechnen, aber sie wusste, dass sie 1714 noch nicht gelebt hatte. Noch lange nicht. Und das die Frau auf dem Bild wie sie aussah und dann noch einen Jūnihitoe (eleganter, komplizierter Kimono) trug, machte die ganze Sache nicht besser. ,,Vielleicht ist es auch nur eine Frau, die aussieht wie ich...", zog sie nun auch in Betracht. Nach der Kleidung zu urteilen wurde es in Japan gemalt. Sie selber lebte schon seit sie ein Kind war nicht mehr in Japan, da sie durch eine Entführung hier in England gelandet war. Also konnte sie die Frau auch gar nicht sein. Doch Haruka musste schon da gelebt haben. Ob nun als Mensch oder bereits als Vampir wusste sie nicht, aber sie war dabei gewesen, als diese Malerei vor ihr entstanden war. ,,Das ist echt komisch...", seufzte sie. Unter dem Bild war eine Ablage auf welcher einige Kerzen und ein Räucherstäbchen brannte. Diese Frau auf dem Bild schien bereits tot zu sein. ,,Kann es vielleicht sein...-?! Was, wenn das Harukas Geliebte war? Das würde das ganze hier erklären. Ihr Mutter ist es sicherlich nicht. Ich kann keine Ähnlichkeit erkennen. Sie muss ihr Liebste gewesen sein... Aber warum lebt sie nicht mehr? Haruka hätte sie doch ohne Probleme auch zu einem Vampir machen können, oder?" Erst jetzt fiel ihr etwas anderes noch auf der Ablage auf: es war ein Handspiegel. ,,Wow... Der sieht hochwertig aus..." Als sie nach ihm greifen wollte, musste sie an die Bücherregale denken. Schweigend sah sie zu den großen Möbelstücken, von denen zahlreiche hier drin waren. ,,Den kann ich mir später auch noch ansehen...", meinte sie. Sie lief weiter zu den Büchern. ,,Scheiße, dass ich nicht lesen kann...", murmelte sie. Eine ganze Weile sah sie einfach nur in die Bücher, in der Hoffnung sie würde ein paar Bilder finden, doch bisher hatte sie noch nichts gefunden. Darin war fast nur Schrift und wenn Bilder darin waren, dann nicht von Haruka oder dieser Frau auf dem Bild, die aussah wie sie. Doch irgendwann lief sie an einem Buch vorbei, was sie gerade zu magisch anzog. Sie musste einfach hinein sehen. Es hatte goldene Umrandungen und war ganz sicher sehr alt. Das Buch hatte einen dunkelbraunen fast schwarzen Umschlag und eine goldene Schrift darauf. ,,Es sieht richtig alt aus...." Deshalb versuchte sie auch möglichst vorsichtig damit umzugehen. Als sie jedoch hinein sah, traf sie fast der Schlag. Darin war auf jeden Fall die Frau von dem Bild zu sehen und da hatte sie noch etwas kürzere Haare. ,,Das bin doch ich, oder?", presste sie ratlos hervor. Es war ein gemaltes Bild, aber das war eindeutig sie. Auf dem nächsten Bild war Haruka zu sehen, die allerdings wie ein Mann gekleidet war. Michiru vermutete, dass sie sich als Mann ausgegeben hatte, sonst hätte man ihr unmöglich solche Kleidung angezogen. Auch hier war sie sich sicher, dass sie sie nicht verwechselte. Es war auf jeden Fall Haruka. Danach war ein Bild von den Beiden zu sehen, wo sie sich noch mehr wunderte. »Das kann nicht ich sein... Ich kannte sie doch koch gar nicht...« Daraufhin war ein Bild von einer traditionellen japansichen Hochzeit zu sehen und auch die Beiden weiter. ,,Haruka war oder ist verheiratet...", schoss es ihr durch den Kopf, ,,Mit dieser Frau." Ihre Blicke wanderten zu dem Bild an der Wand. ,,Sie ist tot... Deswegen die Kerzen und das Räucherstäbchen....", erkannte sie. Im Buch schlug sie eine Seite weiter auf, wo ein weiteres Bild zu sehen war. Es wurde anscheinend nach der Hochzeit von einem erfahrenen Künstler gezeichnet. ,,Das Buch ist ja richtig alt...", meinte sie, ,,Und die Bilder auch..." Doch plötzlich gab es den nächsten Knall. Woher es kam, wusste sie nicht, aber es musste mit dem Kampf zu tun haben. Sie riss es sofort zu Boden. ,,Ich muss Haruka fragen was das zu bedeuten hat!" Gerade wollte sie den Raum verlassen, als ihr der Spiegel wieder in die Augen fiel. Den wollte sie sich auf jeden Fall noch ansehen. Also lief sie schnell noch hin und hob den Spiegel hoch. Dieser begann sofort zu leuchten. Es blendete sie so sehr, dass sie kaum hinsehen konnte, doch sie tat es. Eine wohlige Aura umgab sie. Michiru war sich sicher, dass in dem Moment, als sie den Spiegel berührt hatte, eine Macht in ihr übergegangen war. Sie fühlte sich mächtig und doch so gut an. ,,Was war das?" Erneut knallte es und dieses Mal um ein Vielfaches mehr. ,,Ich muss zu Haruka!" Adam hatte es tatsächlich geschafft, ihr Schutzschild zu brechen, während sie mit Shun kämpfte. Sie war der mächtigste Vampir und er der mächtigste Werwolf. Bisher gab es keinen Sieger, doch es sah bereits so aus, dass Haruka sich mit einem Misserfolg zufrieden geben musste. Ihr Brustkorb blutete ohne Ende und sie hatte keine Kraft dazu, diese Wunde zu heilen. Dafür brauchte sie ein neues Opfer, aber in der Stadt gab es sicherlich kaum noch welche. Außerdem konnte sie jetzt nicht fliehen. Ihr Feind konnte nun ungehindert das Haus betreten und Michiru mit sich nehmen. ,,Das wirst du nicht tun, du feige Nuss! Bleib hier!", schrie die Blonde ihm nach. Jedoch musste Adam gar nicht nach Michiru suchen, sie kam von alleine heraus. Doch anstatt vor Adam Halt zu machen, stampfte sie mit dem Spiegel und dem Buch zu Haruka, die schweratmend an der Mauer lehnte. Als sie jedoch mitbekam, wie es der Vampirin gerade ging, ließ sie alles achtlos zu Boden fallen. ,,Haruka! Was ist passiert? Was ist hier los?", fragte sie und rannte gleichzeitig auf sie zu. ,,Was hatte ich gesagt?", presste die Andere hervor, ,,Du solltest im Haus bleiben!" ,,Ist mir doch egal! Du bist verletzt!", schrie sie die Blonde an. Seufzend sah sie zu den Gegenständen, die Michiru mit hinaus gebracht hatte. ,,Warte... Du warst-?" ,,Ja, ich war noch mal drin. Ich will dich endlich zu Rede stellen! Warum bin ich-'' Doch eine männliche Stimme unterbrach sie Künstlerin. Es war Adam, welcher mit ausgebreiteten Armen auf Michiru zu lief. ,,Meine Chiru! Ich habe dich so vermisst!", rief er. Die Türkise jedoch sah nur verwundert zu Haruka. ,,Spinnt der oder so?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)