Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 147: Einen Schritt zur Erlösung --------------------------------------- Das Ticken der Uhr macht mich wahnsinnig. Tick – Ich bin noch immer da. Tack – Ich bin immer noch ein Monster, welches schreckliche Dinge tat, von dem es sich nie wieder reinwaschen kann. Tick – Wie sehr ich auch versuche all das hinter mir zu lassen, es holt mich doch wieder ein. Tack – Und wenn das Monster dann einen Spiegel vorgehalten bekommt und erkennt was es ist , legt es eine atemberaubende Feigheit an den Tag. Tick – ich greife nach dem Scheißwecker und schleuder ihn quer durch das Schlafzimmer. Als der Wecker die Wand erreicht zerschellt er durch die Wucht des Aufpralls und seine Einzelteile fallen zu Boden. Doch das Ticken… das Ticken geht weiter. Verdammtes Uhrwerk… Also press ich mir mein Kissen auf das obere Ohr und hoffe, dass es das unliebsame Geräusch etwas dämpft. Tut es natürlich nicht. Aber wer weiß, vielleicht gehört das Ticken zu meiner Strafe. Ja, so muss es sein. Ich lass das Kissen locker. Akzeptiere diese Strafe. Die Einzige, die ich scheinbar je erhalte. Vielleicht… vielleicht sollte ich zur Polizei gehen und mich selbst anzeigen. Megumi ist eine starke Frau und würde sicherlich auch gut alleine zurecht kommen, während ich im Gefängnis sitze und endlich ganz offiziell bestraft werde. Doch ich bin zu feige. Hab mich an dieses bequeme Leben gewöhnt. War sogar so dreist eine Familie zu gründen. Seit Megumi mich gestern Morgen auf der Couch gefunden und dann ins Bett geschickt hat liege ich hier schon. Hatte einfach keine Kraft aufzustehen. Komisch, wie die eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten in den Hintergrund treten können. Hunger. Toilettendrang. Nichts davon ist mehr wirklich relevant oder wahrnehmbar. Aber auch das ist egal. Megumi hat Hoshi zu ihrem Vater gebracht, wie jeden Sonntag, wenn wir zu Seto und Mokuba zum Training gehen. Heute musste sie alleine gehen. Sie hat versucht mich zum Aufstehen zu bewegen. Versucht mich zu überzeugen, dass ich mitkommen soll. Noch einmal das Gespräch suchen. Doch… was gibt es da noch zu reden? Es wurde alles gesagt und ich könnte die Abscheu in den Augen des Kleinen nicht noch einmal ertragen. Die Abscheu, mit der er mich Freitagabend angeschaut und mich Vergewaltiger nannte. Er hat Recht und ich nehme ihm weder seinen Blick noch seine Wortwahl übel. Ich spüre in mir das Bedürfnis den in mir herrschenden Schmerz mit irgendetwas betäuben zu wollen. Koks… Heroin… irgendetwas, was meinen Verstand endlich mundtot macht und mich für eine Weile vergessen lässt. Hm… normalerweise wäre so ein Gedankengang ein Grund zu einem Meeting zu gehen und mich dort mitzuteilen. Doch da ich es nicht schaffe aufzustehen lauf ich wohl kaum Gefahr mir etwas zu besorgen. Es sei denn der Dealer würde jetzt hier in mein Schlafzimmer spaziert kommen. Doch ich bleibe einfach liegen. Höre das Ticken des kaputten Weckers, der an der Wand zerschellt ist und frag mich, wie lange er wohl noch weiterticken kann. Da hör ich die Haustür. Eigenartig. Megumi kann unmöglich schon fertig mit dem Training sein. Mein Blick fällt auf meinen Nachttisch, wo bis vor einigen Minuten noch der Wecker stand. Ironie des Schicksals. Hätte ich den Wecker nicht gegen die Wand geworfen könnte ich jetzt auf ihm ablesen, wie spät es ist. Vielleicht bin ich zwischen meinen Gedanken ja weggedämmert ohne es zu merken und es ist schon mehr Zeit vergangen, als ich denke. Ja, so wird es sein. Ich höre sie die Treppe hinauf kommen. Dabei klingen ihre Schritte ungewohnt laut. Normalerweise bewegt sich Megumi nahezu lautlos durch das Haus. Oder ist das Hoshi? Quatsch… sie kann gerade mal krabbeln. Aber wer soll es sonst sein? Vielleicht der Dealer, der Hausbesuche macht und meinen Wunsch nach unerlaubte Betäubungsmittel aufgeschnappt hat? Schwachsinn. Dann hör ich hinter mir die Tür, wie sie langsam aufschwingt. Die Schritte tragen jemanden in das Schlafzimmer, am Bett vorbei zum Fenster. Schließlich werden die Vorhänge nach hinten geschlagen, das Fenster geöffnet und Sonnenlicht, sowie frische Luft fluten das Zimmer. Ich werde geblendet und kneife meine Augen zu. Erst nach einer langen Weile habe ich mich an die Lichtverhältnisse gewöhnt und ich hebe ein wenig meinen Kopf. Mein Blick fällt fast sofort auf den Rattansessel, der in der Ecke des Zimmers zwischen Fenster und Kommode steht und nicht leer ist. Mein Blut gefriert und glaube, dass ich jetzt wirklich meinen Verstand verloren habe. Dennoch stemme ich mich mühevoll auf, bis ich sitze. Dann höre ich seine Stimme, wie er mich scheinheilig fragt, ob er mich stört. Ja! Das tut er. Mich stören. Was… was zum Teufel tut er überhaupt hier? Wie ist er ins Haus gekommen? Ein schiefes Grinsen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, als könnte er meine Gedanken lesen. Dann streut sich Bitternis in dieses Grinsen und er beugt sich etwas vor, so dass er mit seinen Ellenbogen sich auf seine Knie stützen kann. Sein Gesicht schiebt sich so ins Sonnenlicht und seine blauen Augen scheinen regelrecht zu strahlen. Erst jetzt fällt mir auf, dass er seinen Trainingsanzug an hat. Verwirrt frag ich ihn, was er hier will. Er wirkt so anders, als sonst. Selbstbewusster. Direkter. Furchtlos. Ohne Umschweife antwortet er, dass wir reden müssen. War klar… natürlich wird auch er mir noch einmal schön ins Gesicht sagen, was er von mir hält und dass ich mich von ihm und seinem kleinen Bruder fern halten soll. Dazu steht er sogar aus dem Sessel auf und tritt an mich heran. Was jetzt? Will er mir eine reinhauen? Ich würde es ihm nicht verdenken und mich auch nicht wehren. Doch stattdessen geht er plötzlich vor mir in die Knie und blickt von unten zu mir herauf. Lächelt sanft. Verwirrt blicke ich Seto an. Wieso lächelt er mich auf diese Art und Weise an. Da ist nichts in seinem Blick, was ich da erwarten würde. Keine Schuldzuweisung. Kein Hass. Kein Ekel. Keine Abscheu… wie ist das nur möglich? Und dann… dann glaub ich meinen Ohren nicht. Die Worte rauschen an mir vorbei ohne, dass ich die Chance habe, sie zu verarbeiten. Doch dann… wiederholt er sie nochmals. Er. Vergibt. Mir! Auf einmal verschwimmt meine Sicht und als ich die Feuchtigkeit auf meinen Wangen spüre wird mir klar… dass ich weine. Er wiederholt die Worte noch einmal und auf einmal ist es so, als würde man mir etwas Schweres vom Herzen nehmen. Etwas, was seit jener Zeit auf mir lastete und ich niemals los werden konnte. Auch nicht durch die Therapie. Lange hab ich es ignoriert, doch durch den erneuten Kontakt mit Seto drängte es sich immer weiter in den Vordergrund. Und jetzt…? Jetzt war es einfach verschwunden. Er steht wieder auf und meint dann zu mir, dass ich jetzt ins Bad gehen und mich frisch machen soll, während er uns einen Tee aufbrüht. Denn wir müssen da noch mehr klären. Ich nicke und wische mir mit dem Ärmel meines Pullis über das Gesicht. Dann nickt Seto und verlässt das Zimmer. Er vergibt mir, hallt es ein weiteres Mal durch meinen Kopf und noch immer trau ich mich nicht, es wirklich zu glauben. Doch mein Herz ist da anders. Es hat die Vergebung sofort und ohne Zweifel angenommen. Also will ich meinem Herz vertrauen, stehe auf und gehe ins Bad, um mich kurz zu duschen und mir etwas Frisches anzuziehen. Dann spute ich mich in die Küche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)