Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 118: Einen Schritt vor Seto ----------------------------------- Ich schiebe einige Papiere zusammen und schlage einen Papierordner darum. Dann lass ich den Ordner in meine Ablage fallen, bevor ich mich auf meinem Sessel niederlasse. Langsam dreh ich mich in ihm, so dass ich aus dem großen Panoramafenster schauen kann. Von hier oben - dem obersten Stockwerk des Kaiba Towers - hatte man schon immer einen fantastischen Blick auf die Stadt. Von hier aus kann man die Skyline richtig gut sehen, den großen, zentral gelegenen Park. Man kann von einer Seite zur anderen Seite schauen und sogar den Hafen am Horizont ausmachen. Vor allem bei Nacht ist der Ausblick atemberaubend, wenn auch nicht so weitreichend. Wenn man all die Lichter der umgebenden, niedrigeren Häuser und Wolkenkratzer sieht, die Lichtpunkte der Straßen und Autos und das - trotz der vorangeschrittenen Uhrzeit noch vorhandene - wimmelnde Treiben der Menschen, die von hier wie Ameisen wirken. Es ist kurz vor Mitternacht und ich bin müde. Es war ein langer Tag. Ach was, eine lange Woche... eigentlich sieben lange Wochen. Seit Daimon Kogoro Anfang März hier rein spaziert ist und Seto-sama zusammengebrochen ist, habe ich alle geschäftsführenden Verantwortungen übernommen. In den vergangenen sechs Wochen hat Kogoro immer wieder angerufen und wollte Gesprächstermine mit Seto-sama. Immer wieder hab ich ihn abgelehnt. Ihm mitgeteilt, dass er mit mir Vorlieb nehmen muss. Hat ihm nicht geschmeckt. Er hat fast immer an diesem Punkt des Gesprächs ungehalten aufgelegt. Irgendwann schrie er mich an, dass das absolut unangemessen sei, dass sich der geschäftsführende Firmenleiter derart verweigere. Mitten in seiner Brüllattacke hab ich aufgelegt. Von da an liefen seine Anrufe zu meiner Assistentin, die die stricke Anweisung hatte ihn darum zu bitten jegliche Kommunikation entweder postalisch oder digital via E-Mail mit mir abzuwickeln. Doch wenn ich mir meine Mitteilungen bezüglich der Anrufe so anschaue, von denen sich Dutzende auf meinem Schreibtisch sammeln, scheint er das nicht zu akzeptieren. Mein Versuch mich bei dem Leiter unserer Zulieferfirma zu beschweren liefen ins Leere. Der Chef ist ein junger Mann von 25 Jahren - okay, mein Boss... nein... Seto-sama ist jünger, aber auch ein Genie - und vertraut vollkommen auf Kogoro. So perlten alle meine Beschwerden und Anfragen ab. Als Anfang der Woche schließlich die Lieferung der Teile dieser Zulieferfirma ausblieb war das Maß voll. Ich hab mich mit unseren Anwälten hingesetzt, habe eine Vertragsverletzung von Seiten unserer Zulieferfirma angezeigt und mich darüber informiert, wie man den vorwitzigen Forderungen Kogoros begegnen könnte, so dass sie ihre Substanz verlieren. Die mir präsentierte Lösung war... nun ja... ich hab sie drei Tage liegen lassen, weil ich mir sicher war, dass Seto-sama dieser Lösung niemals zustimmen würde. Die Lösung beinhaltet, dass er einen großen Teil seiner Kontrolle abgibt. Wenn er eines nicht kann, dann das. Obwohl... Seit er mit Katsuya-kun zusammen ist, hat er sich geändert. Der Blonde hat so viel bei ihm erreicht, wie zum Beispiel die Therapie, die Seto-sama jetzt macht. Daher bat ich Seto-sama heute zusammen mit Mokuba zu mir ins Büro zu kommen. Ich wusste, dass diese Bitte kritisch war, denn seit seine Mauer gefallen ist und seine Erinnerungen frei sind, wird er kaum eine gute Erinnerung an diese Etagen der Firma haben. Daher hab ich mich mit ihnen im Indoorgarte getroffen. Ein großzügiger, Lichtdurchfluteter Saal, der zu einem Garten umfunktioniert wurde, damit die Mitarbeiter einen Erholungsort haben. Nachdem wir die Mitarbeiter baten ihn zu verlassen und ich zwei Männer von der Security anhielt darauf zu achten, dass keiner herein platzte nahm ich mit Seto-sama und Mokuba auf einer Bank Platz. Ich erläuterte die Situation und dann präsentierte ich die Lösung. Eigentlich habe ich mich darauf eingestellt, dass Seto-sama sich erst einmal mächtig sträuben und zedern würde... doch nichts dergleichen. Er ließ sich den Vorschlag durch den Kopf gehen, holte sich die Meinung von Mokuba ein und der meinte, dass der Vorschlag spitze wäre. Seto-sama blickte mich lange an und nickte dann. Ich zog die notwendigen Papiere hervor und er unterschrieb sie. Es war, als würde ihm eine mächtige Last von den Schultern genommen werden. Seto-sama atmete auf und wirkte frei. Als die beiden aufstanden, um zu gehen, umarmte mich erst Mokuba mit einem breiten Grinsen und dann - zu meiner Überraschung - Seto-sama. Er dankte mir. Schließlich meinte er, ich solle mal wieder zum Essen vorbei kommen. Immerhin seien sie meine Familie und würden sich freuen, wenn sie mich sehen würden. Ich nickte und gab ihnen mein Wort. Das Klingeln meines Telefons reißt mich aus meinen Gedanken. Meine Assistentin hab ich vor drei Stunden nach Hause geschickt, daher werden die Anrufe von ihrem Apparat auf meinen umgeleitet. Schon als ich die Nummer im Display sehe stöhn ich auf. Es ist Kogoro. Es ist Freitagabend... nein... wir haben kurz nach Mitternacht, also haben wir Samstagfrüh. Nur langsam drücke ich auf den Knopf für die Freisprecheinrichtung und sofort bellt dieser Arsch los. Ich sage ihm, dass ich gleich wieder auflege, wenn er seinen Ton nicht mäßigt. Es kostet ihn einiges an Beherrschung, sich in den Griff zu kriegen. Dann zischt er, dass der Vorwurf der Vertragsverletzung ein Witz sei. Er würde schließlich schon seit Wochen um einen Termin beim geschäftsführenden Leiter der Kaiba Corp betteln. Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Dann sag ich ihm, dass ab Montag ganz offiziell ich der geschäftsführende Leiter der Firma sein werde. Ich höre seine Schnappatmung. Es vergehen einige Sekunden himmlischer Ruhe, bevor er fragt, was das für ein Witz sei. Ich kontere, dass er am Montag im Wirtschaftsjournal in der Rubrik für Ankündigungen und Bekanntmachungen genau diese Information lesen kann, wodurch meine Ernennung rechtskräftig werden wird. Entgeistert fragt Kogoro nach Seto und dass er ihn beim Vornamen nennt lässt in mir Übelkeit aufsteigen. Am liebsten würde ich durch die Leitung kriechen und ihn erwürgen, dafür was er dem Jungen in seiner Kindheit angetan hat. Für die Frechheit hier aufzutauchen und den Überlegenen zu spielen. Ihn jede einzelne Ungebührlichkeit der letzten Wochen ausbaden. Doch ich bin ein Profi, nicht wie mein gegenüber. Also setze ich ihn davon in Kenntnis, dass Seto-sama zukünftig sich seinem Spezialgebiet - der Forschung und Entwicklung - widmen würde und mit der Geschäftsführung an sich nichts mehr am Hut haben wird. Dann macht es 'Klick' und ich höre ein Besetztzeichen. Aufgelegt! Scheinbar haben ihm die Neuigkeiten nicht gepasst. Ich lege den Hörer zurück auf die Gabel, lehne mich mit einem breitem Grinsen zurück und bin glücklich, dass ich endlich - nach all den Jahren - etwas tun konnte, um Seto-sama zu beschützen und aus der Schusslinie dieses widerlichen Kerls zu nehmen. Und dieses Gefühl... fühlt sich echt gut an! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)