Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 56: Einen Schritt aus dem Bedauern ------------------------------------------ Ich bin gerade dabei mein neues Zimmer fertig herzurichten, als es plötzlich an meiner Tür klopft, die immer noch offen steht. Als ich meinen Blick zur Tür richte kommt Isono gerade herein und schließt hinter sich die Tür. Resigniert lass ich meinen Kopf hängen, während er zu mir kommt. Er legt seine Hände auf meine Schultern, bevor er mich ran zieht und in den Arm nimmt. Die Umarmung währt nur kurz und als wir uns wieder von einander lösen wuschelt er mir durch mein Haar, als wäre ich erst sieben Jahre alt. Isono meint, er sei stolz auf mich! Stolz? Worauf denn? Ich wollte nicht, das Seto erfährt, dass ich gesehen habe, was Gozaberu ihm angetan hat. Wollte nicht, dass Seto das Gefühl bekommt vor mir sein Gesicht verloren zu haben. Hatte mir vorgenommen so zu tun, als wäre nichts gewesen. Als hätte ich nie gesehen, das Gozaberu ihn... Ich bin immer noch so wütend auf dieses Monster, dass schon allein der Gedanke an seine Untat in mir einen brennenden Schmerz und eine unglaubliche Wut entfacht. Wirklich zu schade, dass dieses Schwein selbst in den Tod gesprungen ist. Gerne würde ich ihn jetzt eigenhändig dafür büßen lassen. Ihn mit meinen eigenen Händen erwürgen. Dafür, dass er Seto zerbrochen hat. Immer wenn ich Seto in den letzten Wochen sah wollte ich ihn in den Arm nehmen und nicht mehr los lassen. Wollte ihm sagen, dass ich es weiß und dass alles gut ist. Das ich jetzt an seiner Seite stehe und ihm helfen werde mit dem ganzen Scheiß klar zu kommen. Aber die Angst, dass er sich von mir distanzieren oder schlimmer noch, erneut versuchen würde sich das Leben zu nehmen, weil er die Scham nicht ertragen kann, hat mich davon abgehalten. Ich habe viel geweint. Geweint, weil Seto all die Jahren damit alleine leben musste. Niemand hatte, mit dem er darüber reden konnte. Sich niemanden anvertrauen konnte. Weil er all diese Last so lange Zeit alleine geschultert hatte. Um mich zu schützen und mir ein sorgenfreies Leben zu schenken. Auch wenn das Vergessen eine Verdrängung war hätte ich doch in den letzten Jahren merken müssen, was los war. Wie oft ist Seto vor mir und meinen Berührungen zurückgewichen? Hat sie, wenn er sie dann doch mal zuließ, nie lange ertragen. Seine ganze Art... diese Fassade, die er so lange nach außen getragen hat, diente allein dazu alle auf Abstand zu halten. Wieso hab ich das nie richtig hinterfragt? Hätte ich nur ein wenig näher hingeschaut... wäre ich dann nicht drauf gekommen, was Seto mit sich herum schleppte? Jetzt, wo ich mich wieder erinnere, ist alles so offensichtlich. Also, wie konnte ich es sehen und nicht erkennen? Wut flammt erneut in mir auf. Dieses Mal ist die Wut auf mich gerichtet. Doch Isono schüttelt nur den Kopf. Führt mich zu der Bank vor dem neuen Bett und setzt mich darauf, bevor er vor mir in die Hocke geht. Das alles sei seine Schuld, meint er mit diesem um Entschuldigung bittenden Tonfall. Verwirrt blicke ich ihn an. Damals, beginnt er zu erklären, hätte er geglaubt, dass es Seto zu Fall gebracht hätte, hätte er gewusst, dass ich gesehen habe, was dieses Monster ihm antut. Doch auch er hat die Zeit seit Silvester genutzt, darüber nachzudenken. Heute ist er der Meinung, dass das grundlegen falsch war. Das es Seto viel besser getan hätte, wenn er in mir einen Verbündeter und Vertrauter gehabt hätte! Jemand, der trotz allem zu ihm steht. Ihm schon während Gozaberu's Lebzeiten geerdet und ihm klar gemacht hätte, dass es nicht seine Schuld sei. Er nicht alleine gewesen wäre. Ich hätte auf ihn und seinen Rat vertraut und er habe sich geirrt. Aber er sei stolz auf mich, wegen dem, was ich heute meinem Bruder gesagt hätte. Ich sei so erwachsen geworden und mein Bruder kann sich wirklich glücklich schätzen, mich an seiner Seite zu wissen. Das ich so bin, wie ich bin, hab ich einerseits Seto's unglaublichem Opfer zu verdanken, aber andererseits auch Isono. Isono war immer für mich da, wenn Seto es nicht konnte. Hat dafür gesorgt, dass ich mich nie alleine gefühlt habe! Vorsichtig frag ich Isono, ob er glaubt, dass Seto mich ihm helfen lassen wird. Er legt mir seine Hand an die Wange und lächelt mich sanft an. Auch Seto hätte sich in den letzten Wochen verändert. Jonouchi hätte einen guten Einfluss auf ihn. Ja, dass stimmt. Ich will gar nicht wissen, wo wir heute wären, wenn Katsuya keinen Zugang zu ihm gefunden hätte. Oder wenn ihm das Verhalten meines Bruders zu viel gewesen wäre. Mit großer Sicherheit wäre Seto zusammengeklappt. Nervenzusammenbruch oder... vielleicht hätte er dann noch einmal versucht sich das Leben zu nehmen. Auch so eine Sache, die an mir vorbei gegangen war und ich nicht bemerkt habe. Jahre lang konnte Seto seine Narbe vor mir verbergen. Aus Scham und Angst. Wie nannte er es gleich: Seine Schande? Das hat doch nichts mit Schande zu tun. Sondern damit, dass er einfach zu diesem Zeitpunkt keinen anderen Weg gesehen hatte. Wenn er eine Anlaufstelle gehabt hätte... und wenn es nur eine kostenfreie, anonyme Telefonhotline gewesen wäre. Ich blicke zu Isono und sag ihm, dass ich gerne so eine Hotline einrichten lassen würde, wo geschulte Personen Kindern und Teenager, jungen Erwachsenen und jedem der an einem Punkt steht, an dem er denkt, dass der Suizid der einzige Ausweg wäre, helfen können. Er lächelt mich stolz an und verspricht sich zu erkundigen, wie man so etwas umsetzen könnte. Aber ich hab das Gefühl, dass das immer noch nicht genug ist. Ich hab das Gefühl mehr tun zu müssen. Doch Isono legt mir seine Hände auf die Schulter und meint, dass wir erst einmal mit der Hotline anfangen und dann schauen, was wir noch weiter machen können. Ich nicke zustimmend. Dann fall ich ihm um den Hals und drücke ihn fest an mich. Denn mir ist bewusst geworden, dass Seto - und auch ich - ohne Isono es wahrscheinlich erst gar nicht so weit geschafft hätten. Er hat sich von Anfang an um Seto gesorgt, selbst als Gozaberu - das Monster - jegliche Versorgung meines Bruders verboten hat. Isono brachte ihm Essen. Hat sich um Seto gekümmert, als Gozaberu mit seinen Grausamkeiten von ihm abließ. Versorgte seine Wunden. Wusch ihm den Dreck vom Körper, wenn mein Bruder keine Kraft mehr dazu gehabt hatte. Hat Seto das Leben gerettet, als dieser es beenden wollte. Stand mit Rat und - als es darauf ankam - Tat an Seto's Seite. Ermöglichte den Sturz von Gozaberu und hat uns von diesem Monster befreit. Endlich verstehe ich, warum Isono Seto's uneingeschränktes Vertrauen genießt und warum mein Bruder ihm ein Viertel der Firma überschrieben hat. Und obwohl Isono mit seinem Anteil an der Firma jetzt eine ruhige Kugel schieben könnte ist er weiterhin an unserer Seite. Nimmt Anteil an unserem Leben. Ist Teil unserer Familie. Isono ist kein Vater - denn damit verbinde ich nichts Gutes - und auch kein Bruder - das ist alleine Seto vorbehalten -, aber er gehört zu unserer Familie. Ganz ohne Zweifel. So wie ein Onkel? Oder eben, wie ein Isono! Er braucht keine Pseudo-Familienbezeichnung. Er ist einzigartig und gehört zu uns! Als wir uns voneinander lösen lächelt mich Isono sanftmütig an, bevor er aufsteht und meint, dass die anderen gleich mit dem Abendessen fertig wären. Also stehe ich auf und wir verlassen mein neues Zimmer. Doch Isono kommt nicht mit in die Küche. In der Eingangshalle verabschiedet er sich von mir und trotz meines Einwandes, dass ich ihn nicht einfach so gehen lassen kann, meint er, er müsse noch was fertig machen! Ich umarm ihn noch einmal flüchtig und lass ihn gehen. Schade... ich hätte mich gefreut, wenn er mit uns gegessen hätte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)