Get to know me von LunaLeeAT (SasuSaku) ================================================================================ Prolog: DARK DREAMS ------------------- Sakura: „Was … was willst du von mir?! Verschwinde!“ Unsichtbare Hände griffen nach mir. Mein Schrei erfüllte den ganzen Raum. „Lauf!“, schrie mir eine innere Stimme zu und ich versuchte es, doch ich kam einfach nicht von der Stelle. Wo war ich hier? Es war so dunkel, dass ich meine eigene Hand vor Augen nicht sehen konnte. Plötzlich schlugen links und rechts von mir Blitze ein, die mich nur knapp verfehlten. Keuchend lief ich weiter, doch ich schien mich noch immer nicht zu bewegen. Plötzlich wurde die Dunkelheit durch ein grelles Licht vor mir erhellt. Geblendet blieb ich stehen. Ich versuchte meine Augen mit der Hand abzuschirmen, und zu erkennen, was da vor mir lag. Es sah wunderschön aus und ein tiefes Gefühl der Entspannung umhüllte mich. Langsam gewöhnten sich meine Augen an das Licht. Ein Fächer! Was hatte das zu bedeuten? Ich wollte näher rangehen doch so schnell, wie das rot-weiße Zeichen aufgetaucht war, genauso schnell war es wieder verschwunden und alles lag wieder in tiefer Dunkelheit. „Hey! Wach auf!“ Ruckartig holte mich die laute Stimme zurück an die Oberfläche. Meine Lider fühlten sich schwer wie Blei an, doch ich schaffte es trotzdem sie zu öffnen. „Schrei hier nicht so rum! Du weckst ja noch den ganzen Laden auf!“, herrschte mich eine Wache an. „Wenn ich schreien will, dann schreie ich. Kapiert?!“, fauchte ich zurück und war vor lauter Wut aufgesprungen. Davon ließ sich der große Kerl in seiner schwarzen Rüstung allerdings nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Er kam sogar noch näher an die Gitterstäbe meiner Zelle heran. „Dir, kleine Schlampe, werden wir das Gehorchen schon noch lehren. Mach dir darüber mal keine Sorgen!“, zischte er hasserfüllt zurück, ehe er mit lautem Gelächter den Gang entlang zurück zu seinem Posten schritt. Völlig entkräftet sank ich wieder zu Boden. Wieso musste ich ausgerechnet hier landen? Wie lange war ich überhaupt schon hier? Seit Tagen? Oder sogar schon Wochen? Ich wusste es nicht mehr. Hätte ich doch auf meinem Weg in die Stadt nur besser aufgepasst! Tja, jetzt hatte ich den Salat … Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen und meine langen, rosa Haare strichen über meinen halb nackten Rücken. Meine Kleidung, die ich selbst genäht hatte, war fast vollständig zerrissen. Ich schloss die Augen und versuchte mich fortzudenken. Fort, an einen schöneren und besseren Ort. Ich sah eine Blumenwiese vor mir. Mit Bienen, Hornissen und Schmetterlingen, die die unterschiedlichsten Blüten anflogen. Ich konnte die Wärme der Sonne auf meiner Haut fühlen und den Wind in meinen Haaren spüren. In der Ferne vernahm ich das Gebell zweier Hunde und ich fühlte die Rinde des Baumes in meinem Rücken, an dem ich lehnte. Summend sah ich auf die Blume in meiner Hand hinab. Sie war rosa, genau wie mein Haar. Lächelnd sah ich darauf hinab. Meine Lieblingsblume … eine Kirschblüte. Erschrocken fuhr ich zusammen, als vor meiner Zelle plötzlich ein Tumult losbrach. Mehrere Gefangene schrien und die Wärter riefen ebenso durcheinander. Und da sah ich plötzlich den Grund für das Geschrei. Eine große Gestalt trat vor mein Gefängnis. Ich kannte ihn. Ich kannte ihn schon zu gut und ein kalter Schauer überfiel mich, als ich an das dachte, was nun folgte. Ein diabolisches Grinsen trat in sein hässliches Gesicht. „So, meine kleine Wildkatze. Da wären wir wieder.“ -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: Ist heute nicht ein herrlicher Tag, Sasuke-kun? Die Sonne scheint, die Kois schwimmen friedlich im Teich herum und wir zwei haben endlich einmal einen Tag nur für uns“, gurrte Karin, die noch immer auf meinem Futon lag. Ich zog mir unterdessen einen Hakama und einen Haori mit dem Wappen meiner Familie über. „Hn“, erwiderte ich nur. Ich wusste nicht mehr genau, warum ich Karin mit zu mir genommen hatte. Auf dem großen Anwesen meines Clans hatte ich, aufgrund meines hohen Rangs, den ich mit fünfundzwanzig Jahren bereits hatte, ein eigenes Haus. Der gesamte Südteil gehörte dazu mit einer eigenen Parkanlage, einem Teich und vielen Kirschblüten-Bäumen. „Wir können einen Spaziergang machen, Sasuke-kun. Und danach …“, sagte sie immer langsamer und plötzlich spürte ich ihre Hände auf meinen Schultern. „… tue ich alles für dich, was du willst“, hauchte sie mir ins Ohr. Es sollte wohl verführerisch gemeint sein, doch mich nervte es nur. Ohne ein weiteres Wort öffnete ich die Tür und trat ins Freie. Natürlich folgte mir Karin auf Schritt und Tritt. Ohne ein Wort zu wechseln, gingen wir immer weiter Richtung Stadt. „Sasuke! Sasuke, bleib stehen!“ ‚Oh nicht schon wieder …‘, stöhnte ich innerlich bei der Stimme auf und blieb schließlich stehen. „Teme, wir sollen sofort zu Tsunade-sama kommen! Die Hokage hat eine Mission für uns. Offenbar ist sie äußerst wichtig!“, erklärte Naruto hastig, bevor er Karin bemerkte. „Oh … hallo Karin. Tut mir ja sehr leid, aber ich muss Sasuke leider entführen. Bis dann!“, meinte der blonde Chaot, packte mich am Handgelenk und zog mich mit sich. „Baka! Lass mich los!“, knurrte ich Naruto an. Mit einem entschuldigenden Lächeln sah er mich an. „Sorry, aber Tsunade-obachan besteht darauf, dass wir beide den Job sofort übernehmen!“ Augenverdrehend lief ich also weiter hinter ihm her. Wenig später kamen wir im Hokage-Büro an. Dort warteten bereits Tsunade, Kakashi, Neji und Shikamaru auf uns. Wir stellten uns zu den anderen und die Hokage begann zu sprechen. „Ihr vier werdet zusammen mit Kakashi auf eine Mission von höchster Wichtigkeit geschickt. Im Wald der tausend Lichter verschwanden in den letzten Monaten immer wieder Leute. Männer, Frauen, Kinder – keiner ist davor gefeit. Ihr sollt herausfinden, was mit diesen Menschen passiert.“ „Tsunade-obachan, warum gerade jetzt?“, fragte Naruto in seiner typisch lauten Manier. „Wie hast du mich gerade genannt?! Ich habe dir doch schon eine Million Mal gesagt, du sollst mich nicht so nennen!“, fuhr die Hokage aus ihrer Haut. „Verzeihung, Tsunade-sama!“, sagte Naruto eilig, woraufhin die Frau sich wieder beruhigte. „Also, warum ihr genau jetzt zu dieser Mission aufbrechen sollt, hat einen ganz einfachen Grund. Die Tochter eines einflussreichen Geschäftsmannes ist unter den Verschwundenen. Sie wollte ihre Großmutter hier in Konoha besuchen, kam jedoch nie an. Da sie eine sehr gute Freundin von mir ist, werdet ihr fünf alles daransetzen ihre Enkelin und alle anderen Leute wohlbehalten nach Hause zu bringen.“ Sie hielt uns das Foto eines jungen Mädchens mit langen, rosa Haaren entgegen. „Bei Sonnenuntergang geht es los. Findet Sakura Haruno!“ Kapitel 1: TEST ME ------------------ Kapitel 2 – TEST ME Wörter von TigerNagato (Animexx): Spuren Schmerz -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: Ich hielt meinen Blick die ganze Zeit über stur geradeaus gerichtet. Die Genugtuung wegzusehen würde ich ihm nicht geben. Er würde es niemals schaffen mich zu brechen, dafür war mein Wille viel zu stark! Schon eine kleine Ewigkeit schien vergangen zu sein, seitdem ich wieder in diesem Raum war. Ich wusste zwar nicht, wo ich mich genau befand, doch ich hegte den Verdacht, dass wir uns tief im Inneren eines Berges befinden mussten. Alle Wände waren aus Stein und Lehm und wiesen einen bräunlichen Ton auf. Es war schmutzig, staubig und meistens sehr stickig. In diesem Raum hatte ich schon viele Stunden seit meiner Gefangenschaft verbracht. Wie immer stand ich, umringt von den Wachen in ihren schwarzen Rüstungen, ihrem Anführer gegenüber. Ohne jegliche Gefühlsregung sah ich in seine kalten, schlangenartigen Augen. Seine langen, schwarzen Haare fielen ihm teilweise ins Gesicht und über die Schultern. Seine Haut war so blass wie die eines Geistes. Offenbar hatte er noch nie viel Sonne gesehen. Ein hämisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht und ließ es noch unheimlicher wirken. Doch ich bemühte mich weiterhin gleichgültig zu Schauen. „Na, meine kleine Wildkatze? Noch immer nicht bereit, dich uns anzuschließen?“, hallte seine eisige Stimme durch den Raum. Als Antwort hob ich lediglich eine Augenbraue. Sein hämisches Lächeln wurde breiter. „Zu schade aber auch. Mit deinen Fähigkeiten könntest du uns sehr nützlich sein. Aber ich habe noch andere Mittel und Wege dich zu überzeugen …“ Seine Stimme wurde immer leiser und bedrohlicher, ehe er langsam auf mich zukam. Seine langgliedrigen Finger legten sich um mein Kinn und hob es unsanft an. Er war mir so nahe, dass ich seinen heißen Atem spüren konnte. Ich hatte Mühe mich nicht vor lauter Ekel zu schütteln. Er schien es dennoch bemerkt zu haben. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Verschwindet!“, zischte er seinen Wachen zu. Innerhalb weniger Augenblicke waren wir allein. Er ließ mein Kinn los und trat einen Schritt zurück. „Dann wollen wir doch einmal sehen, wie gut deine Fähigkeiten wirklich sind“, meinte er mit blitzenden Augen und holte zum Schlag aus. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: „Da vorne beginnt der Wald der tausend Lichter. Also los, alle wie ausgemacht!“, ordnete Kakashi an. „Hai!“, schallte es ihm von uns vieren entgegen und schon verschwand jeder in eine andere Richtung. Der Plan war sich, soweit es ging, aufzuteilen und möglichst den gesamten Wald im Auge zu behalten. Sollte es zu einer weiteren Entführung kommen, hatten wir die Anweisung nicht dazwischen zu gehen, sondern den Entführern zu folgen. Somit positionierten wir uns alle versteckt in den Baumkronen und warteten. Stunden später hatte sich noch immer nichts getan. Es war bereits stockdunkel und der Wald der tausend Lichter erwachte nun zum Leben und wurde seinem Namen gerecht. Tausend und Abertausend Glühwürmchen schwirrte durch die Baumlandschaft. In den Legenden hieß der Wald nicht umsonst auch der Wald der tausend Seelen. Es sah wirklich so aus, als würden die Seelen Verstorbener herumwandern und doch niemals Frieden finden können. Nachdenklich sah ich mir das Schauspiel eine Zeit lang an, bis ein größeres und helleres Licht meine Aufmerksamkeit erregte. Ein sanftes Summen drang an mein Ohr. „Hört ihr das auch?“, erklang Narutos Stimme über den Kopfhörer in meinem Ohr. „Hai!“, kam die Bestätigung aller. „Alle bleiben auf ihren Positionen!“, befahl Kakashi und keiner rührte sich. Angestrengt kniff ich die Augen zusammen, um die Gestalt besser sehen zu können. Eine Frau, so um die Dreißig, spazierte seelenruhig durch den Wald. ‚Die hat vielleicht Nerven! Weiß die denn nicht, dass hier Leute verschwinden?‘, fragte ich mich innerlich genervt über so viel Leichtsinn. Und es kam, wie es kommen musste. Plötzlich erschienen zwei große Männer in schwarzen Rüstungen hinter ihr und hielten sie mit Leichtigkeit fest. „Wo willst du denn so schnell hin, schöne Frau?“, sagte einer der Männer mit einem hämischen Grinsen. „Ich … ich wollte nur nach Konoha! Bitte, mein Mann erwartet mich dort bereits!“, erwiderte sie verängstigt. Abschätzend sahen die Männer die junge Frau an. „Tja, der wird noch eine Weile warten müssen. Erst einmal wirst du uns zur Verfügung stehen – wenn du es denn überlebst!“, sagten sie, lachten bösartig auf und schliffen die unschuldige Frau in Richtung Westen davon. „Folgen!“, kam der kurze Befehl von Kakashi. Ohne ein Wort gehorchten wir und nahmen die leise Verfolgung auf. Wenige Minuten später trafen wir alle wieder zusammen. Im Schutz des Waldes blieben wir stehen und sahen, wie die Männer ihr Opfer zu einer Felswand brachten. Kurz davor tauchten plötzlich vier weitere, in ebenso schwarzer Rüstung auf, und räumten einige, scheinbar zufällig platzierte, große Äste weg. Dahinter kam ein Eingang zum Vorschein. „Was zur Hölle ist das?!“, fluchte Shikamaru neben mir. „Wie konnten sich diese Typen hier einfach so unbemerkt ein Versteck errichten? Noch dazu in einem Berg? Das muss doch ewig gedauert haben!“, bemerkte Neji. „Wie auch immer sie das geschafft haben, ihre Spur ist nun nicht länger versteckt. Wir wissen, wo wir sie finden. Da drinnen müssen sie auch das verschwundene Mädchen gefangen halten. Also los, nichts wie hinterher!“, ordnete Kakashi an. „Hai!“ Leise und vorsichtig machten wir uns auf in das Versteck. Die vier Wachen, die gerade dabei waren den Eingang wieder zu verschließen, waren schnell ausgeschaltet. Eilig liefen wir weiter. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Mir wollten die letzten Worte der Entführer aus dem Wald einfach nicht aus dem Kopf gehen. ‚Erst einmal wirst du uns zur Verfügung stehen – wenn du es denn überlebst!‘ Innerlich schüttelte ich mich. Ich wollte gar nicht wissen, was sie den Leuten hier antaten. Hoffentlich fanden wir das Mädchen halbwegs unversehrt. Denn wie Tsunade ansonsten reagieren würde, wollte ich mir gar nicht vorstellen … Wir befanden uns gerade in einem sehr engen Gang, als plötzlich vor uns ein Tumult losbrach. Ich hörte Männer, Frauen und auch Kinderstimmen, die verzweifelt durcheinanderschrien. Bösartiges Lachen erklang immer wieder, bis plötzlich alles verstummte. „Nun sehr ihr was passiert, wenn ihr euch weigert uns zu helfen! Dieses Gör hier meinte, sie könne sich mir widersetzen. Tja, doch mit meiner Macht hat sie nicht gerechnet! Also schließt euch mir lieber freiwillig an, ehe es euch ähnlich ergeht!“ Die Stimme, die sprach, war kalt und schneidend. Sie verursachte selbst mir eine Gänsehaut. Vorsichtig gingen wir näher. Ein Schrei voller Schmerz ließ uns alle zusammenzucken. Eilig traten wir aus dem Gang heraus und sahen einen riesigen Platz, der mindestens zehn Meter unter uns lag. In die Wände zu unserer Linken und Rechten waren lauter kleine Gefängniszellen eingelassen. Verzweifelt klammerten sich die Gefangenen an dessen Gitterstäbe. Auf dem Platz unter uns stand ein großer Mann, mit langen Haaren und dem Rücken zu uns. Er hatte einen Arm von sich gestreckt und mit seiner Hand die Kehle eines Mädchens gepackt. Sie schien sich nicht mehr sehr zu wehren und dem Tode näher als dem Leben zu sein. Erst, als ich ihre Haarfarbe erblickte, stockte ich. Sie hatte rosa, langes Haar. Wie das gesuchte Mädchen auf dem Foto. Wie hieß sie noch gleich? Sakura? Ja, der Name passte zu ihr. Unauffällig gab uns Kakashi Zeichen uns zu verteilen. Wir waren zwar nur zu fünft, aber meines Erachtens nach stellte nur der Anführer eine echte Gefahr dar. Und wir hatten keine Zeit mehr um auf Verstärkung zu warten. Tsunade würde uns den Hals umdrehen, wenn dem Mädchen deswegen noch mehr passieren würde! Nachdem jeder seine Position eingenommen hatte, warteten wir auf Kakashi's Zeichen. Er und ich würden uns den Anführer vornehmen, während die anderen die Wachen ausschalteten. Kakashi blickte mich an. „Jetzt!“, sagte er und wir stürmten los. Kapitel 2: SAVIOUR ------------------ Kapitel 3 – SAVIOUR Wörter von Desiree92 (Animexx): Kampf Blut Verzweiflung Grüne Augen Katana Tränen -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: Mir wurde die Luft immer knapper. Dieser Widerling hielt mich einfach so an der Kehle gepackt in der Luft. Ich versuchte, mich zu befreien, doch ich hatte nicht mehr viel Kraft. Zu viele Schläge hatte ich die Stunden zuvor einstecken müssen. Ich durfte meine Fähigkeiten nicht preisgeben. Bisher hatte er nur eine Vermutung, doch er wusste nichts Genaues. Und so sollte es auch bleiben. Würde er erst einmal darüber Bescheid wissen, wäre das mein Ende. Dieser Kerl würde mich sofort versklaven und zwingen meine Kräfte zu missbrauchen. Und eher starb ich, als dass ich erneut einen unschuldigen Menschen damit verletzte! Der Druck um meinen Hals wurde immer stärker. Mir schwanden langsam die Sinne. ‚Vielleicht bemerkt er in seiner Eitelkeit ja nicht, dass er mich umbringt. Dann wäre es wenigstens vorbei!‘, überlegte ich. »Jetzt mach aber mal halblang, Mädchen! Ich glaube, du gibst da etwas zu früh auf …« ‚Oh nein! Was willst DU denn jetzt?!‘, blaffte ich mein inneres Ebenbild genervt an. »Ich will doch nur das Beste für uns. Du kannst dich jetzt noch nicht aufgeben!« ‚Und warum nicht? Ich darf mich nicht wehren, das weißt du selbst doch nur zu gut!‘, schnauzte ich zurück. Hätte mein inneres Ich ein Gesicht gehabt, hätte es jetzt garantiert mit den Augen gerollt. Aber man konnte es auch so aus ihrer Stimme heraushören. »Mein Gott, bist du heute wieder theatralisch. Schau doch einfach mal nach rechts oben, dann wirst du schon wissen, was ich meine, du dumme Nuss!« Okay, ausfallend musste sie nun wirklich nicht werden … Vorsichtig, um kein Aufsehen zu erregen, schielte ich in die angegeben Richtung. Suchend sah ich mich um, bis ich plötzlich eine Bewegung ausmachen konnte. Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen. Das Geschrei des Kerls, der mich noch immer gepackt hielt, ignorierte ich geflissentlich und konzentrierte mich auf die Gestalt über mir. Es war ein Mann. Ungefähr in meinem Alter mit schwarzen Haaren, die ihm ins Gesicht fielen. Bei seinen Augen stockte ich. Sie waren ganz schwarz und verschafften sich schnell einen Überblick über die Situation. Dann lag sein Blick plötzlich auf mir. Überrascht versteifte ich mich, was der Anführer nur zum Anlass nahm, um mir nun endgültig die letzte Luft zu nehmen. Die Sterne tanzten bereits vor meinen Augen und die Ränder verschwammen langsam. Plötzlich brach ein Tumult los und mein Peiniger wurde zu Boden geschleudert. Leider vergaß er, mich rechtzeitig loszulassen, und so schlug auch ich mit einem lauten Keuchen auf dem Boden auf. Zu einem Schrei war ich nicht fähig, denn noch immer rang ich verzweifelt nach Luft. Ich blieb liegen und betete, darum entweder schnell wieder atmen zu können oder möglichst bald zu sterben. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Dennoch versuchte ich, mich zu orientieren. Meine Ausbildung zwang mich förmlich dazu. Um mich herum tobte ein erbitterter Kampf. Viele der Soldaten waren bereits niedergestreckt worden, doch einige schlugen sich weiterhin tapfer. Mein Peiniger wurde von dem schwarzhaarigen Mann und einem weißhaarigen Mann mit einem Tuch über das halbe Gesicht in Schach gehalten. Mühsam zwang ich den Sauerstoff wieder in meine Lungen und stützte mich langsam auf. Mein Körper und auch meine Kleidung waren von den Folterungen der letzten Tage sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Dennoch mobilisierte ich meine letzten noch vorhandenen Kräfte und stand auf wackeligen Beinen auf. „Hey du! Bleib gefälligst wo du bist, und halt dich da raus!“ Verwirrt sah ich mich um und stützte mich Haltsuchend an der Wand hinter mir ab. Der Mann mit den rabenschwarzen Augen funkelte mich böse an, ehe er sein Katana zog und zum nächsten Angriff auf den Anführer überging. „Den Teufel werde ich tun!“, murmelte ich und biss die Zähne zusammen. »Was hast du denn jetzt schon wieder vor, junge Dame?! Setz dich hin und warte bis der süße Knackarsch da vorne uns rettet!« ‚Na das war ja wieder klar! Kaum taucht ein Kerl auf, bist du wieder da! Hätte ich mir ja gleich denken können, dass du dich deswegen gemeldet hast!‘, dachte ich und verdrehte die Augen. Ich ignorierte alle weiteren Einwürfe und sah mich um. In diesem Moment sausten zwei Wurfsterne haarscharf an mir vorbei und blieben in der Wand hinter mir stecken. Eilig zog ich sie heraus, um zumindest irgendeine Waffe zu besitzen. „Ich darf nur nicht meine Fähigkeiten einsetzen!“, erinnerte ich mich selbst noch einmal leise, ehe ich auch schon den ersten Wachmann zu Boden schicken musste. Sie hatten offenbar bemerkt, dass ich nicht tot war, und wollten mich aufhalten. Tja, da hatten sie leider die Falsche erwischt. Immer weiter schlug ich mir den Weg in Richtung Freiheit frei. Die zwei Wurfsterne waren auch schon zum Einsatz gekommen. Eilig sah ich mich nach einer neuen Waffe um und entdeckte sogleich ein Kunai. Schnell schnappte ich es mir und wollte mich gerade wieder aufrichten, als sich plötzlich ein Arm um mich schlang und eine scharfe Klinge meine Kehle streifte. „Hey! Wenn ihr die hier lebendig wiederhaben wollt, gebt unseren Anführer frei!“, erklang sogleich die schneidende Stimme meines Angreifers. Alle verstummten augenblicklich. Unsicher sah ich mich um und fand schließlich den Blick von dem schwarzhaarigen Mann. Wütend funkelte er mich an. »Tja, ich habe dir doch gesagt, du sollst sitzen bleiben und dich von ihm retten lassen! Jetzt hast du ein Messer an der Kehle und der süße Knackarsch ist böse auf uns. Ganz toll gemacht, Mädchen!« -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: ‚Dieses Mädchen …‘, grummelte ich im Inneren, als ich die Situation realisierte. Sakura hatte sich ziemlich weit vorschlagen können, was mich ehrlich gesagt sehr überrascht hatte. Sie wusste, wie man kämpfte und wie man mit den Wurfsternen umging. Doch im Moment war mein Blick voll und ganz auf die Klinge an ihrem Hals gerichtet. Der Kerl verlangte doch allen Ernstes, dass wir ihren Anführer laufen ließen. Aber … hatten wir eine andere Wahl? Unser Auftrag lautete, Sakura Haruno sicher nach Konoha zu bringen. Und diese Sicherheit war gerade sehr gefährdet. „Na los! Wird’s bald?! Lasst Orochimaru frei, sonst ist die Kleine hier einen Kopf kürzer!“ Wie zur Bestätigung keuchte die Rosahaarige erschrocken auf und biss sofort die Zähne zusammen. Mein Blick verdunkelte sich noch mehr, als ich die ersten Blutstropfen an ihrem Hals hinabfließen sah. Wir hatten keine andere Wahl. Dies sah wohl auch Kakashi so, denn er ergriff das Wort. „In Ordnung. Lass das Mädchen gehen, dann könnt ihr euren Anführer wiederhaben.“ Triumphierend lächelnd ging der Anführer, dessen Name wohl Orochimaru lautete, an mir vorbei direkt auf Sakura zu. Ich verstärkte den Griff um mein Katana, um jederzeit eingreifen zu können, sollte dem Mädchen Gefahr drohen. Orochimaru blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen und strich ihr, fast schon zärtlich, eine Haarsträhne hinters Ohr. Sein Gesicht kam ihrem gefährlich nahe. Zu nahe, für meinen Geschmack. Er flüsterte ihr etwas zu, woraufhin ihre grünen Augen zu blitzen begannen. Kein Funken Verzweiflung war mehr darin zu erkennen, sondern pure Entschlossenheit. „Niemals!“, schrie sie ihm daraufhin entgegen. Was danach geschah, war kaum mit einem menschlichen Auge zu erfassen. Sakura hielt ein Kunai in ihrer linken Hand. Dieses ließ sie blitzschnell hinter sich sausen und stieß es dem Soldaten in den Oberkörper. Gleichzeitig riss sie ihre rechte Hand hoch und schlug das Schwert mit beeindruckender Kraft von ihrer Kehle weg. Orochimaru, der noch immer vor ihr stand, griff bereits nach ihr, doch sie holte mit ihrem Kunai zu einem Schlag aus, doch er wich ihr geschickt aus und bahnte sich mit einem hämischen Lachen einen sicheren Weg nach draußen. Neji und Shikamaru waren die Ersten, die wieder reagierten und die übrig geblieben Wachen ausschalteten, ehe sie Orochimaru folgten. Ein dumpfer Aufschlag hinter mir ließ mich herumfahren. Sakura war zusammengebrochen. So schnell ich konnte, lief ich zu ihr. Kakashi und Naruto folgten mir. Als ich bei Sakura ankam, sah ich erst das ganz Ausmaß ihrer Verletzungen. Ihre Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihr herab und war an einigen Stellen mit Blut getränkt. Die Wunde an ihrer Kehle blutete zwar nicht allzu stark, doch ihr Körper war sehr in Mitleidenschaft gezogen. Mein Blick verfinsterte sich bei dem Gedanken daran, was sie alles hatte durchstehen müssen. „Wir müssen sie zu Tsunade bringen. Schnell!“, ordnete Kakashi an. „Sasuke, du und Naruto bringt sie zurück nach Konoha! Wir kümmern uns hier um alles. Sorgt dafür, dass sie wieder gesund wird!“ „Hai!“, antworteten wir. Vorsichtig hob ich sie auf meine Arme. Sie war so leicht wie eine Feder, wer weiß wie lange sie schon hier war und nichts zu essen bekommen hatte. Schnell verdrängte ich die Gedanken daran, was sie die letzten Wochen erlebt hatte wieder, und konzentrierte mich auf den Weg zurück zum Dorf. „Pass gut auf sie auf, Teme! Wenn ihr noch etwas passiert macht uns Tsunade-obachan beide einen Kopf kürzer!“, meinte Naruto ernst, während wir durch den Wald liefen. Ich ignorierte seinen Kommentar, denn ich gab sehr gut acht auf die junge Frau in meinen Armen. Bei dem Gedanken an sie warf ich kurz einen Blick auf ihr Gesicht. Sie war hübsch, sehr hübsch sogar. Doch sie war sehr blass und ihre Wangen waren etwas eingefallen. Hoffentlich konnte Tsunade ihr helfen … „Da vorne ist schon das Tor!“, rief Naruto aus. Erleichterung machte sich in mir breit, was ich mir jedoch nicht anmerken ließ. ‚Halte noch etwas durch, Sakura-chan … Bald wird es dir besser gehen!‘ Kapitel 3: TALK TO ME --------------------- Kapitel 4 – TALK TO ME Wörter von senpai3099 (Animexx): Wütend Stampfen Kühl Entschlossen Ruhig -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: Unruhig saß ich im Wartezimmer von Tsunades Krankenhaus und wartete auf Neuigkeiten. Vor mehr als drei Stunden waren Naruto und ich mit Sakura hier angekommen. Sie war noch immer bewusstlos gewesen, als Tsunade sie in Empfang genommen hatte. Die Frau ließ sich normalerweise nichts anmerken, doch beim Anblick der Enkelin ihrer Freundin blitzte kurz Sorge in ihrem Gesicht auf. „Gibt es schon etwas Neues, Teme?“, riss mich Narutos Stimme aus meinen Gedanken. Er war offenbar von seiner Besprechung mit Kakashi, Neji und Shikamaru zurück und wollte mir Bericht erstatten. Ich hatte mich geweigert an dem Meeting teilzunehmen. Wenn ich so darüber nachdachte, wusste ich jetzt gar nicht mehr, warum ich so reagiert hatte. „Nein“, antwortete ich knapp auf Narutos Frage und blickte wieder den Gang entlang auf die geschlossenen Türen, hinter denen sich Sakura befand. „Sie wird schon wieder, Sasuke. Keine Sorge!“, meinte Naruto leise. „Hn“, erwiderte ich. Weitere Stunden vergingen bis wir endlich das Klackern von Tsunades Absätzen auf dem Boden vernahmen. Ruhig kam sie auf uns zu und blieb einen halben Meter vor uns stehen. „Sakura ist stabil, aber sie musste sehr viel durchmachen. Die meisten Wunden konnte ich heilen, doch bei einer scheint eine Art Barriere meine Heilkünste zu blockieren. So etwas habe ich noch nie gesehen!“, schloss sie ihren kurzen Bericht. Irrte ich mich oder sah ich Ärger und Verwirrung in ihrem Gesicht? So emotional kannte ich Tsunade gar nicht. Na ja, außer Naruto nannte sie wieder einmal Obachan. Dann hieß es alles in Deckung und Kopf einziehen. „Können wir zu ihr?“, fragte Naruto und Tsunade sah uns abschätzend an. „Ich weiß nicht recht …“, begann sie. „Ihre Großmutter wird bald hier sein und ihre Eltern werden vermutlich auch nicht lange auf sich warten lassen.“ „Bitte, Tsunade-obachan! Nur ganz kurz!“ Stirnrunzelnd sah ich zu meinem besten Freund. Warum legte er sich so ins Zeug, um sie zu sehen?! Das passte mir gar nicht in den Kram! Ich wollte das rosahaarige Mädchen zwar auch gerne wiedersehen und mich vergewissern, dass es ihr gut ging, aber warum wollte er das so dringend?! „Na gut. Ihr habt zehn Minuten“, willigte Tsunade schließlich ein und nannte uns Sakuras Zimmernummer. Wir riefen den Aufzug und fuhren in den fünften Stock. „Warum willst du sie unbedingt sehen?“, platzte es plötzlich aus mir heraus und ich schielte zu Naruto. „Weil du sie unbedingt sehen willst, Teme. Ich werde draußen warten, aber du solltest mit ihr reden“, erwiderte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Was willst du damit …?“, begann ich, doch bevor ich den Satz zu Ende bringen konnte, öffneten sich bereits die Aufzugtüren und Naruto schritt an mir vorbei auf den Gang. An den orange bemalten Wänden hingen ein paar Bilder, die für mich nicht zu identifizieren waren. Kunst war manchmal wirklich etwas sehr Seltsames. „Hier ist es“, sagte Naruto und blieb vor dem Zimmer mit der Nummer 513 stehen. Sollte ich wirklich da hinein gehen? Ich kannte das Mädchen doch eigentlich gar nicht. Und außerdem war die Mission bereits beendet. Also konnte ich getrost nach Hause gehen. Aber warum hatte ich dann die letzten Stunden im Wartezimmer gesessen und gewartet? „Na komm schon. Geh rein zu ihr!“ Mit einem Kopfnicken deutete Naruto auf die Tür. Ich nickte kurz und trat schließlich ein. Rechts von mir befand sich wohl das Badezimmer, und als ich noch ein paar Schritte weiterging, erblickte ich schließlich den rosa Haarschopf. Allerdings lag sie nicht im Bett, sondern stand mit dem Rücken zu mir und zog sich gerade ein schwarzes Oberteil über. Kurz konnte ich einen Blick auf ihren Rücken erhaschen und was ich dort sah, machte mich unsagbar wütend. Tsunade hatte zwar gesagt, dass sie einige Wunden nicht hatte heilen können, doch dass eine dieser Wunden ihren kompletten Oberkörper bedeckte hatte sie nicht erwähnt. Sollte mir dieser Orochimaru je wieder unter die Augen treten, wäre dies sein letzter Tag auf Erden. Ich musste mich durch irgendein Geräusch verraten haben, denn sie drehte sich hektisch zu mir um und zog ihr Oberteil ganz hinab. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: Mein ganzer Körper schmerzte. Ich hatte redliche Mühe das Oberteil überzuziehen, das mir Tsunade gebracht hatte. Von meiner Kleidung waren nur noch Fetzen übrig geblieben. Tsunade kannte mich, seit ich ein kleines Kind gewesen war. Sie war schon gemeinsam mit meiner Großmutter in die Schule gegangen. Dementsprechend verärgert war sie auch, während sie mir berichtete, dass sie eine meiner Wunden nicht hatte heilen können. Sie wollte von mir wissen, was genau passiert sei um die Möglichkeiten, die ihr blieben, auszuloten. Ich berichtete ihr, woran ich mich erinnern konnte, doch das brachte sie nicht weiter. Die größte aller Wunden ging über meinen gesamten Rücken bis hin zu meinem Bauchnabel. Bei der Erinnerung an diesen Tag wurde mir eiskalt und ich hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Ein tiefes, furchteinflößendes Knurren hinter mir ließ mich zusammenzucken und mich blitzschnell umdrehen. Der schwarzhaarige Mann stand hinter mir und starrte auf meinen Oberkörper. Verdammt! Hatte er etwa schon länger hier gestanden?! Unruhig sah ich ihn an. „Ja?“, brachte ich mühsam hervor. Irgendetwas an ihm schüchterte mich ein, doch gleichzeitig fühlte ich, eine unglaubliche Geborgenheit von ihm ausgehen. Mein Blick glitt an ihm empor, bis sie seine Augen trafen. Diese endlos schwarzen Augen, die mich sofort wieder in ihren Bann zogen. „Wie geht es dir, Haruno-san?“, fragte er und seine Stimme klang angenehm ruhig und tief. Ich nickte, bis ich kurz darauf begriff, dass dies keine adäquate Antwort auf seine Frage war. „Mir geht es gut, Dankeschön. Und du bist …?“ Fragend sah ich ihn an. Woher er meinen Namen kannte, wusste ich. Doch nun wollte ich auch seinen erfahren. „Sasuke. Sasuke Uchiha“, antwortete er knapp. Ich nickte. Der Name passte zu ihm. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich über uns aus. Ich überlegte fieberhaft, was ich sagen könnte, doch er war schneller. „Wie lange warst du bei Orochimaru?“ Mit jeder Frage hätte ich gerechnet aber nicht mit dieser. Langsam ließ ich mich auf das Bett hinter mir sinken. Jedoch nicht ohne meinen Blick auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand zu fixieren. „Warum willst du das wissen?“, fragte ich kühl und vermied es, ihn anzusehen. „Wir brauchen diese und jede weitere Information, die wir kriegen können, damit wir ihn aufspüren und ausschalten können“, erklärte er mit fester Stimme. Diese Antwort leuchtete mir ein. „Wenn ich Tsunade glauben kann, dann war ich fast drei Wochen dort“, sagte ich tonlos und noch immer ohne ihn anzusehen. „Was wollte er von dir?“, hakte er weiter nach, doch diese Frage konnte ich ihm nicht beantworten. Ich durfte nicht. „Haruno-san?“, fragte er ein weiteres Mal, doch ich schüttelte den Kopf. Er atmete geräuschvoll aus und wirkte genervt. Ich wollte ihn wirklich nicht reizen, aber meine Gabe war gefährlich. Niemand konnte mir damit helfen oder sagen wie ich sie unter Kontrolle bringen konnte. „Was …“ Sasuke setzte zu einer Frage an, doch er hielt kurz inne und räusperte sich, ehe er erneut begann. „Was hat er dir alles angetan?“ Ich schluckte schwer. Er musste doch die Wunde auf meinem Rücken gesehen haben. Er wusste also, dass man nicht gerade zimperlich mit mir umgegangen war. Warum wollte er das dann so genau wissen?! „Warum … warum fragst du mich das?“ Seine Augen blitzten gefährlich auf und eine solch starke Entschlossenheit trat in sein Gesicht, das ich erschrocken ein paar Zentimeter auf meinem Bett zurückrutschte. „Damit ich weiß, was ich ihm antun muss, bevor ich ihn endgültig umbringe.“ Sasukes Stimme war eiskalt und fast nur noch ein Flüstern. Ich verstand es nicht. Warum wollte er das tun? Warum sollte er sich solche Mühe geben? „Also? Was hat er dir angetan?“, wiederholte er. Ich atmete tief durch. „Sie haben mich fast jeden Tag in einen Raum gebracht. Es war immer sehr kalt. Zuerst haben sie mich dort einfach nur gefesselt und liegen gelassen. Danach … kamen dann meist ein paar Wachen herein und fingen an auf mich einzuschlagen. Erst als ich fast schon reglos am Boden lag, kam Orochimaru dazu. Die anderen ließen uns alleine und er wartete, bis ich wieder zu Kräften kam. Danach hatte er mich jedes Mal zum Kampf aufgefordert. Ich wollte nie gegen ihn kämpfen, doch er ließ mir keine Wahl.“ Ich verstummte. Dies erklärte alle meine Wunden, bis auf die große, die nicht geheilt werden konnte. Und obwohl ich diesen Gedanken nicht laut ausgesprochen hatte, zog Sasuke eine Augenbraue hoch. „Und was ist mir die Wunde auf deinem Rücken?“ Als hätte er mich geschlagen zuckte ich zusammen. Die Erinnerungen an diesen Tag wollte ich schnellstens verdrängen, doch die stetigen Schmerzen machten mir dies nahezu unmöglich. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: Sie war zusammengezuckt, als ich sie auf die Wunde an ihrem Rücken angesprochen hatte. Was war ihr nur passiert? „Sakura?“, sagte ich und mir fiel erst einige Sekunden später auf, dass ich sie einfach so bei ihrem Vornamen genannt hatte. Doch sie bemerkte es offenbar nicht. „Kurz bevor ihr mich befreit habt, war ich noch mit Orochimaru in diesem Raum … Er hat alle Wachen rausgeschickt. Kaum waren wir alleine, hat er mich zu Boden geschlagen. Ich konnte mich in diesem Moment nicht wehren und er nutzte das aus und band mich an irgendetwas fest, das von der Decke hing. Dann setzte er ein Messer an meinem Rücken an und …“ Weiter kam sie nicht. Denn vor ihrer Tür war ein schnelles und lautes Stampfen zu vernehmen. Kurz darauf stand ein junger Mann, etwa so groß wie ich und mit braunen Haaren, im Zimmer. „Saku!“, rief er entsetzt aus und stürzte an mir vorbei auf Sakura zu. Er umarmte sie stürmisch und zog sie eng an sich. In diesem Moment brachen bei ihr alle Dämme. Sie klammerte sich an der dunklen Kleidung des Mannes fest, vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und weinte. Ich fühlte mich irgendwie fehl am Platz und doch widerstrebte es mir sie mit dem Kerl alleine zu lassen. Ich hatte sie doch immerhin gerettet! Also war ich auch für sie verantwortlich, verdammt noch mal! Und wenn ich ehrlich zu mir selbst gewesen wäre, hätte ich ihn am Liebsten von ihr weggezerrt und ihm die Nase gebrochen. Dass er sie berührte und, dass er sie Saku genannt hatte, ging mir mächtig gegen den Strich! „Komm, Teme. Wir sollten jetzt besser gehen und Kakashi Bericht erstatten“, flüsterte Naruto und zog mich an meinem Ärmel aus dem Zimmer. Doch auch als ich die beiden nicht mehr sehen konnte, war es mir unmöglich zu vergessen, wie er sie in seinen Armen hielt. Wie er sie an sich drückte, und wie er über ihr langes, wunderschönes, rosa Haar strich. Und sie erst. Sie hatte sich an diesen Typen geklammert, als ginge es um ihr Leben. Verdammt noch mal, ich wollte es wissen! Wer zu Hölle war er?! Kapitel 4: ONE YEAR AGO ----------------------- Kapitel 5 – ONE YEAR AGO Wörter von Desiree92 (Animexx): Leuchten Zukunft Bauchkribbeln Zeit Gedankenkontrolle ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: „Was ist passiert?“, fragte Jotaro immer wieder leise nach, während er mir beruhigend über den Rücken streichen wollte, doch bei dieser Berührung zuckte ich zusammen. Langsam entfernte ich mich von ihm und rieb mir über die tränennassen Augen. „Saku? Was hat man dir angetan?“ Ich konnte nicht. Ich konnte es ihm einfach nicht erzählen. Nur … warum nicht? Bei Sasuke war es mir doch auch gelungen. Sollte es mir dann nicht bei jemandem, den ich bereits mein ganzes Leben lang kannte, erst recht möglich sein? Nein, ich konnte einfach nicht. Also schüttelte ich nur stumm den Kopf und wandte mich von ihm ab. „Ich möchte jetzt gerne nach Hause, Jotaro“, erwiderte ich lediglich. Er nickte. Wir riefen die Schwester und ich sagte ihr, dass ich mich selbst entlassen wollte. Sie versuchte, mich davon abzubringen, doch schlussendlich gab sie nach und brachte mir die nötigen Formulare. Wenig später verließen wir das Krankenhaus und schlugen den Weg zu meiner Großmutter ein. Ich fühlte mich gut und stark, bis auf die Schmerzen an meinem Rücken und Bauch. Jotaro hatte die ganze Zeit seinen Arm schützend um meine Schultern gelegt. Bei ihm fühlte ich mich zwar sicher, dennoch konnte ich nicht umhin, mich immer wieder prüfend umzusehen. Als wir beim Haus meiner Großmutter ankamen, spürte ich ein warmes Bauchkribbeln. Ich hatte in meiner Kindheit hier viele Sommer verbracht und bei jedem meiner Besuche erinnerte mich alles daran. Es waren schöne, unbeschwerte Zeiten gewesen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Sakura!“, ertönte da auch schon die freudige Stimme meiner Großmutter. Lächelnd lief ich auf sie zu und umarmte sie. „Hallo Großmutter! Ich habe dich so vermisst!“ „Ich dich auch, meine kleine Kirschblüte. Kommt nur herein, ihr zwei. Ich habe gerade von einer lieben Freundin Kuchen bekommen“, sagte sie, und bedeutete mir und Jotaro einzutreten. Nichts würde mich davon abhalten. Nach den letzten Wochen brauchte ich dringend etwas Normalität. Und trotz dieses Wunsches spukte noch immer der Mann mit den onyxfarbenen Augen durch meinen Kopf. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: „Tsunade!“ Shizunes Stimme ließ uns alle aufblicken. „Sakura Haruno hat sich vor wenigen Minuten selbst entlassen“, berichtete sie. „Verdammt!“, fluchte Tsunade und ließ ihre Faust auf den Tisch krachen. „Sie ist noch nicht so weit. Diese kurze Zeit hat noch nicht gereicht um sie vollständig zu heilen … Aber ich denke ich weiß, wo sie jetzt ist“, murmelte die Hokage vor sich hin. „Folgt mir“, lautete ihr Befehl, ehe sie sich von ihrem Schreibtisch erhob und aus ihrem Büro stürmte. So schnell wir konnten, folgten Kakashi, Naruto und ich ihr. „Teme … Alles klar?“, fragte mein bester Freund leise, als wir die Straße betraten. Ausdruckslos blickte ich weiterhin geradeaus. „Hn“, erwiderte ich, da ich es selbst nicht wusste. Der Gedanke Sakura wiederzusehen gefiel mir, doch wenn ich an den Kerl dachte, der vermutlich noch immer bei ihr war, wurde mir flau. Ich wusste noch immer nicht, wer er war und was er ihr bedeutete. Doch warum störte mich das nur?! Es ging mich doch auch gar nichts an! Verdammt, ich musste diese Frau aus meinen Gedanken bekommen! Wenig später fanden wir uns vor einem kleinen Haus am Rande der Stadt wieder. Es war … niedlich. Ja, das Wort beschrieb das gelbe Haus ganz gut. Tsunade klopfte an die grüne Tür, welche kurz darauf von einer älteren Dame geöffnet wurde. „Hallo Chi. Wir sind auf der Suche nach deiner Enkelin. Sie ist sicherlich bei dir, oder?“, erklärte die Hokage ohne Umschweife. Die alte Dame, offenbar Sakuras Großmutter, nickte nur lächelnd und bat uns herein. In einem geräumigen Wohnzimmer nahmen wir schließlich Platz. „Sakura, Liebes! Kommt doch bitte kurz herunter, ja?“, rief sie in den oberen Stock hinauf. Bei ihren Worten verspannte ich mich merklich und Naruto beobachtete mich aus den Augenwinkeln. Er war also noch hier. Bei ihr. Da oben. Alleine. Wütend ballte ich die Fäuste. Doch was sollte ich tun? Ich wusste noch immer nicht, wer er war, aber er schien sich hier auch wie zu Hause zu fühlen, wenn ihre Großmutter nichts dagegen hatte, dass sich die zwei alleine im oberen Stockwerk aufhielten. War er ein guter Freund? Oder ihr Freund? Oder interpretierte ich das alles vollkommen falsch und war er mit ihr verwandt? Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Sakura ins Wohnzimmer trat – dicht gefolgt von dem Kerl. „Ja?“, fragte sie leise und sah sich um. Ihr Blick glitt von ihrer Großmutter zu Tsunade, Kakashi, Naruto und schließlich zu mir. Irrte ich mich oder trat ein Leuchten in ihre Augen bei meinem Anblick? Am liebsten hätte ich einen Luftsprung gemacht, doch meine Freude wurde augenblicklich in tausend Stücke zerschlagen, als der Kerl ihr seine große Hand besitzergreifend um die schlanke Taille legte. „Sakura, es war unverantwortlich, von dir dich selbst zu entlassen! Du bist noch lange nicht wieder so kräftig wie vor deiner Gefangenschaft! Außerdem muss ich noch immer eine Möglichkeit finden, dich vollständig zu heilen! Was hast du dir dabei nur gedacht!“, schimpfte Tsunade sofort los. Sie schien Sakura wirklich schon ewig zu kennen. „Es tut mir wirklich sehr leid, Tante Tsunade. Aber ich habe mich dort einfach nicht sicher gefühlt, und …“ „Und du dachtest, bei deiner Großmutter wärst du sicherer?!“ Aufgebracht raufte sich die Hokage die Haare. Sie machte sich wirklich große Sorgen um die junge Frau. Und ich verstand das absolut. Es war wirklich leichtsinnig von ihr gewesen. „Ich kann mich sehr gut selbst verteidigen, das weißt du! Und außerdem ist Jotaro ja bei mir“, versuchte Sakura dagegenzuhalten, doch Tsunade hatte für diese Antwort nur ein sarkastisches „Oh bitte!“ übrig. „Sakura, du weißt, ich schätze dich sehr und weiß wozu du fähig bist. Jotaro, auch dich kenne schon sehr lange und ich glaube dir, dass du Sakura beschützen willst. Aber das solltest du lieber uns überlassen.“ Sie deutete auf uns. Jotaros Griff um Sakuras Taille verstärkte sich. Sie zuckte zusammen und biss sich auf die Lippe, doch der Idiot schien das nicht zu bemerken. Das konnte ich mir einfach nicht mehr Mitansehen! Mit einer Geschwindigkeit, die für das menschliche Auge kaum zu erfassen war ich an ihrer Seite, riss seinen Arm von ihr weg und hielt ihn fest. „Sie ist verletzt und du tust ihr damit weh! Hast du das denn nicht bemerkt?! Man sollte meinen, dir liegt etwas an ihr, so wie du dich benimmst“, zischte ich mit bedrohlicher und tiefer Stimme. Erschrocken sah er mich kurze Zeit an. Mein Sharingan hatte sich aktiviert. Doch kurz darauf sah er mich entschlossen und grimmig an. „Was geht DICH das eigentlich an?! Du hast sie vielleicht gerettet, und dafür bin ich dir auch dankbar, aber hier überschreitest du definitiv deine Grenzen! Sakura und ich sind erwachsen. Ich beschütze das, was mir gehört! Und weder du noch sonst jemand wird mir meine Zukunft nehmen! Das schwöre ich dir!“ Geschockt sah ich von ihm zu Sakura. Das was ihm gehörte?! Seine Zukunft?! Hieß das etwa … „Sasuke, was soll denn das?! Jotaro Kanata und Sakura sind seit ihrer Kindheit befreundet und seit zwei Jahren verlobt. Solch ein Ausbruch ist wirklich nicht nötig!“, herrschte mich Tsunade an. Verlobt. Sie sind verlobt. Verdammte Scheiße, nein! ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: Fassungslos blickte ich auf die Szene vor mir. Sasuke hielt Jotaros Arm fest umklammert und durchbohrte ihn mit scharfen Blicken. Doch … was war mit seinem Auge los? Es war ganz rot und glühte beinahe. Fasziniert sah ich ihn an. Er hatte mich gerettet … schon wieder. Er hatte bemerkt, dass ich Schmerzen hatte, obwohl ich mich bemüht hatte es zu verstecken. Hieß das, er beobachtete mich? Bei diesem Gedanken wurde mir seltsam warm in der Brust. Ganz von meinen Gedanken eingenommen hatte ich nicht mitbekommen, was noch alles passiert war. Doch Tsunades wütende Stimme ließ mich blinzeln. Sasuke sah mit ausdrucksloser Miene zu mir. Er hatte Jotaro losgelassen, welcher nun wieder an meine Seite trat und mir einen Kuss auf die Schläfe drückte. Sasukes rotes Auge blitzte beinahe schon wütend auf. Doch warum? Was war in den letzten Minuten passiert? „Komm, ich bringe dich nach oben. Du musst dich ausruhen“, flüsterte Jotaro in mein Ohr. „Einen Moment noch!“, unterbrach Tsunade ihn. „Meine drei Ninjas hier, Kakashi, Naruto und Sasuke, werden ab sofort abwechselnd auf dich aufpassen, bis wir Orochimaru ausgeschaltet haben.“ „Was?! DER soll auf Sakura aufpassen?!“, rief mein Verlobter aufgebracht aus und deutete auf Sasuke. „Jotaro, bitte …“, sagte ich leise, doch ich hätte gleich damit rechnen sollen, dass Tante Tsunade keine Widerworte zuließ. „Ja, und er wird das sehr gut machen. Er hat sie vor Orochimaru gerettet und fühlt sich somit für sie verantwortlich, wie man gerade gesehen hat“, erwiderte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem Seitenblick auf Sasuke. Ich spürte, wie sich meine Wangen leicht rot färbten. Ich bedeutete ihm also etwas. Das war … schön. Nein, falsch! Das war absolut falsch! Ich war mit Jotaro verlobt! Ich durfte mich nicht über die Aufmerksamkeit von anderen Männern freuen! „Kakashi wird die erste Schicht bis morgen früh übernehmen. Danach Naruto und die nächste Nacht übernimmt Sasuke. Keine Sorge Chi, Sakura wird nichts geschehen“, sprach Tsunade ruhig, ehe sie sich verabschiedete, Naruto und Sasuke im Schlepptau. „Komm, wir gehen besser hinauf“, sagte Jotaro nochmals eindringlich und dirigierte mich an meinem Arm in den obersten Stock. Kakashi blieb unterdessen im Wohnzimmer und sah sich um. Wir zogen uns in das Gästezimmer zurück. Erschöpft setzte ich mich aufs Bett und wollte einfach nur noch schlafen. Es war ja auch schon recht spät. Doch Jotaro hatte da wohl andere Pläne. Aufgebracht lief er im Zimmer umher und zog sich aus. „Ich fasse es einfach nicht! Was bildet der Kerl sich bloß ein?! Wer glaubt er, denn wer er ist, verdammt noch mal!“, fluchte er. „Sasuke“, sagte ich müde und rieb mir über die Stirn. „Was?“ Jotaro war stehen geblieben, nur noch mit einer dunklen Hose bekleidet. „Er heißt Sasuke Uchiha“, wiederholte ich, bevor ich nach meinen Schlafsachen griff, die immer im Schrank lagen, und mich ins Badezimmer zurückzog. Dort zog ich mir vorsichtig das Oberteil über den Kopf. Die Wunde auf meinem Körper leuchtete noch immer blutrot auf. Warum konnte man sie nicht heilen? Ich verstand es einfach nicht. Ich hatte es selbst versucht, gleich nachdem mir Tsunade mitteilte, dass sie es nicht schaffte, doch leider vergebens. Ob ich wohl jemals geheilt werden konnte? Was hatte Orochimaru nur mit mir getan? Ich versuchte, mich krampfhaft daran zu erinnern, ob er irgendetwas mit mir oder der Klinge getan hatte, doch mir fiel einfach nichts ein. Ob ich es wohl … mit meiner Gabe schaffen konnte? Nein, das wäre zu gefährlich. Ich wusste so schon nicht, wie ich es kontrollieren konnte. Es dann auch noch gegen mich selbst einzusetzen wäre vermutlich lebensgefährlich. Seufzend zog ich mich an, putzte mir die Zähne und ging wieder zurück ins Gästezimmer. Jotaro stand noch immer mitten im Zimmer. Als er mich sah, kam er auf mich zu, küsste mich kurz und verschwand dann ebenfalls im Badezimmer. Kurz darauf hörte ich das Wasser der Dusche rauschen. Erleichtert, endlich ein paar Minuten Ruhe zu haben, atmete ich tief durch. Doch ein Klopfen an der Fensterscheibe ließ mich erschrocken herumfahren. Eine dunkle Gestalt hockte auf dem Ast vor meinem Fenster. Vorsichtig trat ich einen Schritt näher. Im Schein des Mondlichts erkannte ich Sasukes Gesicht. Eilig öffnete ich das Fenster. „Sasuke“, sagte ich leise. Ich wollte nicht, dass mich jemand hörte. „Was willst du hier?“ „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich hätte … ihn … vorhin nicht so von dir wegreißen sollen. Habe ich … dir wehgetan?“ Die Sanftheit seiner Stimme überraschte mich so sehr, dass ich lediglich den Kopf schütteln konnte. Erleichterung machte sich in seinem Gesicht breit. „Gut.“ Eine Zeit lang war es still. „Sakura?“ „Ja?“ „Was solltest du für Orochimaru tun? Warum bist du so wichtig für ihn, dass er dich jeden Tag gequält und trotzdem nicht umgebracht hat?“ Fragend sah er mich an. Ich schluckte hart. Vor dieser Frage hatte ich mich gefürchtet. Doch ich musste mich jemandem anvertrauen und vielleicht verstand er mich ja sogar. Immerhin schien er ebenfalls eine Gabe zu besitzen. „Vor einem Jahr wurde ich mitten in der Stadt überfallen. Ich konnte mich nicht wehren, doch plötzlich schien es, als hätte jemand anderer meine Handlungen übernommen. Mein Angreifer krümmte sich vor Schmerzen und ich konnte seine Bewegungen beeinflussen. Wie eine Marionettenspielerin. Auch seine Gedanken konnte ich hören. Fast als hätte ich die Macht der Gedankenkontrolle. Ein Passant kam vorbei und wollte mir zu Hilfe kommen, doch auch ihn erwischte meine Gabe. Die beiden starben und ich weiß bis heute nicht was damals geschehen ist oder wie ich diese Macht kontrollieren kann.“ Eine Träne rollte mir bei dieser Erinnerung über die Wange. „Ich bin schuld am Tod zweier Menschen. Ich … ich will so etwas nie wieder tun, Sasuke!“, schniefte ich und wandte den Blick von ihm ab. Sasuke legte einen Finger unter mein Kinn und hob so meinen Kopf an. Mit unergründlicher Miene musterte er mich. „Du hast Angst“, stellte er mit sanfter Stimme fest und strich mir die Träne fort. Ich nickte. Ein verständnisvoller und beinahe schon zärtlicher Ausdruck trat in seine Augen. „Ich verspreche dir, dass ich immer in deiner Nähe bleibe. Du wirst deine Gabe nicht mehr einsetzen müssen, um dich zu schützen. Dafür bin ich ab sofort da. Vertrau mir. Du wirst so etwas nicht noch einmal erleben müssen, das verspreche ich!“ Hoffnungsvoll sah ich zu dem Mann auf. „Danke, Sasuke-kun“, hauchte ich. Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und er nickte. Kurz darauf war er verschwunden und ich war wieder alleine. Ich war sicher. Sasuke würde auf mich aufpassen. Kapitel 5: UNTIL WE MEET AGAIN ------------------------------ Kapitel 6 – UNTIL WE MEET AGAIN Wörter von Haruno (Animexx): Entschlossenheit Bauchkribbeln Geschichte Ehrlichkeit Geborgenheit Kampf Wiedersehen ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: Ich saß noch eine ganze Weile versteckt in dem Baum vor Sakuras Fenster. Sie sah mich nicht mehr und der Typ ebenfalls nicht. Aber was wäre ich auch für ein Ninja, wenn ich mich nicht vor den Augen eines solchen Idioten verstecken könnte? Vor Kurzem hatten sie das Licht gelöscht und schliefen nun. Dennoch verschwand ich nicht einfach. Nein, ich wollte, musste auf sie aufpassen. Ich vertraute Kakashi, keine Frage. Immerhin hatte ich unter ihm gelernt. Doch ich konnte einfach nicht gehen. Was war nur los mit mir?! „Sasuke“, erklang Kakashis strenge Stimme plötzlich über mir. Das war ja klar! „Hn“, gab ich zurück, ließ meinen Blick jedoch weiter auf Sakuras Fenster ruhen. „Ich passe schon gut auf sie auf. Du solltest nach Hause gehen und dich ausruhen!“ Ich reagierte nicht. Ich war ein Ninja, verdammt! Lange ohne Erschöpfung wach zu bleiben gehörte zu meiner Ausbildung. „Sasuke! Geh!“ Kakashis Tonfall ließ keine Widerrede zu. Ein tiefes Knurren entkam meiner Kehle. „Er wird sie nicht anrühren. Ich habe ihren Blick dir gegenüber gesehen und gehört, wie sie dir ihre Geschichte erzählt hat. Sie vertraut dir mehr als ihrem eigenen Verlobten. Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon verhindern, dass er ihr zu nahe kommt.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah ich zu ihm auf. Unter seiner Maske konnte ich ein Lächeln erkennen. Was hatte dieser alte Spinner denn jetzt nur wieder im Kopf?! „Na los, jetzt geh schon!“ Mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten stand ich auf. „Hn“, erwiderte ich und sprang widerwillig vom Baum. Einige Meter vom Haus entfernt blieb ich jedoch ein letztes Mal stehen. Sakura … sie ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf! Alle Gedanken drehten sich plötzlich nur noch um sie. Das gefiel mir gar nicht. Ich war nicht diese Art von Typ. Ich war kein Beziehungsmensch. Ich hatte One-Night Stands, aber nie etwas Festes. Die Frauen, mit denen ich schlief, bedeuteten mir nichts. Ich konnte ihnen auch nicht geben, was sie wollten. Diese Art der Gefühle wollte ich nicht zulassen. Ich konnte es nicht. Doch warum fühlte es sich bei ihr so anders an? ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: Ich erwachte am nächsten Morgen zum ersten Mal seit Wochen frisch und ausgeruht – aber auch mit klopfendem Herzen. Die ganze Nacht hatte ich von Sasuke geträumt. Eigentlich hatte ich befürchtet, dass mich Albträume von Orochimaru und seiner Gefolgschaft heimsuchen würden. Doch seit Sasuke mir gestern das Versprechen gab, immer für mich da zu sein, ging es mir wesentlich besser. „Guten Morgen, Saku. Hast du gut geschlafen?“ Oh Gott! Erschrocken drehte ich mich um. „Guten Morgen, Jotaro. Ja, habe ich. Und du?“ Er bejahte ebenfalls und stand gleich darauf auf. ‚Auf den hatte ich ja komplett vergessen! Ich bin es einfach, nicht gewöhnt mit ihm im selben Bett zu schlafen …‘, ging es mir durch den Kopf. Langsam erhob ich mich und suchte frische Klamotten aus dem Kasten heraus. Plötzlich klopfte es wieder an der Fensterscheibe und mein Herz machte aufgeregt einen Sprung und ein angenehmes Bauchkribbeln machte sich bemerkbar. Eilig sah ich mich um, ob Jotaro zurückkam, doch dieser belegte noch immer das Badezimmer. Schnell zog ich die Vorhänge zur Seite, entdeckte jedoch leider nur den silberhaarigen Ninja von Tante Tsunade. Ich glaube, sie hatte ihn als Kakashi vorgestellt. „Guten Morgen“, grüßte ich ihn, als ich das Fenster geöffnet hatte. „Guten Morgen, Haruno-san. Ich hoffe, du hast gut geschlafen“, erwiderte dieser freundlich lächelnd, zumindest ließ es sich unter seiner Maske erahnen. Ich nickte auf seine Frage und er fuhr fort. „Naruto wird jetzt auf dich aufpassen. Ihn wirst du vielleicht etwas mehr bemerken, als Sasuke und mich. Aber du kannst ihm ebenso vertrauen wie uns.“ Wieder nickte ich. Ich wusste nicht warum, doch ich vertraute dem Mann blind. „Sehr gut. Ich muss es ja wissen. Immerhin habe ich die zwei ausgebildet“, lachte er und ich sah ihn überrascht an. Er sah noch so jung aus. Hm, aber es würde schon stimmen, was er sagte. „Also dann, Haruno-san. Ich wünsche euch einen schönen Tag!“ „Sakura“, unterbrach ich ihn schnell. „Bitte nennt mich Sakura.“ Der Ninja nickte lächelnd und verschwand in einer Rauchwolke. Die Welt dieser Männer war sicher sehr aufregend. Ich hätte sie nur zu gerne einmal selbst kennengelernt. Das langweilige und behütete Leben als Tochter eines reichen Geschäftsmannes hatte ich schon lange satt! Mein größtes Highlight waren die Reisen zu meiner Großmutter, denn die durfte ich alleine bestreiten. Na ja, fast alleine. Einer von Vaters Bodyguards begleitete mich in gebührendem Abstand. Diesen hatten sie auch vor meinen Augen niedergestreckt, als sie mich entführten. Entsetzliche Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf und ich zuckte heftig zusammen, als mich jemand an der Schulter berührte. „Alles in Ordnung, Saku?“ Jotaro stand dicht hinter mir und beäugte mich kritisch. „Ja, alles gut. Ich war nur gerade in Gedanken“, erwiderte ich, und lächelte so gut ich konnte. Er schien es mir abzukaufen. „Okay. Hör mal, ich muss heute einen Geschäftskunden hier in der Stadt treffen. Ich werde vermutlich den ganzen Tag weg sein, aber bitte versprich mir, dass du hier im Haus bleibst, wo es sicher ist.“ Unmut machte sich in mir breit. Wenn ich normalerweise nach Konoha kam, konnte ich mich frei bewegen und dahin gehen, wohin ich wollte. Hier war ich ein einfaches Mädchen und nicht die Tochter eines milliardenschweren Mannes. Doch auch diese letzte Freiheit, die ich besessen hatte, hatte mir Orochimaru genommen. Dafür wollte ich ihn bluten sehen! „Saku, du bleibst hier. Hast du mich verstanden?“ Genervt drehte ich mich zu meinem Verlobten um. „Aber Tante Tsunades Ninjas sind doch immer bei mir. Da kann mir doch gar nichts passieren!“ Sarkastisch lachte Jotaro auf. „Das glaubst du? Im Ernst? Dieser weißhaarige, alte Kauz ja vielleicht noch, aber die anderen beiden? Der Blonde scheint mir mehr Chaos anzurichten, als er helfen kann, und dieser Sasuke ist doch nur darauf aus dich ins Bett zu kriegen. Er macht sich Sorgen um dich, dass ich nicht lache! Du bleibst hier, und damit basta!“ Wütend stapfte er davon und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Mit einem frustrierten Seufzen warf ich mich aufs Bett und vergrub den Kopf im Kissen. Aus der Ferne hörte ich noch, wie die Haustür laut zugeschlagen wurde und kurz darauf das Gartentor. „Mann, da hast du dir aber einen schönen Verlobten ausgesucht.“ Beim Klang seiner Stimme fuhr ich hoch und sah mich um. Da stand Sasuke, lässig mit der Hüfte ans Fensterbrett gelehnt und die Hände tief in den Taschen vergraben. Als er meinen überraschten Blick sah, stahl sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Sein Blick glitt langsam über mich. Sein Lächeln wurde immer anzüglicher und eine Augenbraue hob sich. Verdutzt sah ich an mir herab und erkannte, dass ich noch meine kurzen Schlaf-Shorts und das enge, weiße Top dazu trug. Viel Spielraum für die Fantasie ließ dieses Outfit wirklich nicht mehr. Mit hochrotem Kopf sprang ich auf, schnappte mir meine Klamotten und flitzte ins Bad. Der Anblick, den mir der Spiegel bot, ließ mich laut aufstöhnen. SO hatte er mich gerade gesehen?! Dass er dabei ein anzügliches Lächeln zustande gebracht hatte, wunderte mich wirklich … Meine rosa Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab und ich hatte doch tatsächlich den Abdruck eines Polsterknopfs auf der Wange. Ging es eigentlich noch peinlicher?! So schnell ich konnte, machte ich mich daran zu retten, was noch zu retten war. Ein paar Minuten später stand ich wieder im Zimmer. Sasuke hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Nervös packte ich meine Schlafklamotten in den Kasten. „Was machst du denn schon so früh hier, Sasuke-kun? Kakashi meinte, dass Naruto jetzt auf mich aufpassen würde.“ „Das stimmt auch, nur habe ich mit Naruto meine Schicht getauscht. Ich dachte, mir du würdest dich vielleicht über meine Gesellschaft mehr freuen, als über seine.“ Seine Worte zauberten mir ein Lächeln aufs Gesicht. Mit dieser Annahme lag er nämlich goldrichtig! „Sakura-chan?“, hörte ich da die Stimme meiner Großmutter rufen. Schnell öffnete ich die Tür einen Spalt und rief ihr ein „Ja“ zurück. „Ich gehe in die Stadt einkaufen und danach bin ich mit einer alten Freundin zum Tee verabredet. Kann ich dich alleine lassen? Tsunades Männer passen ja sicher gut auf dich auf. Sie hat dir ihre beste Truppe zur Seite gestellt, weißt du? Diese drei Ninjas sind im ganzen Dorf bekannt. Du bist also sicher.“ Ich grinste. Als ob mir das nicht schon längst klar gewesen wäre. Sasuke und Kakashi sah man sofort an, dass sie zu den Besten gehörten. Von Naruto würde ich mich einfach einmal überraschen lassen. „Ist gut, Großmutter. Ich werde etwas lesen und später vielleicht spazieren gehen. Viel Spaß!“, rief ich ihr noch zu und wandte mich wieder dem Gast in meinem Zimmer zu. Dieser hatte einen ungewöhnlich fröhlichen Ausdruck in den Augen. „Also? Was möchtest du gerne unternehmen?“ ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: Dieses Mädchen war wirklich sehr seltsam. Ich ließ ihr die Wahl, was sie unternehmen wollte, und sie wollte unbedingt in die große Konoha-Bibliothek. Dass sie wohl eine Leseratte war, hatte ich bereits mitbekommen. Doch, anstatt diesen sonnigen Tag draußen zu verbringen wollte sie lieber in alten, staubigen Büchern schmökern? ‚Versteh einer die Frauen‘, ging es mir durch den Kopf, als ich sie durch die hohen Regale der Bibliothek begleitete. Ich hatte ihr noch vorgeschlagen doch lieber spazieren und in den Park zu gehen, doch die Entschlossenheit, die bei ihrem Wunsch in die Bibliothek zu gehen, in ihren Augen aufblitzte, ließen mich augenblicklich verstummen. So folgte ich ihr stumm und behielt ständig die Gegend im Auge. Doch in diesem Teil der Bibliothek hielt sich beinahe niemand auf. Ich fragte mich, was sie suchte. „Ich suche ein Buch über die Chroniken meiner Familie“, sagte sie plötzlich, als hätte sie meine Gedanken gehört. Verwirrt blickte ich sie an. „Das war es doch, was du dich gerade gefragt hast, oder? Wonach ich ausgerechnet in diesem Teil der Bibliothek suche. Stimmt’s?“ Frech grinste sie über ihre Schulter. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Diese junge Frau war außergewöhnlich. Wenige Minuten später hielt sie vor einem großen Regal an und legte den Kopf in den Nacken. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie die Buchtitel zu entziffern. Eine Weile sah ich mir das Schauspiel noch an, ehe ich hinter sie trat, meine Hände an ihre Hüften legte und sie einfach hochhob und auf eine meiner Schultern setzte. „Aaahhh! Sasuke! Lass mich runter, ich bin doch viel zu schwer!“, protestierte sie daraufhin. „Jetzt such schon das Buch, Sakura“, sagte ich lediglich. Widerwillig wandte sie sich dem Regal zu. Bedächtig wanderte ihr Finger über die Buchrücken, bis sie schließlich bei einem besonders dicken und von Staub überzogenen Exemplar innehielt. „Das ist es …“, flüsterte sie und zog es vorsichtig heraus. Es schien sehr schwer zu sein, doch sie hielt es mit Leichtigkeit fest. Langsam setzte ich sie wieder auf ihren eigenen zwei – nebenbei bemerkt sehr hübschen, langen – Beinen ab und ließ meine Hände noch kurz auf ihrer Hüfte verweilen. „Und übrigens. Du bist nicht zu schwer. Im Gegenteil. Du bist leicht wie eine Kirschblüte“, flüsterte ich ihr von hinten ganz dicht in ihr Ohr. Ich bemerkte wie sie erschauderte, und unterdrückte ein erfreutes Lachen. Ein wenig steif machte sie sich auf den Weg zu den Tischen, um sich das Buch ansehen zu können. Aus den Augenwinkeln konnte ich ein scheues Lächeln und ihre erröteten Wangen sehen. Ich hatte sie mit meiner Aussage in Verlegenheit gebracht, aber offensichtlich auch erfreut. Dabei wusste ich ja selbst nicht einmal wirklich, warum ich diese Worte zu ihr gesagt hatte. So etwas war mir bis auf dieses eine Mal damals noch nie passiert. Doch damals war ich jemand anderes. Und dieser jemand wollte ich nie wieder werden. Darum trat ich einen großen Schritt zurück und verschloss meine Gefühle hinter der ausdruckslosen Maske des Uchiha-Clans. Jeder in meiner Familie hatte diesen nichtssagenden Ausdruck perfektioniert. Von Kindesbeinen an wurden wir darauf trainiert ihn niemals fallen zu lassen. Doch in Sakuras Nähe gelang mir das einfach nicht. Sie strahlte solch eine Wärme und Geborgenheit aus, dass meine Maske nicht anders konnte als zu brechen, sobald sie in der Nähe war. Ich musste höllisch aufpassen, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholte. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: Sasuke verblüffte mich immer wieder. Aber seine Ehrlichkeit war sehr erfrischend. Er scheute sich nicht davor etwas Nettes zu sagen oder mich nach meinen Wünschen zu fragen. Er war … so ganz anders als Jotaro! Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein, es war nicht in Ordnung so von Sasuke zu denken. Immerhin war ich bereits seit zwei Jahren verlobt! Sobald ich in einem knappen halben Jahr die Leitung meines Krankenhauses in meinem Heimatdorf der Stellvertreterin übergeben hatte, würden Jotaro und ich heiraten und in sein Haus, wenige Kilometer von Konoha entfernt, ziehen. Der Gedanke daran, meinen hart erkämpften Traum eines Krankenhauses und auch meine Freunde zu verlassen, schmerzte mich sehr. Doch was sollte ich tun? So war nun einmal der Plan. Und dagegen konnte ich absolut nichts ausrichten. Wieder schüttelte ich den Kopf und konzentrierte mich auf das Buch, welches vor mir auf dem Tisch lag. Es war in dunkelrotes Leder gebunden und ein weißer Kreis prangte auf der Vorderseite. Es beinhaltete die gesamte Geschichte meiner Familie. Ich hatte es als kleines Kind einmal entdeckt, als ich mit meiner Großmutter auf der Suche nach einem Buch war. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht sonderlich gut lesen und meine Großmutter hatte es mir so schnell wieder aus der Hand genommen, dass ich nicht wirklich etwas erkennen konnte. Doch nach allem, was in den letzten Monaten geschehen war, brauchte ich Antworten! Ich musste es einfach wissen! Ich musste wissen, wer ich war und warum ich diese Gabe besaß! Seite um Seite las ich das Buch durch. Es fing alles mit der Entstehungsgeschichte meiner Familie an. Ich las von meinen Vorfahren, ihren Geschichten und ihren Taten. ‚Und als der Schatten sich über den Himmel legte und unsere Familie ins Verderben schicken sollte, opferte sich der älteste Akuma Haruno für unser Wohl. Dies war der schwärzeste Tag unserer Familie, der fortan jede zehnte, männliche Generation heimsuchen sollte. Es handelt sich dabei um …‘ „Hä?“, entwich es mir verwirrt, als ich auf die nächste Seite blättern wollte um das Geheimnis dieses schwarzen Tages zu entschlüsseln. „Was ist los?“, hörte ich Sasukes Stimme direkt hinter mir. „Ähm … hier … hier fehlen einige Seiten … Ich glaube, sie wurden herausgerissen“, erklärte ich. Prüfend und mit einem kalten Ausdruck in den Augen besah sich Sasuke die Buchstelle. „Ja, da hast du recht. Hier. Da sieht man noch kleine Fetzen der fehlenden Seiten. Sie sind schon etwas vergilbt. Offenbar wurden sie schon vor langer Zeit entfernt.“ Überrascht sah ich ihn an. „Aber warum sollte jemand so etwas tun? Was hätte derjenige davon?“ „Hn.“ Mehr bekam ich nicht als Antwort. Er trat wieder von mir weg und hatte diesen undurchschaubaren Gesichtsausdruck aufgesetzt. Stirnrunzelnd wandte ich mich wieder dem Buch zu und las noch ein wenig weiter. Doch von der Gabe, die ich besaß, stand nichts darin. Mit einem frustrierten Seufzen schlug ich es wieder zu, erhob mich und wollte es gerade wieder ins Regal stellen, als Sasuke mir das Buch aus der Hand nahm. „Soll ich es für dich zurückstellen, oder willst du es ausleihen?“ Ich überlegte einen Augenblick. Eigentlich hätte ich gerne noch länger darin gelesen, aber wenn meine Großmutter oder Jotaro es entdeckten, war ich mir nicht sicher, wie sie reagieren würden. Also schüttelte ich den Kopf. „Bring es bitte wieder zurück. Ich kann ja wiederkommen.“ „Hn.“ Langsam traten wir den Rückweg an. Es war bereits Mittag und die Straßen waren voller Leute. Dennoch bemerkte ich, wie sie Sasuke Platz machten und mich schweigend und nicht sehr erfreut musterten. Mein Begleiter schien ein bekannter Mann in Konoha zu sein. Seltsam, dass ich ihm bei meinen ganzen Besuchen hier noch nie begegnet war … „Möchtest du etwas essen?“ Überrascht sah ich Sasuke an und musste unwillkürlich lächeln. „Ja, gerne. Wie wäre es, wenn ich zuhause etwas kochen würde?“ Er sah mich verwirrt an, also schob ich noch eine Frage hinterher. „Was isst du denn gerne?“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe und blickte mich weiterhin stur an, ehe er antwortete. „Tomaten“, sagte er schlicht und wandte seinen Blick von mir ab. ‚Tomaten, also … hm … da wird mir schon etwas einfallen!‘, überlegte ich. Im Haus meiner Großmutter verschwand ich sogleich in die Küche. Gut gelaunt schwang ich den Kochlöffel und bereitete Reis mit Tomaten und etwas Fleisch zu. Gerade als ich das Fleisch in die Pfanne legen wollte, ertönte eine tiefe, angenehme Stimme dicht hinter mir. „Das riecht wirklich gut. Kann ich dir helfen?“ Erschrocken fuhr ich zusammen und stolperte einen Schritt nach hinten. Weiter kam ich jedoch nicht, denn ich prallte gegen Sasukes harte Brust und kurz darauf umschlangen mich seine Arme. „Pass auf, Sakura. Dir darf doch nichts geschehen“, raunte er mir leise ins Ohr, ehe er mich wieder gerade hinstellte. Mein Herz raste unter seinen Berührungen und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. „Danke … Sasuke“, flüsterte ich, doch er hatte die Küche bereits wieder verlassen. Er verwirrte mich! Was war das nur mit ihm? In einem Moment ist er kalt und undurchschaubar, und im nächsten zärtlich und aufmerksam. Hatte der Typ eine zweite Persönlichkeit, oder was?! Kopfschüttelnd kochte ich weiter. Ein paar Minuten später trat ich mit den dampfenden Töpfen ins Wohnzimmer. Überrascht sah ich die fünf Männer an, die mich beäugten. „Sasuke …? Kakashi …? Was ist denn los?“ Fragend blickte ich von einem zum anderen. Schließlich war es Sasuke, der auf mich zukam. „Komm mit“, sagte er nur und schob mich in die Küche. „Sasuke, jetzt rede endlich! Was wollen Kakashi und Naruto denn hier? Und wer sind die anderen beiden?“ Ruhig musterte mich der Schwarzhaarige. „Es gibt eine Spur, die zu uns zu Orochimaru bringen könnte. Kakashi, Naruto und ich werden ihr folgen. Die beiden anderen sind Neji und Shikamaru. Sie werden uns begleiten. Zu deinem Schutz hat Tsunade ein anderes Team abgestellt. Ten-Ten, Temari und Hinata werden auf dich acht geben. Du wirst dich sicher gut mit ihnen verstehen“, erklärte er. Blinzelnd sah ich ihn an. „Ihr … ihr versucht Orochimaru zu finden?“ Er nickte. Beklommenheit kroch in mir hoch. „Aber … was, wenn … wenn es zu einem Kampf kommt?“ Ich wurde panisch. Sasuke und auch den anderen durfte einfach nichts geschehen! Nicht meinetwegen! „Dann werden wir gegen ihn antreten und ihn endgültig zur Strecke bringen. Damit du und alle anderen Leute wieder sicher sind.“ Seine tiefe Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Doch die Entschlossenheit, die in seinen Augen stand sprach Bände. Mechanisch nickte ich, was er wiederum erwiderte. Gemeinsam traten wir zurück ins Wohnzimmer zu den übrigen Ninjas. „Bereit?“, fragte Kakashi und Sasuke nickte. Ich begleitete sie noch zur Tür, doch ehe Sasuke als letzter hinaustreten konnte, packte ich ihn am Arm. Meine Wangen waren sicher wieder gerötet, doch ich musste ihm diese eine Frage noch stellen. „Sasuke …?“ „Ja?“ Unsicher sah ich weiterhin zu Boden und biss mir auf die Unterlippe. „Sasuke … Werden … werden wir uns wiedersehen?“ Er antwortete nicht. Ich war den Tränen nahe! Doch plötzlich spürte ich seinen Finger an meinem Kinn. Sanft drückte er es hoch. Er fing die eine Träne mit seinem Daumen auf, die sich aus meinem Auge gestohlen hatte. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Ich konnte nicht anders, als dies zu erwidern. Plötzlich beugte er sich vor, überwand die letzten Zentimeter zwischen uns und ich spürte seine Lippen auf meiner Stirn. „Ich verspreche es dir“, flüsterte er und löste sich von mir. Mit großen Augen sah ich ihm hinterher, bis er und die anderen nicht mehr zu sehen waren. „Pass auf dich auf, Sasuke-kun.“ Kapitel 6: LOST BROTHER ----------------------- Kapitel 7 – LOST BROTHER Wörter von Gesa_esa-18-19 (Animexx): Bester Freund Eifersüchtig Rivalen Sehnsüchte -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sakura: Schon eine Woche. Eine Woche war vergangen, seitdem ich Sasuke das letzte Mal gesehen hatte. Das mag dem ein oder anderen vielleicht nicht sonderlich lange vorkommen, doch für mich war es wie eine Ewigkeit. Die neuen Ninjas, die mir Tsunade an die Seite gestellt hatte, waren wirklich nett. Ich hatte mich schnell mit den drei Mädchen angefreundet und fühlte mich auch sehr sicher bei ihnen. Gerade waren wir in Konoha unterwegs und wollten ein paar Sachen auf dem Markt besorgen. „Sag mal, Sakura, seit wann bist du eigentlich mit Jotaro verlobt?“ Überrascht über diese Frage sah ich Ten-Ten an. Die drei hatten Jotaro gleich an ihrem ersten Tag kennengelernt. Er war natürlich überaus begeistert, dass ich nun nicht mehr ständig von Männern umgeben war – besonders nicht mehr von Sasuke, aber das sagte er natürlich nicht. Ich überlegte einen Moment bevor ich ihr antwortete. „Nun, um ehrlich zu sein weiß ich das gar nicht mehr so genau.“ Verwirrt sahen mich meine Begleiterinnen an, doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Also, offiziell ist es erst zwei Jahre her, doch wir kennen uns schon seit unserer Kindheit. Er war schon immer mein bester Freund, seine Eltern wohnen nämlich direkt neben meinen. Ich glaube, ich war vier, als unsere Eltern uns erzählten, dass wir immer gut aufeinander acht geben sollten, weil wir eines Tages für immer zusammen sein würden. Jotaro war damals bereits sechs Jahre alt und verstand, was seine Eltern ihm da sagten. Ich war noch zu jung dafür, aber mir gefiel der Gedanke für immer bei ihm zu sein. Na ja, zumindest damals …“ wehmütig lächelnd sah ich auf in den Himmel, über den gerade ein paar schwarze Vögel hinwegzogen. Manchmal wünschte ich mir, wie sie sein zu können. Frei und ungebunden. „Was meinst du denn damit? Ist es heute etwa anders, Sakura-chan?“ Besorgt musterten mich Hinatas violette Augen. Ich lächelte ihr beruhigend zu. „Mach dir keine Sorgen, Hinata. Ich weiß was meine Aufgabe ist und was man von mir erwartet. Diese Anforderungen werde ich auch erfüllen.“ Ich schenkte ihr noch ein aufmunterndes Lächeln, welches jedoch nicht von Herzen kam, und ging dann zielstrebig auf einen Stand zu, der Heilkräuter verkaufte. Es stimmte, ich würde meine Pflicht, Jotaro zu heiraten und alle anderen Erwartungen meiner Familie erfüllen. Doch ob es mich glücklich machen würde, bezweifelte ich. Jotaro war wie ein Bruder für mich und als eben diesen liebte ich ihn. Doch … reichte dies, um meine ganzen Träume aufzugeben? Ich wollte doch noch so viel erleben und erreichen in meinem noch jungen Leben. Warum sollte ich in nicht einmal mehr einem halben Jahr mein gesamtes Leben aufgeben, um Jotaro zu heiraten?! Etwas verärgert runzelte ich die Stirn. Diese Frage hatte ich mir schon so oft gestellt und immer erhielt ich die gleiche Antwort darauf. Weil meine Eltern es so wollten. Geknickt richtete ich meine Aufmerksamkeit schnell auf die Kräuter vor mir. Ich überlegte kurz und sagte der Dame, welche ich bräuchte. Die Wunde an meinem Bauch war noch immer nicht verheilt. Darum wollte ich nun selbst nachforschen, ob man dagegen etwas tun konnte. Ich trug zwar einen Verband drumherum, doch Schmerzen hatte ich keine. Dennoch beschlich mich ein ungutes Gefühl, welches von Tag zu Tag stärker wurde. Schnell schüttelte ich den Kopf, bezahlte und verabschiedete mich, ehe ich wieder zu den anderen Mädchen trat. Gerade als wir weitergehen wollten, nahm ich im Augenwinkel eine Bewegung wahr, doch als ich hinsah, war niemand zu sehen. „Sehr merkwürdig …“, murmelte ich so leise, dass mich keines der anderen Mädchen verstehen konnte, und folgte ihnen. Ein paar Stunden später … „Sakura-Chan, kommst du bitte einmal zu mir herunter?“, hörte ich meine Großmutter rufen. Eilig stieg ich die Treppen herunter und erblickte zwei fremde Männer im Wohnzimmer. Stirnrunzelnd musterte ich sie bis ich das Stirnband mit dem Zeichen Konohas entdeckte. Mein Blick wurde etwas freundlicher. „Ja bitte?“ Einer der Männer, ein junger Ninja mit blonden, langen Haare, stand auf und verbeugte sich leicht vor mir. „Haruno-san, schön euch kennenzulernen. Wir wurden von Tsunade-sama geschickt, um das andere Team abzulösen.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an. „Warum das denn? Hinata, Temari und Ten-Ten haben ihren Job doch gut gemacht!“ „Natürlich haben sie das, aber nachdem Euer Verlobter für ein paar Tage wegmusste, und Ihr somit ohne männlichen Schutz seid, befand Tsunade-sama es für sicherer, wenn wir Euch von heute an bewachen, Haruno-san.“ Seine Stimme war sehr kontrolliert, fast schon unheimlich ruhig. Doch wenn Tsunade es für das Beste hielt … „Also gut“, willigte ich schließlich ein, auch wenn ich vermutlich gar kein Mitspracherecht hatte. Der blonde Mann lächelte. Der andere, ein Mann mit violetten Haaren, hatte sich hingegen noch keinen Millimeter bewegt. „Sehr schön, dann erledigen wir gleich unseren ersten Auftrag. Wir sollen dich umgehend zu Tsunade-sama bringen. Es gibt wichtige Neuigkeiten.“ Verwirrt blickte ich auf die Uhr links von mir. Es war bereits nach zehn Uhr abends und schon stockdunkel. „Jetzt noch? Hat das denn nicht bis morgen Zeit?“ Mit einem ernsten Gesichtsausdruck schüttelte er den Kopf. „Tsunade-sama sagte uns schon, dass du dich weigern würdest. Darum sollen wir dir sagen es geht um Sasuke Uchiha. Er wurde verwundet – sehr schwer verwundet.“ Seine Worte drangen zwar zu mir durch, doch ich stand da wie versteinert. Sasuke … er wurde verletzt – und das meinetwegen! Ich musste sofort zu ihm! „Na los, worauf wartet ihr noch?! Gehen wir!“ Eilig lief ich voraus. Der vielsagende Blick meiner beiden neuen Begleiter sah ich jedoch nicht mehr. Ein paar Minuten später Bögen wir in eine dunkle Seitengasse ab. Unsicher sah ich mich um. „Seid ihr sicher, dass dieser Weg der Kürzeste ist, um zu Sasuke zu gelangen?“ Ich bekam keine Antwort. Nervös durch das Schweigen hinter mir blieb ich stehen. „Keine Sorge, kleine Kirschblüte. Wir bringen dich schon zu deinem geliebten Sasuke.“ Die Gehässigkeit in der Stimme hinter mir ließ mich herumfahren. Noch bevor ich reagieren konnte, wurde mir eine Nadel in den Hals gerammt. Zitternd gaben meine Beine nach und mein Blick verschwamm. Die letzten Worte, die ich hörte, stammten von dem bisher sehr stillen Mann, der mich mit einer verzerrten Grimasse ansah. „Orochimaru freut sich schon sehr auf dich, kleine Hexe!“ ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke: „Wir können hier doch nicht einfach so herumsitzen und nichts tun!“ Naruto lief aufgebracht in der Zelle herum, in die Orochimaru ihn, Kakashi und mich gesperrt hatte. „Naruto, beruhige dich. Neji und Shikamaru konnten immerhin entkommen und sind sicherlich schon bei der Hokage um Verstärkung zu holen.“ Der blonde Ninja lief weiterhin aufgebracht umher. „Setz dich endlich hin, Baka! Du machst mich noch ganz verrückt!“, fuhr ich meinen besten Freund an. Dieser blieb stehen, sah mich ungläubig an, blähte die Backen auf und ließ sich dann endlich mit verschränkten Armen auf den harten Boden fallen. „Stört es dich etwa nicht, dass sie uns in einen Hinterhalt gelockt haben?!“ Oh, und wie mich das störte! Das Ziel war immerhin gewesen, Orochimaru und seine Gefolgschaft ein für alle mal auszulöschen und danach wieder zurückzukehren. Zurück zu ihr … Doch, dass sie uns bereits einen Schritt voraus sein könnten, damit hatten wir nicht gerechnet. Ärgerlich, im Nachhinein gesehen, doch nun war es nicht mehr zu ändern. Es würde Verstärkung kommen und dann würden wir diese Bande gemeinsam vernichten! Bis es so weit war, könnten wir hier drinnen versuchen an Informationen zu gelangen. „Warum haben sie uns nicht gleich getötet?“ Narutos Murmeln riss mich aus meinen Gedanken. „Was?“, fragte Kakashi nach und sein freies Auge verengte sich zu einem Schlitz. „Ich habe gefragt, warum sie uns nicht gleich getötet haben. Das wäre doch viel sinnvoller gewesen, anstatt uns hier festzuhalten, oder?“ Stirnrunzelnd sah ich zu meinem Kollegen und meinem ehemaligen Sensei. Naruto hatte recht, das ergab einfach keinen Sinn! Jäh wurden meine Gedanken unterbrochen, als Orochimaru, gefolgt von drei weiteren seiner Anhänger, Akazuki wie sie sich wohl nannten, vor unserer Zelle erschien. „Na? Habt ihr euch schön ausgeruht? Sehr gut. Dann wird es nun Zeit für die Überraschung. Nehmt sie mit!“, sprach er und wandte sich an seine Leute. Diese traten zu uns und zerrten uns aus der Zelle. Natürlich hätten wir uns zur Wehr setzen können, doch mit einem kurzen Blick zu Kakashi und Naruto einigten wir uns stumm darauf abzuwarten. Wir waren in der Unterzahl und hätten so auch niemals eine Chance gehabt. Also ließen wir uns weiter durch ein paar Gänge in einen großen, dunklen Raum bringen. Wie sie so schnell ein neues Versteck finden konnten, ist mir noch immer ein absolutes Rätsel. Vorsichtig sah ich mich um. Der Raum wurde nur durch ein paar kleine Lampen erhellt, die jedoch den größten Teil im Dunkeln ließen. ‚Was zum Teufel geht hier vor?!‘, ging es mir durch den Kopf, als plötzlich der gesamte Raum in gleißendem Licht erstrahlte. Reflexartig schloss ich die Augen und blinzelte ein paar Mal, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. „Scheiße!“, hörte ich Narutos Stimme neben mir. Erschrocken sah ich auf und erstarrte. Keine fünf Meter von uns entfernt schwebte Sakura in einer seltsamen violetten Wolke. Sie hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht. Wie glühend heiße Lava schoss mir mein Blut durch die Adern und ich biss die Zähne zusammen. „Was habt ihr mit ihr gemacht?! Sakura!“, rief ich außer mir und versuchte mich loszumachen. „Na, na, na, Sasuke! Das würde ich an deiner Stelle ganz schnell wieder sein lassen, wenn du unsere kleine, hübsche Kirschblüte nicht verletzen willst“, sprach Orochimaru. Mit einem fiesen Grinsen streckte er seine Hand zur Seite und somit in Sakuras Richtung. Seine geöffnete Hand schloss sich langsam, bis von Sakura ein ersticktes Keuchen zu hören war. „Verdammt! Er erstickt sie, wenn er so weiter macht!“, flüsterte Kakashi entsetzt. Wieder keuchte die junge Frau auf und ihr Körper krümmte sich beinahe schon schmerzhaft zusammen. „Ergebt euch lieber und geht auf die Knie! Sonst ist die Kleine hier bald Geschichte!“ Er ließ uns keine andere Wahl. Mit einem Seitenblick zu meinen Freunden sanken wir auf die Knie. Sakura durfte einfach nichts geschehen! „So gefällt mir das schon besser“, ertönte Orochimarus Stimme. Er trat zu Sakura und strich mit seiner Hand einmal über ihren ganzen Körper. Eifersucht wallte in mir auf, doch als er sie in seine Arme nahm und zu einer noch dunklen Ecke trug, traute ich meinen Augen kaum. Er übergab sie einem seiner Anhänger. Als dieser einen Schritt aus dem Schatten kam, entwich mir ein Knurren. „Itachi!“, zischte ich. „Schön dich wiederzusehen, kleiner Bruder. Ich hoffe du verzeihst mir, aber wir werden uns jetzt erst einmal um deine kleine Freundin kümmern. Aber kein Grund eifersüchtig zu sein, danach habe ich auch Zeit für dich.“ Ungläubig starrte ich meinen Bruder an. Er war vor vier Jahren verschwunden. Niemand wusste, wo er sich aufhielt. Viele, auch meine Eltern und ich, hatten ihn bereits für tot gehalten. Doch nun stand er hier und hielt Sakura im Arm. „Sasuke …?“, ertönte plötzlich eine leise Stimme. Augenblicklich ruhten meine Augen auf ihr. Sie sah mich verwirrt und entsetzt an. „Was ist hier los?“ Ich hätte es ihr so gerne beantwortet, doch ich wusste es auch nicht. „Du bist wieder bei uns, kleine Hexe. Und dieses Mal haben wir ein paar Rückversicherungen, damit du uns deine Kräfte auch wirklich zeigst.“ Ein hässliches Grinsen erschien auf Orochimarus Gesicht und ich spürte, wie einer der Wächter hinter mich trat. Keine Sekunde später fühlte ich die scharfe Klinge eines Kunais an meinem Hals. „Nein! Lasst ihn in Ruhe!“ Sakuras markerschütternder Schrei tat mir in der Seele weh. Ihre wunderschönen grünen Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. Nur zu gerne würde ich sie von all dem hier wegbringen. Doch ich konnte nicht. Itachi ließ mich nicht aus den Augen. „Wir werden ihn in Ruhe lassen, kleine Kirschblüte. Aber nur, wenn du uns eine Kostprobe deines Könnens gibst“, grinste Orochimaru. Pure Verzweiflung stand in Sakuras Blick. „Aber … ich … ich weiß doch gar nicht, wie das geht! Ich habe das noch nie bewusst gemacht!“ Die Angst in ihrer Stimme ließ mich frösteln. So etwas sollte sie nicht erleben. Nein, nicht sie! „Tja, wenn das so ist, dann wird dir Itachi wohl dabei helfen müssen. Er hat sich bereit erklärt dich in dieser Hinsicht mit allen erdenklichen Mitteln zu unterstützen.“ Mein eisiger Blick fiel auf meinen Bruder. Er ließ seinen Blick an Sakuras wohlgeformten Körper hinabgleiten und grinste anzüglich. Er würde doch nicht … nein! Das durfte er nicht! „Itachi, ich schwöre dir … wenn du sie anfasst, bist du tot!“ Erschrocken sah mich Sakura an. Zu gerne hätte ich sie beruhigt, doch ich meinte es todernst. Er würde dafür bezahlen. „Ich übernehme die kleine Hexe auch gerne, wenn du möchtest, Itachi“, meldete sich ein großer Typ mit langen, blonden Haaren zu Wort. Ihn hatte ich bis jetzt noch gar nicht bemerkt. Doch als ich sah, mit welchem Blick er sie bedachte, stand er auf meiner Abschussliste direkt hinter Orochimaru und Itachi. „Nein, Deidara. Um sie kümmere ich mich selbst. Immerhin …“, unterbrach er sich und sah mich mit einem fiesen Grinsen an. „… scheint sie meinem kleinen Bruder äußerst wichtig zu sein. Es soll doch in der Familie bleiben. Nicht wahr, Sasuke?“ Fest biss ich die Zähne zusammen. Ich wollte ihm nichts darauf antworten. Als mich meine Gefühle zu übermannen drohten, wandte ich den Blick ab und sah zur Seite. Kurz darauf schoss mein Blick jedoch wieder hoch. Sakuras entsetzter Aufschrei fuhr mir durch Mark und Bein. Itachi zerrte sie zu einer Tür rechts von uns. Kakashi, Naruto und ich begannen uns wie aufs Stichwort gegen unsere Wachen zu wehren, um zu ihr zu gelangen. Doch Sakuras entsetztes aufkeuchen ließ uns innehalten. Ihre Augen zuckten zwischen meinem Hals und meinen Augen hin und her. Zorn flammte in ihnen auf und mit einem Mal sah sie regelrecht furchterregend aus. „Sakura …“, sprach ich sie an, doch ihre eisige, schneidende Stimme unterbrach mich. „Lasst. Ihn. Los.“ Der gesamte Raum schien einzufrieren. „Lasst Sasuke sofort los!“, donnerte ihre Stimme erneut los. Warum war sie bloß so sauer? Wieder zuckte ihr Blick zu meinem Hals und kurz sah ich Sorge in ihren schönen Augen aufflackern. Vorsichtig und ohne den Blick von ihr abzuwenden fasste ich an meinen Hals. Eine dickflüssige Substanz benetzte meine Finger. Mit gerunzelter Stirn hob ich meine Hand und blickte darauf. Blut. Der Mistkerl hatte mich doch tatsächlich mit dem Kunai geschnitten! Und ich hatte es noch nicht einmal bemerkt. Besonders tief konnte es jedoch nicht sein, denn ich verspürte kaum Schmerzen außer einem leichten Brennen. Plötzlich zuckte die Hand des Mannes hinter mir. Seine Finger verkrampften sich und kurz darauf entspannten sie sich wieder. Das Kunai fiel zu Boden und als ich einen Blick über die Schulter warf sah ich seine unnatürlich verdrehten Gliedmaßen und seinen angsterfüllten Gesichtsausdruck. „Was zum …“, flüsterte Kakashi neben mir, und Orochimaru klatschte erfreut in die Hände. „Perfekt! Du kannst es also doch einsetzen, Sakura! Und einen Auslöser dafür haben wir jetzt ja auch gefunden …“ Er grinste diabolisch in meine Richtung, streckte seine Hand nach Sakura aus und hüllte sie erneut in diesen violetten Nebel. Kraftlos sackte sie in Itachis Armen zusammen. Er hob sie hoch und trug sie aus dem Raum. Der Wächter hinter mir war ebenfalls kraftlos auf den Boden gesackt und stöhnte vor Schmerzen. Der blonde Deidara trat zu mir und zerrte mich hinter Itachi und Sakura her. Ich wehrte mich nicht. Noch viel zu sehr waren meine Gedanken damit beschäftigt, was hier gerade passiert war. War das etwa Sakuras Gabe, von der sie mir erzählt hatte und vor der sie solche Angst hatte? Wenn ja, dann sollte es mir nur recht sein, wenn sie mich zu ihr brachten. Deidara schubste mich durch die offene Tür auf einen Flur. Wenige Augenblicke später stieß er mich erneut in einen Raum und schloss laut hinter mir die Tür. Eilig sah ich mich im Raum um. Er war sporadisch eingerichtet mit einem Holztisch und zwei Stühlen, einem kleinen Fenster und einem Bett. An eben diesem blieb mein Blick hängen. Sakura saß wieder aufrecht und Itachi kniete vor ihr. Er schien unerbittlich auf sie einzureden und hielt dabei ihre Hände fest. Sie sah ihn aufmerksam an und musterte ihn. Dieser Blick, den sie ihm zuwarf, ließ mir eine Sicherung durchbrennen und mein Unterbewusstsein schrie nur noch eins: ‚Achtung! Rivale!‘ „Itachi! Nimm deine Finger von ihr!“ Erschrocken sahen die beiden zu mir. Mit wenigen Schritten war ich bei ihnen, packte Itachi an der Schulter und warf ihn ein paar Meter weiter an die Wand. Ächzend richtete er sich wieder auf. Sakura keuchte erschrocken auf und stand plötzlich vor mir. „Sasuke! Was machst du denn?! Das ist doch dein Bruder!“ Mein harter Blick lag weiter auf meinem älteren Ebenbild. „Und er hat dich angefasst und wer weiß, was er noch alles vor hatte“, antwortete ich kalt. Itachi hatte sich mittlerweile wieder aufgerichtet, und trat langsam zu uns. Mein ganzer Körper verspannte sich und mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung schob ich Sakura hinter mich. Schützend baute ich mich vor ihr auf. „Ähm, Sasuke?“, ertönte da ihre Stimme. „Hn?“ „Ähm, Itachi wollte mir gerade erklären, wie er herausfinden könnte, wie meine Gabe funktioniert und ich sie gezielt einsetzen könnte.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah ich sie über die Schulter an. „Was hast du vor, Itachi?“, fragte ich mit drohender Stimme, doch er sah mich nur schmunzelnd an. „Sasuke ist besorgt, dass ich das noch mal erleben darf!“, sagte er und sah mich belustigt an. Was gab es denn da zu grinsen? „Also?“, fragte ich ungeduldig nach. Er seufzte, schüttelte den Kopf und sah mich schließlich an. „Ich werde mein Sharingan benutzen, um ihre Fähigkeiten zu entschlüsseln. Vielleicht hängen sie an bestimmten Emotionen, Menschen oder Sehnsüchten. Damit könnten wir herausfinden, was sie tun müsste, um es zu aktivieren, ohne ihr oder dir dabei Schaden zuzufügen“, erklärte er sachlich. Stirnrunzelnd sah ich ihn an. „Das könnte ich genauso tun“, hielt ich dagegen, doch mein Bruder schüttelte gleich darauf den Kopf. „Nichts für ungut, Sasuke, aber meine Art des Sharingans ist für solche Zwecke besser geeignet, als deines. Ich werde ihr nicht wehtun, Sasuke. Das verspreche ich dir.“ Unruhig sah ich zu der jungen Frau, die mittlerweile wieder neben mir stand und mir beruhigend ihre Hand auf den Oberarm gelegt hatte. „Warum sollten wir dir glauben, Itachi? Immerhin gehörst du zu Orochimarus Leuten!“, brachte ich wütend hervor. „Ich weiß, und es tut mir auch wirklich sehr leid, dass ich damals einfach verschwunden bin. Aber damals tauchten ein paar von Orochimarus Leuten bei uns auf und wollten dich holen. Doch das konnte ich nicht zulassen. Also bot ich ihnen an, statt dir mitzukommen. Orochimaru war zuerst nicht sehr erfreut, und ich habe lange gebraucht um sein Vertrauen zu gewinnen. Doch nur so war es, mir möglich dich zu beschützen, Sasuke.“ Er stockte und senkte leicht den Kopf. „Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen, dass ich einfach so verschwunden bin …“ „Itachi …“, begann ich, doch er stoppte mich. „Du musst nichts sagen, Sasuke.“ Er wandte sich an Sakura und lächelte leicht. „Jetzt ist es erst einmal wichtiger, deiner hübschen Freundin beizubringen ihre Fähigkeiten korrekt einzusetzen“, meinte er grinsend und streckte Sakura eine Hand hin. „Wollen wir?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)