Nicht gesucht, aber gefunden von Leopawtra ================================================================================ Kapitel 11: Aufgeben kommt nicht in Frage ----------------------------------------- ๑⊱☆⊰๑ Es war eine wilde Verfolgung gewesen, bei der sich der Beifahrerwagen gelöst hatte und der Kapitän dabei mutig auf den Kühler des Jeeps gesprungen war. Struppi hingegen versuchte dem Falken, der sich in einem unachtsamen Moment von Tim die Pergamente schnappen konnte, hinterher zu jagen. Gekonnt hatte Struppi dem Falken diese wieder abnehmen können, weswegen er rasch zu Tim und Christin aufschloss. Diese waren ein kurzes Stück den Weg Richtung Hafen weitergefahren und hatten an einer Kreuzung auf den Fox Terrier gewartet. Mit Struppi im Arm ging es weiter zu den Docks. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, doch als der Jeep um eine der Ecken geschossen kam, riss Tim geistesgegenwertig den Lenker herum und wich so einer Kollision aus. Allerdings rutschte das Motorrad weg, woraufhin die Drei zu Boden stürzten. Unsanft knallte Tim mit dem Rücken gegen eine der Hauswände, seufzte unter Schmerzen auf und öffnete benommen seine Augen. Sakharines Falke sammelte indes die herumfliegenden Pergamente aus der Luft zusammen, während Struppi sich gerade aufrichtete und bellend nach diesem zu schnappen begann. Seine blauen Augen glitten zu Christin, die gerade fluchend und sich heftig wehrend von Alan und Tom in den Jeep gezerrt wurde. Tims Augen weiteten sich entsetzt, sein Herz raste in seiner Brust und seine Eingeweide zogen sich unangenehm zusammen. Sie entführten Christin. Ihm wurde regelrecht schlecht und doch war er mit einem Schlag wieder so fit, dass er sich sofort aufrappelte und zu ihr rennen wollte. Sakharine durfte sie nicht haben. Christin war sein Mädchen und er würde alles daran setzen sie zurückzubekommen. „Kümmer dich um den Falken!“ Ihre auffordernde Stimme ließ ihn abrupt stehenbleiben, ein paar Mal verständnislos blinzeln und anschließend zu dem Falken schauen, der in diesem Augenblick im Sturzflug an ihm vorbeisauste. Alles in ihm widersetzte sich dem Falken zu folgen, denn er wollte lieber Christin in Sicherheit wissen. Gleichzeitig vertraute er in ihre Fähigkeiten und wusste, dass sie sich nicht von Sakharine und den anderen Beiden kleinkriegen lassen würde. Also jagte Tim widerwillig diesem zu Fuß hinterher, wobei Struppi ihm bellend folgte. Der Falke hätte emporfliegen können, doch er tat es einfach nicht. Stattdessen flog er durch die Straßen und Gassen der Stadt und schien völlig planlos ohne seinen Herrn in der Nähe zu sein. Tim versuchte immer wieder fieberhaft einen Moment abzupassen, um den Falken zu erwischen. Er musste den Raubvogel fangen und diesem die Pergamente abnehmen. Um jeden Preis! Am Hafen angekommen erhielt Tim endlich die ersehnte Möglichkeit und war von der Veranda einer der dortigen Tavernen gesprungen, um den Falken im Sinkflug zu erwischen. Sein Plan ging auch perfekt auf, denn er bekam das Tier an den Beinen zu fassen. Er hatte jedoch die Fallhöhe dabei völlig außer Acht gelassen und auch gar nicht darauf geachtet, wohin er eigentlich sprang. Wichtig war nur, dass er den Falken zu packen bekam. So stürzte Tim direkt ins Hafenbecken, doch zu seinem Glück landete er bäuchlings auf einer der dort schwimmenden Holzplattformen, dessen Zweck er im ersten Moment nicht bestimmen konnte. Alles, was er wusste, war, dass diese Plattform ihn davor bewahrt hatte unterzugehen. Dabei hätten die Pergamente zerstört werden können, denn die Wasserfestigkeit derer wollte Tim ungern auf die Probe stellen. Sich auf den Rücken drehend, versuchte Tim das Tier festzuhalten und die wertvollen Pergamente an sich zu nehmen. Zu seinem Bedauern war der Falke nicht gewillt gewesen diese loszulassen, sondern versuchte sich durch wildes Flattern aus dem eisernen Griff des Reporters zu befreien. Voller Erstaunen weiteten sich plötzlich Augen und Mund Tims, als er einen Blick auf die Pergamente warf. Unter den Gedichten waren Markierungen, die in diesem Augenblick einen Sinn ergaben. Nur übereinandergelegt und gegen das Licht gehalten, ergaben diese versteckte Nummern. Auf die Schnelle konnte Tim nicht genau sagen, was diese bedeuteten und die Chance es herauszufinden bekam er auch nicht. „Lass den Falken los oder die Drei sterben!“, drang Sakharines Stimme warnend zu Tim durch. Rasch wandte er seinen Kopf in dessen Richtung und fühlte erneut, wie sich seine Eingeweide unangenehm zusammenzogen. Tom und Alan hielten den Kapitän am Saum dessen Jacke fest, da dieser bereits am Rand des Docks stand und ohne Halt zusammen mit Struppi ins Wasser gestürzt wäre. Sein treuer Hund hing nämlich mit zusammengebundenen Beinchen kopfüber an den Fesseln des Kapitäns. Knurrend, bellend und sich windend versuchte er sich von den Fesseln zu befreien, was jedoch völlig vergebens war. Dieser Anblick ließ Tims Herz vor Wut rasen, denn er hasste es, wenn man sich an seine Freunde vergriff. Struppi allen voran. Seine Augen wanderten zum Gesicht des Kapitäns, dem er ansehen konnte wie gern er Tom und Alan für ihre Taten hätte büßen lassen wollen. Tims blaue Iriden wandten sich nun seiner Christin zu, woraufhin ihm vor Wut beinahe schwindelte. Ihr hübsches Abendkleid war schmutzig und am Rocksaum völlig zerschlissen, den Seidenschal hatte sie eingebüßt und ihre Hochsteckfrisur war vollkommen in sich zusammengefallen. Ihr dunkelbraunes Haar floss ungebändigt über ihre Schultern und ihren Rücken, während sie mit eisigem Zorn in den sonst so warmen, braunen Augen zu Sakharine sah. Für den Moment erinnerte Christin ihn an eine erhabene Königin, die über all dies stand und sich nicht geschlagen geben wollte. Ein Hauch von Bewunderung stieg für den Bruchteil von Sekunden in ihm auf, jedoch nur, bis ihm wieder bewusstwurde in welcher Situation sie sich alle gerade befanden. „Was ist dir wichtiger, Junge? Die Pergamente oder deren Leben?“, erklang die Stimme von Sakharine erneut, woraufhin Tim wieder zu ihm sah. Leicht schüttelte er den Kopf und gab ein verzweifeltes ‚Nein, warten Sie!‘ von sich. Er hätte das nur zu gern irgendwie mit Worten geklärt, doch er musste feststellen, dass er in einer Zwickmühle war und wohl nur Taten sprechen lassen konnte. Die Pergamente würden sie zum Erbe der Haddocks führen und nicht nur das. Das Ganze wäre auch noch eine fantastische Geschichte für einen neuen Artikel gewesen. Doch nun musste Tim sich zwischen dem Schatz von Ritter Franz und dem Leben der Drei entscheiden. Die Entscheidung war jedoch schon längst gefallen. Bevor er diese jedoch verkünden konnte, hörte er Haddock beschwichtigend zu ihm sagen: „Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Tim. Uns geht es prima.“ Wie zur Bestätigung bellte Struppi auf, als wollte er sein Herrchen dazu ermutigen die Pergamente auf keinen Fall loszulassen. „Egal was du versuchst, Iwan. Wir werden am Ende siegen.“, erklang Christins beherrschte, selbstsichere Stimme, woraufhin sie nun die volle Aufmerksamkeit von Sakharine besaß. Langsam und Unheil verkündend ging dieser auf sie zu, stand nun dicht vor ihr und sah süffisant lächelnd in ihr Gesicht. „Mein Täubchen. Dich würde ich am Leben lassen, wenn du brav mit mir kommst und meine Frau wirst. Ich könnte dir sogar die Liaison mit diesem Bengel verzeihen.“ Sakharine strich nun noch immer lächelnd mit dem Zeigefinger über ihre Wange, was Tim vor Eifersucht rasant machte. Einen Herzschlag später erdreistete sich Sakharine sogar ihr einen Kuss zu rauben und blickte dabei für wenige Herzschläge zu ihm hinunter. Todbringende Wut stieg in dem Reporter auf und begann ihn wie eine Würgeschlange zu umschlingen. Am liebsten hätte er den Falken losgelassen und sich auf Sakharine gestürzt, um diesen zu maßregeln. Denn er maßte sich tatsächlich an seiner Geliebten ein solches Angebot zu machen und ihr dann auch noch einen Kuss zu stehlen. Zu allem Überfluss hatte er Tim auch noch einen Blick dabei zugeworfen, ehe er die Augen genussvoll geschlossen hatte. In Gedanken beschimpfte Tim ihn wüst und verfluchte dessen Leben aufs Übelste. Nur dumpf nahm er die angewiderten Proteste von Haddock und auch Struppis Bellen wahr. Sein rauschendes Blut dröhnte in seinen Ohren und sein Zorn war so gewaltig, dass er drohte die Beherrschung zu verlieren. Zum Glück löste Sakharine den Kuss vorzeitig wieder, während Tim mit seiner heftigen Wut und der schwindenden Selbstbeherrschung rang. Doch all dieser Zorn verflog schlagartig, als er Christins Lächeln im Anschluss sah. Blanke Fassungslosigkeit stand Tim nun ins Gesicht geschrieben und sein Herz wurde schwer wie Blei, denn sie lächelte Sakharine nach dem Kuss tatsächlich warmherzig an. Was sollte das? Seine Innereien zogen sich unsagbar schmerzhaft zusammen, als seine Liebste amüsiert zu kichern begann und schließlich schnurrend von sich gab: „Aber, aber Iwan. Tim und ich haben doch keine Liaison. Wo denkst du nur hin?“ Was?! Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Der Reporter war nun sehr bemüht gegen die aufsteigenden Tränen zu kämpfen, denn er hatte geglaubt, dass sie ihn liebte. Er war offenbar tatsächlich so naiv gewesen zu glauben, dass sich Haddocks Tochter in ihn verliebt hatte. War all das nur gespielt gewesen? Hatte sie Tim und ihren Vater die ganze Zeit ausspioniert und arbeitete im Geheimen mit Sakharine zusammen? Er konnte den todunglücklichen Blick nicht von ihr nehmen. Das war allerdings auch sein Glück, denn so konnte er sehr genau beobachten, wie ihr sanftmütiger Blick und das Lächeln komplett aus ihrem Gesicht gewischt wurden. Ein wildes Funkeln blitzte in ihren Augen auf und ein abgrundtiefböser Blick zierte nun ihr Puppengesicht. Tim wusste in diesem Augenblick nicht was er fühlen oder gar darüber denken sollte. Er konnte Christin gerade überhaupt nicht einschätzen oder erahnen was kommen würde. Als ihre eiskalte Stimme durch die warme Luft schnitt, erfüllte schlagartig Erleichterung und Stolz den Körper des Reporters. „Ich liebe ihn, Iwan. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Genau deswegen habe ich keine Liaison mit ihm. Was Tim und ich haben ist weitaus mehr als ein kleines Geplänkel. Sei daher froh, dass ich gefesselt bin, sonst würdest du deine Worte und den Kuss bitter bereuen.“ Ihre Worte machten Tim in diesem Augenblick mehr als nur glücklich. Sie liebte ihn wirklich und stand für ihre Liebe gerade sogar ein. Sein Herz machte daraufhin einen freudigen Hüpfer und verliebte Schmetterlinge schlugen in seinem Bauch mit den Flügeln. Dennoch überkam ihn auch ein schlechtes Gewissen, da er für einige Lidschläge so mies von Christin gedacht hatte. Der unterkühlte Blick von Sakharine ließ Tim nun jedoch nichts Gutes erahnen. „Wird Zeit herauszufinden was deinem Liebsten wichtiger ist.“ Mit diesen Worten gab er Christin einen Schubs und beförderte sie somit rücklings ins Wasser. Tom und Alan taten es dem Beispiel ihres Bosses gleich und ließen Haddock und Struppi ihr folgen. Voller Entsetzen sah Tim der Szenerie zu und fühlte sich wenige Herzschläge lang wie betäubt, während die Drei wie Steine zum Grund sanken. Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ er den Falken samt den Pergamenten los, sprang ins Wasser und eilte seinen Freunden zur Hilfe. ๑⊱☆⊰๑ Tims Rettungsversuch glückte, weswegen die Vier kurz darauf an der Hafenpromenade saßen und sich von den Strapazen erholten. Vollkommen in sich gekehrt saß der Reporter in einem der Sonnenstühle und seufzte resigniert auf, während er in der Ferne die Karaboudjan Richtung Horizont fahren sah. Die Pergamente waren nun in Sakharines Besitz und es gab nichts das er hätte dagegen tun können. Er war dem Ziel so nah gewesen. Beinahe hätten sie das Geheimnis der Einhorn gelüftet, doch seine Priorität waren nun einmal seine Freunde gewesen. Also hatte er den Falken mit den Pergamenten ziehen lassen. Am liebsten hätte er Beides gehabt; Die Pergamente und seine Freunde. Doch Sakharine hatte ihn zu einer Entscheidung gezwungen und Tim würde sich jedes Mal für Christin, Struppi und den Kapitän entscheiden. Gedankenverloren strich er mit seinen Fingerkuppen über die weichen Unterarme seiner Liebsten, da sie hinter ihm stand und die Arme um ihn gelegt hatte. Christin hatte ihren Kopf an Seinen gelehnt und starrte gemeinsam mit Tim in Schweigen gehüllt der Karaboudjan hinterher. Ihre Nähe tat ihm in diesem Moment unendlich gut und gab ihm ein tröstliches Gefühl. An dem unglücklichen Seufzer konnte er jedoch heraushören, dass auch sie ziemlich niedergeschlagen über diese Wendung war. „Niemand stiehlt mir mein Schiff, tausend jaulende Höllenhunde!“, fluchte der Kapitän voller Zorn, während er wütend auf die Karaboudjan zeigte. Kurz schenkte Tim dem Kapitän einen Seitenblick, ehe sich seine Augen der Karaboudjan wieder zuwandten und er beinahe schon beiläufig zu ihm meinte: „Das haben sie doch schon längst, Kapitän.“ Immerhin hatte Tim den Kapitän und dessen Tochter auf der Karaboudjan als Gefangene Sakharines kennengelernt. „Aber nicht zwei Mal!“, bellte dieser noch erzürnter, stemmte die Hände in die Seiten und wandte sich schlussendlich zu ihm und dessen Tochter um. Der sanfte Kuss, den Christin ihm auf sein Haupt gab, ließ Tim schwach lächeln und zu ihr aufblicken. Sanftmütig sah sie ihm in die Augen und strich mit den Fingerspitzen tröstend über seine Wange. Ihre Sanftmut konnte jedoch nicht über die Traurigkeit in ihrem Blick hinwegtäuschen, was ihm beinahe das Herz zerriss. Seine Christin so mutlos zu sehen, gefiel dem Reporter ganz und gar nicht. Am liebsten hätte er sie getröstet, sie fest in seine Arme geschlossen und ihr gesagt, dass er einen Plan hatte, wie sie die Pergamente wieder an sich bringen konnten. Aber er konnte es nicht. Wie hätte er ihr Zuversicht schenken sollen, wenn er selbst keine besaß? Tim wusste in diesem Moment nicht einmal, wie sie wieder von Bagghar wegkommen sollten. Langsam löste sich Christin von ihm, hockte sich anschließend neben den Sonnenstuhl zu Struppi und streichelte ihm liebevoll über Kopf und Rücken. Tims Iriden ruhten einen langen Augenblick auf den Beiden, wobei er die Sanftheit des Anblicks einfach nur in sich aufnahm. Struppi und Christin so lieb miteinander umgehen zu sehen war in diesem Augenblick Balsam für seine Seele und erlaubte es ihm für ein paar Lidschläge der Realität zu entfliehen. Es war das tiefe, lange Durchatmen von Haddock, dass den Reporter ins Hier und Jetzt zurückholte. Der Kapitän versuchte sich in diesem Moment offenbar selbst zu beruhigen. Tim fing anschließend dessen Blick ein und stellte fest, dass dieser sehr erwartungsvoll war. „Nun Tim, was gedenken Sie zu tun? Wie sieht der Plan aus?“ Plan? Der Kapitän hatte augenscheinlich großes Vertrauen in Tims Erfindungsreichtum, was ihn durchaus schmeichelte. Allerdings musste er ihn schwer enttäuschen, denn er hatte keinen Plan parat. Bedauernd dreinblickend strich sich Tim über den Kopf und schüttelte diesen anschließend leicht. „Es tut mir leid, aber ich habe keinen Plan.“ In diesem Fall wollte ihm einfach nichts Gescheites einfallen, dass auch nur irgendwie hilfreich sein könnte. Und das, wo er doch sonst immer für alles eine Lösung besaß. Dieses Mal schien ihn die Muse ebenfalls verlassen zu haben. Ungläubig sah Haddock nun über die Schulter zu ihm und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Wie? Ach was, Sie haben doch immer einen Plan.“ Mit einem ruhigen Blick sah Tim zu dem Kapitän. Gerne hätte er ihm gesagt, dass er einen Geistesblitz hätte und er nun genau wüsste was nun zu tun sei, doch dem war einfach nicht so. „Nein, dieses Mal nicht.“ Tief atmete der Reporter aus und sah nun trübsinniger zum Meer. „Sakharine hat die Pergamente, diese führen ihn geradewegs zum Schatz und dieser könnte überall auf der Welt sein. Es ist also vorbei.“, erklärte Tim sachlich und blickte dabei Richtung Horizont, an dem das Schiff immer kleiner wurde. Ein wenig zuckte dieser jedoch zusammen, als ein etwas vorwurfsvolles ‚Tim.‘ von Christin kam. Auch der Kapitän schüttelte unwirsch dreinblickend den Kopf und meinte fast schon herausfordernd zu ihm: „Ach und ich dachte Sie wären ein Optimist.“ Langsam erhob sich Tim aus den Sonnenstuhl, ging mit auf dem Rücken verschränkten Händen auf den Kapitän zu und antwortete ihm ehrlich: „Tut mir leid Sie zu enttäuschen, aber ich bin ein Realist.“ Mit verschränkten Armen vor der Brust und abschätzigen Blick sah Haddock ihn an. „Pff, das ist doch nur ein anderes Wort für ‚Drückeberger‘.“ Mit einer Schulter zuckte Tim auf diese Worte hin und sah ernst in Haddocks Augen. „Sie können mich nennen, wie es Ihnen beliebt. Aber verstehen Sie doch, Kapitän. Wir haben versagt.“ In diesem Moment entglitten dem Kapitän die Gesichtszüge. Nur einen Herzschlag später begann er voller Selbstsicherheit dem Reporter einen Vortrag zum Thema ‚Versagen‘ zu halten. Ob Tim das nun wollte oder nicht. „Es wird immer jemanden geben, der Sie für einen Versager oder Verlierer hält. Aber niemals dürfen Sie das selbst von sich denken, Tim. Sie senden das falsche Signal und das ist es was bei den Leuten ankommt. Wenn Sie vor einer Mauer stehen, dann dürfen Sie nicht umdrehen und gehen, sondern müssen durch sie hindurch preschen.“ Der Blick des Kapitäns wurde nun milder, ehe er sich abwandte und der Karaboudjan wieder hinterher sah. „Sie müssen noch sehr viel lernen, was das Thema ‚Versagen‘ angeht, Herr Tim.“ Ein wenig überrascht war der Reporter über diesen Vortrag schon. Er hätte dem Kapitän niemals zu getraut, dass er solch weise Dinge äußern könnte. Immerhin traf er selbst nie die besten Entscheidungen oder setzte diese Worte für sich selbst in die Tat um. Offenbar gehörte Haddock zu den Menschen, die anderen gute Ratschläge und Weisheiten mit dem auf dem Weg geben konnte, aber nicht in der Lage war diese für sich selbst anzuwenden. Abgesehen davon stand ihm dabei auch seine cholerische und impulsive Art ein wenig im Weg. Im Anschluss tauschte Tim einen Blick mit Christin und stellte dabei fest, dass auch diese ebenfalls verwundert über diesen Vortrag schien. Doch schon einen Wimpernschlag später erhob sie sich mit nachdenklich gerunzelter Stirn. Mit Struppi im Arm trat sie auf ihren Vater zu und forderte im liebevollen Ton von ihm: „Sag das bitte nochmal, Papa.“ Inbrünstig wiederholte der Kapitän seine Worte für seine Tochter und sah dabei wieder voller Selbstsicherheit drein. „Wenn du vor einer Mauer stehst, dann dreh nicht um. Sondern presch hindurch.“ Christin schüttelte daraufhin jedoch den Kopf, was Tim ein Licht aufgehen ließ. Er begriff worauf seine Liebste hinaus wollte und ging nachdenkend an den Beiden vorbei an den Rand des Docks. „Nein, nein, Kapitän. Sie sagten etwas über das Senden eines Signals.“ Tief atmete er die frische Meeresbrise ein und hatte kurz darauf den entscheidenden Geistesblitz. Freudig klatschte er in die Hände und wandte sich strahlend Christin, Struppi und Haddock zu. „Ich sandte von der Karaboudjan ein Signal an Interpol.“ Der Kapitän deutete hinter Tim und hob eine Braue. „Ah, da kommt Interpol auch schon.“ Verdutzt sah der Reporter hinter sich und sah Schultze und Schulze winkend und nach Tim rufend zu ihnen eilen. Sein Lächeln wurde noch strahlender, da der Plan sich in seinen Gedanken mehr und mehr festigte. „Großartig. Das Signal und die Schultzes werden uns helfen herauszufinden wann und wo die Karaboudjan eintreffen wird.“, gab Tim freudig von sich und schöpfte aus dieser Tatsache endlich wieder neuen Mut. Fröhlich fiel Christin ihrem Freund in die Arme, wobei sie glücklich auflachte. „Natürlich! Oh Tim, du bist der Beste! Durch diese Informationen können wir sogar noch vor Sakharine an Ort und Stelle sein.“ Ihre Augen leuchteten voller Enthusiasmus und auch seine funkelten regelrecht, als er sie um die Taille herum in seinen Armen hielt und ihr eifrig zu nickte. Tim gestattete es ihr nur zu gern ihn kurz darauf euphorisch zu küssen, während Struppi freudig bellend um sie herumsprang und der Kapitän mit neuer Hoffnung laut lachen musste. ๑⊱☆⊰๑ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)