Nicht gesucht, aber gefunden von Leopawtra ================================================================================ Kapitel 9: Anders als erwartet ------------------------------ ๑⊱☆⊰๑ Am frühen Morgen waren alle, vor allem Tim und Struppi, schon recht früh auf den Beinen gewesen. Das Frühstück hatten sie im Zimmer eingenommen, nachdem Tim dieses geholt hatte, als er von seinem Spaziergang mit seinem Hund zurückkam. Im Anschluss hatten sie begonnen einen Plan zu schmieden, denn sie wollten wohl übergelegt vorgehen. Es ging immerhin um das letzte Pergament. Das letzte Einhorn Modell war auch noch das Prunkstück von Omar Ben Salads Sammlung und verdammt gut gesichert. Daher würde es alles andere als einfach werden, dieses zu erhaschen. Das ältere, jedoch saubere und bequeme, Sofa des Hotelzimmers hatten Tim und Christin, nachdem Frühstück in Beschlag genommen, wobei Struppi es sich zwischen ihnen bequem gemacht hatte. Gegenüber von ihnen, im gemütlichen Korbsessel, thronte der Kapitän, der sich nachdenklich durch den schwarzen Vollbart strich. Sie brauchten eine gute Strategie, wie sie im Palast vorgehen wollten, ohne verdächtig zu wirken. Es wäre mehr als auffällig gewesen, wenn sie als geschlossene Gruppe durch die Gänge geirrt wären. Damit hätten sie vermutlich Verdacht geschöpft und wären schneller aufgeflogen, als ihnen lieb gewesen wäre. Definitiv würden sie weniger auffällig sein, wenn sie sich verteilen würden. Ohne Weiteres könnten sich die Drei unbehelligt unter die Gäste mischen und so durch die Gänge schleichen. „Ich schlage vor, dass wir uns nach dem Konzert still und heimlich aufteilen.“, hatte Tim in die Runde gesagt und dafür Zustimmung von Haddock und dessen Tochter geerntet. Liebevoll streichelte Tim über Struppis Kopf, sah auf seinen Fox Terrier nieder und fügte hinzu: „Wir sollten vor allem versuchen die Menschenmasse auszunutzen, um uns unbemerkt davonstehlen zu können.“ Wieder stimmten Christin und der Kapitän seinen Worten zu. Insgeheim hoffte der Reporter, dass nicht zu viele Wachen postiert waren und der Scheich seine Sammlung somit zu gut bewachen ließ. Auch war es seine Hoffnung, dass sie nicht so lange nach dem Modell der Einhorn suchen müssten. Ihnen lief die Zeit davon und Tim schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Sakharine nicht schon im Besitz des dritten Pergaments war. Das würde alles nur noch schwieriger machen, als es eh schon war. Es war Christin, die seine Aufmerksamkeit auf sich zog, als sie ihren weinroten Rock zurecht zupfte, da sie ihre Beine seitlich an ihren Körper gezogen hatte. Sein Blick ruhte für den Moment auf ihrem Rock und den darunter verborgenen Beinen. Diese Beine. Zu schade, dass sie diese zum großen Teil gerade unter dem Stoff versteckte. Lediglich ab der Hälfte ihrer Waden, bis zu ihren roten Pumps, lagen diese frei. Für einige Herzschläge verlor sich Tim in ihrem Anblick und musterte ihre Hüfte, ihre Schenkel und ihre nackten Waden. Erst als er nach einigen Augenblicken in ihr Gesicht sah bemerkte Tim, wie sie mit einer ganz leichten Kopfbewegung und den Augen in die Richtung ihres Vaters deutete. Der Wink mit dem Zaunpfahl war mehr als eindeutig. In diesem Moment sprang ihm das Herz in die Halsgegend und er erinnerte sich an das Vorhaben, welches sie in der Nacht beschlossen hatten. Der Reporter hoffte sehr, dass der Kapitän ihre frische Beziehung wohlwollend aufnahm, wenn er ihm davon berichten würde. Er besaß schließlich ein gewaltiges Temperament und neigte dazu cholerisch zu werden, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Dennoch wollte er, dass Haddock über ihre Liebe im Bilde war. Er war Christins Vater, weshalb es nur fair war. Außerdem wollte Tim daraus kein Geheimnis machen, denn ihre Liebe war etwas Wunderschönes und nichts Verbotenes. So nickte er Christin fast unmerklich zu, sah zu dem Kapitän und schluckte hart. Ein wenig fürchtete er sich davor, wie er diese Neuigkeit auffassen würde. Sie war sein einziges Kind und die Unberechenbarkeit Haddocks konnte durchaus gruselig sein. Doch Tim rief sich in Gedanken nun zur Ordnung, straffte sich leicht und atmete tief durch. Struppi hatte ihn bei seiner mentalen Vorbereitung zugeschaut und seinen Kopf unterstützend an seine Seite gedrückt sowie die Pfote auf seinen Schenkel gelegt. Mit einem Seitenblick schenkte er seinem treuen Hund ein sanftmütiges Lächeln. Offensichtlich hatte nicht nur Struppi dies bemerkt, sondern auch seine Liebste. Diese griff nämlich sachte nach seiner Hand, sah ihm dabei zuversichtlich in die Augen und ließ ihre Finger zwischen Seine gleiten, woraufhin sie beruhigend seinen Handrücken mit dem Daumen rieb. Schließlich sah er ruhig zu dem Kapitän, welcher mit verwirrter Miene und gehobener Augenbraue zu den Beiden schaute. Sein Gesichtsausdruck verriet nur zu deutlich, dass er Christins Geste gesehen hatte. Sofort wurde ihm ganz mulmig in der Magengegend, denn Haddocks Blick strahlte schon jetzt eine ungeheure Strenge aus. Trotz der Verwirrung, die in seinen Augen blitzte. Tims Stimme hob sich schlussendlich und klang in diesem Moment klar und fest. Was ihn wahrlich selbst erstaunte, so nervös wie er sich fühlte. „Kapitän, Ihre Tochter und ich würden Ihnen gern etwas mitteilen.“ Der Gesichtsausdruck des Kapitäns wurde skeptischer, doch dieses Mal blickte er nicht nur Tim an. Er wandte seinen Kopf nun auch zu seiner Tochter, legte den Kopf schief und erkundigte sich mit ernsterer Stimme: „Und das wäre?“ „Nichts Schlimmes, sondern etwas ganz Schönes.“, versicherte Christin ihm und lächelte ihren Vater dabei warm an, woraufhin dessen Blick nun sonderbar wurde. Der Reporter ließ zu, dass Christin etwas mehr zu ihm heranrutschte und Struppi dabei auf ihren Schoß nahm. Aus dem Augenwinkel und mit einem sanften Blick beobachtete Tim, wie sie Haddock glücklich anblickte. „Tim und ich sind seit letzter Nacht ein Paar, Papa.“ Die Beiden konnten in diesem Moment richtig dabei zusehen, wie Haddock die Gesichtszüge vollständig entglitten und er immer wieder zwischen ihnen hin und her sah. Seine Augen wanderten dabei über die Körper der Zwei und musterten ganz genau deren Haltung. Kurz darauf hob er die Hand und deutete mit dem Zeigefinger abwechselnd auf sie. „Ihr zwei? Seid ineinander verliebt?“, kam es beinahe fassungslos von dem Kapitän, woraufhin dem Reporter nichts Gutes schwante. Er begann bereits damit zu rechnen, dass Haddock in den nächsten Wimpernschlägen einen cholerischen Anfall bekommen würde. Etwas das nicht untypisch für ihn gewesen wäre, wie er sich eingestehen musste. Tim sah vor seinem geistigen Auge bereits, wie Haddock ihn in die Mangel nahm und tobte. Dabei hallten ihm Sätze durch den Kopf wie; ‚Wie kannst du dich nur an ihr vergreifen?‘ und ‚Finger weg von meiner Tochter!‘ Noch immer war der Kapitän aus der Fassung gebracht, doch so langsam ließ er seine Hand wieder sinken. Zu Tims Verwunderung verwandelte sich der ungläubige Gesichtsausdruck von Haddock zu einem freudigen Lachen. Herzhaftes Gelächter verließ nun seine Kehle, wobei er sich sogar den Bauch hielt. Nun waren es Tim und Christin, die einen verwirrten Blick miteinander tauschten. Haddocks Tochter legte den Kopf schief, zuckte mit den Schultern und sah anschließend zurück zu dem Kapitän. Auch Tim sah wieder zu ihm und wartete geduldig, vor allem noch immer nervös, auf eine Antwort. Nach einigen Augenblicken hatte sich Haddock wieder beruhigt, sah gütig zu den Beiden und sagte ehrlich: „Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, wie lange es dauern wird.“ Erstaunt blickten Tim und Christin auf diese Aussage hin nun mit geweiteten Augen und Mund drein. Nach einigen Lidschlägen und dem Wiedererlangen ihrer kurzfristig verloren gegangen Fassung, war es Christin, die schließlich kleinlaut nachfragte. „Was meinst du damit? Hast du es etwa schon geahnt?“ Wieder lachte der Kapitän herzlich auf und nickte ihr zu. „Natürlich. Ihr habt euch Beide von Anfang an diese eindeutigen Blicke zugeworfen und diese wurden immer offensichtlicher, ebenso euer Verhalten gegenübereinander.“ Noch immer nach Fassung ringend sah Tim ihn an, schwieg jedoch und hörte einfach nur zu. Er war mehr als überrascht darüber, denn er hätte nicht erwartet, dass Haddock es bereits eher erkannte als Tim und Christin. Gerade wollte Christin etwas sagen, als ihr Vater sie mit einer seichten Handbewegung zum Schweigen brachte und freundlich meinte: „Ich weiß, was du sagen willst, Delfinchen. Du vergisst, dass auch ich mal jung und verliebt war. Ich mag Beides nicht mehr sein, aber ich erkenne die Liebe noch heute, wenn ich sie sehe.“ Bei seinen Worten grinselte er freudig vor sich hin und zwinkerte seiner Tochter neckisch zu. Auch Tim musste nun wieder warm lächeln, als er diese Aussage vom Kapitän hörte. Es freute ihn immens, dass er die Liebschaft der Beiden offenbar guthieß. Haddocks Tochter lachte auf, nickte ihm zu und sagte lieb zu ihm: „Danke, dass du uns deinen Segen gibst.“ „Dafür musst du mir nicht danken, mein Seestern. Tim tut dir gut und du ihm, also warum sollte ich ihn euch verwehren?“, entgegnete der Kapitän schmunzelnd, sah die Beiden zu gleichen Teilen gütig lächelnd an und schien keine Antwort zu erwarten. Dennoch gab auch Tim ein erleichtertes und sehr ehrliches ‚Danke, Kapitän.‘ von sich, woraufhin Haddock vergnügt abwinkte. Glücklich schlang Christin nun die Arme um Tims Schultern, schmiegte sich dabei an ihn und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Der Reporter legte seinen Arm um ihre Taille, strich sachte über ihren Rücken und war mehr als überglücklich, dass der Kapitän ihrer Liebschaft zustimmte. Liebevoll küsste er ihren Schopf, hielt sie an sich gedrückt und hörte Haddock sagen: „Wir sollten uns allerdings bald für das Konzert vorbereiten. Es ist bereits elf Uhr.“ Auf diese Aussage hin wurde Tims Blick wieder um Welten ernster und als er zur Uhr sah zog er kurz die Brauen kraus. Der Kapitän hatte vollkommen Recht. Sie mussten tatsächlich in einigen Minuten mit den Vorbereitungen beginnen und sich auf den Weg machen. Das Konzert der Mailänder Nachtigall würde um dreizehn Uhr beginnen. ๑⊱☆⊰๑ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)