Ein unfaireres Spiel mit dem Schicksal von Strichi ================================================================================ Kapitel 1: Prolog: Schlechte Vorboten ------------------------------------- Ein Zittern erfasste meinen Körper und starr blickte ich hinab auf den Boden zu meinen Füßen. Wieso musste das passieren? Ich hatte Angst und diese Angst schnürte mir die Kehle zu. Heute würde ich meine Freiheit verlieren, heute würde ich mich verkaufen müssen. Ich wusste, warum ich es tat und trotzdem machte es mein Herz schwer. Wäre der Krieg nicht gewesen, wäre alles anders gekommen. Ohne den Krieg würde ich mich nicht heute opfern müssen. Übertrieb ich? Ich wusste es nicht. In der Stadt in der ich aufwuchs, gab es viele Pferdezüchter. Kleine Pferde für die Arbeit unter Tage, große kräftige Pferde, für die Arbeit auf dem Feld und Pferde, welche schnell und kräftig genug waren, einen jeden Reiter über die Weiten der Welt zu tragen. Ales in meiner Heimat drehte sich um jene edlen Tiere und über die Grenze unseres Landes waren wir für unsere Tiere bekannt und geschätzt. Viele der Länder, Städte und Gemeinden wollten diesen Reichtum ebenfalls. Denn da viele unsere Tiere schätzen, brachten sie dem Land Wohlstand und Reichtum. Doch wuchs in den anderen Menschen der Neid und die Missgunst. Sie alle wollten ebenfalls einen Teil dieses Reichtums für sich selbst beanspruchen. Ich war gerade erst fünfzehn als der Krieg ausbrach und die Zeit des Wohlwollens endete abrupt und brachte nichts als Verderben mit sich. Vom Meer kamen unsere Feinde. Große dunkle Männer mit langen Haaren und fremdklingender Stimme. Sie plünderten, vergewaltigten und töteten. Die anderen Länder verweigerten uns ihre Hilfe, als wir sie am dringendsten brauchten. Sie wollten uns nicht helfen, oder trauten sich nicht gegen diese Männer in den Kampf zu ziehen. Viele waren gefallen, kamen einfach nicht wieder und Leid und Trauer hielten Einzug in die Stadt und das Land. Zwei Jahre waren vergangen. Zwei Jahre in denen wir immer wieder den Überfällen unserer Feinde ausgeliefert waren und erst die Hilfe, die uns zu Teil wurde brachte den ersehnten Sieg und den Frieden. Doch nicht für mich. Mein Vater war der Fürst des Landes und ich erinnerte mich, wie verzweifelt er in den letzten Jahren war. Die Wut, die Trauer und all die anderen negativen und schlechten Gefühle zogen ein in unser Haus. Viele Boten zogen aus, ersuchten Rat und fragten nach Hilfe. Viele wollten nicht helfen und erst ein Volk aus dem Norden stand uns gegen die Angreifer beiseite. Uns war bewusst, dass sie dies nicht aus Nächstenliebe taten. Anders als mein Volk galten diese als wilder und brutaler, doch auch als geschickte Krieger und gute Waffenschmiede. Wir nannten sie Barbaren, denn ihr Verhalten und ihre Lebensweise galt als unzivilisiert. Sie wollten einen Handel, dessen waren wir uns sicher, denn sonst hätten sie uns nicht zur Seite gestanden. Ob wir wollten oder nicht, wir hatten keine Wahl und nahmen die Hilfe umso dankbarer an! Unsere Grenzen waren zu geschwächt und einer weiteren großen Attacke hätten wir kaum standhalten können. So nahm mein Vater, ohne langes Zögern, die Hilfe dieser Menschen an. Was ich über das Volk aus dem Norden wusste waren nur Spekulationen. Sie waren raue Leute, geschickte Handwerker. Sowohl Schmuck, als auch ihre Waffenschmiede waren bei allen Völkern bekannt und berüchtigt, genau so wie ihr Hang, jegliche Angelegenheiten mit Gewalt zu lösen. Man sollte nie versuchen einen dieser Menschen über den Tisch zu ziehen, hatte man mir erklärt. Ich erinnerte mich, dass mein Vater sagte, dass wir diesen Frieden teuer erkaufen müssen und wie Recht er hatte, war nun deutlich zu spüren. Ich erinnerte mich genau an die Krieger, welche sich auf den Weg zu uns machten. Wilde und große Männer mit langen Bärten, Äxten und ernsten Gesichtern. Ihre Kleidung schmückten häufig Tierfelle. Ich erinnerte mich an die Tätowierungen, welche viele trugen, einige sogar im Gesicht! Es sah grauenhaft aus. Ich war achtzehn als ich sie traf und mein Vater ihren Anführer in unseren Hallen empfing. Ich erinnerte mich, wie ich neugierig die Männer betrachtete und doch war auch etwas Angst in mir gewesen. Alle sahen sie aus, als könnten sie, ohne Zögern einfach so jemanden erschlagen. Ich fühlte mich unwohl, dass wir die Hilfe dieser Männer in Anspruch nehmen mussten, doch wir hatten einfach keine Wahl! Ihr Anführer war ein kräftiger Mann, ich schätzte ihn auf Mitte vierzig, doch sicher war ich nicht. Seine dunklen Haare waren von Grau durchzogen und tiefe Falten zeichneten sein Gesicht. Auch er hatte Tattoos im Gesicht. Der Bart war lang, die Haare noch länger. Er hatte einen Bauch aber seine Schultern und Arme sahen sehr kräftig aus. Er trug eine beschlagene Lederrüstung und eine große Axt hing an seiner Seite. Es war eine Axt, die nicht dazu geschaffen war, Holz zu spalten. Ich erkannte, dass einige der Männer Kettenhemden zwischen zwei Kleidungsschichten trugen. Ich fand es seltsam und erst im nächsten Augenblick verstand ich, dass sie dies taten um die teuren Hemden vor Rost zu schützen. Die Hemden reichten gerade einmal bis zum Unterleib und ließen diejenigen, welche sie trugen noch breiter erscheinen. Viele hatten einiges an Waffen bei sich. Speere, Schwerter, lange Messer und unzählige Äxte. Ich erblickte die unterschiedlichsten Axtformen und wofür sie alle gut sein sollten, vermochte ich nicht sagen zu können. Ich erinnerte mich, wie ich die Männer alle musterte und einer fiel mir sofort ins Auge. Ein Mann, der alle anderen überragte. Er musste gut über zwei Meter groß sein. Ich erinnerte mich an den roten geflochtenen Bart und den ernsten Gesichtsausdruck. Der Bart war das auffälligste an diesem Mann. Bis zu seiner Brust reichte dieser ihm und ich hatte nie ein solches Rot gesehen. Ein dunkles, kräftiges Rot. Als wären seine Haare aus rostigem Stahl. Ich selbst hatte, dank meiner Mutter eine sehr auffällige Haarfarbe. Immer wieder vielen meine hellblonden Haare auf und ließen andere sich nach mir umdrehen. Bei meinem Zwillingsbruder war es nicht anders. Und so war es auch damals nicht verwunderlich, dass viele der Krieger immer wieder mit ihren ernsten Gesichtern zu mir schielten. Hätte ich geahnt, was ich damit anrichtete, hätte ich nicht darauf bestanden meinen Vater bei den Verhandlungen moralisch zu unterstützen. Ich hätte ihn mit meinem Bruder Tal und seinen Beratern allein gelassen. Auch der Größte von ihnen, musterte mich interessiert und ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick an dem Körper des Mannes entlang glitt. Eine lange, aber handliche Axt steckte in seinem Gürtel. Der Kopf hatte eine seltsame Form, fand ich. Sie schien von beiden Seiten eine tödliche Gefahr darzustellen. Beiden Seiten des Axtkopfes waren geschärft. Anders als bei meinem Volk waren die Schwerter gerade und nicht gebogen. Wer beritten kämpfte würde ein gebogenes Schwert einer geraden Klinge immer den Vorzug geben. Ein Soldat erklärte mir einst, dass man durch den Bogen, besser kämpfen konnte. Wie genau, dass wusste ich nicht. Erneut glitten meine Augen an dem Mann entlang. Er trug ähnliche Ausrüstung wie sein Herr. Seine Rüstung sah beinahe zu klein für ihn aus. Sie bedeckte nur den Oberkörper bis zu seinem Gürtel. Doch viele schienen sie so zu tragen. Ich erkannte, dass auch dieser Mann ein Kettenhemd trug. Darüber eine Art dicken Lederwams. Wieso er beides trug verstand ich nicht. Auf den Rücken sah man einen runden Schild. Woraus er bestand, konnte ich aus der Entfernung nicht erkennen. Doch noch einige andere Männer hatten einen Schild bei sich. Ich sah an den Armen des Mannes Armschienen. Als meine Augen zu den Beinen glitten bemerkte ich, dass sowohl der Hüne, als auch andere um ihn herum eine Art Kettenhose trugen. Ja, dieses Volk schien sehr genau zu wissen, wie man sich für eine Schlacht rüstete. Ich erinnerte mich, wie sich unsere Blicke trafen. Auch er musterte mich. Ernst und ohne, dass ich etwas in seinem Gesicht eruieren konnte. Schnell blickte ich nach vorne, sah den älteren Mann an, mit dem mein Vater sprach und auch dieser blicke immer wieder zu mir. Ich merkte die Unruhe in mir und als ich wieder in das Gesicht des Mannes blickte, dessen Größe mich immer noch verblüffte, bemerkte ich wie sich dessen Lippen zu einem kurzen Grinsen verzogen, als sich unsere Augen trafen. Der Höflichkeitshalber erwiderte ich seine Geste, mit einem kaum sichtbaren Nicken und einem ebenso leichten Lächeln. Ich verfluchte diesen Tag und dass ich so naiv war, meinen Vater zu begleiten! Doch nun war es vorbei und ändern ließ sich nichts mehr. Kein Krieg beherrschte das Land mehr und alle hofften, dass nun eine Zeit des Friedens wieder anbrechen würde. Heute war dieser Tag gekommen und das ich im Zentrum dessen stand war grauenvoll. Heute musste ein Bündnis geschlossen werden, welches unseren neu gewonnen Frieden, besiegeln sollte. Ein Bündnis zwischen meinem Volk und dem Volk aus dem Norden. Mein Vater hatte alles versucht um zu verhindern, dass ich heute einen Mann ehelichten musste, den ich nie zuvor wirklich gesehen hatte. Ich wusste so gut wie gar nichts über diesen Menschen, wobei selbst dies untertrieben war! Es war Nichts was ich wusste! Als der Clanführer verkünden ließ, dass einer seiner stärksten Krieger, der noch unverheiratet war, bereit für so ein Bündnis sei, war ich nicht anwesend. Ich glaubte meinem Vater, als er mir diese so schreckliche Nachricht überbrachte, dass er es nicht wollte. Er schwor mir, dass er diesen Barbaren, wie ich sie immer nannte, einen Handel und auch einen Vertrag angeboten hatte. Doch sie wollten so etwas nicht. Verträge waren Schall und Rauch und ein Stück Papier würde nichts so besiegeln, wie eine eingehende Verbindung. Sie hatten meinem Vater gedroht. Sie würden es als einen Bruch der Ehre erachten. Sie würden uns angreifen und das nehmen, was ihrer Meinung nach, ihrer Hilfe würdig sei. Auch mein Bruder, welcher unheimlich gute diplomatische Wege kannte, konnte nicht zu ihnen vordringen. Ich wusste, dass wenn ich dieses Opfer nicht brachte, ich die Stadt, das Land, meine Heimat und all die Menschen so schnell wieder in ihr Unglück stürzten konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)