Paul MacLain der Privatschnüffler von BlueGenie1974 (Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv) ================================================================================ Kapitel 25: 25. Fall - Wilderei im Kruger Nationalpark ------------------------------------------------------ 25. Fall – Wilderei im Kruger-Nationalpark Unser 25. Fall führte uns wieder mal außerhalb von Europa. Nach Südafrika, wenn ihr es genau wissen wollt, liebe Freunde. Es war April geworden. Den restlichen Februar und den kompletten März hatten wir nicht gearbeitet. Brit hatte in der Zeit die Post durchgesehen und nach einem eigens entwickelten Sortierungssystem nach Relevanz sortiert.Am Montag, den 06.04.2020, kamen Jelena und ich wieder in unser Büro. Brit war schon anwesend. „Einen wunderschönen guten Morgen Brit.“, sagte Jelena. „Gleichfalls. Ich hab hier einen Brief von der Parkverwaltung des Kruger-Nationalpark in Mbombela.“ „Was wollen die denn?“ „Keine Ahnung.“ „Lang mal rüber das Teil.“, sagte ich. „Kannst du fangen, Paul?“ Mit diesen Worten warf mir Brit den Umschlag zu. Ich öffnete ihn und las mir den Inhalt genau durch. „Was wollen die Herrschaften, denn von uns, Towarischtsch?“ „Sie haben ein Problem. Eine Bande von Wilderern lockt die Tiere aus dem Park und knipst ihnen die Lichter aus.“ „Warum tun sie das?“ „Ganz einfach. Wenn diese Kerle die Tiere im Park abknallen, und sie werden von den Park-Rangern geschnappt, dann wandern die Brüder hinter schwedische Gardinen.“ „Eins würde mich interessieren.“, sagte Jelena. „Und was?“ „Wer der Kopf dieser Bande ist.“ „Das weiß man nicht so genau. Aber uns wird für heute Morgen 10:20 Uhr der Besuch einer Mitarbeiterin des Parks avisiert.“ „Hat Madame auch einen Namen?“ „Die besagte Dame heißt Renee Van der Built.“ Um 10:20 Uhr klingelte es bei uns an der Tür. Unsere Sekretärin betätigte den Türöffner. Kurze Zeit später hörten wir Schritte auf der Treppe. Schließlich klopfte es bei uns an der Tür. Die Frau die nach dem Öffnen eintrat war eine 1,68 m große Brünette mit braunen Augen. Sie hatte ein ovales Gesicht mit einer etwas breiten Nase und kurzen sinnlichen Lippen. Ihre Haare, hatte unsere Besucherin zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Bekleidet war Miss Van der Built mit einem schwarzen Minirock und einem weißen bauchfreien Top. Um den Hals trug sie als Accessoire eine Kette aus schwarzen Perlen und dazu passende Ohrringe. Über ihrem Top trug sie einen schwarzen Blazer. Ihre Füße steckten in schwarzen High Heels. „Guten Tag, Miss Van der Built. Was können meine Partnerin und ich für Sie tun?“ „Haben Sie den Brief der Parkverwaltung des Kruger-Nationalparks erhalten?“ „Ich habe ihn vor mir liegen.“ „Es gibt Neuigkeiten. Als ich im Flieger nach Frankfurt saß, hat die Bande wieder zugeschlagen.“ „Was für eine Tierart war es dieses Mal?“ „Ein Elefantenbulle. Sein Name war Abdul. Abdul war bei den Touristen wegen seines Sanftmutes sehr beliebt. Man konnte ihn sogar bedenkenlos anfassen. Er hat sich auch aus der Hand füttern lassen.“ „Gibt es noch mehr solcher Publikumslieblinge?“ „Natürlich! Was glauben Sie denn?“, fragte Renee Van der Built aufgebracht. „Können Sie uns ein paar Namen nennen, und um was für Tiere es sich handelt?“ „Sicher. Wir haben eine Löwin. Ihr Name ist Sienna und ein männliches Exemplar mit Namen Mogambi. Dann wären da noch unsere beiden Spitzmaulnashörner Lestrade und Maeve. Bei den Elefanten wären noch Asrael und Nia zu erwähnen.“ 312 „Gestatten Sie mir eine Frage. Wie alt war Abdul, als er gewildert wurde?“, sagte ich. „Er war 10 Jahre alt.“ „Ist das schon viel für einen Elefantenbullen?“ „Für einen ausgewachsenen schon.“ „Was können Sie uns sonst noch berichten?“ „Vor zwei Monaten haben wir ein paar Wilderer auf frischer Tat ertappt. Einer davon war ein weißer. Sein Name ist Dick van Dyk.“ Bei dem Namen wurde Jelena hellhörig. „Der Name sagt mir was. Er ist so eine Art Koordinator, wenn es darum geht, schnell und effizient Wildtiere entweder zu töten, oder zu entführen.“ „Wir haben bei ihm eine Liste sicherstellen können. Ganz oben stand Abdul. Gleich dahinter kam Sienna.“ „Das heißt, wir sollen jetzt verhindern, dass Sienna auch noch abgeknallt wird.“ „Es geht nicht nur um sie. Es geht generell um unsere Wildtierbestände. Uns wurde nur positives über Sie beide berichtet. Und ihre letzten Erfolge sprechen für sich. Wir wären bereit, für jeden 100.000 € zu bezahlen. Außerdem würden wir die Kosten für Ihre Unterkunft übernehmen.“ „In Ordnung. Erwarten Sie unser Eintreffen jetzt am Donnerstag.“, sagte ich. „Also am 9.04.“ „Genau.“ „Einen gut gemeinten Rat noch. Wenn Sie einen Mietwagen nehmen, dann holen sie sich einen geländegängigen Pick-Up.“ Am Donnerstag, den 9.04.2020, waren Jelena und ich schon um 16:45 Uhr am Flughafen, obwohl unser Flug erst um 20:45 Uhr nach Mbombela startete. Jelenas Lebensgefährtin, Anastasia Dimitrova, hatte uns zum Flughafen gebracht. „Ich habe mich mit Dick van Dyk befasst. Er arbeitet für einen Mann namens Kan Mah Jongg.“, sagte sie, ehe wir uns an der Sicherheitsschleuse trennten. Die Koffer hatten wir bereits vorher an einem Schalter von South African Airways aufgegeben. Nachdem Jelena und ich die Sicherheitsschleuse passiert hatten, suchten wir uns im Transitbereich einen freien Platz. Und während meine Partnerin das Geschehen beobachtete, suchte ich auf den Anzeigetafeln nach dem Gate für unseren Flug. Um 17:00 Uhr erschien unser Flug SA 1020 auf dem Display. Gate A18 war zum Boarding angesetzt. Doch ich wusste, dass sich so etwas jederzeit ändern konnte. Um 20:15 Uhr wurde unser Flug zum Boarding freigegeben. „Achtung! Alle Passagiere des Fluges SA 1020 nach Mbombela mit Zwischenstopp in Johannesburg werden gebeten, sich an Bord der Maschine zu begeben.“ Wir zeigten unsere Boardingpässe und gingen zu unseren Sitzplätzen. Pünktlich um 20:45 Uhr startete unser Flieger, ein Airbus A 350-900 der South African Airways zu seinem Flug nach Mbombela. Nach 13 Stunden und 5 Minuten landeten Jelena und ich um 9:50 Uhr auf dem Kruger Mpumalanga International Airport. Nachdem wir unsere Koffer geholt hatten, suchten wir eine Autovermietung. Bei sunny car mieteten Jelena und ich einen Mercedes X350D 4Matic der Power Edition. Der Pick-Up hatte den V6-Dieselmotor mit 258 PS und das 7-Stufen-Automatikgetriebe 7-G-TRONIC Plus. Lackiert war der Benz in danakilrot und hatte die 19-Zoll-Leichtmetallräder im Vielspeichendesign. Als Extras hatte sunny car der X-Klasse ein Fahrwerk mit erhöhter Bodenfreiheit und eine Differentialsperre an der Hinterachse spendiert. 313 Auch an das Diebstahlschutzpaket hatte man gedacht. Natürlich fehlte auch ein Feuerlöscher nicht. Auch das Park-Paket mit 360-Grad-Rückfahrkamera hatte man mitbestellt. Die Polster der Ledersitze waren in nussbraun gehalten. Die Zierelemente wiesen eine Holzmaseroptik in einem matten Braun-Ton auf. Der Autovermieter hatte auch daran gedacht ein vollwertiges LM-Ersatzrad und ein digitales Radio mitzubestellen. Die Mittelkonsole besaß einen 1-DIN-Schacht. Als absolutes Highlight hatte sunny car ein Hardtop mit Dachreling als Extra geordert. Über die R104 und anschließend über die R40 fuhren wir 6 Minuten nach Southern Sun Emnotweni. Unser Hotel, das den gleichen Namen wie der Ort trug war ein dreiteiliger Gebäudekomplex mit lichtdurchlässigen Fenstern. Die Außenfassade des Gebäudes war in einem hellen beige-Ton gestrichen. Das Dach war mit hellblauen Schindeln gedeckt. Über dem Haupteingang, von dem ein roter Teppich auf den Gehweg führte, konnten wir den Schriftzug Southern Sun erkennen, der vor einem halbrunden Fenster angebracht war. Eine Treppe aus schwarzem Granit mit vier Stufen führte zu einer Doppeltür. Links und rechts des Weges waren Palmen gepflanzt und vor dem linken Beet standen noch drei Fahnenmasten. Als wir die Lobby des Southern Sun betraten, sah die Mitarbeiterin an der Rezeption gerade von ihrem Monitor auf. Es war Rita, die wir bei unserem Fall in Krems an der Donau kennengelernt hatten. Als sie uns sah, strahlte sie über beide Backen. „Na Ihr zwei Hübschen? Was verschlägt euch nach Südafrika?“, fragte Rita. „Wir wurden engagiert um einer Bande Wilderer das Handwerk zu legen.“ „Dann sind eure Auftraggeber ganz schön verzweifelt.“ „Wie kommst du denn darauf, Rita?“, fragte Jelena. „Na ja, euch ruft man doch, wenn gar nichts mehr geht.“ „Wir haben in Erfahrung gebracht, dass der Kopf der Bande ein gewisser Dick van Dyk ist.“ „Und das stimmt. Aber die Aufträge bekommt er von einem Chinesen.“ „Etwa Kan Mah Jongg?“ „Woher habt Ihr diese Information?“ „Meine Lebensgefährtin hat uns den Namen verraten.“ „Da fällt mir ein, diese Nachricht wurde für euch abgegeben.“, sagte Rita und gab uns einen Umschlag. Dann reichte sie uns die Zimmerschlüssel. „Paul MacLain Zimmer 212 Jelena Romanova Zimmer 214.“ Nachdem wir uns frisch gemacht hatten gingen wir erst mal ins Restaurant frühstücken. Wir hatten seit dem Start in Frankfurt zuletzt im Flugzeug was zu uns genommen. Und das war schon wieder einige Stunden her. Danach holten Jelena und ich etwas Schlaf nach, denn der lange Flug hatte doch ganz schön geschlaucht. Am späten Nachmittag, es war 16:30 Uhr Ortszeit trafen Jelena und ich uns bei mir auf dem Zimmer. Ich hatte die Nachricht geöffnet, als meine Juniorpartnerin eintrat. „Und?“, fragte Jelena. „Und was?“ „Was steht in der Nachricht?“ „Dick van Dyk ist wieder auf freiem Fuß. Sein Auftraggeber hat eine Kaution von 1.000.000 Dollar auf den Tisch geblättert.“ „Jesus!“, entfuhr es Jelena. „Es kommt noch besser. Die Behörden mussten auch die Liste wieder aushändigen. Jetzt will man auf eine Löwin mit Namen Chani Jagd machen.“ „Steht auch drin, wann die Jagd beginnen soll, Towarischtsch?“, fragte Jelena. „Leider nein.“ 314 In diesem Moment klopfte es an der Tür. „Herein!“, rief ich. Renee Van der Built trat ein. „Was sagen Sie beide zu diesen Neuigkeiten?“ „Nicht gut.“ „Absolut nicht. Die Wilderer haben Chani erwischt. Sie wird jetzt an einen Zirkus in China verkauft.“ „Scheiße!“ „Das Dumme ist nur, dass die Wilderer bald wieder zuschlagen wollen.“, sagte Renee. „Wann?“ „In 2 Tagen. Dieses Mal wollen sie Bahati, ein weiteres Spitzmaulnashorn zur Strecke bringen.“ „Tot oder lebendig?“ „Sie soll geschossen werden. Was uns allerdings in Panik versetzt, ist die Tatsache, dass Bahati kurz vor der Niederkunft steht.“ „Na Prost Mahlzeit.“ Am 11.04.2020 durften Jelena und ich mit unserem Mietwagen eine Patrouille des park-eigenen Sicherheitsdienstes auf ihrem Einsatz begleiten. Wir hatten Bahati mit Hilfe eines Transponder-Signals geortet und waren nun auf dem Weg zu ihrer Position. Ein Hubschrauber vom Typ Bell 429 Global Ranger war als Luftobserver eingesetzt und suchte nach den Wilderern. Wir hatten fast Bahatis Position erreicht, als der Hubschrauber sich per Funk meldete. „Bodenteam hier ist Air Ranger 1. Wir haben die Bande entdeckt. Es sind drei Fahrzeuge. Zwei Landrover Defender und ein Pritschenlaster mit Plane.“ „In welcher Richtung sind die Kerle unterwegs?“, fragte Jelena. „Sie nähern sich aus nordöstlicher Richtung. Anscheinend haben die Burschen das Gaspedal am Bodenblech festgenagelt. Die fahren nämlich mit Vollgas.“ „Anscheinend hat es sich schon bis zu dieser Wilderer-Bande herumgesprochen, wer wir sind, und was wir hier wollen.“, sagte ich zu Jelena. „Worauf du einen lassen kannst. Die Brüder wollen vor uns bei Bahati sein.“ „Wie weit ist es noch?“, fragte ich per Funk beim leitenden Ranger nach. „Noch anderthalb Minuten. Keine Sorge, wir werden vor den Wilderern da sein.“ Schließlich hatten wir die Stelle erreicht, an der das Tier sich aufhielt und Position bezogen. Jelena und ich warteten mit gezückten und geladenen Waffen im Anschlag. Keine 10 Minuten später erschienen die Wilderer. Aus dem zweiten der beiden Landrover erschien plötzlich der Lauf eines Gewehres. Jemand hatte das Seitenfenster geöffnet. Aus einem Reflex heraus eröffnete ich das Feuer, und zwang den Fahrer zu einem riskanten Ausweichmanöver. Der Schuss verfehlte natürlich das Ziel. Die Fahrzeuge kamen zum Stehen. Aus den beiden Geländewagen stiegen 6 Schwarze und ein Weißer aus. Ganz offensichtlich war dies Dick van Dyk. Er war 1,70 m groß und hatte schon einen ordentlichen Bierbauch. Die braunen Augen in seinem runden Gesicht blickten böse drein. Es war nur allzu offensichtlich, dass er alles andere als erfreut war, den Park Rangern erneut zu begegnen. Über den schmalen Lippen trug der Niederländer einen schwarzen Schnurrbart, der an den Enden nach oben gezwirbelt war. Auch die breite Nase fiel sofort auf. Bekleidet war Dick van Dyk mit einer Khaki-Shorts, einem hellbraunen Hemd, weißen Socken und schwarzen Herrenschuhen. Auf dem Kopf trug er einen Expeditionshut. „Oh nein! Nicht Sie schon wieder Captain Hislop! Hat man denn nie seine Ruhe vor Ihnen?“ „Ich würde gerne Ihre Papiere und die ihrer Begleiter sehen.“, sagte der Ranger ruhig. „Muss das sein?“ „Ich tue nur 315 meine Pflicht.“ Widerwillig gaben Dick van Dyk und seine Begleiter dem Ranger ihre Ausweise. Captain Shaka Hislop hatte gerade die Überprüfung abgeschlossen, als der Hubschrauber am Himmel auftauchte. „Scheiße! Die Ranger haben Luftunterstützung! Los haut ab Leute!“, schrie Dick van Dyk. „Und was ist mit dem Auftrag? Sollen wir die Kohle etwa sausen lassen? Mann der Boss wird ganz schön sauer sein, wenn er hört, dass Sie ihm Bahatis Horn nicht liefern können.“ „Ach scheiß auf das Geld. Wichtig ist, dass wir unsere Haut retten.“ Der erste der beiden Landrover und der Pritschenlaster gaben Gas und fuhren davon. Jelena feuerte aus ihrer Makarow einen Schuss auf den zweiten Jeep ab und zerstörte den Motorblock. „So und jetzt Waffen auf den Boden und die Hände hinter den Kopf!“ Die Wilderer legten ihre Kalaschnikows auf den Boden und taten, was Jelena ihnen befohlen hatte. Die Ranger nahmen sie fest. Ich stieg in den Hubschrauber und folgte den Flüchtigen. Jelena folgte mit unserem Mietwagen. Wir hatten den Landrover schnell eingeholt. Der Pilot setzte sich vor den Geländewagen während ich auf den Motorblock zielte. Mit einem einzigen Schuss zerschoss ich den Motor. Jelena stellte unsere X-Klasse direkt hinter den Landrover, damit die Wilderer nicht entkommen konnten. Dann entsicherte sie ihre Makarow und stieg aus. Dick van Dyk bekam es mit der Angst zu tun, als er in den Lauf von Jelenas Bleispritze sah.Meine Partnerin öffnete die Beifahrertür des Defender. „Aussteigen Durak! Und keine faulen Tricks!“ „Wer sind Sie überhaupt, dass Sie es wagen mich mit einer Pistole zu bedrohen?“ „Hast du eine Ahnung, was ich noch alles tun kann, Durak. Übrigens: Mein Name ist Romanova. Jelena Romanova.“ Bei der Erwähnung ihres Namens wurde der Niederländer kreidebleich. Er wusste nur zu gut, wo Jelena war, war ich nicht weit. Den Mann im Fonds des Jeeps schien das wenig zu beeindrucken, denn er zückte ein riesiges Buschmesser. Doch so schnell, wie er in den Lauf meiner Walther P22 Target blickte, konnte der Wilderer nicht mal mit den Knien schlottern. „Wenn du auch nur einmal zuckst, puste ich dich bis auf den Mars.“ „So und jetzt aussteigen! Und zwar alle!“, befahl Jelena. Dick van Dyks Begleiter kamen ihrer Aufforderung nach, nur er selbst blieb sitzen. Da packte ihn meine Partnerin am Kragen und holte ihn aus dem Wagen. Unsanft warf sie ihn auf den Boden. „Wenn ich sage alle aussteigen, dann meine ich das auch so. Hast du mich verstanden, Durak?“ „Verstanden.“, sagte Dick van Dyk mürrisch. „Gut! Will ich doch wohl auch hoffen!“ „Eines ist sicher, Mr. Van Dyk. Dieses Mal kommen Sie nicht gegen Kaution aus dem Knast raus.“, sagte ich. „Wer zum Teufel sind Sie denn?“ „Mein Name ist MacLain. Paul MacLain.“ Captain Hislop legte Dick van Dyk erneut die Acht an und verfrachtete ihn in seinen Streifenwagen. In Mbombela wurde er dann von Renee van der Built in Empfang genommen und umgehend ins Bezirksgefängnis nach Pretoria gebracht. Doch am Ostersonntag, den 12.04.2020 kam dann die nächste Überraschung. Der Rechtsanwalt von Kan Mah Jongg erschien im Polizeipräsidium von Mbombela. 316 Er war ein 1,77 m großer Mann, im Alter von 46 Jahren, mit schwarzen Haaren und grünen Augen, die aus einem runden Gesicht mit einer etwas zu breit geratenen Nase und wulstigen Lippen ziemlich verärgert dreinblickten. Ich beobachtete die Körpersprache von Michael van Buren, so hieß der Anwalt. Beim Eintreten war sein Auftreten noch selbstbewusst. Doch als er sich dem Polizeipräsidenten von Mbombela gegenübersah, änderte sich sein Verhalten. „Mr. Mah Jongg bietet 2.000.000 Dollar Kaution für die Freilassung von Mr. Van Dyk und verlangt ferner die erneute Aushändigung der Liste.“ „Es tut mir leid, Mr. van Buren. Dieses Mal wird Mr. van Dyk nicht gegen Kaution freigelassen.“, gab der Präsident von Mbombelas Polizei zurück. „Darf ich fragen wieso?“ „Befehl von ganz oben.“ „Wie darf ich das verstehen?“ „Nun, das zuständige Ministerium in Pretoria hat mir eine entsprechende Anweisung erteilt. Keine Freilassung von Dick van Dyk gegen Kaution.“ „Verstehe. Mr. Mah Jongg wird nicht gerade sehr erfreut sein, wenn er das hört.“ „Das mag ich Ihnen gerne glauben. Aber die Anweisung erfolgte nach eingehender Rücksprache mit Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „Die beiden Privatermittler aus Frankfurt?“ Jelena und ich kamen aus dem Nebenraum. „In Person.“, sagte ich. „Sagen Sie ihrem Brötchengeber, dass wir ihn im Auge behalten werden.“ Michael van Buren verließ das Polizeipräsidium. Ich folgte ihm nach draußen. Und mein Verdacht hatte sich bestätigt. Denn als ich auf den Treppenabsatz kam hörte ich Michael van Buren telefonieren. Und es war ganz offensichtlich, mit wem er sprach. „Mr. Jongg. Ich habe schlechte Neuigkeiten. Die Park Ranger des Kruger Nationalparks haben Dick van Dyk erneut verhaftet. Ja, leider muss man sagen. Aber das ist nicht das einzige an schlechten Neuigkeiten, das ich Ihnen zu berichten habe. Eine Freilassung von Dick van Dyk gegen Kaution wurde abgelehnt. Die Anweisung kam direkt aus Pretoria. Sie haben richtig gehört, Mr. Jongg. Die Anweisung kam aus dem zuständigen Ministerium. Und der dortige Minister hat diese Entscheidung nach intensiver Rücksprache mit Paul MacLain und Jelena Romanova getroffen.“ Anhand der Reaktion des Anwalts konnte ich erahnen, was sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung von sich gab. „Sie brauchen mir nicht ins Ohr zu schreien, Mr. Jongg. Ich hab keinen Bock auf Tinnitus. Aber es sieht nicht gut für uns aus. Wenn die Behörde in Pretoria Paul MacLain und Jelena Romanova anheuert, dann ist das kein gutes Zeichen.“ Die nächsten zwei Wochen passierte nichts. Die Wilderer hatten ihre Aktivitäten vorübergehend eingestellt. Doch am 25.04.2020 wurden wieder mehrere Fahrzeuge gesichtet. Es waren drei Gruppen, die in verschiedene Richtungen unterwegs waren. In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Die Wilderer hatten ihre Taktik geändert. Statt wie bisher ein Team einzusetzen, hatte Kan Mah Jongg nun drei Teams geschickt. Denn auch er wusste, dass sowohl die Park Ranger, als auch Jelena und ich nicht an allen drei Orten gleichzeitig sein konnten. Renee van der Built besorgte uns noch einen zusätzlichen Hubschrauber. Doch dieser traf zu spät ein, und die Wilderer erschossen Bahati und töteten noch einen Wasserbüffelbullen, dem sie den Kopf abschlugen. So konnte es nicht weitergehen. Meine Partnerin und ich beschlossen ihre alten Weggefährten bei Speznas um Hilfe zu bitten. 317 „Dieses Mal schuldet Ihr uns aber mehr als nur eine Kiste Wodka, Briderchen.“, sagte Yuri, nachdem ich ihm den Grund meines Anrufes geschildert hatte. „Was darfs denn sein? Eine Stripeinlage von Jelena?“ „So was in der Art. Besorg uns eine heiße Stripperin und gut ist.“ „Ok.“ „Was wollte Yuri denn für einen „Lohn“ für seine Hilfe?“ „Ich soll ihm und seinen Jungs eine heiße Stripperin besorgen.“ „Da brauchst du nicht lange zu suchen, Towarischtsch.“ „Wie?“ „Ich werde strippen.“ „Weißt du wie man strippt?“ „Nach meinem Ausscheiden bei Speznas habe ich eine Weile als Stripperin gearbeitet.“ „Letzten Endes ist es deine Entscheidung.“ „Gut, dass du das einsiehst, Towarischtsch.“, sagte Jelena. Als wir wieder ins Hotel kamen, erwartete uns eine faustdicke Überraschung. Als wir die Lobby betraten, sahen wir Alejandra Valderrama und Hera Arnakis an der Rezeption stehen. Während ich noch etwas perplex war, strahlte meine Juniorpartnerin über beide Backen. „Hey, Ihr zwei Hübschen! Was macht ihr denn hier?“, fragte Jelena und drückte erst El Doberman, dann ihre Cousine. Danach wurde ich von den beiden Cousinen auf herzlichste umarmt. „Ihr zwei könnt jetzt jede Hilfe brauchen, die ihr kriegen könnt.“, sagt Hera. „Wir haben schon Jelenas Speznas-Freunde alarmiert.“ „Trotzdem. Ihr habt soviel für uns getan. Das können wir nie wieder gutmachen.“ „War nicht der Rede wert.“ „Lasst uns später weiterreden. Wir haben Zimmer 215. Treffen wir uns dort.“ „Einverstanden. Wann?“ „Nach dem Abendessen.“ „Keine schlechte Idee, Alejandra.“, sagte ich. Um 19:15 Uhr gingen Jelena und ich zum Abendessen. Auch Alejandra Valderrama und ihre Cousine Hera Arnakis hatten sich eingefunden. Am Buffet trafen wir uns. „Wir haben einen Tisch für vier Personen entdeckt und ihn durch unsere Handtaschen reserviert.“, sagte Hera. „Herzlichen Dank, meine Liebe.“ „Kein Ding, Paul.“ Ich hatte mir eine Portion Pommes Frites und Geschnetzeltes afrikanische Art auf den Teller geladen, während Jelena sich für Algerische Schweinenacken entschieden hatte. Als Getränk bestellte ich mir einen Rotwein, genauer gesagt einen 2016er Delaire Graff Botmaskop, während meine Juniorpartnerin sich für einen Delaire Graff Sunburst Noble Late Harvest aus dem Jahr 2015 entschied. Um 20:00 Uhr hatten wir das Abendessen dann abgeschlossen. Wir verabredeten uns mit den beiden Cousinen um 20:35 Uhr auf ihrem Zimmer. Pünktlich wie die Maurer klopften wir an die Tür von Zimmer 215. Hera öffnete. „Kommt rein, Ihr zwei Süßen.“, sagte sie. „Wenn du uns schon so lieb darum bittest.“ Wir setzten uns auf den Balkon, denn es war noch schön warm draußen. „Dick van Dyk schmort erst mal hinter schwedischen Gardinen.“, sagte ich. „Das reicht bei weitem nicht Paul. Jetzt müsst ihr die neuen Trupps aus dem Verkehr ziehen.“ „Und was kommt danach?“ „Danach kommt Kan Mah Jongg höchstpersönlich. Und ihn müsst ihr einsacken.“ „Nehmen wir mal an, es gelingt uns tatsächlich, diesen Kan Mah Jongg hinter Schloss und Riegel zu bringen, was passiert dann?“ „Danach ist in Asien die Hölle los.“ „Wie meint Ihr zwei Hübschen das?“ „Das heißt im Klartext, wenn Kan Mah Jongg vor Gericht gestellt und verurteilt wird, dann werden die ganzen Bandenkriege wieder losgehen.“ „Bandenkriege?“ „Ja. Es ist ihm gelungen, die ganzen chinesischen Triadenbanden unter seiner Führung zu vereinen.“ 318 Wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt, ist die Triade doch eine Organisation wie die Mafia.“, sagte ich. „Gut aufgepasst. Die chinesische Triade ist das Pendant zur japanischen Yakuza und auch zur Camorra, der Mafia in Neapel.“ „Was wissen wir eigentlich über diesen Kan Mah Jongg?“, wollte Jelena wissen. „Kan Mah Jongg. Geboren am 12.12.1974 in Nantong. Hat die Schule als Jahrgangsbester abgeschlossen. Danach ein Jurastudium an der Universität von Yale.“ „Also noch so ein Streber.“ „Kurz nach dem Jurastudium hat er noch BWL an der Universität in Oxford studiert. Und danach hat er angefangen, mit seltenen Wildtierarten zu handeln.“ „Jetzt wird auch klar, warum Kan Mah Jongg Jura und BWL studiert hat.“, sagte ich. „Es wird noch interessanter. Kan Mah Jongg war zu dem Zeitpunkt ein unbeschriebenes Blatt auf dem asiatischen Wildtiermarkt. Die etablierten Bandenchefs wollten ihn natürlich so schnell wie möglich wieder loswerden.“ „Also war er ein unliebsamer Konkurrent.“ „Richtig, Jelena.“, sagte Hera. „Ich nehme mal stark an, dass sämtliche Versuche, Kan Mah Jongg wieder loszuwerden, nicht von Erfolg gekrönt waren.“ „Sehr richtig, Paul. Dieser kleine Provinzler hat innerhalb der nächsten 10 Jahre, nach seinem Einstieg auf dem Markt jede namhafte Bande übernommen und seinen Machtanspruch gefestigt.“ „Und jetzt ist er in Asien die ganz große Nummer auf dem dortigen Wildtiermarkt.“ „So in etwa. Er hat sein Geschick am Verhandlungstisch genutzt, und die anderen Bandenchefs, deren Organisationen er noch nicht geschluckt hatte, hinter sich versammelt.“ „Das heißt, Kan Mah Jongg steht unter Druck.“ „Ganz recht. Er muss liefern. Tut er das nicht, ist er fällig. Denn solche Kunden verstehen keinen Spaß. Die versenken ihn eiskalt lächelnd an Händen und Füßen einbetoniert im Yangtse Kiang.“, sagte Alejandra. „Mich würde jetzt interessieren, wen Kan Mah Jongg als Nachfolger von Dick van Dyk angeheuert hat.“ „Wir wissen nur den Namen.“ „Und wie heißt dieser Bürstenbinder?“ „Sein Name ist Maurice Womasa. Besser Bekannt unter seinem Spitznamen „BULL“.“ „Sollte man sich vor ihm in Acht nehmen?“ „Ihr solltet Maurice Womasa besser nicht unterschätzen.“ Am Folgetag, es war Sonntag der 26.04.2020 trafen dann Yuri und seine Speznas-Truppe in Emnotweni ein. Um nicht aufzufallen quartierten sich die Russen in einem anderen Hotel als wir ein. Unsere Lagebesprechung hielten wir in der GlassBar, einem der angesagtesten Nachtclubs in Emnotweni, ab. „Also Briderchen, dann bring uns mal auf den neuesten Stand.“, sagte Yuri. „Der Drahtzieher ist ein Chinese namens Kan Mah Jongg.“ „Das wissen wir schon. Hast du uns doch bei deinem Anruf gestern erzählt. Und seinen Bandenchef Dick van Dyk habt ihr ausgeschaltet.“ „Mittlerweile hat er aber einen neuen Clanchef beauftragt. Sein Name ist Maurice Womasa. Spitzname „BULL“.“, sagte ich. „Sagtest Du Maurice Womasa, Towarischtsch?“, fragte Alexeji Voskovtich, eines der Teammitglieder. „Kennst du ihn, Alexeji?“ „Klar kenn ich den. Ist ne ziemlich miese Ratte. Er hat als einziger Afrikaner in der Fremdenlegion gedient. Der Typ ist eine regelrechte Kampfmaschine. Vor allem im Nahkampf ist er ein harter Brocken. Den kriegst du nur klein, wenn du ihn mit einem Shell Shock durch den Tisch hämmerst.“ „Wieso nennt man ihn eigentlich „BULL“?“, fragte ich. „Wegen seinem Körperbau. 319 Maurice Womasa ist 1,91 m groß und bringt 120 Kg auf die Waage. Und da ist kein Gramm Fett. Das ist alles nur Muskelmasse. Der Typ hat einen Körperbau wie ein Bulle.“ „Habt Ihr sonst noch irgendwelche Informationen über diesen Burschen?“ „Da. Maurice Womasa ist Kenianer. Wurde am 28.08.1960 in Nairobi geboren. Schon im Teenageralter hat er sich als Waffennarr geoutet. Hat dann seinen Dienst in der kenianischen Armee angetreten und war dort als Scharfschütze tätig. Aber meistens hat er sich als Heckenschütze nützlich gemacht. Er hat für die Infanterie-Soldaten mehr oder minder den Weg geebnet, in dem er feindliche Verteidiger aus dem Hinterhalt erschossen hat.“ „Wahrscheinlich von Häuserdächern nehme ich an.“ „Das war sein bevorzugter Platz.“ „Und was hat Maurice Womasa nach seinem Ausscheiden bei der kenianischen Armee gemacht?“ „Danach ist er gleich zur Fremdenlegion und hat dort drei Jahre lang gedient. Seitdem übernimmt er die haarigen Aufgaben.“, sagte Yuri. „Dann sollten wir uns jetzt um die Aufgabenverteilung kümmern. Wer übernimmt Team 1?“, fragte Jelena. „Das können wir übernehmen.“ „In Ordnung Hera. Wer kümmert sich um Team 2?“ „Das machen wir, Briderchen.“, sagte Yuri. „Jelena?“ „Dann kümmern wir uns um Team 3.“ „Alles klar. Jetzt müssen wir leider noch auf eine Nachricht der Park-Ranger warten.“ Diese kam kam 2 Tage später. Jelena und ich fuhren wieder mit Captain Hislop mit. Wir waren mit den anderen über Headsets verbunden. Um 10:30 Uhr knackte es in meinem Headset. „Hellboy hier Team Snakeeater. Wir haben die Brüder. Erbitte Zugriffserlaubnis.“, hörte ich Yuris Stimme. „Erlaubnis erteilt.“ 20 Minuten später trafen wir auf das Team von Wilderern, an das wir uns geheftet hatten. Wir hatten die Wilderer gerade aus den Autos geholt, als ein Hubschrauber erschien. Es handelte sich um einen Aerospatiale SA 365 C. Der Pilot ging in den Schwebeflug und ich konnte erkennen, wie das hintere Seitenfenster auf der linken Seite geöffnet wurde. Das Gesicht das erschien, war das eines Schwarzen. Dieser Mann musste Maurice Womasa sein! Doch dann ging alles sehr schnell. Womasa hatte auf einmal eine 45er Magnum in der Hand, mit der er auf Jelena zielte. Ich riss meine Walther nach oben, doch der „Bulle“ war schneller. Zwei Schüsse krachten und trafen meine Partnerin in den Bauch. Jelena brach zusammen. Ich feuerte noch einmal, doch der Hubschrauber drehte bereits ab. Das letzte, was ich noch sah, war Maurice Womasas diabolisches Grinsen. Captain Hislop rief über Funk medizinische Hilfe, während ich versuchte, die Blutungen meiner Partnerin zu stoppen. Der Bell-Hubschrauber der Park-Ranger brachte Jelena sofort ins Busamed Lowveld Private Hospital in Mbombela, wo sie umgehend behandelt wurde. Erst am Abend um 22:35 Uhr kam aus dem Krankenhaus der erlösende Anruf. Gott sei Dank! Jelena hatte überlebt! Ich wollte zu ihr ins Krankenhaus um an ihrer Seite zu sein, doch die Ärzte lehnten dies mit der Begründung ab, Jelena wäre noch zu schwach und nicht ansprechbar. Erst am nächsten Tag konnte ich zu ihr. „Ich muss sie leider bitten, nicht länger als 5 Minuten in Miss Romanovas Zimmer zu bleiben. Ihre Partnerin ist noch nicht über 320 den Berg.“, sagte die behandelnde Ärztin. Dr. K. Reddington stand auf ihrem Namensschild. „Wie schlimm ist es?“, fragte ich. Die Angst in meiner Stimme war wohl nicht zu überhören, denn Dr. Reddington antwortete: „Es sieht schlimmer aus, als es ist. Ihre Partnerin hat großes Glück gehabt, dass der Schütze keine Organe getroffen hat.“ „Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden.“, bat ich die Ärztin. „Das mach ich. Keine Panik.“ Bevor ich Jelenas Zimmer betrat, drehte ich mich noch einmal zu Dr. Reddington um und betrachtete sie genauer. Sie war eine 1,61 m große Frau mit rotblonden, dauergewellten Haaren und braunen Augen. Der schlanke, sexy Körper mit den üppigen Brüsten und den sexy Beinen war ebenfalls nicht zu verachten. Auch das ovale Gesicht mit den sinnlichen Lippen und der leicht breiten Nase war ein Hingucker. Bekleidet war Dr. Reddington mit einem schwarzen Minikleid und schwarzen High Heels und natürlich dem weißen Arztkittel. Als ich das Zimmer betrat und Jelena im Bett liegen sah, wurde mir schwer ums Herz. Ich setzte mich zu ihr ans Bett und nahm ihre rechte Hand in meine Hände. „Komm mir bloß nicht auf die Idee, jetzt schon den Löffel abzugeben, Jelena. Ich brauche dich. Ohne dich bin ich ein Niemand.“, sagte ich leise. Doch Jelena hatte mich offenbar gehört, denn sie drückte meine Hand ganz fest. Mit dem was dann folgte hatte selbst ich nicht gerechnet. Meine Partnerin schlug die Augen auf und drehte ihren Kopf zu mir. Dann sah sie mich aus ihren braunen Augen an. „Du brauchst nicht denken, dass ich jetzt schon von dieser Erde gehe, Towarischtsch. Da muss schon ein bisschen mehr passieren.“ „Werde schnell wieder gesund, Jelena. Wir haben einen Job zu erledigen.“, sagte ich. „Mach dir da keine Sorgen. Wer sich Sorgen machen sollte, ist Maurice Womasa. Denn wenn er mir wieder über den Weg läuft kann er sich die Radieschen von unten betrachten.“ „Mach halb lang. Du bist noch nicht aus dem schlimmsten raus.“ „Kommst du morgen wieder, Paul?“, fragte Jelena, als ich aufstand um zu gehen. „Wenn du auf meinen Besuch wert legst, gerne.“ „Natürlich tu ich das, du Hohlhirn. Aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir ein paar persönliche Dinge mitbringen könntest.“ „Das mit dem Hohlhirn will ich nicht gehört haben, du Pappnase. Aber ich werde sehen was ich tun kann. Was brauchst du denn?“ „Zu aller erst meine Waschsachen. Und dann noch ein paar Klamotten. Und vergiss meinen roten Morgenmantel nicht.“ „Den aus Seide?“ „Na welchen denn sonst, du taube Nuss?“ „Du bist ja herzallerliebst, Jelena.“ „Was bleibt mir anderes übrig, in dieser beschissenen Situation?“, sagte meine Partnerin. Auf dem Gang traf ich noch einmal Dr. Reddington. „Ich habe Sie beide miteinander reden hören. Demnach hat Miss Romanova das Bewusstsein wiedererlangt.“, sagte sie. „Ja. Gerade eben. Ich würde morgen noch mal vorbei kommen und die gewünschten Sachen vorbeibringen. Aber haben Sie ein Auge auf Jelena.“ „Das mache ich, keine Sorge.“ Am nächsten Tag fuhr ich wieder nach Mbombela zu Jelena ins Krankenhaus. 321 Hera Arnakis und ihre Cousine Alejandra Valderrama begleiteten mich. Nachdem wir uns am Empfang angemeldet hatten gingen wir auf die Station, auf der sich Jelenas Zimmer befand. Auf dem Gang trafen wir wieder auf Dr. Reddington. „Wie geht es Jelena?“, fragte ich ohne Umschweife. „Es geht ihr gut. Aber sie wird noch mindestens zwei weitere Wochen hier bleiben müssen. Wir mussten die beiden Projektile operativ entfernen. Aber außer einer kleinen dezenten Narbe wird Miss Romanova nichts zurückbehalten.“ „Sie haben mir gerade eine tonnenschwere Last von der Seele genommen, Dr. Reddington.“, sagte ich. Jelena strahlte, als wir ihr Zimmer betraten. „Was ist denn das für eine Arbeitsmoral? Liegst im Krankenhaus anstatt zu arbeiten.“, sagte Hera scherzhaft. „Krieg du mal zwei Kugeln ab, dann reden wir weiter.“, sagte Jelena angesäuert. „Sorry, sollte ein Scherz sein.“ „Ich finde das nicht komisch, Hera. Ich muss noch zwei Wochen hier rumeiern. Wenn Katrina nicht wäre, wäre mir schon längst die Decke auf den Kopf gefallen.“ „Katrina?“ „Dr. Reddington. Wir haben uns ein bisschen angefreundet. Wir siezen uns zwar, aber reden uns mit Vornamen an. Zumindest, wenn wir alleine sind.“ „Hier sind die Sachen, die du haben wolltest.“, sagte ich und stellte eine kleine Reisetasche auf einen Stuhl. „Danke,Towarischtsch.“ „Kein Ding.“ In Nairobi, Kenias Hauptstadt, traf sich Maurice Womasa mit Kan Mah Jongg. Und ganz offensichtlich war der Chinese alles andere als zufrieden mit der Arbeit des Bullen. „Sie hätten Jelena Romanova er- statt nur anschießen sollen.“, polterte er. „Worauf wollen Sie hinaus?“ „Paul MacLains Partnerin ist noch am Leben.“ „Ihr Leben hängt aber an einem seidenen Faden.“ „Wenn Sie sich da nur nicht täuschen, Maurice. Jelena Romanova hat das Bewusstsein wieder erlangt.“ „Keine Sorge. Ich werde dieses kleine russische Miststück eliminieren.“ „Tun Sie das. Und töten Sie Paul MacLain gleich mit.“ „Aber stellen Sie sich das nicht so leicht vor.“, sagte Maurice Womasa. „Wieso?“ „Paul MacLain ist ein ehemaliger SAS-Kommandeur. Sie wissen schon, was das bedeutet?“ „Nein.“ „Paul MacLain war Kommandeur einer Regimentseinheit beim Special Air Service. Das ist ein verdammt harter Brocken.“ „Mir bereitet noch etwas ganz anderes Sorgen.“ „Und was, Mr. Jongg?“ „So wie die Dinge stehen, wird auch diese Lieferung nicht komplett sein. Der Kunde wollte ausdrücklich das Fell der Leopardin Loredana. Aber das halte ich nicht in meinen Händen. Weil diese russische Spezialeinheit dazwischen gefunkt hat.“ „Was waren das für Leute?“, fragte der Bulle. „Speznas. Dieser Einheit hat auch Jelena Romanova angehört.“ „Ein SAS-Mann und eine Speznas-Agentin. Das wird ein hartes Stück Arbeit.“ „Wie dem auch sei. Paul MacLain und Jelena Romanova sind eine ernsthafte Gefahr. Beten Sie zu Gott, dass Ihr vermasselter Mordanschlag nicht zum Boomerang wird.“ „Sie werden das Fell von Loredana bald haben. Ich kümmere mich darum.“ Eine Woche nachdem Jelena fast durch die Kugeln von Maurice Womasa gestorben wäre, kam Alejandra Valderrama mit der neuesten Ausgabe der Pretoria News zu mir auf das Zimmer. Es war Sonntag, der 03.05.2020. „Hier lies mal.“, sagte sie. „Leopardin Loredana getötet.“, las ich laut vor. „Keine guten Nachrichten, Paul.“ „Da hast du Recht, El Doberman.“ „Nenn mich nie wieder bei meinem Spitznamen.“ 322 „Okay, okay. Schon gut. Kein Grund so einen Terz zu machen.“ „Tut mir leid. Aber ich hasse es, wenn man mich mit meinem Spitznamen anspricht. Da versteh ich keinen Spaß.“ „Kann ich die Zeitung behalten, oder brauchst du sie dringend?“ „Ich hab sie für dich besorgt. Lies dir den Artikel durch und dann gehen wir Jelena besuchen. Mal sehen, was sie sagt.“ „Sie wird Gift und Galle spucken, darauf kannst du deinen sexy Arsch verwetten.“ „Das dürfte etwas schwer werden. Mein Arsch gehört mir.“ Ich las mir den Artikel sehr aufmerksam durch. Also hatte Maurice Womasa die Leopardin höchstpersönlich geschossen. Dafür sollte er bezahlen! Das schwor ich mir. Ich wollte ihn für die Tötung des Leopardenweibchens und für Jelenas Verletzungen zur Rechenschaft ziehen. Ich hatte den Artikel gerade fertig gelesen, als es an meiner Zimmertür klopfte. „Herein!“, rief ich. Alejandra Valderrama und Hera Arnakis traten ein. „Jelena hat gerade angerufen. Sie möchte, dass wir sie besuchen kommen.“, sagte Hera. „Dann mal los, würde ich sagen.“ Um 10:00 Uhr waren wir bei Jelena auf dem Zimmer. „Habt Ihr die Nachrichten gehört?“, fragte meine Partnerin. „Ich hab einen Artikel in der Pretoria News gelesen. Maurice Womasa hat ein Leopardenweibchen mit Namen Loredana erschossen.“ „Da. Und Loredana stand auf Kan Mah Jonggs Liste. Zumindest ihr Fell. Ein chinesischer Lokalpolitiker mit Namen Quin Yu An hat es für sein Büro bestellt.“ „Und um zumindest den Politiker zufrieden zu stellen, hat der Bulle sich persönlich der Sache angenommen.“ „Sagen wir es mal so. Quin Yu An könnte Kan Mah Jongg den Rücken freihalten, wenn die anderen Kunden ihm ans Leder wollen.“ „Eines ist sicher.“ „Was, Towarischtsch?“, fragte Jelena. „Womasa kauf ich mir, den mach ich fertig.“ „Nein, Towarischtsch. Den Bullen überlässt du mir. Ich hab noch eine Rechnung mit ihm offen. Eine Romanova vergibt nie, wenn man ihr weh tut.“ Ich sagte nichts. Denn ich wusste nur zu gut, dass nichts auf dieser Welt Jelena davon abbringen konnte, Maurice Womasa in die ewigen Jagdgründe zu schicken. „Und wie willst du das anstellen, Jelena?“, fragte ich stattdessen. „Mir fällt schon was ein.“ „Mal was anderes.“ „Was, Paul?“ „Weißt du schon, wann du wieder entlassen wirst?“ „Nein. Aber jetzt am Dienstag werden die Fäden von der OP gezogen.“ „Immerhin etwas.“ „Ganz ehrlich, Leute. Ich werd fast verrückt hier drin.“ „Gibt es keine Möglichkeit, dass du mal an die frische Luft kannst?“, fragte ich. „Ich kann ab und zu mal raus. Aber wegen akuter Gefahr durch Bakterien infiziert zu werden, darf ich das Gebäude nicht verlassen. Es ist sowas von zum Kotzen.“ „Kann ich sonst noch was für dich tun, Jelena?“ „Kannst du mir bei deinem nächsten Besuch mein rotes Paillettenkleid und die roten Plateauschuhe mitbringen?“ „Für wen willst du dich denn so in Schale werfen?“ „Na für dich, wenn du mich abholst, Towarischtsch.“ Es dauerte noch bis zum 12. Mai, bis Jelena aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Um 10:40 Uhr holte ich meine Partnerin ab. Ich fuhr mit unserer gemieteten X-Klasse gerade auf den Parkplatz des Krankenhauses, als Jelena aus dem Haupteingang kam. Nach einer innigen Umarmung machten wir uns auf den Weg ins Hotel. „Hat sich Maurice Womasa noch einmal gerührt, seitdem er diese Leopardin 323 abgeknallt hat?“, fragte Jelena. „Nein. Anscheinend will er erst mal untertauchen. Denn nach ihm wird in ganz Südafrika gefahndet.“ „Also hat er die Hosen gestrichen voll.“ „Sieht fast so aus. Ach übrigens: Yuri kennt das Versteck des Bullen.“ „Sehr gut. Wo versteckt sich dieser Mistkerl?“ „In einem Lagerhaus der Namibian Animal Trading Company.“ „Und in welcher Stadt befindet sich dieses Lagerhaus?“ „In Swakopmund.“ „Das wird unserer Klientin gar nicht schmecken.“ „Sie hat einen Tobsuchtsanfall gekriegt. Aber sie hat den Kollegen in Namibia ein bisschen Feuer unterm Arsch gemacht.“ „Na immer hin. Wann geht die Aktion los?“ „Schon morgen. Wir sollen um 20:30 Uhr bei dem Lagerhaus sein. Den Wagen lassen wir auf dem Parkplatz des Sportflugplatzes stehen. Alejandra stellt uns ihre Gulfstream zur Verfügung.“ „Da müssen wir uns aber revanchieren.“ Am darauf folgenden Tag fuhren Jelena und ich nach dem Abendessen zum Sportflugplatz von Mbombela, wo Alejandras Privatjet mit laufenden Triebwerken auf uns wartete. Um 19:30 Uhr starteten Jelena und ich zu unserem Flug nach Swakopmund. Um 20:25 Uhr hatten wir unser Ziel erreicht. Jelena war vom Hubschrauber, der uns in Swakopmund abgeholt hatte, aus auf das Dach des Lagerhauses geklettert. Ich war mit Yuri und seinen Jungs mit dem Auto mitgefahren. Das Team schwärmte aus und sicherte das Gelände. Ich öffnete die Tür des Lagerhauses und ging hinein, meine Walther geladen und entsichert in der Hand. Über mir sah ich meine Juniorpartnerin, die sich mit geschmeidigen Bewegungen einer Katze gleich über die Stahlträger bewegte.Von rechts hörte ich Schritte, die sich näherten. Und dann trat Maurice Womasa in mein Blickfeld. Und er sah genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. 1,91 m Körpergröße und ein kräftiger Körperbau zeichneten den Bullen aus. Die schwarzen Haare trug Maurice Womasa offen, sodass sie bis zu den Schultern reichten. Auffällig waren auch der Bart, der auf einen Schnauz- und einen Kinnbart zurück geschnitten war und die Goldkette, die der Bulle um den Hals trug. Aus den braunen Augen, die in einem runden Gesicht ruhten, funkelte unverhohlener Hass. Auch die breite Nase und die dünnen, kurzen Lippen fügten sich harmonisch in das Gesicht des Bullen ein. Das diabolische Grinsen, mit dem mich Maurice Womasa bedachte, entblößte ein Gebiss mit strahlend weißen Zähnen. Auffällig waren auch die Koteletten, die an den Kopfseiten zu einem seitenverkehrten L rasiert worden waren. Bekleidet war er mit einem grauen Anzug, einem schwarzen Pullover, schwarzen Socken und ebensolchen Herrenschuhen. In seiner rechten hielt Maurice Womasa ebenfalls eine Walther, wie ich sie gerne benutzte. „Wo ist deine Partnerin, MacLain?“, fragte mich der Bulle. „Immer noch im Krankenhaus. Und das verdankt sie dir, du Arsch.“ „Verarsch mich nicht, MacLain. So was kann ich partout nicht ab.“ „Ach, was du nicht sagst.“, sagte ich so ruhig wie möglich. „Du riskierst ne ziemlich dicke Lippe.“ „Spar dir deine dummen Sprüche, Womasa. Du kannst einpacken. Die Kavallerie ist da. Alles andere spielt keine Rolle.“, sagte ich und deutete mit dem Kopf auf die bewaffneten Sicherheitskräfte, die hinter dem Bullen aufgetaucht waren. „Das spielt für dich sehr wohl eine Rolle, MacLain. Das ist nämlich meine Kavallerie. Zum letzten Mal, MacLain. 324 Wo ist Jelena Romanova?“ „Such sie doch.“, sagte ich und drückte heimlich auf einen Sender, den ich hinter meinem Rücken versteckt hatte. Wie aus dem Nichts erschienen die Speznas-Soldaten und eröffneten das Feuer und erwischten gleich mehrere von Maurice Womasas Söldnern. In dem folgenden Feuergefecht zwischen Yuri und seinen Leuten und den Sicherheitsleuten von Maurice Womasa achtete niemand auf die zierliche Gestalt, auf dem Stahlträger, die mit ihrer Makarow auf das rechte Knie des Bullen zielte. Ein Schuss krachte und Maurice Womasa spürte einen stechenden Schmerz im Knie, als die Kugel die Kniescheibe zertrümmerte und auch die Muskeln und das Gewebe dahinter zerfetzte. „Hier bin ich doch Womasa.“, sagte Jelena. Der Bulle brachte seine Walther in Anschlag, doch so schnell, wie Jelena sich bewegte, konnte er nicht zielen. Von einem Stahlträger hinter Maurice Womasa sprang meine Partnerin nach unten und packte im Abrollen eine Drahtschlinge aus. Diese warf sie dem Bullen um den Hals und zog sie zu, ehe Maurice Womasa überhaupt wusste, wie ihm geschah. Der Bulle versuchte verzweifelt, seine Hände zwischen den Draht und seinen Hals zu bringen, doch es war zu spät. Jelena hatte die Schlinge bereits so fest zugezogen, dass ihm keine Luft zum Atmen mehr blieb. Maurice Womasa versuchte noch einmal nach Luft zu schnappen, doch dann brachen sich seine Augen und er fiel der Länge nach auf den Boden. „Ich wette, die Bullen werden froh sein, dass er den Löffel abgegeben hat.“ Es war kurz vor Mitternacht, als wir ins Hotel zurückkehrten. Rita hatte gerade Schicht an der Rezeption. „Ihr wart aber lange weg.“ „Bleibt halt nicht aus, wenn man als Privatermittler tätig ist.“ „Und ungefährlich ist es auch nicht, wie man an meinem Beispiel sehen kann.“, ergänzte Jelena meine Aussage. „Ich habs gehört. Gott sei Dank lebst du noch.“ „Ganz ehrlich, die letzten drei Wochen waren der pure Horror. Mir ist im Krankenhaus fast die Decke auf den Kopf gefallen.“ „Hier sind eure Schlüssel. Gute Nacht.“ „Danke, dir auch.“, sagte ich. „Ich darf noch bis 2:00 Uhr morgens hier Schicht machen.“ „Ach du Scheiße.“ Am nächsten Morgen trafen wir uns mit Alejandra und Hera zum Frühstück. „Und wie ist es gestern gelaufen?“, fragte Hera Arnakis ohne Umschweife. „Der Bulle ist Geschichte.“ „Und was ist mit der Ladung?“ „Die hat Womasa noch rechtzeitig beiseite schaffen können. Das Schiff ist heute morgen um 8:00 Uhr in den Hafen von Shanghai eingelaufen.“ „Dann muss der Transport zum Teil auf dem Luftweg erfolgt sein. Denn von Swakopmund nach Shanghai braucht man mit dem Schiff 9 – 10 Tage.“, sagte Alejandra. „Worauf willst du hinaus?“ „Ich finde, dass liegt doch glasklar auf der Hand, Paul. Ein Schiff muss auf seiner Route nach Shanghai, das Kap der guten Hoffnung umrunden. Und in dieser Region gibt es häufig Stürme und Unwetter.“ „Und so genannte Freakwaves.“, ergänzte Hera. „Was ist das denn?“ „Das sind Monsterwellen, Towarischtsch.“ „Manche können bis zu 40 m hoch werden.“ „Und das schlimme an solchen Wellen ist, dass sie unverhofft auftauchen.“325 In diesem Moment kam Rita mit einer Aktenmappe, die sie mir in die Hand drückte. „Das kam gerade rein. Ich dachte, Ihr wollt gleich einen Blick darauf werfen.“ „Danke, Rita.“, sagte ich. „Gern geschehen.“ Ich sah mir die Akte genau an, und hätte um ein Haar meine Kaffeetasse fallen gelassen. „Also dieser Womasa muss ein Hellseher gewesen sein.“, sagte ich zu mir. Offenbar etwas lauter als beabsichtigt, denn Jelena fragte: „Was meinst du, Partner?“ „Gestern morgen um 6:00 Uhr ist eine Frachtmaschine, der Fluggesellschaft FedEx nach Tainan gestartet. Es war eine Boeing 777F.“ „Und wie passt das Ganze mit den Monsterwellen zusammen?“ „Keine Anderthalb Stunden nach dem Start, hat ein Massengutfrachter, die „Iberian Sun“ einen Notruf abgesetzt. Eine dieser Wellen hat das Schiff getroffen. Es wurden keine Wrackteile gefunden. Also kann man davon ausgehen, dass das Schiff mit Mann und Maus gesunken ist.“ „Was ist mit dem Schiff, das heute morgen in Shanghai eingelaufen ist?“ „Das war die „Gulf of Persia“, ein Schwesterschiff der „Iberian Sun“.“ „Wäre es möglich, dass Maurice Womasa versucht hat, uns auf eine falsche Spur zu locken?“, fragte Jelena. „Es wäre denkbar.“ „Wir können mit 100%iger Sicherheit davon ausgehen, dass Maurice Womasa eine falsche Spur gelegt hat, um euch in die Irre zu führen.“ „Da hätte der Bulle aber verdammt früh aufstehen müssen. Jelena und ich sind ja nicht aus Dummsdorf.“, sagte ich und biss in meinen Toast. „Aber wozu dann dieses Ablenkungsmanöver?“ Hera Arnakis hatte diese Frage gestellt. „Er hat versucht, Kan Mah Jongg zu schützen. Denn wenn rauskommt, dass dieser Mah Jongg derjenige welche ist, der im Hintergrund die Fäden zieht, dann dürfte die Luft ziemlich bleihaltig werden.“, sagte ich. „Wir werden sehen.“ In seinem Loft über den Dächern von Shanghai erhielt Kan Mah Jongg einen Anruf. „Ja bitte?“, meldete er sich. „Mr. Jongg, hier spricht Xi Fa Kun, Ihr persönlicher Assistent. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie, Sir.“ „Fangen Sie mit der schlechten an. Dann haben wir es hinter uns.“ „Sehr wohl. Maurice Womasa ist tot.“ „Woher haben Sie diese Information?“ „Von einem Freund, der bei der namibischen Wildtierbehörde arbeitet. Womasa wurde mit einer Drahtschlinge erdrosselt.“ „Von wem?“ Am anderen Ende der Leitung trat eine längere Pause ein, ehe Kan Mah Jonggs Assistent stammelnd antwortete. „Das... war das Werk... von... Jelena Romanova.“ „Ich nehme das einfach mal zur Kenntnis. Was ist die gute Nachricht?“ „Die Gulf of Persia ist heute morgen um 8:00 Uhr Ortszeit in den Hafen von Shanghai eingelaufen. An Bord ist die Ladung, die Sie so sehnsüchtig erwarten. Auch das Fell der Leopardin Loredana ist darunter.“ „Wenigstens das, Gott sei dank. Der Rest fehlt aber?“ „Der wichtigste Posten fehlt leider. Die Löwin Sienna.“ „Ausgerechnet Sienna. Na schön. Dann werde ich die Sache ab jetzt selbst in die Hand nehmen.“ Keine zwei Tage, am 15. Mai 2020 kam dann Kan Mah Jongg nach Mbombela. Yuri hatte vorsichtshalber einen seiner Leute auf dem Dach des Terminals postiert, und sich über jede Flugbewegung informieren lassen. Um 10:45 Uhr klingelte mein Smartphone. „Paul, hier ist Yuri. Eure Zielperson, dieser Kan Mah Jongg, er ist vor ca. 5 Minuten gelandet. Alexeji beschattet ihn und kundschaftet das 326 Versteck von dieser Dreckratte aus. Du hörst von mir, Briderchen. Und vergiss nicht, uns die Stripperin zu besorgen.“, sagte Yuri. „Hab ich schon erledigt. Jelena zieht für euch blank. Und nur damit wir uns klar verstehen, das war ihre eigene Entscheidung.“ In seiner großzügig errichteten Villa rief Kan Mah Jongg seinen persönlichen Assistenten. „Ich möchte, dass Sie eine Nachricht an Paul MacLain und Jelena Romanova für mich aufsetzen.“, sagte der Wildtierhändler, nachdem sein Assistent ihm gegenüber Platz genommen hatte. „Was soll ich schreiben?“ „Mr. MacLain, Miss Romanova, ich lade Sie beide herzlich am kommenden Freitag, den 22.05.2020 zum Mittagessen in meine Villa hier in Mbombela ein. Wenn Sie noch Freunde mitbringen möchten, so sind diese mir herzlich willkommen.“ Die Nachricht Kan Mah Jonggs erreichte uns zwei Tage später, am Sonntag. Jelena und ich kamen gerade von einem Spaziergang zurück, als uns der Mitarbeiter an der Rezeption den Brief mit der Einladung des Tierhändlers überreichte. „Dieser Brief wurde vor 10 Minuten von einem Asiaten für Sie abgegeben.“, sagte er. „Paul MacLain & Jelena Romanova Hotel Southern Sun“ persönlich“ stand auf dem Umschlag. „Woher weiß Kan Mah Jongg wo wir abgestiegen sind?“, wollte Jelena wissen. „Er wird Erkundigungen eingezogen haben.“ Ich öffnete den Umschlag und zog die Einladung heraus. „Was will Kan Mah Jongg von uns?“ „Er lädt uns beide zum Mittagessen ein. Und falls wir Freunde haben, die uns begleiten möchten, sind diese auch eingeladen.“ „Wir sollten Hera und Alejandra mitnehmen.“ „Keine schlechte Idee. Und Yuri sollte auch mitkommen.“ „Einverstanden, Towarischtsch.“ An dem Freitag trafen Jelena und ich, begleitet von den beiden Cousinen und Yuri bei der Villa ein. Xi Fa Kun, Kan Mah Jonggs Assistent kam auf uns zu und begrüßte uns förmlich. „Mr. MacLain, Miss Romanova, schön, dass Sie die Einladung von Mr. Jongg angenommen haben. Und wen haben Sie als Begleitung mitgebracht? „Hera Arnakis und ihre Cousine Alejandra Valderrama.“ „Und meinen ehemaligen Kollegen Yuri Grigorovitsch.“, ergänzte Jelena. Kan Mah Jonggs Assistent führte uns durch das Haus in einen großzügig angelegten Garten, an den noch ein weiteres Gelände mit Ställen und Käfigen anschloss. Der Tierhändler begrüßte uns mit einem gutmütigen Lächeln. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um mir unseren Gastgeber genauer anzusehen. Kan Mah Jongg war 1,70 m groß und hatte einen schlanken Körper. Die schwarzen Haare waren bis zu den Ohren kurz geschnitten und waren an den Schläfen bereits ergraut. Durch den kurzen Haarschnitt kam das runde Gesicht des Asiaten mehr zur Geltung. Auffällig waren auch die für Asiaten typischen Mandelaugen, die breite Nase und die dünnen Lippen im Gesicht des Chinesen. Seinen Pony hatte Kan Mah Jongg zurückgekämmt, sodass man die hohe Stirn erkennen konnte. Bekleidet war er mit einem schwarzen Sakko, einer weißen Leinenhose und einem weißen Hemd. Dazu trug der Tierhändler schwarze Socken und schwarze Herrenschuhe, sowie eine schwarze Krawatte mit goldenen Schrägstreifen. „Mr. MacLain, Miss Romanova, ich freue mich, dass Sie meine Einladung angenommen haben. 327 Ich darf voran gehen?“, sagte Kan Mah Jongg, mit einer freundlichen, sympathischen Stimme. Als wir an einem langen Tisch Platz genommen hatten, ließ Kan Mah Jongg das Essen servieren. Als Vorspeise gab es eine chinesische Nudelsuppe. Als Hauptgang gab es Geschnetzeltes afrikanischer Art und asiatische Koteletts. Als Dessert gab es gebackene Bananen. „Mir ist aufgefallen, dass Sie meine Quarantänestation bewundert haben, Mr. MacLain.“, sagte Kan Mah Jongg. „Bewundert ist etwas übertrieben. Ich habe sie mir höchstens angeschaut.“ „Nur damit wir uns klar verstehen. Es gibt nur einen, der in diesem Landstrich das Sagen hat. Dieser Jemand bin ich. Und ich dulde keine Unruhestifter in meinem Distrikt. Wer das nicht einsieht...“, sagte Kan Mah Jongg und nahm einen Kotelettknochen. „Der wird gebrochen.“ Mit diesen Worten brach der Chinese den Knochen in zwei Teile. „Wissen Sie, wir haben was gegen die bösen Buben. Wer uns Steine in den Weg legt...“ „Der wird gebrochen.“, sagte Jelena und brach ebenfalls einen Knochen in zwei Teile. Zu guter Letzt hatte Kan Mah Jongg noch eine knallharte Warnung, die er uns mitgab. „Ich warne Sie. Kommen Sie beide mir besser nicht in die Quere. Sie und ihre Partnerin haben mir schon genug Schwierigkeiten bereitet. Viele Kunden sind wütend. Sie wollen nicht länger auf ihre Ware warten. Gerade der türkische Ministerpräsident ist sauer, weil Sienna immer noch nicht gefangen ist. Er will die Löwin als tierischen Scharfrichter um Regimegegner zu exekutieren.“, sagte der Chinese. „Der Kerl spinnt ja.“ „Hören Sie, Mr. Jongg. Der türkische Ministerpräsident soll sich vorsehen, sonst komm ich höchstpersönlich bei ihm vorbei und schiebe ihm den Kopf zwischen die Schultern.“, sagte ich. Um 17:00 Uhr waren wir wieder im Hotel. Wir trafen uns auf einen Drink in der Bar. „Was haltet Ihr von Kan Mah Jongg?“, fragte ich in die Runde. „Der Kerl geht über Leichen, um seine Ziele zu erreichen. Der schreckt auch vor Mord nicht zurück. Es würde mich nicht überraschen, wenn zumindest du bei ihm ganz oben auf der schwarzen Liste stehst, Paul. DU hast ihm mit deiner letzten Aussage gehörig contra gegeben.“ „Meine Cousine hat Recht, Paul. Ihr beide seid eine Gefahr für ihn. Das heute war für ihn eine gute Gelegenheit euch zu studieren. Kan Mah Jongg weiß jetzt, dass Ihr nicht zögern werdet und ihn, wenn nötig umlegt.“, sagte Hera. Das Wochenende passierte nichts. Zugegeben, es hätte mich auch gewundert, wenn Kan Mah Jongg etwas bezüglich seiner Aufträge unternommen hätte. Doch am Montag, den 25.05.2020 ging es dann los. Die Park Ranger hatten das Versteck der Löwin Sienna lokalisiert und den Standort an uns weitergegeben. Doch wie nicht anders zu erwarten, kam unser Gegner ebenfalls dahinter, wo sich die Löwin versteckt hielt. Sienna war zwar sein Hauptziel, doch offenbar wollte er damit noch ein bisschen warten und noch ein bisschen Beute machen, ehe er sich das Sahnehäubchen holte. So hatte er beispielsweise einen jungen Elefantenbullen namens Shaka gefangen und in seine Quarantänestation bringen lassen. 328 Auch zwei afrikanische Wildhunde hatte Kan Mah Jongg erbeuten können. Einem weiteren Bericht zufolge sogar das Fell eines männlichen Löwen. Es war spät am Abend, und die Sonne begann bereits unterzugehen, als Kan Mah Jongg dann endlich an Siennas Versteckt auftauchte. Die Löwin hatte sich einen ehemaligen Warzenschweinbau als Versteck ausgesucht. Jelena und ich hofften sehr, dass der asiatische Wildtierhändler keine Dummheit begehen und den Bau anzünden würde. Doch Kan Mah Jongg tat genau das. Und es kam, wie es kommen musste. Sienna verließ fluchtartig ihr Versteck. Der Asiate lud einen Betäubungspfeil in sein Gewehr und zielte auf das ahnungslose Tier. In dem Moment, als Kan Mah Jongg abdrücken wollte, erschien wie von Geisterhand herbeigerufen ein Rudel afrikanischer Wildhunde, die sofort den Chinesen einkreisten und immer wieder nach ihm schnappten. Dadurch war es unmöglich für ihn, einen gezielten Schuss auf die Löwin abzugeben. Einer seiner Gefolgsleute hatte nun selbst sein Gewehr im Anschlag und wollte feuern. Jelena riss ihre Makarow nach oben und schoss auf den Mann. Dieser verriss und der Schuss verfehlte Sienna nur knapp. Die Löwin drehte sich nun aber zum Schützen um und kam auf ihn zu. Wir alle ahnten, was nun passieren würde. Der Mann ließ sein Gewehr fallen und lief davon. Sienna jagte ihn. Kan Mah Jongg wollte ihm zu Hilfe kommen, doch die afrikanischen Wildhunde hielten ihn weiter in Schach. Die Anführerin, Tait war ihr Name, wie ich von Captain Hislop später erfuhr, machte einen Sprung nach oben und biss dem Chinesen in die Hand. Der Mann, der auf Sienna geschossen hatte, war über einen am Boden liegenden Ast gestolpert. Er wollte sich gerade aufrichten, als Sienna über ihm war und ihm mit einem gezielten Biss in die Kehle tötete. Die Löwin war wütend und würde nicht zögern, jedem dasselbe Schicksal zu bescheren, wie dem Mann, der auf sie geschossen hatte. Kan Mah Jongg befahl den sofortigen Rückzug. „Alle Mann in die Fahrzeuge! Los, los Beeilung!“, rief er seinen Helfern zu. Die Wilderer verschwanden. Kan Mah Jongg ließ noch einmal das Seitenfenster seines Range Rover herunter und steckte den Kopf heraus. „Das war das letzte Mal, dass Sie und ihre Partnerin mir dazwischen gefunkt haben, Mr. MacLain.“, sagte er kalt. Dann machte der britische Nobel-SUV kehrt und entfernte sich. Zurück im Hotel trafen wir uns in der Bar des Southern Sun. „Wir müssen schnell handeln.“ „Du sagst es, Briderchen. Kan Mah Jongg wird jetzt vor gar nichts mehr zurückschrecken. Er will Sienna. Und nachdem wir ihm heute die Tour vermasselt haben, wird er nichts unversucht lassen, um sie zu kriegen.“ „Vor allem wird er jetzt versuchen Tait zu töten.“, sagte ich. „Wer ist Tait, Towarischtsch?“ „Die Anführerin des Rudels afrikanischer Wildhunde, die Kan Mah Jongg so lange beschäftigt haben.“ „Merkwürdig.“, sagte Alejandra. „Was ist merkwürdig?“ „Normalerweise würden Löwen afrikanische Wildhunde bei jeder Gelegenheit angreifen und töten.“ „Es sei denn, die Wildhunde hätten gegenüber der Löwin etwas wieder gut zu machen.“ „Selbst dann nicht.“ „Was macht dich da so sicher?“, fragte Jelena. „Löwen können afrikanische Wildhunde nicht leiden.“ 329 Am Mittwoch, den 27.05.2020, wurden Jelena und ich mit den anderen bei Kan Mah Jongg auf dessen Anwesen vorstellig. Leider kamen wir etwas zu spät und zwei LKWs der Marke Volvo verließen das Grundstück. Dahinter folgte ein VW Amarok. Auf dem zweiten Volvo und dem Amarok konnte ich Tierkäfige sehen. In einem war ein Leopard. In einem anderen die beiden afrikanischen Wildhunde. In einem dritten befand sich ein Mandrill. Per Funk bat ich den Hubschrauberpiloten, der Kolonne zu folgen, um herauszufinden, wohin sie fuhr. Keine Stunde später erreichte uns die Meldung, dass der kleine Konvoi den Hafen von Kapstadt erreicht hatte. Die Käfige und die übrigen erbeuteten Gegenstände wurden auf einen Stückgutfrachter, die „Herman Melville“ umgeladen. Laut Aussage von Air Ranger 1 lief das Schiff um 9:45 Uhr aus. Damit hatten wir keine Möglichkeit mehr, den Frachter aufzuhalten. Denn es war klar, dass Kan Mah Jongg den Hafenmeister geschmiert hatte, damit dieser das Schiff nicht stoppte und wir zu einer Kontrolle an Bord gehen konnten. Um 11:10 Uhr betraten wir die Villa. Aus der Quarantänestation hörten wir allerhand Tiergeräusche. Also hatte der Chinese noch mehr Tiere auf seinem Grundstück in Verwahrung. Als wir nach draußen auf die Terrasse kamen sah ich, wie auf einen weiteren LKW, es handelte sich um ein niederländisches Fabrikat aus dem Hause DAF und einen Toyota Hilux Pick-Up weitere Ware verladen wurde. Auf den Pick-Up kamen die Hörner von Nashörnern und die Stoßzähne von Elefanten. Auf den DAF-Truck kamen weitere Tierkäfige. Ich konnte unter anderem ein Kirk Dik Dik erkennen. Dann einige Käfige mit Springböcken. Und ich sah Kan Mah Jongg, der sich diabolisch grinsend die Hände rieb. Schließlich gab er den Fahrern den Befehl zur Abreise. „Und Abfahrt!“, sagte er. Auf dem Hof konnte ich noch einen weiteren LKW entdecken. Es handelte sich um einen Truck aus dem Hause IVECO. Der Pick-Up daneben war ebenfalls ein Japaner. Es handelte sich um einen Nissan Navara. Ich ahnte, was das zu bedeuten hatte. Kan Mah Jongg wusste, dass das Spiel vorbei war. Und er wollte soviel Beute beiseite schaffen wie möglich, bevor er verhaftet wurde. Ich hatte meinen Gedanken gerade zu Ende gedacht, da quoll aus dem Auspuff des IVECO schwarzer Qualm. Rasch zückte ich meine Walther und schoss auf den Motorblock, während Jelena mit ihrer Makarow dem Nissan den Motorblock zerstörte. Als Jelena und ich mit den Park Rangern und der Speznas-Einheit das Gelände der Quarantänestation betraten, drehte sich Kan Mah Jongg zu uns um. Sein Gesicht vor zu einer von Hass zerfressenen Fresse verzogen. Dementsprechend war auch ein Tonfall. „Sie fangen langsam an, mir auf die Nerven zu gehen. Wissen Sie beide eigentlich wie viel Geld mir jetzt wegen ihrer Einmischung durch die Lappen geht?“ „Vielleicht eine viertel Million?“, fragte ich lässig zurück. „VON WEGEN!! Ich verliere allein schon durch die Tatsache die Lieferung nur zu zwei dritteln komplett ist, eine Million Dollar. Und das nur, wenn ich Glück hab. Und dank Ihnen wurde mir vom türkischen Ministerpräsidenten eine Strafzahlung in Höhe von 6,5 Millionen Dollar aufgebrummt.“ „Glaubst du wirklich, ich hab Mitleid mit dir, Durak? Wenn du das 330 wirklich glaubst, dann bist du bei mir auf dem komplett falschen Dampfer.“, sagte Jelena kalt. Kan Mah Jongg gab seinen Gorillas ein Zeichen. „Albert! Biggs! Kommt schnell her! Jack! Johnson! Herkommen!“ Sofort erschienen neben den Mitarbeitern der Quarantänestation auch vier Leibwächter und umzingelten mich. Durch ein Ablenkungsmanöver von Yuri gelang mir die Flucht zu einem Stall. Doch Kan Mah Jongg und seine Leute kamen mir hinterher. Schon wieder hatten sie mich umzingelt. „Okay, MacLain. Bevor wir dich den Löwen zum Fraß vorwerfen, werden wir dich erst mal in kleine handliche Stücke zermantschen.“ Ich versteckte mich hinter den gelagerten Heuballen. Die Handlanger Kan Mah Jonggs kamen jedoch nach. „Jetzt reichts mir! Los Jungs!“ Ein kleines Handgemenge brach aus und ich schaffte es irgendwie, mir diese Mistkerle vom Hals zu halten. Die Heuballen fielen zu Boden, und im Nu war die wildeste Schlägerei entbrannt. Einer der Gorillas wollte sich auf mich stürzen, doch Yuri fing fing ihn geschickt ab, und verdrehte ihm das Handgelenk nach oben. Ein Schmerzensschrei war zu hören, als der Mann aufschrie. Danach kassierte er einen Schlag ins Gesicht. Jelena wich einem anderen von Kan Mah Jonggs Leuten aus, um ihm dann einen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen. Kan Mah Jongg boxte mir ein paar mal in den Bauch, doch eine doppelte Ohrschelle und ein Schlag auf den Kopf beförderten ihn erst mal ins Reich der Träume. Einer der Männer des Asiaten schlug Captain Hislop ins Gesicht. Dieser blinzelte ganz kurz, ehe er dem Mann einen Schlag ins Gesicht verpasste. Kan Mah Jongg war inzwischen wieder zu sich gekommen und hatte nun ein Brett in der Hand, dass er auf dem Rücken des Dobermann zerschlug. Alejandra rammte ihm den Ellbogen in die Magengrube und steckte ihn mit dem Kopf zuerst in einen Heuhaufen. „Na jetzt riech mal, wie die Natur riecht.“, sagte kess. Irgendwie war es Kan Mah Jongg erneut geglückt, sich unbemerkt davon zu schleichen. Doch als er mit einem bereitstehenden Krankenwagen fliehen wollte, hob ihn Hera mit einem Gabelstapler nach oben. Und genau in diesem Augenblick kam die örtliche Polizei. Ein ganzes Kontingent Beamten, umstellte den Gabelstapler. „Mr. Jongg. Warum haben Sie uns nicht längst gesagt, dass sie von dem Herrn und der Dame belästigt werden? Wir hätten die beiden längst festsetzen können!“, sagte der leitende Beamte. „Einen Moment mal Desmond! Lassen Sie ihre Leute da wo sie sind und kommen Sie her! Ich möchte Sie klug machen.“, sagte eine uns wohl bekannte Frauenstimme. „Captain, was machen Sie denn hier?“ „Ich bin immer da wo es richtig qualmt.“ „Das sich sogar die Behörden für die beiden interessieren.“ „Der Gentleman und die Lady sind Paul MacLain und Jelena Romanova. Die beiden sind Privatermittler.“ „Die berühmten Ermittler aus Frankfurt am Main?“ „Eben jene.“ Kurz darauf klickten bei Kan Mah Jongg die Handschellen. Die gefangenen Tiere wurden aus ihren Käfigen geholt und wieder im Kruger Nationalpark ausgewildert. Gerade als Jelena und ich in unseren Mietwagen steigen wollten tauchte hinter 331 Mir ein Mann mit einer Pistole auf. „So MacLain. Das Spiel ist aus. Und jetzt die Pfoten hoch!“, sagte er. Auf einer T-Stange hinter ihm konnte ich einen Beo sitzen sehen. Bis zu diesem Augenblick wusste ich gar nicht, dass diese Vögel sprechen können. Ich verstand es erst, als der Beo „Die Pfoten hoch!“ sagte. Der Mann ließ vor Schreck die Waffe fallen und hob die Hände. Ich ging zwei Schritte auf ihn zu und verpasste dem Kerl einen ordentlichen Kinnhaken, der ihn von den Beinen holte. Über einem der Gatter blieb er dann hängen. „Ts! Ein großer Vogel!“, sagte der Beo. „Hast du gut gemacht Harold“ Jelena hatte diese Worte ausgesprochen. „Alles von meinem Chef gelernt. Alles vom Chef!“ Unser Auftrag in Südafrika war beendet. Die Behörde in Pretoria überwies uns die vereinbarten 200.000 €. Wir packten unsere Koffer, beglichen die Rechnung und fuhren zurück zum Kruger Mpumalanga International Airport. Dort gaben wir unsere X-Klasse bei SIXT zurück und ging zu den Schaltern von Soutache African Airways, wo wir unsere Koffer aufgaben. Die Sicherheitsschleuse passierten wir auch dieses Mal ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Um 9:00 Uhr startete unser Flieger in Richtung Frankfurt am Main, wo wir um 22:05 Uhr landeten. Meine Schwester Samantha holte uns ab. „Wir haben mit dem Abendessen auf euch gewartet. Denn es kann ja nicht sein, dass ihr zwei hübschen euch bei McDoof einen Burger reinpfeifen müsst.“, sagte Camille, die Samantha begleitet hatte. „Camille! Sei mal nicht so vorwitzig.“ „Ist doch wahr. Diesen Fastfood-Fraß kannste doch echt in die Tonne kloppen. Da kochst du viel besser.“ „Danke für das Kompliment.“ Wir saßen wieder auf dem Balkon meiner Wohnung, als es an der Tür klopfte. Jelena stand auf und öffnete. Draußen standen die beiden Cousinen. „Ist es erlaubt einzutreten?“, fragte Hera. „Kommt rein.“ Schließlich saßen wir zu siebt auf dem Balkon. „Was ist eigentlich aus Kan Mah Jongg geworden?“, fragte Kelly. „Der Prozess beginnt erst noch. Aber ich denke, der wird einige Zeit einsitzen müssen.“ „Und was ist mit diesem Womasa?“ „Was soll mit dem sein? Den gibt’s nicht mehr.“ „Wie jetzt?“ Jelena hob ihr Top und zeigte Camille ihre Narbe. „Die hab ich von der OP zurückbehalten. Maurice Womasa hat mir zweimal in den Bauch geschossen. Man musste die Projektile operativ entfernen. Dafür hab ich ihn mit einer Drahtschlinge erwürgt. Der Bastard beguckt sich jetzt die Radieschen von unten.“ „Und was ist mit Sienna? Ich meine die Löwin, die Kan Mah Jongg für den türkischen Ministerpräsidenten fangen sollte.“ „Die stromert noch munter durch den Kruger Nationalpark.“ 332 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)