Paul MacLain der Privatschnüffler von BlueGenie1974 (Ein ehemaliger SAS-Offizier als Privatdetektiv) ================================================================================ Kapitel 6: 6. Fall - Die Sexvideos im Internet ---------------------------------------------- 6. Fall – Die Sexvideos im Internet Der nächste Fall führte Jelena und mich nach Israel. Jelena und ich hatten gerade das Büro aufgeschlossen und fuhren gerade unsere Laptops hoch, als es an der Tür klopfte. „HEREIN!“, rief ich. Ein älterer Herr Mitte 50, groß und athletisch gebaut mit einem runden Gesicht und eiskalten blauen Augen trat ein. Er trug eine Brille mit einem Metallgestell und hatte eine schmale Nase und schmale Lippen. Sein braunes Haar besaß bereits die ersten grauen Stellen. Bekleidet war er mit einem schwarzen Anzug, einem weißen Hemd, einer dunkelroten Krawatte, weißen Socken und schwarzen Lackschuhen. „Ich nehme an, Sie sind Paul MacLain und Jelena Romanova.“, sagte unser Besucher mit einer Bassstimme, die an die deutsche Synchronstimme von Bud Spencer erinnerte. „Ich bin Paul MacLain und das ist, wie Sie richtig vermutet haben, meine Partnerin Jelena Romanova.“ „Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuches, Mr. …?“ „Oh, wie unhöflich von mir, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Ariel Schamon. Ich bin der Vizepräsident der First International Bank of Israel.“ „Nun, Mr. Schamon, was verschafft uns die Ehre ihres Besuches?“, fragte Jelena. „Vor kurzem ist unser alter CEO in den Ruhestand gegangen. Unser Präsident hat daraufhin Miss Erika Kronstein auf diesen Posten berufen. Und ab diesem Zeitpunkt haben die Probleme angefangen.“ „Um was für Probleme handelt es sich?“ „Im Internet sind Sexvideos von Miss Kronstein aufgetaucht. Sehen Sie, Erika Kronstein arbeitet schon lange in unserem Unternehmen und genießt großes Vertrauen.“ „Gestatten Sie mir eine Frage, Mr. Schamon.“ „Bitte, Mr. MacLain.“ „Wie wurde die Ernennung von Miss Kronstein zum neuen CEO Ihres Unternehmens aufgenommen?“ „Im Großen und Ganzen mit Wohlwollen. Nur einer hat quer geschossen.“ „Und wer war das?“ „Der Mann heißt Erez Shamir. Er hatte selbst auf den Posten des CEO spekuliert.“ „Erinnert doch sehr stark an den Erpressungsfall mit Frau van den Bergh.“, sagte Jelena. „Ich habe davon gehört. Was ist eigentlich aus der Tochter des Mannes geworden?“, wollte Ariel Schamon wissen. „Sie lebt bei meiner jüngeren Schwester Samantha.“ „Ach so. Aber nun zurück zum Geschäft. Wir gehen davon aus, dass Erez Shamir versucht, Erika Kronstein von ihrem Posten zu verdrängen.“ „Inwiefern?“, fragte ich. „Nun ja, er redet mit Engelszungen auf unsere Präsidentin ein, und bringt seine Sorgen um den guten Ruf unseres Unternehmens zum Ausdruck. Verdammter Heuchler.“ „Wieso Heuchler?“, wollte Jelena wissen. „Zugegeben, Schleimer trifft es besser. Also was ist, machen Sie den Job?“ „Wenn wir uns finanziell einigen können.“ „Wir würden Ihnen beiden ein Honorar in Höhe von 250.000 € zahlen und auch sämtliche Kosten übernehmen.“ „Wir übernehmen den Fall.“ Zwei Tage nach dem Besuch des Vizepräsidenten der First International Bank of Israel machten wir uns auf den Weg. Mit meinem Opel Diplomat, den ich in Aubergine lackiert hatte, fuhren wir zum Flughafen. Dort gaben wir unser Gepäck auf und gingen weiter zur Sicherheitsschleuse, die wir ohne große Probleme hinter uns brachten. Um 10:20 Uhr startete unser Flug in Richtung Tel Aviv, 73 wo wir 5 Stunden später um 15:20 Uhr auf dem Flughafen Ben Gurion landeten. Nachdem wir unsere Koffer abgeholt hatten gingen wir zu einer Autovermietung. Bei Europcar mieteten wir uns einen Opel Insignia Grand Sport aus dem Jahr 2017 in der Ultimate Exclusive Version. Wir hatten uns für den 2-Liter-Benziner mit 260 PS und 8-Stufen-Automatik entschieden. Lackiert war der Wagen in Smaragd Grün mit Perleffekt und hatte die 18-Zoll 15-Speichen-Leichtmetallräder. Die Sitze waren in der Komfort-Ausstattung ausgeführt und mit braunem Nappaleder bezogen. Europcar hatte noch zusätzlich das Komfortpaket mit Rückfahrkamera und geräuschreduzierenden, laminierten Seitenscheiben vorn bestellt. Auch ein elektrisch verstellbares Glasschiebedach war vorhanden. Vom Flughafen fuhren Jelena und ich in unser Hotel. Wir hatten uns für das Renaissance Tel Aviv Hotel entschieden. Dort angekommen, händigte uns der Concierge den Schlüssel für unser Zimmer aus. „Ich wünsche Ihnen und ihrer Frau einen wunderschönen Aufenthalt in unserem Haus.“, sagte er. Wir gingen auf unser Zimmer und machten uns frisch. Wir hatten uns gerade fertig umgezogen, als es an der Tür klopfte. Jelena öffnete. Ariel Schamon stand draußen. Kann ich einen Augenblick Ihrer kostbaren Freizeit in Anspruch nehmen?“, fragte er. „Bitte kommen Sie.“ Nach dem Vizepräsidenten der First International Bank of Israel betrat die CEO unser Zimmer. Erika Kronstein war 1,78 m groß und hatte schwarze, dauergewellte Haare, die sie offen trug und die bis zu ihren Brüsten reichten. Das ovale Gesicht mit der hübschen Nase und den schmalen Lippen war auch ein Hingucker. Ebenso wie die schönen braunen Augen. Bekleidet war Erika Kronstein mit einem hellblauen Kleid, das von ihren sexy Beinen viel zeigte und das an der Hüfte etwas luftiger geschnitten war. Dazu trug sie schwarze High Heels. „Mr. MacLain, Miss Romanova. Ich möchte mich bei Ihnen persönlich bedanken, dass Sie diesen Fall übernommen haben. Eigentlich wollte Ich Sie beide persönlich aufsuchen, aber an jenem Tag wurde mein Haus von der Polizei durchsucht.“ „Warum denn dieses?“, wollte ich wissen. „Erez Shamir weiß, dass ich im Unternehmen Rückhalt habe. Und er weiß nur zu gut, was passiert, wenn ich ihm einen Privatdetektiv auf den Hals hetze.“ „Uns geht es in erster Linie um unseren guten Ruf. Ein Skandal, wie ihn Mr. Shamir heraufbeschwören will, wäre nicht gut.“ „Wir kriegen den Mistkerl.“ Am nächsten Tag fuhren wir in die Firmenzentrale der Bank. Zum einen um mit den leitenden Angestellten und dem Präsidenten zu sprechen, zum anderen um Erez Shamir genauer unter die Lupe zu nehmen. Jelena und ich beschlossen, zuerst beim Präsidenten der First International Bank of Israel vorzusprechen. Als wir das Büro betraten erhob sie sich von ihrem Platz. Dalia Lev war eine groß gewachsene, athletisch gebaute Frau im Alter von 71 Jahren. „Mr. MacLain, Miss Romanova. Ich bin froh, dass Sie den Fall übernommen haben. Sehen Sie Erez Shamir hat in den letzten Wochen den Druck, verstärkt. Er will unbedingt eine Entscheidung. Bis zur nächsten Sitzung habe ich Zeit. Und die ist nächste Woche Donnerstag.“ „Hat Mr. Shamir denn mit irgendwelchen Konsequenzen gedroht, wenn 74 Sie die Entscheidung nicht treffen?“ „Nein. Und das traut er sich auch gar nicht. Er weiß, dass er schneller seinen Job los ist, wenn er anfängt mich zu erpressen.“ „Aber er macht es so, dass er sich als Retter in der Not präsentieren kann.“, sagte Jelena. „Das stimmt.“ „Sie als Präsidentin müssten doch eigentlich über alle Leute hier Bescheid wissen. Was können Sie uns über Erez Shamir berichten?“ „Erez Shamir ist für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannt.“, sagte Dalia Lev. „Inwiefern ausschweifend?“ „Mr. Shamir ist ein regelmäßiger Besucher spezieller Nachtclubs und er ist oft im Casino anzutreffen.“ „Frauen und Glücksspiel. Eine explosive Mischung.“ „In letzter Zeit scheint Erez Shamir das Glück beim Glücksspiel allerdings etwas verlassen zu haben.“, sagte Miss Lev. „Hat er Spielschulden angehäuft?“, fragte ich. „Das zwar nicht. Aber er musste einen Kredit pausieren, den er zurzeit abbezahlt.“ Jelena und ich wurden hellhörig. „Das bedeutet, dass nur ein besser bezahlter Posten ihn aus dieser Misere befreien könnte?“, hakte Jelena nach. „Wenn Sie es so nennen wollen, dann ja.“ „Mich würde vor allem eines interessieren. Wer ist bei den Kollegen beliebter? Erika Kronstein oder Erez Shamir?“ „Ich denke, diese Frage erübrigt sich von selbst. Die Kollegen machen ja keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen Mr. Shamir.“ Nach und nach sprachen wir mit den anderen Führungsmitgliedern der FIBI. Und nach und nach vervollständigte sich das Bild, das wir uns von ihm machen konnten. So erfuhren wir auch, dass Erez Shamir seit einem Jahr eine Liaison mit einer Stripperin hatte. Wie wir erfuhren hieß die Lady Dalia Livni, war 31 Jahre alt und 1,70 m groß und wog 57 Kg. Nach allem, was wir so über diese Dame erfuhren, war sie eine atemberaubende Schönheit. Und für sie und sich hatte Erez Shamir ein Haus bauen lassen, für das er den Kredit aufgenommen hatte. Als letztes sprachen wir mit dem Verdächtigen selbst. Dieser empfing uns nur sehr widerwillig. Ein klares Indiz dafür, dass er etwas zu verbergen hatte. Erez Shamir war ein Mann im Alter von 40 Jahren. Seine braunen Haare reichten bis zu den Ohren. Seine blauen Augen blickten unsicher drein. Die schmalen Lippen waren zusammen gekniffen. Dieser Mann war nervös. Bekleidet war er mit einem dunkelblauen Anzug, einem weißen Hemd. Schwarzen Socken und schwarzen Lackschuhen. Dazu trug er eine dunkelblaue Krawatte mit dünnen goldenen Streifen. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er. „Wir wurden beauftragt, herauszufinden, wer die Sexvideos ihrer Konkurrentin Erika Kronstein ins Internet stellt. Da man Miss Kronstein Ihnen gewissermaßen vor die Nase gesetzt hat, hätten Sie ein Motiv und gelten daher als verdächtig.“ „Zugegeben, ich bin etwas enttäuscht, dass man Erika Kronstein mir vorgezogen hat, aber deswegen begehe ich nicht so eine Dummheit.“ „Das sagen Sie. Aber wir wissen von ihrem ausschweifenden Lebensstil und ihrer Liaison zu Miss Livni. Ihnen ist schon klar, dass Sie auf einem Pulverfass sitzen?“ „Darf ich fragen, was Sie mit dieser Aussage meinen, Mr. MacLain?“ „Ich finde die Sache liegt glasklar auf der Hand. Ihre Freundin arbeitet als Stripperin. Wenn diese Beziehung ans Licht kommt, sind Sie geliefert, Mr. Shamir.“ Erez Shamir rückte seine Krawatte zurecht. Ein weiteres Zeichen von Nervosität. 75 „Ja ich weiß, es ist vielleicht nicht richtig, wenn ein Mann in meiner Position eine Stripperin liebt. Aber da steckt man nicht drin. Wohin die Liebe halt fällt. Dalia akzeptiert mich so wie ich bin. Meine Ex-Frau hat versucht mich zu verbiegen. Und seien Sie ehrlich, Mr. MacLain. Welcher Mann lässt sich von seiner Frau schon gerne sagen, wie er sich zu verhalten hat.“ „Wohl keiner.“ „Zumindest auf mich trifft das zu. Sarah, so heißt meine Ex, wollte mir die Besuche in den Nachtclubs ausreden. Ins Casino ist sie immer mitgegangen. Sie war meine Fortuna.“, sagte Erez Shamir. „Und seit Sie geschieden sind, haben Sie Pech im Casino?“ „In letzter Zeit ja. Aber ich liebe Dalia. Und ich will alles tun, um ihr ein besseres Leben zu bieten.“ „Ein guter Vorsatz. Aber wie ist das mit dem Kredit? Dessen Ratenzahlung mussten Sie ja unterbrechen.“ „Ja das stimmt. Aber vor kurzem gab es einen unerwarteten Geldsegen. Deswegen habe ich die restlichen Raten begleichen können.“ „Eine Erbschaft?“ „Sehr richtig. Meine Großtante mütterlicherseits ist vor kurzem an einem Herzinfarkt verstorben. Ihren einzigen Sohn hat sie enterbt.“ Zurück im Hotel zogen wir nach dem ersten Arbeitstag Bilanz. „Was hältst du von der Geschichte, die uns Erez Shamir aufgetischt hat?“, fragte ich Jelena. „Ich denke, er sagt die Wahrheit. Aber dann müssten wir herausfinden, ob der Sohn seiner Großtante ihm zum einen ähnlich sieht, und zum anderen, ob er auch bei derselben Bank arbeitet.“ „Einverstanden. Und wir sollten uns mit Dalia Livni unterhalten. Mal sehen was sie weiß.“ „Das überlass bitte mir.“ „Deine weibliche Intuition?“ „Richtig. Aber du könntest beim Personalbüro nachfragen, ob Erez Shamir jemanden hat, der ihn vertritt, wenn er entweder durch Urlaub oder Krankheit abwesend ist.“ Nach dem Abendessen erkundigten wir uns, in welchem Nachtclub Dalia Livni arbeitete. „Sie arbeitet im Solo Club Tel Aviv. Aber wenn Sie schlau sind, Miss Romanova, dann nehmen Sie meinen Rat an, und nehmen ihren Partner mit. Denn der Schuppen ist für eine attraktive Frau wie Sie ohne männliche Begleitung eine tödliche Falle.“ „Was meinen Sie damit?“, fragte Jelena. „Ganz einfach. In dem Laden wimmelt es nur so von Zuhältern.“ Wie recht der Concierge hatte, bemerkten wir, als wir den Solo Club betraten. Jelena zog sofort sämtliche Blicke auf sich. Und das war auch kein Wunder, denn sie trug wieder das rote Paillettenkleid und die roten Plateauschuhe. Ein Besucher sprach sie kurz darauf an. „Würdest du mir die Gnade erweisen und mit mir tanzen?“, fragte er. „Danke, aber ich muss bedauerlicherweise ablehnen.“ Ich hatte mir den Burschen genauer angesehen. Er war 1,70 m groß und war schlank gebaut. Er hatte schwarzes, gelocktes Haar, braune Augen, in denen sexuelle Lust zu erkennen war, eine schmale Nase und ein ovales Gesicht. Die schmalen Lippen, die eben noch den Blick auf ein paar makellose weiße Zähne freigegeben hatten waren nun zusammengekniffen. Bekleidet war der Mann mit einem hellen Seidenhemd, das einen Blick auf seine behaarte Brust gewährte, einer schwarzen Leinenhose, schwarzen Socken und weißen Lackschuhen. Am linken Handgelenk trug der Fremde eine Rolex und um den Hals eine Goldkette. Und seine Reaktion zeigte, dass er es nicht gewohnt war, von einer Frau wie Jelena einen Korb zu erhalten. Denn auf einmal hatte er ein Messer in der Hand. Er wollte damit auf Jelena losgehen, doch meine 76 Partnerin war schneller und rammte ihm ihren rechten Ellenbogen auf den Brustkorb. Offenbar hatte Jelena den Solarplexus getroffen, denn der Typ sackte zusammen wie ein nasser Sack. Die Aktion meiner Partnerin hatte offenbar für Aufsehen gesorgt, denn viele Gäste sahen in unsere Richtung. Die meisten waren gekleidet, wie der Kerl, der Jelena angequatscht hatte. Hatte ich bei diesen Männern dieselbe sexuelle Lust in deren Augen gesehen, sah ich nun Furcht und Respekt darin. Der Manager des Clubs erschien und wir sahen ihm an, dass ihm der Vorfall peinlich war. „Guten Abend, werte Herrschaften. Ich bin Benjamin Adnam. Ich möchte mich in aller Demut für den unangenehmen Zwischenfall entschuldigen.“ „Ist schon in Ordnung. Ich hoffe bloß, dass der werte Herr gelernt hat, dass es ungesund ist, sich mit einer Ex-Speznas-Mitareiterin anzulegen.“, sagte Jelena. „Und meine Wenigkeit war beim SAS.“ „Also zwei von der ganz harten Sorte.“ „Nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber nun sollten wir zum eigentlichen Grund unseres Besuches kommen. Meine Partnerin würde gerne mit Miss Livni sprechen. Wir ermitteln in einem Intrigenfall.“ „Sie sind also so etwas wie Privatdetektive?“ „Das sind wir in der Tat. Mein Name ist Paul MacLain. Meine Partnerin Jelena Romanova.“, sagte ich. „Miss Livni hat heute und morgen frei. Aber ich kann ihr eine Nachricht zukommen lassen. In welchem Hotel sind zu erreichen?“ „Im Renaissance Tel Aviv. Zimmer Nr. 555.“ „Um welche Zeit soll Dalia bei Ihnen vorbeikommen?“ „Wäre 13:45 Uhr genehm?“ „Ist in Ordnung. Miss Livni wird um viertel vor zwei zu Ihnen kommen.“ Am nächsten Tag kam Dalia Livni zu uns. Pünktlich um 13:45 Uhr klopfte sie bei uns an der Tür. „Herein!“ Die Freundin des vermeintlichen Intriganten betrat unser Zimmer. Und die Berichte über ihre Schönheit stimmten. Die 31jährige, 1,70 m große Stripperin war eine wirkliche Schönheit. Sie hatte braune Augen, die in einem ovalen Gesicht ruhten, eine schmale Nase, sinnliche Lippen und einen schlanken, verführerischen Körper. Bei der Oberweite war Dalia Livni nicht ganz so üppig bestückt, wie meine russische Partnerin, aber ihre kleinen Brüste hatten auch ihre Reize. Die schwarzen, dauergewellten Haare trug sie offen, so dass diese bis zu ihren Brüsten reichten. Auch die von der Sonne gebräunte Haut verlieh Mr. Shamirs Freundin etwas exotisches. Bekleidet war sie mit einem roten Kleid und roten High Heels. „Sie hätten mich nicht herzubitten brauchen, ich wäre von selbst zu Ihnen gekommen.“, sagte Dalia Livni. „Ich bin mal an der frischen Luft. Dann könnt Ihr zwei euch in Ruhe unterhalten.“ „Ich habe nichts zu verbergen. Sie können ruhig dabei sein, Mr. MacLain.“ „Darf ich fragen, wie lange sie und Mr. Shamir zusammen sind?“, wollte ich wissen. „Dieses Jahr werden es zwei Jahre. Wir sind es langsam leid, unsere Beziehung im Verborgenen führen zu müssen.“ „Wissen Sie, dass Ihr Freund im Verdacht steht, eine Intrige gegen seine Kollegin Erika Kronstein zu spinnen?“ „Ja, ich weiß davon. Aber glauben Sie mir, Erez ist nicht der Typ für so was.“ „Gibt es jemanden, der ihm wie ein Ei dem anderen gleicht, Miss Livni?“, hakte Jelena nach. „Na und ob. 77 Sein Cousin zweiten Grades Ytzhak Scharon. Er vertritt meinen Schatz, wenn er nicht da ist.“ „Trauen Sie ihm so eine perfide Intrige zu?“ „Ytzhak ist jedes Mittel recht, um einen Keil zwischen mich und Erez zu treiben.“ „Können Sie uns das näher erläutern, Miss Livni?“, fragte ich. „Erez Cousin ist neidisch auf meinen Schatz, weil der von seiner Mutter bevorzugt wird. Ytzhaks Mutter Martha hat ihn enterbt, weil er Erez mit einer Heckler & Koch Pistole erschießen wollte.“ „Der Kerl schreckt also auch vor Mord nicht zurück Warum wollte er Ihren Freund töten?“ „Weil ich ihm einen Korb gegeben habe. Ytzhak Scharon ist nur dann zufrieden, wenn er die Kontrolle hat und alles nach seiner Pfeife tanzt.“ Nach dem Gespräch mit Dalia Livni fuhr ich zur Zentrale der First International Bank of Israel um mit dem Leiter der Personalabteilung zu sprechen. Jelena blieb im Hotel. Der Leiter der Personalabteilung empfing mich bereitwillig. „Guten Tag, Mr. MacLain. Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er freundlich. „Können Sie mir sagen, seit wann Ytzhak Scharon in ihrem Unternehmen tätig ist?“ „Seit zwei Monaten. Und ab dem Zeitpunkt seines Eintritts sind die Sexvideos von Miss Kronstein im Internet aufgetaucht.“ „Immer dann, wenn er Mr. Shamir vertreten hat?“ „Ganz Recht.“ „Und jedes Mal, wenn ein neues Video von Miss Kronstein online geht, sinkt auch das Ansehen von Mr. Shamir. Sehe ich das richtig?“, wollte ich wissen. „So ist es. Wir haben bereits versucht, ihn loszuwerden. Aber jedes Mal geht Mr. Scharon gerichtlich gegen uns vor und gewinnt.“ Als ich ins Hotel zurückkehrte, herrschte heller Aufruhr. „Ist was passiert?“, fragte ich den Concierge. „Ein Mann ist ins Hotel gekommen und hat explizit nach Miss Romanova gefragt.“ „Können Sie ihn beschreiben?“ „Na den Lockenprinz werd ich wohl nie vergessen.“ Und so erfuhr ich, dass es sich um denselben Kerl handelte, der Jelena am Abend zuvor von der Seite angequatscht hatte. „Wo ist er jetzt?“ „In Ihrem Zimmer. Ein Zimmermädchen, dass die Handtücher wechseln wollte, hat er eiskalt erschossen.“ „Sonst noch was?“ „Ja. Er hat wutentbrannt hier unten an der Rezeption angerufen, und angekündigt, jeden zu töten, der es wagt, das Zimmer zu betreten.“ „Ich lasse meine Partnerin nicht im Stich.“, sagte ich. Oben angekommen fand ich unser Zimmer verschlossen vor. Ich zog meine Walther und legte ein Magazin ein. Und entsicherte anschließend. Dann ich hielt ich mein Ohr an die Tür. Ich konnte eine Männerstimme vernehmen. „Hast du wirklich geglaubt, dass Ytzhak Scharon tatenlos zusieht, wie du ihm in die Parade fährst? Oh Nein, Er hat befohlen, dich an den höchstbietenden Scheich zu verkaufen. Und genau das werde ich tun.“ „Paul wird bald zurück sein und mich hier rausholen.“ „Das wird er sicher nicht. Denn das Zimmermädchen soll eine Warnung sein. Ich werde deinen Partner ohne zu zögern abknallen wenn es sein muss. Ich lass mir doch keine 250.000 Schekel entgehen.“ Ich hatte genug gehört. Mit einem kräftigen Tritt brach ich die Tür auf. Der Zuhälter wirbelte herum um abzudrücken. Doch ich war schneller und eröffnete sofort das Feuer. Ich drückte den Abzug solange, bis das Magazin leer war. „Damit hast du nicht gerechnet was?“, fragte ich und betrat das Zimmer. „Du... Scheiß... Tommy. Mr. Scharon... wird dich... und deine Partnerin... in Stücke... reißen.“ „Wenn wir ihn nicht vorher zu Löwenfutter verwandeln und ihn in 78 handliche kleine Stücke zermanschen.“, sagte ich. „Das... wird euch... den Kopf... kosten.“ Die Augen des Mannes brachen und er blieb regungslos auf dem Boden liegen. „Alles in Ordnung?“, fragte ich Jelena. „Es geht. Aber so wie ich die Sache sehe, gibt es einen Spitzel, der uns beschattet. Denn kaum das du weg warst, war der Typ von gestern da. Sein Name ist übrigens Muli Reuben. Mal sehen, was der Mossad über ihn weiß.“ „In Ordnung. Ich arrangiere ein Treffen. Aber in dem Zustand trittst du den Israelis nicht unter die Augen.“, sagte ich, denn Jelena war splitternackt. Ihre Kleidung lag zerrissen auf dem Boden. Jelena holte sich ein paar Sachen zum Anziehen aus ihrem Kleiderschrank und zog sich schnell an. Gerade noch rechtzeitig, denn schon bald kam der Manager des Hotels. „Ich muss Sie leider bitten, das Zimmer zu räumen. Zimmer 556 gegenüber wäre frei.“ „Ich wäre auch keine Minute länger hier geblieben.“, sagte Jelena. Wir packten unsere Koffer und zogen in das gegenüberliegende Zimmer um. Wir hatten gerade die letzten Kleidungsstücke verstaut, als es an der Tür klopfte. „Wer stört?“, rief Jelena. „Polizei! Öffnen Sie sofort die Tür!“ Jelena öffnete die Tür einen Spalt breit. Draußen standen zwei Polizisten in Uniform. Die beiden sahen nicht gerade vertrauenerweckend aus. „Was wollen Sie?“, fragte Jelena. „Das geht Sie nichts an! Schicken Sie Mr. MacLain raus! Unbewaffnet und mit erhobenen Händen!“ „Ich werde nichts dergleichen tun.“ Der Polizist wollte zu einer Erwiderung ansetzen. „Hören Sie...“, begann er. „SIE WERDEN MIR JETZT ZUHÖREN! Mein Partner und ich arbeiten für die First International Bank of Israel. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, dann rufen Sie gefälligst in der Firmenzentrale der Bank an!“ Zu unserem Glück kam der Vizepräsident der Bank. Nachdem er die Aussage meiner Partnerin bestätigt hatte, musste ich zumindest nicht mehr befürchten verhaftet zu werden. Ein Verhör fand dennoch statt. Nachdem dieses abgeschlossen war, wandten sich die Polizisten zum Gehen. Einer drehte sich in der Tür noch mal um und meinte: „Der Tod einer Unterweltgröße wie Muli Reuben wirft viele Fragen auf. Wenn Sie schlau sind, dann reisen Sie nach der Lösung des Falles sofort ab. Nicht, dass der Mossad Sie beide noch durch den Fleischwolf dreht.“ „Wir wollten eh mit den Mossad-Leuten sprechen, um herauszufinden, was sie über Mr. Reuben wissen.“ „Muli Reuben hat fast überall seine Finger im Spiel. Illegales Glücksspiel, Zuhälterei, Mädchenhandel, die ganze Bandbreite.“ Nachdem Abendessen kam ein Agent des Mossad. Wir hatten eher einen Mann erwartet. Doch unser Kontakt war eine Frau. Eine sehr hübsche Frau sogar. Sie war ca. 1,73 m groß, hatte schöne braune Augen, eine hübsche Nase und sinnliche Lippen. All dies war in einem ovalen Gesicht verpackt. Sie trug eine Brille mit einem schwarzen Gestell und hatte die braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Unsere Mossad-Agentin hatte kein Gramm Fett zu viel und ihre Brüste waren klein aber handlich. Bekleidet war sie mit einem eng anliegenden schwarzen Minikleid, schwarzen halterlosen Nylonstrümpfen und schwarzen High Heels. „Schalom. Mein Name ist Monika Goldstein. Sie beide sind demnach Paul MacLain und Jelena Romanova.“ „Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ 79 „Wie ich hörte, haben Sie Muli Reuben mit Blei vollgepumpt, Mr. MacLain.“ „Das stimmt. Ich konnte meine Partnerin einfach nicht im Stich lassen.“ „Was wissen Sie über Mr. Reuben?“ „Muli Reuben, Spitzname „Goldhand“, geboren am 8. Mai 1970 in Haifa. Sein Vater war schon ein mächtiger Unterweltboss. Ariel Reuben hat sich auf Waffen- und Heroinschmuggel spezialisiert. Sein Sohn hat Zuhälterei und Mädchenhandel dem Reuben-Imperium hinzugefügt. Durch Mulis Tod wird die Reuben-Familie zur Zielscheibe der Konkurrenz.“ „Was ist mit Ytzhak Scharon, wie passt der ins Bild?“, wollte Jelena wissen. „Er hat die Versteigerungen für Mr. Reuben vermittelt und wurde mit einer 15%igen Provision am Verkaufserlös beteiligt. Jetzt, wo Goldhand den Löffel abgegeben hat, wird es für ihn schwierig werden, sich unliebsame Schnüfflerinnen vom Hals zu halten.“ „Wie dürfen wir das verstehen?“ „Ganz einfach. Ytzhak Scharon hat die Versteigerungen vermittelt und einen Teil der Ware beigesteuert. Er hat durch gedungene Häscher zahlreiche Privatermittlerinnen und auch Polizistinnen ausgeschaltet und an Scheichs verkauft. Es ist immer sehr schwierig für die jeweilige Regierung die Frauen wieder freizubekommen. Einmal mussten die USA dem Sultan von Brunei mit einem Nuklearangriff drohen, damit er eine CIA-Agentin wieder freilässt, die von Ytzhak Scharon verkauft wurde.“ Was hat er vor?“ „Er will die Kontrolle über die FIBI übernehmen. Sein Cousin zweiten Grades und Erika Kronstein sind die ersten, die er ausschalten will. Danach kommt der Vizepräsident und zum Schluss Dalia Lev. Wenn Ytzhak Scharon Präsident der First International Bank of Israel ist, kann er Dalia Livni mit diesem Posten beeindrucken und sie für sich gewinnen.“ „Wir wissen, dass Muli Reuben auf uns angesetzt wurde. Von wem hat er seine Informationen bekommen?“, fragte ich. „Von David Edelstein. Er ist Sicherheitsbeauftragter in diesem Hotel.“ „Na wunderbar.“ „Nun, bis jetzt decken sich Ihre Schilderungen bezüglich Ytzhak Scharon mit denen von Dalia Livni.“, sagte Jelena. „Wann haben Sie mit Miss Livni gesprochen?“ „Heute am frühen Nachmittag. Um 13:45 Uhr war sie bei uns. Nachdem Gespräch bin ich noch mal in die Zentrale der Bank gefahren und habe mit dem Leiter der Personalabteilung gesprochen. Das war um 15:00 Uhr. Um 16:30 Uhr war ich wieder hier.“ „Und in der Zeit, als Sie mit dem Personalleiter gesprochen haben, ist Muli Reuben hier im Hotel aufgekreuzt und hat sich Zutritt zu ihrem Zimmer verschafft.“ „Richtig. Er hat mir die Kleider vom Leib gerissen und mich ans Bett gefesselt. Das Zimmermädchen, das kurz darauf eintrat, hat er einfach umgelegt.“, gab Jelena Auskunft. „Ich konnte auch einen Teil des Gesprächs mithören. Offenbar hat Mr. Scharon Goldhand beauftragt, meine Partnerin an einen Scheich zu verkaufen. 250.000 Schekel soll er geboten haben.“ „Und dann haben Sie die Tür aufgebrochen, um Ihrer Partnerin zu Hilfe zu eilen.“ „Genau das. Goldhand wollte abrücken, aber war schneller. Was nun mein Gespräch mit dem Chef der Personalabteilung betrifft, so habe ich erfahren, dass Ytzhak Scharon seit zwei Monaten bei der First International Bank of Israel als Vertretung für seinen Cousin zweiten Grades fungiert. Und seit dieser Zeit tauchen die Sexvideos von Erika Kronstein im Internet auf.“ „Also so läuft der Hase. Nun gut. Dann sollten wir Mr. Scharon zu Leibe rücken.“, sagte Monika Goldstein. 80 In seinem Apartment in der Innenstadt von Tel Aviv saß Ytzhak Scharon auf dem Balkon und justierte seine Videokamera, die auf das Apartment im gegenüberliegenden Gebäude gerichtet war. In dieser Wohnung lebte Erika Kronstein. Bis jetzt war es überhaupt nicht so gelaufen, wie er es sich gewünscht hatte. Die Bank hielt nach wie vor an dieser blöden Ziege fest, die im Apartment gegenüber wohnte. Stattdessen hatte man zwei Schnüffler engagiert. Und als ob das noch nicht genug wäre, hatte Paul MacLain Ytzhaks Freund Goldhand in die ewigen Jagdgründe geschickt. Und wie ihm sein Spion im Renaissance hatte wissen lassen, zeigte sogar der Mossad Interesse an dem Fall. Also musste er ein weiteres Video aufnehmen und online stellen und danach den Druck auf Dalia Lev weiter erhöhen. Aber ohne Goldhand und seinen Clan war Ytzhak Scharon ebenfalls geliefert. Um 21:45 Uhr schaltete er die Kamera aus und lud das Video im Internet auf einer einschlägig bekannten Internetplattform hoch. Sein Cousin zweiten Grades war verreist, um sich von den psychischen Qualen zu erholen. Dalia Livni war ihm nachgereist. Ihm sollte es Recht sein. Am nächsten Morgen wurde er von den Kollegen gemieden. „Miss Lev wünscht dich zu sprechen, du intriganter kleiner Pisser.“, sagte einer. Ytzhak Scharon schluckte. Das konnte nichts gutes bedeuten. Sein Herz schlug schneller, als er das Büro der Präsidentin betrat. Dalia Lev sah ihn mit strengem Blick an. „Ich habe für heute eine Sondersitzung anberaumt. Aufgrund der neuen Situation habe ich entschieden, Mr. MacLain und seine Partnerin Miss Romanova dazu zu holen, um eine Eskalation zu vermeiden. Seien Sie um 10:00 Uhr im Besprechungsraum.“ „Wie Sie wünschen.“, sagte Ytzhak Scharon bärbeißig. „Hüten Sie Ihre Zunge. Machen Sie sich lieber klar, dass Ihnen das Wasser bis zum Hals steht.“ Ytzhak Scharon stand auf und verließ das Büro. In der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte: „Ihre Tage als Präsidentin dieser Bank sind gezählt. Der Nachfolger steht in Ihrer Tür. Noch heute werde ich die Kontrolle über die First International Bank of Israel übernehmen.“ „RAUS!“ Ytzhak Scharon warf die Tür hinter sich zu. Eine außerordentliche Sitzung und Paul MacLain und Jelena Romanova würden anwesend sein. Keine guten Nachrichten. Blieb nur zu hoffen, dass Dalia Lev seinen Bluff nicht durchschaut hatte. Er wollte gerade zu seinem Büro, als ihm eine Kollegin entgegen kam. „Du kannst nicht in dein Büro.“, sagte sie. „Warum denn dieses?“ „Es wird von Mossad-Agenten unter der Leitung von Monika Goldstein durchsucht.“ VERDAMMT! Dass hatte gerade noch gefehlt. Nach dem Gespräch zwischen der Präsidentin der First International Bank of Israel und dem wahren Schuldigen kamen Jelena und ich in der Zentrale der Bank an. Es war 9:30 Uhr. Dalia Lev teilte uns mit, dass in einer halben Stunde die Besprechung stattfinden sollte. „Wo soll ich Sie beide postieren?“, fragte sie anschließend. „Am Besten hinter Ytzhak Scharon.“ „Wir würden gerne den Raum sehen, damit wir wissen, wo wir uns hinstellen sollen.“ „Folgen Sie mir.“ Dalia Lev führte uns ein Stück den Korridor entlang und blieb vor einer Glastür stehen. „Bitte treten Sie ein.“, sagte sie. Wir sahen uns um. „Würden Sie uns die Sitzverteilung erläutern?“, fragte ich. „Kein Problem.“ Dalia Lev ging zu einem Stuhl am rechten Kopfende des 81 Tisches. „Hier sitze ich.“ Mit ihrer rechten Hand wies sie auf einen Stuhl links von ihr. „Das ist der Platz von Erika Kronstein.“ Die Tür öffnete sich und die CEO trat ein. „Der Platz am anderen Tischende ist, Sie können es sich denken, der Platz des Vizepräsidenten.“, sagte Dalia Lev. Nach und nach kamen sie alle und nahmen ihre Plätze ein. Der Platz gegenüber von Erika Kronstein war noch nicht besetzt. Jelena und ich nahmen links und rechts davon Aufstellung. Ytzhak Scharon kam als letzter. „Nun, da wir vollzählig sind, kann die Sitzung beginnen. Heute gibt es nur zwei Dinge zu besprechen. Die Zukunft von Mr. Scharon in unserem Unternehmen und unser Umgang mit der Tatsache, dass sein Cousin zweiten Grades eine Liebesbeziehung mit einer Stripperin führt.“ „Was meine Zukunft angeht, braucht man nicht viel zu sagen, denke ich.“, sagte Ytzhak Scharon. „Denn nach dieser Sitzung wird Ihr Platz meiner sein, Miss Lev.“ „Da haben wir ja wohl noch ein Wörtchen mitzureden. Bevor Sie kamen, haben wir gemeinschaftlich beschlossen, Sie aus dem Unternehmen zu befördern.“ „Dann sehen wir uns eben ein weiteres Mal vor Gericht wieder. Ich werde der neue Präsident der FIBI, komme was da wolle.“ „Dann lassen Sie sich eines gesagt sein, Mr. Scharon. Präsident kann nur werden, wer von uns mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit gewählt wurde. Und keiner von uns wird Ihnen seine Stimme geben. Damit ist dieser Punkt vom Tisch.“, sagte Erika Kronstein. „Nachdem dies nun also geklärt ist, können wir uns nun mit dem zweiten Punkt befassen. Dem Umgang mit der Tatsache, das Mr. Shamir mit einer Stripperin liiert ist.“ „Für mich ist die Sache klar. Mein Cousin zweiten Grades muss wie ich aus diesem Unternehmen ausscheiden. Hat er durch seine Liebe zu Dalia Livni nicht schon genug Schande über dieses Haus gebracht?“ „Im Vergleich zu der Schande, die SIE über unser Haus gebracht haben, ist die Beziehung zwischen ihrem Cousin und der Stripperin das kleinere Übel.“ Dem kann ich nur zustimmen. Man kann niemandem vorschreiben, wen er zu lieben hat. Ich denke, wir sollten die Liebesbeziehung der beiden tolerieren und uns da raus halten.“, sagte Ariel Schamon. „Weicheier.“ Ytzhak Scharon hatte dieses Wort ausgesprochen. Ich warf Dalia Lev einen fragenden Blick zu und erhielt ein Nicken als Antwort. Ich packte den Intriganten und riss ihn aus dem Sessel. Dann knallte ich ihn mit dem Rücken auf den Konferenztisch. „Wer hier schmult, wird angenagelt.“, sagte ich und fixierte Ytzhak Scharon am Hals. „Lassen Sie mich los.“ „Kommt nicht in Frage. Du machtgieriger Schmierlappen hast hoch gepokert und hast am Ende doch noch verloren.“ „Ich bitte Sie, lassen Sie mich gehen. Ich zahle Ihnen was Sie wollen.“ „Sehen wir aus, als wären wir käuflich, du miese kleine Kröte?“, fragte Jelena. Monika Goldstein betrat den Raum. „Ytzhak Scharon, ich verhafte Sie wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit.“ Alle Anwesenden, Jelena und mich eingeschlossen, starrten den Schuldigen entgeistert an. „Was sagen Sie da? Gefährdung der nationalen Sicherheit? Haben Sie für Ihre Anschuldigungen überhaupt Beweise?“ „Und ob wir die haben. Es ist einfach zu beweisen, dass Sie für die Syrer gearbeitet haben. Oder wie erklären Sie sich Zahlungen in Millionenhöhe von einem Konto der Arab Bank auf Ihr Konto? Außerdem haben wir Ihre E-Mail-Korrespondenz der letzten sechs 82 Monate überwacht. Der meiste Kontakt bestand zwischen Ihnen und dem syrischen Geheimdienst. Dabei haben Sie streng vertrauliche militärische Informationen wie Truppenstärke und Einheiten auf den Golanhöhen an die Syrer verraten. Soll ich noch mehr aufzählen, oder reicht das?“ „Haben Sie ein paar Handschellen? Dann verpass ich diesem Arschkriecher gleich mal die Manschetten.“ „Die Polizei ist schon unterwegs.“ Keine 5 Minuten später betraten zwei Beamte in Uniform den Konferenzsaal und legten Ytzhak Scharon Handschellen an. „Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie Arschloch haben leider das Recht auf einen Anwalt. Sollten Sie sich keinen leisten können, wird Ihnen einer zur Verfügung gestellt.“ In der Woche darauf machte man Ytzhak Scharon den Prozess. Sein Anwalt, ein Mann im Alter von 60 Jahren, mit dem Namen Mendele Frydman, gab zwar sein Bestes um ihn freizubekommen, aber es half nichts. Jehuda Weinstein, der Generalstaatsanwalt, ein Mann im Alter von 74 Jahren, konnte den Richter von der Schuld des Angeklagten überzeugen. Ytzhak Scharon wurde wegen Hochverrats zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Für uns war der Fall erledigt. Dalia Lev überwies unser Honorar und bezahlte die Kosten für unser Hotel und den Mietwagen. Wir packten unsere Koffer, checkten aus und fuhren zum Flughafen, wo wir den Opel zurückgaben. Wir gaben unser Gepäck auf, und gingen zur Sicherheitsschleuse, die wir ohne nennenswerte Schwierigkeiten hinter uns brachten. Um 21:20 Uhr landeten wir auf dem RheinMain-Flughafen in Frankfurt am Main. Wir holten unsere Koffer, dann fuhren wir nach Hause. Am nächsten Morgen frühstückten wir zusammen mit meiner Schwester Samantha und ihrer Adoptivtochter Camille. Ich wollte gerade in ein Brötchen beißen, das ich mit Frischkäse bestrichen, und mit Schnittlauch garniert hatte, als es an der Tür klopfte. Jelena öffnete. Vor der Tür stand Monika Goldstein. „Ich hoffe, ich störe nicht.“, sagte sie. „Wir sitzen gerade am Frühstückstisch.“ „Wenn das so ist, komme ich später noch mal wieder.“ „Warum leisten Sie uns nicht ein wenig Gesellschaft?“, fragte Jelena. „Sehr gerne.“ Nun saßen wir zu fünft am Frühstückstisch. „Wie sind Sie eigentlich Ytzhak Scharon auf die Schliche gekommen?“, fragte ich. „Dazu muss ich etwas weiter ausholen und zum Jahresbeginn 2018 zurückgehen. Denn in den Monaten Januar und Februar wurden aus Kasernen, besser gesagt aus den Munitionsdepots größere Mengen Raketen entwendet.“ „Welche Art Raketen?“ „Überwiegend Panzer- und Flugabwehrraketen.“ „Wozu braucht Baschar Al-Assad israelische Raketen?“ "Bereits im Dezember letzten Jahres haben wir herausgefunden, dass Syrien die Rückeroberung der von Israel besetzten Golan-Höhen plant. Das eigene Arsenal hat wohl nicht gereicht, weshalb die syrische Regierung an Muli Reuben herangetreten ist.“ „Und diesem war das Eisen zu heiß.“ „Richtig. Goldhand hat deswegen Ytzhak Scharon als Mittelsmann eingesetzt. Ab diesem Zeitpunkt sind wir auf ihn aufmerksam geworden. Aber wir hatten einfach nie genug Beweise zusammen, um Ytzhak Scharon festzunageln. Die Ermordung von Muli Reuben durch Sie, Mr. MacLain hat uns regelrecht in die Hände gespielt.“ 83 Eine Woche nach Monika Goldsteins Besuch trafen wir durch Zufall Erez Shamir und Dalia Livni in Frankfurt an. Die beiden hatten uns eine Menge zu erzählen. So erfuhren wir, dass er seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht hatte. „Ich habe „JA“ gesagt.“, sagte Dalia Livni. „Dann gibt es wenigstens für Sie beide ein Happy End.“ „Wohl wahr. Meine zukünftige Ehefrau würde sich glücklich schätzen, wenn Sie ihre Trauzeugin wären, Miss Romanova.“ „Es wäre mir eine Ehre.“ „Und ich würde mich glücklich schätzen, wenn Sie mein Trauzeuge wären, Mr. MacLain.“ „Nur zu gern.“ 84 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)