Perfekt von demona1984 ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 „Wie kann er es wagen? Das ist doch nicht möglich. Dieser Kerl, das ist doch reines Kalkül, der will uns nur ärgern“, rief Ginny während sie im Wohnzimmer auf und ab ging und wütend mit einem Brief wedelte. Harry hatte sich aufs Sofa gesetzt und zog es vor zu schweigen, auch wenn ihn die Antwort von Snape, die ihn gerade von seinem Aufbruch abgehalten hatte, auch überrascht hatte. Denn dieser hatte ihnen gerade mitgeteilt, dass er von seinem Recht als Schulleiter Gebrauch machte und Albus, wegen seiner grottenschlechten Noten, über Weihnachten in Hogwarts behielt. Er begründete es damit, dass die Versetzung mehr als gefährdet war. Harry hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal gewusst, dass man in Hogwarts sitzen bleiben konnte aber ein Blick auf Albus' Noten, die Snape natürlich angefügt hatte, hatte ihm gezeigt, dass er wirklich Nachhilfe brauchte. In der Hälfte der Fächer hatte er tatsächlich ein Troll und bei dem Rest ein Mies oder Schrecklich, er hatte in keinem einzigen Fach bestanden. „Jetzt sag doch auch mal was“, fuhr ihn Ginny gerade an. „Was soll ich denn groß sagen? Snape beruft sich auf die Schulregeln und mal ehrlich, Albus' Noten sind schrecklich.“ „Das kann nicht dein Ernst sein? Unser Sohn kann auch Zuhause lernen, da muss er nicht in Hogwarts bleiben. Schon gar nicht über Weihnachten. Mach gefälligst was.“ „Und was, Ginny?“ „Red mit dem Minister.“ „Aber Ginny, warum?“ „Weil Weihnachten ist und Weihnachten hat Albus bei uns zu verbringen“, rief Ginny, „und ich lasse mir das Weihnachtsfest nicht durch Snape kaputt machen.“ „Eigentlich ist Albus schuld. Er hat diese Noten schließlich geschrieben.“ „Er kann nach Weihnachten lernen.“ „Warum sollte er das tun?“, fragte Harry. „Wie meinst du das?“ „Ginny, wir haben ihm in den letzten Monaten immer wieder Briefe geschickt und ihm gesagt, dass er seine Noten verbessern muss. Hat sich etwas geändert? Gar nichts. Im Gegenteil, seine Noten sind schlechter denn je. Vielleicht weckt es ihn jetzt auf wenn er nicht nach Hause kann.“ „Aber er wollte doch eh nicht Heim.“ Harry lächelte und meinte dann, „das hat er gesagt aber bestimmt nicht so gemeint. Du hast doch selbst gesagt, er ist bockig. Wenn er jetzt wirklich in Hogwarts bleiben muss, wird er schnell merken wie sehr er seine Familie vermisst. Dann wird er es bereuen. Vielleicht hängt er sich dann wieder in die Schule rein. Ginny, welcher Jugendliche findet es schon toll die ganzen Weihnachtsferien allein in einer Schule zu verbringen?“ Der Gesichtsausdruck seiner Frau veränderte sich, sie dachte darüber nach und nickte schließlich, „du hast bestimmt Recht. Aber wollen wir das Snape wirklich durchgehen lassen?“ „Ginny, der Mann macht auch nur seinen Job. Er hätte uns auch am Ende des Schuljahres auflaufen lassen können. Stell dir doch mal vor, Ende des sechsten Schuljahres und Albus bringt einen Brief mit nach Hause, in dem steht, das er das Schuljahr wiederholen muss. Wäre das besser gewesen?“ „Nein, das wäre furchtbar.“ „Eben und da ist es so doch besser“, sagte Harry während er aufstand und sie kurz umarmte. Als er allerdings Anstalten machte zum Kamin zu gehen, hielt sie ihn auf, „du willst jetzt doch gehen?“ „Ja, ich habe es Neville und Luna versprochen. Wir sehen uns morgen am Bahnhof“, sagte Harry, der innerlich froh war endlich weg zu kommen. Er hörte zwar noch ein Widerwort doch da stand er schon in den grünen Flammen und spürte den Sog, der ihn kurz darauf weg riss. Er war wirklich froh weg zu kommen. Am nächsten Tag waren sie wieder das perfekte Vorzeigepaar, was die magische Welt sehen wollte als sie zusammen den Bahnsteig vom Gleis 9 ¾ betraten. Wie immer waren vereinzelte Reporter anwesend, wie immer wenn sich Ginny oder Harry in der Öffentlichkeit zeigten. Dass sie hier eigentlich nur ihre Kinder abholen wollten, ignorierten die Reporter regelmäßig und deswegen stürzten sie sich sofort auf sie als sie auftauchten. Während Ginny begeistert über ihr Training und ihre Pläne redete, versuchte sich Harry möglichst bedeckt zu halten. Er hasste es, hatte es schon immer gehasst und es wurde mit jedem Interview schlimmer. Dennoch lächelte er während er die Fragen möglichst nichtssagend beantwortete. Das laute Pfeifen des einfahrenden Zuges erlöste Harry von den Reportern denn er hatte ein einziges Mal die Kontrolle über sich verloren und den Reportern sehr deutlich gemacht, was er davon hielt wenn sie seine Kinder belästigten. Seitdem hatten sie, zumindest hier am Bahnhof, ihre Ruhe. James war der Erste, der aus dem Zug sprang, seinen Koffer hinter sich her schleifend, kam er auf seine Eltern zu und fragte sofort, „Stimmt es, dass Albus in Hogwarts bleiben muss? Er hat so was heute morgen gesagt aber ich kann es kaum glauben. Warum?“ Ginny, die sich der Reporter, die sich noch immer in Hörweite befanden, deutlich bewusst war, lächelte und sagte, „Albus kommt später nach, er muss noch etwas erledigen.“ James legte den Kopf schief, es war deutlich zu sehen, dass er ihr nicht glaubte aber er nickte schließlich und umarmte erst sie und dann seinen Vater. „Mom, Dad, schön euch zu sehen“, kam da gerade von Lily, die sich zusammen mit den Weasleygeschwistern näherte. Auch sie umarmte ihre Eltern kurz. „Hugo, Rose, wir sollen euch mitnehmen. Eure Eltern holen euch von uns aus ab“, sagte Ginny lächelnd. „Wissen wir. Mom hat uns geschrieben“, gab Hugo grinsend zurück. Er ging mit Lily in dieselbe Klasse, sie waren zusammen aufgewachsen und waren die besten Freunde. Seine Schwester Rose war im selben Jahrgang wie Albus aber zu aller Überraschung war sie nach Ravenclaw gekommen. „Dann lasst uns gehen, mir sagt die Gesellschaft hier nicht zu“, murrte Harry. Die Kinder nickten und folgten ihnen, die Blitze der magischen Fotoapparate versuchten sie zu ignorieren. Was auch allen sehr gut gelang denn sie waren damit aufgewachsen. „Also, was ist mit Albus? Wieso ist er noch in Hogwarts?“, fragte James. Sie waren gerade ins Wohnzimmer des Grimmauldplatzes appariert und der junge Zauberer wollte endlich antworten. „Snape hat angeordnet, das er in Hogwarts bleibt und während der Ferien an einem Nachhilfeprogramm teilnimmt. Seine Noten sind so schlecht, dass die Gefahr besteht, dass er nicht versetzt wird“, erklärte Ginny. „Man kann in Hogwarts sitzen bleiben?“, entfuhr es Rose. „Ja, kann man.“ „Wie schlecht sind seine Noten denn dann?“, wollte Hugo wissen. Er hatte selbst nicht die besten Noten und hatte jetzt plötzlich Angst, dass er auch sitzen blieb. Seine Mutter würde ihm den Kopf abreißen. Harry und Ginny wechselten einen kurzen Blick bevor Harry seufzte und sagte, „Sie sind miserabel und ja, er hat es verdient über Weihnachten in Hogwarts zu bleiben. Hoffentlich lernt er daraus.“ „Dann sollte ich wohl auch lieber mehr lernen“, murmelte Hugo leise. „Das würde unsere Eltern sehr freuen.“ „Danke Schwesterherz, ich weiß.“ Rose grinste ihren Bruder nur an, wandte sich aber dann zu Ginny, „Mom hat zwar geschrieben, dass sie uns hier abholen aber nicht wann.“ „Nach dem Abendessen.“ „Super. Dann haben wir ja noch Zeit. Los, Hugo, komm mit“, rief Lily und schon waren sie und ihr bester Freund nach oben verschwunden. „Darf ich eure Bibliothek wieder benutzen?“, fragte Rose höflich auch wenn sie die Antwort schon kannte. „Natürlich, geh schon. Du musst doch nicht jedes Mal fragen“, lächelte Ginny. Rose nickte ihr nochmal höflich zu, genau wie Harry und ging dann ebenfalls nach oben, zurück blieben Harry, Ginny und ihr ältester Sohn, der sie nachdenklich ansah. „Was ist los, James?“, fragte Harry. „Warum habt ihr Snape nicht aufgehalten?“ „Weil Albus' Noten wirklich schlecht sind, er ist nirgends über Mies und damit würde er in keinem einzigen Fach bestehen. Snape hat, laut Schulregeln, das Recht diesen Nachhilfeunterricht zu verhängen“, erklärte Harry. „Aber du kennst den Minister.“ Ginny warf ihrem Mann einen bedeutsamen Blick zu, der so viel sagte wie, 'Ich habe es dir doch gesagt'. Er ignorierte diesen Blick, behielt seinen Sohn im Auge und sagte, „und? Soll ich jedes Mal zum Minister rennen wenn eines meiner Kinder Blödsinn macht? Was würde ich euch damit beibringen? Dass Daddy eure Probleme löst? Dass ihr machen könnt was ihr wollt weil Daddy euch schon raus haut? Nein, mein lieber James, ihr seit alle Drei alt genug um für eure Probleme gerade zu stehen. Wir haben Albus in den letzten Monaten mehrere Briefe geschickt und ihn aufgefordert seine Noten zu verbessern. Das hat er nicht gemacht und jetzt muss er damit leben. Er ist sechzehn und kein kleines Kind mehr, er sollte sich auch so benehmen.“ James schwieg, Harry rechnete mit einem Widerspruch doch zu seiner Überraschung nickte sein Sohn nur. „Er hat es wirklich nicht besser verdient“, sagte er dann noch bevor er sich einfach umdrehte, seinen Koffer schnappte und sich anschickte die Treppe hoch zu gehen. „Was meinst du damit?“, fragte Harry noch. James verharrte mit einem Fuß auf der Treppe, drehte sich halb um und meinte achselzuckend, „so wie ich es gesagt habe.“ „Wie genau meinst du das? Er ist immerhin dein Bruder.“ „Und? Das setzt ja nichts voraus. Albus und ich haben so viel gemeinsam wie Tag und Nacht, dass wir Brüder sind, ist die einzige Gemeinsamkeit. Wenn er es nicht schafft dem Schulstoff zu folgen, sollte er die Schule verlassen und was anderes machen“, sagte James. Während Harry nicht fassen konnte, was er da hörte, nickte Ginny nur. „Aber er ist dein Bruder.“ „Dad, er ist ein Slytherin.“ „Darum geht es? Das kann nicht dein Ernst sein? Nur weil er in einem anderen Haus ist, das ist doch alles nicht wahr. Ich dachte eigentlich, dass ich euch klar gemacht habe, dass ich diesen Häuserkampf sinnlos finde“, brauste Harry auf. James sah ihn einfach nur ausdruckslos an und meinte, „du kämpfst heute noch gegen den Vater von diesem Malfoy, Scorpius oder so. Er durfte uns nie besuchen, Albus durfte nie zu ihm und du willst mir erzählen, dass du das mit den Häusern sinnlos findest?“ „Das ist etwas anderes. Ihr seit Brüder.“ „Deswegen muss ich ihn nicht mögen“, sagte James leicht hin, „Dad, wie du eben so schön sagtest, wir sind keine Kinder mehr und ich bin durchaus in der Lage selbst zu entscheiden wen ich mag und wen ich nicht mag. Ich mag meinen Bruder schlicht und einfach nicht. Er ist ein Slytherin, er hasst Quidditch, er ist ein miserabler Schüler und er ist charakterlich ein Arschloch. Er hat so gar nichts mit unserer Familie zu tun. Würde er dir und Großvater nicht zum verwechseln ähnlich sehen, könnte man denken, ihr habt ihn adoptiert. Und ich glaube, dass er irgendwie einen psychischen Knacks hat.“ „Bitte? James, was redest du denn da? Dein Bruder ist doch nicht psychisch krank“, fuhr Ginny empört dazwischen. Harry glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, dieser Punkt war alles was seine Frau interessierte? „Was denn? So wie er manchmal Snape ansieht. Buäh, das ist absolut eklig, das muss eine Störung sein“, behauptete James. „Snape?“, fragte Ginny verwundert. „Ja, Snape. Dieser widerliche Typ, der unser Schulleiter ist. Immer wenn wir in der großen Halle sitzen, schmachtet Albus den Widerling an. Absolut abartig“, sagte James. „Und Snape?“, fragte Harry bevor Ginny etwas sagen konnte. „Was ist mit dem?“ „Wie reagiert er?“, verdeutlichte Harry seine Frage. „Gar nicht. Der kommt zum Essen, isst, guckt dämlich in die Runde und geht wieder. Was soll der schon machen? Oh Merlin, glaubst du, dass er auch so pervers ist? Das wäre die Story im nächsten Jahr, Albus und die schmierige Fledermaus“, lachte James. „HÖR AUF SO ETWAS ZU SAGEN“, brüllte Ginny plötzlich, sowohl ihr Sohn wie auch ihr Mann sahen sie geschockt an. „Mein Sohn ist nicht pervers, Schluss, Aus, Ende. Mein Sohn ist ein ganz normaler Jugendlicher, der gerade eine etwas schwierige Zeit durch macht aber er ist kein Perverser“, betonte Ginny jetzt mühsam beherrscht. „Okay, Mom“, war alles, was James raus brachte auch wenn er etwas ganz Anderes dachte aber der Blick seiner Mutter machte ihm gerade Angst. Harry schwieg, er konnte nicht glauben, was sich hier gerade abspielte. Sein Sohn sollte ein Auge auf Snape geworfen haben? Auf Snape? Das konnte nur ein Irrtum sein, James musste sich irren. „Geh in dein Zimmer“, sagte Ginny gerade. James folgte der Aufforderung sehr schnell. „Das darf nicht wahr sein. Das darf einfach nicht wahr sein“, murmelte Ginny während sie das Wohnzimmer durchquerte und in die Küche ging, Harry folgte ihr Stirn runzelnd. Was genau meinte sie damit? „Liebes, ich glaube nicht, dass Albus wirklich hinter Snape her ist“, sagte er vorsichtig. „Darum geht es doch gar nicht. Hast du nicht zu gehört? Albus ist nicht schwul, Punkt. Er ist normal, genau wie James und du. Er wird eine Freundin finden, er wird heiraten und er wird Kinder kriegen, wie ein ganz normaler junger Zauberer, er ist nicht pervers“, sagte Ginny überzeugt. „Er könnte bisexuell sein.“ „Nein, mein Sohn ist normal.“ „Bisexualität ist normal.“ „Nein, ist es nicht. Harry, wie kannst du so etwas sagen? Unser Sohn ist normal!“ Ginnys Stimme war verdächtig hoch, Harry kannte diese Stimme, sie war kurz davor sehr hysterisch zu werden also nickte er nur. Er hatte nicht gewusst, dass Ginny so darüber dachte. „Ich geh eine Runde fliegen“, murrte Ginny gerade. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und schon war sie verschwunden. Zurück blieb Harry mit seinen mittlerweile sehr verwirrenden Gedanken. Könnte er damit leben wenn Albus wirklich mit einem Jungen oder Mann zusammen sein wollte? Er hatte sich mit diesem Gedanken nie befasst und es fiel ihm auch gerade sehr schwer. Seine Gedanken schweiften kurz zu Snape aber wirklich nur sehr kurz, er konnte sich absolut nicht vorstellen, dass Albus sich in diesen Mann verliebt haben könnte. Mal von den offensichtlichen Defiziten abgesehen, war er auch fast fünfzig Jahre älter als er selbst. Nein, da musste sich James wirklich getäuscht haben. Zudem Harry immer noch der Ansicht war, dass Snape ein absolut egozentrisches Arschloch war und er ihn sich partout nicht in einer Beziehung vorstellen konnte. Er bewunderte den Mann für das, was er im Krieg und davor getan hatte aber aber das änderte nichts daran, dass er charakterlich, gelinde gesagt, etwas schwierig war. Harry seufzte leise, er würde das Problem mit Albus' möglicher Sexualität dann wieder aufgreifen wenn der Junge sich selber sicher war und wenn er bereit war darüber mit seinen Eltern zu reden. Sein Blick fiel auf den Schrank, in dem sie den Alkohol für besondere Gelegenheiten aufbewahrten. Er zögerte kurz, schüttelte aber dann den Kopf und verließ die Küche, er würde nicht damit anfangen seine Probleme im Alkohol zu ertränken. Eines dieser Probleme glaubte gerade zu träumen denn er war in Hogwarts und das so gut wie alleine mit seinem Severus. Gut, da waren noch fünf oder sechs Schüler und ein paar Lehrer aber im Vergleich zu der übrigen Zeit waren sie fast allein. Albus ging davon aus, dass sein Severus in dieser Zeit öfters im Kerker sein würde und genau dort wollte er auch sein. Schließlich mussten sie irgendwann ja mal miteinander reden, sonst wurde das nie was. Und er gedachte die Weihnachtsferien nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Etwas missmutig sah er auf den Stundenplan, den er bekommen hatte. Er musste wirklich Nachhilfeunterricht nehmen aber nicht, wie er gehofft hatte bei seinem Severus, sondern bei McGonagall und diesem verfluchten Geist. Aber das würde er auch schaffen, es waren nur wenige Stunden am Tag und die restliche Zeit hatte er frei für seine eigenen Pläne. Den Brief seines Vaters, dass er sich bitte anstrengen soll und seine Noten verbessern sollte, ignorierte er wie immer. Weihnachten, noch nie war dieses Fest Albus so egal gewesen wie heute. Er war die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und war erst zum Mittagessen aufgestanden, die Geschenke lagen noch völlig unberührt in der Ecke unter dem Weihnachtsbaum. Sie interessierten ihn nicht. Er hatte sich etwas zu Essen in sein Zimmer bringen lassen und kaute eher lustlos darauf rum, sein Blick fiel wieder auf die Geschenke. Mit einem Seufzen erhob er sich, er musste sich ja bei allen noch brav bedanken und dafür sollte er schon wissen, für was er sich bedanken sollte. Seine Lust stieg nicht während er die Geschenke nacheinander auspackte. Das Übliche. Der abgrundtief hässliche Pullover von Oma Molly. Irgendein sinnloses Muggelteil von Opa Arthur. Ein paar Scherzartikel, seltsamerweise nie von Onkel George sondern immer von einem anderen Mitglied der Weasleys. Von George bekam er meistens etwas durchaus Sinnvolles, besonderes Pergament, tolle Federn oder ein Fass, dass nicht auslief. Wirklich sinnvolle Dinge aber diesmal hatte er auch dafür keine Augen. Er bekam verschiedene Bücher, das von James über Quidditch warf er gleich ins Feuer, er konnte seinen Bruder nicht leiden und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Da waren Bücher darüber, wie man sich für einen Beruf entschied – natürlich von Hermine. Er mochte die Hexe aber manchmal ging sie ihm tierisch auf die Nerven, vor allem mit ihrem Bund für Elfenrechte nervte sie ihn regelmäßig. Und nicht nur ihn. Aber eines musste man ihr lassen, sie hatte Erfolg mit diesem Schwachsinn. Er hatte sich nie für Hauselfen interessiert, sie waren halt da, sie sorgten für Essen, für saubere Klamotten und Räume und sie erledigten Botengänge. Er war sie gewohnt und wollte gar nicht ohne sie leben, sie waren viel zu praktisch aber nach den neuen Gesetzen durften frei lebende Elfen nicht mehr per Zauber versklavt werden. Bis Hermine dieses Gesetz durchgebracht hatte, hatte eigentlich kein Zauberer gewusst, dass es auch freie Elfen gab und dass deren Kinder regelmäßig eingefangen und versklavt worden um dann in Zaubererfamilien abgegeben zu werden. Das war mittlerweile verboten, man konnte die freien Elfen allerdings mit den entsprechenden Arbeitsbedingungen anlocken. Nur machte das fast keiner. Albus schüttelte den Kopf und sah weiter über die Geschenke, er runzelte die Stirn als er nach einem sehr unscheinbaren Päckchen griff. Kein kitschiges Geschenkpapier, keine singenden Weihnachtsbäume, keine grellen Farben, einfach ein dunkles Silber mit einer dunkelroten Schleife. Zum ersten Mal an diesem Tag regte sich Neugier in ihm, er packte das Päckchen sorgsam aus und war bitter enttäuscht, dass es sich um ein weiteres Buch handelte. Zaubertränke für Fortgeschrittene. Wer schickte ihm so ein sinnloses Buch? Murrend schlug er es auf und fand sofort eine Schrift auf der ersten Seite. „In der Hoffnung, dass wenigstens ein Mitglied deiner Familie eine Begabung in diesem atemberaubendem Fach hat.“ Fassungslos starrte Albus auf die Schrift, er kannte diese Schrift, hatte sie so oft auf irgendwelchen Pergamenten gesehen. Doch irgendwie konnte er nicht glauben, dass gerade sein Severus ihm ein Weihnachtsgeschenk schickte. Er blätterte das Buch langsam durch und er wurde sehr überrascht denn überall waren fein säuberliche handschriftliche Kommentare. Mit jeder Seite, mit jedem hilfreichen Kommentar schlug sein Herz immer schneller. Sein Trank wirkte, sein Trank wirkte wirklich und endlich hatte er das Zeichen, auf das er so lange gewartet hatte. Aber wie sollte er damit umgehen? Er konnte ja schlecht zu ihm gehen und sich persönlich bedanken, er war sich sicher, dass Severus es abstreiten würde. Oder auch nicht? Albus kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe rum, er hatte nicht an ein Geschenk gedacht. Wieso hatte er nicht an ein Geschenk gedacht? Er hatte so viel über sich und seinen Severus nachgedacht, dass er es völlig vergessen hatte. Wie sollte er jetzt so schnell an ein Geschenk ran kommen? Mit einem resignierenden Seufzen schlug er sich gegen die Stirn, wozu hatte er eigentlich dieses dämlichen Hauselfen unter seine Kontrolle gebracht? Jetzt musste er sich nur noch überlegen was er seinem Severus schenken konnte. Zutaten für Tränke fielen gleich raus, sie waren einfach so banal. Bücher fand er absolut langweilig. Ein Gedankenblitz tauchte in ihm auf, er war wohl der Einzige, der wusste, dass sein Severus eine bestimmte Süßigkeit einfach verehrte. Niemand würde glauben, dass der Severus Snape eine Schwäche für Schokofrösche hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln rief er, „Fino!“ Mit einem Plopp tauchte der Hauself auf, man sah ihm seinen Widerwillen deutlich an und doch verbeugte er sich leicht, „Master hat Fino gerufen?“ „Jaja, habe ich. Ich will, dass du in den Honigtopf gehst und doch ein paar Schokofrösche holst. Verstanden?“, fragte Albus. „Ja, Fino hat verstanden. Wie viele möchte Master?“ „Sieben. Und ich brauche Geschenkpapier, am Besten schwarzes und Geschenkband.“ „Welche Farbe, Master?“ „Grün, ein dunkles Grün aber nicht zu dunkel. Irgendwie leuchtend. Los, jetzt verschwinde schon“, fauchte Albus. Der Hauself nickte nur und verschwand, solange er dieses Band trug, musste er gehorchen. Auch wenn er nichts lieber getan hätte als seinem eigentlichen Master alles zu erzählen. Er hatte eigentlich vor gehabt seinem Severus das Geschenk persönlich zu geben aber irgendwie hatte ihn in letzter Minute der Mut verlassen. Eine Zurückweisung konnte er nicht ertragen. Also wartete er nach dem Abendessen vor dem Wasserspeier darauf, dass sein Severus kam, sorgfältig versteckt unter dem Tarnumhang und mit zittrigen Fingern das Päckchen umklammernd. Es dauerte nicht lange bis Schritte ertönten und kurz darauf kam sein Severus in sein Blickfeld, wie immer sehr zielstrebig. Er tippte den Wasserspeier an, der sofort aufsprang und schon war er verschwunden. Jetzt musste Albus schnell sein, er legte das Päckchen vor den Wasserspeier und klopfte sehr laut und ausdauernd an. Er lauschte und tatsächlich erklangen Schritte also sprang er zurück, drückte sich an die Wand und hielt förmlich den Atem an. Der Wasserspeier sprang zur Seite, sein Severus erschien im Durchgang, den Zauberstab erhoben und einen misstrauischen Ausdruck im Gesicht. Der sich auch nicht legte als er das Päckchen auf dem Boden bemerkte. Der Blick aus diesen wunderschönen, schwarzen Augen schweifte durch den Korridor um dann wieder auf dem Päckchen zu landen, er richtete den Zauberstab darauf und schien ein paar Sprüche zu murmeln. Erst als er sicher war, dass keine Flüche darauf lagen, ließ er es hoch schweben und verschwand samt Päckchen hinter dem Wasserspeier. Dennoch wartete Albus noch ein paar Momente bis er geräuschvoll ausatmete und sich schließlich auf den Rückweg machte. Er konnte nur hoffen, dass sein Severus die Karte richtig verstand und sie sich endlich treffen konnten. Er wollte nicht länger warten. Severus versiegelte das Schulleiterbüro mit den üblichen Sprüchen bevor er sich in seine Gemächer zurück zog. Er mochte diese Gemächer auch wenn er erst mal um dekorieren musste als er hier eingezogen war aber die Aussicht machte diese Mühe mehr als wett. Auch wenn er manchmal seine Räume im Kerker vermisste, vor allem sein eigenes Labor, ja, das vermisste er. Aber er hatte seine Räume zugunsten der neuen Zaubertränkelehrerin geräumt auch wenn sie es nicht verlangt hatte. Er war allerdings der Meinung, dass der Hauslehrer von Slytherin in der Nähe seiner Schlangen sein sollte und so war er umgezogen. Sein Blick fiel auf das Päckchen und er war, gelinde gesagt, neugierig. Er hatte seine Weihnachtsgeschenke bereits erhalten, genau zwei, so wie jedes Jahr. Eines von Minerva und eines von Draco, das Erste öffnete er und das Zweite schickte er immer ungeöffnet zurück. Er hatte den Kontakt abgebrochen, fertig. Irgendwann würde es Draco auch einsehen, wer wollte schon freiwillig mit einem Krüppel befreundet sein? Er schob den Gedanken beiseite und öffnete das Päckchen mit Hilfe des Zauberstabes, er hatte schließlich nicht so lange überlebt weil er leichtsinnig war. Was allerdings hinter dem schwarzen Geschenkpapier zum Vorschein kam, erstaunte ihn über alle Maßen. Wer, bei Merlins Unterhosen, wusste, dass er diese Dinger so liebte? Er sprach noch einen Diagnosezauber über die Schachteln und versuchte dabei seine schwächliche, kratzige Stimme zu ignorieren. Er nahm den Trank in seinen eigenen Räumen nicht, die Nebenwirkungen waren einfach zu stark und sein Körper war durch die Unmengen an Tränken, die er nehmen musste, schon genug geschwächt. Zudem in letzter Zeit die Nerventränke für seinen linken Arm nicht richtig anzuschlagen schienen, er musste dringend Neue ausprobieren aber jetzt wollte er nicht darüber nachdenken. Er sah wieder auf die Schokofrösche und konnte nicht länger widerstehen. Als er allerdings mit der linken Hand nach der Schachtel greifen wollte, machten ihm seine Nerven einen Strich durch die Rechnung. Das Zittern war so stark, dass er die Hand wieder sinken lassen musste, er wusste, dass er damit eh nichts greifen konnte. Seufzend legte er den Zauberstab weg und griff mit der rechten Hand nach der Schachtel. Mit zwei Griffen war sie offen und der Frosch gefangen, so verkrüppelt war er noch nicht, dass er sich von einem Schokofrosch überlisten ließ. Er betrachtete ihn einen Moment, es war schon ewig her, dass er sich einen gekauft hatte und das obwohl er sie wirklich liebte. Warum eigentlich? Er wusste es nicht wirklich, zuckte aber dann mit den Schultern und biss dem Frosch einfach den Kopf ab. Zwei Schokofrösche später fand Severus die Karte. Da ihm noch nicht schlecht geworden war oder er sonstigen Anzeichen einer Vergiftung gemerkt hatte, ging er kurzerhand einfach mal davon aus, dass es ein Schreiben seines anonymen Schenkers war. Natürlich war er nicht ganz so naiv, neben ihm stand eine Phiole mit einem Antigift-Trank. Er wischte sich die Finger ab und griff nach der Karte, er hatte eine dumpfe Ahnung, von wem sie kam. „Vielen Dank für das Buch, ich werde Ihnen zeigen, dass ich dieses Fach durchaus ernster nehme als der Rest meiner Familie. Natürlich möchte ich mich revanchieren und habe mir erlaubt, Ihnen eine Kleinigkeit zu schicken. Ich hoffe, ich konnte Ihren Geschmack treffen. Ich hätte mich gerne persönlich bei Ihnen bedankt aber mir fiel leider keine Möglichkeit dazu ein. Vielleicht haben Sie ja eine Idee, wie ich das bewerkstelligen könnte.“ Es bedarf keiner Unterschrift, er kannte die Schrift und er war nicht wirklich überrascht, dass der Junge wusste, dass das Buch von ihm war. Er wollte sich also persönlich bedanken? Das ging nicht. Er durfte dem jungen Potter nicht näher kommen, Potter Senior würde ihn persönlich nach Askaban bringen wenn er auch nur einen Hauch einer Ahnung davon hätte. Nein, das ging nicht. Oder doch? Aber was wollte der Junge überhaupt von ihm? Nur sich bedanken? Severus schüttelte den Kopf, er musste sich zusammen reißen. Er musste sich diese sinnlosen Fantasien aus dem Kopf schlagen, der Junge hatte garantiert nicht so ein Interesse an ihm. Er seufzte leise, nahm sich geistesabwesend noch einen Schokofrosch und las die Karte noch einmal. Dann fiel sein Blick wieder auf die übrigen Schokofrösche. Woher wusste der Kerl, dass er diese Dinge so liebte? Gut geraten? Wohl kaum, Severus glaubte nicht an Zufälle also musste er es irgendwie raus gefunden haben. Ein Gedanke blitzte in seinem Kopf auf, wieso hatte er da nicht früher dran gedacht? Wie der Vater, so der Sohn und es würde ihn nicht wundern, wenn Albus denselben, seltsamen Tarnumhang hatte wie Potter Senior. Das würde zumindest erklären woher er das mit den Schokofröschen wusste. Aber das würde auch heißen, dass er ihm irgendwann nach geschlichen war. Mit einem Stirnrunzeln griff Severus nach seinem Zauberstab und sprach einen Aufspürungszauber aus. Normal hätte ihm der nichts genutzt denn solange er nicht wusste wonach er suchte, fand der Zauber auch nichts. Wusste man allerdings wonach man suchte, war dieser Zauber fast unfehlbar. Doch er schlug nicht an, scheinbar war er doch zu paranoid. Nun, das hatte ihm viele Jahre lang das Leben gerettet. Mit einem Schnauben erhob sich Severus, schob den Zauberstab in seinen Ärmel und verließ seine Räume. Er brauchte Ablenkung und die würde er am ehesten im Tränkelabor finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)