Das Glück kehrt zurück von Luftschloss (Fortsetztung von "Glück im Unglück") ================================================================================ Kapitel 1: Nordsee (alt) ------------------------ Als ich sie so am Strand stehen sehe, kann ich nicht anders als sanft zu lächeln. Sie hat sich so sehr verändert, zum Guten natürlich. Ich leg mich zurück auf mein Handtuch und schau zum, fast zu blauen Himmel. Ich hab Alex vor fast genau drei Jahren getroffen und sie war kein sehr offener Mensch. Was mir Mark dann erzählt hat, macht das mehr als nur verständlich, nachdem Melissa das mit ihr abgezogen hat. Ich werde stocksauer allein wenn ich nur ihren Namen denke. Alex ist immer noch in Therapie, aber es wird besser, es geht bergauf. Als ich sie zum ersten Mal getroffen habe, sah sie wirklich schrecklich aus. Neben mir zückt Lola ihre Kamera und schießt ein paar Fotos. Ich muss grinsen. Vor zwei Wochen haben wir beschlossen alle zusammen an die Nordsee zu fahren, um uns ein paar schöne Tage zu machen. Wie ich finde, das Beste was wir machen konnten. Alex im Bikini zu sehen ist schon ein Hammer Anblick. Schon wieder muss ich grinsen, aber diesmal weil ich ein paar nicht ganz jugendfreie Gedanken hab. „Was grinst du denn schon wieder vor dich hin?“ Alex beug sich über mich. „Ach, ich grinse?“ Ich setzt mich auf und schau sie an. „Ja, von einem Ohr bis zum Anderen.“ Ihr Lächeln, ein einziges Strahlen. „Na wenn du das sagst muss es wohl stimmen.“ Sie setzt sich zu mir und ihr Blick wandert schon wieder zum Wasser. „Ich liebe es hier.“ Wieder streicht sie sich eine Locke aus dem Gesicht. „Gut das wir hergefahren sind.“ „Ja, da kann ich nur zustimmen.“ Fabien, die gerade dabei ist eine Sandburg zu bauen, grinst in unsere Richtung. Ich weiß gar nicht wie sie immer so gut gelaunt durch die Gegenlaufen kann, aber so ist Fabien nun mal. Mit zweiundzwanzig immer noch ein kleines Mädchen. Aber genau das macht sie zu einer unvergleichlich, guten Freundin. Genau wie Josh, unserem kleinen Realist. Die beiden sind eigentlich die totalen Gegensätze und doch haben sie tatsächlich vor zu heiraten. „Über was denkst du denn schon wieder nach?“ Mark hat meinen starren Blick bemerkt, den ich immer habe, wenn ich in Gedanken versinke. „Ich? Nichts.“ Ich lächel ihn an und er dreht sich wider zu Chris um. Nach einer weiteren Stunde am Strand, beschließen wir dann zurück zum Haus zu fahren, das wir für eine Woche gemietet haben. Ich muss sagen Hooksiel, das Feriendorf in dem das Haus steht, ist wirklich wunderschön. Wir haben uns diese Ferien wirklich alle verdient, besonders Alex, die zurzeit sowieso so viel um die Ohren hat, mit dem Laden den sie vorhat zu eröffnen. Ja, Alex hat eindeutig Talent, in dem was sie tut. Es ist zwar extrem stressig für sie, aber es lohnt sich. Am Abend gehen wir essen und machen uns auch sonst noch einen schönen Tag. Am vorletzten Ferientag, wecken mich Alex Haare die mich an der Nase kitzeln. Neben mir liegt sie, immer noch schlafend. Ich setzt mich auf und schau zum Fenster, die Sonne scheint. Blauer Himmel. Ich will meinen Engel nicht wecken, also zieh ich mich ganz leise an und geh runter in die Küche. „Morgen.“ Chris sitzt am gedeckten Tisch und liest in der Zeitung. „Lecker, frische Brötchen.“ Er lächelt mich an. „Dir auch einen guten Morgen.“ Ich setz mich. „Schlafen sonst alle noch?“ „Ich schätze schon, obwohl es langsam Zeit wird, sonst können wir uns den Gang zum Strand sparen.“ „Da könntest du Recht haben.“ Ich beiße einmal von meinem Brötchen ab und geh dann nach oben. Erst weck ich Alex mit einem sanften Kuss. „Aufstehen mein Schatz.“ Sie dreht sich mit einem Murren von mir weg. „...as.. ich… lafen.“ Ich muss grinsen. „Hey, es ist schon spät. Du willst doch noch an den Strand, oder?“ Sie schaut mich verschlafen an und nickt. „Na dann.“ Ich stell mich in den Flur. Wen zuerst? Warum nicht alle auf einmal? Ich grinse breit. Ich öffne alle Türen. „AUFSTEHEN.“ Aus allen Zimmer hört man Beschwerden. „Selber Schuld. Ihr hättet ja auch von allein aufstehen können.“ Zufrieden geh ich wieder nach unten. „Ich glaub in ner Stunde können wir los.“ „Du bist schon so eine.“ Ich streich mir durch meine kurzen blonden Haare und grinse breit. Aus der einen Stunde werden am Ende doch Zwei und um drei sind wir dann endlich wieder am Strand. Ebbe. „Jetzt haben wir uns so beeilt.“ Fabien schmollt. „Das ändert auch nichts daran, dass das Wasser weg ist.“ Josh legt sein Handtuch in den Sand. „Musst eben ein bisschen laufen.“ „Au ja.. lasst uns eine Wattwanderung machen. Ja?“ Fabien hüpft wie ein kleines Mädchen durch die Gegend und piekt Mark in die Seite. „Kommt schon. Macht schnelle.“ „Geh doch schon vor. Wir finden dich schon.“ Bevor Alex zu Ende gesprochen hat, ist die Kleine auch schon weg. „Einfach nicht zu stoppen.“ Wir sind dann auch bald so weit und folgen Fabien. Der Schlamm unter meinen Füßen fühlt sich kalt an und quetscht sich zwischen unseren Zehen durch. Nach kurzem laufen kommen wir an eine Stelle in der noch Wasser steht und es rund um den kleinen See extrem matschig ist. Fabien überlegt nicht lang und hüpft leichtfüßig hinein und versinkt so gleich bis zu den Hüften im braun-grauen Schlamm. Josh kriegt sich nicht mehr vor lachen, während Mark versucht unser kleines Kind zu befreien. „Kommt ihr klar?“ Ich nehme Alex Hand und lauf Richtung Wasser, nachdem Chris uns versichert hat schon damit fertig zu werden. Auch er kann sich ein grinsen nicht verdrücken. Alex liebt das Meer. Sie meint wenn sie aufs Wasser schaut, das Getöse der Wellen hört, dann kann sie vergessen und man bekommt nur schwer das Lächeln aus ihrem Gesicht. Wasser hat eine beruhigende Wirkung auf sie. Auch wir haben uns am Wasser getroffen. An einem kleinen See in der nähe der Stadt. Damals war ich gerade auf dem Heimweg, ich hatte ein Vorstellungsgespräch bei einer kleinen Grafikdesign Agentur, als ich sie sah. Alex hat mir dann später erzählt, dass sie gerade von der Therapie kam. Sie stand also da und ich konnte einfach nicht anders als sie anzusehen. Ich glaub es war eine gute viertel Stunde die wir einfach nur so da standen. Sie starrte aufs Wasser und konnte meinen Blick nicht von ihr wenden. Als sie sich dann umdrehte und mich bemerkte, lächelte ich sie an. Alex wandte sich schüchtern ab. Ich weiß noch wie ich sie angesprochen hab. Ich kann mich an das Zittern in ihrer Stimme erinnern. Und ich weiß wie sie dann weggelaufen ist. Da ich keine Ahnung hatte wer sie war, wartete ich jeden Tag am See und ich hatte Glück. Ich hab eine Menge Geduld an sie verbraucht. Jede Menge Zeit damit invertiert, ihr wieder das Gefühl zugeben jemandem vertrauen zu können. Vor einem Jahr dann hab ich es geschafft. Ich war ja auch hartnäckig genug gewesen. Zwei Jahre lang bin ich nicht von ihrer Seite gewichen, hab ihr zugehört und meine Schulter war jederzeit für sie da. Ich konnte nicht anders, als für dieses wunderbare Geschöpf da zu sein. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, sie allein zu lassen. Es ging einfach nicht. So oft sie mich auch abwies und meinte ich sollte sie allein lassen. Ich hab es nie getan. Es war wohl Schicksal das wir uns finden. Als wir dann vor einem Jahr ein Paar wurden, ging alles ganz schnell. Sie zog zu mir und machte sich daran alles zu regeln um ihren eigenen Laden zu eröffnen. Sie plante alles genau und jobbte neben bei um ein teil der Miete zu zahlen. Sie wollte mir nicht auf der Tasche sitzen und ich ließ es zu. Ich genieße jeden Tag mit ihr. Freue mich wenn ich nach Hause komme und sie mich grinsend begrüßt. Ich liebe die Nächte die wir zusammen im Bett verbringen. Und nicht nur Alex hat sich verändert, auch ich bin anders geworden. Vor Alex war mir einiges Egal. Ein wohl bekanntes Gefühl auf meiner Wange holt mich zurück. Alex Lippen. Ich dreh mich zu ihr um und grinse. „Lass mich doch ein wenig träumen.“ „Dann lass mich wenigstens mit träumen.“ „Ich hab daran gedacht wie wir uns getroffen haben.“ „Am See.“ Wir sind am Wasser angekommen und sie Wellen rollen leicht und kühl über unsere Füße. „Ja.“ Ich grinse. Die stille Zweisamkeit dauert nicht lange an. Schon sind die Anderen wieder bei uns und albern im Wasser herum. Wir bespritzen uns gegenseitig und haben Spaß. Der Urlaub geht langsam aber sicher dem Ende zu und ehe wir uns versehen müssen wir auch wieder packen. Und ab geht es wieder nach Hause. Kapitel 2: Zu Hause (alt) ------------------------- So.. erst mal ein paar Worte: Tut mir Leid das es so ewig gedauert hat bis was neues kam, aber ich hatte einfach keine Lust mehr.. Jetzt hab ich mich aufgerafft was zu tun Allerdings auch nur bedingt Da ich grad mitten in den Vorbereitungen für meine Gesellenprüfung stecke und bei der Arbeit so viel zu tun ist.. wird es zur Zeit nur schleppend vorran gehen und ich muss mich erst wieder ein wenig in die Geschichte hineinverstzen.. also verzeit ^^" Und jetzt.. viel Spaß --------------------------------------------------------------- Ich lass mich völlig fertig auf unser Sofa fallen. Wir haben entschlossen, bevor wir fahren noch einmal zum Strand zu gehen. Da Fabien einfach nicht gehen wollte, lief es drauf hinaus das wir fast die ganze Nacht dort geblieben sind. Die Fahrt war der Horror. Ich hasse Autofahren ja schon so und schlafen kann ich dann auch nicht. Alex hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt und schlummerte friedlich vor sich hin, während ich damit beschäftigt war Josh wach zu halten. Fabien schlief auf dem Beifahrersitz. Mark, Chris, Lisa, Alina, Amelie und Lola sind mir Marks Wagen gefahren. Ich wollte da nicht mitfahren, nicht wegen Marks Fahrkünsten, sondern weil das Auto an sich kein sehr zuverlässigen Eindruck auf mich hat. Nach knapp Acht Stunden Autofahrt waren wir dann endlich da. Zu Hause. Ich hab noch zwei Tage frei und Alex muss auch noch warten bis das mit dem Laden alles geklärt ist. Ihr Vater hat sich mit ihr darum gekümmert. Und auch ein Teil des Startkapitals stammt von ihren Eltern, um den Rest wollte sie sich selbst kümmern. Sie will neu anfangen, auf eigenen Füßen stehen. Manchmal übertreibt sie es, dann will sie von niemandem Hilfe. Ich weiß nicht ob das so gut ist, aber sie sieht es auch schnell ein, dass sie allein nicht weiter kommt. „Lass uns was kochen.“ Meine Süße beugt sich über mich und grinst. „Bitte was?“ Ich hör mich nicht nur leicht schläfrig an, sondern bin es auch. „Ich hab Hunger“ „Und ich bin todmüde. Ich hab während der Fahrt nicht schlafen können.“ „Selber Schuld. Ich hab wunderbar geträumt.“ „Das weiß ich.“ Ich setz mich auf und geb ihr ein kurzen Kuss. „Du kannst ja was kochen während ich mich eine Runde aufs Ohr hau.“ „Sicher.“ Sie geht in Richtung Küche. „Beschwer dich dann aber danach nicht, dass es nicht schmeckt.“ Ich bleib im Türrahme zum Schlafzimmer stehen. „Wann hab ich das jemals getan.“ Ich grins sie breit an. „So gut wie jedes Mal wenn ich dir was zu essen mach.“ „Aber ich esse es aber auch jedes Mal schön brav auf. Nur weil du dir so viel Mühe gibst.“ Ich dreh mich um. „Und weil ich Hunger hab.“ „Geh schlafen.“ Das tu ich dann auch. Ich fall praktisch schon ins Bett und kaum liege ich, bin ich auch schon eingeschlafen. Wach werde ich, weil sich Alex leise neben mich setzt und mir ein Kuss auf die Wange haucht. „Wenn du jetzt nicht aufstehst, kannst du heut Nacht nicht mehr Schlafen.“ Ich leg mich auf den Rücken und lächele verschlafen. „Och, ich hatte heut Nacht sowieso schon was anderes vor.“ „Wie du meinst.“ Sie steht auf. „Aber das Essen ist fertig.“ Sie verlässt das Zimmer und meine hungrigen Blicke folgen ihr. Ja.. ihre Kochkünste sind eine Sache für sich. Ab und an neigt sie dazu zu experimentieren und das kann man dann auch nur bedingt essen. In der Küche angekommen richt es allerdings gar nicht schlecht. „Was gibt’s denn Feines?“ Ich setz mich an den kleinen Tisch. „Nudelauflauf. Den kann selbst ich nicht verunstalten.“ Alex trägt die Auflaufform zum Tisch stellt sie ab. Wir schöpfen uns. Meine Wohnung hat nicht sonderlich viele Räume, aber dafür wunderschön Große. Ein Schlafzimmer und eine riesige Wohnküche. Ein geräumiges Bad mit Dusche und freistehender Badewanne und ein Gästeklo. Ein kleiner Traum den ich mir gegönnt hab, nachdem ich hergezogen bin. Ich hab es einfach gebraucht und ich hatte wahnsinniges Glück bei der Wohnung. Eine Bekannte gehört die Wohnung und sie wollte sie billig vermieten, weil sie nach Afrika wollte und auch dort geblieben ist. Jetzt bekommt sie etwas Geld und ich eine geniale Wohnung. Wobei ich erwähnen sollte, dass es nicht ganz so einfach war, wie es sich anhört. Auf jeden Fall war diese Wohnung der Schlussstrich von meinem alten Leben, den ich brauchte. Es war sehr schwer, die Stadt, in der ich aufgewachsen war, zu verlassen, aber es musste sein. „Was schaust du denn so finster?“ Meine Freundin schaut mich an. Ich schau sie fragend an. „Ich?“ „Wer denn sonst?“ Sie grinst. Sie ist so hübsch wenn sie grinst. „Ich hab nur an früher gedacht.“ Kapitel 3: Aller Anfang ist schwer (2018 neu) --------------------------------------------- Ich komme gerade von meinem Vorstellungsgespräch, das dritte an diesem Morgen und es lief um einiges besser als die Beiden davor. Jetzt kaufe ich mir ein belegtes Brötchen und Kaffee vom Bäcker, mach mich auf den weg in ein nahegelegen Park und mach es mir dort auf eine Bank bequem. Nachdem mein Essen verschlungen und der Becher leer ist, hohl ich meine Ohrhörer und ein Buch aus der Tasche, um noch ein wenig das Wetter zu genießen. Bei diesem schönen Frühlingstag, gibt es nichts herrlicheres, als in der Sonne zu sitzen und während dem Lesen seiner Lieblingsmusik zu lauschen. Gegen viertel nach Zwölf klingelt mein Handy und meine Schwester, bei der ich zur Zeit wohne, möchte wissen wie das Vorstellungsgespräch lief. „Ich hab ein gutes Gefühl beim Letzten gehabt, ich denke das könnte was werden. Wäre auch genau das wonach ich gesucht habe.“ Wir quatschen noch ein wenig, zum Beispiel das ich doch bitte noch einkaufen gehen soll, und dann leg ich auf. Während ich mein Telefon in meine Jackentasche stecke, fällt mir eine junge Frau auf die gedankenverloren vor dem kleinen See, der zentriert im Park liegt, steht. Sie trägt eine Jeans und eine geblümte Jacke. Ihre schulterlangen braunen Locken werden von dem lauen Frühlingswind ein wenig verweht und es scheint als würde die Zeit stehen bleiben. Ihre Haare glänzen in der Sonne und obwohl ich dieses geheimnisvolle Geschöpf nur von hinten sehe, weiß ich das sie nur wunderschön sein kann, das muss sie einfach. Noch immer läuft alles in Zeitlupe und mein Herz klopft so stark, das sie es einfach hören muss. Es ist mir noch nie passiert, das mein Körper und mein Kopf so stark auf eine Person reagiert hat, ja, ein wenig vielleicht, aber noch nie so stark wie an diesem Mittag. Meine Gedanken überschlagen sich, versuchen das irgendwie zu erklären und kommen auf nur eine einige Erklärung. Liebe auf den ersten Blick. Manche würde mich für verrückt halten, aber ich kann es nicht anders erklären. Die einzig einigermaßen funktionierende Beziehung hatte ich mit siebzehn und selbst die konnte man nicht als solche bezeichnen. Ich hatte kein Glück bei Frauen, was auch viel mit mir zu tun hat. Bis ich vor einem Jahr zu meiner Schwester gezogen bin, hatte ich extreme Problem mit Alkohol und Drogen. Das hat mit neunzehn Angefangen und endete damit, das ich zusehen musste wie ein Freund an einer Überdosis starb. Das änderte alle und ich flehte meine Schwester, Krankenpflegerin, an mich, mit neunundzwanzig, bei ihr aufzunehmen und mir zu helfen. Ich musste weg von den Menschen mit denen ich herumlungerte und es war der Horror. Zum Glück half mir meine Familie wieder auf die Beine zu kommen. Das einzige was mir von alle dem übrig geblieben ist, sind Aggressionen und einen kleinen psychischen Knacks, aber das ist besser, als tot zu sein. Ich hab so in Gedanken verrannt, das ich nicht mitbekommen habe wie die junge Frau sich umdreht mich ansieht und schüchtern zur Seite sieht. Ich stehe nur wenige Schritte von ihr entfernt und weiß gar nicht, wann ich von der Bank aufgestanden und zu ihr gelaufen bin. „H.. Hey.“ Ich lächle sie schief an und hebe meine Hand. „Schönes Wetter, oder?“ Schöne Wetter? Was zum Teufel? Sonst bin ich auch nicht auf den Mund gefallen. „J.. Ja.“ Sie macht keine Anstalten mir in die Augen zu sehen, aber ich hatte Recht, sie ist sehr hübsch und ich schätze sie ist um die zwanzig Jahre alt. Noch bevor ich ein weiteres Wort sagen kann, ist sie an mir vorbeigelaufen und ich bin so perplex das ich nicht reagieren kann. Als ich mich dann doch noch umdrehe, sehe ich sie wie sie kurz stehen bleibt und anscheinend kurz überlegt wieder umzudrehen, aber sich dann doch dagegen entscheidet und aus dem Park rennt. Was war denn das? Hab ich was im Gesicht, oder sehe ich so schlimm aus mit meinen kurzen blonden Haaren und Piercings im Gesicht? Nein, daran kann es nicht liegen, vielleicht hab ich sie gestört, aber das lass ich nicht auf mir sitzen. Ich beschließe die nächste Woche jeden Mittag herzukommen, denn offensichtlich gefällt ihr der kleine See sehr und ich bin mir sicher das sie öfter hier ist. Kapitel 4: Geduld ist Alles --------------------------- Zuhause erwartet mich schon Rebecca, die es sich auf dem Balkon bequem gemacht hat. Wie sie mich gebeten hat, habe ich eingekauft und fülle den Kühlschrank mit den Einkäufen. Danach setzt ich mich zu ihr in die Sonne. „Was hast du denn noch so lange gemacht? War viel los beim Einkaufen?“ Sie schiebt kurz ihre Sonnenbrille hoch und schielt zu mir rüber. „Nein, hab noch ein wenig im Park gelesen.“ Von der mysteriösen Frau erzähl ich erst mal nichts, sonst hält sie mich noch für verrückter, als ich sowieso schon bin. „Na da hattest Recht.“ Meine Schwester lehnt sich wieder zurück. „Wann bekommst du Bescheid ob du genommen wirst oder nicht?“ „Im laufe der Woche. Drück mir die Daumen.“ „Und wie ich das tue.“ Sie grinst breit. „Damit du dir endlich eine eigene Wohnung leisten kannst und mir nicht länger auf die Nerven gehst.“ „Du liebst es das ich hier bin, wer geht denn für dich einkaufen wenn ich weg bin.“ Ich strecke ihr die Zunge raus und steh wieder auf. „Ich setzt mich noch an ein paar Bewerbungen.“ „Ist gut.“ Sie ignoriert gekonnt meine vorherigen Worte und sonnt sich weiter. In ihrem kleinen Gästezimmer, das ich seit einem Jahr bewohne, steht nur ein Bett und ein Schrank, aber das genügt mir vollkommen. Und so setzte ich mich aufs Bett, klapp meinen Laptop auf und suche weiter nach offenen Stellen und tippe die dazu passenden Bewerbungstexte. Zu meinem Glück habe ich schon Erfahrung in der Branche und kann mit einigen Praktika und ein paar Jahren Berufserfahrung punkten, aber selbst darauf ist kein Verlass. Aber falls man mich dann zu einem Gespräch einlädt, steche ich mit meinem Enthusiasmus und meiner Begeisterung, hoffentlich, heraus. Man darf mich nur nicht nach meinem fehlenden letzten Jahr im Lebenslauf fragen, denn ich bin ehrlich und antworte jedes mal, mit der Wahrheit, Entzug, was nicht immer gut ankommt. Doch bei dem Gespräch heute, hatte ich das Gefühl hat Respekt vor dem was ich geschafft habe und sieht nicht nur das schlechte, was davor anscheinend nicht so gut gelaufen ist. Ich finde einfach, man sollte einen neuen Job nicht mit lügen anfangen. So bin ich nun einmal. Ehrlich. Am nächsten Tag steht nichts an, außer das ich gegen zwölf wieder in dem Park von gestern sitze und auf eine ganz bestimmte Person warte, die sich den ganzen Mittag nicht zeigt und auch nicht am Tag darauf. Aber es gibt dennoch gute Nachrichten, die kleine Grafikdesign-Agentur hat mich tatsächlich zum Probearbeiten eingeladen, am kommenden Montag. Also sitze ich hier, auf der Bank, wie auch die gesamte letzte Woche, und genieße mein Mittagessen und da steht sie wieder, an dem kleinen See, wieder in Jeans und der selben geblümten Jacke. Es ist wie ein Déjà-vu und mein Herz macht ein Hüpfer. Ich gehe nicht zu ihr rüber, sondern bleibe sitzen, denn ich will sie nicht verscheuchen, wie ein Reh schau ich ihr einfach nur fasziniert zu wie sie dort steht. Auch wenn ich sonst ein sehr ungeduldiger Mensch bin, hierbei kann ich warten. Als sie sich umdreht und mich sieht zuckt sie leicht zusammen und ich lächle sie nur an und winke ihr kurz zu. Ganz langsam hebt auch sie leicht ihre Hand und winkt tatsächlich zurück, was mich noch breiter lächeln lässt. Was dann folgt kann ich nicht fassen, sie lächelt wirklich ein klein wenig zurück und geht dann, aber sie hat mich eindeutig angelächelt. Jetzt bin ich Feuer und Flamme und mir ziemlich sicher das wir uns am nächsten Montag wiedersehen werden. Gegen eins sitze ich wieder vor meinem Computer, den man mir für heute zugeteilt hat und arbeite an einem Flyer den man mir zum bearbeiten aufgegeben hat. Es macht Spaß wieder zu arbeiten, wieder etwas zu tun zu haben und ich glaube ich stelle mich ganz gut an. Am Abend ist der Chef ganz begeistert von meinem Ergebnis und auch das es schon Druckfertig gespeichert wurde. „Ich denke du würdest hier ganz gut reinpassen.“ Er lächelt mich freundlich an. „Wir haben morgen noch einen Kandidaten zum Probearbeiten bei uns, dann melde ich mich.2 „Ich würde mich freuen hier arbeiten zu dürfen, mir gefällt ihr Team wirklich gut.“ Wir verbleiben so, dass er sich morgen Abend bei mir meldet, ob es dann eine Zusage oder Absage ist, werde ich dann sehen, aber ich habe, wie nach dem Vorstellungsgespräch, ein gutes Gefühl. „Na? Wie lief es?“ Meine Schwester steht am Herd und brutzelt und ein Abendessen zusammen. „Richtig gut. Morgen Abend weiß ich dann mehr. Ich hoffe so sehr das es klappt, ein geregelter Tagesablauf wäre toll.“ „Den hattest du auch hier, aber ich weiß was du meinst.“ Sie reicht mir zwei Teller und ich decke damit den kleinen Küchentisch. Solang ich mich erinnern kann, ist meine Schwester schon single, sie meint so gefällt es ihr besser. Ich kann sie mir denke ich, auch nicht in einer Beziehung vorstellen, sie reist gern allein durch die Weltgeschichte und geht mit ihren Freundinnen in Clubs. Ich hab den Job. So sitze ich also wieder am Montag in meiner Mittagspause in dem Park, auf der selben Bank wie immer und lächle der jungen Frau zu, mit meinem Mittagessen auf dem Schoß und meinem Buch in der Hand.. Dieses mal wirkt sie nicht mehr ganz so schüchtern wie die ersten beiden Male als ich sie gesehen habe, denn sie streicht sich eine Locke hinters Ohr und kommt langsam auf mich zu. „Hallo. Darf ich mich dazu setzten.“ Sie deutet auf den Platz neben mir. „Natürlich, wenn es dich nicht stört das ich esse und lese.“ Sie lächelt nur und setzt sich, während sie in ihren kleinen Rucksack greift und ein kleines Buch und einen Stift auspackt. „Gar nicht, wenn es dich nicht stört, dass ich etwas zeichne.“ Und so sitzen wir still nebeneinander und ich grinse innerlich breit, derweil schiele ich immer wieder zu ihr rüber und bemerke die Narben an ihrem Unterarm, was ich mir aber nicht anmerken lasse. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und ich bin die Letzte die etwas dagegen sagt. Viertel vor Eins packe ich meine Sachen zusammen und steh auf, gefolgt von den Blicken der schüchternen Schönheit. „Ich muss wieder arbeiten, meine Mittagspause ist vorbei.“ „Ist gut.“ Offenbar hat sie heute einen guten Tag, denn sie klingt fröhlich und etwas selbstbewusster. „Nächste Woche zur selben Zeit?“ Ich grinse sie an. „Ich bring Kaffee mit.“ Ohne auf ihre Antwort zu warten mach ich mich auf den Weg, um mich dann noch kurz um zu drehen und sie kopfschüttelnd grinsen zu sehen, was mich zum lachen bringt. Ich bin mir ziemlich sicher sie nächste Woche wieder zu sehen. Und so wird es eine super Woche, denn ich bin verdammt gut gelaunt und hab Spaß an der Arbeit. „Was ist denn mit dir los?“ Becky schaut mich und sieht etwas schockiert aus. „Wer bist du und was hast du mit Jodi gemacht?“ „Ich hab einfach gute Laune, ist das so ungewöhnlich?“ Ich schöpfe mir etwas von dem Nudelauflauf, den sie gekocht hat. „Liegt vermutlich an dem neuen Job, der mir wirklich gut tut.“ Sie zuckt nur mit den Schultern und denkt sich wahrscheinlich erst mal ihren Teil, denn ich kann ihr ansehen, sie mir nicht glaubt, dass es nur an der Arbeit liegt. Nach dem Essen, wo sie genug Zeit hatte, sich zurecht zu legen was sie mir zu dem Thema zu sagen hat, setzt sie sich zu mir auf den Balkon und zündet sich eine Kippe an. „Da ist doch noch mehr. Nur die Arbeit, das kann es nicht sein.“ Ich lehne mich zurück, genieße die Abendsonne und grinse nur. „Wusste ich es doch.“ Sie lacht. „Eine Kollegin?“ Das ich lesbisch bin, weiß meine Familie schon seit ich vierzehn bin und haben es relativ gut aufgefasst. „Oh Gott, spinnst du? Und mir damit schon am Anfang die Arbeit zur Hölle machen, niemals.“ „Also wer dann? Ich will Details.“ Sie zieht an ihrer Zigarette und pustet den Rauch in die Höhe. „Du musst nicht alles wissen, außerdem weiß ich ihren Namen noch nicht einmal und wenn ich dir erzähle was mir passiert ist, hältst du mich sowieso für verrückt. Du mit deiner komischen Einstellung zur Liebe.“ „Die ist nicht komisch, ich hab einfach nur keine Interesse daran, das ist alles. Mir irgendjemanden an den Hals binden und gezwungenermaßen meine ganze Zeit mit demjenigen zu verbringen, ist einfach nicht das was ich will, das ist alles. Also erzähl schon, ich bin neugierig.“ Ich überlege kurz und seufze dann. „Du darfst aber nicht lachen, nur weil du das Gefühl nicht kennst.“ „Na jetzt bin ich mal gespannt.“ Sie nimmt noch einen Zug und sieht wirklich ernsthaft interessiert aus. „Na gut, ich weiß aber nicht ob ich die richtigen Worte dafür finde.“ Sie sagt nichts und schaut mich nur neugierig an. „Ich denke es war dieses bekannte Hollywood-Liebe-auf-den-ersten-Blick-Ding. Die Zeit stand kurz still und mir wurde ganz anders. Das war das erste Mal, das ich jemanden wirklich kennenlernen wollte. Nicht nur diese typische, die Frau sieht scharf aus, ich will mit ihr einfach nur vögeln. Es ist was ganz anderes. Schwer zu erklären und dann auch noch einer Liebesverweigerin.“ Ich schau sie fragen an, denn ich hab keine Ahnung ob sie mir folgen kann. „Na das hört sich stark nach was Ernstem an.“ Meine Schwester treffen überraschte Blicke meinerseits. Ich kann nicht glauben was aus ihrem Mund kommt. „Na hör mal. Das ich selbst das nicht brauche, heißt nicht das ich es nicht verstehe. Jetzt guck mich nicht so an.“ Sie nimmt den letzten Zug und drück dann ihre Zigarette aus. „Hast du sie schon angesprochen?“ Ich krieg mich wieder ein. „Ja, aber ich glaub das wird schwierig.“ Ich versinke tiefer in dem Balkonstuhl. „Sie wirkt sehr schüchtern und zurückhaltend. Ich weiß nicht ob ich an sie ran komm. Wobei heute hat sie mich angesprochen, es war allerdings nur ein kurzer Wortwechsel. Besser als beim ersten Mal, wo sie abgehauen ist.“ Meine Schwester lacht. „Ehrlich? Abgehauen?“ Ich straf sie mit bösen Blicken. „Guck nicht so böse, du kannst schon einschüchternd wirken. Ich schätze mal, dass du zuerst auf sie zu bist und heute ist sie von allein zu dir gekommen. Da müsste dir doch ein Muster auffallen?“ Sie hat recht. „Wenn du Geduld und viel Zeit mitbringst, wird das vielleicht was.“ Sie steht auf und gibt ihrer kleinen Schwester, also mir, ein Kuss auf die Stirn. „Viel Glück dabei, das wirst du brauchen, bei deiner geringen Geduldsspanne.“ Sie geht rein. „Ich mach mich fertig für die Nachtschicht und bin dann weg.“ Ihre Worte geben mir zu denken und komme zu dem Schluss, dass sie Recht haben könnte. Kapitel 5: Auf ein Kaffee ------------------------- Am Montag morgen gehe ich schon mit einem breiten Grinsen aus der Wohnung und begrüße, überfreundlich, die alte Dame die neben uns wohnt. Sie ist erst total überrascht, antwortet dann aber auch mit einem ´Guten Morgen´ und lächelt mich fröhlich an. Auch auf dem Weg zur Arbeit kann mir nicht einmal der überfüllte Bus meine gute Laune nehmen, denn ich weiß das ich in der Mittagspause mit zwei Kaffee auf der Bank sitzen werde und sie wiedersehe. Allein der Gedanke daran ist unbeschreiblich. Und so vergeht der Vormittag wie im Flug so das ich beschwingt mit zwei Bechern in den Park gehe. An dem üblichen Platz setzte ich mich hin, stelle den Kaffee für sie neben mich, dazu zwei Päckchen Zucker, denn ich weiß ja nicht wie sie ihn gerne trinkt. Ohne weiter daran meine Gedanken zu verschwende, wende ich meinem belegten Brötchen und dem neusten Buch meines Lieblingsautoren. Ein paar Minuten später taucht sie auch schon auf, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und ihrer Blümchenkaffee. „Hi.“ Sie sieht den Kaffee und grinst leicht. „Danke.“ Bis ich meine Essen gegessen habe schweigen wir uns an, währen sie ihren Kaffee schlürft und auf den See schaut. „Ich bin übrigens Alexandra.“ Sie wendet den Blick nicht vom Wasser ab. „Alex.“ Innerlich bin ich am jubeln, doch ich bleib cool. „Jodi.“ Wieder eine längere Pause. „Was liest du da?“ Ich hebe das Buch, so das sie den Titel lesen kann. „Davon hab ich gehört. Ist es gut.“ Sie hat eine schöne, melodische Stimme. „Bis jetzt schon.“ Ich stecke mein Lesezeichen zwischen die Seiten und lege es zur Seite, in der Hoffnung mehr mit ihr zu reden. „Aber der Auto ist toll, deswegen muss es gut sein.“ „Um was geht es denn?“ Sie nimmt einen Schluck und schaut mir wirklich kurz in die Augen. Nur nicht euphorisch wirken, ganz ruhig bleiben, es ist wie mit einem Reh, langsam und still bewegen. Und so fasse ich ihr kurz zusammen was bisher passiert ist und sie lauscht interessiert. Wir reden ein wenig über Bücher und die Zeit vergeht viel zu schnell. Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass es höchste Zeit ist zurück in die Agentur zu gehen. „Tut mir Leid, aber ich muss wieder los.“ Dabei lief es gerade so gut. „Kein Problem.“ Sie lächelt leicht. „Ich nehme an, nächsten Montag wieder hier? Denn ich glaube ich schuld dir ein Kaffee“ Nach einer kurzen Verabschiedung muss ich mich beeilen um wieder pünktlich an meinem Computer zu sitzen und ich kann kaum den nächsten Montag abwarten. Und so vergehen die Wochen, in denen ich jeden Montag mit Alex in der Mittagspause auf der Bank im Park sitze und über alles mögliche rede, mal mehr mal weniger. Ich denke sie hat es nicht leicht, ich weiß nicht warum, aber mit der Tür ins Haus fällt man einfach nicht und ich frag nicht nach dem Grund. Nur hat sie Tage, an denen sie sich einfach nur zu mir setzt und in ihrem Buch zeichnet und traurig schaut. Ich denke sie rechnet es mir hoch an, dass ich nicht nach bohre und wir einfach nur da sitzen. Ich fühle mich wohl bei ihr, auch an den Tagen wenn sie betrübt ist. Am liebten würde ich sie dann so lange in den Arm nehmen bis es ihr wieder gut geht, aber das lasse ich, denn sonst würde sie nicht mehr kommen, zumindest denke ich das. So lassen wir dann den Sommer hinter uns, mit unseren Montäglichen Treffen und der Herbst kommt, damit auch der Tag an der sie mir ihre Nummer gibt. „Wirklich?“ Ich schau sie etwas überrascht an? „Ja.“ Sie lacht. Heute hat sie ein sehr guten Tag. „Darauf hast du es doch von Anfang an abgesehen, oder nicht?“ Sie grinst leicht. „Irgendwie schon.“ Diesmal lächle ich schüchtern. „Tut mir Leid das es so lange gedauert hat, aber ich fand es schön, sich einfach nur zu einer bestimmten Zeit zu treffen, das hat es für mich leichter gemacht, ich bin nicht gern für jeden einfach so erreichbar.“ Das kann ich gut nachvollziehen. „Aber ich glaube, jetzt wo es kälter wird, könnte es unangenehm werden, hier auf der Bank.“ „Stimmt. Und was jetzt, wenn es zu kalt wird um eine Stunde hier zu sitzen?“ „Vielleicht können wir uns am Wochenende auf ein Kaffee treffen?“ Sie spricht langsam und ist unsicher ob sie die richtigen Worte gefunden hat. „Gern.“ Ich lächle sie glücklich an. „Aber weißt du was?“ Ich hole ein ein Stift aus meiner Tasche, schreibe meine Nummer auf die Rückseite von dem Zettel den sie mir gerade gegeben hat und reiche ihn ihr. „Ich denke es ist besser wenn du dich bei mir meldest.“ Ich schau ihr in die Augen und wie immer begegnet sie meinem Blick nur kurz. „Dann kannst du kontrollieren in welchem Tempo das läuft.“ An ihrem Blick sehe ich das sie mir unendlich dankbar ist und sie genau weiß, was ich mit ´das´ meine. Ich habe keinen blassen Schimmer was mit ihr passiert ist, denn wir haben den ganzen Sommer nicht wirklich über persönliche Dinge geredet, denn wenn wir uns unterhalten haben, waren es einfach nur Gespräche über Filme, Bücher, Musik und unser Hobbys, mehr nicht. Was in ihr vorgeht weiß ich nicht und ich will sie zu nichts drängen. Irgendetwas muss sie verstört haben und das so sehr, das sie niemandem vertraut, was mich sehr traurig macht, denn sie ist wirklich nett. Wir verabschieden uns wie immer und im Büro angekommen klingelt kurz mein Handy. - Danke - Sie ist wunderbar, auf ihre ganz eigene Weise. Ab Donnerstag habe ich Sturmfrei, denn meine Schwester ist, ganz spontan, mit ein paar Freundinnen für ein paar Tage in die Hauptstadt gefahren, um mal wieder richtig zu Feiern und das mit fünfunddreißig. Aber jeder wie er Mag. Und so genieße ich den ersten ruhigen Abend damit, mir ein Lesbenfilm anzusehen und mache mir Popcorn. Seit der kurzen Nachricht am Montag Mittag, habe ich nichts mehr von Alex gehört und bin etwas enttäuscht, aber nicht ganz hoffnungslos. Wir haben uns schließlich jeden Montag seit dem Frühling getroffen und das muss doch wenigstens eine Kleinigkeit für sie bedeuten. Noch während ich an sie denke vibriert mein Handy. - Hallo, ich hoffe ich störe nicht. Ich wollte nur fragen ob du morgen Nachmittag vielleicht Lust auf ein Kaffee hast, noch ist das Wetter so schön und ich dachte das könnten wir ausnutzen. - Mir wird kurz warm, dann antworte ich ihr, dass es mich sehr freuen würde sie vor Montag noch zu sehen und ich morgen einfach ein wenig früher aufhöre zu Arbeiten um sie zu sehen. Es dauert nicht lange und es kommt eine kurze Nachricht, dass sie sich auch schon darauf freut, mich mal länger als eine dreiviertel Stunde zu sehen. Ich kann nicht anders als breit und zufrieden zu lächeln, wäre meine Schwester da, hätte sie mich wieder gelöchert, denn auch wenn sie etwas kalt herüberkommt, ist sie doch sehr an meinem Leben interessiert und macht sich Gedanken um mich. Am nächsten Morgen mach ich mir mehr als sonst Gedanken darüber was ich anziehen soll und brauche ewig für meine Haare. Auch beim arbeiten bin ich hibbelig und meine Kollegen, die ich nach dem halben Jahr schon kennen gelernt und lieb gewonnen habe, sehen mir belustigt zu wie ich nervös an meinem Platz im Stuhl wippe. Nach der Mittagspause muss Hannah, die ihren Arbeitsplatz mir gegenüber hat, immer wieder leise lachen. „Was ist denn heute mit dir los? Du bist ja total aufgedreht.“ Sie grinst mich über ihren Bildschirm hinweg an. „Ach, nichts. Nur etwas angespannt. Hab um Vier so etwas wie ein Date.. glaube ich.“ „Glaubst du? Mit der Kleinen aus dem Park?“ Sie grinst breit. „Dafür hätte ich ja absolut keine Geduld, aber wenn ein Mann das bei mir durchziehen würde, verdammt, das wäre ein Traum.“ Sie lehnt sich zurück. „Aber ich glaube, für so etwas haben nur Frauen die richtigen Nerven.“ „Wenn du mich früher kennengelernt hättest, würdest du mich jetzt für verrückt erklären, denn das ist absolut untypisch für mich.“ Wir reden während der Arbeit darüber und um halb vier verabschiede ich mich. Bevor ich ins Wochenende verschwinde, geh ich noch schnell auf die Toilette und sehe nach ob meine Frisur noch sitzt und ich nicht all zu beschissen aussehe. Heute fühlt es sich anders an als den Montagen sonst, es ist irgendwie ernster. Ich gebe mir einen Ruck und verlasse endlich die Agentur, um mich mit Alex in einem kleinen Café, in der nähe des Parks zu treffen. Es ist nicht viel los und ich sehe sie schon von weitem an einem der Tische draußen sitzen, ich muss automatisch lächeln als ich sie erblicke. Heute trägt sie ein Knielanges hellgrünes Kleid mit Spitzenapplikationen, es steht ihr unfassbar gut. Kapitel 6: Was mit uns los war ------------------------------ Ein paar Meter bevor ich ihren Tisch erreiche, sieht sie mich dann auch und lächelt freundlich. Sie freut sich sichtlich. „Hey Hübsche.“ Meine vorherigen Zweifel verschwinden und ich hab überirdisch gute Laune. „Hi.“ Sie folgt mir mit ihren Blicken, als ich mich setzte. „Ich war so frei und hab uns schon ein Kaffee bestellt.“ „Super.“ Kam haben die Worte meine Lippen verlassen kommt auch schon die Bedienung und stellt uns zwei große Tassen auf den Tisch. Die ersten paar Minuten herrscht Stille, was mir aber absolut nichts aus macht und es fühlt sich nicht unangenehm an. „Ich war überrascht das du dich so schnell gemeldet hast, dachte ich müsste mich länger gedulden bis du dich meldest.“ Ich grinse sie an. „Ja, ich war selbst von mir überrascht, aber meine Freunde haben mich bestärkt das es doch sicher nicht schadet.“ „Dann richte deinen Freunden meinen Dank aus.“ Ich nehme einen Schluck und sehe mich kurz um. Außer zwei älteren Pärchen und einer Familie, sind wir die einzigen die hier Draußen sitzen. „Werde ich tun, sie sind schon ganz neugierig.“ Sie rührt abwesend in ihrer Tasse herum und grinst leicht. „Das glaub ich dir. Bei mir ist es nur meine Schwester die mich mit Fragen löchert.“ „Und deine Freunde?“ „Ich hab hier noch keine Freunde. Lange Geschichte und ich will dich nicht verschrecken.“ „Ok.“ Sie scheint zu überlegen und sieht jetzt doch etwas neugierig in meine Richtung. „Aber ich hätte gerade Zeit.“ Sie wirkt unsicher und weiß wohl doch nicht so Recht ob sie es wissen möchte. „Ich weiß.“ Jetzt überlege auch ich, wie ich ihr am besten meine vergangen Jahre erklären soll und sehe ihr dabei in die Augen, oder versuch es zumindest, denn sie weicht wieder meinem Blick aus. „Ich war früher etwas anders, etwas sehr anders. Ich hatte mit Menschen zu tun die mir nicht gut getan haben. Drogen und Alkohol, von allem zu viel“ Mehr möchte ich ihr momentan nicht sagen. „Letztes Jahr bin ich dann zu meiner Schwester gezogen um von all dem wegzukommen und es hat funktioniert, ich bin clean und hab seitdem auch keinen Schluck Alkohol getrunken.“ Sie starrt mich an und versucht dabei nicht zu schockiert zu schauen. „Schon gut. Ich bin nicht stolz drauf.“ Alex wendet ihren Blick ab und trinkt nachdenklich ihren restlichen Kaffee aus. „Alles ok?“ Auch ich leere die Tasse und weiß nicht so recht ob es richtig war, jetzt schon damit herauszurücken. „Ja, schon gut. Jeder hat seine Vergangenheit und Geheimnisse.“ Jetzt sieht sie wieder traurig aus. „Es ist mir egal was war, die Hauptsache ist, dass du jetzt ehrlich zu mir bist.“ Sie lächelt kurz. „Ich kann mit Lügen nicht umgehen.“ „Ich würde dich niemals anlügen, dafür bin ich nicht der Typ, ehrlich.“ Ich zwinker ihr versöhnlich zu. Wir beschließen zu zahlen und noch in den Park auf unsere Bank zu gehen, um dort noch ein wenig das Wetter zu genießen und zu reden. Dort angekommen wird sie ganz hibbelig, aber auf eine traurige und zu nervöse Art und Weise. „Ich denke ich muss dir dann auch etwas von mir erzählen.“ Alex schaut auf ihre Füße, ihre Locken fallen ihr ins Gesicht und ich würde nichts lieber tun, als sie ihr Hinters Ohr zu streichen, aber ich lasse es, wie so viele Male davor schon. „Du musst gar nichts, das hatte wir doch schon.“ Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. „Aber ich möchte. Wir kennen uns schließlich schon über ein halbes Jahr und ich bin wirklich froh das du mir so viel Freiraum gelassen hast um uns kennen zu lernen.“ Ich schweige und lausche einfach nur dem, was sie zu sagen hat. „Ich bin vorsichtig, aber das weißt du ja schon, nur warum ich so vorsichtig bin, das weiß du nicht. Ich werde dir auch noch nicht alles erzählen, nur ein wenig, damit du mich etwas besser verstehst.“ Sie spielt mit ihren Fingern und fühlt sich sichtlich unwohl in ihrer Haut, doch ich bleibe still. „Ich bin vor ungefähr zwei Jahren sehr von einer Frau verletzt worden, was schließlich damit endete das ich mir das Leben nehmen wollte.“ Sie atmet einmal tief ein und ringt mit sich selbst. „Deswegen bin ich auch in Therapie und weil ich mich selbst verletzt habe.“ Sie greift sich an den linken Arm und ihr ganzer Körper spannt sich an. Sie leidet bei jedem Wort. „Du musst mir nicht mehr erzählen.“ Ich würde sie so gern umarmen und trösten, aber ich merke das sie jetzt keine Körperliche Nähe gebrauchen kann und das verstehe ich gut. „Es ist ok.“ „Danke.“ „Nicht dafür. Wir haben alle Zeit der Welt um noch darüber zu reden, wenn du dazu bereit bist. Ich kann warten. Auch wenn ich niemals gedacht hätte das ich so ein geduldiger Mensch sein kann.“ Ich höre sie tatsächlich leise lachen. „Das ist nicht lustig. Ich bin eigentlich ein sehr ungeduldiger Mensch und warte ungern auf irgendwas, aber bei dir ist das anders.“ Ich setzt mich wieder aufrecht hin und schiele zu ihr rüber. „So kenne ich mich sonst gar nicht.“ „Wie bist du denn sonst?“ Alex schaut kurz zu mir rüber, denn sie kann mir noch immer nicht länger in die Augen sehen. „Aufbrausend, ungeduldig, wie schon erwähnt, und sehr direkt und zielstrebig. Wenn ich etwas möchte, bekomme ich es auch.“ „Na das hört sich aber irgendwie wirklich nicht nach dir an.“ „Bei dir bin ich anders, oder besser, ich hab mich, seit ich hergezogen bin, sehr verändert.“ „Ich mag dich so wie du jetzt bist, ich denke mit deinem frühen Charakter wäre ich wohl nicht klargekommen.“ „Na dann bin ich je froh das wir uns nach meinem Sinneswandel kennengelernt haben.“ „Ich auch.“ Wir sitzen noch so da und unterhalten uns, bis die Sonne langsam unter geht. Wobei ich dann auch erfahre das sie etwas mit Modedesign macht und Klamotten entwirft und auch selber näht, was ziemlich cool ist. Sie träumt davon irgendwann ihren eigenen Laden auf zu machen. Als es dann dunkel wird, beschließe ich, sie nach Hause zu begleiten, um sicher zu gehen, dass sie gut ankommt, denn ich kann einfach keine Frau alleine gehen lassen, da gehöre ich noch zur alten Schule. Sie wohnt noch bei ihren Eltern, weil sie sich im Moment nichts Eigenes leisten kann, da sie wegen ihrem psychischen Zustand nicht in der Lage ist einen Vollzeitjob anzunehmen. „Danke fürs Heim bringen, das wäre nicht nötig gewesen.“ „Doch, das war es. Ich bin da sehr altmodisch.“ „Das mag ich.“ Sie lächelt mich an. „Du bist ein toller Mensch, weißt du das?“ „Ich gebe mein Bestes.“ Ich bin etwas peinlich berührt, wegen den Worten von ihr. „Wir schreiben?“ „Auf jeden Fall.“ Ich winke ihr zu als sie zur Tür läuft. Als ich sicher bin das sie wirklich hinter der Tür verschwindet, mache ich mich auch auf den Weg nachhause, das wohl gemerkt in genau der anderen Richtung vom Park liegt, in dem wir waren. So schlendre ich zurück zum Park und dann zu mir. Ein wenig berauscht von dem Nachmittag, hatte ich gerne eine Freundin oder einen Freund den ich anrufen kann, um davon zu berichten, aber ich habe niemanden. Und so liege ich auf dem Sofa, schreibe meiner Schwester eine kurze Nachricht und schalte dann den Fernseher an. Kapitel 7: Ein Auftritt ----------------------- Kurz nach neun Klingelt mein Handy. Es ist Hannah. „Hallo?“ Ich bin etwas überrascht das sie mich anruft. „Hey, ich warte schon seit Stunden auf deinen Anruf.“ Sie klingt sauer. „Bitte was?“ Ich bin verwirrt. „Du hast mir versprochen dich zu melden, nach dem treffen mit Alex. Wir haben darüber gesprochen. Schon vergessen?“ Ja, ich habe es anscheinend wirklich vergessen und daran erinnern kann ich mich auch nicht. „Trottel. Ich weiß doch das du hier niemand hast. Ich dachte wir wären so etwas wie Freunde geworden.“ „Ach echt? Das musst du mir doch sagen.“ Ich muss lachen, weil ich nicht gut darin bin, Beziehungen zu Menschen, die mit mir zu tun haben, zu deuten. „Na dann sind wir wohl Freunde.“ „Du bist wirklich nicht die hellste Kerze im Leuchter, oder?“ Auch sie lacht. „Nein. Drogenvergangenheit, schon vergessen.“ „Niemals. Also los, ich will Details.“ Sie macht nur eine winzige Pause und lässt mir keine Zeit zu antworten. „Ich hol dich ab, wir gehen was trinken, für dich natürlich alkoholfrei.“ Und so steht sie in einer halbe Stunde vor meiner Tür und entführt mich in eine kleine süße Bar, nicht weit von mir. Es fühlt sich seltsam an, wieder unter Menschen zu sein, auch wenn es total anders ist als früher. Aber lassen wir das, es ist ja vorbei. So erzähl ich Hannah bei einem alkoholfreien Bier wie das ´Date´ mit Alex war und es fühlt sich so gut an mit jemand anderem als meiner Schwester darüber zu reden. „Du bist echt bekloppt. Dabei könntest du sicher jede hier drinnen um den kleinen Finger wickeln und dann mit ihr verschwinden. Oder nicht?“ „Ja, ich denke schon. Bin zwar etwas aus der Übung, aber ich denke es würde funktionieren. Aber ich tu es nicht, weil ich keine Lust mehr auf bedeutungslosen Sex und jedes Wochenende eine andre Frau habe.“ Meine Schultern zucken kurz und ich meine es ernst. Ich hatte es schon vor einem Jahr satt, das ich nicht dazu Fähig war irgendeine Beziehung zu eine Frau aufzubauen, denn ich machte wohl den Eindruck, als würde ich nur herumvögeln wollen. Was eine Zeit lang sicher zutraf, aber es wird schnell langweilig, auch wenn man sich das schwer vorstellen kann. Es ist anstrengend und ich werde zu alt für den Scheiß. Ich möchte jemanden mit dem ich alt und runzelig werde, jemanden der mich bedingungslos liebt und nicht nur mit mir ins Bett will weil ich gut aussehe. „Sag mal, seit wann weißt das du lesbisch bist?“ „Genau solange wie du weißt das du hetero bist. Ich hasse diese Frage.“ Sie schaut mich an und lacht laut los. „Was?“ „Nichts, ich weiß nicht was ich als Antwort erwartet hab, aber sicher nicht das.“ „Aber ist doch so. Du findest Männer sexuell anziehend und ich eben Frauen.“ „Ja, das schon.“ Sie überlegt kurz. „Findest du mich attraktiv?“ „Du bist meine Kollegin. Es gibt Grenzen, ja, du bist verdammt hübsch, aber da ich weiß das du auf Männer stehst, bist du in der Hinsicht für mich nicht mehr Sexuell ansprechend.“ Ich strecke ihr die Zunge raus. „Ich hab nur gehört das ich hübsch bin.“ Sie grinst breit und damit ist das Thema gegessen. Der Abend wird um so lustiger, je mehr Hanna trinkt, denn dann verliert sie jede Hemmung und so beschließt sie mich noch in ein Club zu entführen. Die Musik ist nicht schlecht und wir haben eine Menge Spaß zu tanzen und sie erklärt jedem der ihr über den Weg läuft das ihre Freundin, also ich, ja lesbisch ist, sie ist zu Schießen und nachdem sie ein paar Nummern von einigen Herren abgestaubt hat, machen wir uns auf den Heimweg. Auch Hannah bringe ich bis vor die Haustür, sie drückt mich und verschwindet ohne viel Worte, um sich dann wahrscheinlich schnellst möglich ins Bett zu legen. Jetzt kann ich endlich nach Hause und auch mich schlafen legen. Was für ein Tag. Am nächsten Morgen, oder besser Mittag wache ich ziemlich ausgeschlafen auf und mache mich ungewohnt fit daran, mir ein Kaffee und ein Frühstück zu machen. Währen ich ein Schluck nehme schaue ich auf mein Handy. Eine neue Nachricht. - Es war ein schöner Nachmittag und nochmal Danke fürs Heimbringen, das rechnen dir meine Eltern schon jetzt hoch an. Ich wollte nur Fragen ob du heute Abend vielleicht Lust hast noch etwas zu unternehmen. Ist auch eine kleine Überraschung. Meine Freunde würde sich auch freuen wenn du kommst und sie dich endlich kennenlernen dürfen. - Am Ende der Nachricht steht eine Adresse und ich sage gleich zu, auch wenn ich keine Ahnung habe was für eine Überraschung es sein soll. Schon jetzt mache ich mir wieder Gedanken was ich denn anziehen könnte und ganz besonders beschäftigt mich, wie mich wohl ihre Freunde finden. Wie viele es wohl sind. Ein, Zwei, Drei oder Zwanzig, aber ich schreibe ihr nicht und lasse mir somit nichts anmerken. Ich suche im Internet erst mal nach der Adresse und bin froh als ich sehe das es mit dem Bus gut zu erreichen ist und so sitze ich jetzt in einem solchen und bin aufgeregt wie sonst was. So konzentriere ich mich auf die, schon im dunklen liegende, Stadt und die ganzen Leute die herum wuseln, um so schnell wie möglich an ihr Ziel zu kommen. Hier und da bleiben sie stehen um bekannte Gesichter zu begrüßen und so schnell wie möglich ab zu wimmeln, das ist aber die Ausnahme, denn die meisten starre wie Zombies auf ihre Smartphones und kriegen nichts mehr um sich herum mit. Und da soll man noch Menschen kennenlernen, ohne ihnen die Kopfhörer aus den Ohren zu reißen, um ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Fast während ich an meinem Ziel vorbei gefahren, springe noch im letzten Moment aus dem Bus und stehe vor einem großen Gebäude, in dem, so wie es aussieht zwei Clubs untergebracht sind. Ich hab keinen blassen Schimmer wo ich hin muss und so zücke ich mein Handy um Alex anzurufen. „Hey, Jodi. Schon da?“ „Ja. Und ich komme mir verloren vor. Stehe an der Bushaltestelle und bin etwas überfordert, wo soll ich hin.“ Man hört Alexs schönes Lachen aus den Lautsprechern. Sie erklärt mir kurz welchen Eingang ich nehme muss und das ich auf der Gästeliste stehe. Jetzt bin ich aber neugierig und schon am Eingang habe ich so eine Vermutung, denn dort wird eine Band angekündigt. Die with a Smile. Vielleicht die Band von ihren Freunden oder bekannten. Ich lasse mich durchwinken und hohle mir erst mal eine Cola, und mach es mir an der Bar bequem. Von hier aus hat man einen einigermaßen guten Blick auf die Bühne. Gegen Zehn wird die Band dann angekündigt, die hier wohl eine gewisse Bekanntschaft erlangt hat und, so wie ich mitbekomme, nur noch selten auf solchen Veranstaltungen spielt. Jetzt sehe ich die Künstler, einen kleineren und einen größeren jungen Mann und dann noch eine junge Frau, ungefähr so groß wie der Kleinere von den Jungs. Als ich dann sehe wer noch die Bühne betritt, verschlucke ich mich fast an meinem Getränk und starre Alex einfach nur an, die ihre Blicke suchend übers, inzwischen jubelnde, Publikum wandern lässt. Unsere Blicke treffen sich und sie muss breit grinsen, als sie mich lachen seht, offenbar genau die Reaktion die sie erwartet hat. Ihr Auftritt dauert, ich schätze mal, ein eineinhalb Stunden und sie sind gut. Mir gefallen ihre Songs sehr und die Stimme von Alex ist ein Traum. Inzwischen sitze ich mit einem alkoholfreien Bier an der Theke und warte nur darauf das ich Alex endlich richtig begrüßen kann. Und so steht sie jetzt grinsend vor mir und ich muss mich wieder zusammenreißen sie nicht einfach in den Arm zu nehmen. Wir sehen uns einfach nur an, bis der größere, der beiden Männer hinter ihr Auftaucht. „Das ist also die geheimnisvolle Unbekannte.“ Er lächelt mich freundlich an. „So geheimnisvoll bin ich auch wieder nicht.“ Ich fahr mir nervös durch die Haare. „Für uns schon.“ Er reicht mir seine Hand und ich schüttle sie ohne zu zögern. „Wir haben auch schon viel gehört.“ „Ich hoffe nur Gutes.“ „Ja, nur Gutes.“ Plötzlich steht die andere junge Frau neben mir und begutachtet mich ganz genau. „Aber ich bin ja etwas skeptisch. Ich hoffe ja du bist nett, sonst gibt es Ärger.“ Sie funkelt mich erst sehr böse an und lächelt dann breit. „Lass sie nur Reden.“ Hinter ihr Taucht das letzte Mitglied der Band auf und legt einen Arm um die Schulter der Frau neben ihr. Ein Paar. „Nur nicht einschüchtern lassen.“ Alex setzt sich neben mich und scheint heute Abend sehr fröhlich zu sein. „Fabien meint es nicht böse.“ Sie bestellt sich eine Cola. „Ach ja, der Große ist Mark und Fabiens Freund heißt Joshua.“ „Ich denke das weiß ich, ich bin eben Neuland und sie möchte nur das es dir gut geht.“ Nachdem ich meine Flasche geleert habe bestelle ich eine neu. „Aber jetzt mal ehrlich. Du in einer Band? Wie ist denn das passiert?“ Ihr lachen ist so herrlich fröhlich. „Lange Geschichte, aber ich möchte heute nicht darüber reden, sonst werde ich wieder depressiv.“ Unsere Blicke treffen sich und dieses Mal schaut sie nicht gleich Weg, sondern lächelt mich breit an. „Nicht heute Abend. Ein anderes Mal. Versprochen.“ Dann wendet sie den Blick ab und leer ihr Glas, um dann von Fabien auf die Tanzfläche gezerrt zu werden. „Es hat lange gedauert bis sie so war wie sie jetzt ist.“ Mark setz sich auf den frei gewordenen Stuhl und bestellt sich ein Bier. „Wenn man bedenkt was ihr alles schon passiert ist, ist das fast ein Wunder.“ Er schaut mich durchdringlich, aber doch irgendwie wohlgesonnen an. „Ich kenne dich noch nicht, aber ich hoffe für dich, das du ihr nicht weh tust, denn das würde schlecht für dich enden.“ Jetzt lächelt er und ich versteh wie er es meint, er möchte Alex einfach nicht mehr so traurig sehen, wie sie einmal war. „Das weiß ich.“ Ich sehe zu Alex rüber. „Aber ich verspreche dir, dass ich niemals etwas tun würde was sie nicht möchte und ich gebe ihr all die Zeit die sie braucht.“ Ich richte mein Blick wieder zu ihm und lege all meine Aufrichtigkeit in ihn, damit er sieht wie ernst ich es meine. „Und wenn wir am Schluss nur gute Freunde werden, auch ok. Ich möchte ihr nicht weh tun, denn ich will das es ihr einfach nur gut geht. Und wenn du mich kennen würdest, wüsstest du das das völlig untypisch für mich ist, aber sie bedeutet mir jetzt schon zu viel als das ich sie verlieren könnte.“ Das scheint ihn zufrieden zu stellen, denn er lacht und klopft mir zufrieden auf die Schulter. „Ich glaube ich leiste den Mädels mal Gesellschaft.“ Und so tanze ich mich zu Fabien und Alex durch und der Abend wird toll. Wir haben Spaß, tanzen und unterhalten uns auch ein wenig, soweit es bei der lauten Musik eben geht. Geben drei beschließen wir zu gehen und Mark fährt mich zuerst nach Hause. Bevor ich die Tür des alten Kleinbusses schließe stecke ich nochmal meinen Kopf hinein. „Danke für den tollen Abend und es hat mich sehr gefreut euch kennen lernen zu dürfen, ich hoffe wir sehen uns mal wieder.“ Sie nicken mir müde zu und Alex lächelt mir glücklich zum Abschied zu. Ich war lange nicht mehr so müde und falle halb tot in mein Bett. Ohne mich umzuziehen schlafe ich ein und träume von Alex. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)