Das Glück kehrt zurück von Luftschloss (Fortsetztung von "Glück im Unglück") ================================================================================ Kapitel 4: Geduld ist Alles --------------------------- Zuhause erwartet mich schon Rebecca, die es sich auf dem Balkon bequem gemacht hat. Wie sie mich gebeten hat, habe ich eingekauft und fülle den Kühlschrank mit den Einkäufen. Danach setzt ich mich zu ihr in die Sonne. „Was hast du denn noch so lange gemacht? War viel los beim Einkaufen?“ Sie schiebt kurz ihre Sonnenbrille hoch und schielt zu mir rüber. „Nein, hab noch ein wenig im Park gelesen.“ Von der mysteriösen Frau erzähl ich erst mal nichts, sonst hält sie mich noch für verrückter, als ich sowieso schon bin. „Na da hattest Recht.“ Meine Schwester lehnt sich wieder zurück. „Wann bekommst du Bescheid ob du genommen wirst oder nicht?“ „Im laufe der Woche. Drück mir die Daumen.“ „Und wie ich das tue.“ Sie grinst breit. „Damit du dir endlich eine eigene Wohnung leisten kannst und mir nicht länger auf die Nerven gehst.“ „Du liebst es das ich hier bin, wer geht denn für dich einkaufen wenn ich weg bin.“ Ich strecke ihr die Zunge raus und steh wieder auf. „Ich setzt mich noch an ein paar Bewerbungen.“ „Ist gut.“ Sie ignoriert gekonnt meine vorherigen Worte und sonnt sich weiter. In ihrem kleinen Gästezimmer, das ich seit einem Jahr bewohne, steht nur ein Bett und ein Schrank, aber das genügt mir vollkommen. Und so setzte ich mich aufs Bett, klapp meinen Laptop auf und suche weiter nach offenen Stellen und tippe die dazu passenden Bewerbungstexte. Zu meinem Glück habe ich schon Erfahrung in der Branche und kann mit einigen Praktika und ein paar Jahren Berufserfahrung punkten, aber selbst darauf ist kein Verlass. Aber falls man mich dann zu einem Gespräch einlädt, steche ich mit meinem Enthusiasmus und meiner Begeisterung, hoffentlich, heraus. Man darf mich nur nicht nach meinem fehlenden letzten Jahr im Lebenslauf fragen, denn ich bin ehrlich und antworte jedes mal, mit der Wahrheit, Entzug, was nicht immer gut ankommt. Doch bei dem Gespräch heute, hatte ich das Gefühl hat Respekt vor dem was ich geschafft habe und sieht nicht nur das schlechte, was davor anscheinend nicht so gut gelaufen ist. Ich finde einfach, man sollte einen neuen Job nicht mit lügen anfangen. So bin ich nun einmal. Ehrlich. Am nächsten Tag steht nichts an, außer das ich gegen zwölf wieder in dem Park von gestern sitze und auf eine ganz bestimmte Person warte, die sich den ganzen Mittag nicht zeigt und auch nicht am Tag darauf. Aber es gibt dennoch gute Nachrichten, die kleine Grafikdesign-Agentur hat mich tatsächlich zum Probearbeiten eingeladen, am kommenden Montag. Also sitze ich hier, auf der Bank, wie auch die gesamte letzte Woche, und genieße mein Mittagessen und da steht sie wieder, an dem kleinen See, wieder in Jeans und der selben geblümten Jacke. Es ist wie ein Déjà-vu und mein Herz macht ein Hüpfer. Ich gehe nicht zu ihr rüber, sondern bleibe sitzen, denn ich will sie nicht verscheuchen, wie ein Reh schau ich ihr einfach nur fasziniert zu wie sie dort steht. Auch wenn ich sonst ein sehr ungeduldiger Mensch bin, hierbei kann ich warten. Als sie sich umdreht und mich sieht zuckt sie leicht zusammen und ich lächle sie nur an und winke ihr kurz zu. Ganz langsam hebt auch sie leicht ihre Hand und winkt tatsächlich zurück, was mich noch breiter lächeln lässt. Was dann folgt kann ich nicht fassen, sie lächelt wirklich ein klein wenig zurück und geht dann, aber sie hat mich eindeutig angelächelt. Jetzt bin ich Feuer und Flamme und mir ziemlich sicher das wir uns am nächsten Montag wiedersehen werden. Gegen eins sitze ich wieder vor meinem Computer, den man mir für heute zugeteilt hat und arbeite an einem Flyer den man mir zum bearbeiten aufgegeben hat. Es macht Spaß wieder zu arbeiten, wieder etwas zu tun zu haben und ich glaube ich stelle mich ganz gut an. Am Abend ist der Chef ganz begeistert von meinem Ergebnis und auch das es schon Druckfertig gespeichert wurde. „Ich denke du würdest hier ganz gut reinpassen.“ Er lächelt mich freundlich an. „Wir haben morgen noch einen Kandidaten zum Probearbeiten bei uns, dann melde ich mich.2 „Ich würde mich freuen hier arbeiten zu dürfen, mir gefällt ihr Team wirklich gut.“ Wir verbleiben so, dass er sich morgen Abend bei mir meldet, ob es dann eine Zusage oder Absage ist, werde ich dann sehen, aber ich habe, wie nach dem Vorstellungsgespräch, ein gutes Gefühl. „Na? Wie lief es?“ Meine Schwester steht am Herd und brutzelt und ein Abendessen zusammen. „Richtig gut. Morgen Abend weiß ich dann mehr. Ich hoffe so sehr das es klappt, ein geregelter Tagesablauf wäre toll.“ „Den hattest du auch hier, aber ich weiß was du meinst.“ Sie reicht mir zwei Teller und ich decke damit den kleinen Küchentisch. Solang ich mich erinnern kann, ist meine Schwester schon single, sie meint so gefällt es ihr besser. Ich kann sie mir denke ich, auch nicht in einer Beziehung vorstellen, sie reist gern allein durch die Weltgeschichte und geht mit ihren Freundinnen in Clubs. Ich hab den Job. So sitze ich also wieder am Montag in meiner Mittagspause in dem Park, auf der selben Bank wie immer und lächle der jungen Frau zu, mit meinem Mittagessen auf dem Schoß und meinem Buch in der Hand.. Dieses mal wirkt sie nicht mehr ganz so schüchtern wie die ersten beiden Male als ich sie gesehen habe, denn sie streicht sich eine Locke hinters Ohr und kommt langsam auf mich zu. „Hallo. Darf ich mich dazu setzten.“ Sie deutet auf den Platz neben mir. „Natürlich, wenn es dich nicht stört das ich esse und lese.“ Sie lächelt nur und setzt sich, während sie in ihren kleinen Rucksack greift und ein kleines Buch und einen Stift auspackt. „Gar nicht, wenn es dich nicht stört, dass ich etwas zeichne.“ Und so sitzen wir still nebeneinander und ich grinse innerlich breit, derweil schiele ich immer wieder zu ihr rüber und bemerke die Narben an ihrem Unterarm, was ich mir aber nicht anmerken lasse. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und ich bin die Letzte die etwas dagegen sagt. Viertel vor Eins packe ich meine Sachen zusammen und steh auf, gefolgt von den Blicken der schüchternen Schönheit. „Ich muss wieder arbeiten, meine Mittagspause ist vorbei.“ „Ist gut.“ Offenbar hat sie heute einen guten Tag, denn sie klingt fröhlich und etwas selbstbewusster. „Nächste Woche zur selben Zeit?“ Ich grinse sie an. „Ich bring Kaffee mit.“ Ohne auf ihre Antwort zu warten mach ich mich auf den Weg, um mich dann noch kurz um zu drehen und sie kopfschüttelnd grinsen zu sehen, was mich zum lachen bringt. Ich bin mir ziemlich sicher sie nächste Woche wieder zu sehen. Und so wird es eine super Woche, denn ich bin verdammt gut gelaunt und hab Spaß an der Arbeit. „Was ist denn mit dir los?“ Becky schaut mich und sieht etwas schockiert aus. „Wer bist du und was hast du mit Jodi gemacht?“ „Ich hab einfach gute Laune, ist das so ungewöhnlich?“ Ich schöpfe mir etwas von dem Nudelauflauf, den sie gekocht hat. „Liegt vermutlich an dem neuen Job, der mir wirklich gut tut.“ Sie zuckt nur mit den Schultern und denkt sich wahrscheinlich erst mal ihren Teil, denn ich kann ihr ansehen, sie mir nicht glaubt, dass es nur an der Arbeit liegt. Nach dem Essen, wo sie genug Zeit hatte, sich zurecht zu legen was sie mir zu dem Thema zu sagen hat, setzt sie sich zu mir auf den Balkon und zündet sich eine Kippe an. „Da ist doch noch mehr. Nur die Arbeit, das kann es nicht sein.“ Ich lehne mich zurück, genieße die Abendsonne und grinse nur. „Wusste ich es doch.“ Sie lacht. „Eine Kollegin?“ Das ich lesbisch bin, weiß meine Familie schon seit ich vierzehn bin und haben es relativ gut aufgefasst. „Oh Gott, spinnst du? Und mir damit schon am Anfang die Arbeit zur Hölle machen, niemals.“ „Also wer dann? Ich will Details.“ Sie zieht an ihrer Zigarette und pustet den Rauch in die Höhe. „Du musst nicht alles wissen, außerdem weiß ich ihren Namen noch nicht einmal und wenn ich dir erzähle was mir passiert ist, hältst du mich sowieso für verrückt. Du mit deiner komischen Einstellung zur Liebe.“ „Die ist nicht komisch, ich hab einfach nur keine Interesse daran, das ist alles. Mir irgendjemanden an den Hals binden und gezwungenermaßen meine ganze Zeit mit demjenigen zu verbringen, ist einfach nicht das was ich will, das ist alles. Also erzähl schon, ich bin neugierig.“ Ich überlege kurz und seufze dann. „Du darfst aber nicht lachen, nur weil du das Gefühl nicht kennst.“ „Na jetzt bin ich mal gespannt.“ Sie nimmt noch einen Zug und sieht wirklich ernsthaft interessiert aus. „Na gut, ich weiß aber nicht ob ich die richtigen Worte dafür finde.“ Sie sagt nichts und schaut mich nur neugierig an. „Ich denke es war dieses bekannte Hollywood-Liebe-auf-den-ersten-Blick-Ding. Die Zeit stand kurz still und mir wurde ganz anders. Das war das erste Mal, das ich jemanden wirklich kennenlernen wollte. Nicht nur diese typische, die Frau sieht scharf aus, ich will mit ihr einfach nur vögeln. Es ist was ganz anderes. Schwer zu erklären und dann auch noch einer Liebesverweigerin.“ Ich schau sie fragen an, denn ich hab keine Ahnung ob sie mir folgen kann. „Na das hört sich stark nach was Ernstem an.“ Meine Schwester treffen überraschte Blicke meinerseits. Ich kann nicht glauben was aus ihrem Mund kommt. „Na hör mal. Das ich selbst das nicht brauche, heißt nicht das ich es nicht verstehe. Jetzt guck mich nicht so an.“ Sie nimmt den letzten Zug und drück dann ihre Zigarette aus. „Hast du sie schon angesprochen?“ Ich krieg mich wieder ein. „Ja, aber ich glaub das wird schwierig.“ Ich versinke tiefer in dem Balkonstuhl. „Sie wirkt sehr schüchtern und zurückhaltend. Ich weiß nicht ob ich an sie ran komm. Wobei heute hat sie mich angesprochen, es war allerdings nur ein kurzer Wortwechsel. Besser als beim ersten Mal, wo sie abgehauen ist.“ Meine Schwester lacht. „Ehrlich? Abgehauen?“ Ich straf sie mit bösen Blicken. „Guck nicht so böse, du kannst schon einschüchternd wirken. Ich schätze mal, dass du zuerst auf sie zu bist und heute ist sie von allein zu dir gekommen. Da müsste dir doch ein Muster auffallen?“ Sie hat recht. „Wenn du Geduld und viel Zeit mitbringst, wird das vielleicht was.“ Sie steht auf und gibt ihrer kleinen Schwester, also mir, ein Kuss auf die Stirn. „Viel Glück dabei, das wirst du brauchen, bei deiner geringen Geduldsspanne.“ Sie geht rein. „Ich mach mich fertig für die Nachtschicht und bin dann weg.“ Ihre Worte geben mir zu denken und komme zu dem Schluss, dass sie Recht haben könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)