Zwischen den Welten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 28: Enttarnte Gesichter ------------------------------- 28. Enttarnte Gesichter Im Norden Der Fürst des Nordens ließ mich durch Soku, dem Diener, der für mich auf dem Schloss zuständig war, auf das Trainingsgelände geleiten. Als ich dort morgens nach dem Frühstück, das ich in meinem Zimmer zu mir nahm, ankam, war bereits ein Kampf zwischen zwei Dämonen im vollen Gange. Im Gegensatz zu dem Trainingsgelände des Westens befand sich um das Gelände hier keine Tribüne. Der Bereich wurde lediglich von einem Holzzaun abgetrennt, an dem mehrere Zuschauer standen und dem Kampf beiwohnten. Darunter auch der Fürst selbst. Ich gesellte mich neben ihn und stützte mich mit den Unterarmen auf dem Holzgeländer ab. Yomi nickte mir zur Begrüßung zu und ich tat es ihm gleich, bevor wir beide unseren Blick auf den Trainingskampf richteten. Es war ein sonniger, wolkenloser Morgen – so friedlich, so ruhig; und völlig konträr zu dem Schauspiel, das uns in der Kampfarena geboten wurde. Dass beide Dämonen auf einen Sieg aus waren, konnte niemand bezweifeln. Der Kampf zwischen beiden war gnadenlos. Immer wieder verliehen die Zuschauer, rund um den Trainingsbereich ihrer Bewunderung Ausdruck. Ich beobachtete den Trainingskampf kritisch. Keine Ahnung was ich erwartet hatte, ob ich damit gerechnet hatte, dass im Norden die Dämonen anders trainieren würden; doch dem war nicht so. Der Norden stand diesbezüglich dem Westen in Nichts nach. Ein kleiner Dämon stand breitbeinig und mir verschränkten Armen etwas abseits von den Kämpfenden und beobachtete sie mit finsterer Miene. Er schien ihr Ausbilder zu sein. Automatisch verglich ich ihn mit Ryura, doch bis auf die bedrohliche Ausstrahlung, fand ich zwischen beiden keine Gemeinsamkeiten. Der Trainer vor mir war klein, jedoch breitschultrig und extrem muskulös. Beides passte irgendwie nicht zusammen und so wirkte seine Erscheinung eher skuril. Er hatte lange Haare, die ihm ungepflegt offen über seinen breiten Rücken fielen. „Das ist Magnus, der oberste Befehlshaber meiner Streitkräfte“, ließ Yomi stolz verlauten. Er schien bemerkt zu haben, dass ich meinen Blick nicht von seinem Befehlshaber abwenden konnte. „Und die beiden, die gerade dort kämpfen, sind Akim und Syrii“, er zeigte abwechselnd auf die Kämpfenden. Ich konnte Akims schweren Atem hören, er schien völlig aus der Puste zu sein. Beeindruckt konnte ich beobachten, wie Syrii Akim, in einer unheimlichen Geschwindigkeit zu Boden warf. Akim zog dabei jedoch sein Knie an, zielte mit seiner Faust auf Syriis Gesicht und traf somit mit seinem Knie den Oberschenkel und mit der Faust das Kinn seines Gegners. „Die beiden sind gut, nicht wahr?“ Yomi betrachtete mich von der Seite, während ich nur Augen für den Kampf hatte. „Gibt es hier Regeln bei euren Trainingskämpfen?“, erkundigte ich mich bei dem Fürsten, meinen Blick weiterhin auf den Kampf gerichtete. Bevor Akim irgendetwas anderes noch versuchen konnte, als er auf dem Boden lag, begraben von Syriis muskulösen Körpers, nagelte ihn Syrii mit seinem vollen Gewicht fest, benutzte seine Beine, um ihn zu kontrollieren und packte seine Handgelenke, um seine Arme seitlich seines Kopfes zu fixieren. Akim schien außer Gefecht zu sein und registrierte dies mit einem bedrohlichen Knurren, während Syrii ihn gehässig von oben herab angrinste. „Es ist so ziemlich alles erlaubt, bis auf das Töten. Im Westen sollte dies nicht anders vonstattengehen, richtig?“, beantwortete Yomi meine Frage. Ich nickte und beobachte wie Magnus auf seine Schüler zuging und mit ihnen den Kampf zu analysieren begann, als sie wieder beide zum Stehen kamen. Beide sahen von weitem soweit unverletzt aus, auch wenn Akim verärgert und unzufrieden wirkte. „Warum ist Magnus so aufgebracht?“, erkundigte ich mich, als ich erkannte, dass eine hitzige Diskussion zwischen Akim und seinem Ausbilder entstand. „Akim hat immer so seine Schwierigkeiten seine körperlichen Grenzen zu erkennen. Er ignoriert diese und kämpft unkontrolliert weiter“, erklärte mir Yomi. „Kommt dir das nicht bekannt vor?“ Stutzig hob ich meinen Kopf und drehte mich zu dem Dämon neben mir. „Du hast dasselbe bei unserem Kampf getan.“ Mein Herz fing an zu rasen, als mir klar wurde, worauf er aus war, und meine Augen weiteten sich kaum merklich bei seiner Feststellung. Yomi lächelte triumphierend, als er meine Reaktion hierauf bemerkte. Ich schluckte meinen Kloß im Hals herunter und versuchte mich wieder zu fangen. „Ist es nicht genau das, was einen guten Kämpfer ausmacht – Grenzen zu ignorieren und bis zum letzten weiter zu machen?“ Das war jedenfalls das, was Ryura und Sesshomaru stets predigten. Ich versuchte meine Fassung zu bewahren, ruhig zu bleiben und hielt Yomis festen Blick stand. „Nein Amelia, da liegst du völlig falsch.“ Er schüttelte resigniert seinen Kopf und legte seine Hand auf meine, mit der ich mich am Holzgeländer festkrallte. „Du willst doch im Kampf nützlich sein und das bist du nicht, wenn du stirbst.“ „Das mag sein, aber im Kampf Mann gegen Mann, gibt es eben nur einen Sieger“, widersprach ich ihm. Hierauf nickte er mir zustimmend zu. „Aber im Trainingskampf geht es nicht um Leben und Tod. Hier geht es darum, deine Grenzen kennenzulernen und daran zu arbeiten, diese auszuweiten.“ „Unser Kampf war aber kein Trainingskampf“, stellte ich klar. Ich beobachtete mein Gegenüber kritisch, während im Hintergrund ein weiterer Kampf begann. Yomi runzelte die Stirn und sprach seine nächsten Worte mit Bedacht aus: „Amelia, ich bin nicht dumm. Während unseres Kampfes lief einiges nicht so, wie es sonst üblich ist.“ Ich wich, während der Fürst sprach, automatisch einige Schritte zurück, um Abstand zwischen ihm und mir zu schaffen. Er sprach nicht weiter um den heißen Brei, sondern kam auf das zu sprechen, was ihm anscheinend seit unserem Kampf beschäftigte: „Meine Attacken, die dich allesamt trafen, hätten Auswirkungen auf dich haben müssen. Aber du hast, ohne dir was anmerken zu lassen, wie ein tollwütiger Hund weiter gemacht. Ich hätte dich wirklich töten können, wenn ich den Kampf nicht selbst beendet hätte.“ Wie Recht er mit seinen Worten hatte war ihm gar nicht bewusst. Es hatte nicht viel gefehlt und selbst Hoshi hätte mir nicht mehr helfen können. „Worauf willst du denn hinaus, Yomi“, fragte ich ihn mit fester Stimme. „So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.“ Er fuhr sich gedankenverloren mit seiner Hand durch sein braunes, kurzes Haar. Seine braunen Augen funkelten im Licht der Sonne, während sie besorgt in meine blickten. „Diese Standhaftigkeit ist keine außergewöhnliche Fähigkeit. Ich hatte dich verletzt, aber irgendwas hielt die Auswirkungen zurück, bis sie dann über dich einbrachen.“ Ich biss mir auf die Unterlippe bis ich den metallischen Geschmack meines Blutes in meinem Mund schmeckte. Ich erkannte, dass ich seinen Worten nichts entgegen setzten konnte. „Was war es? Und warum?“ Mein Herz raste wie wild. Ich war aufgeflogen, dem war ich mir in diesem Moment mehr als sicher. Was sollte ich ihm darauf antworten? Was könnte ich ihm jetzt noch sagen, das den Schein wahren würde? Im Westen Mein unliebsames Gespräch mit Myung zog ich, so lang wie es ging, an diesem Tag hinaus. Doch das Unvermeidbare konnte nicht gänzlich umgangen werden. Da ich am Abend mein Gespräch mit Ryura, über das weitere Vorgehen im Norden hatte, ging ich am Nachmittag dann doch zu der mir undurchschaubaren Frau. Ich traf sie in ihren Gemächern an, als sie und ihre Diener gerade dabei waren, ihre Sachen zusammen zu packen. Lady Myung und ihr Vater planten das Schloss am Abend zu verlassen und weiter zu reisen. Mir war bekannt, dass Serena ihrem Botschafter einen neuen Auftrag im Norden zugeteilt hatte. Hierbei ging es um die Verhandlung bezüglich der Lieferung verschiedener Rohstoffe. Für mich völlig uninteressant. Als Myung meine Präsenz wahrnahm, hob sie ihre Hand, machte mit dieser eine bestimmte Bewegung und schickte somit ihre Diener aus dem Zimmer. Diese reagierten schlagartig auf den unausgesprochenen Befehl ihrer Herrin, packten ihre Sachen und verschwanden mit einer Verbeugung aus den Gemächern. „Es sieht so aus, als seien nur noch wir übrig“, bemerkte Myung und lächelte mich verführerisch, vom anderen Ende des Zimmers aus, an. Genervt von ihrem Verhalten verzog ich meinen Mund und unterdrückte ein bedrohliches Knurren. Myung erwiderte meinen starren Blick, schob bedächtig ihre Daumen unter die Träger ihres Kleides und ließ sie über ihre Schulter fallen. „Huch“, flüsterte sie. „Es sieht so aus, als würde ich es nicht alleine ausziehen können. Ich könnte eventuell Eure Hilfe benötigen“, bemerkte sie gespielt unschuldig. Das war ihre, mir allzu gut bekannte Masche, ihrer Verführung. Und sie war gut darin. Meine Nasenlöscher blähten sich auf und meine Muskeln spannten sich an. Mein eigentlicher Grund meiner Anwesenheit trat von nun an erstmal in den Hintergrund; dem würde ich mich noch früh genug widmen. „Komm her“, knurrte ich. Myung schüttelte ihren Kopf. „Nein, Ihr kommt her.“ Sie wusste genau, was sie wollte. Meine Augen verengten sich wie bei einem wilden Raubtier - und das war ich auch. Gefährlich und unberechenbar. Ich hörte, wie ihr Herz begann schneller zu schlagen. „Komm“, wiederholte sie und krümmte ihren Finger, um mich zu sich zu locken. Sie wollte spielen, dann spielen wir. Ich lächelte sie hämisch an und machte einen Satz, um die Distanz zwischen uns aufzuheben. Binnen Sekunden war ich unmittelbar vor ihr und drückte sie gegen die Wand. „Ihr braucht also Hilfe mit dem Kleid, ja?“ Meine Finger zogen an den dünnen Trägern und zerissen das dünne Material mit meinen Krallen. „Ja“, hauchte die berechnende Dämonin vor mir und sah zu mir hoch. Ihr Kleid fiel ihren schlanken Körper herunter und sie stand nackt vor mir. Ich widmete mich ihrem Körper keine allzu lange Aufmerksamkeit, hatte daran kein Interesse; ich war auf anderes aus: „Legt Euch auf das Bett“, befahl ich herrisch. Ich gab hier den Ton an. Ihr Herz schlug so hart, dass es sich anhörte, als würde es gleich explodieren. Sie tat, was ich befohlen hatte. Während ich ihr folgte, entledigte ich mich ebenfalls meiner Kleidung. „Erklärt Ihr mir, woher Ihr von Amelias Identität wusstet?“, erkundigte ich mich bei ihr, als ich mich langsam zu ihr hinunter beugte, um mit meiner Zunge ihren Hals entlang zu fahren. Ich beschloss, das Angenehme mit dem mir Nützlichen zu verbinden, denn ich wollte von ihr in Erfahrung bringen, was sie für ein Spiel spielte. „Dass Amelia lediglich ein nutzloser Mensch ist? Das war offensichtlich“, hauchte sie in mein Ohr. „Habt Ihr jemanden davon erzählt?“ Während ich meine Frage aussprach, wanderte meine Zunge ihr Schlüsselbein entlang runter zu ihren Brüsten bis hin zu ihrem Bauchnabel. Myung stöhnte unter meinen Liebkosungen lustvoll auf. „Natürlich nicht“, beantwortete sie, in meinen Berührungen völlig versunken, meine Frage. Gut, diese Tatsache stimmte mich zufrieden. In ihrem Sinne hoffe ich nur, dass sie die Wahrheit sprach. Bevor ich noch irgendetwas tun konnte, drehte sie mich auf den Rücken, kletterte auf mich und spreizte ihre Beine, bis meine Erektion sich nur wenige Zentimeter von ihrer Öffnung entfernt befand. Sie beugte sich nach unten, stützte sich auf meiner Brust ab und flüsterte mir ins Ohr: „Seid Ihr jetzt fertig mit der Befragung?“ Ich versuchte in dieser Position, in der wir uns befanden, meine Kontrolle zu wahren. „Nein, eins würde mich noch brennend interessieren“, gestand ich. „Erklärt Ihr mir auch, was Eure häufige Anwesenheit im Süden begründen würde.“ Als Myung meine Worte vernahm, riss sie ihre Augen weit auf und zog scharf die Luft ein. Augenblicklich ließ sie von mir ab, schaffte Raum zwischen uns und griff nach einem neuen Kleid, welches über dem Stuhl vor ihrer Kommode hing. „Was wird das, Sesshomaru? Wollt Ihr mich für irgendetwas beschuldigen?“ Ihre Frage stieß sie hasserfüllt zwischen ihren gefletschten Zähnen hervor. Ich richtete mich auf, saß auf der Bettkante und beobachtete ihr hektisches Ankleiden mit einem hämischen Lächeln. Ihre Reaktion gab so viel über die Wahrheit preis; das war mir die Aktion wert, auch wenn ich es ein wenig bereute die Befragung nicht nach dem Sex vorgenommen zu haben. „Sollte ich Euch für irgendetwas beschuldigen?“, fragte ich sie rhetorisch und fuhr mir mit dem Finger mein Kinn entlang, während ich die Dämonin nicht aus den Augen ließ. Myung kniff ihre Augen zusammen und verzog ihr Gesicht. „Nein“, zischte sie aufgebracht. „Solche Anschuldigungen lass ich nicht auf mir sitzen, das habe ich nicht nötig!“ „Nein?“, ließ ich misstrauisch verlauten. „Dann erklärt mit doch einfach Eure häufige Präsenz im Süden.“ Myung erblich, bekam sich aber schnell wieder in den Griff. „Auf Wiedersehen, Sesshomaru. Vielen Dank für Eure Gastfreundlichkeit“, verabschiedete sie sich aufgesetzt höflich und ließ mich in ihrem Zimmer alleine und nackt zurück. Ich grinste über ihren Abgang. Sie hatte was zu verbergen, dem war ich mir spätestens nach diesem Schauspiel sicher. Ich würde schon noch herausfinden, was es war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)