Zwischen den Welten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Gnadenlosigkeit von Dämonen -------------------------------------- 9. Gnadenlosigkeit von Dämonen „Du lebst ja noch“, stellte Ryura verwundert fest, als er mich auf dem Trainingsgelände antraf. Ich war schon sehr früh auf dem Schlossgelände gewesen und hatte bereits mehrere Runden gelaufen. Das hatte zweierlei Gründe. Zum einen, weil ich dringend aufholbedarf bezüglich meiner Kondition notwendig hatte und zum anderen, weil ich sowieso keinen Schlaf mehr gefunden hatte. Mir schwirrten zu viele Gedanken in meinem Kopf, als das ich hätte irgendwie Ruhe finden können. Leicht außer Atem blieb ich vor Ryura stehen und nutzte die Pause, um mich wieder etwas zu erholen. „Habt Ihr wirklich geglaubt, dass Sesshomaru mich umbringt?“, fragte ich ihn und wusch mir den Schweiß von der Stirn. Ryura musterte mich argwöhnisch. „Es sind schon viele wegen weitaus Weniger von ihm umgebracht worden.“ Er wollte von mir hierauf keine Reaktion, wechselte sofort das Thema. „Power dich nicht zu viel aus, nach dem offiziellen Training beginnt unser Einzeltraining. Dafür brauchst du noch ausreichend Energie“, tadelte er mich und kehrte mir den Rücken zu. Zeitgleich füllte sich langsam das Gelände. Ich ging zur Tribüne, wo ich was zu Trinken und mein Handtuch verstaut hatte. Ich griff nach dem Handtuch um mir das Gesicht zu trocken, als ich im Augenwinkel Sesshomaru am Eingang der Arena entdeckte. Er blickte auf mich, drehte sich aber sofort wieder weg und verschwand. Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich dachte ich, dass er einfach einzuschätzen war, aber nach dem gestrigen Vorfall betrachtete ich dies nun anders. Ich sollte mir dringend vornehmen nur den nötigsten Kontakt mit ihm zu halten. Ich trank noch etwas bevor das Training starten konnte. Der Nebel stand noch tief in der Arena, als die ersten Trainingskämpfe begannen. Dieses Mal jedoch waren Zuschauer nicht erwünscht. Wer keinen Kampf bestritt, sollte an den Sandsäcken seine Übungen fortführen. Ich tat was mir befohlen wurde, allerdings war es auch nicht zu vermeiden den bevorstehenden Kampf im Augenwinkel zu beobachten. Es traten zwei sehr ungleiche Dämonen gegen einander an. Einer von beiden war zierlicher in seiner Statur und kleiner. Er ist mir gestern bereits aufgefallen, da er nicht so angriffslustig und aggressiv wie die anderen rüber kam. Er war eher ein verhaltener Kämpfer, wirkte fast normal. Sein Gegner hingegen war das genaue Gegenteil. Er schien der Stärkste unter der Trainingstruppe zu sein. Seine Erscheinung war groß und mächtig. In seinen Augen spiegelte sich ein enormer Zorn und Hass wieder, die den Kampf herbeisehnten. Dementsprechend stand dem Zierlichen die Angst förmlich ins Gesicht geschrieben, als er vor sich ihm, krampfbereit, aufbaute. Er tat mir leid, denn ich hätte auch diejenige sein können, die an seiner Stelle dort steht. Der stämmige Dämon knackte mit den Fingerknöcheln. Sein Gegenüber schien nervös zu sein und doch war er derjenige, der den ersten Angriff startete. Er schnellte unglaublich rasant nach vorne und trat seinem Gegner kräftig in die Seite, so dass dieser kurz nach Luft schnappen musste. Doch sehr beeindruckt schien er dennoch nicht von diesem Angriff gewesen zu sein. Der stärkere von beiden fletschte seine Zähne, grinste und stürzte sich dann ohne Vorwarnung mit ausgestreckten Armen auf den schwächeren. Der Aufprall warf ihn zu Boden. Dies amüsierte den Angreifer und drückte den am Boden liegenden mit seinem Gewicht weiter nach unten. Dieser schlug um sich, versuchte sich verzweifelt zu befreien, doch sein Gegner war zu schwer und ließ sich nicht abschütteln. Dann prasselten die Schläge regelrecht auf ihn ein. Den ersten Schlag konnte er noch abwenden, aber die nächsten trafen ihn erbarmungslos im ganzen Gesicht. Blut rann aus seiner Nase und tropfte auf den Boden. Es sah grauenhaft aus und das Schlimmste war, dass der Ausführende regelrecht spaß hieran hatte. Ich musste aufpassen, dass der Kampf mich nicht völlig von meinen Übungen ablenkte, versuchte mich abzuwenden um mich nervös wieder auf den Sandsack vor mir zu konzentrieren. Ich wollte nicht Ryuras Zorn auf mich ziehen. Aber ein grauenhaftes Knacken ließ mich wieder den Blick auf den Kampf richten. Das ohrenbetäubende Geräusch war ein Arm, der brutal gebrochen wurde. Ich riss meine Augen weit auf, war fassungslos von dem Anblick. Auch alle anderen Dämonen um mich herum konzentrierten sich mittlerweile nicht mehr auf ihre Übungen sondern schauten sich den Kampf belustigt an. Ryura selbst beobachte den Kampf kritisch, aber emotionslos. Ich konnte nicht begreifen, dass niemand einschritt. Gestern hieß es doch noch, dass beim Training niemand den Tod finden sollte. Zum ersten Mal hoffte ich, dass jemand ohnmächtig wird, damit das ganze Szenario ein Ende findet. Die Handknöchel des angehenden Verlierers waren blutverschmiert und sein rechter Arm stand unnormal ab. Bei diesem Anblick verzog ich mein Gesicht. Schmerzverzerrt schrie er auf, als er verzweifelt versuchte von seinem Peiniger weg zu kriechen. Diese Aktion wurde von allen Zuschauern mit Verachtung gestraft. Er war dabei aufzugeben und das war jedoch keine Option in dieser Arena. Als der schwer verletzte einen gewissen Abstand zwischen sich beiden geschaffen hatte, presste er seinem unverletzten Arm gegen seine Rippen. „Aufhören!“, keuchte er, als ein erneuter Angriff auf ihn einschlug. Ich schloss meine Augen, mein Herz brannte regelrecht in meiner Brust, versuchte mich aber vor allen zusammen zu reißen. „Ich gebe auf!“ Bittend streckte er die Hand aus. Belustigt und triumphierend schaute der Gewinner zu uns. Alle lachten, außer mir. Ryura begab sich zwischen beide und verschränkte sein Arme. „Hab ich das richtig verstanden, du gibst auf?“ Verzweifelt schaute der Verlier auf Ryura hoch und nickte. „Steh auf!“ Ryuras Stimme war leise und sein Befehl knapp. Ich befürchtete das Schlimmste. Mittlerweile waren alle stumm und beobachten aufmerksam das Szenario. Schwer zugerichtete rappelte er sich vorsichtig und behutsam auf, um seine Wunden nicht noch weiter zu strapazieren. Was dann geschah, versetzte mich in einen Schockzustand. Ryura holte aus und riss dem Dämon vor ihm das Herz raus. Ich ging ein, zwei Schritte zurück, stolperte fast, als ich gegen jemanden hinter mir prallte. Ruckartig schaute ich hinter mich und erkannte Sesshomaru, der sich zu dieser Situation gesellte. Er war wie erwartet unbeeindruckt von dem eben Geschehenen. Normalerweise hätte ich sofort den Platz verlassen und wäre vor Panik weggerannt, aber ich wusste, dass das in den Augen aller hier schwach wirken würde. Also blieb ich. „Wir brauchen keine Schwächlinge oder Feiglinge in unserer Armee, merkt euch das. Aufgeben wird in keiner Situation, sei es Training oder Krieg, eine Option für euch sein!“, rechtfertigte Sesshomaru Ryuras Tat. Die Worte, die Ryura mir gestern entgegen brachte, dass ich lernen sollte Schmerzen einzustecken und ohne eine Miene zu verziehen zu ertragen habe, erschienen mir jetzt sinnvoll. So enden, wie das Opfer vor uns liegend, wollte ich niemals. Als wäre nichts gewesen wurde das Training fortgeführt. Während des restlichen Trainings beobachtete Sesshomaru alle seine angehenden Krieger aufs Genaueste. Mein Plus raste förmlich den ganzen Tag lang, ließ sich nicht beruhigen. Ich versuchte trotzdem mein Bestes zu geben, damit Sesshomaru meine Bemühungen erkannte. Seine Blickte verweilten jedoch nie lange auf mir. Am späten Nachmittag beendet Ryura das Training und alle verließen das Gelände bis auf mich. Ich versuchte mir noch eine kurze Erholung zu gönnen, während Ryura und Sesshomaru miteinander sprachen. Ich war von den Ereignissen am Vormittag noch so aufgewühlt, dass ich zitternd nach meiner Trinkflasche griff. Der Kriegsherr und sein Stellvertreter schienen sich in irgendetwas uneinig zu sein. Sie sprachen leise und gefasst, aber ihre Gesichter wirkten verbissen und angestrengt. Mittlerweile hatte ich große Angst vor dem Einzeltraining. Gestern dachte ich noch, dass Ryura nicht ausschließlich erbarmungslos agierte, so wie es Sesshomaru tat, aber an dieser Ansicht zweifelte ich seit heute Morgen wieder. Das stimmte mich traurig, war fast schon enttäuscht. Ob Rin diese Seite an ihm kannte? Das konnte ich mir bei weitem nicht vorstellen. Man sollte hier wohl niemanden provozieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)