Zwischen den Welten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Zwischen den Welten ------------------------------ 2. Zwischen den Welten Meine Freunde würden mich als sehr vernünftig und verantwortungsbewusst beschreiben. Ich war nie jemand gewesen, der an andere Welten oder sowas wie dunkle Wesen geglaubt hatte. Solche Dinge waren für mich immer Produkte von Fernsehserien oder auch Büchern gewesen. Dass ich in solch einer Welt, in der solche Begebenheiten völlig normal waren und die Realität darstellten, mal gelangen würde, hätte ich mir nie vorstellen können. Und doch befand ich mich jetzt in einer der seltsamsten Situationen meines bisherigen Lebens. Statt im belebten, hellen Flur der Universität, befand ich mich auf einem kalten Steinboden in einem düsteren Raum. Dieser Raum schien eine Art Büro zu sein, an den gegenüberliegenden Wänden befanden sich Regale mit Schriftrollen und ein Schreibtisch stand vor dem einzigen Fenster. Die zwei Vorhänge, die fast zusammengezogen waren, ließen nicht viel Licht durch. Vor dem Schreibtisch stand der mir unbekannte, bedrohliche Mann, der mir bereits in der Uni mehrmals erschien. Diesmal war er jedoch mehr als deutlich zu erkennen. Er war wirklich groß, bestimmt ein Kopf größer als ich und ich war mit meinen 1,72 cm schon nicht klein. Durch seine enge, schwarze Lederkleidung waren seine Muskeln sehr gut zu erkennen. Seine langen weißen Haare hatte er zusammengebunden und fielen ihm fast bis zu seinen Hüften. Aber das faszinierendste an ihm war sein Gesicht. Er sah menschlich aus, wirkte aber durch seine Zeichen und vor allem seinen goldenen Augen so gar nicht menschlich. Seine Präsenz war mehr als beängstigend. „Wo bin ich?“, fragte ich ihn vorsichtig. Ich hatte Angst auch nur ein Wort zu viel an ihn zu richten. Mit zusammengekniffenen Augen setzte er sich in Bewegung und betrachtete mich von allen Seiten. „Wer bist du?“, war seine Gegenfrage ohne meine vorherige Frage überhaupt beachtet zu haben. Seine Stimme war tief und hasserfüllt. „Amelia.“ Kurz und knapp antwortete ich ihm. Auch ich fing an jede seiner Bewegungen zu studieren. Er erinnerte mich an ein Raubtier, das seiner Beute auflauerte. „Sesshomaru, mein Lieber, hast du…“ Hinter mir öffnete sich ruckartig eine Tür und eine Frau trat ein. Als sie mich auf dem Boden sitzen sah, unterbrach sie ihren Satz. Mein Blick ließ von dem Mann ab und richtete sich nun auf die eben eingetroffene Frau. Sie hatte ein eng anliegendes, schwarzes Lederkleid an, das ihr bis zu dem Boden ging. Auch sie hatte lange weiße Harre, einen Halbmond auf der Stirn, jeweils einen lila Streifen auf den Wangen und goldene Augen. Ob die beiden wohl miteinander verwandt waren? „Was ist das?“, fragte sie herablassend. „Dieses Wesen verfolgt mich bereits schon den ganzen Morgen“, war die kurze Antwort des ihr so ähnlich aussehenden Mannes. Nun umkreiste auch die junge Frau mich. Beiden war anzusehen, dass sie nicht wussten was hier vor sich ging. Da ging es ihnen nicht anders als mir. Ich war am Rande der Verzweiflung. Ich wusste immer noch nicht wo ich mich befand und wer genau hier vor mir stand. Das Einzige was mir völlig klar war, war dass ich mich in einer gefährlichen Lage befand. Dafür sprach eindeutig ihre beider Köpersprache.„Bitte, ich verspreche Ihnen, dass ich sofort von hier verschwinde und nie wieder zurückkommen werde, wenn Sie mir nur sagen könnten wo ich hier bin.“ Ich wollte so schnell wie möglich von diesem Ort verschwinden. Die Frau bewegte sich elegant zu mir runter und umfasste mein Kinn. Ihr Blick war fast noch eisiger als von dem Mann hinter ihr. „Nun, mein Kind, du befindest dich in den Räumlichkeiten des Erben der westlichen Ländereien, meinem Sohn.“ Ein leichtes und doch bedrohliches Lächeln umspielten ihre Lippen. Also tatsächlich verwandt. Aber, dass diese junge Frau wirklich seine Mutter sein sollte konnte ich mir nur schwer vorstellen. „Und vor dir befindet sich gerade die Herrin der westlichen Ländereien.“ Nach dieser Information ließ sie mein Kinn ruckartig los, stand wieder auf und stellte sich erhaben neben ihren Sohn. Leider konnte ich mit diesen Informationen nichts anfangen. Welche westlichen Ländereien? Erbe? Herrin? Ich konnte mir keinen Reim daraus machen. Ich wollte mehr Raum zwischen mir und den beiden dunklen Gestalten schaffen. Rückwärts robbte ich mich weiter von ihnen weg bis ich an die Tür an meinem Rücken spürte. „Das Wesen hier soll dich verfolgt haben, Sesshomaru?“ Die Herrin der westlichen Ländereien schaute mich belustigt an. „Sie wirkt eher verloren. Auch spüre ich keine größere Macht, die von ihr ausgehen soll.“ Sesshomaru hatte sich mittlerweile an seinen Schreibtisch angelehnt und seine Arme vor der Brust verschränkt. Er sah nicht so aus, als würde er seiner Mutter antworten wollen. „Woran denkst du?“ Seine Mutter schien bemerkt zu haben, dass ihm irgendetwas durch den Kopf ging. „Sie war mir als Geist heute den ganzen Tag erschienen. Das erste Mal als ich sie greifen wollte gingen meine Hände durch sie hindurch. Erst mein zweiter Versuch war erfolgreich. Seitdem befindet sie sich hier. Woran erinnert dich das?“ Sesshomarus Erklärung äußerte er sachlich und emotionslos. Die Herrin des Westens verhielt sich dagegen völlig gegenteilig, als ihr wohl bewusst wurde was seine Worte bedeuteten. Blitzartig blickte sie von ihm auf mich runter; ihre Augen waren weit aufgerissen. Ich konnte den beiden nicht folgen, wusste einfach nicht worüber sie sprachen. Anscheinend konnte sich Sesshomarus Mutter wieder aus ihrer Schockstarre lösen, sie kam erneut auf mich zu. Ihre Bewegungen waren anmutig, aber gleichzeitig auch voller Härte. Sie griff mich mit einer Hand am Kragen meiner Jacke und zog mich mit Leichtigkeit wieder auf meine Beine. Ich hatte das Gefühl direkt wieder zusammen sacken zu müssen, hätte sie mich nicht weiterhin fest in ihrem Griff. Wenn vorhin noch irgendwas Freundliches in ihrem Ausdruck zu finden war, war es nun nicht mehr vorhanden. „Was sind deine Fähigkeiten?“ Sie keifte mich regelrecht an. „Ich weiß nicht was Sie meinen“, antwortete ich ihr unsicher. Wie gern hätte ich ihr die Antwort gegeben, die sie sich erwünscht hatte. Mittlerweile befürchtete ich sogar, dass Beide dazu fähig waren mich umzubringen. Ihr Geduldsfaden schien zu reißen, ihr Griff um meinen Kragen wurde fester, sodass mir das Atmen schwer fiel. Sie rammte mich gegen die Tür, die durch den Zusammenprall leicht schepperte. „Ich lasse mich nur ungern an der Nase herum führen“, zischte sie durch ihre gefletschten Zähne. „Ich habe keine Fähigkeiten!“, schrie ich sie an und versuchte mich gleichzeitig aus ihrem Griff zu winden. Ich hatte keine Chance. Sesshomaru schaltete sich ein, legte eine Hand auf die Schulter seiner Mutter. „Das ist zwecklos, sie ist es nicht“, erkannte er kühl. „Dann beseitige sie, ich brauche den Abschaum hier nicht!“ Die Herrin des Westens lies mich unsanft los, schob mich bei Seite, sodass ich in Richtung des Regals stolperte und verließ wutentbrannt aus dem Raum. Zwei goldene Augen funkelten mich interessiert an. Nein, sein Interesse wollte ich sicherlich nicht auf mich ziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)