Von Katzen und Fledermäusen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: ----------- [center"]* Ino war gegangen. Sakura saß nun alleine im Wohnzimmer und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte daran glauben, dass das alles ein blöder Traum war und sie jeden Augenblick erwachen würde – in ihrem Bett und alleine. Doch so oft sie sich auch zwickte, sie wachte nicht auf. Sie wachte nicht auf, weil sie bereits wach war. Dieser Mann, der sich in einen Kater verwandeln konnte, besaß offenbar die Fähigkeit, Menschen zu manipulieren. Anders konnte sie sich Inos Verhalten in den letzten zwanzig Minuten nicht erklären. Von dem, was Sakura ihr erzählt hatte, hatte sie nämlich gar nichts für wunderlich, merkwürdig oder angsteinflößend befunden. Im Gegenteil, sie fand Madara äußerst sympathisch und hatte Sakura dazu animiert, ihm näherzukommen. Wer war er? Er war kein Mensch. Kein wissenschaftlicher Fortschritt dieser Welt vermochte einen Menschen in eine Katze verwandeln zu lassen. Sakura schluckte und erhob sich. Mit dem Entschluss, in Erfahrung zu bringen, was dieser Mann war und was er wollte, ging sie in ihr Schlafzimmer – ohne geklopft zu haben, schließlich war es ihre Wohnung, in die er da eingedrungen war. Madara lag auf ihrem Bett. Er hatte die Augen geschlossen und sie fragte sich, ob er wirklich schlief. Sakura trat an das Bett heran und betrachtete ihn. Wie schamlos er doch war, seinen Körper mit ihrer schönen Decke zu bedecken, sein nasses Haar einfach auf ihrem Kissen auszubreiten und sich generell auf ihrer Liegestatt derart breit zu machen, als wäre es seine eigene. „Habe ich dir nicht gesagt, dass die Dinger gefährlich sind?“ Madara drehte den Kopf zu ihr und machte ein Auge auf. Sakura lächelte verkrampft und schloss die Finger noch fester um den Griff des Messers hinter ihrem Rücken. Madara schloss sein Auge wieder und wandte den Kopf ab. „Ich tue dir nichts. Lass mich schlafen.“ Neben der Kommode stand ein Stuhl, auf den Sakura sich nur wenige Sekunden später setzte, das Messer auf ihren Schoß legend. „Wer bist du?“, fragte sie langsam. „Sag mir, wer du bist. Was du bist. Ich… möchte es wissen. Wieso kannst du dich in eine Katze verwandeln und was hast du mit Ino gemacht? Ich weiß ganz genau, dass du etwas mit ihr angestellt hast. Sie war vorhin nicht sie selbst.“ Madara runzelte die Stirn. Er war sichtlich genervt, und obwohl Sakura Angst hatte, dass er ihr etwas antun konnte, wollte sie die Wahrheit wissen, wollte sich davon überzeugen, dass sie nicht in die Geschlossene gehörte. „Wenn ich es dir jetzt erzähle, lässt du mich dann in Frieden weiterschlafen?“, wollte Madara schlecht gelaunt wissen. „Ja“, antwortete Sakura zögernd. Jetzt hatte sie ihm auch noch die Erlaubnis gegeben, sich in ihrer Wohnung für die nächsten Tage breitzumachen. Madara richtete sich im Bett auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann begann er zu erzählen. * Hashirama sorgte sich. Zwei Tage hintereinander hatte Sakura Haruno ihre Wohnung nicht verlassen. Anfangs hatte er vermutet, dass sie sich Urlaub genommen hätte, doch die Sorge um diese Menschenfrau wollte nicht verschwinden, und Hashirama vertraute auf sein Gefühl. Er hatte Sakura den einen Tag dabei beobachtet, wie sie die verletzte Katze aufgesammelt und zum Tierarzt gebracht hatte. Die Fledermäuse waren in der Lage, die Präsenz von Katzen zu fühlen, und da Hashirama nichts gespürt hatte, war er davon ausgegangen, dass es sich um eine gewöhnliche Katze gehandelt hatte, von der keinerlei Gefahr für Sakura ausging. Es war später Abend. Hashirama war ausnahmsweise alleine unterwegs, denn Tobirama hatte sich bei einem Kampf mit einer Katze schwere Verletzungen zugezogen. Sie waren allerdings nicht lebensgefährlich und Tobirama würde bald wieder fest auf den Beinen stehen können. Die Hände in den Jackentaschen vergraben, bewegte Hashirama sich durch die künstlich erleuchteten Straßen und blieb vor dem Gebäude stehen, in dem Sakura Haruno lebte. Selbst wenn dieser Ort nicht zu dem Gebiet gehört hätte, über das er zu wachen hatte, würde er jeden Abend hierherkommen in der Hoffnung, Sakura zufällig zu begegnen. Die Vorhänge waren hinter allen Fenstern zugezogen. Gedämpft drang Licht durch eines der Fenster und er sah einen Schatten daran vorbeiziehen. Es war Sakura, kein Zweifel. Hashirama senkte den Kopf. Er blieb länger auf, um Sakura kurz zu Gesicht bekommen zu können. Doch hier, um diese Uhrzeit, konnte er nicht länger verharren. Wenn er lange aufblieb, dann spürte er es am eigenen Leibe und niemand sonst wurde verletzt. Wenn er aber hier Wurzeln schlüge, so würde irgendwo ein Mensch seinetwegen leiden. Während die Fledermäuse sich von gewöhnlicher Menschennahrung ernährten, brauchten die Katzen menschliche Energie, um zu überleben. Die Art und Weise, wie sie an menschliche Energie herankamen, unterschied sich von Individuum zu Individuum: Manchmal wurde die Menschen in einen hypnoseartigen Zustand versetzt und erinnerten sich später an nichts, manchmal wurden sie in die Ohnmacht getrieben. Das Resultat war letztendlich das gleiche: Die Menschen wurden für ein paar Tage mit einem Schwächegefühl ausgestattet, bei welchem es ihnen sogar schwerfallen konnte, Besteck hochzuheben.   Einige der Katzen waren vor Jahrhunderten zu weit gegangen und auch heute noch gab es viele Katzen, die den Menschen mehr Energie aussaugten, als sie brauchten. Das führte meist zum Tod. Genau so etwas mussten die Fledermäuse vermeiden, denn die allermeisten Katzen interessierten sich nicht für die Gräueltaten ihrer Leute.   Traurig wandte sich Hashirama von dem Gebäude ab und ging weiter. In diesem Augenblick öffnete sich die Eingangstür und Sakura kam hinaus. Sie eilte die Treppen hinunter und bog dann nach links ab. Sie wollte in die gleiche Richtung wie Hashirama. Hashirama wusste erst nicht, wie er reagieren sollte. Doch dann fasste er seinen Mut zusammen. Tobiramas Worte hallten in seinem Kopf wie ein Echo wider, als er zu Sakura trat, die stehen geblieben war, um den Inhalt ihrer Tasche zu überprüfen. Sie erschreckte sich vor seinem plötzlichen Auftauchen und Hashirama hob beschwichtigend die Hände. „Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken“, meinte er zu ihr. Leider hatte er sich keinen Plan zurechtgelegt und wusste nicht, was er noch sagen sollte, weswegen die beiden einander schweigend im Licht der Straßenlaterne ansahen. Die Senju waren mit einer sonderbaren Gabe beschenkt worden: Sie versprühten positive Energie, Wärme und Vertrauen, wofür vor allem Menschen empfänglich waren. Deshalb hatte Sakura keine Angst, als sie vor ihm stand. Das irritierte sie, schließlich war er, ein wildfremder Mann, urplötzlich vor ihr aufgetaucht. „Es ist um diese Zeit für eine Frau gefährlich, alleine herumzuspazieren“, sagte Hashirama schließlich und sah Sakura eindringlich an. „Ich bin ein anständiger Mann. Ich werde Sie begleiten, aber auch nur, wenn Sie es wünschen.“     Sakura sah zu dem Gebäude, aus dem sie gekommen war, und Hashirama folgte langsam ihrem Blick. Nachdenklich wurde das Wohngebäude von ihr gemustert, bevor sie Hashirama ansah und langsam nickte. Hocherfreut lächelte Hashirama Sakura an, und nur wenige Augenblicke später spazierten sie, angemessenen Abstand voneinander haltend, über die Straße. Er hatte nicht gefragt, wohin sie wollte, doch es machte den Eindruck, als wollte sie zum Discounter gehen; Sakura nahm immer genau diese Route, wenn sie einkaufen ging. Ein wenig merkwürdig kam sich Hashirama schon dabei, ganz genau zu wissen, wohin Sakura meist ging und wie genau sie zu ihrem Ziel gelangte. Aber er sagte sich selbst, dass seine Absichten nicht von böser Natur seien. Sakura wusste nicht, weshalb, doch sie vertraute dem Mann, der neben ihr schritt. Er schien Wärme abzugeben, ganz anders als das Wesen, das sich garstigerweise bei ihr eingenistet hatte. Nach nur zwei Tagen hatte sich Madara endgültig eingelebt und betrachtete Sakura als eine Art Dienstmädchen. Wenn sie nicht das tat, was er wollte, drohte er ihr. Seine Drohungen waren jedes Mal äußerst innovativ: Mal drohte er ihr mit Folter, mal mit physischen Bestrafungen, aber er war ihr kein einziges Mal zu nahe gekommen. Madara wiederholte immer, dass er geschwächt sei, doch Sakura konnte keine physischen Wunden ausmachen – und nackt hatte sie ihn nicht nur einmal zu Gesicht bekommen – und sie hatte den Eindruck, dass er beschlossen hatte, für immer in ihren vier Wänden zu bleiben und sie als seine menschliche Sklavin dazuhaben. Sakura wollte in der Tat einige Besorgungen erledigen. Vor dem Eingang in den Discounter hielt Hashirama an und gab vor, nach seiner Zigarettenpackung zu suchen. Sakura nickte ihm lächelnd zu und betrat den Discounter. Kaum hatten sich die Türen hinter ihr geschlossen, runzelte sie die Stirn und etliche Fragen hagelten auf ihr Gehirn nieder. Wieso um alles in der Welt war dieser Mann ihr begegnet, wieso hatte er sie tatsächlich verfolgt? Würde er nachher auf sie warten? Jetzt, da zwischen ihnen räumliche Distanz herrschte, verspürte Sakura nicht mehr die Wärme und Sicherheit, die von Hashirama ausgegangen war.   Die junge Frau atmete tief durch und beschloss, sich beim Einkaufen Zeit zu lassen. Auf ihre Frage hin, wovon Madara sich ernähre, hatte er Energie geantwortet. Sakura hatte lange gegrübelt, was er damit gemeint haben könnte. Als sie gemerkt hatte, wie sie lustlos und träge sie wurde, hatte sie begriffen, dass Madara und seinesgleichen sich von menschlicher Energie ernährten. Sakura holte Katzenmilch und Katzenfutter, was sie Madara vorsetzen würde, und eine Tiefkühlpizza für sich selbst. Sie hatte keine Lust zu kochen und machte dafür Madara verantwortlich. Sakura hatte für die gesamte Woche Urlaub genommen und wusste nicht, wie es mit ihr weitergehen würde.     Hashirama war nicht an Ort und Stelle, als sie in die Abendluft hinaustrat. Einerseits war sie darüber ziemlich erleichtert, andererseits befiel sie auf dem Weg immer wieder das Gefühl, beobachtet zu werden. Sakura drehte sich trotzdem kein einziges Mal um und war überglücklich, als sie ihre Wohnungstür hinter sich schloss. Das Fenster in der Küche stand offen. „Madara?“, fragte sie laut in die Wohnung hinein. Hatte er sich durch das Fenster aus dem Staub gemacht? Sakura lächelte. Hoffentlich für immer, hoffentlich war Madara nun auskuriert. Sie räumte die Einkäufe ein, ließ eine Packung Katzenmilch auf dem Küchentisch stehen. Sakuras Lächeln verblasste, als sie Madara in seiner Katzengestalt hinter dem Fenster sitzen sah. Und schon ist die gute Laune weg, ging es Sakura durch den Kopf. „Warst wohl dein Geschäft verrichten.“ Widerwillig öffnete sie das Fenster. Madara sprang auf den Küchenboden und entdeckte sogleich die Katzenmilch. Sakura stellte ein Schälchen bereit, in das sie zur Hälfte die Milch hineingoss. „Hier, probier das“, sagte sie zu Madara, als sie das Schälchen auf den Boden stellte. Madara, noch immer in der Gestalt einer schwarzen Katze, roch erst skeptisch an dem, was Sakura ihm da vorgesetzte hatte, tunkte seine Zunge hinein und trank dann gierig das Schälchen leer. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte Sakura gegen den Küchentisch und beobachtete fast schon zufrieden, wie der Kater mehrere Male mit der Zunge über sein Mäulchen fuhr, bevor er damit anfing, sich ausgiebig zu putzen. „Gefällt dir das?“, wollte Sakura wissen. „Wenn es dir schmeckt, dann werde ich dich gerne mit katzentypischer Nahrung versorgen. Gewöhn es dir ab, dich von meiner Energie zu ernähren.“ Der Kater hielt kurz in seiner Putzaktion inne, schaute Sakura fragend an, bevor er mit seinem Tun weitermachte. „Du hast doch gesagt, es gibt neben den Katzen die Fledermäuse.“ Nachdenklich blickte Sakura auf Madara herab, der sich in seiner Katzenform offensichtlich mehr als wohl fühlte. „Ich glaube, ich bin einer begegnet. Einer Fledermaus, meine ich. Ich bin mir nicht sicher.“ Die letzten Worte hatte sie genuschelt. Madaras linke Pfote schwebte in der Höhe und seine Zunge hing heraus. Sakura blinzelte, und er stand in seiner Menschengestalt vor ihr. Und natürlich war er nackt, wie sollte es auch anders sein! Mittlerweile hatte sie sich daran fast schon gewöhnt. Sie versuchte nur stets, ihre Augen nicht zu weit nach unten wandern zu lassen. „Halt dich von ihm fern“, sagte Madara zu ihr. „Woher weißt du, dass es ein Mann war?“, fragte Sakura irritiert. Madara antwortete nicht und Sakura wollte nicht nachhaken. Stattdessen sagte sie: „Ich sollte wirklich dafür sorgen, dass du mir in dieser Gestalt nur noch bekleidet unter die Augen kommst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)