Calls out of the Dark von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 11: Wahrscheinlichkeit ------------------------------ In seinen Ohren piepte es und obgleich sein Körper eigentlich eher einer Maschine, als dem eines Menschen glich, hatte er kurz mit einem leichten Schwindelgefühl zu kämpfen. Er fühlte sich wie paralysiert, konnte kaum was erkennen, dem gleißendem Licht wegen, spürte nur ganz deutlich Deidara neben sich, am ganzen Leibe schlotternd und hektisch atmend. Sein Blick huschte durch den Raum, immer noch halb blind, versuchte er seine Giftnadeln zu orten, diese allerdings lagen bei seinem Mantel, zusammen mit den Schriftrollen für die Puppen. All das hatte er einfach achtlos auf der Sitzfläche des Sessels abgelegt, welcher in der hinteren, linken Ecke stand und automatisch verfluchte er sich dafür, sich so unüberlegt direkt all seinen Waffen entledigt zu haben. Er schielte hinab zu Deidara, welcher sich mit tränenden Augen und immer wieder hustend an seine Schulter drückte und schluckte dann. Aufspringen und sich somit seine Werkzeuge schnappen war keine Vorgehensweise, denn so wäre der Junge schutzlos ausgeliefert und je nach dem mit wem sie es hier zu tun hatten vielleicht schon tot, bevor Sasori auch nur den Kazekagen hätte entsiegeln können. Leise fiepend hob der Blonde in seinen Armen auf einmal den Blick, zog die Knie winselnd näher an die Brust und presste sich noch ein Stückchen näher an den Puppenspieler. Verdutzt schaute auch Sasori nach vorn und augenblicklich lief ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Er hörte deutliche Schritte, die quer durch den Raum hallten und vor dem Fußteil des Bettes entlang liefen, nur sehen konnte er Keinen. Neben ihm machte die Katze einen Buckel und ihre schmalen Irden verfolgten etwas für ihn nicht Erkennbares. Verwirrt huschte sein Blick zu dem aggressiven Tier, welches sich mit peitschendem Schwanz und gefletschten Zähnen neben ihm in Verteidigungsposition begab, schaute dann wieder nach vorn und mit einem Mal machte sich ein äußerst ungutes Gefühl in ihm breit. Sein Herz begann schneller zu schlagen und er bemerkte, wie seine Hände und auch seine Beine leicht anfingen zu zittern. Ihm war kalt. Warum um alles in der Welt, war ihm kalt? Das war wohl kaum möglich. Verzweifelt versuchte er feindliches Chakra zu orten, um den Fremden somit ausfindig zu machen, doch nach wie vor schien es, als wären sie alleine in dem Zimmer. Einzig und allein Deidara neben sich, sowie den Stubentiger vermochte er zu erkennen, doch da war noch etwas.... Etwas Anderes. Es war kein Chakra. Mehr, wie eine, für ihn, nicht erkennbare Präsenz. Schockiert starrte er auf die freie Stelle neben dem Fernseher, an welcher sowohl Deidaras, sowie der Blick der Katze, ebenfalls hängen geblieben waren und sog scharf die Luft ein. Er starrte in die Ecke. Und es war ihm, als starre die Ecke zurück. Was für ein Spiel war das? Instinktiv schlang er die Arme fester um seinen blonden Partner, zog ihn sanft höher auf seinen Schoß, die Augen nicht von besagter Stelle abwendend und fragte sich insgeheim, ob er nicht vielleicht gerade dabei war den Verstand zu verlieren. Doch da stand etwas. Es musterte ihn. Genau so, wie er es musterte. Gesichtslos, wesenlos aber definitiv nicht ohne Grund hier. Und es war kein feindlicher Shinobi. Es war etwas Anderes. Der Gedanke kam ihm so plötzlich, dass es ihm gleich einen weiteren Schauer über den Rücken jagte. Im selben Moment knallte die Tür zu, was sie alle kurz aufschrecken ließ, die Katze fauchte, Deidara hustete und Sasori merkte, wie sich seine Atmung beschleunigte. So Etwas hatte er lange nicht mehr gefühlt. Und er wusste auch, warum er es rein gar nicht vermisst hatte. Dieses beklemmende Gefühl, diese Angst, die sich von hinten um ihn schlang, wie fesselnde Arme und schwer lastend an ihm haftete. Er schüttelte sich unbewusst, doch konnte das Gefühl der aufkeimenden Panik kaum eindämmen. Was war hier los? Was passierte hier? Keiner von ihnen machte einen Mucks, es war komplett ruhig in dem kleinen, muffigen Zimmer, nur der rasselnde Atem Deidaras und das Ticken der Wanduhr drangen durch die Stille. Sasori wagte kaum sich zu bewegen. Denn wie es schien, war es immer noch hier, was auch immer es war. Er spürte wie es ihn anstarrte, mit seinem aussaugenden Blicken. Und mit einem Mal kamen ihm die Erinnerungen an seinen Traum zurück. Und an das was seine Mutter ihm gesagt hatte. Es schien ihm albern, denn es war nur ein Traum gewesen, doch trotzdem ließ ihm der Gedanke nicht los. Mit weit aufgerissenen Augen schaute er zurück, gegen die leere Wand und plötzlich war es ihm, als hätte er Blickkontakt mit Etwas hergestellt, womit er definitiv keinen Blickkontakt wollte. Es war mit das Grausigste, was er je erlebt hatte und es schien kein Ende zu nehmen... Seine Lunge brannte und dieses unangenehme Gefühl zog sich bis in seinen Rücken, zu den Schulterblättern und übers Schlüsselbein, bis in seine Oberarme, welche sich seltsam schwer und gleichzeitig taub anfühlten. Es war ihm kaum möglich zu atmen, ohne dabei das Gefühl zu haben, zu wenig Luft zu bekommen und zu ersticken, doch er zwang sich ruhig zu bleiben, obgleich es ihm die Tränen in die Augen trieb. Am liebsten hätte er los geheult, doch war er viel zu schockiert von dem Anblick, welcher sich ihm da bot. Inzwischen mussten mehrere Minuten vergangen sein, in welcher die Frau, welche beinah schwebenden Schrittes in ihr Zimmer eingedrungen war, einfach nur stumm und regungslos in der Ecke, neben dem Fernseher verharrte und sie aus kalten, leeren Augen anstarrte. Sie war kreidebleich, beinah so, als würde ihrem Körper keinerlei Wärme innen wohnen, doch an den Schläfen, sowie an Hals und Stirn zeichneten sich deutlich dicke, blaue Adern ab. Ihre Augenhöhlen schienen beinah bis ins Unendliche zu gehen, doch aus deren Inneren, tief im Schädel sitzend, leuchteten ihm kleine, ausdruckslose Augen entgegen. Den Mund hatte sie weit aufgerissen, durchgehend, zu einer hämisch, lachenden Fratze verzogen, was das Gesicht leicht verzerrt erscheinen ließ, es sah beinah so aus, als würde sie, sie durchgehend anbrüllen, doch kein Ton verließ die Lippen. Als hätte jemand jeglichen Klang entfernt, wie, wenn man einen Film schaut und versehentlich auf die „Stumm“- Taste kommt. Wer auch immer sie war und was auch immer sie wollte... Ihre Erscheinung machte ihm Angst. Todesangst. Er konnte nicht genau sagen, was genau es war, was dieses Gefühl auslöste, denn als Mitglied von Akatsuki war man natürlich abgehärtet und eigentlich konnte ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringen, doch das Alles hier war zu viel. Zu viel für seine Nerven. Er zuckte leicht zusammen, als Sasori ihn mit einem Mal näher an sich heranzog und die Bewegung einen weiteren, fürchterlich, schmerzenden Hustenanfall auslöste. Ihm wurde es schwindelig und ängstlich wimmernd schloss er die Augen, rang verzweifelt nach Luft und kämpfte dagegen an zu hektisch zu atmen um nicht zu kollabieren. Er spürte Sasoris flache Hand über seinen Rücken streichen und ein heiseres Schluchzen stahl sich über seine trockenen Lippen. Er schmeckte Eisen, wischte sich mit dem Handrücken über das feuchte Kinn, blinzelte ein paar Mal um seine trübe Sicht los zu werden und konnte nur aus den Augenwinkeln erkennen, wie sein Handrücken blutrot glänzte. Er hob den Blick erneut, nach wie vor heftig atmend, krallte sich mit der freien, sauberen Hand immer noch an seinem Danna feste, welcher das Ganze still schweigend quittierte und mit einem Mal weiteten seine Augen sich ein Stück. Das Kätzchen neben Sasori fauchte laut, sein Schweif schoss kerzengerade nach oben, als die Frau sich von ihnen abwendetet, und seltsam steif auf das Fenster zuschritt. Sich sonderbar abgehackt fortbewegend öffnete sie schließlich das Fenster. Kalte Zugluft kam den Blonden entgegen, was seltsam war, denn die Zimmertür war schließlich verschlossen und auch sonst gab es keine Fenster in diesem Raum. Trotz alle dem, flatterten die dicken Vorhänge bis hoch unter die Decke und zwischen dem sich senkenden und danach erneut hebenden Stoff konnte er erkennen, wie die Frau ihnen einen letzten Blick zu warf, den Mund nach wie vor weit aufgerissen, die Augen klein und starr, wie Stecknadelköpfe. Ihre Blicke trafen sich kurz und beinah instinktiv drückte der Bomber das Gesicht an die Schulter seines Dannas, welcher wie paralysiert auf das Fenster starrte. „Was zum...?“, hörte Deidara ihn leise murmeln. Schwer schluckend drehte er den Kopf erneut Richtung Fenster, die Frau war inzwischen auf den Sims geklettert, breitete die Arme aus und ließ sich dann nach draußen fallen. Mit weit aufgerissenen Augen, ebenso den Mund ein kleines Stückchen geöffnet, starrte Deidara fassungslos auf die Stelle, wo die Frau bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte, als mit einem weiteren, lauten Knall plötzlich das Fenster wieder zusprang, die Vorhänge schlagartig hinab fielen und der Griff des Fensters sich wie durch Geisterhand wieder nach unten drehte und mit einem leisem Ruckeln schloss. Keiner sagte ein Wort. Nach wie vor atmete der Bomber schwer, saß einfach nur da, sich nicht ganz sicher sein, was er dort gerade beobachtet hattet. Und immer noch war er panisch. Er konnte nicht genau sagen, ob das daran lag, das er kaum noch Luft bekommen zu schien, oder aber an der Tatsache, dass er so eben einem Suizid beigewohnt hatte, der seltsamer nicht hätte sein können. Nach einer Weile regte sich Sasori neben ihm, schob ihn sanft von seinem Schoß und entließ ihn aus der Umarmung. Ungläubig schauten sie sich an, bis der der Rothaarige mit einem Mal unzufrieden das Gesicht verzog, sich dann über den Daumen leckte und mit diesem über Deidaras Mundwinkel fuhr. Misstrauisch rümpfte der Blonde die Nase und ihm wurde leicht übel, bei dem starken Eisengeruch, welcher sich auf einmal in seinen Schleimhäuten absetzte. „Danna...“, murmelte er heiser, während der Rothaarige nach wie vor damit beschäftigt war ihn sauber zu machen. Sasori warf ihm einen flüchtigen Blick zu, sagte nichts weiter, nickte jedoch um dem Jüngeren zu suggerieren, dass dieser seine Aufmerksamkeit hatte. „Wer...“, murmelte Deidara leise, obgleich ihn das Sprechen furchtbar anstrengte, da es das beklemmende Gefühl in seiner Brust nur verstärkte. „Wer ist diese Frau?“ Er zuckte leicht zusammen, als Sasori plötzlich die Hand sinken ließ und ihn verständnislos anschaute. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. „Na, sie...“, nuschelte der Blonde, wurde mit einem Mal von einem erneuten Hustenanfall unterbrochen und musste sich wankend an seinem Partner stützend um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und zur Seite weg zu kippen. Sein Hals brannte wie Feuer und er spürte wie vereinzelte, warme Tränen sich aus seinen Augenwinkel stahlen und über seine Wangen hinab zum Kinn liefen. „Nicht...“, flüsterte der Ältere leise und strich ihm mit den Fingerrücken unter dem unteren Wimpernkranz entlang. Deidara konnte nicht einmal mehr genau sagen, ob die Tränen einfach nur eine Reaktion auf den starken Husten und auf den stechenden Schmerz in seiner Brust waren, oder ob er gerade wirklich weinte. Der Gedanke daran löste allerdings das Verlangen nach Letzterem aus und er schluckte ein paar Mal um den dicken Klos in seinem Hals herunter zu würgen. Vielleicht sollte er dankbar sein, dass die Anderen ihn nicht in diesem Zustand sahen. Auch wenn es ihm um einiges lieber wäre, die restlichen Mitglieder um sich zu wissen. Rasselnd einatmend schaute er schließlich auf, zu seinem Danna, welcher ihn mit gequälter Miene musterte. Was hatte er? Solch ein Gesicht zog er für gewöhnlich nicht. Allerdings war auch Nichts in dieser Situation gewöhnlich, von daher passte es wohl doch ganz gut hier rein. „Sie...?“, wiederholte Sasori, nach wie vor verwirrt und hob die linke Braue leicht an. Er schüttelte den Kopf. „Wen meinst du?“ Deidara legte leicht den Kopf schief, bemühte sich dann die letzten Tränen weg zu blinzeln, ehe er leise weiter sprach: „Na, die Frau. Von gerade eben.“ Sasori war doch dabei gewesen. Er hatte sie doch auch gesehen! Wieder schüttelte der Rothaarige den Kopf, diesmal bestimmter. „Da war keine Frau, Deidara...“, murmelte er und automatisch riss der Blonde die Augen auf. „Aber...“, begann er verzweifelt, brach allerdings ab, als er erneut leicht husten musste. Sie war da gewesen. Er hatte sie gesehen. Und Sasori doch auch! Oder, … oder nicht? War er blind? Oder vielleicht doch eher,... war er verrückt? Aber die Katze... Sein Blick fiel auf das schnurrende Tier, welches sich der Weilen wieder an seinen Oberschenkel schmiegte, die Ohren jedoch nach wie vor, aufmerksam, gespitzt und zeitweilig immer mal wieder nach hinten und zur Seite zuckend. Die kleine Fellnase hatte definitiv auch etwas gespürt. Hüstelnd blickte er zu Sasori, welcher ihn mit zusammen gezogenen Brauen mitleidig musterte. „Du hast sie doch auch gesehen...“, flüsterte der Blonde heiser, „Sie war da!“ Er deutete mit dem Zeigefinger auf das Fenster, schaute den Älteren jedoch weiter an, „Genau da. Du hast sie doch auch gesehen!“ , wiederholte er sich. Das konnte doch nicht wahr sein... Wieder schüttelte Sasori den Kopf, was Deidara leise aufstöhnen ließ. „Danna.“, versuchte er es dann ein letztes Mal leidig, doch anstatt zu antworten rutsche der Rothaarige nur näher zu ihm, legte die Hand an seine Stirn, schaute ihn ein paar Sekunden lang schweigend an und ließ die flache Hand dann über seinen Haaransatz, bis in seinen Nacken gleiten. „Ich weiß nicht, was ich gesehen habe.“, gestand er dann und es klang beinah wie eine Entschuldigung. Deidara blinzelte ihm verwirrt entgegen, Sasori wirkte anders. Ganz anders. Keiner von ihnen hatte auch nur den Ansatz einer Ahnung, was hier der Weilen passierte und damit schien der Puppenspieler nicht fertig zu werden, denn Deidara wusste nur zu gut, dass sein Partner gerne Herr über die Lage war und wenn dem nicht so war, schnell ziemlich ungeduldig werden konnte. Doch diese Ungeduld schien selbst bei dem Marionettenmenschen inzwischen mehr in Panik, als in Unwohlsein umgeschlagen zu sein. Der Blonde machte ihm, was das anging allerdings keinen Vorwurf, immerhin hatte er selbst mehr als Angst. Und da war es ihm auch egal, dass sich dies für ein Mitglied von Akatsuki eigentlich nicht gehörte. Was auch immer das hier war und wer auch immer das mit ihnen machte, der wusste was er tat. Und es zeigte Wirkung. Deidara schniefte, verschluckte sich dabei und begann erneut laut zu husten, selbst die Katze sprang ein paar Zentimeter zurück und peitschte genervt mit ihrem Schweif. In seiner Brust zog es, als der Junge erneut begann zu Husten und hilflos begann er ihm sanft auf den Rücken zu klopfen. Seine Gedanken fuhren währenddessen Achterbahn. Was hatte der Kleine da erzählt, von einer Frau? Das konnte nicht sein Ernst sein, doch was sowas anging machte Deidara keine Scherze, dafür kannte er seinen Partner inzwischen zu gut. Obwohl er in ihrer Partnerschaft nicht unbedingt von „gut kennen“ sprechen würde. Hektisch ratterte er in seinem Geiste alle, ihm erdenklichen Möglichkeiten runter, womit sie es hier zu tun haben könnten. Ein Genjutsu, war sein erster Gedanke gewesen, bereits an dem Tag, an welchem sie das Dorf betreten hatten, denn seit sie hier waren, fühlte sich alles seltsam surreal an, beinah wie in einem Traum, als hätten sie eine parallel liegende Welt betreten. Doch ein Genjutsu auf einem solch hohen Niveau, da müsste jemand sehr geschultes am Werk sein, denn sowas war ja eigentlich den Uchihas vorbehalten und von denen waren ja, seinem Kenntnisstand nach, nicht mehr all zu viele übrig. Vor allem aber Keine, die einen guten Grund hätten, ausgerechnet sie anzugreifen. Außerdem müsste er, selbst wenn er das Justu nicht durchbrechen könnte, zumindest merken, dass sie sich in einem befänden, oder aber, letztendlich Deidara, mit seinem Auge. Sein Blick fiel auf das zitternde Balg in seinen Armen, welches schwer atmend und mit hängenden Lidern, mit dem Kopf an seiner Schulter lehnte und teilnahmslos ins Leere starrte. Gut, vielleicht war mit dem Blondschopf inzwischen nicht mehr all zu viel anzufangen, doch Deidara war doch so auf Genjutsu getrimmt, er müsste zumindest etwas ahnen. „Deidara...“, hauchte Sasori leise, schüttelte den Jüngeren ein bisschen, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen. Leise murrend blickte der Blonde zu ihm auf und schlug ein paar Mal fragend mit den Augen auf. Wenn es kein Genjutsu war, dann blieb allerdings nicht mehr viel übrig. Vielleicht waren sie in eine Falle getappt, immerhin waren sie landesweit gesucht und es wäre nicht das Erste mal, das die Shinobiallianzen kreativ wurden, was ihre Festnahme betraf. Doch welchen Zweck hätte diese ganze Horrorgeschichte? Darauf konnte er sich nach wie vor, beim besten Willen, keinen Reim machen, weswegen er den Gedanken genau so schnell wieder verwarf, noch bevor dieser weitere Keime werfen konnte. Unschlüssig schüttelte er den Kopf, schaute dann wieder zu Deidara, welcher ihn misstrauisch mustertet. Er war kreidebleich, beinah schon etwas gräulich. Sasori musste schlucken, nur weil er ihn jeden Tag sah, bedeutete das noch lange nicht, dass er sich an den Anblick eines kranken Deidaras gewöhnt hatte. Er schüttelte die wirren Gedanken ab, versuchte es zumindest und zwang sich dann zu einem verhaltenen Lächeln, welches mehr als gequält aussehen musste, ehe er eine Hand zwischen des Bombers Schulterblätter schob, ihn somit in eine etwas aufrechtere Haltung drückte und die Andere auf seine Brust sinken ließ. Deidara ließ das Ganze unkommentiert, obwohl Sasori wusste, dass er mit Sicherheit nachgefragt hätte, was er hier tat, wenn er sich besser fühlen würde. Die Tatsache, dass der Blonde selbst für seine Lieblingsbeschäftigung zu schwach schien, nämlich Sasori mit Fragen zu löchern, löste in dem Puppenspieler eine unangenehme, nicht ganz definierbare Unruhe aus. Normalerweise war das Balg wie ein Schwamm, der alle Informationen begierig aufsaugte. Jugendhafte Neugierde, eben. Bei dem Gedanken musste er schmunzeln. Er konzentrierte sich, versuchte seine Aufmerksamkeit auf die, auf Deidaras Brust ruhende, Hand zu lenken und spürte den warmen Chakrafluss durch seinen Arm gehen, ehe er abbrach. Verdutzt blickte er auf, blinzelte ein paar Mal verwirrt, ehe er es erneut versuchte, … mit dem selben Ergebnis. Genervt brummend setzte er sich nun selber aufrechter hin, streckte den Rücken durch und zog Deidara etwas höher, ehe er die Augen schloss, sich erneut konzentrierte und sein Chakra durch die Bahnen lenkte, der Fluss aber erneut unterbrochen wurde. Misstrauisch zog er eine Braue nach oben. Das war unmöglich. So etwas passierte Einem wenn schon, eigentlich nur als Genin, wenn man noch nicht 100%tig in der Lage war, sein Chakra zu konzentrieren, doch er selbst hatte damit nie Probleme gehabt. Von Anfang an hatte er sein Zusammenspiel von Körper und Geist komplett im Griff gehabt, was eine Grundvoraussetzung des Puppenspiels war, Chakra entsprechend zu konzentrieren und ab zu geben. Doch jetzt... klappte es nicht. Wieso in aller Welt, klappte es nicht?! Verärgert biss er sich auf die Innenseite seiner Lippe, versuchte es ein letztes Mal, beobachtete wie seine Hand immer wieder kurz grün aufleuchtete, beinah wie eine defekte Glühbirne, ehe er es aufgab. Leise schnaubend ließ er schließlich die Schultern sinken, den Blick nach wie vor, verwundert auf seine Rechte gewendet. Er konnte sein Chakra nicht konzentrieren. Zumindest nicht richtig. Und das war ein Problem. Das war ein gewaltiges Problem, vor allem in der jetzigen Situation. „Was'is...?“ Er zuckte leicht zusammen, als sich Deidara in seinem Arm mit einem Mal regte und müde zu ihm hinauf schaute. Er schüttelte den Kopf, strich dem Blonden den Pony sanft hinters Ohr, ehe er kurz inne hielt. Er musste Pein Bescheid sagen. Was auch immer das hier war und selbst wenn man der verrückten Annahme glaubte, es würde an diesem Ort liegen und dieser würde ihnen die Kraft rauben, dann musste er die, die er hatte nutzen um den Leader über ihren Verbleib zu informieren. Er warf Deidara einen warnenden Blick zu, jetzt bloß still zu sein und hörte wie der Blonde leise schluckte, ehe er sich Zeige und Mittelfinger an die Brust führte, die Augen schloss, sich sammelte und... Es war schwierig und er bemerkte wie immer wieder das Bild von ihrem Hotelzimmer, mit dem der Versiegelungsstatue wechselte. Ihm gegenüber erschien sogleich der Leader und er kämpfte gegen das Bedürfnis an, erleichtert aus zu atmen. Es war zu früh, um sich zu freuen. Viel zu früh. „Sasori...“, begann Pein gemächlich, doch der Rothaarige fiel ihm sogleich ins Wort. Sie durften keine Zeit verlieren, denn seine Kontrolle über das Jutsu schwand von Sekunde zu Sekunde. „Pein, wir brauchen Hilfe. Du musst jemanden schicken, jetzt.“ Sein Hologramm flackerte. Verzweifelt biss er die Zähne zusammen, fand sich kurz auf dem Bett im Hotelzimmer wieder, ehe er erneut die Augen schloss und sich im nächsten Moment wieder auf den Fingern der Statue befand. Die Rinneganaugen fixierten ihn fragend. „Sasori, was ist los, erzähl mir...“ Wieder unterbrach er den Leader, obgleich es ihm mehr als unangenehm war. Pein unterbrach man schließlich nicht. Doch die Situation entglitt langsam seiner Kontrolle. Und das ließ ihn ungeduldig werden. „Wir sind immer noch in Goyakama. Irgendetwas stimmt hier nicht, wir brauchen Verstärkung, am besten Kakuzu, damit er sich um Deidara kümmern kann.“ Er holte kurz Luft, wartete den Bruchteil einer Sekunde, doch Pein schwieg, hatte scheinbar begriffen, wie ernst es Sasori war. „Irgendwas ist hier faul, ich kann nicht sagen was, aber ihr müsst schnell machen, Deidara bleibt nicht mehr viel Zeit, er ist sehr schwach und ich weiß nicht in wie weit es mir möglich ist, ihn weiterhin zu behandeln.“ Sich das ein zu gestehen schmerzte und unbewusst krallte er seine Fingernägeln in den Saum seines Mantels, doch es brachte alles nichts... Jetzt war nicht der Zeitpunkt für irgendwelche Torheiten, denn sein Dickkopf hatte sie bereits weit genug in den Schlamassel getrieben. „Ich werde mich sofort drum' kümmern.“, versprach Pein, sprach nach wie vor ruhig, doch etwas sagte Sasori, dass selbst der Leader aufgeregt war, „Bleibt wo ihr seid, du weichst Deidara nicht von der Seite, bis wir...“ Der Raum um ihn herum verschwand, löste sich auf, wie durch Nebel und Rauch. und schwer atmend fand er sich mit einem Mal wieder auf dem Hotelbett wieder. Sein Herz klopfte, als hätte er soeben einen Marathonwettlauf hinter sich gebracht. Er fühlte sich völlig ausgelaugt und fertig, seit wann kostete dieses Justus so viel Kraft? Eigentlich verbrauchte es kaum Chakra, Pein hatte es extra darauf ausgelegt, auch in Notsituationen, oder aber bei schweren Verletzungen, kommunizieren zu können. Wenn er selbst dafür nicht mehr genug Chakra konzentrieren konnte, dann saßen sie wirklich und wahrhaftig, ziemlich tief in der Tinte. „Scheiße.“, entwich es ihm und geknickt ließ er den Kopf hängen. Immer noch klopfte sein Herz und auch das Gefühl dieser unangenehmen, ja, kaum aus haltbaren Unruhe, war noch nicht wieder von ihm abgefallen. „Danna?“, schwach hüstelnd hob Deidara den Kopf leicht an und blickte ihm fragend entgegen. Sasori seufzte leise, ehe er dem Blonden über die heiße, verschwitzte Stirn strich. Er schüttelte langsam den Kopf. „Alles gut.“, log er. Es würde nichts bringen Deidara zu informieren, in seinem Zustand konnte das Gör ihm ohne hin nicht helfen und es würde nur weitere Probleme machen, würde der Blonde noch nervöser werden. Deidara nickte schwach, lehnte immer noch an Sasoris Schulter, ehe Letzterer die Arme um den Jüngeren schlang und sich mit ihm behutsam nach hinten, zurück in die Kissen sinken ließ. Er spürte wie Deidara sich schüchtern an ihn schmiegte, während er selbst nach der Decke griff und sie beide damit zudeckte, ehe er den Blonden sanft von sich schob, sich auf die Seite rollte um ihn besser an schauen zu können. Eine Weile schauten sie sich einfach nur schweigend an, bis über Sasoris Lippen der Ansatz eines Lächelns huschte und er schließlich schmunzelnd den Kopf schüttelte. „An sowas wie Geister glaubst du doch nicht, oder, Dara?“, flüsterte er. Er nannte den Jungen nicht oft bei seinem Spitznamen, Konan hatte das irgendwann mal eingeführt, ihn so zu nennen und sowohl Kisame, als auch Tobi hatten mitgezogen, einfach, weil sie das Balg wohl für sowas, wie niedlich hielten. Er selbst machte das nur, wenn es dem Gör wirklich schlecht ging, das letzte Mal war vor gut zwei Jahren gewesen, als sie auf einen Trupp feindlicher Shinobi aus Otogakure gestoßen waren und Deidara eine mehr als ernsthafte Verletzung davon getragen hatte. Er erinnerte sich an die Nacht, als läge sie nur ein paar Tage zurück. Der Blonde war gerade 17 geworden und Sasori hatte alle zwei Stunden den Verband gewechselt, die Wunde eingecremt und gesäubert und dem Bomber, für den Fall, dass er zu starke Schmerzen bekam, etwas Beruhigendes verabreicht. Keine Sekunde hatte er den Jüngeren aus den Augen gelassen. Jedoch nicht, weil Pein es von ihm verlangt hatte. Sondern weil er sich selbst damit beauftragt hatte. Er seufzte leise, strich seinem Partner dann sanft ein paar Strähnen aus der Stirn. Deidara war ihm nicht egal, auch wenn er es noch so sehr versuchte vor dem Blonden selbst, vor dem Rest der Welt, oder aber gar vor sich höchstpersönlich zu verbergen, so was es unausweichlich. Der letzte Teil Mensch, der ihm innewohnte und obgleich dieser nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein war... Dieser Teil, hatte sich dem blonden Jungen mit den meerblauen Augen komplett verschrieben. Seine Kehle zog sich zusammen, doch es war, im Vergleich zu sonst, ein eher angenehmes Gefühl und leise ausatmend, schloss er die Augen. Deidara zuckte leicht mit den Schultern, ehe er kaum hörbar zu sprechen begann. „Wie wahrscheinlich ist es für dich, dass nach dem Tod alles vorbei ist?“, murmelte er, was den Puppenspieler letztendlich dazu veranlasste die Augen erneut zu öffnen. Misstrauisch hob er den Kopf, drehte sich auf den Bauch und stemmte sich schließlich auf den Unterarmen ab, um seinen Partner besser anschauen zu können. „Eher unwahrscheinlich.“, entgegnete er knapp, denn für solche Geschichten hatte er nun mal nicht viel übrig. Wenn man tot war, dann war man tot, Ende im Gelände. Es gab keine Geister, die um sie herum schwirrten, genau so wenig wie eine Hölle unter ihnen, oder einen Gott über ihnen. Das Alles war Humbuck, welchen sich die Menschen irgendwann einmal zusammen gereimt hatten, aus purer Angst vor dem, was noch kommen, sie jedoch nicht einschätzen konnten. Deidara lachte leise, obwohl es eher einem, kläglichen Krächzen glich und beinah schelmisch blickte er den Rothaarigen aus seinen azurblauen Irden entgegen. „Wie wahrscheinlich ist unsere Existenz?“, wollte er mit einem Mal wissen. Irritiert hob Sasori die Brauen an. „Unsere Existenz?“, wiederholte er ungläubig, nicht ganz verstehend, worauf sein Schüler da hinaus wollte. Deidara nickte, den Blick auf ihm ruhend. Sasori zuckte unschlüssig mit den Schultern und wieder faszinierte es ihn, wie viel Grips dem Blondschopf doch inne zu wohnen schien. „Ich hab keine Ahnung.“, gestand er dann. „Nicht sehr hoch.“, wusste er jedoch. Deidara nickte leicht. „1: 10 hoch 10 hoch 123.“, flüsterte der Blonde dann heiser. Sasori schlug verständnislos mit den Augen auf. „Wie bitte?“, murrte er ungläubig. Wusste das Balg etwa was, was er nicht wusste? Oder worauf lief das hier hinaus? „Die Wahrscheinlichkeit für unsere Existenz definiert sich durch 1:10 hoch 10 hoch 123.“, erklärte Deidara beinah beiläufig. Doch Sasori blinzelte nur verwirrt. „Du hast mich gefragt, ob ich an Geister glaube.“, Deidara lächelte leicht, „Und das ist meine Antwort. 1:10 hoch 10 hoch 123.“ Wäre die Situation nicht so ernst, hätte er mit Sicherheit gelacht über den mehr als verwirrten Gesichtsausdruck seines Dannas. Das der Rotschopf das nicht verstehend würde, war ihm von Anfang an klar gewesen. Doch anstatt den Puppenspieler weiter zu provozieren und er wusste, das tat er gerade, wollte er ihn aufklären. „Sasori...“, beschwichtigend legte er die Fingerspitzen sanft um das Kinn seines Partners, welcher schon leicht ärgerlich die Brauen zusammen zog. „Das dieses Universum entstanden ist und bis heute so besteht, das wir Menschen in ihm existieren können, grenzt an ein Wunder.“, er schwieg kurz, hob schüchtern den Blick, doch die braunen Irden fixierten ihn nur interessiert und er konnte nicht genau sagen, was hinter ihnen vor sich ging, nur, dass Sasori mit einer solch geschulten Antwort wahrscheinlich nicht gerechnet hätte. „Um uns herum existiert Vieles, was wir möglicherweise nicht verstehen und auch nie verstehen werden. Aber wenn einfach so Leben entstehen kann, kann es möglicherweise genau so einfach enden...“ Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen. „Möglicherweise aber auch nicht.“ Sasori schnaubte leise und rollte kurz mit den Augen. „Du machst dir mit solchen Geschichten nur selber Angst.“, wusste er dann und musterte ihn streng, zog ihn jedoch im nächsten Moment wieder näher an sich. „Du solltest an Nichts glauben, bis man dir beweist, dass es möglich ist.“, riet er ihm dann. Deidara lachte leise, unterdrückte ein Gähnen, die Unterhaltung hatte ihn angestrengt, ehe er seinem Danna entschlossen entgegen blickte. „Weißt du, Sasori...“, flüsterte er dann müde, „Genau darin unterscheiden wir uns. Ich glaube an alles, bis man mir beweist, dass es nicht möglich ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)