Leave [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 11: Unter Wasser ------------------------ In all den Jahren, die er mit diesem Monster in seinem Inneren lebte, hatte er gedacht, ihn könnte nichts mehr überraschen. Entgegen seiner eigenen und der weitläufigen Meinung anderer Bekannter, Doktoren und so genannten Experten hatte sich trotz allem heraus gestellt, dass der Hulk dazu fähig war zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden. Außerdem konnte er ihn hervor rufen, ohne direkt auf 180 gehen zu müssen. Er könnte behaupten, der Andere hätte ihn verraten, indem er einfach schlapp machte, zu einem Zeitpunkt, in dem er ihn wirklich gebraucht hätte. Ob es an körperlicher oder mentaler Erschöpfung lag konnte er nicht sagen, immerhin war er nie allzu lange in diesem Zustand gewesen. Kurzzeitig war ihm sogar ein anderer Gedanke gekommen. Was, wenn er nicht schlapp gemacht hatte, sondern der Andere für sich entschieden hatte, dass es Zeit war sich zu stellen? Als würde er allmählich ein eigenes Bewusstsein entwickeln. Als ihn niemand mehr aktiv angreifen wollte, hatte er die Flucht ergriffen, doch weitere Einsatzkräfte waren bereits auf dem Weg gewesen und kesselten ihn bald erneut ein. Er hatte alles in seiner Macht stehende getan, um sich zu verteidigen, doch schneller als ihm lieb war, hatte man ihn erfasst. Man legte ihm schwere Handschellen an und er hatte das Gefühl, wenn er sich verwandeln würde, würden sie eher seine Handgelenke zerquetschen, anstatt zu zerbersten. Zudem hatte man ihm eine Art Halsband umgelegt, an dem ein grünes Lämpchen leuchtete, dass vermutlich anzeigte, dass es aktiv war. Ihm wurde nicht verraten, was genau es damit auf sich hatte, aber sein Bauchgefühl veranlasste ihn dazu zu denken, dass es sicherlich nichts Gutes war. Recht gewöhnliche Soldaten führten ihn zu einem Jet, ähnlich dem Quinjet, den die Avengers benutzten, um schneller reisen zu können und das erste Mal in seinem Leben fühlte er sich tatsächlich so, als wäre sein schlimmster Albtraum wahr geworden. Er wurde gefangen genommen und abgeführt, als wäre er ein Straftäter, beraubt von der Freiheit, die er noch vor kurzem genoßen hatte. Grob hatte man ihn in den Sitz gedrückt, gegenüber von dem Mann, der das ganze hier wohl in Auftrag gegeben hatte. General Ross. Er hatte die Beine übereinander geschlagen und die Hände in seinem Schoß gefaltet. Seine Miene zeigte keine Regung, als er Bruce betrachtete, noch sagte er auch nur ein Wort. Die handvoll Soldaten die sich mit ihnen in dem Jet befanden riefen sich gegenseitig Befehle zu, während der Pilot begann die Knöpfe und Schalter umzulegen, damit sie starten konnten. Für einen kurzen Moment war das einzige Geräusch, was an seine Ohren drang ein unangenehmes Dröhnen. Wenn er den Hellicarrier schon schlimm gefunden hatte, dann war das hier die Hölle. Doch sein Körper gab ihm keinen Nachschub an Adrenalin, er fühlte sich eher vollkommen leer, fühlte gar nichts mehr, sein Kopf war vollkommen frei von Gedanken und er hätte womöglich auf der Stelle umkippen können, hätte Ross nicht das Wort an ihn gerichtet. „Sie haben sicher auch schon davon gehört, dass SHIELD nicht mehr existiert. Das macht sie quasi vogelfrei“, während er die Worte sprach, sah er Bruce nicht ein mal an, sondern sah aus dem Fenster, was der Gefangene ihm direkt gleich tat. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie nun schon flogen, das Vehikel war schnell und unter ihm strich die Landschaft vorbei. Erst nach mehreren Minuten wurde ihm klar, dass sie zurück in Richtung Ostküste flogen. „Ich weiß, wir haben in der Vergangenheit bereits einiges hinter uns gebracht. Ich weiß Sie haben sowohl meine Tochter, als auch mich gerettet, trotzdem sind Sie noch immer eine Gefahr, die gestoppt werden muss.“ Ross schüttelte den Kopf, als er diese Floskeln sprach und er konnte ahnen, dass er an New York dachte, nicht an die Zeit in Harlem, sondern der Kampf der Avengers, der nicht nur Landschaften verwüstet, sondern auch seine Opfer gefordert hatte. Egal, ob sie die Stadt letzten Endes gerettet hatten. Bruce hätte verächtlich Schnauben wollen, verkniff es sich aber und sah den General nun ausdruckslos an. Ihm war ebenso klar, dass er diese Worte wählte, um den Eindruck zu vermitteln, dass es hier wirklich nur darum ging, ihn als Gefahr von der Außenwelt abzukapseln. Er hatte die Chance gesehen und sie genutzt. Und er würde es sich weiterhin zur Aufgabe machen, das Blut von Banner zu untersuchen und womöglich selbst ein Team von Soldaten aufstellen, dass dadurch besondere Kräfte erlangen sollte. Bruce wandte den Blick von ihm ab, er wollte gar nicht weiter zu hören, was dieser Mann meinte tun und nicht tun zu dürfen, während SHIELD inaktiv war. Seine braunen Augen fielen auf den bereits erreichten Atlantik unter ihnen, das Blau hatte sich schnell in ein dunkles Grau gewandelt, je weiter sie auf das offene Meer flogen und er fragte sich, wo man ihn hinbrachte. Nachfragen würde er sicher nicht. Zudem schlauchte die Reise unheimlich, je länger er in diesen unbequemen Sitzen in dieser zusammengesunkenen Haltung verweilte, desto schlechter schien es ihm zu gehen. Er schloss die Augen und versuchte tief durchzuatmen, seine Gedanken schweiften zu Tony und sofort zog sich seine Brust zusammen, ließ ihn sich noch schlechter fühlen. Ob er gerade in Malibu war und durch die Wohnung tigerte? Oder hatte er bereits gemerkt, dass Bruce nicht mehr kommen würde und hatte sich auf den Weg gemacht? Er fragte sich, ob er es zurück an die Küste schaffen würde, wenn er sich verwandelte. Wenn er es überhaupt schaffen sollte, die Handschellen und das komische Halsband loszuwerden. Als er die Augen wieder öffnete, vernahm er eine Bewegung und er konnte ein leises Lachen seitens Ross hören. Neugierig beugte er sich näher an das Fenster und versuchte auszumachen, was dort unten vor sich ging. Mitten im Atlantik schlugen Wellen auf, dehnten sich in Kreisen auseinander, als hätte man einen riesigen Stein ins Wasser geworfen. Wasserfontänen spritzten in die Luft, als endlich etwas aus dem Atlantik emporstieg. Bruce runzelte die Stirn und beäugte das Ungetüm. Es war so unwirklich und das, was er da sah, konnte er nicht direkt zuordnen. Scheinbar blickte er so verwirrt drein, dass Ross ihn direkt aufklären musste: „Es ist quasi ein Prototyp und noch im Bau, aber nach dem, was damals in Harlem, in New York und nun auch in Washington D.C. passiert ist, erachten wir es als nötig. Und ich muss gestehen, dass ich mich freue, ausgerechnet Sie, als ersten Gast willkommen zu heißen.“ Bruce musste mehrmals schlucken, um den Kloß aus seinem Hals zu kriegen und er hoffte inständig, dass der General ihm die Nervosität nicht ansah. Das riesige, schwarze Gebäude, ähnlich einer Säule, dem Wasser entstiegen, sah einschüchternd aus, das konnte man nicht verneinen. Die Luke obenauf öffnete sich und restliches Wasser glitt hinab, zurück in den Ozean, zum Vorschein jedoch kam nur weitere Schwärze. Erst als ihr Jet einen Halbkreis beschrieb und sich in Landeposition begab, blinkten Lichter auf. Bruce versuchte einen besseren Blick in das Innere zu erhaschen, doch viel mehr konnte er nicht erkennen. Insgeheim wollte er es auch gar nicht, denn ihm sträubte davor zu erfahren, was genau es mit diesem Gebäude mitten im Nirgendwo auf sich hatte. Auch wenn ein leises Stimmchen ihm bereits zuflüsterte, worum es sich handelte. General Ross jedenfalls sagte kein weiteres Wort dazu. Das Flugzeug sank in das schummrige Licht hinab und setzte mit einem leichten Ruckeln auf. Die Soldaten unterhielten sich leise, als die Triebwerke ausgeschaltet wurden und die Plattform, auf der sie gelandet waren, sich in Bewegung setzte und sie immer tiefer in dieses Loch verfrachtete. Im oberen Bereich war nicht sonderlich viel zu sehen, außer Lampen und Treppen, die rundherum verliefen, gelegentlich meinte er eine Tür zu erkennen, konnte es aber nicht genau sagen, weil alles so schwarz in schwarz wirkte. Erst als sie hielten und die Männer sich zum Aussteigen erhoben, gingen die Lichter in ihrem Bereich an und blendeten den Wissenschaftler für einen Moment. „Kommen Sie“, man packte ihn am Arm und zog ihn hinaus. Vor Erschöpfung oder Überraschung, er konnte es wirklich nicht sagen, verlor er das Gleichgewicht und stolperte mehr hinterher, als das er wirklich ging. Den Anderen war es sichtlich egal, denn sie zogen ihn einfach weiter, Treppen hinunter, immer tiefer hinein in das Ungetüm. Sie gingen einen Gang entlang, hell erleuchtet von Unmengen an Glühbirnen. Soldaten, die an Türen stationiert waren, salutierten, als sie vorbei kamen, ansonsten war niemand zu sehen, außer die kleine Traube, die sie selbst bildeten. Mittlerweile hatte Bruce eine ziemlich gute Vermutung, wo sie sich befanden und es bestätigte sich ebenfalls, als sie den doch recht kurzen Gang hinter sich ließen. Bruce hätte beinahe spöttisch aufgelacht, als der Raum sich ihnen öffnete und er nicht nur die kleineren Zellen zu seiner Linken und Rechten sah, sondern auch eine gut sichtbare Zelle, groß genug, um auch den Anderen halten zu können, die ihm unheimlich bekannt vorkam. Er schüttelte den Kopf und fragte sich, ob das Design dieses Glaskäfigs allgemein umher gegangen ist, oder ob man es von SHIELD und Fury geklaut hatte. Einer der Soldaten zog ihn bis zu der gläsernen Front, während die anderen sich daneben postierten, als General Ross an einem separaten Tastenfeld einen Code eingab, um die Tür zu öffnen. Lautlos glitt sie auf und kaum war der Spalt groß genug, sodass ein normaler Mensch hindurch passte, schubste man ihn in seine neue, kahle Unterkunft. Bruce stolperte und versuchte das Gleichgewicht zu halten, natürlich hatte man nicht vorgehabt, ihm die Handschellen abzunehmen, ganz zu schweigen von dem Halsband, dass garantiert nichts mit Elektroschocks zu tun hatte. Die Tür schloss sich wieder, trennte ihn vom Rest der Welt und ließ ihn alleine in dieser Zelle zurück. Seine braunen Augen huschten von einer Seite zur anderen. Nicht ein mal einen Stuhl hatte man ihm gegeben. Ross betrachtete ihn durch das Glas hindurch, noch immer mit starrer Miene, doch in seinem Blick zeigte sich etwas, was sowohl Befriedigung, als auch Zweifel gleichkam. Langsam senkte sich sein Blick auf seine teure Armbanduhr, wandte sich dann an die Soldaten, die noch immer auf einer Seite stationiert waren und sprach so leise zu ihnen, dass Bruce es gar nicht verstehen konnte. Sie salutierten und Ross schien sich auf den Rückweg zu machen, denn nach wenigen Metern war er wieder in dem schummrigen Gang verschwunden. Die Männer, die zurückgeblieben waren, kehrten ihm den Rücken zu, die Waffen in der Hand und würden von nun an darauf achten, dass sich ihm kein Unbefugter näherte. Anscheinend gingen sie davon aus, dass er in seinem Gefängnis, mit den Handschellen und dem seltsamen Halsband, keine Gefahr darstellte. Ihm sollte es recht sein, solange man ihn in Ruhe ließ. Wenn er zu Kräften gekommen war, würde er weiter schauen. Bruce blickte sich ein weiteres Mal um, nur um festzusellen, dass wirklich gar nichts in seiner neuen Unterkunft vorhanden war. Von daher ließ er sich vorsichtig auf den Boden sinken und begab sich in einen Schneidersitz. Er hatte lange nicht mehr meditiert, konnte sich gar nicht mehr an das letzte Mal erinnern, doch so schnell würde er es sicher nicht verlernen. Als die Stille ihn umfing und er sich in sein Innerstes zurückzog, drifteten seine Gedanken langsam ab und er fragte sich erneut, wie es Tony wohl erging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)