Leave [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 10: Besuch ------------------ Das Wetter in Malibu war hervorragend. Es war schon wirklich unheimlich, wie das Wetter entgegen seiner Stimmung arbeitete. Auf seinem Weg, der kürzer als erwartet war, hatte er noch mehrmals versucht seinen Freund zu kontaktieren, hatte sogar JARVIS beauftragt, aber keiner von ihnen kam durch. Stattdessen hatte er ein weiteres Mal Rhodey angerufen, der glücklicherweise seinen Anruf auch entgegen nahm. Er war ebenfalls vor einiger Zeit aufgebrochen und bestätigte ihm, dass sie sich wie geplant treffen würden. Von seiner Position hoch oben am Himmel konnte er bereits den flachen, weißen Bau an der Klippe erkennen, der sein Ziel darstellte. Tony begab sich quasi direkt in einen Sturzflug, in der Hoffnung so noch schneller anzukommen. Als der Boden sich näherte, bremste er ab und landete weniger galant, als es geplant war. Tony richtete sich auf und sah sich um. Er konnte hören, wie die Wellen sich an der Klippe brachen, das Gezwitscher von Vögeln und das entfernte Rauschen von Autos, die auf der Straße vorbei fuhren. Es fühlte sich so vertraut an und zeitgleich so fremd. Er war am Ziel angekommen, doch nur mit halbem Herzen. Er konnte spüren, wie sein Körper sich danach verzehrte, seinen Freund hier an seiner Seite zu haben. Doch zur gleichen Zeit war dort noch immer ein kleiner Funken Hoffnung, dass wenn er durch die Türen dieses Hauses schritt, Bruce dort bereits auf ihn wartete. Stattdessen jedoch fand er jemand anderen vor, als er sich dem Hintereingang näherte. Rhodey saß auf einem der alten Gartenstühle, die War Machine Rüstung, scheinbar frisch poliert und aufgemöbelt, lehnte an der Wand hinter ihm. Als er seinen Freund kommen sah, erhob er sich und verschränkte die Arme, während er beobachtete, wie Tony mehr schlecht als recht, aus seiner eigenen Rüstung stolperte und vor Schmerz das Gesicht verzog und sich kurz darauf selbst auf einen der Stühle nieder ließ. „Du hättest wenigstens einen Schlüssel unter die Matte legen können“, fing Rhodes an, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. Die Worte ließen Tony nur die Stirn runzeln, während er versuchte tief durchzuatmen und die Schmerzen zu verdrängen, fast automatisch suchte er die Tabletten hervor und warf sich davon welche ein. „Wieso? Wir haben eine Türklingel, die hervorragend funktioniert.“ „Ja, nur ist niemand zu Hause und die KI ist noch nicht aktiv.“ Tony gab ein leises Schnauben von sich, im ersten Moment schien es so, als würde er das Gesagte noch nicht richtig verarbeiten können, doch als die Worte sich langsam in seinem Kopf einnisteten, ging ihm ein Licht auf: „Du meinst, es ist niemand da?“ Rhodey zuckte mit den Schultern und verdrehte leicht die Augen: „Ja, das wollte ich dir damit sagen. Niemand ist da.“ Leise fluchend erhob sich das Genie und marschierte zum Padlock neben der Tür, sodass er den Sicherheitscode eingeben und ihnen Zutritt verschaffen konnte. Lautlos öffneten sich die Türen und gaben das Innere frei, welches ebenso leise und verlassen vor ihnen lag. Es war wirklich niemand anwesend. Er hatte gehofft, dass Bruce es bereits geschafft hatte, doch die Abwesenheit seines Freundes schlug ihm zusehends aufs Gemüt. Von daher machte Tony direkt das, was er am besten konnte. Sich mit der Technik des Hauses auseinander setzen. Er fuhr die KI im Hause hoch, die Lichter gingen an und sofort, als der Hausherr wieder aktiv war, grüßte er nicht nur, sondern stellte vollkommen automatisch die Kaffeemaschine an. Es waren eindeutige Zeichen, dass Bruce nicht anwesend war, trotzdem fragte Tony nach, nur um eine negative Antwort zu kriegen. Sogar, als er zum gefühlten tausendsten Mal nachhakte, ob er Bruce erreichen konnte, wurde es verneint. Dankend nahm Rhodey den Kaffee an sich und ging mit den beiden Tassen hinüber zu der cremefarbenen Couch, auf der Tony sich bereits niedergelassen hatte. „Was hast du nun vor?“ Während er überlegte, nippten sie beide schweigend an ihren Tassen, dann holte er sein Handy hervor: „Ich rufe Steve an. Wir alleine gegen die? Wer weiß, vielleicht wird es klappen, denn ich stürme den Laden, wenn Bruce nicht in der Zeit aufkreuzt, in der auch Cap hier ist.“ Rhodey trank schweigend weiter seinen Kaffee, als Tony bereits wählte und schließlich dem Freizeichen lauschte. Der erste Anruf war ein Fehlversuch und es folgten noch ein paar weitere, doch irgendwann war er auch bei ihm durchgekommen. Der Captain klang erschöpft, mehr als nur das, vollkommen niedergeschlagen, doch wirklich darüber auslassen wollte er sich nicht. Tony machte sich mental eine Notiz, dass er sich in der Wartezeit mal informieren sollte, was genau dort in D.C. vorgefallen war. Doch nun berichtete er seinem Teamkollegen bis ins kleinste Detail, was ihnen zugestoßen war, angefangen von dem alten Mann in New Jersey, über ihre Erlebnisse in Chicago und der Trennung am Grand Canyon, bis hin zu diesem Zeitpunkt. Steve hörte sich alles schweigend an und Tony wünschte sich, ihm nun gegenüber stehen zu können, damit er wenigstens einen Anhaltspunkt anhand seiner Mimik hatte. „Okay“, seufzte Steve auf der anderen Seite der Leitung und schien im ersten Moment keine richtigen Worte zu finden, „Ich und Natasha machen uns sofort auf den Weg, es wird einige Stunden dauern, aber bleib einfach da, wo du bist und versuch ihn irgendwie ausfindig zu machen. Oder einen anderen Plan zu schmieden. Aber egal, was du auch tust, überstürze bitte nichts.“ Gedanken füllten seinen Kopf, doch einer stach besonders hervor und ließ ihn die Stirn runzeln: „Seit wann bist du denn so gut mit der Rothaarigen?“, fragte Tony und nahm sich nun erst recht vor, zu recherchieren, was genau eigentlich los war. „Lange Geschichte“, kam die müde Antwort von Steve, die ihn auf später vertröstete, „Aber vergiss nicht, dass du da nicht alleine reingehen solltest. Du hast mehr Unterstützung hinter dir, als du vielleicht glaubst.“ Erst wollte Tony fragen, ob Steve nun unter die Philosophen ging, doch dessen Stimmung zog ihn ebenso runter, weswegen er nur halbherzig antwortete: „Ja, ja, Avengers vers-“ „Schon gut, Tony. Wir sehen uns später“, wurde er unterbrochen und noch ehe er einen bissigen Kommentar hinterher werfen konnte, legte Steve bereits auf. Für einen kurzen Moment starrte er dümmlich auf das rote Display und gab schließlich ein verächtliches Schnauben von sich. „Hat er Nein gesagt?“, fragte Rhodey und stellte seine leere Tasse auf dem Tisch ab. „Nein, er kommt“, Tony nahm seinen eigenen Kaffee wieder zur Hand und trank ihn ebenfalls aus, bevor er sich wieder an Rhodey wandte, „Sag mal, weißt du, was da in Washington D.C. los war?“ „Hast du nicht davon gehört?“, sein Freund klang fast schon ungläubig, als er ihn ansah, doch er schüttelte auch direkt den Kopf, „Ich kann dir sicher keine genauen Angaben machen, wie der Captain es könnte, aber ein paar Infos hab ich aufgeschnappt.“ Bevor Tony weiter fragen konnte, erhob sich der Mann, schnappte sich die beiden Tassen und ging zurück zu der Kaffeemaschine: „Das könnte etwas länger dauern.“ Während er neuen Kaffee zapfte, entsperrte das Genie abermals sein Handy und rief die neusten Nachrichten auf, damit er sich, wie geplant, informieren konnte. Es würden zwar nur Bruchstücke sein, auch mit dem, was Rhodey ihm zu berichten hatte, aber wenn Steve bereit war, würde er schon die ganze Wahrheit rauskriegen. Der Colonel kehrte an den Tisch zurück und warf ebenfalls einen Blick auf Starks Handy, als er bereits Luft holte, um zu beginnen. Er erzählte von Anschlägen, vom Fall SHIELDs. Tony fand Akten, Geheimnisse, die von Agent Romanoff persönlich veröffentlicht worden waren und dabei nicht nur die Organisation von Fury im Fadenkreuz hatte. Doch das Alles war noch immer kein Hinweis darauf, was Mister Perfect so die Stimmung vermiest hatte. Sie konnten so die Zeit wenigstens ein bisschen totschlagen, doch sie zog sich wie Kaugummi. Zwischendurch versuchte Tony immer wieder seinen Freund zu erreichen, zeitweise auch zu orten, doch nichts kam dabei heraus. Sie machten sich etwas zu Essen und schauten die Nachrichten, wobei nur wenig von dem militärischen Einsatz berichtet wurde. Und gelinde gesagt, machte das Warten Tony langsam wahnsinnig, er tigerte durch das Haus und versuchte sogar an seinem Anzug zu basteln, doch nichts davon konnte ihn beruhigen. Bis die Sonne sich langsam wieder gen Horizont senkte und das Geräusch von einem Düsenantrieb ihn aufmerken ließ. Schlussendlich war es das Klingeln an der Haustür, welches ihn aus seiner nahenden Vegetation erlöste. Er stürmte zur Tür und riss sie auf, ein breites Lächeln auf den Lippen, welches sofort wieder erlosch. Er ließ die Schultern hängen und machte einen Schritt beiseite, um seinen Gästen Einlass zu gewähren. „Ich habe mir die Begrüßung etwas freundlicher vorgestellt“, Natasha stolzierte mit hoch erhobenem Haupt an ihnen vorbei und stellte sich direkt Rhodes vor, als sie ihn auf der Couch erblickte. Steve Rogers folgte ihr direkt auf dem Fuße, leger gekleidet in Jeans und Lederjacke und zu seiner Überraschung folgte sogar noch eine dritte Person. „Wie? Aber... ich dachte, Sie seien tot“, Tony schlug die Tür hinter sich zu und folgte mit ungläubigem Blick dem hochgewachsenen, schwarzen Mann, der mit üblicher grimmiger Miene die Inneneinrichtung beäugte. Zumindest mit seinem einen guten Augen. Er hatte die Hand schon erhoben und wollte ihn anfassen, um zu prüfen, ob er auch wirklich echt war, da drehte Fury sich wieder auf dem Absatz um, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und stierte ihn mit diesem unveränderten Ausdruck nieder. „Das bin ich auch, Mister Stark, aber dazu kommen wir später. Wie ich hörte haben Sie ja zur Zeit ein anderes Problem.“ Tony nickte eifrig und legte die Hand an die Brust. Es war wirklich erstaunlich, wie aus einer Gruppe so unterschiedlicher Leute ein Team geworden war, das zusammen hielt und sich dafür einsetzte, einander zu helfen, wenn sie diese Hilfe auch brauchten. Und damit dachte Tony nicht nur an sich selbst, sondern auch an Bruce, der zu eben jener Zeit wer weiß was durchmachen musste. Doch noch bevor Tony Luft holen konnte, um auch den Rest darüber aufzuklären, was genau vorgefallen war, klingelte es erneut an seiner Tür und mit hochgezogener Augenbraue wandte er sich um und griff nach der Klinke. Schwungvoll öffnete er die Tür und dahinter kam ein hochgewachsener Mann, von dunkler Hautfarbe zum Vorschein, sportlich gekleidet, mit Basecap auf dem Kopf und Sonnenbrille auf der Nase. „Da verstaut man gerade noch die Ausrüstung und schon wird man ausgeschlossen? Ich bin enttäuscht“, ohne sich vorzustellen schlenderte der Fremde in die Wohnung, nahm die Sonnenbrille ab und sah sich mit einem Pfeifen, welches sein Erstaunen mehr als deutlich ausdrückte, in dem geräumigen Wohnzimmer um. Glücklicherweise eilte Steve schnell an die Seite des Kerls und übernahm die Vorstellung für ihn: „Tony, das hier ist Sam. Ich dachte, er könnte uns behilflich sein.“ Abermals schloss Tony die Tür und zog die Augenbrauen zusammen, als er den kurzen Abstand zwischen ihnen schloss und sowohl Steve, als auch diesen Sam ein wenig beunruhigt betrachtete. „Ach, dass dachtest du dir also?“, er versuchte einen neutralen Ton anzuschlagen, auch wenn es ihm offensichtlich ein wenig missfiel, dass Fremde nun auch eingeweiht wurden. Oder zumindest fremde Leute, die er bis dato noch nicht kannte. Wie sollte er also die Gewissheit haben, dass diese Menschen auch etwas taugten? „Ja“, antwortete der Captain gerade heraus und das mit einer Miene, die seiner nicht unähnlich war. Scheinbar hatte er keine Geduld dafür, ihm alles lang und breit zu erklären, wenn sie es doch eigentlich so eilig hatten. Just in dem Moment mischte sich auch Natasha wieder ein, die sich offensichtlich von der Couch erhoben hatte, um sich selbst einen Kaffee zu genehmigen: „Ich will euer kleines Wettstarren ja nur ungern unterbrechen, aber wenn wir den Großen wiederfinden wollen, dann sollten wir uns langsam an die Arbeit machen.“ Sie trank aus ihrer Tasse und sah sie mit großen Augen über den Rand hinweg an, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie direkt mitmischen würde, wenn die Jungs nicht bald ihren Testosteronhaushalt herunter schrauben würden. „Eine sehr gute Idee, Agent Romanoff“, begann Nick Fury, den sie schon fast vergessen hätten, hätte er sich nicht nochmals zu Wort gemeldet, „Ich nehme auch gerne einen Kaffee, Stark.“ Während seine Gäste sich bereits in Richtung Couch zu Rhodey bewegten, verdrehte das Genie nur die Augen und nuschelte: „Bin ich jetzt ein verdammter Diener?“ Trotzdem setzte er sich ebenfalls in Bewegung und steuerte die Küche an, damit er direkt jedem einen Kaffee bringen konnte. Es dauerte ein wenig, doch er balancierte mit einem Tablett voll mit qualmenden Tassen zurück zum Wohnzimmer und stellte es auf dem Tisch ab. Er hätte gedacht, die Stimmung wäre ein wenig bedrückter, doch Sam fühlte sich scheinbar pudelwohl zwischen seinen neuen Komparsen und machte auch keinen Hehl daraus, wie erstaunt er über das Gebäude war und - seiner Meinung nach - der schrecklichen Inneneinrichtung. „Ich meine, was ist das da hinten? Starks Gollumstatue?“, er stieß Steve an und deutete mit dem Finger in Richtung der Treppen, die nach oben führten, wo eine fast zwei Meter große Statue stand, die dürr wie ein Stock war und Arme und Beine hatte, die doppelt so lang, wie normal waren. Steves Mundwinkel bogen sich nach oben und fast hätte er losgelacht, wäre Tony nicht dazwischen gegangen: „Hey, ich kenne dich nicht und kann dich hier auch gleich wieder raus werfen.“ „Schon gut, ich habe nichts gesagt“, nicht sonderlich beeindruckt lehnte Sam sich auf der großen Couch zurück und legte die Arme über die Lehne. Als sich Ruhe über der kleine Gruppe ausbreitete und Fury fast schon einen abschätzenden Blick über die Gruppe warf, hielt er es nun wohl für angemessen, mit einem außerordentlichen Meeting zu beginnen. „Dann berichten Sie, was genau vorgefallen ist. Wir werden alles menschenmögliche tun, um Doktor Banner wieder zurück in unsere Reihen zu holen.“ Mit diesen Worten begann Stark erneut zu berichten, so wie es sich anfühlte zum hundertsten Mal und die Gefühle, die er für kurze Zeit hatte verdrängen können, wallten wieder in ihm auf. Wenn seine Stimme die Erzählung nicht brach, dann war es Steve, der mit kurzen Fragen weitere Details hervor locken wollte. Sie alle lauschten gespannt und schienen sich mentale Notizen zu machen, bei denen Tony hoffte, dass fünf weitere Köpfe mehr Lösungen beitragen konnten, als sein eigener. Nach einigen Minuten endete er schließlich und eine unangenehme Stille breitete sich im Raum aus, die zuerst von Sam gebrochen wurde: „Also ist Banner tatsächlich dein Freund-Freund?“ Alle Augen richteten sich auf ihn und bevor Tony eine weitere patzige Antwort geben konnte, mischte sich die einzige Frau im Raum wieder ein: „Das ist ein Thema, das wir gerne ein andermal besprechen können. Hier geht es darum, dass er unser aller Freund ist.“ „Und für seine Freunde würde man alles tun“, vollendete Steve den Satz und tauschte mit Natasha einen Blick, der Tony wieder fragend zurück ließ. Fast automatisch richteten sich alle Augen auf Fury, als würde er nun die ausschlaggebende Idee beitragen, doch er betrachtete sie alle mit dem immer gleichen Ausdruck seiner Griesgrämigkeit, auch wenn sie das Gefühl hatten, dass er ganz zufrieden mit ihnen zu sein schien. Er war es immerhin gewesen, der aus diesem Haufen unkoordinierter Leute irgendwie ein Team gemacht hatte. Und nun schien es sich auch - in ihren Augen - untereinander auszuzahlen. „Okay, meine Herren. Machen wir uns an die Arbeit.“ Bei diesen Worten kam ein Schnauben seitens Natasha: „Wie ich sehe, färbt es schon ab, wenn man mit euch rumhängt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)