Leave [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 5: Begegnungen ---------------------- Der Mann wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Es war ein einmaliges Angebot, dessen waren sich alle im Raum bewusst, denn wenn er nicht wollte, dann musste er auch nicht zustimmen. Allerdings sah er momentan nicht so aus, als wäre er allzu begeistert von diesem Angebot: „Das ist wirklich sehr großzügig, Mister Stark, aber ich denke nicht, dass ich das annehmen kann.“ Tony sah seinen Freund entgeistert an, als hätte er nicht recht verstanden, was ihm da gerade gesagt wurde, doch Bruce hob nur die Augenbrauen und presste die Lippen aufeinander, um klar zu verstehen zu geben, dass er sich da raus halten würde. Tony starrte ihn an und war sich nicht sicher, ob er ihm einen bösen Blick zuwerfen, oder die Augen verdrehen sollte, doch entschied er sich lieber dazu, sich wieder dem alten Mann zu widmen. „Sehen Sie, nachdem Sie meinem Freund geholfen haben, würde ich mich gerne bei Ihnen revanchieren. Ich biete Ihnen einen gut bezahlten Job an, sagen wir- Sie haben doch sicher ein gewisses Verständnis für Technik, oder? Sie könnten meine kleinen Roboter Instand halten und sich um weitere Wartungsarbeiten im Haus kümmern. Außerdem biete ich Ihnen eine kostenlose Unterkunft an, eine komplett eigene Etage mit allem drum und dran, wenn nötig.“ Man konnte genau beobachten wie er seine Haltung veränderte und begann tatsächlich darüber nachzudenken. Seine dunklen Augen huschten über die Einrichtung seines kleinen Zimmers und er schien für einen Moment an all den Erinnerungen hängen zu bleiben, die er damit verband. Und Tony bemerkte es sofort. „Natürlich können Sie Ihre Etage einrichten, wie Sie es wünschen und Familienmitglieder sind herzlichst Willkommen.“ Kurz spannten sich die Hände des alten Mannes an und er senkte den Blick, schwieg sich aus, während er darüber nachdachte, denn als Tony bereits erneut das Wort heben wollte, hob er die Hand, um ihn wieder zum Schweigen zu bringen. Die Stille zog sich, bis er rasselnd nach Luft holte und beinahe geschlagen den Kopf senkte: „Vermutlich wäre es das Beste“, murmelte er so leise, dass keiner von ihnen es wirklich verstehen konnte, doch als er den Kopf wieder hob und sein Blick für einen winzigen Augenblick an den Familienbildern hängen blieb, ehe er sich zu ihnen wandte, mit dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen und sagte: „Viel habe ich nicht mehr zu verlieren, von daher würde ich mich wirklich freuen, Mister Stark.“ Er holte Luft und schien noch etwas sagen zu wollen, doch kam kein weiteres Wort über seine Lippen. Stattdessen erhob sich Tony und schüttelte seine Hand: „Es freut mich auch, Sie in meinem Tower Willkommen heißen zu dürfen.“ Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, schien er es dem Mann noch immer schmackhaft machen zu wollen und erläuterte ihm weitere Vorteile und Angebote, die es mit sich zog, im Stark Tower einzuziehen. Schließlich lief das Gespräch langsam aus und die beiden Wissenschaftler machten sich fertig um wieder aufzubrechen. „Ich werde meinen Fahrer informieren, Happy Hogan“, Tony zog eine Karte aus seinem Portemonnaie und reichte sie dem Mann, „Wenn Sie so weit sind und alle Vorbereitungen getroffen haben, kontaktieren Sie mich oder ihn und wir werden uns um die Abholung und alles weitere kümmern.“ „Wenn es so weit ist, werden wir eventuell nicht da sein“, mischte sich nun auch Bruce ein, „Aber, wie gesagt, Hogan wird sie unterstützen und gegebenenfalls können Sie auch Miss Potts oder die hauseigene KI JARVIS ansprechen, die Ihnen jederzeit behilflich sein werden.“ „Wenn Sie weitere Fragen haben sollten, lassen Sie sich über diese Nummer“, Tony tippte auf die Karte, die er dem Mann zuvor gereicht hatte, „mit JARVIS verbinden, der Sie dann mit mir verbinden wird. Zur Zeit werden wir uns nicht in New York befinden, sondern uns weiter auf den Weg nach Malibu machen.“ Bruce atmete tief ein und Tony musste wirklich das Augenrollen unterdrücken, doch der Mann nickte nur verständlich, bedankte sich nochmals dafür, dass man ihm das Motorrad zurück gebracht hatte und verabschiedete sich schließlich von seinem spontanen Besuch, der sich zurück zu dem kleinen Truck begab. Schweigend setzten sie sich in den Wagen und sahen sich an. „Alles okay, Bruce?“ „Ja, warum nicht?“ „Na ja, deine Atmung macht mir ein wenig Sorgen“, sagte Tony vorsichtig und beobachtete genau die Reaktion seines Freundes, der abermals tief ein und ausatmete, „Siehst du?“ „Ich denke nur, dass es nicht klug ist, jedem auf die Nase zu binden, wo wir hinfahren.“ „Aha“, Tony startete den Motor und rollte langsam zurück auf die Straße, ehe er sich der angegebenen Geschwindigkeit anpasste und sie wieder unterwegs waren. „Ich meine damit, dass weder du noch ich einen Haufen Paparazzi vor der Tür haben wollen und wenn du jedem sagst, dass wir nach Malibu gehen, wissen es bald alle. Ich meine, die Kleine aus dem Hotel in Philadelphia? Nicht sehr vertrauenswürdig.“ „Du machst dir einfach nur zu viele Sorgen. Was soll schon passieren“, Tony tat es mit einem leises Ts ab und gab Gas, als er wieder auf eine Bundesstraße kam. Jetzt im Wagen merkte Bruce wieder, wie erschöpft er war und lehnte die Stirn an das kühle Fenster, als er murmelte: „Ich dachte, wir wollten einfach nur ein wenig Ruhe haben.“ „Was glaubst du eigentlich, wie groß das Grundstück ist? Keine Sorge, Babe, in Malibu werden wir unsere Ruhe haben“, nachdem Tony einen weiteren Gang hochgeschaltet hatte, ließ seine Hand den Knüppel los und legte sich auf Bruce' Schenkel, um ihm wenigstens ein wenig zu beweisen, dass er für ihn da war und er ihm vertrauen konnte. Sie folgten der Straße nicht allzu lange und das Schweigen hielt auch nicht so lange an, wie Bruce es sich womöglich gewünscht hätte, doch Tony stellte bereits die Frage, die er wohl schon seit einiger Zeit loswerden wollte: „Hey, hast du Lust, noch ein mal beim Grand Canyon vorbei zu fahren?“ „Was heißt hier noch ein mal?“, fragte Bruce und wandte den Blick zu seinem Freund. Tony zuckte nur mit den Schultern und tat es direkt wieder ab: „Ich meine, zu einem guten Roadtrip gehört doch immer ein Ausflug zum Grand Canyon.“ Bruce zog eine Augenbraue hoch: „Seit wann ist das hier ein Roadtrip? Oh, warte. Seit wir diese grauenhafte Musik hören, richtig?“ Tonys Mund öffnete sich zu einem großen O, als wäre er wirklich schockiert über diese Worte. „Ich bin enttäuscht, Bruce. Nichts gegen Bon Jovi, ja?“ „Wirklich?“, fragte Bruce ungläubig und beobachtete, wie Tony bereits die Hand ausstreckte um nach dem Lautstärkeregler zu greifen, „Untersteh dich!“ Doch der Ältere war schneller und mit einer unglaublichen Lautstärke schallte It's my life durch den kleinen Pick-up, der davon erzitterte und zu allem Überfluss konnte man Tonys Gegröhle noch immer über die Musik hinweg hören. Bruce konnte gar nicht anders, als zu Lächeln und den Kopf zu schütteln, bei diesem Anblick. Wenigstens hatte Tony seinen Spaß. Allerdings sollte sich das bald ändern, als sie die Staatsgrenze erreichten. Ein ganzer Konvoi an militärischen Vehikeln und Soldaten stand dort stationiert und winkte jeden Wagen heraus, der die ruhige Straße entlang kam. Tony drehte endlich die Musik wieder runter, was für Bruce nach diesen langen Minuten eine echte Wohltat war und verlangsamte ein wenig sein Tempo, wohl um das ganze besser beobachten zu können. Die Soldaten warfen Blicke durch die Seitenfenster und schienen den Insassen Fragen zu stellen, wandten sich mit irgendwelchen Handzeichen zu einem Mann, der wohl der Big Boss dieser Gruppe war. Bruce rutschte bereits tiefer in seinen Sitz, mit einem Mal hellwach und murmelte: „Das gefällt mir gar nicht.“ Tony selbst hatte nie viele Worte aus seinem Freund heraus gekriegt, was dessen Vergangenheit anging, hatte allerdings reichlich davon in seiner SHIELD-Akte gelesen - auch ohne Erlaubnis - um zu wissen, warum ihm das nicht gefiel. Für einen Moment befasste Tony sich mit dem Gedanken einfach mit Vollgas an ihnen vorbei zu fahren, immerhin hatte er einige Kontaktpersonen, die dieses Manöver für ihn entschuldigen würden, doch wenn er Bruce so betrachtete, war dies vermutlich keine so gute Idee, auch wenn dieser nur schnellstmöglich weg zu wollen schien. Als sie näher kamen, winkte man sie aus dem Verkehr heraus und Tony verlangsamte das Tempo, bis sie schließlich zum Stehen kamen. „Vielleicht sind es ja nur ein paar reguläre Fragen. Marktforschung, oder so.“ „Oder sie wollen neue Rekruten anheuern. Natürlich“, Bruce verdrehte die Augen und stierte trotzig auf das Armaturenbrett vor sich, als bereits einer der Soldaten an das Beifahrerfenster klopfte. Tony ließ das Fenster herunter fahren und sah den Soldaten fast schon herausfordernd an: „Was kann ich für Sie tun?“ Der Soldat, relativ jung, sah sie an und musterte sie genaustens, ohne ein Wort zu sagen. Er hielt ein schwarzes Clipboard in der Hand und betrachtete nach ihnen direkt die Zettel, die darauf festgeklemmt waren. Noch immer ohne etwas zu sagen, wandte er sich wieder ab und gab Handzeichen nach hinten. Mit einem Mal wirkten die anderen Soldaten hinter ihm vollkommen aufgeregt, gestikulierten einander zu und sprachen in ihre Funkgeräte. „Warten Sie hier“, sagte der junge Mann schließlich und wandte sich kurzzeitig ab, um ebenfalls etwas in sein Funkgerät zu sagen. „Das gefällt mir gar nicht“, murmelte Bruce und schielte aus dem Fenster, er versuchte einen Blick auf das Board zu werfen, doch konnte er nichts erkennen, außerdem spitzte er die Ohren, um ein paar der Worte aufzufangen, doch so wirklich wollte nichts zu ihm durchdringen. Andererseits schien er wohl zu halluzinieren, als er meinte das Wort Ross aufzuschnappen. Mit Sicherheit konnte er nicht sagen, ob es eben dieses Wort, oder eher, eben dieser Name war, doch augenblicklich befiel ihn Panik. „Fahr los“, Bruce' Worte waren so leise gehaucht, dass Tony sie erst gar nicht verstand, doch als er das nächste Mal angeschrien wurde: „FAHR LOS!“, trat er automatisch das Gaspedal durch und schlingernd kamen sie wieder auf die Hauptstraße, gewannen schnell an Tempo und rasten den Leuten davon. Ein Blick in den Rückspiegel verriet Bruce, dass die Soldaten in heller Aufregung waren, sie fuchtelten mit den Armen durch die Gegend, schrien sich Befehle zu und rannten zu ihren Vehikeln, damit sie direkt die Verfolgung aufnehmen konnten. Tony und Bruce waren definitiv im Nachteil, wenn sie sich die weite Straße vor sich ansahen, die keinerlei Möglichkeiten bot, um sich zu verstecken, oder in verwinkelter Fahrt ihre Verfolger abzuhängen. Besonders, wenn sie mit diesem Schrotthaufen unterwegs waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)