Snake Charmer in Training von Aka_Tonbo (Momoshiro/Kaidoh) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ „Kaidoh, du scheinst mir nicht ganz bei der Sache. Beschäftigt dich etwas?“ Inuis Worte ließen Kaidoh seinen Schläger ergeben senken, als er auch diesen Satz durch einen Aufmerksamkeitsfehler verloren hatte. Er gab es nicht gern zu, aber er fühlte sich wirklich nicht in der Lage sich richtig zu konzentrieren, und der Grund dafür ließ ihn erneut überfordert mit den Kopf schütteln. Er war froh gewesen, als ihn Inui-senpai für diesen Sonntagnachmittag für ein Spiel kontaktiert hatte. Doch so wie es aussah, konnte ihn auch Tennis nicht gänzlich von seinen Momoshirolasstigen Gedankengängen ablenken. Mit einem Murren verließ er den Platz, um sich zu Inui zu gesellen der gerade einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm und ihn daraufhin analysierend betrachtete. Kaidoh war dieses Abmessen von Inui nicht fremd. Er hatte es oft getan, als er mit ihm zusammen trainiert hatte, um ihn dann auf mögliche Verbesserungen hinzuweisen. Nur glaubte Kaidoh nicht das Inui ihn gerade aus demselben Motiv heraus so anschaute und die erneute Frage, ob ihm etwas auf der Seele lag, sicherlich nicht ausbleiben würde. Inui war einfach zu versiert, wenn es darum ging Leute zu analysieren. Vor allem diejenigen die er schon länger kannte. „Es ist nur eine Vermutung, aber könnte dein Verhalten etwas mit Momoshiro zu tun haben?“ Ertappt hielt Kaidoh darin inne sich sein Gesicht mit dem mitgebrachten Handtuch vom Schweiß zu trocknen, und überlegte krampfhaft, ob es noch Sinn machte diesen Verdacht abzustreiten. Immerhin war es Inui mit dem er hier zu tun hatte. „Gut möglich.“, gab er schließlich in einem grummeligen Ton von hinter seinen Handtuch her zu, und setzte sich auf die Bank vor ihnen. Es war ein ungemein schwüler Tag und so wie es aussah würde wohl noch ein Gewitter aufziehen wollen. Kaidoh überlegte erneut, ob es seine Schuld war das sich die Dinge zwischen ihm und Momoshiro so derart unerwartet entwickelt hatten, oder ob Momoshiro wirklich nur ein sagenhafter Idiot war. Nachdem sich die Angelegenheit mit den Gerüchten wieder soweit beruhigt hatte, hatte Kaidoh den Entschluss gefasst etwas Wesentliches an seinem Verhalten, anderen gegenüber, ändern zu wollen. Wusste er doch selbst, dass er in seiner Position als Captain einfach mehr soziale Kompetenz beweisen sollte. Deshalb hatte er auch begonnen sich nicht mehr ganz so grantig zu zeigen und auch öfter mit seinen Teamkammeraden zu kommunizieren. Dass seine Art die Leute sonst auf Distanz hielt, hatte ihn nie wirklich gestört, aber nun hatte er die Verantwortung ein Team zu leiten. Und das wollte er im bestmöglichen Masse tun. Momoshiro war ein guter Ausgleich, vermochte dieser stets eine lockere Atmosphäre zu erschaffen, wenn es nötig war dem Team etwas von dem Stress des Trainings zu nehmen. Etwas von dem Kaidoh nicht wirklich gewusst hätte, wie er es anstellen sollte. Es wäre gelogen, wäre er nicht erstaunt darüber gewesen, das er und Momoshiro doch ganz gut miteinander harmonieren konnten, wenn es notwendig war. Auch wenn kleine Auseinandersetzungen ab und zu nicht zu vermeiden waren. Aber im Großen und Ganzen hatte sich etwas Grundlegendes zwischen ihnen verändert. Nur, dass es solch einen Weg nehmen würde, damit hatte er wahrlich nicht gerechnet. Die Sache damals im Krankenhaus, hatte er einfach als einen Zwischenfall, basierend auf Momoshiros vernebelten Geist, abgetan. Was sonst hätte es auch sein sollen? Als Echizen meinte, das er Momoshiro doch bei seinem Englischproblem helfen könnte, war Kaidohs erster Gedanke gewesen das, wenn Momoshiro in Englisch keine ausreichend gute Leistung erbringen würde, die Gefahr bestand, das dieser auf Grund von schlechten Noten nicht würde im nächsten Tournier mitspielen können. Es wäre ein wirklich unsinniger Verlust gewesen, der jedoch gravierend genug für ihre Chancen sein konnte. Hatte Momoshiro diese helfende Absicht womöglich etwas fehlinterpretiert? Er hatte auch nicht vor gehabt länger als nötig bei Momoshiro zu Hause zu bleiben, aber er konnte die nette Absicht von Momoshiro-san nicht ablehnen und war deswegen auch noch zum Abendessen geblieben. Er nahm nicht an das Momoshiro selbst irgendeinen Einfluss auf diese Sache gehabt hatte. Dass er zugestimmt hatte mit Momoshiro dieses Videospiel auszuprobieren, war aber womöglich etwas das er nicht hätte tun sollen. Vielleicht hatte Momoshiro in seiner Absicht zu bleiben etwas anderes gelesen. Woher sollte dieser auch wissen, dass er nur geblieben war, weil er das Spiel schon kannte und er sich die Chance Momoshiro darin zu besiegen einfach nicht entgehen lassen wollte? Dennoch… Das was Momoshiro daraufhin getan hatte, hatte ihn deutlich verwirrt und als dieser auch noch anfing etwas so Gewichtiges sagen zu wollen, musste er ihn einfach unterbrechen. Denn egal wie er es auch drehte, Momoshiros Worte waren auch ohne dass er zu Ende gesprochen hatte, unmissverständlich gewesen. Was sonst hätte auf, „ ich habe mich in dich…“ folgen können? Kaidoh konnte bei dem Gedanken daran die wallende Hitze spüren die ihn flutete und zu einem überforderten Zischen animierte. Was sollte er nun tun? Ihm war Momoshiros verunsichertes Verhalten den Freitag darauf nicht entgangen, auch wenn dieser versucht hatte es nicht zu offensichtlich aussehen zu lassen. „Na, wenn das nicht das berüchtigte Smaragd Duo ist.“ Eine bekannte Stimme unterbrach Kaidohs Gedanken, doch konnte er ihr auf die Schnelle kein Gesicht zuordnen und lenkte seinen Blick in die Richtung aus der er sie vernommen hatte. „Die Wahrscheinlichkeit jemanden von Fudomine hier anzutreffen lag bei 78%.“, hörte er Inui in gewohnt analysierender Tonlage von sich geben, worauf Kamio und Ibu die letzten Meter zu ihnen aufschlossen. Kaidoh ließ seinen Blick kurz zwischen den beiden hin und her schweifen. „Kein Tag ohne Training, was?“, gab Kamio von sich, was Ibu nur etwas vor sich hinmurmeln ließ. „Übrigens Glückwunsch zum Posten des Captains Kaidoh-kun. Aber egal was Saikaku in diesem Jahr auch anstellen wird, gegen unser neues Team werdet ihr keine Chance haben.“ Es waren ziemlich große Töne die man ihnen hier entgegen brachte. Doch auch wenn Kaidoh der Sinn danach stand klarstellen zu wollen, das sie auch ohne Tetsuka und die anderen Senpai nicht zu unterschätzen wären, hielt er sich zurück. Ein leises Zischen war alles was er darauf erwiderte. Und anscheinend reichte diese Reaktion aus, auch Inui einen fragenden Blick auf ihn richten zu lassen, hatte er mit solch einem eher gleichgültigen Verhalten wohl nicht gerechnet. „Interessant.“ Kaidoh kam nicht umhin sich zu fragen, was es da für Inui in eines seiner Notizhefte zu schreiben gab. „Wie wäre es mit einem kleinen Match? Vielleicht überzeugen ja Taten mehr als Worte.“ Kamio schien sich nun etwas herausgefordert zu fühlen. Womöglich hatte das Ausbleiben einer Antwort für ihn dasselbe Gewicht, als wenn Kaidoh ihnen gesagt hätte, das sie mal nicht so großspurig daher reden sollten. Dieser schüttelte aber seinen Kopf und erhob sich von seinen Platz neben Inui. „Keinen Bedarf.“, fügte er an, während er seine Tasche ergriff und sie schulterte. „Läuft der große Captain Kaidoh etwa davon?“ Nun wurde es doch etwas nervig, so musste Kaidoh zugeben. An einem anderen Tag hätte er sich vielleicht auf diese Herausforderung eingelassen, aber seine verlorenen Spiele gegen Inui hatten ihm deutlich gezeigt, dass er heut einfach nicht in der nötigen Form war, sich wirklich behaupten zu können. Es wäre viel blamabler hier gegen die beiden Fudomine Spieler zu verlieren, als diese kleine Provokation zu erdulden. „Denk was du willst.“, murrte er schließlich nur und setzte dazu an sich bei Inui für seine Zeit zu bedanken und sich auch von ihm verabschieden zu wollen. „Warte, warte…“, drang mit einem Male Kamios Stimme wieder an seine Ohren, was Kaidoh annehmen ließ, das dieser nochmals versuchen wollte ihn zu einem Spiel zu überreden. Stattdessen aber kam er nun etwas näher an Kaidoh heran und beäugte ihn sich mit einem kritischen Blick, der Kaidoh etwas irritiert murren ließ. „Es ist wegen einem Mädchen, stimmt´s?“ Kaidoh Augenbrauen gingen automatisch in die Höhe über diese seltsame Frage, die er nicht ganz nachvollziehen konnte. „Was?!“, knurrte er, was Kamio wissend nicken ließ. „Ich kenne die Anzeichen genau. Schlaffe Schulter, hängender Kopf, Ergebenheit wenn es um Auseinandersetzungen geht und das eindeutigste Indiz; der nachdenkliche Blick.“ Kaidohs Augenbrauen gaben ihren Platz so kurz unter seinem Haaransatz wieder auf und verengten sich stattdessen. „Willst du mir ernsthaft glauben machen, das du wirklich weißt von was du hier redest? Diese angeblichen Anzeichen könnten alles Mögliche als Auslöser haben!“ Nun schaute Kamio etwas ertappt, worauf sich sogar ein leichter Rotschimmer bei ihm zeigte. „Er weiß darüber Bescheid, weil er sich damit auskennt. Ann hat ihn mehr als einmal abblitzen lassen, deshalb erkennt er die Symptome. Eigentlich ist es recht traurig, wenn man es…“, babbelte Ibu vor sich hin, bis ihn Kamio eine Hand auf den Mund legte, was ihn nicht stoppte aber zumindest etwas dämpfte. „Das will doch gar einer wissen, schließlich geht es hier nicht um mich, verstanden.“, versuchte Kamio diese für ihn etwas peinliche Situation in eine andere Richtung zu lenken, was Kaidoh jedoch nur den Kopf schütteln ließ. „Ich verschwinde hier.“, meinte er knapp, doch war es nun Inui der ihn erneut aufhielt. „Kaidoh, wenn Kamio wirklich Recht hat, dann bin ich gern bereit mir deinen Kummer anzuhören. Als dein ehemaliger Senpai habe ich meine Verpflichtungen nicht vergessen, wenn es um einen Schützling geht.“ Das war doch wirklich zum Haare raufen! Kaidoh hatte Inui wirklich viel zu verdanken. Und er schätzte es das dieser auch jetzt noch mit ihm ab und an trainierte und ihm kleine Tipps für die Trainingspläne ihres neuen Tennisteams gab, wenn er etwas Rat dazu brauchte. Aber er kannte ihn nun schon lange genug um zu wissen, dass dieser auch ungemein neugierig war. Und solche Dinge interessierten ihn besonders. Von dem Chaos, als man Momoshiro damals eine Freundin zugeschrieben hatte, und ihm die Hälfte ihres alten Teams hinterher geschlichen war, hatte ihm Kikumaru berichtet. Und nun wo er darüber nachdachte, wie sah es eigentlich zwischen Momoshiro und der Schwester von Tachibana aus? Er hatte ihn nie weiter über sie reden hören, aber womöglich war dies ein Punkt, wo selbst Momoshiro kein kompletter Trottel war, und solche Dinge lieber für sich behielt, anstatt damit zu prahlen. Was wenn Momoshiro sich mit ihm einfach nur einen sinnlosen Spaß erlaubte? Doch glaubte Kaidoh nicht, dass Momoshiro derart viel Energie in solch einen Scherz investieren würde. Oder? Ein seltsam befangenes Gefühl machte sich in ihm breit über diese Gedanken. Selbst wenn, sollte es ihm gleich sein. Solange er sich nicht darauf einließ, hatte er auch nichts zu befürchten. Wenn er sich nicht darauf einließ; was war dies überhaupt für ein Gedankengang? Warum sollte er sich darauf einlassen? Es wäre vollkommen unsinnig und das es ausgerechnet Momoshiro war sollte ihn schon voll und ganz reichen es als Nonsens abzutun. Nur… Kaidoh ballte frustriert seine Hände zu Fäusten. Momoshiro schaffte es wirklich ihm den letzten Nerv zu rauben. Immer und immer wieder! Erst jetzt bemerkte er, dass die Aufmerksamkeit der anderen noch immer auf ihm lag, erwartete man wohl noch irgendeinen aussagekräftigen Kommentar von ihm. „Es hat nichts mit einem Mädchen zu tun.“, zischte er verdrossen, auch weil er einfach nicht wusste, wie er sich Momoshiro gegenüber nun verhalten sollte. So tun als wäre nichts passiert? Ihn darauf ansprechen und Dinge klar stellen? Nur was genau wollte er klarstellen? „Hm, dann ist es also doch wegen Momoshiro?“, rief sich Inui ihren Wortaustauch von vorhin wieder ins Gedächtnis zurück. Kamio bedachte ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck auf seinen Gesichtszügen. „Dann stimmt es also doch! Ich dachte mir schon, das eure Art miteinander umzugehen etwas anders ist. Aber hey, ich hab echt kein Problem damit, ehrlich. Jedem was ihn glücklich macht, stimmt´s nicht Ibu?“ Ein bekräftigendes Nicken war von diesem einzufangen, gefolgt von einem weiteren Murmelschwall, dem Kaidoh aber absichtlich kein Gehör schenkte. Irgendwie kam er sich seltsam ertappt vor, was ihn sich augenblicklich lächerlich fühlen ließ, was zu Folge hatte, das er wütend über sich selbst wurde. Verdammter Momoshiro! Kaidoh kam nur dazu seinen Mund zu öffnen, als Inui ihn unterbrach, bevor er hätte etwas richtig stellen können. „Das würde so manches erklären.“ Kaidoh war kurz davon Inui sein Notizbuch aus der Hand reißen zu wollen, als dieser nach seiner Feststellung abermals etwas dort hineinschrieb. „Keine Sorge Kaidoh, ich verurteile deine Gefühle nicht. Ich stehe dir auch weiterhin zur Seite. Scheue dich also nicht dich an mich zu wenden, wenn es…“ Inui schob sich seine Brille mit einem merkwürdig anmutenden Funkeln der Gläser auf seiner Nase zurecht. „ Fragen geben sollte.“ Kaidoh fühlte wie ihm etwas flau im Magen wurde über all diese Mutmaßungen und sein plötzliches Unvermögen Einwände zu erheben. Und wie als wolle man ihn nun auch noch auf die Probe stellen, hörte er Kamio sagen, „Wenn man von Teufel spricht.“, was Kaidoh seiner Blickrichtung folgen ließ. Momoshiro hatte wie so oft ein äußerst stimmiges Timing unerwartet und, in diesem Falle, unerwünscht aufzutauchen. Dafür hatte er nun eindeutig keine Nerven. Er nutzte die Chance sich still und heimlich aus dem Staub zu machen, als die Aufmerksamkeit der anderen Drei nun komplett auf Momoshiro lag der auf sie zukam. Ein dumpfes Grollen drang von Himmel herab, was sich mit dem beständigen musizieren der Zikaden vermischte, als er auch schon außer Sichtweite war und daraufhin noch etwas eiliger das Weite suchte. Erneut fragte sich Kaidoh, warum sein Leben in den letzten Monaten nur ständig solche unberechenbaren Wege einschlagen musste. * Er war etwas enttäuscht darüber gewesen mit ansehen zu müssen, wie Kaidoh bei seinem Erscheinen buchstäblich die Flucht ergriffen hatte. Aber er hatte sich deswegen vor den anderen nichts anmerken lassen wollen. Sie schienen selbst etwas überrascht darüber gewesen, als sie bemerkten das Kaidoh nicht mehr in ihrer Runde weilte, und Inui dazu übergegangen war rasch etwas niederzuschreiben. Dann hatte es auch schon angefangen zu Regnen und ihre Wege hatten sich nach einem kurzen „Hallo“ auch schon wieder getrennt, da jeder in eine andere Richtung eilte um dem Schauer entkommen zu wollen. Und nun saß er hier in seinem Lieblings-Burgerladen und hing mit seinen Gedanken, wie so oft in letzter Zeit, bei ihrem mürrischen Captain fest. Momoshiro gab zu, das es ihn immer noch verwunderte, das Kaidoh so gelassen auf seine Annäherungen reagiert hatte. Die Sache im Krankenhaus war, laut Kaidoh, kein Traum gewesen und dennoch hatte dieser ihm sein Verhalten nie vorgehalten. Selbst wenn es unter dem Einfluss seines Fiebers passiert war. So etwas nahm man eigentlich nicht so einfach hin. Schon gar nicht von seinem männlichen Dauerrivalen, der einen fast mit seiner Dummheit umgebracht hätte. Aber Kaidoh hatte es für sich behalten. Die Tatsache, dass es ihm sicherlich auch ungemein peinlich war, trug wahrscheinlich dazu bei. Aber letzten Donnerstag war er bei vollem Verstand gewesen. Zumindest soweit, das er dazu gestanden hatte, was er sich mit Kaidoh erlaubt hatte. Der Kuss selbst war zwar eher im Affekt geschehen, aber er bereute es auch jetzt nicht. Was jedoch etwas an ihm nagte war der Gedanke, das Kaidoh es höchstwahrscheinlich für eine Albernheit von ihm halten könnte. Weswegen er auch relativ ungerührt blieb bis auf den Teil, das er danach einfach gegangen war. Momoshiro war davon ausgegangen das Kaidoh am Folgetag, und nachdem er das Ganze verarbeitet hatte, ihm gewaltig die Meinung dazu sagen würde. Aber nichts. Wie sollte er das nun also auffassen? War es Kaidoh egal? War es für Kaidoh nur ein Scherz? Dürfte er sich so etwas noch mal erlauben? Die letzte Frage war unsinnig, aber sie reite sich so übergangslos in seine Gedankengänge mit ein, das Momoshiro nur über sich selbst Seufzen konnte. Er würde es definitiv noch einmal tun. Selbst wenn es ein blaues Augen nach sich ziehen würde. Ergeben ließ er seinen Kopf hängen, während er sich die restlichen Pommes einverleibte. Essen ließ ihn sich immer etwas besser fühlen. Er fasste schließlich einen Entschluss über das letzte und etwas schwammige Kartoffelstäbchen. Er wollte mit Kaidoh darüber sprechen. Er musste die Dinge und nicht zuletzt auch seine Gefühle klar stellen. Ansonsten würde es nur noch anstrengender werden. So jedoch wären die Fronten geklärt. Etwas womit man arbeiten konnte. Entschlossen leerte er seine Cola, um sich wieder auf den nach Hause Weg zu machen. Er brauchte erst einmal einen Plan, wie er Kaidoh mit allem am besten gegenübertreten würde können. Und viel wichtiger, was er genau zu ihm sagen wollte. Der Regen war noch immer nicht abgeklungen und ließ verwaiste Gehwege zurück. Wenn er sich beeilte, würde er nicht gar so durchnässt zu Hause angekommen. Momoshiro blickte noch einmal prüfend ob er die Straße ohne Gefahr überqueren konnte und rannte los. Der Weg durch den Park war die kürzeste Variante und die Bäume boten ein wenig Schutz vor der Nässe. Dennoch behielt er sein Tempo bei. Ihn hatte ein wenig der Eifer gepackt all seine Ideen so schnell wie möglich zu Papier bringen zu wollen, damit er den perfekten Plan daraus erstellen konnte. In seine Gedanken vertieft achtete er auch weniger wohin er lief, bis ihn ein Widerstand leicht nach hinter straucheln ließ, gefolgt von einem Zischen, das er überall wiedererkannt hätte. Etwas irritiert schaute er auf die Person vor sich, die ihm in Trainingssachen gegenüberstand und ebenso anschaute. Kaidohs Sachen waren nass genug, das sie schon an einigen Stellen an seinem Körper klebten was annehmen ließ, das er schon etwas länger unterwegs gewesen sein musste. „Uhm…hey.“, war alles was Momoshiro auf die Schnelle einfallen wollte, als er sich auch schon in einer nervösen Geste durch seine feuchten Haare fuhr und zur Seite schaute. Kaidoh gab ein Brummen von sich und Momoshiro war sich nicht sicher, ob dies ein Zeichen war sich besser wieder auf den Weg zu machen. „Also sorry für…grad eben.“ Ein vorwitziger Gedanke sagte Momoshiro, das er vielleicht auch gleich anfügen sollte, das ihm auch seine Aktion vom letzten Donnerstag Leid tat, wenn er schon mal dabei war. Das Problem war nur, das es ihm einfach nicht Leid tat. Ein weiterer knurriger Laut folgte und Momoshiro zeigte sich mutig genug, das er Kaidoh nun direkt ansah. Das Bild das Kaidoh wiedergab löste eine Erinnerung in Momoshiro aus. Es war der Regen, die Stille um sie herum und die Bäume die sie umgaben, die Momoshiro zu dem Tag zurückführten, als Kaidoh ihn mit eisernem Willen durch die Wildnis geschleppt hatte. Und plötzlich gab es kein Halten mehr. Er musste Kaidoh einfach sagen, was er für ihn empfand und das es sich nicht um irgendeine Laune handelte. Wenn ihm dieser unglückliche Ausflug etwas bestätigt hatte dann das, das er mehr für Kaidoh empfand und er ihm seine Gründe alle aufzählen würde, würde er es wissen wollen. „Kaidoh hör zu, ich weiß ich bin ein Idiot und ich bin mehr als unbeholfen wenn es um…, wenn es um…“ Genau das hatte er befürchtet. Er verfiel ins Stammeln ohne überhaupt schon etwas Wichtiges mitgeteilt zu haben. „Was ich sagen will ist, dass am letzten Donnerstag, das war kein Scherz den ich mir erlaubt habe. Ich war nur so durcheinander wegen meiner Schwester. Ich meine wie sie dich angesehen hat. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn das mit dem Tennisball Absicht…“ Momoshiro schüttelte energisch seinen Kopf um sich zurecht zu weisen. Er schweifte vom Wesentlichen ab. So würde das nie etwas werden mit seinem Geständnis. „Ok warte, ich fang noch mal an. Letzten Donnerstag, als ich dich gekü…“ „STOPP!“ Kaidohs harsche Stimme klang ungemein laut über das leichte Rauchen das der noch immer fallende Regen erzeugte. „Wenn dir das Team und deine Position auch nur ansatzweise etwas wert sind, dann lass es gut sein, verstanden?“, setzte er in etwas ruhigerem Ton nach, was Momoshiro etwas verwirrt drein schauen ließ, konnte er gerade nicht so recht folgen, was Kaidoh ihm damit genau sagen wollte. „Uhm…“, war demnach auch alles, was er dazu vorbringen konnte. Kaidoh wischte sich mit einer Hand über sein Gesicht, um sich von vereinzelten Wassertropfen zu befreien die ihm darüber liefen, und auch um sich etwas zu sammeln. „Es reicht, ok. Was auch immer dir dieser Spaß bringt Zuneigung zu zeigen, wo es keine gibt. Lass es. Wenn du mir unbedingt eins auswischen willst, dann tu es wie immer. Aber dieses Spielchen hört auf, oder ich muss mir ernsthafte Konsequenzen überlegen.“ Kaidoh atmete nun sichtlich geschafft durch. Er hatte einfach keine Zeit und keine Nerven für Momoshiros Albernheiten. „Tetsuka hat uns den Club und seinen Ruf übergeben, also versuche es zu würdigen, indem du wenigstens so tust, als könnten wir das Team ohne zu ausschweifende Auseinandersetzungen zusammen führen. Mehr verlange ich nicht.“ Momoshiro war eindeutig verwirrt über diesen Werdegang, was ihn jedoch nicht davon abhielt eine Hand auf die Vorderseiten von Kaidohs regennasser Weste zu legen, wo er dessen merklich schnelleren Herzschlag spüren konnte. Ein Blick in Kaidohs Gesicht zeigte, dass dessen Wangen sich mit einem sanften Rot füllten und er nach ein paar Sekunden der Regungslosigkeit, versuchte Momoshiros Hand wegzuschlagen. Doch verkrampften sich dessen Finger rasch in dem dunklen Stoff, was einfach nur dazu führte das Kaidohs Handrücken gegen dessen Unterarm prallte ohne etwas bewirkt zu haben. „Du glaubst also wirklich, dass ich nur nach einem Zeitvertreib suche?“ Nun war es Momoshiro der etwas ergeben klang über diese Feststellung. „Aber das habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben. Trotzdem…“ Er legte Kaidoh seine andere Hand nun mutig in den Nacken und zog ihn sich damit etwas mehr entgegen. „Es ist kein Spiel für mich, schon längst nicht mehr.“ Daraufhin tat er genau das, was er schon diesen letzten Donnerstag getan hatte. Doch diesmal mit Gefühl, so wie ein erster Kuss sein sollte. Kaidoh verharrte erneut wie versteinert, bevor er Momoshiro schließlich von sich schob, jedoch ohne zu grob zu sein. „Du machst mich wirklich wahnsinnig.“, gab Kaidoh in einen kratzigen Ton wieder, dessen schroffe Kanten sich jedoch von den roten Wangen und dem verlegenen zu Seite blicken deutlich abgerundet sahen. Momoshiro fühlte ein Lächeln an seinen Mundwinkeln ziehen. „Bedeutet das…?“ Momoshiro ließ seinen Satz absichtlich unvollendet, und überließ Kaidoh die folgenden Worte. „Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet!“, murrte dieser noch immer deutlich verlegen und knirschte etwas mit den Zähnen. „Was erwartest du von mir, wenn du mich ständig damit überfällst?“, fügte er in einem fast trotzigen Ton an und ging dazu über sich abwenden und verschwinden zu wollen. Aber Momoshiros Hand hatte ihren Griff in Kaidohs Weste noch nicht gelöst, und er ihn somit davon abhalten können. „Was willst du das ich tue Kaidoh?“ Es war nicht unbedingt die Frage, die er hatte stellen wollen, aber nichtdestotrotz eine dessen Antwort er wissen musste. „Ich weiß es nicht, ok! Ich war noch nie in so einer verqueren Situation.“ Momoshiro spürte wie sich Kaidoh über seine Worte noch mehr unter seinen Griff verspannte. Aber Kaidoh blieb wo er war. Auf seinem Gesicht ein Ausdruck von Unentschlossenheit. Es war nicht die Antwort die sich Momoshiro gewünscht hatte, aber selbst er war nicht naiv genug zu glauben, dass Kaidoh seine Gefühle überraschend erwiderte. Dennoch fühlte es sich für Momoshiro nicht hoffnungslos an. Wenn es Kaidoh vollkommen egal wäre, oder er sich von all dem abgeschreckt fühlen würde, dann bräuchte er es nur klar stellen. Mit Worten oder mit Fäusten. Er würde ihn in Ruhe lassen und versuchen ihre Dynamik deswegen nicht zu verfälschen. Es wäre eine harte Probe aber letztendlich müsste er es nur noch ein knappes Jahr durchstehen. Nun sah es allerdings einfach nur danach aus, als wäre Kaidoh verwirrt und Momoshiro wäre gern bereit ihm deutlich zu machen, dass er es ernst meinte. Mit allem was dazu gehörte. „Gib mir eine Chance.“ Momoshiro schaute Kaidoh entschlossen an, was diesen einen weiteren unsicheren Blick auf ihn richten ließ. „Lass mich dir beweisen, dass es nicht nur eine Laune ist. Oder sag mir hier und jetzt, dass es keinen Sinn macht und ich dich damit in Ruhe lassen soll.“ Der Regen hatte nachgelassen und ein paar Sonnenstrahlen zwängten sich wieder durch die graue Wolkendecke. „Idiot.“ Kaidoh löste sich ohne Vehemenz aus seinem Halt, gefolgt von einem leisen Zischen. Und Momoshiro kannte dieses bestimmte Zischen, er hatte lange genug Zeit die Unterschiede und ihre jeweiligen Bedeutungen zu studieren. Und dieses hier sagte ihm „mach doch was du willst“. Es war alles was er wissen wollte und somit verspürte er auch keine Enttäuschung als sich Kaidoh ohne ein weiteres Wort wieder auf den Weg machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)