Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 161: Einen Schritt in den Alltag eines CEO -------------------------------------------------- Ich massiere mir die Nasenwurzel und schaue aus dem Fenster des Besprechungsraum, während an dem Tisch hinter mir sieben Abteilungsleiter sich gerade darüber zanken, wer für welche Investition am ehesten Geld bekommen sollten. Dass sich Erwachsene zu Kindergartenkinder zurück entwickeln, wenn man ihnen Geld in Aussicht stellt hätte ich eigentlich wissen müssen. Seto-sama hatte das immer ganz gut im Griff. Immerhin hat er diesen jährlichen, firmeninternen Wettbewerb vor drei Jahre ins Leben gerufen. Alle Abteilungen können sich bewerben und ihren Sonderbedarf anmelden, müssen ihn aber begründen, warum ausgerechnet ihre Abteilung ausgewählt werden soll, um den Extraetat bewilligt zu bekommen. Sieben Abteilungen hatten es in die engere Auswahl geschafft. An diesem Punkt hat Seto-sama sie immer diskutieren lassen, bis sich diese sieben Abteilungen einigten, wer das Geld bekommen soll. Bei ihm waren diese Diskussionsrunden immer recht sachlich und in einem gemäßigten Ton geblieben. Ganz anders als es jetzt bei mir ist. Die Abteilungsvertreter schreien sich an, beschimpfen sich teilweise sogar als borniert und ignorant und wollen ihre Abteilung mit aller Macht zum Sieg prügeln. Das Moderieren hab ich bereits vor einer viertel Stunde aufgegeben. Wie hat Seto-sama sie nur gebändigt? Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Sie hatten Angst vor ihm. Er war ein strenger, fordernder Chef, der keine halbherzige Leistung geduldet hat und schon gar nicht so ein Auftreten. Sie wussten, wenn sie sich so vor ihm aufführen würden, wären sie die längste Zeit bei Kaiba Corp angestellt gewesen. Es ist nicht so, dass mich die Herrschaften nicht respektieren würden. Das tun sie. Aber sie haben vor mir keine Angst. Die Frage ist doch jetzt: Sollte ich das ändern oder nicht und kann ich ihr Verhalten in die gewünschte Form bringen ohne das sie mich fürchten? Wieder schreit die Personalabteilung quer über den Tisch und bezichtigte die Lohnbuchhaltung, der Insubordination. Es wird mir zu bunt und ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch. Das so entstanden Geräusch würgt auf der Stelle jede Diskussion ab und die Vertretung der Personalabteilung, die sich halb über den Tisch gebeugt hat, setzt sich langsam wieder. Alle schauen mich geschockt an. Ich sehe sogar einen Funken Angst. Komisch… wenn sie früher Seto-sama so angeschaut hatten, hat mich der Ausdruck in ihrem Gesicht nie gestört. Aber jetzt, wo sie mich so anschauen… stört es mich. Ich möchte nicht mit Furcht und Angst diese Firma leiten. In ruhigem Ton, der kaum lauter ist, als bei einer normalen Konversation, bei der ich meinem Gesprächspartner sehr, sehr nahe sitze, informiere ich die Teilnehmer dieser Diskussionsrunde, dass der nächste, der seine Stimme über die Maßen erhebt, damit seine Abteilung disqualifiziert. Fragend blicken sich die sieben nun gegenseitig an, dann nicken sie. Das Gespräch geht weiter und scheinbar… ist ein zivilisierter Umgang miteinander doch möglich. Doch dann sagt die Lohnbuchhaltung etwas, was der Personalabteilung nicht passt und sich wieder über den Tisch stemmen lässt, um im Eifer laut ihren Vorwurf der Insubordination zu wiederholen. Die Lohnbuchhaltung lässt sich vom Eifer mitreisen, stemmt sich auch auf und kontert lautstark. Ich grinse. Das ist wie im Kindergarten. Demnach sind das hier Kinder. Kinder brauchen Grenzen und Konsequenzen. Wenn sie nur einmal merken, dass man bei der Androhung einer Strafe blufft lassen sie sich davon nie wieder beeindrucken. Also schick ich Lohnbuchhaltung und Personalabteilung zurück zu ihren Kollegen. Sie sind raus aus dem Rennen. Bleiben noch fünf. Da ertönt die Sprechanlage. Die drücke den Empfangsknopf und die Stimme meiner Assistentin ist zu hören, die mich davon in Kenntnis setzt, dass mein 16.00 Uhr-Termin gerade eingetroffen ist. Ich schau auf meine Armbanduhr und stelle entsetzt fest, dass dieser Kindergarten schon zwei Stunden geht. Ich sag ihr, dass ich gleich komme und stehe auf. Die fünf Vertreter der übrigen Abteilungen stehen auf und ich schau sie kritisch an. Frage, wohin sie wollen. Verdutzt schauen sie sich gegenseitig an und dann zu mir, bevor sie sagen, dass das Gespräch sicherlich vertagt ist, wenn ich jetzt weg muss. Oooh nein, ich werde nicht noch einen Termin damit verschwenden Kinder beim Streiten zuzuhören. Also sag ich ihnen, dass sie schön hier bleiben und weiter diskutieren. Damit geh ich an ihnen vorbei und lege meine Hand auf die Türklinke. Bevor ich sie herunter drücke und öffne, drehe ich mich nochmal zu ihnen um. Ich erinnere sie noch einmal an die neue… an MEINE Regel. Wer schreit, disqualifiziert sich und seine Abteilung. Dann deute ich zur Überwachungskamera und meine, dass ich mich jederzeit davon überzeugen kann, wie hier der Tonfall ist. Sie schauen mich mit großen Augen an. Hm… ich denke etwas Furcht und Angst kann nicht schaden, bis sie gelernt haben, dass in meinen Besprechungen nicht geschrien wird. Somit verlasse ich den Raum. Eine Minute später komme ich vor meinem Büro an, in dessen Vorzimmer eine Frau Mitte dreißig sitzt, deren Haar gepflegt hochgesteckt ist. Als sie mich sieht steht sie sofort auf und neigt zur Begrüßung ein wenig ihren Kopf. Detective Nagasato ist mir noch ein Begriff von Samstagvormittag, als sie in die Villa von Seto-sama kam und ihm Bilder zeigte, die so nicht existieren sollten. Ich grüße sie zurück und bitte sie in mein Büro. In meinem Büro bitte ich sie auf der Couch Platz zu nehmen und frage sie, ob ich ihr etwas zu Trinken anbieten darf. Sie bittet mich um ein Wasser und ich hol ihr aus dem Schrank eine kleine Wasserflasche, die ich mit dem Öffner entkrone und mit einem gekühlten Glas kehre ich zu ihr zurück. Ich stelle das Glas auf einen Untersetzer und fülle es zur Hälfte, bevor ich die Flasche neben das Glas stelle. Sie dankt mir und nimmt einen Schluck. Derweil frage ich sie, was mir ihren Besuch beschert. Detective Nagasato schaut mich einen langen Augenblick an und mustert mich ausgiebig. Es scheint ein wenig, als wolle sie prüfen, welche Strategie bei mir wohl am Ehesten zum Erfolg führt. Schließlich richtet sie ihr Wort an mich und fragt mich, in welcher Beziehung ich zu Seto-sama stehe. Jetzt mustere ich sie. Natürlich hab ich nach der Begegnung am Samstag Erkundigungen über die Frau eingeholt. Detective 2nd Grade Nagasato Yuki, 34 Jahre alt, Studium in Kriminologie, sowie in Psychologie, Ausbildung an der Polizeiakademie, hat sich in Rekordzeit ihre goldene Dienstmarke und den Rang des Detective erarbeitet. Ihre Dienstakte ist makellos, glänzt durch vier Belobigungen, zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich für die Opfer einsetzt und hartnäckig an jedem Fall arbeitet, den man ihr zuweist. Sie hat eine recht hohe Aufklärungsquote… der einzige Fleck, der ihr die Quote versaut, ist der Fall von Daimon Kogoro. Auch diese Akte hab ich mir angeschaut und festgestellt, dass ich nicht der Erste war, der sich in das System des Polizeireviers eingehackt hatte. Ich kann mir schon vorstellen, wer die Person vor mir war. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Die Akte von diesem Mann… hat es mir kalt den Rücken runter laufen lassen. Er hinterlässt eine Spur der Zerstörung, kein Wunder, dass Detective Nagasato diesen – ihren – weißen Wal zur Strecke bringen möchte. Also beantworte ich ihre Frage: Ich habe mich seit Seto-samas Kindheit um ihn gekümmert. Wir stehen uns nah. Tatsächlich sehe ich in ihm einen Teil meine Familie, die ich um jeden Preis beschützen werde. Sie lächelt mich – scheinbar erleichtert – an und sagt, wie froh sie sei, dass zu hören, denn sie braucht meine Hilfe. Ich neige neugierig den Kopf und bitte sie, mir das auszuführen. Detective Nagasato kommt direkt zum Punkt und erklärt mir ihre Situation: Sie kann Daimon Kogoro nicht Ding fest machen. Jedes Opfer, dass es gewagt hat, diesen Mann anzuzeigen hat wenig später die Anzeige wieder zurück gezogen. Bei Nachforschungen entdeckte sie, dass den Opfern immer eine enorm hohe Summe zuteil geworden war. Sie vermutet, dass Daimon Schweigegeld in Verbindung mit einer Veschwiegenheitsvereinbarung zahlte. Ich zucke mit der Schulter und blicke sie fragend an. Was erwartet sie nun von mir? Sie beugt sich ein wenig mehr zu mir, als wolle sie vermeiden, dass uns irgendwer belauscht. Eröffnet mir, dass Seto-sama ihre Hoffnung sei dieses Monster endlich aus dem Verkehr zu ziehen. Ich blicke sie nachdenklich an. Warum ausgerechnet Seto-sama ihre letzte Hoffnung ist, will ich wissen. Und dann eröffnet sie mir, dass Seto-sama durch seinen Reichtum nicht bestechlich ist. Wenn er eine Anzeige gegen Daimon aufgeben würde, könnte dieser Drecksack – meine Worte, nicht ihre – sich nicht mehr mit Geld freikaufen. Er würde vor Gericht landen und wenn sie bedenkt, was sie auf den Bildern gesehen habe, würde der Mann einfahren. Sie setzt sich wieder etwas gerader hin. Meint zu mir, sie weiß, wieso Seto-sama sich bislang sträubt. Sicherlich denkt sie, dass er aus Scham nicht kooperiert. Doch dann überrascht sie mich und eröffnet mir, dass sie versteht, dass Seto-sama unter gar keinen Umständen Gefahr laufen möchte, dass Sorgerecht für Mokuba zu verlieren. Die Dame hat ihre Hausaufgaben gemacht und ich verstehe langsam, wieso sie vier Belobigungen in ihrer Akte hat. Dann eröffnet sie mir, dass sie mit einer befreundeten Sachbearbeiterin beim Jugendamt gesprochen hat. Eine Garantie, dass das Jugendamt durch diesen Fall nicht aktiv wird, kann sie nicht versprechen, aber ihre Freundin hätte ihr versichert, dass es dem Jugendamt fern liegen würde, ein Opfer sexualisierter Gewalt zu bestrafen oder unter Druck zu setzen, solange es davon überzeugt ist, dass das Opfer sich weiterhin gut und angemessen um den Schutzbefohlenen kümmert. Ich lächle sie sanft an. Dann äußere ich eine Bitte. Sie schaut mich überrascht an, bevor ich meine Bitte äußern kann. Als ich meine Bitte gänzlich geäußert hat schaut sie mich baff an. Dann nickt sie und dankt mir. Sie steht auf, verbeugt sich respektvoll vor mir… daran werde ich mich nie gewöhnen… das die Leute sich jetzt vor mir verbeugen. Dann verabschiede ich sie und sie verlässt, mit mehr Zuversicht, mein Büro. Langsam lehne ich mich in dem Sessel, in dem ich Platz genommen habe, zurück und versuche zu entspannen. Da klopft es auch schon wieder an meiner Bürotür und ich steh wieder auf, während ich darum bitte einzutreten. Meine Assistentin kommt charmant lächelnd – wie immer – herein und erinnert mich – sehr zu meinem Leidwesen – dass ich noch im Besprechungsraum benötigt werde. Ich stöhne innerlich auf und verdrehe mental meine Augen. Am liebsten würde ich jetzt nach Hause gehen und die fünf Streithähne einfach da sitzen lassen. Ob sie bis morgen früh da sitzen würden? Ich könnte es ja so handhaben, dass die Abteilung den Bonus bekommt, deren Vertreter als letztes geht. Doch dann schüttle ich den Kopf, bitte meine Assistentin um eine Aspirin und ein Glas Wasser, bevor ich mich zurück in die Schlacht werfe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)