Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 142: Einen Schritt zur Selbstgeißelung ---------------------------------------------- Ich sitze in meinem Wohnzimmer auf der Couch und blicke durch die Terrassentür hinaus in den Garten und beobachte, wie die Sonne aufgeht. Seit ich in der Nacht nach Hause gekommen bin, sitz ich hier. Wollte meine Frau nicht wecken. Vielleicht... vielleicht ist das aber auch nur eine Ausrede! Tatsächlich kämpfe ich gegen die Dämonen meiner Vergangenheit an. Hätte ich mich hingelegt, dann wäre ich spätestens drei oder vier Stunden später schweißgebadet aufgeschreckt. Ich kenn das schon. Mein Therapeut hat mich damals darauf vorbereitet, dass sowas trotz erfolgreich abgeschlossener Behandlung vorkommen kann. Schon als ich meinen alten Herr ins Pflegeheim gebracht habe wurde ich Wochen lang von Albträumen gequält. Von dem, was er mit mir gemacht hat. Jahrelang. Von den Erniedrigungen. Von den Beschimpfungen. Den Vergewaltigungen. Seiner Neigung, mich schreien hören zu wollen, wenn er mich quälte. Doch ich fürchte, dass diese Albträume harmlos waren, im Gegensatz zu jenen, die mich dieses Mal erwarten. Denn in diesen Albträumen werde ich nicht allein das Opfer sein. Ich werde Täter sein. Werde mich sehen, wie ich mich in guter Absicht Seto aufdränge und ihn nehme. Wie er weint und schluchzt, weil ich in ihm bin und mich bewegen muss, weil sonst noch alles viel schlimmer werden würde. Daran wird auch nichts ändern, dass ich gestern Abend Seto zu Hilfe geeilt bin! Ich sah, wie Seto aus der Richtung seiner Loge kam und zur Toilette ging. Dann fiel mir auf, wie sich jemand zielstrebig und etwas zu hastig ebenfalls in Richtung der Toilette schob. Erst als derjenige an der Toilettentür stehen blieb und sich noch einmal umschaute, erkannte ich Kogoro. Daraufhin sputete ich mich auch zur Toilette zu kommen, was bei der Masse an Menschen gar nicht so einfach war. Als ich die Toilette endlich erreicht hatte hab ich eigentlich damit gerechnet, dass die Tür von innen zugesperrt sein würde. Doch das war sie nicht. Doch als ich rein kam blieb mir für einen Moment der Atem weg. Ich sah, wie Kogoro seinen Arm in Setos Nacken hatte und ihn gegen die Wand presste, während er sich wohl bereit machte in ihn einzudringen. Zum Glück bin ich noch rechtzeitig gekommen. Bin ich das? Ich glaube, dass Seto das anders sehen würde. Zwar hab ich Kogoro daran gehindert einzudringen, doch er hatte Seto an der Wand festgekeilt, ihm die Hose herunter gelassen und sich selbst entblößt. Er hat ihm trotz allem Gewalt angetan. Frustriert schlag ich in ein Sofakissen. Wieso konnte ich mich nicht schneller durch die Menschenmasse pflügen? Dann hätte ich auch das verhindern können. Kogoros Grinsen verfolgt mich. Dieses süffisante, ekelhafte Grinsen, als er vor mir auf dem Boden lag, sein Schwanz steif aufragte und er zu mir aufblickte. Wie in alten Zeiten, hallt es mir durch den Kopf. Ich weiß, was er damit meint. Er war damals gerne mit uns alleine. Genoss es zu sehen, wie es mich quälte, wenn er Seto verletzte und erniedrigte. Hörte gerne Setos Flehen und Betteln, wenn er mich benutzte und dabei würgte. Das unterscheidet Kogoro von meinem Vater und Gozaburo. Kogoro hatte eine wahre Freude daran, andere mit ihrer eigenen Hilflosigkeit zu quälen. Ihnen zu zeigen, was sie erwarten würde, damit sie dann bettelten und flehten, wenn sie an der Reihe waren. Wie ich diesen Mann hasse. Ihm gegenüber zu stehen hat mich eine Menge Kraft gekostet. Doch ich wusste, dass ich dieses eine Mal Seto wirklich davor bewahren konnte durch die Hölle zu gehen. Zumindest durch die ganze Hölle zu gehen. Dieses eine Mal war ich stark genug. Ließ mich von ihm und seinem Blick nicht einschüchtern, denn er konnte mir nichts mehr tun. Dann stand dieses Monster auf und schloss seine Hose. Dennoch war die Beule gut erkennbar. Er schloss seine Jacke darüber und für einen Moment befürchtete ich, dass er noch einen Versuch unternehmen würde. Was war ich für einen Augenblick erleichtert, als er endlich abzog. Doch dann überkam mich sofort die Sorge um Seto. Erst reagierte er nicht. Erst als wir Augenkontakt herstellte schien er aus seiner Starre zu erwachen. Sofort zog er sich die Hose hoch, stopfte sein Hemd hinein und ging zu mir auf Distanz. Doch das ist in Ordnung. Etwas anderes hab ich gar nicht erwartet. Dennoch, hat es - aus welchen Gründen auch immer - weh getan. Manchmal verstehe ich mich selbst einfach nicht. Warum hab ich ihn alleine weggehen lassen? Noch so ein Fehler von mir. Ich hätte ihn zur Loge begleiten sollen. Mich überzeugen sollen, dass er nicht allein wäre. Doch ich war so perplex, dass er plötzlich so distanziert und ruhig war. Das war einfach so dumm. Dumm. DUMM! Nur gut, dass er bei dem Übergriff sein Handy verloren hat und ich dann doch noch hinter her bin. Ich wusste von Isono wo sie sitzen würden. Doch da war er schon weg. War nach Hause gefahren. Alleine. Hat sich besoffen. Dabei mag er gar keinen Alkohol. Warum hat er sich eine ganze Flasche einverleibt? Vor allem wie? Seto reagiert auf den Geschmack der meisten Alkohole sehr abwehrend. Es muss ihn eine große Überwindung gekostet haben, so viel in sich hinein zu pumpen. Plötzlich sehe ich den entsetzten Blick von Mokuba, als er von mir die ganze Wahrheit erfährt. Die Wahrheit darüber, dass ich nicht 'nur' Opfer war. Das ich seinen Bruder ebenfalls vergewaltigt habe. Ich konnte sehen, wie etwas in dem Kleinen zerbricht. Seine Tränen - jede einzelne, die er daraufhin vergossen hatte - schmerzte mich tief in meiner Seele. Genauso seine Reaktion, als ich ihn trösten wollte. Er schreckte vor mir zurück. Dann flüchtete er sich in Isonos Arm. Ich kann es ihm nicht verdenken. Monster, hallt meine innere Stimme durch meinen Kopf. Früher war sie mein ständiger Begleiter. Um sie zum Schweigen zu bringen hab ich damals mit den Drogen angefangen. Seto hab ich damals erzählt, dass die Drogen es mir erträglicher machen, den Scheiß über mich ergehen zu lassen. Doch in Wahrheit... in Wahrheit wollte ich einfach diese Stimme nicht mehr hören, die mir immer wieder klar machte, was ich diesem Jungen antat. Nachdem ich den Entzug hinter mir hatte und die Therapie gemacht habe verstummte sie immer mehr. Mein Psychologe meinte, dass das ein gutes Zeichen sei. Ein Zeichen, dass die Therapie anschlug. Ich aufhörte mich selbst zu zerfleischen und zu geißeln. Aber... vielleicht war das falsch...? Trotz allem, was ich Seto angetan habe, hab ich einen Weg gefunden mit mir zurecht zu kommen. Hab mir ein Ziel gesucht. Mich verliebt. Geheiratet. Ein Kind bekommen. Bin glücklich. Mit welchem Recht? Seto leidet. Leidet unter der Vergangenheit, deren Teil ich bin. Ich bin sogar ein Teil seines Leidens. Plötzlich spüre ich eine warme Hand an meiner Wange. Als ich in das Hier und Jetzt zurück kehre sitzt Megumi neben mir und lächelt mich sanft an. Sagt mir, dass ich meiner inneren Stimme keinen Glauben schenken darf. Oh... ich liebe meine Frau. Sie weiß immer was in mir vorgeht. Erst jetzt registriere ich, dass ich geweint haben muss. Mein Gesicht ist feucht. Ich lass mich langsam nach vorne fallen, so dass mein Kopf auf ihrer Schulter zur Ruhe kommt. Dann erzähle ich ihr vom Abend, von der Suche nach Seto und wie wir ihn fanden. Erzähle ihr von seiner Andeutung und dass ich Mokuba alles erzählt habe. Als ich zu seiner Reaktion komme bricht meine Stimme zusammen und ich kann nur noch weinen. Ich bin ein Monster, so wie es mein Vater vor mir war. Dafür gibt es keine Ausrede. Keine Beschönigung. Keine Entschuldigung. Keine Vergebung. Hosted by Animexx e.V. 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