Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 121: Einen Schritt auf die Matte ---------------------------------------- Ich stehe vor dieser Villa. Die Villa kenn ich gut. Hab viel Zeit hier verbracht. Zeit, die ich gerne vergessen wollen würde. Doch die Geschehnisse aus diesem Haus haben sich in meine Erinnerung eingebrannt. Sie werde mich ein Leben lang begleiten. Mal mehr und mal weniger. Und obwohl das alles für mich schon so lange zurück liegt, stehe ich hier und zögere das Haus zu betreten. Schon beim Abendessen letzte Woche hab ich diesen Widerstand verspürt, die Stufen zur Tür hinauf zu gehen und das Haus zu betreten. Ich habe ihn dann beiseite geschoben und bin trotzdem rein. Wollte den Ölzweig, den mir Seto reichte, nicht ablehnen und riskieren, dass er es falsch verstehen könnte. Jetzt... wo er einen Schritt auf mich zugemacht hat. Doch ich spüre den gleichen Widerstand erneut in mir. Und so steh ich seit geschlagenen zehn Minuten hier, mit meiner Trainingstasche über der Schulter und starre die Front dieses Hauses an. Ich weiß, dass mein Peiniger, der mich hier immer erwartet hat, schon Jahre tot ist. Aber mein Inneres erbebt trotzdem vor Angst. Also besinn ich mich auf meine Atemübungen und die Lektionen meines Meisters, der stets an mich geglaubt und mir vertraut hat. Mir sogar seine Tochter anvertraut hat, als ich ihn um ihre Hand gebeten hatte. Erst bei dem Gedanken an meine Frau merke ich, wie ich einen Schritt vorwage. Dann noch einen. Schließlich erreiche ich die Tür und betätige die Klingel. Statt von einem Dienstmädchen wird mir die Tür von Mokuba geöffnet, der mich begeistert anstrahlt. Ich lächle zurück. Er lässt mich eintreten, da kommen auch schon Seto und Jonouchi aus der oberen Etage. Sie grüßen mich freundlich, aber sachlich. Dann legt Seto seinen Arm um Mokubas Schulter. Jonouchi erkundigt sich, ob ich gut her gekommen bin und betreibt ein wenig Smalltalk, während er mich durch das Wohnzimmer und den Wintergarten - an den ich mich gar nicht erinnern kann - zu einer Tür führt, die ich noch nie gesehen habe. Zugegeben, in diesem Teil des Hauses war ich eher selten. Man hat mich früher immer direkt nach oben gebracht und... nein! Lass es... fang jetzt nicht an in Erinnerungen zu versinken. Du bist hier, weil du diesen drei den Kampfsport näher bringen sollst. Ich werfe einen Blick über meine Schulter. Seto folgt mir und seinem Freund, während er immer noch einen Arm, um seinen kleinen Bruder gelegt hat. Er will ihn beschützen. Ob bewusst oder unbewusst vermag ich nicht zu sagen. Aber ich kann es ihm auch nicht verdenken. Ich frag mich ohnehin, warum er seinem Bruder überhaupt nachgegeben hat. Hatte eigentlich erwartet, dass er mich spätestens Montag anruft und das Training absagt oder nach jemand anderen für die Übungen fragt. Doch das hat Seto nicht gemacht. Ist das ein weiterer Ölzweig oder... hätte er Mokuba die GANZE Wahrheit sagen müssen und wollte das vermeiden? Bin ich einfach nur das kleinere Übel für ihn? Allein der Gedanke schmerzt mich und doch, kann ich nicht böse darüber sein. Wahrscheinlich würde ich ganz ähnlich handeln, wenn ich einen kleinen Bruder hätte. Als die Tür aufgeht bin ich erstaunt. Dahinter kommt ein Raum zum Vorschein, der etwa ein Drittel so groß ist wie unser Dōjō ist und vollständig und gut ausgestattet worden ist. Scheinbar ist das mit dem Training wirklich ernst gemeint. Daher frag ich kurz wo ich mich umziehen kann und werde auf einen angrenzenden Raum verwiesen, der ein voll ausgestattetes Badezimmer inklusive Dusche darstellt. Nachdem ich mich umgezogen habe und ich zurück in die Trainingshalle gehe fällt mir erst auf, dass alle drei passende Keikogi, Trainingsanzüge tragen, wie man sie beim Jiu Jitsu für gewöhnlich an hat. Normalerweise statten wir unsere Schüler damit als Leihgabe aus. Doch okay... Also beginnen wir mit ein paar Aufwärmübungen, um Muskel und Bänder zu lockern und zu dehnen. Ich mach die Übungen vor, sie machen sie nach. Alles wie immer. Dieser Unterricht unterscheidet sich in nichts von dem Unterricht, den ich normal im Dōjō gebe, warum mir deswegen so mulmig ist will mir nicht klar werden. Normalerweise würden ältere und erfahrenere Schüler jetzt Übungen vor machen und die Neueinsteiger würden versuchen sie nachzumachen. Dabei würde ich sie in Haltung und Ausführung korrigieren. Aber hier gibt es keine erfahreneren Schüler. Aber eine Spiegelwand. Also mache ich einige Bewegungen vor und beobachte im Spiegel die Bewegungen der drei. Mir fällt dabei durchaus auf, dass Seto seinen Bruder möglichst weit von mir positioniert hat. Nachdem sie die Grundbewegung begriffen haben konzentriere ich mich auf die Korrektur und möchte bei Mokuba die Haltung durch eine Hand in seinem Rücken zu Recht rücken. Doch ich spüre die Argusaugen in meinem Rücken und vermeide den direkten Körperkontakt. Beschreibe ihm, wie er seine Haltung verbessern soll. Bei Jonouchi ist es lediglich notwendig ihm die Bewegung noch einmal langsam zu zeigen, dann hat auch er die erste Bewegung drauf. Als ich zu Seto komme... bin ich überfordert. Er ist total angespannt und vor allem verspannt. Die Bewegung kriegt er so nicht hin. Als ich einen Schritt auf ihn zu komme unterbricht er seine Übung und weicht nach hinten aus. Er kaschiert seine Flucht damit, dass er am Rand der Matte eine Flasche vom Boden hebt und einen Schluck nimmt. Ich folge ihm und frage so leise, dass nur er mich hört, ob meine Anwesenheit ein Problem für ihn ist. Er verneint. Lügner, schreit alles in mir. Dann fragt er mich nach Verbesserungsvorschlägen für seine Haltung und Ausführungen. Einen langen Moment schau ich ihn an. Er blickt zu mir zurück. Ich kann ihm ansehen, wie unwohl er sich in diesem Augenblick in meiner Gegenwart fühlt. Dennoch versucht er auf sachlicher Ebene mit mir zu agieren. Das letzte was ich will ist ihn überfordern. Aber ich antworte ihm wahrheitsgemäß auf seine Frage. Sag ihm, dass er lockerer werden muss, weil er sonst diese Bewegung niemals richtig hinbekommen wird. Er nickt. Dann gehen wir zurück zu Mokuba und Jonouchi, die uns über den Spiegel hinweg beobachtet haben. Seto nimmt wieder Aufstellung und versucht tatsächlich sich mehr zu lockern. Doch es will ihm nicht gelingen. Zum Abschluss möchte ich ihnen zeigen, wie diese Bewegung aussieht, wenn man sie mit einem Partner ausführt. Da ich davon ausgehe, dass Seto mit Jonouchi üben wird wende ich mich Mokuba zu, doch Seto ist sofort zur Stelle und fragt seinen kleinen Bruder, ob er mit ihm üben würde. Mokuba scheint ebenso überrascht zu sein wie ich, doch ich lasse mir nichts anmerken und wende mich dem Blonden zu. Der lächelt mich an. Ich zeige mit ihm den Brüdern, wie die Bewegung in einer Partnerübung aussieht. Erst langsam. Dann normal schnell. Gerade, als wir zum Ende kommen kommt jemand in den Raum. Ich erkenne ihn sofort: Isono. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)