Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 63: Einen Schritt, um sich zu outen ------------------------------------------- Als ich an meinen Platz komme lass ich den Süßkram mittig auf den Tisch fallen, so dass sich jeder nach Lust und Laune bedienen kann. Das Gespräch mit Honda schwirrt mir im Kopf herum, während ich gedankenverloren in meiner Bentō rumstochere und nicht wirklich etwas esse. Er hat schon recht. Noch vor den Winterferien wäre es mir egal gewesen, wer was über mich dachte oder wusste. Es wäre mir am Arsch vorbei gegangenen. Doch ich bin nicht mehr der Selbe, wie noch vor ein paar Wochen. Ich habe mein Selbstbewusstsein zwischen damals und heute irgendwo verloren. Mein Biss ist auf der Strecke geblieben! Zwar habe ich es gehasst, immer für mich alleine zu bleiben und nie jemand an mich heranzulassen, aber meine Stärke, meine Selbstsicherheit und auch mein Biss... das sind Eigenschaften, die ich heute an mir vermisse. Dieser Verlust gibt mir das Gefühl, mich selbst verloren zu haben. Die Pause neigt sich langsam dem Ende zu und die ersten Mitschüler kommen wieder in den Klassenraum. Wieder ernte ich diese verwirrten und verwunderten Blicke, wie jeden Tag seit wir wieder Schule haben. Diese Blicke sind mir enorm unangenehm. Ich kann sie einfach nicht mehr ausblenden, so wie ich es früher ständig getan habe, als mir alles scheißegal war. Honda und Otogi schieben die beiden Tische wieder auf ihren Platz, gehen dann zu ihren Plätzen und scheinen ein wichtiges Gespräch zu führen. Über was... kann ich nicht hören! Sollte mich das Interessieren. Ich hab das merkwürdige Gefühl, dass es um mich geht! Die Klasse füllt sich immer mehr und von Otogi höre ich plötzlich ein lautes 'Blödsinn'. Dann seh ich im Augenwinkel, wie der Würfelfreak sich das Handgelenk seines Freundes schnappt und durch die Reihen der Tische nach vorne zum unbesetzten Lehrerpult zieht. Dort legt er einen Arm um dessen Hüfte, den anderen um seine Schulter, beugt sich vor und Honda nach hinten, während er ihn leidenschaftlich und lang küsst. Ein erstauntes Raunen geht durch die Mitschüler. Ich verbiete mir jegliche Regung, aber innerlich bin ich mehr als überrascht und vielleicht sogar ein wenig neidisch! Nachdem der Kuss geendet hat richtet Otogi Honda wieder auf und blickt in die versammelte Runde, während er in einem scharfen Tonfall fragt, ob jemand ein Problem hätte. Immer noch total baff fangen die ersten an ihre Köpfe zu schütteln und zu bekunden, dass sie kein Problem mit Otogi, Honda oder ihrer geraden geouteten Beziehung haben. Otogi stemmt eine Hand in seine Seite und setzt direkt eine weitere Frage nach, nämlich was dann ihr Problem mit der Tatsache wäre, dass er und seine Freunde neuerdings mit mir zu Mittag essen. Ich brauche meine gesamte Selbstkontrolle um die aufsteigende Schamesröte zu unterbinden. Denn mit seiner Frage hat Otogi gerade die gesamte Aufmerksamkeit der Klasse auf mich gelenkt. Ich versuche unbeteiligt zu wirken. Als würde mir das alles gerade am Arsch vorbei gehen. Auch wenn das nicht der Fall ist. Aber das müssen die anderen Mitschüler ja nicht merken. Ein Schüler aus der ersten Reihe steht auf und meint nur, dass sie sich alle fragen würden, was ich dem Kindergarten dafür bezahle, dass sie mit mir zu Mittag essen und ob nicht auch andere davon profitieren könnten. Ein Kichern geht durch die Klasse, als plötzlich Katsuya hinter mir aufspringt und den anderen ankeift, dass wenn er keine Ahnung hätte einfach die Luft anhalten sollte. Aus einer hinteren Ecke steht die Klassensprecherin auf und fragt ganz erstaunt, warum ausgerechnet der Blonde sich für mich einsetzt. Wo ich ihn doch immer so von oben herab behandle und ich sogar den Dreck unter meinen Schuhen mehr schätzen würde, als ihn. Er will schon was zurückkeifen, als ich nach seinem Arm greife und seine Aufmerksamkeit auf mich richte. Fragend blickt er mich an. Ich schüttle nur seicht den Kopf. Ein anderer Mitschüler ruft spottend herein, dass es wohl doch der Wahrheit entspräche, was man sich erzähle: Katsuya sei nur ein daher gelaufener Köter und ich sein Herrchen. Wie hoch ich ihm diese Unterwürfigkeit vergüten würde. Da steht plötzlich Yugi auf und geht zu Otogi und Honda vor. Er fragt, was das soll! Keiner von ihnen würde mich kennen und daher auch keinem zustehen, ein Urteil über mich zu fällen. Auch wenn es früher nicht so ausgesehen habe, wären wir - ich und der Kindergarten - schon immer befreundet gewesen und hätten uns gegenseitig geholfen und unterstützt. Die anderen Schüler blicken sich fragend an. Ich blicke zu Yugi und kann nicht glauben, dass er gerade eine Lanze für mich gebrochen hat... genau wie die anderen. Ist es das, was eine Freundschaft ausmacht? Irgendwer wirft den Zweifel ein, dass man nicht wirklich mit einem emotionslosen Eisblock, wie mir, befreundet sein könnte. Dieses Mal steht Bakura auf und meinte nur, dass das eben der Unterschied zwischen ihnen und dem Rest der Klasse ist: Sie würden sich nicht von dem ersten Auftreten abschrecken lassen und sich die Mühe machen, jemanden erst einmal kennen zu lernen, bevor sie jemanden abstempelten und nicht jedes oberflächliche Gerücht über jemand glauben! Der Schüler aus der ersten Bankreihe wirft ein ungläubiges 'Das ist Kaiba Seto, verdammt' ein, als wäre das Argument genug, um Bakura's Aussage zu entkräften. Jetzt reicht es! Ich stehe auf und blickte in die Augen der versammelten Klasse, als ich genau das bestätige: Ich bin Kaiba Seto und mir ist es scheiß egal, was diese Vollpfeifen meinen oder denken. Es geht sie absolut nichts an, mit wem ich befreundet bin und wen ich liebe! Mit dem letzten Satz zieh ich Katsuya an mich und küsse ihn mit ähnlicher Leidenschaft, wie es Otogi zuvor mit Honda demonstriert hatte. Der Kuss ist traumhaft und unglaublich intensiv. Er prickelt regelrecht. Nach einer schieren Ewigkeit löse ich mich langsam von Katsuya, der mich überglücklich und stolz anlächelt. In seinen Augen erkenne ich ein Funkeln und ein Verlangen nach mehr. Als wir uns unseren Klassenkameraden wieder zuwenden sehen wir, wie unsere Freunde zufrieden grinsen, während alle anderen in einer Schockstarre mit offenen Mündern zu uns starren. In dem Moment kommt der Lehrer herein, grüßt die Klasse, die aber immer noch nur Katsuya und mich anstarren und zu keiner anderen Regung fähig ist. Der Lehrer bleibt kurz stehen, mustert die Klassengemeinschaft und wiederholt seinen Gruß etwas lauter und schärfer. Erst jetzt scheinen alle wieder aus ihrer Starre mehr oder weniger zu erwachen, während meine Freunde zu ihren Plätzen gehen und sich hinsetzen. Als wir uns alle wieder hingesetzt haben und der Lehrer mit dem Unterricht anfängt spüre ich die Röte in meinem Gesicht und die Panik in mir aufsteigen. Was hab ich da eben getan? Ich... habe mich... uns geoutet! Vor der gesamten Klasse und jedem, der gerade am Klassenzimmer vorbei gegangen ist. Wie... wie konnte ich nur so unüberlegt handeln und Katsuya so bloß stellen? Da spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich dreh meinen Kopf etwas, so dass ich über die Schulter nach hinten schauen kann und sehe Katsuya mich beruhigend und bestärkend anlächeln. Selbst hier in der Schule, wenn ich mit dem Rücken zu ihm sitze, kann er mich lesen, als sei ich ein offenes Buch. Doch seine Hand gibt mir die Ruhe und die Kraft den restlichen Schultag durchzustehen. Und ich genieße seine Hand auf meiner Schulter! Als die Panik endlich abflaut stell ich fest, dass ich mich leicht fühle. So als sei etwas Schweres von meinen Schultern genommen worden. Aber ich spüre auch, wie einige aus der Klasse zu uns rüber schauen. Doch das ist mir egal! Sollen sie doch solange schauen, bis ihnen die Augen aus den Köpfen fallen. Ich bin schließlich Kaiba Seto und ich habe mich gerade geoutet! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)