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~Eternal Night~

von

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Kapitel 1

 

 

Der silberhaarige junge Mann schreckte aus dem Schlaf auf. Schweißperlen rannten über die makellose, weiße Haut und seine eisblauen Augen zuckten nervös.

Er hatte einen Albtraum gehabt. Allein bei der Erinnerung daran krallten sich seine feingliedrigen Hände in den kalten, feuchten Dreck des Kerkerbodens.

 

Ein junger Krieger hatte es durch all die Fallen und Monster zu ihm geschafft. Sein blondes, kurzes Haar umspielte leicht gelockt sein entschlossenes Gesicht. Klare, blaue Augen hatten ihn angestarrt, wie die eines Wolfes.

Sein weißes Rittergewand war mit feurig rotem Leder verziert gewesen, in seiner Hand hielt er jedoch kein Schwert. Es war eine Peitsche. Der Anblick des gewobenen Leders hatte Joachim einen Schauer über den Rücken gejagt.

Doch anstatt anzugreifen, versuchte der junge Krieger mit ihm zu reden. Fragte, ob er ein Gefangener war. Sagte, dass sein Name Leon sei. Spürte, dass sein Gegenüber ein Vampir war...

 

Doch die Frage, warum ein Vampir hier unten eingesperrt sei, lies in Joachim das Blut hochkochen. Er schrie den jungen Mann an, verfluchte Walter und dessen Ebenholzstein! Nur durch ihn war er so mächtig! Er würde diesen Jüngling niederstrecken. Er würde ihn aussaugen und endlich mächtig genug sein um von hier zu entkommen. Die Fragen, die der Blonde ihm noch stellte, drangen gar nicht mehr zu ihm durch. Der Blutdurst und das scheinbar greifbare Ende seiner Gefangenschaft rissen ihn aus seiner Melancholie. Er riss seine Schwerter aus dem Boden und stürzte sich auf den jungen Krieger. Und er unterlag ihm.

 

Das Rauschen des Wassers war das einzige Geräusch, dass sich in den Tiefen der dunklen Kanäle seinen Weg bahnte. 'Palast des dunklen Wassers' voller Sarkasmus verzog Joachim sein feingliedriges Gesicht. Walter verstand es wirklich, ihn zu verspotten. Eingesperrt in den tiefsten Kerkerzellen des Kanallabyrinths, das unter dem Schloss der ewigen Nacht lag. In seinem mehr als geschwächten Zustand wäre allein die Berührung mit Wasser für ihn mehr als unangenehm. Geradezu tödlich.

 

Und dann… spürte er immer wieder die befremdliche Macht des grünen Orbs, das Walter in ihm versiegelt hatte. Einer der Schlüssel in dessen Heiligtum.

Oh, wie gerne würde er den Herrn des Schlosses niederstrecken und genüsslich ihm die blasse Vampirhaut von seinem Körper ziehen.

 

Er würde leiden, dafür dass er ihn betrogen hatte. Benutzt hatte. Gedemütigt hatte. Weggeworfen hatte. Vergessen hatte.

 

Der junge Vampir saß auf dem klammen Kerkerboden, als sein Körper zu zittern begann. Doch es war nicht die Kälte, sondern er begann zu lachen. Erst leise, doch dann hallte ein schrilles, manisches Lachen in der Zelle – das jedoch bald schon wieder verstummte. Fransig hing Joachim sein silbernes Haar ins Gesicht als er sich an der steinigen Wand zu Boden rutschen lies.

 

Es war viele Jahre her, dass zuletzt ein unglücklicher Abenteurer seinen Weg bis zu ihm fand. Ihn zu töten versuchgte, da er das Orb aus seinem Innersten wollte. Und er hatte ihnen jeden Tropfen des kostbaren Blutes aus dem Körper gesaugt. Sie waren zu schwach – diese armen Seelen wären ohnehin keine Gefahr für Walter gewesen. Dafür war der Herr des Schlosses der ewigen Nacht viel zu mächtig.

 

Er hatte keine Hoffnung mehr. Selbst wenn er es schaffen würde seine Gefängnistür zu öffnen – er war zu hungrig, zu geschwächt und das Wasser würde seine Flucht von diesem widerlichen Ort verhindern. Zudem wären zu viele Kreaturen, zu viele von Walters Dienern zwischen ihm und der Oberfläche. Ein paar der Monster könnte er vielleicht noch niederstrecken. Aber nicht alle.

 

Gedankenverloren blickte Joachim umher. Auch wenn es nur einen einzigen, schwachen Lichtstrahl gab, der in seine Zelle reichte konnte er perfekt sehen. Seine fünf Schwerter steckten nach wie vor fest im Boden. Hier und da lagen halb verrottete Knochen seiner Opfer verstreut. Und schließlich lag sein Blick auf der Kerkertür, die sich quietschend öffnete.

 

Es dauerte einen Moment bis Joachim realisierte was geschah – und schon eine junge Männerstimme die Stille zerriss. Wie in seinem Traum. Doch es musste nicht so enden. Er wollte… nicht sterben. Nicht hier, nicht jetzt und vor allem nicht so. Aber er hatte auf einmal eine Idee.

 

„Ist jemand hier? Seid ihr… ein Gefangener?“

Eine ruhige, junge Männerstimme durchdrang die Stille, während sich Joachim geräuschlos erhob.

Kapitel 2

 

 

Leon konnte fast nichts sehen. Dieser Kerkerraum, welcher am Ende des Verlieses lag, war noch dunkler als die monsterverseuchten, überfluteten Gänge. Auf einmal bemerkte er einen Schatten und der Form zu urteilen gehörte er einen junge Mann in etwa seinem Alter. Er schritt langsam auf Leon zu, als könnte er eindeutig besser in der Dunkelheit sehen als er selbst.

Eine sanfte Stimme meldete sich.

 

„Ja, ich bin… ich war hier gefangen. Mein Name ist Joachim Armster – wie ist der eure edler Herr?“

Der junge Mann stand nun in dem trüben Licht das irgendwo aus der Decke kam.

Er hatte schulterlanges, silbergraues Haar, schneeweiße Haut. Ein schwarzer Harnisch mit silbernen Beschlägen bedeckte seine schmale Brust, während ein kunstvoll bestickter, dunkel-lilaner Mantel sein Erscheinungsbild vervollständigte.

Eisblaue Augen starrten ihn aus dem Dämmerlicht heraus an und noch konnte Leon ihre Absichten nicht deuten, auch spürte er ein leicht beklemmendes Gefühl in seiner Brust.

 

Leons Blick streifte ab, während er den Kerkerraum kritisch überblickte. Verteilt im Boden steckten fünf übergroße Schwerter, hier und da lagen längst vermoderte menschliche Überreste verstreut. 'Waren sie auch Gefangene gewesen oder…'

 

*

 

„Leon. Leon Belmont.“

Der Silberhaarige horchte auf, hob seinen Kopf interessiert. „Dann habt Dank Belmont-“ „Leon reicht.“ auf die Unterbrechung räusperte sich Joachim und begann erneut. Er wusste, dass er extrem verdächtig wirken musste. Doch er musste versuchen dass dieser Leon ihm zumindest hier heraus half. Was danach kam konnte er sich später überlegen, doch er durfte sich nicht auf einen Kampf einlassen. Zumindest nicht hier und nicht jetzt.

 

„Ich danke euch Leon. Ich hatte schon längst die Hoffnung aufgegeben, diesen Ort jemals verlassen zu können.“ seufzend sprach Joachim weiter „Walter warf mich in diesen Kerker – er fand es wohl amüsant mich hier zu verspotten und zu demütigen, nachdem er mir meine Liebste genommen hatte. Und ich zu schwach war sie zu retten.“

 

Leons Blick entspannte sich. Das war es also. Walter hatte sein übliches Spiel gespielt. Die Geliebte eines jungen Lords gefangen genommen, und ihn hierher eingeladen. Zu seiner eigenen, perversen Unterhaltung. Joachims eigene Geschichte war komplett gelogen, doch sie schien ihren Zweck erfüllt zu haben.

 

„Ich bedauere euren Verlust. Ich kann es euch nachfühlen – aber ich hoffe dass ich meine Verlobte noch rechtzeitig retten kann… bevor er sie tötet. Oder ihr etwas Schlimmeres antut.“ der Blick des Kriegers wirkte verbittert über seine Unfähigkeit seine Verlobte zu beschützen. Irgendwie bemitleidenswert.

 

„Ich wünsche mir ebenfalls, dass Walter seine gerechte Strafe für seine Taten erhält. Deshalb… kann ich euch anbieten, dass ich euch mit aller Kraft unterstützen werde, Leon Belmont.“ Der Angesprochene horchte überrascht auf. “Zusammen hätten wir bessere Chancen als jeder für sich. Ich… will diesen widerlichen Vampir endlich sehen wie er sein untotes Leben aushaucht!“ Joachim selbst war überrascht wie viel Kraft er in seine Stimme legte. Wie sehr er versuchte Leon überzeugte ihn von hier fort zu bringen – doch auch der tiefe Groll den er gegenüber den Schlossherren hegte, trieb ihn an.

 

Der Blonde schien kurz in Gedanken, doch dann wandte er sich wieder an seinen Gegenüber „In Ordnung – ich nehme euer Angebot dankend an, Joachim. Etwas Unterstützung könnte wirklich nicht schaden.“

 

Leon trat einige Schritte näher an Joachim und streckte ihm die Hand entgegen. Gerade als der junge Vampir dessen Hand berührte, durchfuhr ihn aus seiner Brust ein lähmender Schmerz, der ihn zusammenbrechen lies. Der Krieger fing ihn auf. Die Macht des grünen Orbs lähmte seine Gedanken und spannte seine Sinne bis zum Äußersten an. Er konnte das Blut hören, wie es durch Leons Adern pulsierte. Die Wärme die es ausstrahlte. Er konnte es schon riechen und schmecken, wie er es aus diesem jungen Körper saugen würde. Er würde-

 

„Was ist mit euch? Joachim?!“ Leons feste Stimme lies ihn wieder zu Sinnen kommen. Es wäre jetzt vernichtend gewesen, wenn er seiner Gier nach Blut nun nachgegeben hätte. Alles wäre umsonst gewesen. Erst jetzt bemerkte er, dass der blonde Mann ihn fest an den den Schultern hielt und sich scheinbar sorgte.

 

„Es… es geht schon wieder. Ich… habe nur schon eine Ewigkeit nichts mehr gegessen.“

 

Ein Lächeln jagte die Besorgnis aus dem Gesicht des jungen Belmont.

„Dann sollten wir diesen Ort endlich verlassen und etwas dagegen unternehmen.“

 

*

 

Es beruhigte Leon, dass Joachim anscheinend nur einen kurzen Schwächeanfall erlitten hatte. Er war erschrocken als er merkte wie leicht und vor allem wie kalt der Silberhaarige war – aber wer weis, wie lange er schon in diesem kalten Verlies festsaß – Walter war wirklich eine verabscheuungswürdige Kreatur. Nachdem der junge Mann eines der Schwerter aus dem Boden gezogen hatte, stand er entschlossen vor Leon. „Ja... lasst uns gehen.“

 

Normalerweise erschien an den tiefsten Ebenen der Verliese immer ein Teleportationsportal welches Leon zur kleinen Halle zurückbrachte, doch diesmal war es hier nicht der Fall. Wohl oder übel würden die beiden Männer den ganzen Weg zurück laufen müssen.

Leon schritt voraus aus der Kerkertür, blickte zurück um zu sehen ob Joachim ihm folgte.

Dass auf einmal die restlichen Schwerter die verteilt in den Boden gebohrt gesteckt hatten verschwunden waren, schob Leon auf den bei ihm selbst eingetretenen Hunger, die Dunkelheit und die stickige Luft die hier unten herrschte.

Er wollte gerade zum Sprung über einen der Kanäle ansetzen als ihn eine Hand am Mantel festhielt.

 

Es war Joachim. Er blickte zu Boden und wirkte… verstört.

„Könntet ihr mir ...helfen? … Ich… habe Angst vor Wasser…“

 

Kapitel 3

 

 

Die beiden Männer saßen am Feuer an dem zwei Hasen, die Leon gejagt hatte brieten. Die Haut war schon knusprig und bald würden sie essen können. Leon drehte die Tiere am Feuer nochmals, während Joachim in die zuckenden Flammen starrte.

 

Ihr Rückweg aus den Kanälen war mehr als peinlich für ihn gewesen. Die Berührung mit Wasser bereitete ihm in seinem geschwächten Zustand große Schmerzen – doch Leon schien keinen Verdacht zu schöpfen und hatte ihn an manchen Stellen Huckepack getragen. Der Körper des jungen Mannes war so angenehm warm gewesen, dass Joachim sich bei den Gedanken erwischte, dass es einfach so weitergehen könnte. Leon war überraschend optimistisch und nahm Joachims 'Schwäche' mit Humor. Joachim versicherte dem Belmont jedoch, dass er ihm bei seiner Aufgabe helfen würde – insofern kein Wasser im Spiel war.

 

Sie rasteten am Waldrand unweit der Zugbrücke des Schlosses. Joachim war ermüdet von der Art wie ein Mensch zu laufen – normalerweise pflegte er es, durch Magie über den Boden zu schweben – doch er konnte sich nicht leisten, enttarnt zu werden. Nicht bevor er wieder zu neuer Kraft gefunden hatte. Leon hatte ihm angeboten, ihn zu Rinaldos Hütte am Fuße des Pfades zu bringen damit er sich auskurieren konnte – doch Joachim hatte höflich abgelehnt. Er konnte ja schlecht sagen dass er sich der Hütte nicht nähern konnte ohne vorher von dem magischen Bannkreis flambiert zu werden. Würde er der Hütte zu nahe kommen, hätte sein Körper große Ähnlichkeit mit den Tieren die gerade am Feuer geröstet wurden. So hatte er Leon zugesichert dass es ausreichend war, hier eine Nacht zu ruhen.

 

Leon hatte nicht weiter nachgefragt warum er ihn gebeten hatte, ihn nicht zu erwähnen falls er Rinaldo aufsuchen sollte. Zwar schien der blonde Jüngling zuerst irritiert, da er dem alten Alchemisten vertraute, doch er versprach Joachim seiner Bitte nachzugehen. Der Vampir hatte behauptet, dass er und der Alte nicht gut aufeinander zu sprechen wären. Eigentlich stimmte es ja sogar, es war nur noch sehr freundlich ausgedrückt. Sie verabscheuten einander.

 

„Jeder hat Dinge, über die er nicht reden will. Einen Teil der Vergangenheit, den man lieber für sich behalten will.“ waren Leons Worte. Etwas an dem jungen Mann faszinierte Joachim. Er war für sein junges Alter ausgesprochen talentiert im Kampf. Und sein starker Wille wurde fast nur noch von seiner Freundlichkeit und seinem Mitgefühl übertroffen.

Er hoffte nur, dass seine Unwissenheit so lange anhalten würde, bis Joachim seine Rache an Walter vollendet hatte – oder zumindest stark genug war ihm selbst entgegen zu treten.

 

Der Vampir wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Leon ihm freundlicherweise einen gebratenen Hasenschenkel unter die Nase hielt.

„Hier, ihr solltet essen damit ihr wieder zu Kräften kommt.“ Der Blick seiner blauen Augen lies nicht von Joachim ab.

Der Geruch des gebratenen Fleisches lies in Joachim die Übelkeit hochsteigen. Er aß nicht. Zumindest keine menschliche Nahrung.

„Ich… danke euch Leon...“ auch wenn sich sein Körper sträubte – er strich sein schulterlanges Haar zurück damit es ihm nicht im Weg war – und biss vorsichtig in das gebratene Hasenfleisch.

 

Hoffend das Leon vielleicht nicht hinsehen würde und er es wieder ausspucken konnte blickte er in die Richtung des blonden Ritters. Doch dieser beobachtete ihn noch immer.

So blieb Joachim nichts anderes übrig, als das Fleisch hinunter zu schlucken.

Leon wand sich nun schließlich zufrieden seinem eigenen Mahl zu und knabberte genüsslich an dem Gebratenen.

 

„So naiv...“ erst als Leon ihn erstaunt ansah merkte Joachim dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte.

„Wer? Ich?“ hakte Leon nach. Joachim war sich nicht sicher wie er sich nun aus dieser Situation winden konnte ohne das der Andere Verdacht schöpfen würde.

„Nun… nun ja… was wenn ich in Wirklichkeit ein Monster bin, dass nur darauf wartet euch zu fressen?“

Der Blondschopf schien kurz zu überlegen.

„Dann hättet ihr bereits genug Chancen vertan um dies zu tun. Ich… ich vertraue euch. Vielleicht bin ich wirklich zu naiv.“ lachend versuchte er das Beste aus seiner momentanen Situation zu machen.

 

Diese Antwort überraschte den jungen Vampir. Leon Belmont war wirklich etwas Besonderes. Anders als die seines Standes sah er nicht auf andere herab.

Er war voller Ehrlichkeit und Vertrauen. Selbst einem Fremden gegenüber wie er es einer war.

 

Er war einfach so anders als er selbst.

Selbst in diesem Moment tat Joachim nichts anderes als diesen gutgläubigen Menschen zu hintergehen. Ihn für seine eigenen Zwecke auszunutzen.

So wie er von Walter ausgenutzt worden war.
 

Bei dem Gedanken an den Burgherren kochte die Wut in ihm hoch. Sein alter Meister hatte ihn nur benutzt, auf mehr als nur eine Art.

Joachim erschauderte bei dem Gedanken an die unzähligen Nächte die er in Walters Gemächern verbracht hatte. Wie Walter seinen Körper für seine Triebe missbraucht hatte. Als er selbst noch naiv genug war zu glauben, dass er dem Vampirlord etwas bedeutet hätte. Und als er seiner überdrüssig geworden war, hatte er ihn weggeworfen. Als einen seiner Kämpfer in ein Verlies gesperrt – das magische grüne Orb, einen der Schlüssel zu Walters Domäne in ihm versiegelt.

So würde jeder der versuchte Walter entgegentreten, versuchen ihn zu vernichten.

 

Doch Leon war anders. Er hatte versucht mit ihm zu reden. Ganz anders als die Krieger vor ihm. Und… Joachim hatte darin eine Chance gesehen. Wer konnte schon sagen ob seine Entscheidung richtig oder falsch gewesen war?

Die einzige falsche Entscheidung die ihm momentan bewusst war, war dieses widerliche Fleisch hinuntergewürgt zu haben.

 

Ein bisschen Mitleid hatte er ja schon mit dem jungen Recken. Auch dafür, dass er ihn so unwissend ausnutzte.

Irgendwie… hoffte er ja dass Leon es schaffen würde. Joachim war überrascht von sich selbst. Mitgefühl. Dieses widerliche, schwache Gefühl das er glaubte vor Jahrhunderten verloren zu haben. Doch es war so unglaublich faszinierend Leon zu beobachten. Zu beobachten was er tat und wie er reagierte. Er konnte ihn nie wirklich einschätzen.

 

Aber vielleicht machte dies den Unterschied zwischen den Lebenden und den Untoten aus. Untote veränderten sich nicht mehr. Sein Herz war vor so langer Zeit gestorben, dass er so viele dieser überflüssigen Gefühle einfach vergessen hatte.

 

Doch auf einmal fühlte Joachim wie sein Körper sich verkrampfte. Sein Magen schmerzte und ihm wurde ganz flau 'Hoffentlich… muss ich mich nicht übergeben… das fehlt mir noch…' doch viel Hoffnung hatte der silberhaarige Vampir nicht, als sich der Speichel in seinem Mund sammelte.

 

„Autsch!“ Joachim schrak hoch als Leon leicht zusammenzuckte. Er drückte seinen Finger an seine Lippen und fluchte leise vor sich hin. Er hatte sich wohl an etwas geschnitten.

Ein kleiner Tropfen roten Blutes zeigte sich auf dem zarten Finger.

„Manchmal bin ich wirklich so ungeschickt...“ lachte Leon ihm entgegen. Doch dann schien er voller Sorge. „Geht.. es euch gut? Ihr seht furchtbar aus...“

 

Wenn er so aussah wie er sich fühlte war 'furchtbar' nicht der richtige Ausdruck. Joachim konnte spüren wie der kalte Schweiß seine Stirn hinunter lief. Der Anblick des Blutes hatte den Vampir in ihm geweckt. Er musste all seine Beherrschung aufbringen um sich nicht auf den Jüngling vor sich zu stürzen.

Und nun begann auch sein Magen zu rebellieren. Die Übelkeit und der Brechreiz schoss in ihm hoch, so dass Joachim nur aufsprang und in den Wald stürzte „...E...entschuldigt mich …“

 

Als er außerhalb von Leons Sichtweite war fiel er auf seine Knie und begann zu würgen.

Joachim erbrach das Fleisch, dass er widerwillig zu sich genommen hatte. Da sein Vampirkörper nur nach Blut verlangte, hatte seit seiner Wandlung nie wieder normale Nahrung zu sich genommen. Scheinbar aus gutem Grund – sein Körper stieß sie einfach ab und wollte diese Fremdkörper wieder entfernen. Nur frisches Blut konnte seinen unerträglichen Hunger stillen.

Doch er musste die Fassade aufrecht erhalten. Er konnte schlecht Leon die Beute aus der Hand reißen und ihr das Blut aussaugen. Dann würde selbst dieser unglaublich naive Adlige merken, dass er ein Vampir war. Höchstwahrscheinlich. Vielleicht. Sehr sicher sogar. Zitternd strich er sich mit seinem Ärmel über seinen Mund und versuchte diesen widerlichen Geschmack los zu werden.

 

Ein leises Rascheln weckte seine Aufmerksamkeit. Ein kleineres Tier suchte nach Futter. Joachims blasse Augen glühten rot auf, während seine spitzen Fangzähne hervortraten.

Leon war nicht da. Es war ein leicht gefundenes Fressen. Wenn es ihm auch widerstrebte tierisches Blut zu trinken – er brauchte es. Und er brauchte es jetzt.

Kapitel 4

 

 

„Leon! Hinter euch!“

Der Blondschopf wirbelte herum und sah den Angreifer noch kommen – doch dann sah er schon, dass wie von Geisterhand Joachims Schwert sich durch den Gegner schlug. Und es war nicht nur eines. Es waren fünf Schwerter, die sich bewegten als wären sie selbst lebendig.

'Was zum… Ist das Magie?!' doch der junge Belmont hatte keine Zeit sich darüber weitere Gedanken zu machen. Joachim hielt ihm den Rücken frei – das war für den Moment das Einzige das ihn interessierte. Außerdem verlangten die Monsterhorden die sich den beiden Männern entgegenstellten, ebenfalls Aufmerksamkeit.

 

Keuchend streckte Leon das letzte Phantom nieder – vorerst schien dies der letzte Gegner gewesen zu sein.

Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, wechselte sein Blick auf Joachim. Der Silberhaare stand völlig regungslos dort und beobachtete ihn. Wobei genauer betrachtet stehen nicht die richtige Bezeichnung war – er schwebte gut eine Handlänge über dem Boden.

Der undeutbare Blick des anderen jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Sein Griff an seiner magischen Peitsche verfestigte sich.

„Ich muss schon sagen, eure Schwertkunst ist beeindruckend – ist das Magie?“

 

Als wäre er eine Statue, die zum Leben erwachte bewegte sich Joachim erneut. Ein dunkler Nebel umgab den Jüngling, und fünf frei schwebende riesige Schwerter materialisierten sich hinter ihrem Besitzer. Sie umgaben den Silberhaarigen wie ein Schutzschild und schienen auf die Befehle ihres Meisters zu warten.

Doch seine Stimme schien ruhig und gefasst.

„Vielleicht. Werdet ihr mich nun töten?“

 

*

 

Leon seufzte „Nein. Selbst wenn es Magie ist, habt ihr mir keinen Grund dafür gegeben.“

'So naiv.' Doch Joachim hätte sich selbst ohrfeigen können. Es war im Kampf einfach passiert – ein Monster hatte Leons toten Winkel benutzt und ihn angegriffen. Als er dies sah war er jedoch zu weit entfernt und hätte ihn niemals rechtzeitig erreichen können.

So nutzte er aus dem Reflex heraus seine dunkle Magie. Und schon war er enttarnt, dass er kein einfacher Mensch war.

 

Doch selbst jetzt schien der Ritter keine Feindseligkeit ihm gegenüber zu hegen.

Im Gegenteil – er schnallte seine Peitsche an seine Hüfte und starrte ins Leere.

„Magie hin oder her. Ihr habt mich gerade gerettet. Wenn es Sara rettet, würde ich im Moment sogar einen Pakt mit dem Teufel schmieden.“

 

*

 

Joachim erwiderte scheinbar erheitert „Und da komme ich wohl ins Spiel. Aber seid unbesorgt – wir haben das gleiche Ziel. Walter vernichten. Ich werde mich nicht gegen euch stellen.“ 'Zumindest noch nicht. Vielleicht sauge ich genüsslich das Blut aus eurem starken Körper wenn Walter erst vernichtet ist, mein Lieber.' Doch diesen Gedanken sprach Joachim lieber nicht aus.

 

Leon schien den Ursprung seiner Magie nicht auf Joachims Dasein als Vampir zurückzuführen. Würde er seine Macht offen einsetzen können wären die folgenden Kämpfe zumindest für ihn selbst leichter. Allein eines seiner Schwerter wie ein Mensch zu schwingen, wie ein niederes Wesen zu LAUFEN… es erschöpfte den Vampir einfach nur immens – und er brauchte seine Kraft für weitaus wichtigere Dinge.

 

Und so gingen sie weiter. Leon hakte nicht weiter nach und Joachim beabsichtigte nicht das Thema weiter zu vertiefen. Hier und da wurden sie noch von einigen vereinzelten Monstern angegriffen, doch es war verdächtig ruhig in diesem Teil des Theaters.

'Theater der Toten… huh…' Joachim konnte es riechen. In diesem Teil des Schlosses stank es gerade zu nach der Succubi, die hier residierte. Wenn er sich recht erinnerte war sie einst die Tochter des alten Mannes gewesen, der außerhalb des Schlosses armen Seelen wie Leon half. Walter hatte sie zum Spaß verwandelt.

Und je weiter sie in das Theater eindrangen, umso penetranter wurde der Gestank – doch Leon konnte dies als Mensch natürlich nicht wahrnehmen. Sollte er seinen menschlichen Kameraden warnen? Oder lieber nicht?

 

Sie betraten den Theatersaal. Über ihnen befanden sich der großen Bühne zugewandte Logenplätze. Rote, samtene Vorhänge verschleierten das Bühnenbild. Und inmitten der Bühne stand eine junge Frau. Ein paar Strähnen hingen aus ihren Haarknoten heraus, ein liebevolles Lächeln lag auf ihrem Gesicht.

„SARA!“ Und Leon stürmte auf seine Verlobte zu.

„Leon! Du bist gekommen um mich zu retten!“ Die Stimme der jungen Frau war so erleichtert als sie Leon in seine Arme fiel und ihn fest an sich drückte.

„Gott sei dank... bist du verletzt?“

Der Blonde schien überglücklich, seine Geliebte wieder in seinen Armen halten zu dürfen.

 

Joachims Blick fixierte die Darbietung vor ihm. Etwas stimmte nicht.

 

Gerade als Leon Sara den Rücken zukehrte um ihr von dem Bühnenabsatz zu helfen, zog das Mädchen einen Dolch und versuchte ihn dem Ritter in den Rücken zu rammen.

Der Belmont wich dem Hieb erschrocken aus – als auch schon eines von Joachims Schwertern an ihm vorbei auf seine vermeintliche Verlobte zuschoss.

Die Klinge schlug Sara die Stichwaffe aus ihren zarten Händen und sie zischte verächtlich.

„Wer bist du?! Ich hätte wissen müssen das es viel zu einfach gewesen wäre!“ brüllte Leon die Frau an.

 

*

 

Es war ein schrilles, schallendes Gelächter – Sara's Gestalt löste sich auf und vor ihnen stand nun ihr eigentliche Gegner – die Succubus. In ihren Kleidungsstücken, die mehr von ihrem perfekten Körper preisgaben als sie verdeckten, räkelte sie sich verführerisch vor dem jungen Ritter.

 

„Ich wollte euch einen friedlichen Tod schenken – in der Gestalt eurer Liebsten. Doch nun erfüllt mich das Verlangen eure Todesquahlen auf eurem hübschen Gesicht zu erblicken…!“

Die Stimme der Dämonin zitterte, als gab es ihr tiefe Befriedigung allein an den Tod Leons zu denken.

 

Doch dann blickte sie an dem Blonden vorbei – ihr Blick wurde sanfter als sie Joachim ansprach „Sieh an, sieh an… mein liebster Joachim… Hat Walter euch aus eurem Loch herausgeholt?“

„Schweig Weib!“ zischte der Silberhaarige nur zurück.

„Aber, aber… sagt nicht, dass ihr uns hintergehen wollt?“

Leon fuhr mit dem Kopf herum als er die Worte der Dämonin hörte doch Joachim stürzte sich schon in den Kampf „UM EUCH ZU HINTERGEHEN MÜSSTE ICH AUF EURER SEITE SEIN!!!“

 

Leon war mehr als nur überrascht, den sonst so gefassten Joachim so aufgebracht zu sehen. Seine Schwerter wirbelten wild umher und er selbst festigte seinen Griff an seiner Peitsche und stürzte sich mit ins Getümmel. Gerade als sie dachten die Dämonin in die Enge getrieben zu haben, ertönte ihre Stimme und Dornenranken schossen aus dem Boden. Als wären sie lebendig, griffen sie nach den Männern und schlangen sich fest um ihre Körper. Die Dornen gruben sich schmerzhaft in Leons Haut als er sah wie die Succubus die Dornenranken um Joachim erblühen lies und diese einen seltsamen Nebel versprühten. Sie hob sein Kinn an und sprach mit ihm, doch Leon konnte ihre Worte nicht verstehen.

 

Und als wäre jegliche Kraft aus seinem Kameraden gewichen, erschlaffte sein Körper und seine Schwerter fielen klirrend zu Boden. „JOACHIM!!“ Leon schrie auf, als er die Macht des Feuerrelikts benutzte um die Dornen die ihn hielten zu versengen. Er stürzte auf die Dämonin und rammte ihr einen Silberdolch in ihre Brust. Qualvoll schrie sie auf, versuchte Saras Stimme zu imitieren, doch er durfte sich nicht wieder täuschen lassen.

 

*

 

Joachim stand in seinem alten Zimmer. Die großen, purpurnen Vorhänge tanzten leicht in dem sanften Wind, der durch die offenen Fenster wehte.

Ihm war bewusst dass er eigentlich nicht hier sein konnte – doch er hatte vergessen was er versucht hatte zu tun. Sein Verstand war vernebelt und lies ihn sich nicht erinnern. Ab und zu glaubte er den Schatten eines Mannes zu sehen, doch er konnte ihn nicht erkennen.

 

Zwei starke Arme schlangen sich plötzlich um seinen Oberkörper und begannen seine Kleidung aufzuknöpfen. Joachim schreckte herum – und sah angsterfüllt in Walters makelloses Gesicht.

„Was ist los Joachim? Hast du schlecht geschlafen?“ Ein Lächeln lag auf dem Lippen seines Meisters, während er ihn weiter versuchte aus seinen Gewändern zu schälen.

 

„Nein! Lass mich!“ der junge Vampir schrie auf. Er konnte es nicht mehr ertragen von dem rothaarigen Burgherrn auf diese Art berührt zu werden. Er wusste nicht was hier geschah – doch er wusste dass das hier falsch war. Einzig an die Abscheu die er seinem Meister entgegenbrachte konnte er sich erinnern. Doch sein Körper war wie gelähmt.

„Dich in Ruhe lassen? Vor ein paar Minuten kamen aus deinem Mund noch ganz andere Laute mein Lieber...“

Und Walter packte ihn und warf ihn auf das große Bett, inmitten der zerwühlten Laken.

Joachim versuchte zu entkommen doch Walter hielt ihn einfach nur fest auf die Matratze gedrückt. Als würde er Joachims Krallen gar nicht spüren, als dieser sich panisch kratzend versuchte sich zu befreien.

Walter schien die Gegenwehr des Silberhaarigen nur noch mehr aufzustacheln. Ein sadistisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Willen nur noch weiter durchsetzte.

„NEIN!!“ Joachim riss sich los als Walter mit dem Akt beginnen wollte – und kratzte ihm quer über sein Gesicht.

 

*

 

„Verdammt! Joachim, ich bin es! Kommt zu euch!“

Leon strich sich über die blutende Backe – er wusste nicht in welcher Art Illusion Joachim gefangen war, doch er konnte sehen dass er sich quälte.

Die Succubus war erschlagen - doch ihr Bann schien noch immer über den jungen Silberhaarigen zu liegen.

 

Leon wusste nicht, was Joachims getrübter Blick sah, doch er begann zu schreien und er hatte alle Mühe den jungen Mann festzuhalten, damit er sich nicht noch selbst verletzte.

Die einzige Hoffnung die er hatte war das Gegenfluchmittel, dass er in Rinaldos Laden gekauft hatte. Doch Joachim sträubte sich zu sehr – so blieb Leon nichts anderes übrig, als selbst von dem Mittel zu trinken und es Joachim so einzuflößen. Mit einem Kuss.

Fast wäre er von den kalten Lippen des Anderen zurückgeschreckt, doch dann erstarb jegliche Gegenwehr des Anderen. Eine einzelne Träne rannte über seine Wange – und mit einem Mal schien er wieder bei klarem Verstand zu sein.

 

*

 

„L… Leon?“ Joachim konnte das Zittern in seiner Stimme nicht unterbinden. Der Andere Mann hielt ihn fest am Boden und löste sich nun von ihm „Ihr… seid wieder bei Sinnen…“

Leon lächelte ihn erleichtert an. War er wirklich so einfach dem Zauber der Succubus erlegen gewesen? Gefangen in einer ihrer Illusionen?

 

Doch die erschlagen geglaubte Kreatur regte sich erneut – sie bäumte sich auf um sich an Leons Hals stürzen, doch Joachim bohrte sie im Bruchteil einer Sekunde mit seinen Schwertern auf. Kreischend zerfiel sie zu Staub und gab das Gelbe Orb frei.

Leon nahm es rasch an sich bevor es wieder in die Hände einer anderen Kreatur fallen würde. Doch Joachim saß noch immer am Boden und starrte ihn an.

 

„Leon… ihr blutet...“ die rote Flüssigkeit auf Leons Wange hatte eine geradezu hypnotisierende Wirkung auf Joachim.

„Ja… eure Fingernägel sind schärfer als sie aussehen. Ich weis nicht was ihr gesehen habt, aber ihr wirktet als hättet ihr einen Albtraum gehabt.“

'Albtraum ist ein zu schwaches Wort, für das was ich gesehen habe…'

„Verzeiht mir… ich hatte jemanden… gesehen den ich zutiefst verabscheue – ich wollte euch nicht verletzen...“

 

Joachim musste sich eingestehen dass dieses Gefühl der Reue echt war – anfangs hatte er Leon nur für seine Zwecke benutzen wollen. Doch inzwischen sah es anders aus. Sie hatten zusammen gekämpft und Leon schenkte ihm ein so großes Vertrauen, dass ihm immer wieder bewusst wurde wie verdorben und schlecht er war.

Leon sah in ihm einen Kameraden, einen Freund.

Und für ihn war er all die Zeit nicht mehr als ein Mittel zum Zweck gewesen.

 

Doch irgendwann hatte sich etwas geändert.

So langsam und schleichend dass es dem Vampir erst jetzt bewusst wurde. Sein kaltes Herz das vor Jahrhunderten gestorben war begann wieder etwas zu fühlen.

 

*

 

Leon machte sich nun doch langsam wieder Sorgen. Joachim saß vor ihm auf den Boden und starrte ihn an – oder durch ihn hindurch, das konnte er nicht richtig deuten.

Er konnte nur sehen dass sich in dem Gesicht des schlanken Mannes aufrichtiges Bedauern spiegelte.

Der Blonde strich mit seinem Ärmel über die Kratzspuren um das Blut fort zu wischen und reichte Joachim schließlich eine helfende Hand.

„Keine Sorge, ein paar Kratzer bringen mich noch lange nicht um.

Der Andere zögerte erst, doch ergriff dann Leons Hand. Der Ritter war immer wieder überrascht wie kalt die Haut des Silberhaarigen war.

Doch Joachim sah ihn dieses Mal mit einem ganz anderen Blick an. Seine Augen wirkten viel größer als sonst und etwas Farbe hatte sich in sein sonst so blasses Gesicht geschlichen.

 

Doch dann wich er seinem Blick aus.

„Dann… haben wir nun alle Orbe zusammen getragen?… Um uns Walter zu stellen?“

Leon überlegte. Er hatte nun alle Bereiche des Schlosses erkundet. Das Haus der Heiligen. Das Laboratorium der Anti-Seelen. Den Garten der Vergänglichkeit. Das Theater der Toten.

Und an jedem der Orte hatte er an der tiefsten Stelle ein Orb erkämpft.

Einzig im Palast des dunklen Wassers, in dem er Joachim getroffen hatte er keines erstehen können. Doch vielleicht waren die Dinge nicht so einfach wie sie auf den ersten Blick wirkten. Schließlich hatte er an der tiefsten Stelle keinen Wächter vorgefunden, sondern Joachim.

 

*

 

Leons musternder Blick jagte Joachim einen kalten Schauer über den Rücken.

'Ich hätte ahnen müssen dass der Moment kommt!' Der Vampir begann zu zweifeln – würde er Leon wirklich bekämpfen und besiegen können, wenn er realisierte dass er der letzte 'Wächter' war? Würde er ihn nun angreifen und vernichten?

Joachim spürte dass Leon mehr zu wissen schien als er preisgab. Er war intelligent und raffiniert – und Joachim fiel es immer schwerer seine Tarnung aufrecht zu erhalten.

 

„Ich denke wir werden es einfach an der versiegelten Tür ausprobieren müssen.“

Der Belmont schritt zielsicher auf das Teleportationsportal zu, dass sie von hier fortbringen würde.

„Seid ihr bereit Joachim?“

Joachim fühlte sich bei weitem nicht bereit. Seine Rache war zum greifen nahe, doch würde er stark genug sein? Fast schon bedauerte er, dass seine Reise mit Leon enden würde – auf welche Art auch immer.

„Ich… werde nicht zurückweichen.“

Leon nickte zustimmend und gemeinsam betraten sie das Portal dessen Magie sie zurück zur kleinen Halle schickte.

Kapitel 5

 

 

Da standen sie nun. Vor ihnen ragten fünf riesige Säulen auf, jede einen Bereich des Schlosses repräsentierend. Die Orbe glühten hell in Leons Tasche auf und reagierten auf die Edelsteine, die auf den Säulenspitzen thronten.

Zu Leons Verwunderung reagierte auch der Kristall des grünen Orbs.

 

*

 

Joachim fasste sich an seine Brust. Das Orb in ihm reagierte im Einklang mit den Anderen. Doch es war noch immer in seinem Körper und der Schmerz, dem es ihm bereitete lies Sterne vor seinen Augen tanzen. Sein Atem ging schwer und er glaubte ohnmächtig zu werden – als es mit einem mal nachließ. Das große Siegel, dass den Eingang zu Walters Domäne versperrt hatte, zersprang und der Weg war frei.

Der Vampir konnte die beobachtenden Blicke des Anderen regelrecht spüren, so versuchte er sich nichts anmerken zu lassen.

„Der Weg ist frei. Lass uns gehen. Deine Verlobte wartet.“

 

„Sara…. bitte sei in Sicherheit...“ es war mehr ein Flehen was aus Leons Kehle drang.

Und auch der Vampir hoffte um Leons Willen, dass das Mädchen in Sicherheit war. Doch er kannte Walter. Und er kannte seine sadistischen Vorlieben – und doch er konnte Leon nicht sagen, wie wenig Hoffnung bestand.

„Dann lass uns keine Zeit verlieren!“ Joachims Worte ermutigten den blonden Jüngling und sie eilten dem entscheidenden Kampf entgegen.

 

Sie standen vor der Treppe der großen Halle – als auf der Ebene über ihnen violette Blitze einschlugen aus denen ein Körper entstand.

„Walter….“ zischte Joachim angespannt.

 

Und die tiefe Stimme des Schlossherren durchzog die gespenstische Stille.

„Willkommen in meinem Schloss. Ich freue mich euch zu sehen. Ich bin der Herr dieses Schlosses – Walter Bernhard.“ Seine Worte richteten sich an Leon, dessen Anspannung schon fast greifbar war.

Doch sein Blick glitt kurz zur Seite und lag auf Joachim „Wie schön auch dich wieder zu sehen Joachim...“

Der Vampir spürte wie sich jeder Muskel seines Körpers aufs äußerste anspannte – egal was passieren würde – er wäre bereit. Bereit seinem Meister entgegen zu treten und ihn zu töten – oder bei dem Versuch untergehen.

 

„Gebt mir Sara zurück!!!“ Die Wut kochte in Leon hoch und er schrie den Vampirlord an – dieser erwiderte jedoch nur hörbar amüsiert „Nicht so hastig. Eure Herzensdame ist genau hier~“ und als wäre er ein Magier stand mit einem Mal Sara hinter seinem gehobenen Umhang.

 

„SARAAAAA!!!“ Leon schrie auf, als er seine Verlobte sah, doch sie schien gar nicht zu reagieren. „Warum?! Warum antwortet sie nicht?!“ brüllte der Blondschopf Walter weiter an. Joachim hielt sich bedeckt und zischte abfällig, während sein Blick sich verfinsterte.
 

„Es scheint das die junge Dame müde ist – und ihr auch Leon. Ihr solltet euch etwas ausruhen.“

Walters Blick verfinsterte sich und seine Augen leuchteten in einem dämonischen Rot auf.

Leon fiel unter seiner Macht auf die Knie und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Doch auch Joachims Beine drohten unter der Macht von Walters Blick nachzugeben. Doch er gab nicht nach – und auch Leon widerstand der Macht des Vampirlords und kämpfte sich zurück auf seine Beine.

Er spannte seine Peitsche und sprang auf Walter zu und legte all seine Kraft in den Hieb – doch als schmetterte er gegen eine unsichtbare Barriere, prallte der Hieb einfach wirkungslos ab.

Verstört wechselte Leons Blick zwischen Walter und seiner Waffe hin und her.

„Oh… diese Peitsche gehört doch Rinaldo, nicht wahr?“ Der rothaarige Vampirlord war sichtbar amüsiert.

 

„Das kann nicht sein… mein Angriff ist völlig wirkungslos!“ zischte Leon.

 

*

 

Joachim Anspannung lies es nicht zu, dass er sich auch nur bewegte. Er hatte geglaubt dass Leon Walter entgegentreten könnte – schließlich hatte er so viele starke Gegner besiegt. Doch die Peitsche war völlig machtlos gegen den Schlossherrn.

Und er bezweifelte dass seine eigene dunkle Magie mehr Wirkung zeigen würde.

Doch er kannte Walter – und er wusste dass er noch lange nicht mit seinem Spiel am Ende sein würde. Und doch konnte er im Moment nicht mehr als zusehen wie Walter mit Leon spielte, wie eine eine Katze mit einer Maus.

Dieses Gefühl der Machtlosigkeit belastete ihn ihm Moment noch mehr als seine Angst vor Walter.

 

*

 

Walter nickte überheblich „Nun gut… ihr habt es weit geschafft, Ritter. Als Belohnung erhaltet ihr sie zurück.“

Noch immer regungslos, wurde Sara wie von Geisterhand geführt in die Luft gehoben. Leon schrie immer wieder ihren Namen, als Walters Magie sie einfach fallen lies – der Belmont hechtete nach vorne und schaffte es gerade noch, seine Verlobte aufzufangen, bevor sie auf dem Boden aufgeschlagen wäre.

 

„Ich werde im obersten Stockwerk im Thronsaal auf euch warten. Ich erwarte dass ihr ihn lebend erreicht. Leon. Joachim.“

Joachim schleuderte voller Wut eine Klinge in die Richtung des Burgherrn, doch die Klinge verfehlte ihr Ziel und schlug ungebremst in den Marmorboden. Walter war so plötzlich verwunden, wie er aufgetaucht war. Joachims Zähne knirschten unter dem Druck, als er voller Zorn seine Kiefer aufeinander presste. 'Walter! Du verdammter…..!'

 

Leon hatte Sara an die Wand der Halle gelegt und langsam schien die junge Dame aus ihrer Starre zu erwachen. „Leon? Leon, bist du das?“ ihre Stimme war schwach und zitterte – doch als sie ihren Verlobten vor sich sah, fiel sie ihm in seine starken Arme.

„Du bist wach! Gott sei dank!“ Leon schien sichtlich erleichtert. Er lächelte sanft, während er seine Verlobte in seinen Armen hielt. Doch Sara schien geschwächt.

„Sara, du bist ja ganz kalt...komm… ein Freund wartet auf uns… Du kannst dich sicher in seiner Hütte ausruhen – dort bist du sicher.“

 

Doch Joachims Blick verfinsterte sich. Er konnte es spüren. Rinaldo würde ihnen nicht helfen können. Sie waren zu spät gekommen. Doch er konnte es nicht sagen. Er brachte es einfach nicht über sein totes Herz, die Hoffnung die noch in Leon war zu zerstören. Also tat er, als würde er nichts merken und half Leon Sara zu stützen.

'Soll… Rinaldo das übernehmen… tut mir leid, Leon…'

 

*

 

„Komm Sara, es ist gleich hier vorne!“ Leons Stimme war voller Sorge – doch Sara hatte sich trotz ihres schwachen Zustandes in den Kopf gesetzt, selbst zu laufen. Und Joachim war am Eingang des Schlosses zurückgeblieben. Er meinte dass er aufpassen wollte, dass ihnen niemand folgte. Doch im Moment drehten sich Leons Gedanken allein um seine Verlobte. Endlich hatte er sie zurück. Nach all den Schrecken die er durchlebt hatte um sie zu retten, war er überglücklich sie endlich in Sicherheit zu wissen.

 

Und dann durchzog ihr Schrei die Stille des Waldes. Blitze durchfuhren ihren zarten Körper und sie fiel bewusstlos zu Boden. „Verdammt! Was.. was ist hier los?!“ Leon eilte zu der Brünetten, doch Rinaldos Stimme raunte schon mahnend über die kleine Waldlichtung.

„Was ist hier los?“ „Rinaldo! Sara! Sie ist plötzlich ...“ doch der alte Alchemist lies Leon gar nicht aussprechen

„Oh nein!….Leon ihr geht sofort ins Haus!“ Leon war überrascht über Rinaldos Befehl „Aber -“

„Geht! Es gibt nichts das ihr jetzt tun könnt! Überlasst das weitere mir! Wartet innen!“ mahnend zeigte der alte Mann auf die Hütte. Leon widerstrebte es Saras Seite zu verlassen – doch er vertraute Rinaldo.

„In… in Ordnung...“ und Leon begab sich noch immer zögernd in die Hütte.

„Bitte kümmere dich um Sara...“ seine Hände ballten sich zur Faust- es machte ihn wahnsinnig dass er nichts für sie tun konnte.

 

Die Zeit schien endlos, als Leon nervös in der Hütte auf und ab ging. Er wusste nicht mehr wie lange er schon wartete. Minuten. Stunden. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

Doch dann schritt Rinaldo aus dem kleinen Zimmer, in dem er Sara versorgt hatte.

„Wie...geht es Sara?“ die Unwissenheit machte ihn fast wahnsinnig. Rinaldo schien etwas zu bedrücken „Sie schläft.“

Die Frage die Leon als nächstes Stellte, brannte ihn seit dem Ereignis vor der Hütte auf der Seele.

„Rinaldo… was um alles in der Welt ist da draußen geschehen?“

 

Der Blick des alten Mannes verfinsterte sich noch mehr. Er blickte Leon tief in die Augen als er sprach „Die Schutzbarriere um dieses Haus… sie hat reagiert.“

Leon lachte nervös. Das konnte doch nicht sein – Rinaldo hatte ihm einst gesagt dass die Barriere nur Monster und Vampire ...abhielt.

„Was sagt ihr denn da? Warum… sollte sie reagieren?“

Nein.. es konnte, es durfte einfach nicht wahr sein!

 

„Es hat keinen Sinn es geheim zu halten, also werde ich ehrlich zu euch sein. Das Mädchen wurde von dem Vampir befleckt.“ die Stimme des alten Mannes klang verbittert, als er die Tatsachen aussprach. Doch Leon wollte es nicht glauben.

„Ihr lügt! Das… das kann nicht sein!“ er wand sich ab als würde er aus einem bösen Traum erwachen, wenn er die Wahrheit nur lange genug verleugnen würde.

 

„Warum sollte ich euch anlügen?! Ihr müsst die Wahrheit akzeptieren!“ Rinaldo versuchte Leon weiterhin die Augen zu öffnen, doch der blonde Adelige lies alles an sich abprallen.

Seine zitternde Stimme begann zu flehen „Bitte… sagt mir dass ihr lügt...“

 

Rinaldo seufzte niedergeschlagen.

„Genau genommen ist sie noch kein Vampir. Sie wird sich dessen noch nicht einmal bewusst sein. Doch mit der Zeit… wird sie immer mehr ihre Menschlichkeit verlieren...“

Er stützte sich an einer seiner großen Kommoden ab, als würde ihn die Kraft verlassen.

„Wie meine Tochter...“

 

Leon erinnerte sich. Die Succubus im Schloss… sie war einst Rinaldos Tochter…

 

„Gibt es denn nichts das ich tun kann?“ Leon wand sich dem alten Mann zu, hoffend eine Heilung für seine Verlobte zu finden.

„Der einzige Weg wäre es Walter hier und jetzt zu erschlagen...“

Leon griff verbittert an seine Peitsche „Die Peitsche… sie ist wirkungslos gegen Walter. Mein Angriff ist einfach von ihm abgeprallt.“

 

Rinaldos Blick verfinsterte sich erneut „So ist das also… Nicht einmal euch gelang es...“

„Gibt es denn keinen anderen Weg ihn zu besiegen?“ hakte Leon nach.

„Nun ja… es gibt noch eine Möglichkeit...“ murmelte der alte Mann.

„Sagt es mir! Ich würde alles tun!!“

 

„Dann lasst mich euch eines fragen… könnt ihr dieses Mädchen töten?“

 

Leons Blick weitete sich ungläubig „Was… redet ihr denn da?“ Irritiert starrte er Rinaldo an, während der Andere weitersprach

„Wenn ihr die Peitsche vervollständigt, könnt ihr ihn zerstören. Doch um das zu schaffen… braucht ihr eine befleckte Seele. Eine die euch vertraut – und eine der ihr vertraut.“

 

Leon erkannte in Rinaldos Blick, wie ernst es ihm war. Das dies der einzige Weg war Walter entgegen treten zu können.

Doch der Jüngling wand sich ab „Ich… ich habe alles aufgegeben um Sara zu retten! Ich… ich könnte… das nie tun!“

„Ich weis es ist schwer – selbst wenn einem bewusst ist, dass sie nicht länger menschlich ist...“ Rinaldos Stimme war voller Mitgefühl für Leon.

„Ist… ist sie wirklich..?“ Leon konnte es nicht akzeptieren, er konnte und wollte die Möglichkeit nicht einmal aussprechen.

„Es besteht kein Zweifel. Ich habe die Bissspuren an ihrem Hals gesehen. Und dass die Barriere reagiert hat, lässt keine andere Möglichkeit offen.“

 

Das Geräusch einer zugeschlagenen Tür durchriss die Stille. Leon und Rinaldo starrten auf die Zimmertür, in dem Sara eigentlich ruhen sollte.

„Hat.. hat sie uns belauscht?!“ fuhr es aus Rinaldo

„Sara!“ Leon rief ihren Namen während er aus der Tür hastete.

 

Da stand sie nun. Ihre zarten Finger umklammerten einen Dolch, den sie an ihren eigenen Hals presste. Als Leon zu ihr eilen wollte, schrie sie ihn an „Nein! Bitte komm nicht näher!“

Leon versuchte sie zu beruhigen, ihr zu versichern dass alles gut werden würde, dass sie ein Heilmittel finden würden. Dass er sie retten würde.

 

Doch in Saras Augen standen Tränen. Und diese erstickten fast ihre liebliche Stimme „Ich…danke dir… Aber es ist zu spät… ich… ich habe keine Zeit mehr...“ und presste die Klinge noch stärker an ihre Kehle.

 

Leon war wie gelähmt „Keine Zeit? Bitte Sara… wovon redest du?“ Er konnte nicht glauben was sich vor seinen Augen abspielte.

„Ich kann es fühlen.“ Sara schloss ihre Augen und versuchte sich zu konzentrieren – ihr schien es immer schwerer zu fallen zu sprechen.

„Ich kann fühlen wie mein Herzschlag immer schwächer wird… wie mein Blut immer kälter wird… wie ich mich in etwas verwandle, das nicht länger menschlich ist!“

Und dann streckte sie ihre Hand Leon zu und begann zu flehen:

„Wenn meine Seele andere retten kann, werde ich nicht vergebens sterben! Ich will nicht dass noch weitere mein Schicksal erleiden müssen!“ ihre Stimme war stark und kraftvoll.

Sara hatte ihren Entschluss getroffen.

 

„Warum… Sara!“ Leon wollte nicht wahrhaben, was seine Liebste von ihm hier verlangte.

„Bitte! Leon! Wenn du mich noch immer liebst, erfülle mir meinen letzten Wunsch!“ flehte sie erneut ihren Verlobten an.

„Ich… ich kann nicht!“ doch nun ergriff Rinaldo das Wort „Leon… du bringst Schande über dich. Was glaubst du fühlt Sara in diesem Moment?!“

Die Worte des alten Mannes schienen endlich zu Leon durch zu dringen.

„Ich weis…. ich weis es doch…“ Der Blonde schien ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen.

 

Rinaldo sah Sara an und sie lies nach einem kurzen Nicken die Klinge fallen. Sie faltete ihre Hände im Gebet und schloss ihre Augen.

„Leon… alles was jetzt noch fehlt ist dein Entschluss.“ Rinaldo legte seine Hand auf Leons Schulter. Als dieser zu Sara blickte, sah er nur ihr schönes Lächeln, das sie stets für ihn gehabt hatte.

„Leon… ich werde immer bei dir sein...“ sie stand erhoben Hauptes da und sie war bereit für das was kommen würde. Sie hatte sich entschieden.

 

Und Leon hatte es ebenfalls.

„Rinaldo. Was muss ich tun?“

Der Alchemist nickte „Dann hast du dich also entschieden.“

Er schritt seitlich zwischen Leon und Sara und begann zu erklären

„Du musst einen Blutpakt mit ihrer Seele schließen. Konzentriere deinen Geist auf Sara.“

 

Leon tat wie ihm gewiesen wurde.

Und Rinaldo begann mit dem Ritual und sprach die magischen Worte.

„Alles wird Eins in der Unendlichkeit. Die befleckte Seele wird der Seinen beistehen. Unerwünschte und verfluchte Seele! Sein Blut akzeptiert deinen Hass um die Macht zu erhalten, Deinesgleichen zu vernichten!“

Rinaldo wandte sich an Leon

„Jetzt! Benutze die Peitsche gegen Sara!“

Leon blickte Sara an. „Ich schwöre es dir – niemand soll mehr dein Schicksal erleiden!“

Und die Peitsche schlug erbarmungslos gegen Sara's Körper.

Kapitel 6

 

 

Leon kniete vor dem schlichten Grab und betete.

'Ich danke dir Leon'… das waren ihre letzten Worte gewesen – und sie hatte gelächelt. Seine liebste Sara… war nun für immer an seiner Seite.

Er hatte seine Tränen vergossen. Seine Trauer hinaus geschrien. Doch sie hätte nicht gewollt dass er sich ihretwegen grämen würde.

 

„Dies war eines der verbotenen Rituale… die aus einem Buch aus dem Besitz von Matthias' Familie stammte.“ Rinaldo stand neben ihm und legte einen Blumenkranz aus Wildblumen auf Sara's Grab. „Nun ist die Peitsche zu einer Waffe geworden um die Kinder der Dunkelheit zu bannen.“

Leon strich beinahe liebevoll über das geflochtene Leder seiner Waffe. „Ich kann es fühlen… den Groll den die Peitsche gegen die Vampire hegt. Und den Willen sie zu vernichten.“

 

„Es… es tut mir leid, Leon...“ Rinaldos Beileid war aufrichtig. Er konnte den Schmerz des Verlustes nur zu gut nachempfinden.

„Es… ging nicht anders. Es ist niemandes Schuld. Es war… Sara's Wunsch.“ Leon erhob sich und ging auf den Pfad zu, der zu Walters Schloss führte.

„Du brichst schon auf?“ Rinaldo klang besorgt

„Ja… ich muss schließlich mein Versprechen gegenüber Sara halten.“

Der Alchemist hielt Leon nicht auf. „Ich verstehe. Komm zurück wenn du Hilfe brauchst.“

Leon wollte gerade die Hütte hinter sich lassen, als er sich nochmals Rinaldo zuwandte

„… Eines wäre da noch… Sagt Rinaldo… was wisst ihr über Joachim Armster?“ Der alte Mann hob erstaunt seine Augenbrauen, doch dann begann er zu erzählen was er wusste.

 

*

 

„Mein Beileid.“

Sicher, sein Kommentar klang vielleicht etwas kurz und gefühllos – doch leere Worte des Bedauerns halfen niemanden weiter. Es würde nichts am Geschehenen ändern, auch wenn Joachim mehr sagen würde.

Er hatte schließlich gespürt dass das Mädchen dabei gewesen war, zu einem Kind der Nacht zu werden. Zu einem der Seinen. Doch er hatte es Leon nicht sagen können.

 

Er hatte es von Außerhalb des Bannkreises, im Schatten der Wälder beobachtet. Wie Sara ihre beschmutzte Seele für Leon geopfert hatte – damit er Walter besiegen konnte.

Einen Moment hatte er überlegt. Er hätte ebenso sein Leben opfern können, würde er Walter nur damit schaden können. Doch er wusste nicht, wie tief das Vertrauen war dass ihn und Leon verband. Ob es überhaupt wirklich vorhanden war. Er hätte Sara's Platz nicht einnehmen können. Zumal die junge Frau sich lieber auf alle Ewigkeit an die Peitsche des Belmont band, als ein Geschöpf der Nacht zu werden. Er musste zugeben, dass er Sara's unbeugsamen Willen bewunderte – sie hatte die Stärke sich ihrem Schicksal zu stellen und ihm entgegen zu treten… ganz anders als er.

 

Und nun erfüllte ihn der Anblick von Leons Peitsche mit solchem Unbehagen, als hätte man ihn Gezwungen eine Kirche zu betreten. Es war als wäre die Peitsche lebendig und danach gierte, sich in sein Fleisch zu schlagen.

 

Und dann sprach er einfach die Worte aus, die sich in seinen Verstand schlichen.

„Verzeih mir Leon. Ich… bin dir alles andere als eine Hilfe.“ Der Blonde sah ihn erstaunt an. Joachim merkte dass das Geschehene den jungen Mann verändert hatte. Die Güte war aus seinem Blick gewichen – und hinterließ nur einen tiefen Zorn gegen alle Kinder der Nacht.

Der junge Vampir sah Leon an, dass er es wusste. Oder zumindest ahnte. Über sein wahres Wesen. Den Zorn, den die magische Peitsche gegen ihn hegte.

 

„Lass uns gehen. Es wird Zeit, dass es endet...“ Joachim wand den Blick von dem Krieger ab und ging voraus. Der Blonde zögerte erst, doch dann folgte er Joachim in die Burg „...Ihr sagt es...Walter… wird für all seine Verbrechen bezahlen, das schwöre ich...“ und die beiden Männer verschwanden im Schatten der Burgmauern.

 

*

 

„Joachim!“ Der Angesprochene erschrak selbst, als plötzlich der Boden unter ihm wegbrach – der Weg zum höchsten Punkt des Schlosses war mit tödlichen Fallen übersät. Nur ein falscher Tritt und alles wäre vorbei. Joachim hechtete zur Seite und fand an einem Vorsprung, der noch stabil war Halt. Ein großer Abgrund trennte nun ihn und den Belmont.

„Verdammt!… das ist zu weit!“ Leon fluchte als er sah, wie weit sich der scheinbar bodenlose Abgrund streckte, der ihn von seinem Weg teilte.

 

Joachim schwebte am äußersten Rand des brüchigen Hochwegs. Er streckte seine Hand aus und rief Leon zu „… Ihr müsst springen! Es gibt keinen anderen Weg!“

„Aber..!“ Leon schien zu zögern – seit er von der Hütte zurückgekehrt war, hielt er sich mehr als bedeckt. Seine Offenheit und sein Vertrauen schien zutiefst erschüttert.

'Kein Wunder, nachdem was Walter dir angetan hat.'

Und Joachim sah dem Ritter fest in die Augen „Bitte… vertraut mir. Ich werde euch nicht fallen lassen.“

Leons Blick lag kritisch auf Joachim und der Schwärze die sich vor ihm auftat. Würde er ihn jetzt verraten, würde Leon einfach in den Tod stürzen.

„Nun gut… mir bleibt ja keine andere Wahl...“ der Blonde nahm Anlauf und sprang.

 

*

 

Fast schon glaubte er zu stürzen – doch eine blasse Hand packte sein Handgelenk und hielt ihn. Joachim selbst zog es fast über den polierten Steinboden, doch er stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Als auf einmal unter Joachims anderer Hand ein Teil des Steinbodens wegbrach, rutschten die Beiden Männer fast Beide in den Abgrund. Die freie Hand des Silberhaarigen krallte sich in den Boden und nun hingen sie beide über dem Abgrund.

Doch er lies ihn nicht los. Er konnte sehen, dass es Joachim unglaubliche Kraft kostete sich selbst und Leon zu halten, doch dann flammte die dunkle Aura um Joachim auf. Er riss zähneknirschend seinen Arm nach oben und warf Leon regelrecht nach oben in Sicherheit.

 

Die Aura verblasste so schnell, wie sie erschienen war. Kraftlos hing Joachim nun an seiner Hand, die zitternd immer mehr nachgab. Gerade als seine Finger jeden Halt verloren und er drohte zu stürzen, bekam Leon seinen Arm zu packen und schrie den Silberhaarigen an

„Wagt es ja nicht!“

Der Blonde stöhnte unter der Anstrengung auf, doch er schaffte es seinen Kameraden in Sicherheit zu ziehen. Und dann geschah etwas, das Leon nie erwartet hätte.

Joachim saß vor ihm wie ein Häufchen Elend – doch er lachte. Ein herzerwärmendes Lächeln strahlte von dem blassen Gesicht seines Gegenüber.

„Ha….. ich dachte eben dass dies mein Ende sei...“ und er lachte weiter.

Leon war sich nicht sicher ob der Ursprung des Gelächters in der Angst oder Erleichterung lag doch auch er musste grinsen. Es war einfach ansteckend zu sehen, wie der junge silberhaarige Mann lachte und amüsiert seine Augen zusammenkniff.

 

Und seine Zweifel waren wie verflogen. Joachim hätte sich ohne Zögern für ihn geopfert. Vielleicht gab es doch mehr als eine Wahrheit und selbst Rinaldo konnte nicht alles wissen.

Leon griff an Joachims Hinterkopf und zog ihn an sich heran. Als sich die Stirnen der beiden Männer berührten hielt Leon kurz inne. „Ich… danke euch. Für alles.“

Kaum merkbar schien auch der Vampirkiller - Leons Peitsche sich etwas zu beruhigen. Als würde Sara spüren, dass von Joachim keine Gefahr für ihren Geliebten ausging.

 

*

 

Röte schoss in Joachims Wangen. Was glaubte Leon was er da tat?!

'Er… er ist viel zu nah…' zwar genoss der Vampir diese sanfte Berührung, doch er schob Leon weg.

Dieser blickte verlegen zur Seite „Verzeiht, wenn ich euch zu nahe getreten bin.“

Joachim schüttelte den Kopf und sein silbernes Haar funkelte in dem schwachen Licht „Nein… das… das ist es nicht. Ach, vergesst es einfach...“

Joachim genoss die Nähe des Anderen einfach. Vielleicht zu sehr. Es war Jahrhunderte her, dass er zuletzt so gefühlt hatte. Und es machte ihm Angst dass es so wie mit Walter enden könnte.

 

Leon erhob sich und zog Joachim mit auf die Beine. Und sein Lächeln das er ihm schenkte hätte die Beine des Vampirs weich werden lassen können – zum Glück lief er nicht wie normale Menschen, sonst wäre er wohl nicht weit gekommen.

„Dann lasst uns weiter gehen. Wir… haben wahrscheinlich noch einen weiten Weg vor uns!“ stammelte Joachim verlegen, während er Leons Blick auswich.

Doch dieses Mal achtete er darauf nicht zu weit vorraus zu gehen – noch einmal wollte er nicht diese Angst um Leon durchleben müssen.

 

Joachim hätte sich selbst ohrfeigen können 'Du bist wirklich durch und durch verdorben. Er hat erst seine Geliebte verloren. Und du… du versuchst es einfach auszunutzen…'

Und mit einem Mal verfluchte Joachim seine egoistische und bösartige Natur als Vampir.

 

Sie kämpften sich durch die Monsterhorden. Die Kreaturen wurden mit jedem Raum, den sie betraten stärker. Die Kämpfe zogen sich immer länger und zehrten an den Kraftreserven der Beiden.

Der riesige Axtritter, der sich ihnen entgegen stelle schlug ein Loch in Joachims Verteidigung – und eine Seite der Axt bohrte sich durch sein Harnisch tief in seine Schulter.

Doch Joachim lies erbarmungslos seine Schwerter niederregnen und die Rüstung des Ritters zersprang in seine Einzelteile.

„Joachim! Geht es euch gut?!“ Leon hetzte zu ihm – doch außer dem Schlitz in Harnisch und einem blutigen Kratzer war keine größere Verletzung mehr erkennbar.

 

Joachim hatte gelernt die Energie seiner Gegner in sich aufzunehmen. Sie stärkten ihn, heilten seine Wunden und richteten sich in seinem magischen Angriff gegen ihresgleichen.

„Äh… ja, alles in Ordnung… er hat mich nicht richtig erwischt...“ flunkerte er.

Sein Vampirkörper hatte die Wunde bereits fast geheilt.

Leon bestand trotzdem darauf, die Verletzung zu untersuchen.

Joachim legte auf Leons Anweisung hin seinen Harnisch ab und öffnete sein Hemd – und gab so den Blick auf seinen makellosen Körper frei, dessen Farbe der von Porzellan glich.

 

*

 

Leon schluckte. Joachim war wirklich wunderschön – nicht nur sein zartes Gesicht und sein seidiges Haar. Auch sein Körper war so unglaublich rein – wie frisch gefallener Schnee.

Vorsichtig strich er über den Kratzer, doch er war bereits verschlossen. Vorsichtig übte er Druck auf verschiedene Stellen der Schulter aus, doch Joachim verneinte stets seine Fragen, ob er Schmerzen hätte.

Nur sein Kopf war tiefrot - Leon legte seine Hand auf die Stirn des Silberhaarigen, der aufschreckte.

„Euer Kopf ist für eure Verhältnisse ungewöhnlich warm und rot. Ihr habt doch etwa kein Fieber?“

Das letzte was er jetzt gebrauchen konnte war, dass Joachim krank werden würde.

 

*

 

'F...Fieber? Ist das euer ernst?' Joachim konnte nicht glauben wie naiv der junge Mann vor ihm war, der ihn so sorgenvoll anblickte.

„Nein… ich sagte doch bereits dass es mir gut geht...“ Doch seine Stimme bebte.

War Leon ihn in dieser kurzen Zeit wirklich so wichtig geworden, dass seine Nähe, seine Berührungen ihn um den Verstand brachten?

„Ich… würde mich gerne wieder anziehen.“ nuschelte Joachim in seinen nicht vorhandenen Bart.

Als Leon realisierte, dass seine andere Hand noch immer den nackten Oberkörper des Anderen berührte, zuckte er zurück und sein Kopf wurde ebenfalls intensiv rot.

„Oh! Natürlich! V.. verzeiht…!“

 

*

 

Was hatte er sich dabei gedacht? Aus den Augenwinkeln sah er, wie Joachim sich wieder ankleidete. Leon wusste das es falsch war. Seine Verlobte, Sara… er hatte sie erst vor ein paar Stunden begraben. Und doch wurde ihm wieder bewusst welche Anziehungskraft der andere Mann auf ihn ausübte.

Obwohl Leon wusste was er war, vertraute er ihm noch immer. Und glaubte dass Joachim ihm wirklich helfen wollte. Und das rechnete er ihm hoch an. Obwohl er ein Vampir, ein Kind der Nacht war. Ein einstiger Vertrauter von dem Mann, den er so sehr verabscheute.

 

Rinaldo hatte es ihm erzählt. Erst schien der alte Mann überrascht, den Namen Joachims aus Leons Mund zu hören. Doch nach kurzer Überlegung begann der Alchemist zu erzählen.

Joachim war einst ein Mitglied des Adels, ähnlich wie Leon. Walter verführte den jungen Mann und machte ihm zu seinem Günstling. Seinem Gespielen. Doch eines Tages rebellierte er gegen seinen Meister und dieser sperrte ihn zur Strafe in die Tiefen des Verlieses.

Dann verstand es Leon. Warum Joachim in dem Kerker ausgeharrt hatte. Den Groll, den er gegen Walter hegte. Warum der Edelstein des grünen Orbs reagiert hatte.

Joachim trug es in sich. Er hatte ihn in jedem schicksalhaften Moment eigentlich erschlagen sollen, so war es zumindest Walters Plan gewesen. Doch das Schicksal hatte etwas anderes vorgesehen.

 

Und jetzt konnte er den Gedanken nicht ertragen, Joachim möglicherweise zu verlieren.

Dabei verabscheute er ironischer Weise Vampire und alle Kreaturen der Nacht.

Doch Joachim versuchte so stark wie ein Mensch zu wirken, versuchte ihn nicht merken zu lassen dass er etwas Anderes war. So dass Leon zuletzt oft einfach vergessen hatte, dass er kein Mensch war. Vielleicht hatte er ihn am Anfang täuschen wollen. Vielleicht hatte er nur auf den richtigen Moment gewartet um zu zuschlagen. Doch er hatte nie etwas getan, was ihm geschadet hätte. Er hatte ihn nun schon mehr als nur ein Mal gerettet. Das… war alles was für Leon zählte.

 

Sie erreichten einen geheiligten Raum – seltsamer Weise gab es in diesem dunklen Schloss mehrere dieser Räume – Eine heilende Aura durchströmte das kleine Zimmer und heilte alle Wunden. Leon nahm einen Schluck des klaren Wasser, das in dem eingelassenen Becken im Boden befand.

Erfrischt und erneut voller Kraft fuhr er sich durch sein blondes Haar.

Joachim beobachtete ihn – wie so oft mit seiner Fähigkeit, völlig regungslos zu stehen. Doch wahrscheinlich musste der Vampir nicht einmal atmen.

Als sich ihre Blicke trafen, sah der Silberhaarige schnell zu Seite und setzte sich auf die kleinen Stufen die zu dem kleinen Podest führten, welches von dem Licht das durch die Buntglasfenster drang überflutet wurde. Seine Schwerter schwebten sanft an seiner Seite und lehnten sich gegen das kleine Geländer.

 

Nervös rieb er seine zarten Hände aneinander.

„Bedrückt euch etwas?“ hakte Leon nach – sein Freund benahm sich seit einiger Zeit noch merkwürdiger als sonst.

„Wir… sind bald da. Walters Thronsaal. Er wird uns bereits erwarten.“ antwortete der Vampir kurz und knapp.

Leon war es nicht entgangen, dass Joachim völlig anders war, sobald es um den Burgherren ging. Fürchtete er ihn so sehr? Inzwischen wusste Leon ja, dass seine 'Vergangenheit' die er ihm damals erzählt hatte, vollständig erlogen war.

'Was… hat Walter dir wirklich angetan…? Ich wünschte du würdest mir vertrauen und es mir erzählen.' Leon machte sich wirklich Sorgen.

 

Wann immer er an Walter dachte, schien der Zorn der Peitsche kaum mehr zu bändigen.

Es erschreckte ihn – wenn er bedachte, dass seine Sara ein so liebevoller und friedvoller Mensch gewesen war. Sie hatte ihre Seele geopfert um etwas zu werden, was die Vampire jagen und vernichten würde – doch seltsamerweise schien sie in Joachims Gegenwart ausgesprochen ruhig. Als würde sie den jungen Vampir akzeptieren.

 

Er lies sich neben Joachim nieder. Schweigend saßen sie einige Zeit dort, bis Joachim leise sprach „Verzeiht mir...“

Leon wandte seinen Blick zu ihm „Was soll ich euch denn verzeihen?“

„Ich habe euch all die Zeit angelogen. Und das bedaure ich zutiefst...“ der Blonde war erstaunt über Joachims plötzliche Offenheit.

 

„Ich hatte nie eine Verlobte wie ihr, die Walter entführt hatte. Er nahm mich zu sich... als seinen Schüler… seinen Geliebten. Er versprach mir Macht… Liebe… doch am Ende waren es alles nichts mehr als Lügen.“

seine Stimme klang traurig und gebrochen, doch es schien als müsste er endlich loswerden, was schon so lange auf seinem Herzen lag.

Als ich dies erkannte… wollte ich ihn töten. Mich rächen, für das was er mir angetan hatte. Was er aus mir gemacht hatte. Doch ich hatte keine Chance… ich unterlag ihm katastrophal und so warf er mich in sein Verlies. Versiegelte einen der Schlüssel in meinem Innersten. Ich… ich bin der Wächter des grünen Orbs - ihr hättet mich damals eigentlich töten sollen.“

Leon war überrascht – nicht von Joachims Vergangenheit, denn eine Version davon kannte er ja bereits von Rinaldo. Sondern darüber, wie der Andere sich ihm nun geöffnet hatte. Wie er ihm ebenfalls vertraute.

 

„Wenn es euch zuwider ist tötet mich. Aber… wollte dass ihr wisst wie leid es mir tut euch all die Zeit belogen zu haben. Und… dass ich an eurer Seite kämpfen oder sterben werde.

Ich werde euch… nein, ich werde 'dich' nicht im Stich lassen.“

Joachim zuckte zusammen, als er plötzlich spürte wie Leon seinen Kopf auf seine Schulter legte. Der Vampir spannte sich an und wagte es nicht, sich auch nur das kleinste Bisschen zu bewegen.

„L..Leon?“ stammelte er völlig verwundert.

 

*

 

„Es gibt nichts, wofür ihr euch entschuldigen müsst. Ich vertraue...dir… und du hast dieses Vertrauen nie missbraucht.“

Joachim war sprachlos – nach all dem, was er Leon gerade erzählt hatte. Hatte es nichts in ihm geändert. Er vertraute noch immer auf ihn und ruhte nun an seiner Schulter.

„Ist… ist das nicht unbequem?“ flüsterte Joachim. Die Wärme die Leons Körper ausstrahlte war so verlockend. Und er konnte es sich nicht erlauben jetzt schwach zu werden.

„Eigentlich nicht. Ich dachte nur dass es dir lieber wäre, als wenn ich mich auf deinem Schoß gebettet hätte“ ein Grinsen umspielte die Lippen des Blonden, der noch immer mit geschlossenen Augen die Nähe genoss.

 

So konnte er wenigstens nicht sehen, dass sämtliches Blut dass in Joachims Körper floss wohl nun ihn seinem Kopf stand. Ähnlich der Farbe einer vollreifen Erdbeere schien der Silberhaarige eindeutig überfordert.

Leon war ihm so nahe und hatte auch noch angedeutet dass ihm noch näher getreten wäre. Und dass nach all dem, was geschehen war.

Er ihm noch immer nicht gesagt dass er ein Vampir war – er hatte sich nicht überwinden können. Aus Angst dass Leon sich dann gänzlich von ihm abwenden würde.

Joachim Gedanken drehten sich im Kreis, über wenn und aber – als Leons Kopf plötzlich zu rutschen begann.

Instinktiv stützte er die Brust des Anderen – nur um zu merken, dass dieser eingeschlafen war.

 

'Leon… dich kann wirklich nichts aus der Ruhe bringen…'

Vorsichtig setzte sich Joachim etwas um und lies Leons Kopf vorsichtig auf seine Oberschenkel gleiten. Sanft strich er über die kurzen blonden Locken, während er das so unschuldige, schlafende Gesicht Leons' beobachtete.

 

'Schlaf… du… wirst all deine Kraft brauchen um Walter zu besiegen.'

Joachim blickte die Engelsstatue an, die neben ihnen stand und geradezu schützend ihre Schwingen über die beiden Männer ausbreitete.

'Ich kann Walter nicht besiegen. Aber du kannst es. Ich werde dir beistehen so gut es mir möglich ist – und wenn ich zumindest... für dich… sterbe.'

 

Joachim beugte sich vornüber zu Leon hinunter, welcher noch immer schlief und küsste den jungen Krieger sanft auf die Stirn.

Joachim schloss seine Augen, vielleicht würde auch ihm etwas Schlaf helfen.

Denn schon bald würden sie ihrem Erzfeind gegenübertreten. Und er war sich nicht sicher, ob sie stark genug waren gegen ihn zu triumphieren.

Kapitel 7

 

 

„Willkommen. Ich habe euch bereits erwartet. Leon. Joachim.“

Walter lümmelte in seinem Thron, welcher einsam inmitten des riesigen Saals stand. Hinter ihm zierte ein verstörendes Bild einer jungen Dame – nein, eher einer Dämon den Raum.

Leons Fäuste ballten sich und der junge Mann hatte Mühe die Wut in seiner Stimme zu unterdrücken „Walter… ich werde euch nie verzeihen…!“

 

Der rothaarige Vampir verschränkte verspielt seine Finger und lies seinen Blick nicht von dem blonden Jüngling. „Ich verstehe. Dann hat euch also mein kleines Präsent gefallen?“

Leon zischte abfällig und wäre am liebsten losgestürmt, doch Joachim packte seinen Arm und hielt ihn zurück „Leon! Nicht. Das ist genau das, was er will...“

Leon blickte zu dem blassen jungen Mann neben ihm. Er wusste dass Joachim recht hatte – ohne ihn hätte er sicher die Beherrschung verloren. Doch jetzt sah er nur die Sorge in den blassen, hellblauen Augen die nur auf ihm ruhten.

 

Leon atmete tief durch „Ja. Dank eures 'Geschenkes' habe ich nun die Macht euch zu vernichten.“ Leon umgriff fest die Peitsche – der Zorn des geflochtenen Leders war greifbar – die Peitsche sehnte sich danach, sich in Walters Fleisch zu schlagen.

 

Und der Vampirlord erhob sich. Abschätzig musterte er den Vampirkiller.

„Ich muss schon sagen, diese Macht ist beeindruckend.“ er lachte kalt „Doch ich werde von der Nacht geliebt. Ihr werdet meine Macht spüren.“

Leon packte seine Peitsche und zeigte mahnend auf Walter

„Ich werde euch UND die Nacht vernichten!“

Walter schien seltsam aufgeregt „Nun denn – Vorhang auf für dieses amüsante Schauspiel...“ er sammelte seine dunkle Macht und bereitete sich auf den Kampf vor.

 

Er entlud einen dunklen Blitz in Leons Richtung, welcher jedoch von einer Joachims' Klingen abgewehrt wurde.

„Ignoriert mich nicht, Walter…“ zischte der silberhaarige Vampir, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte.

Leon nutzte die Chance und lies seine Peitsche niederknallen, doch Walter wich jedem Hieb und Schwertstreich elegant aus.

Ihre Angriffe schienen ihn zu amüsieren. Seine tiefe Stimme durchdrang das Schlachtfeld

„Mein liebster Joachim… du lernst einfach nicht dazu, oder?“

Der Angesprochene zuckte zusammen „Du glaubst doch nicht, dass du mich diesmal bezwingen kannst? Du bist noch schwächer als damals...“

Der Zorn verzog das sonst so gleichgültige Gesicht des Jüngeren zu einer hässlichen Fratze. „Ich werde dir meine Macht früh genug zeigen du Bastard! Wenn ich dir dein überhebliches Lächeln aus deinem Gesicht schneide!!!“

 

Walter schlug Leon zurück und blickte überheblich in Joachims Richtung.

„Du wirst immer mir gehören ob es dir gefällt oder nicht. Dein Leben oder Tod liegt allein in meiner Hand.“ Leon verstand nicht, was gerade zwischen Jaochim und Walter geschah – doch Walter wirkte Magie. Und mit einem Mal schrie Joachim auf und fiel auf die Knie.

Er hielt verkrampft seine Hände gegen seine Brust gepresst und schien vor Schmerzen gelähmt. Er verkrampfte sich immer mehr und kauerte sich immer mehr zusammen, während Walter nur gehässig lachte. Und etwas an Joachim schien sich zu verändern.

 

Leon wollte zu dem Silberhaarigen eilen, der sich schmerzvoll über dem Marmorboden krümmte, doch ein wildes Fauchen Joachim's lies ihn innehalten „Komm nicht näher!“

Das gehässige Lachen des Schlossherren durchzog den Saal.

„Mein lieber Belmont… dafür, dass ihr die Kreaturen der Nacht so abgrundtief hasst, seid ihr in wahrhaft interessanter Begleitung unterwegs!“

 

*

 

Joachim schluckte – selbst Leon würde nun gemerkt haben, dass er ein Vampir war. Dass er ihn die ganze Zeit belogen hatte. Dass er sein Vertrauen missbraucht hatte.

„Das ist mir durchaus bewusst Walter.“ entgegnete Leon dem Herrn des Schlosses mit fester Stimme.

 

Noch immer schmerzte Joachim die Macht des Grünen Orbs in seiner Brust. Er glaubte, dass seine Haut sich von seinen Knochen schälte und verlor die Kontrolle über seinen Körper. Seine Fangzähne traten hervor und seine dunkle Magie umgab ihn wie ein dicker Nebel. Versuchend ihren Meister zu schützen, wirbelten seine Klingen wild um ihn, schlugen Funken schlagend über den Marmor. Walter war in seinen Gedanken. Er versuchte ihn zu kontrollieren, ihn zu zerstören.

Doch die Wärme einer Hand die auf sich auf seine Schulter legte, lies ihn wieder zu Sinnen kommen. Wie mit einem Schlag zerschlug die sanfte Berührung die Nebelwand, die sich um seinen Geist gelegt hatte.

 

„Reiß dich zusammen! Ich brauche dich Joachim!“ Leons starke Stimme durchdrang ihn ebenso wie die Körperwärme seiner Hand.

Schmerzerfüllt blickte er den Belmont an, das helle Blau seiner Augen war durch ein tiefes Rot verdrängt. Leon blickte direkt auf den Vampir in ihm – den Dämon, den er all die Zeit versucht hatte zu verbergen.

 

Doch Leons Worte verunsicherten ihn. 'Er… braucht mich? Er vertraut… mir noch immer?'

Joachims Gedanken überschlugen sich – doch der Schmerz hinderte ihn auch immer mehr daran, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Aber… ich…“ - '...bin kein Mensch… ich bin ein Vampir – eine der Kreaturen, die du so sehr verachtest!' doch Joachim konnte seine Gedanken nicht zu Ende aussprechen.

Leons Lippen formten ein leichtes Lächeln.

„Du bist du. Und ich vertraue dir.“

 

*

 

Anfangs war sich Leon nicht sicher gewesen – aber nach einiger Zeit war ihm klar, dass Joachim kein Mensch sein konnte.

Seine übermenschlichen Reflexe, seine Fähigkeit in völliger Dunkelheit zu sehen. Dass wann immer er Rinaldo aufsuchte, er außerhalb des Bannkreises blieb. Die dunkle Magie die er wirkte. Die Kälte seiner Haut, wann immer er ihn berührte. Rinaldo hatte seine Vermutung nur bestätigt.
 

Aber sie hatten einen gemeinsamen Feind – und Joachim hatte ihm Hilfe angeboten. Das war Grund genug gewesen zumindest vorübergehend… dieses Spiel mitzuspielen.

Und irgendwann hatte er angefangen ihm zu vertrauen. Auch wenn es nur eine Fassade war – Joachim kämpfte mit ihm. Er hielt ihm den Rücken frei und half ihm, wo immer er nicht weiter konnte. Ohne ihn… hätte er wahrscheinlich nie so weit geschafft. Und nicht ein einziges Mal hatte der blasse Silberhaarige auch nur versucht ihm zu schaden. Im Gegenteil – der Vampir hätte sogar sein Leben gegeben um ihn zu retten.

Das war für Leon Grund genug, Joachim sein bedingungsloses Vertrauen zu verschenken.

 

Leon zog den jungen Vampir auf seine zitternden Beine und Joachim schien sich zu beruhigen. Die Schwerter zogen wieder ruhig ihre Kreise um ihren Meister.

Und dieser blickte Leon nur herzerweichend an. Er schien nicht glauben zu können, dass er ihm noch immer vertraute.

 

„Wie rührend. Wirklich herzzerreißend. Hätte ich das geahnt, hätte jemand anderes den Platz eurer Verlobten einnehmen können.“

„Schweigt Walter! Ich werde euch das nie verzeihen! Ich werde euch vernichten!!!“ brüllte ihm der blonde Jüngling entgegen. Der Zorn über Saras Tod flammte in ihm auf wie ein Höllenfeuer – er würde Walter für seine Taten büßen lassen und vernichten!

 

*

 

„Ihr habt sicher gemerkt dass unser liebster Joachim noch ganz andere Qualitäten hat. Ihr hättet ihn sehen sollen als er mir noch treu ergeben war. Wie willig er sich mir jede Nacht hingegeben hat.“ Walter machte es Spaß, Joachims Geist noch mehr zu zerstören.

Die Erinnerungen an die Vergangenheit lähmten ihn.

 

Wie Walter ihn verführt und zu einem von ihnen gemacht hatte.

Er hatte ihm ewige Jugend, Macht und so vieles mehr versprochen. Doch am Ende war er nur sein Betthäschen, sein Haustier – sein Sklave. Als er das erkannte, hatte er versucht sich zu befreien. Doch er war zu schwach gewesen. Und so war alles was er erreicht hatte, dass Walter ihn in den Palast des dunklen Wassers weggesperrt hatte. Hungernd und dem Wahnsinn nahe blieb ihm nur die Hoffnung, dass sich ein unglücklicher Streiter in sein Verlies verirren würde – auf dass er ihn bis auf den letzten Tropfen das köstliche Blut aus den Adern saugen konnte.

 

Leon schritt einige Schritte vor und stand nun schützend vor Joachim.

„Genug Walter! Ihr macht mich krank! Niemand kann sich anmaßen über einen Anderen herrschen!

Joachim ist wie jeder Andere sein eigener Herr!“ Leon war mehr als nur aufgebracht – Walter schien genau zu wissen was in dem Ritter die Wut hochkochen lies.

 

„Ich muss euch enttäuschen Belmont - Joachim gehört mir. Und nur mir. Sein 'Leben' ist allein mein Besitz.“ der überhebliche Blick des Rothaarigen lag nun auf Joachim. „Du bist mein. Du wirst niemals etwas anderes sein als mein Werkzeug. Auch nicht für diesen Menschen. Einfach erbärmlich wie du glaubst, etwas wie Liebe für ihn empfinden zu können.“

 

Joachim zuckte zusammen. Walter wusste es. Aber eigentlich überraschte es ihn nicht. Walter war sein Meister – er hatte ihn erschaffen.

Auch wenn es ihn anwiderte und er es verfluchte – er und Walter waren verbunden. Er war sein Schöpfer. Dass er wusste, dass er sich zu dem jungen Ritter hingezogen fühlte war nur selbstverständlich. Doch er würde nicht zulassen dass Walter ihn kontrollieren und zwingen würde, Leon zu schaden. Lieber würde er sterben.

 

„Ich hätte dir vielleicht deinen Verrat verzeihen können wenn du ihn getötet hättest. Ich hätte dich wieder an meine Seite genommen. Doch du hast mich enttäuscht – wie immer.“

Walter seufzte abfällig und bewegte seine rechte Hand. Und noch bevor die beiden Krieger erkennen konnten was der Burgherr tat geschah es.

 

Ein unerträglicher Schmerz lies Joachim plötzlich aufschreien, sein schmächtiger Körper bäumte sich qualvoll auf – als Walter mit seiner dämonischen Magie das Grüne Orb aus seinem Vampirkörper riss. Er spürte nur wie sein Fleisch zerfetzt und seine Rippen zersplittert wurden. Sein Brustkorb wurde regelrecht aufgerissen und das magische Orb schlug sich durch seinen Harnisch.

Das wenige Blut das sich in seinem Körper befand strömte aus der riesigen Wunde heraus und tropfte leise zischend auf den Marmorboden. Vor Schmerzen gelähmt fiel er nach hinten und verlor das Bewusstsein. Das Letzte was seine Augen sahen war Leons verständnisloser, entsetzter Blick.

 

*

 

Leon konnte nicht begreifen was geschehen war. Erst glaubte er dass Joachim wieder bei ihm wäre – doch dann riss Walter etwas aus seinem Körper. Das fehlende, grüne Orb. Also hatte Walter wirklich geplant dass er ihn damals hätte töten sollen. Die Augen des silberhaarigen Vampirs waren vor Schmerz weit aufgerissen und sein Körper sackte zitternd nach hinten, nachdem Walter zurückgeholt hatte was ihm gehörte.

Leon konnte Joachims regungslosen Körper nur auffangen – und hielt nun den tödlich verletzten, bewusstlosen Vampir in seinen Armen. Er konnte nur zusehen, wie das dunkle Blut stetig aus der offenen Wunde aus dessen Brust sickerte. Wie der Rest seines untoten Lebens aus ihm floss.

 

„Nun mein lieber Belmont… wie fühlt es sich an, wenn einem das Letzte, das einem noch etwas bedeutet genommen wird?“

Walters gehässige Stimme hallte in seinem Thronsaal wider, während er spielerisch das blutverschmierte Orb in seinen schlanken Händen hielt, welches ein sanftes grünes Licht ausstrahlte.

Doch Leon konnte gar nicht auf die Gehässigkeiten, die ihm der Rothaarige entgegenbrachte reagieren. Seine Gedanken kreisten allein um seinen Kameraden, welcher einfach sterben würde, wenn er nichts unternehmen würde. Würde er Joachim jetzt verlieren… hätte er keine Kraft mehr um weiter zu kämpfen. Er hätte nichts mehr dass es ihm Wert wäre zu beschützen.

 

Leon griff in seine Tasche und zog einen kleinen Kristall hervor, welcher unter dem Druck seiner Hand zerbrach.

Rinaldo hatte ihm einst diesen kleinen, magischen Kristall gegeben. Der Magier hatte ihm erläutert, dass durch seine Macht für einen kurzen Moment der Fluss der Zeit extrem verlangsamt werden konnte und er ihm nützlich im Kampf gegen Walter sein würde. Doch dies hier war wichtiger als Walter zu erschlagen. 'Bitte… lass es nicht zu spät sein!'

 

Leon nahm einen seiner Silberdolche und fuhr sich über die Seite seines Halses – stark genug damit es blutete, doch sanft genug um sich selbst keine ernsthafte Wunde zuzufügen.

Seine Panzerhandschuhe umfassten Joachims Kopf und pressten dessen Mund gegen die Wunde. Erst spürte er nur die kalten Lippen des Vampirs auf seiner Haut, doch dann bewegte sich der fast tote Körper des Vampirs. Leon spürte wie Joachims Zunge über seinen Hals glitt und die Tropfen des Blutes gierig aufnahm. Gänsehaut jagte über seinen Körper als er spürte wie die Instinkte des Vampirs in seinen Armen erwachten. Nach seinem Blut gierten.

Ein leisen Knurren ertönte aus der Kehle des Vampirs und seine Arme umklammerten Leons Oberkörper. Danach spürte er nur noch den betäubenden Schmerz als Joachim seine Fangzähne in seinen Hals schlug.

 

*

 

Joachim war von Dunkelheit umgeben. Er würde sterben. Einfach so. Es war lächerlich gewesen, dass er all die Zeit geglaubt hatte einen Chance gegen seinen Schöpfer zu haben.

Walter hatte ihn einfach so töten können. Es war nur eine kleine Handbewegung des Herrn des Schlosses gewesen und schon hatte er ihm das magische Orb aus seiner Brust gerissen. Es hatte eine klaffende Wunde in seinen Körper geschlagen, als wäre er nur aus hauchdünnem Pergament.

 

Er hatte Walter nichts entgegen setzen können. Er war Leon keine Hilfe gewesen.

All die Zeit war er nichts mehr als eine Last. Aber… seit Jahrhunderten war es das erste Mal gewesen, dass er wieder… etwas wie glücklich gewesen war. Glücklich und dankbar, an Leons Seite sein zu dürfen. Dass er seine Nähe und seine… Zuneigung spüren durfte.

 

Ein Zittern durchfuhr seinen Körper und er spürte wie sich immer mehr eine betäubende Kälte ausbreitete.

'So fühlt es sich also an, wenn man... gänzlich stirbt?'

Blutige Tränen stiegen in seine blassen, kalten Augen. Zitternd schlang er die Arme um seinen zusammengekauerten Körper. 'Ich… ich will… noch nicht sterben… Leon… ich habe solche Angst…'

 

Ein Geräusch lies ihn aufblicken. Feurig rote Augen starrten ihn an. Als wäre es ein Doppelgänger, stand sein Ebenbild vor ihm, vollkommen in Schwärze gehüllt. Es fletschte seine Zähne und fauchte ihn an. War dies der Vampir in ihm?

 

Erst schien er ihn zu beobachten, doch dann schritt der Schatten auf ihn zu, packte ihn und zog ihn am Kragen nach oben. 'Du solltest besser aufwachen…' ein gehässiges Grinsen umspielte die Lippen des Schattens, als der Doppelgänger ihn wieder brutal zu Boden warf. 'Sonst gehört der Belmont mir…!'

Als er er erneut die Augen aufriss war er nicht in dem schwarzen Raum. Es war Walters Thronsaal.

Leon lag kraftlos in seinen Armen, während er gierig das Blut aus dessen Halsschlagader saugte. Er spürte die Wärme der kostbaren Flüssigkeit, als sie seinen Rachen hinunterglitt und ihm zu neuer Kraft verhalf.

 

Erschrocken löste Joachim seinen Biss und schreckte zurück. Leon öffnete geschwächt seine Augen und lächelte ihn schwach an. Er strich ihm über seine Wange

„Gott sei dank… es… hat funktioniert...“

Joachim blickte an sich herunter – die Wunde die Walters Orb gerissen hatte, war vollständig geschlossen. Leons Blut pulsierte durch seine untoten Adern und verlieh ihm neue Macht. Leon… hatte ihn gerettet und sich selbst fast geopfert. Nur einen Moment länger und… Joachims dunkler Fluch hätte sich auch in den blonden Ritter gefressen und ihn unwiderruflich in eine Kreatur der Nacht verwandelt.

 

„Du… du Dummkopf!“ Tränen rollten über Joachims Wangen.

Doch Leon lachte auf „Ich wusste nicht, wie ich dich sonst hätte retten können...“

Er richtete sich mühsam auf und hielt sich seine blutende Halswunde. Mit der anderen Hand suchte er in seiner Tasche nach einem Heiltrank. Der Vampir nahm ihm das kleine Fläschchen aus der zitternden Hand und führte es sanft an seine Lippen. Bereits als Leon den ersten Schluck nahm, konnte man sehen wie die magische Heilkraft ihn durchfuhr.

Die Wunde des Blonden schloss sich und er schien wieder voller Energie zu sein – nur zwei kleine Narben erinnerten an das eben geschehene.

„Wie kannst du nur… was wenn… ich dich getötet hätte?!“ schrie Joachim den Genesenen an. Doch der lächelte nur „Ich vertraue dir...“ und Leon näherte sich ihm.

 

Joachim wusste nicht wie ihm geschah, als Leon seine zarten Lippen auf die Seinen legte.

Er war so wunderbar warm, dass es Joachim einen Schauer durch den ganzen Körper jagte. Er schloss seine Augen und erwiderte sanft den Kuss.

Seit seinem Tod vor so vielen Jahren hatte er nichts dergleichen mehr gespürt. Doch nun konnte er fühlen, wie sich die Wärme in ihm ausbreitete, während der andere Krieger ihn so fest in seinen Armen hielt.

Leon blickte ihm fest in die Augen, als er sich von ihm löste.

„Wir… sind hier noch nicht fertig.“ vorsichtig stand er auf und half Joachim auf.

Der Vampir lies die Hand des Belmont nicht los. Die Magie des Kristalls schwand. Er konnte sehen wie Walter sich langsam wieder zu bewegen schien.

 

„Dann lass uns das zu Ende bringen.“ Joachims Stimme schwang fest durch den Saal – und Leon stimmte ihm nickend zu. Sein Griff am Vampirkiller festigte sich und Joachims Schwerte rissen sich aus dem Steinboden und begannen ein Pentagramm um ihren Meister zu erschaffen.

 

Und die Zeit kehrte zu ihrem normalen Fluss zurück.

Kapitel 8

 

 

 

Walter riss verstört seinen Kopf nach oben – seine rote Mähne wirbelte um sein Gesicht als der magische Energiestrahl Joachims ihn traf und zurückschleuderte.

„Verdammt… du solltest tot sein!“ fuhr er Joachim scharf an.

Ein Lächeln lag auf den Lippen des jüngeren Vampirs „Ich bin bereits tot. Hast du schon vergessen wie du mich damals getötet hast?“ Seine Klingen schlugen unnachgiebig auf den Burgherrn ein, doch er schaffte es immer wieder auszuweichen.

Leon Peitsche schlug nach dem Rothaarigen und die Hiebe rissen tiefe Furchen in den Marmorboden.

Walter versuchte wieder die Oberhand zu gewinnen, indem er in die Gestalt einer monströsen Fledermaus wechselte und seine dunkle Magie wirkte – doch die beiden Recken wichen ebenso geschickt aus, wie sie erbarmungslos zurückschlugen. Schließlich sackte Walter nach einem harten Peitschenhieb auf die Knie – als sich auch schon Joachims Klingen durch seinen Oberkörper bohrten. Es war vorbei. Der Vampirlord würde ihnen nicht mehr entkommen können.

 

Walter fluchte wild und wollte nicht wahrhaben dass er tatsächlich verlieren würde. „Das… das kann nicht sein! Ich kann nicht verlieren!“

Der rothaarige Schlossherr wicht zurück doch Leon trat ihn erhobenen Hauptes entgegen. „Saras Leid. Rinaldo Kummer. Ritze sie in deinen verfluchten Körper und stirb!“

Leons Stimme war tief und voller Zorn. Seine Lippen bebten, als er versuchte seine Wut unter Kontrolle zu halten.

 

„Mit… mit meiner Macht werde ich wieder auferstehen…! Hätte… hätte ich doch nur den Purpurstein…! Doch eines Tages wird er… mir gehören!“ Walter würde nicht aufgebeben, das war sicher.

 

Doch mit einem mal durchzog ein tiefes, bösartiges Lachen die Stille.

Joachim und Leon wichen zurück, als sie erkannten wer lachte – doch auch Walter drehte sich erschrocken um und erstarrte regelrecht. „Nein!… Du…hast mich betrogen!“ zischte der verletzte Burgherr das Wesen an.

Es war ein gigantisches, schwebendes Skelett. Der Knochenkörper fehlte ab der Mitte der Wirbelsäule, auf seinem Kopf trug er etwas, das einer Krone ähnelte. Ein großer, zerrissener roter Umhang flatterte wild hinter ihm – und in seinen knochigen Händen hielt er eine riesige Sense. Es war der Tod.

Das dämonische Lachen zog Joachim durch Mark und Bein. Und er merkte dass es Leon ähnlich erging.

 

„Deine Seele gehört mir!“ Der Tod sprach zu Walter und sein Skelettfinger zeichnete ein Pentagramm in die Luft – Blitze und Energieschwaden strömten heraus und bohrten sich in den rothaarigen Vampir. Walter schrie auf und blickte ungläubig in die verstörten Gesichter von Leon und Joachim.

Dann war es auch schon vorbei. Walters Körper löste sich auf und seine verfluchte Seele sammelte sich zwischen den Händen des Tods.

„Die Macht dieser unreinen Seele… Ich biete sie dem König an, der den Purpurstein besitzt!“

 

Und die Macht sammelte sich erneut – ein gigantischer Wirbel aus schwarzer Energie saugte Walters Seele in sich auf – Die Boshaftigkeit, die er ausstrahlte konnte man schon beinahe greifen.

Aus der Schwärze erschien etwas, das wie ein roter, kristallener Kokon wirkte. Die Energie, die sich in dessen Inneren gesammelt hatte, durchzog in feinen Rissen die Hülle – und sprengte sie einfach auf - und ein blendendes, helles Licht tauchte alles in ein reines Weiß.

Die Splitter des Kristalls schossen in alle Richtungen. Leon riss schützend seine Panzerhandschuhe vor sein Gesicht, doch Joachim warf sich vor seinen blonden Freund und beschwor einen magischen Schutzkreis, der die Splittergeschosse einfach abprallen lies.

 

Als sich der Staub legte und das Licht schwächer wurde, konnten die beiden jungen Männer sehen dass sie nicht alleine waren. Ein junger Mann, kaum älter als Leon stand vor ihnen im Saal. Sein langes, schwarzes Haar umspielte elegant sein Gesicht, und sein Körper war in einer prächtigen Robe gekleidet.

'Das… ist kein Mensch…' Joachim spürte dass sein Gegenüber nicht menschlich war. Es verwirrte ihn. Die Aura des Mannes ähnelte der von Walter. Und doch war sie etwas komplett anderes – etwas viel, viel Bösartigeres.

 

*

 

„Was… Mathias?!“ als Leon erkannte wer vor ihm stand, konnte er seinen Augen nicht trauen. Joachim schien überrascht dass er den Schwarzhaarigen Mann kannte – doch er stand vor ihm. Mathias. Sein Jugendfreund. Sein Kamerad. Sein Vertrauter.
 

„Exzellent…. Ich habe schon lange keine so gute Nacht mehr verbracht.“

Der Schwarzhaarige schien seltsam zufrieden.

Der Blick seiner Augen lag einzig auf Leon. „Du hast mich nicht enttäuscht, Leon.“

Zufrieden lächelte er den Blondschopf an – doch in dem Lächeln lag keine Wärme. Es war kalt und gefühllos.

„Ich hatte nie Zweifel dass du es nicht schaffen würdest.“

 

„Was… was hat das zu bedeuten?!“ fragte Leon seinen Freund. Doch er spürte bereits das etwas im Argen lag. Das war nicht der Mathias, der ihn kannte. Nicht sein Freund, dem er ohne Zögern vertraut hätte. Auch Joachim schien mehr als vorsichtig und schien zu spüren dass etwas nicht stimmte. Leon sah dem silberhaarigen Vampir die Anspannung an. Seine Augen leuchteten rot auf und starrten Mathias finster an.

 

„Ich brauchte die Seele eines mächtigen Vampirs.“ entgegnete Mathias knapp.

„Das ist alles.“ Er schien abzuwarten, wie Leon reagieren würde.

„Du… hast mich benutzt?“ Leon war entsetzt. War das alles… nur ein abgekartetes Spiel gewesen?

„Nicht nur dich. Deine geliebte Sara. Rinaldo. Und Walter… ich habe sie alle benutzt.“

Die Tatsachen erschreckten Leon jedoch bei weitem nicht so sehr, als dass sich Mathias keinerlei Anzeichen von Bedauern oder Reue zeigte. Dies war der endgültige Beweis, dass es nicht länger sein Freund war, den er kannte.

Fast schon amüsiert setzte er noch nach „Ich hatte jedoch nicht erwartet dass alles so gut laufen würde.

 

*

 

Joachim verstand nicht, was vor sich ging. Dieser … Mensch oder was immer er war - er hatte Walters Seele in sich aufgenommen. Er war anscheinend ein guter Freund Leons. Doch er merkte schon an dessen Reaktion, dass er mehr als aufgebracht war.

Joachim glaubte dass es das Beste sei, sich vorerst bedeckt zu halten – doch der Schwarzhaarige, den Leon Mathias nannte würdigte ihn sowieso keines Blickes.

 

Doch etwas zog seinen Blick auf sich. Und auch Leon schien es bemerkt zu haben. Es war der tiefrote Edelstein, der in der Kette eingelassen war die um Mathias schlanken Hals hing.

„Dieser Stein… ist das der Purpurstein?“ Leons Stimme klang angespannt und er selbst spürte die unheilige Macht, die von dem Stein ausging.

„Ah, du weist was das ist? Ich bin beeindruckt.“ Mathias berührte fast schon zärtlich den Stein „Mit der Macht dieses Steines habe ich die Kontrolle über Walters Seele erhalten.“

 

Leon umgriff fest den Griff der Peitsche. Also spürte auch er es endlich.

„Dieser Zorn den die Peitsche ausstrahlt… Mathias! Du hast deine Menschlichkeit aufgegeben?“ entsetzt wandte er sich an den jungen Schwarzhaarigen.

„Ganz genau!“ Mathias zeigte auf Leon und der Wahnsinn flackerte in seinen kalten Augen auf. „Indem ich ein Vampir geworden bin, habe ich das ewige Leben erhalten! Das war mein Ziel! Das ist meine Rache an Gott!“ seine Hand ballte sich zur Faust und Joachim konnte die Wut des Schwarzhaarigen spüren. Kaum merkbar versammelten sich seine Schwerter hinter ihm, bereit zuzuschlagen falls es nötig sein sollte.

 

*

 

„Rache an Gott?“ Leon war mehr als verwirrt. Von was sprach Mathias überhaupt?!

„Wir haben unsere Leben riskiert als wir für Gott gekämpft haben! Doch Gott hat mir gnadenlos diejenige genommen, die ich am meisten geliebt hatte! Dabei war das Einzige, für das ich jeher gebetet hatte, Elisabetha's Sicherheit!“

Leon sah die Wut in Mathias Augen aufflackern – und er ahnte worauf sein Freund hinaus wollte

„Wenn dieses begrenzte Leben Gottes Urteil ist, dann werde ich mich dem widersetzen! Und ich werde ihn bis in alle Ewigkeit verfluchen!“ der Zorn schwang in Mathias Stimme mit, die bisher so gefasst war. Doch sein Blick lag weiterhin erwartend auf Leon.

 

*

 

Leon schluckte schwer. Joachim konnte nicht abschätzen, was in seinem Kamerad vor sich ging – doch die Worte des Fremden schienen ihn schwer zu treffen.

„Mathias…“ die Stimme des Blonden schien fast schon kraftlos.

Er wusste nicht dass dieser Mathias plante – doch er sah wie es Leon drohte zu zerstören. Und dies war etwas, das er nie zulassen würde.

„Leon, nach allem was du durchleiden musstest… solltest du mich verstehen können...“

Joachim war überrascht wie geschickt Mathias versuchte Leon durch seine Schauspielerei zu beeinflussen. Doch er vertraute auf Leon und seine Stärke.

 

„Leon….“ es war mehr ein Flüstern welches über Joachims Lippen schlich – doch Leon schien zu wissen dass er egal welche Entscheidung er auch treffen würde, er vollkommen hinter ihm stehen würde.

 

„Ja… du hast nicht unrecht. Ich verstehe wie du fühlst...“ die Worte die über Leons Lippen kamen erstaunten Joachim. Doch Leon schritt näher auf ihn zu und ergriff seine Hand.

Er glaubte fast, dass Leon den Halt in diesem Moment brauchte – um nicht von seinem Weg abzukommen. Der Blonde blickte ihn an – und Joachim nickte ihm nur zu. Er zeigte, dass er hinter ihm stände – egal was geschehen würde. Und der Vampir spürte, wie sich der Griff um seine Hand nur verfestigte.

 

„Dann komm mit mir! Ich werde auch dir die Ewigkeit schenken!“

Mathias schien zu glauben, dass Leon ihm und seiner Überzeugung zustimmte. Erleichtert streckte er Leon seine Hand aus.

Doch dieser schüttelte nur seinen Kopf und seine blonden Locken umspielten sanft sein Gesicht.

„Du armer, fehlgeleiteter Narr.“ Mathias schien nicht glauben zu wollen, was er gerade gehört hatte. „Ist dies das, was die Frau die du liebtest gewollt hätte?!“ der Zorn der in Leons Stimme mitschwang, entsprang zweilfellos dem Zorn über Saras sinnlosen Tod. Doch der Belmont hielt noch immer die Hand des Vampirs fest umklammert. Als wäre seine Hand das Einzige, das Leon nun noch Halt geben könnte. Leons Stimme zitterte „Der Mathias den ich kenne… er hätte eine solche Frau nie geliebt!“

 

Leons Worte schienen Mathias zu treffen. Er wand seinen Blick ab und sprach ruhig, fast liebevoll „Elisabetha war eine liebevolle, ehrbare Frau. Bis zum Ende hat sie sich stets nur um mich gesorgt.“ auf einmal verzogen wieder der Hass seine zarten Gesichtszüge „Darum hasse ich ihn! Hast du Walter nicht auch besiegt, während der Hass in deinem Herzen wohnte?!“ Nun war es Leon, der sich abwand.

 

„Ja… ich würde lügen wenn ich etwas anderes behaupten würde.“ Er blickte zu Boden als würde er nach den richtigen Worten suchen.

„Aber ihn zu besiegen… Nein! Andere vor diesem verfluchten Schicksal zu bewahren – das war Saras letzter Wille!“ Mathias starrte ungläubig auf Leon. Und kurz wechselte sein Blick auf Joachim – als würde er ihn das erste Mal bewusst wahrnehmen. Der Vampir erwiderte den Druck auf seiner gehaltenen Hand. Er würde Leon jetzt nicht im Stich lassen.

Und der Blonde lächelte ihn an. Es war eines jener Lächeln, dass Joachims Knie weich werden lies. Er nickte ihm kaum merkbar zu – er schien dankbar zu sein, dass er bei ihm war.

 

„Ich werde ihren Wunsch erfüllen – das ist alles, das ich tun kann um meine Liebe zu beweisen. Die Ewigkeit ohne sie… wäre nichts außer Leere.“

Joachim schmerzten Leons Worte. Doch er respektierte dessen Gefühle für Sara – sie würde immer ein Teil von ihm und immer in seinen Gedanken sein. Er würde sie nie ersetzen können – und das wollte er auch gar nicht. Doch er war überrascht dass er Leon scheinbar besser einschätzen konnte als dessen alter Bekannter.

 

Doch er sah wie Mathias enttäuscht auf Leon blickte.

„Ich dachte dass gerade du mich verstehen würdest, Leon. Die Dämmerung naht. Lebewohl, Leon.“

Er drehte sich um und wand sich von Leon ab als er flüsterte „Tod… er gehört dir.“

Leon konnte nicht einmal etwas außer einem hastigen „HALT!“ antworten – denn Mathias verwandelte sich in eine Fledermaus und verwand - und mit einem Mal manifestierte sich erneut die Skelettgestalt vor den beiden Männern.

Er beschwörte seine schwarze Magie und brachte die Beiden in eine Zwischendimension. Sein Reich. Das Reich des Todes.

 

Die dunkle Stimme des Todes durchdrang den Raum „Mein Meister hat es befohlen – ich werde eure Leben hier und jetzt beenden!“

Leon spannte seine Peitsche, die vor Zorn fast schon aufschrie, während Joachim seine Klingen um sich sammelte. Er hatte seine schlimmste Angst bereits besiegt. Er hatte Walter erschlagen.

 

Der Tod machte ihm keine Angst. Nicht mehr.

Kapitel 9

 

 

Sie kämpften tatsächlich gegen den Tod persönlich. Irgendwie brachte die Ironie die in dieser Situation lag, Leon zum schmunzeln. Dabei hatte er alle Mühen, den Attacken des personifizierten Sensenmannes auszuweichen. Immer wieder schwang er seine Sense nach ihnen und beschwor kleine Hilfsdämonen, die ihnen folgten und sich selbst in in die Luft jagten als wären sie wandelnde Bomben.

Joachim wich ihnen leichtfüßig aus und schaffte manchmal sogar, die Wesen kurz vor der Explosion auf ihren Meister zu schmettern. Mehr Schwierigkeiten bereitete der starke Feuerangriff, den der Tod immer wieder auf sie niederregnen lies.

 

Zu seinem Glück hielt Joachims Schutzschild einigen der Angriffen stand, doch Leon konnte sehen wie sehr es den Vampir erschöpfte den Schild aufrecht zu erhalten.

Sie konnten es sich nicht erlauben hier zu sterben. Sie mussten siegen – und das schnell, so lange ihre Kräfte es noch zuließen.

 

„Leon! Hinter dir!“ Joachim schrie ihm zu, doch bevor Leon reagieren konnte, wurde er von einer Explosion nach vorne geworfen. Er schaffte es noch sich abzurollen, doch er spürte den brennenden Schmerz in seinem Rücken. Der Tod nutzte den Moment der Schwäche und holte mit seiner Sense weit aus um Leon niederzustrecken – doch bevor die Klinge ihn berührte, bohrte sich ein Strahl dunkler Energie durch den untoten Körper. Fluchend fiel dem Wesen seine Waffe aus den Händen, während ein Klingensturm auf ihn niederregnete.

 

Leon raffte sich auf und sah dass Joachim alle Kraft aufbrachte die noch in ihm steckte – er schrie seine Wut hinaus und wirkte wie ein tobsüchtiger Hund.

Leon schleuderte seine Silberdolche auf den Tod und beschwörte mit Hilfe eines der Orbe in seinem Besitz ein großes, heiliges Kreuz dass seinen Feind zusätzlich schwächte. Er überwand den Schmerz den er spürte und sprang auf den Tod zu. Der Vampirkiller schlug sich in den Körper des Monsters und es brüllte schmerzerfüllt auf.

 

*

 

Und dann zerbrach diese Welt. Als würde ein Spiegel in tausend Scherben zerbrechen, splitterte der Boden und der ganze Raum um sie herum. Die Scherben lösten sich auf und sie standen erneut in dem Thronsaal. Joachim hechtete an Leons Seite und lies das sich krümmende Skelett nicht aus den Augen.

 

Es zischte grollend in ihre Richtung „Ich kann nicht glauben, dass ich...“

Leon spannte seine Peitsche „Ich habe die Macht die Vampire, und alle die zu ihnen gehören zu vernichten! Auch wenn du gottgleiche Kräfte hast, bist du keine Ausnahme!“

 

Die starren, rot leuchtenden Augenhöhlen beobachteten den Blonden und die tiefe Stimme des Todes erhob ich erneut.

„Bedauerlicherweise werde ich mich immer wieder von den Toten erheben, solange mein Meister lebt. Ihr habt nichts gewonnen!“

Leons Blick festigte sich „Ich verstehe. Dann überbring deinem Meister eine Nachricht.“

 

Er blickte mit einer Entschlossenheit dem Tod entgegen, dass Joachim die Spannung fast greifen konnte.

 

„Er ist einer der Verdammten geworden – und ich werde ihm nie verzeihen! Diese Peitsche und meine Angehörigen werden ihn eines Tages vernichten! Von diesem Tage an wird der Belmont-Clan die Nacht und alle ihre Kreaturen jagen!“

Joachim sah, dass Leons geballte Fäuste zitterten. Doch er wagte es nicht, diesen Moment zu stören. Der Tod starrte Leon an und löste sich dann in Licht auf – er kehrte zu seinem Meister zurück.

 

Leon starrte in die Richtung, in der sein einstiger Freund verschwunden war. Seine Fäuste wütend geballt und die stille Wut unterdrückend sah er aus dem zerstörten Buntglasfenster des Thronsaals.

Joachim schritt an seine Seite und versuchte zu verstehen, was im Kopf des Belmont vorging. Doch egal wie lange er es versuchen würde – er könnte es wahrscheinlich nie verstehen. Vorsichtig griff er daher lieber nach Leons Hand.

 

Leon blickte ihn überrascht an, doch seine Hand entspannte sich – fast schon liebevoll umgriff er die kalte Hand des Vampirs.

„Ich… habe dir noch gar nicht richtig gedankt… du hast mich gerettet. Ich... danke dir...“

Leon sah Joachim tief in seine eisblauen Augen, während er zu dem Blonden sprach.

Betreten wich er jedoch dem Blick aus und starrte auf den Boden. Eine leichte Röte schimmerte auf den Wangen des Untoten. Der Blonde strich sanft über seine Wange.

„Ich… ich weis nicht wie ich mich jemals revanchieren kann.“

Doch Leon hob mit seinen Fingern nur Joachims Kinn sanft an und blickte ihm erneut tief in seine Augen.

 

Und Leon küsste ihn erneut. Doch diesmal war er stürmischer und fordernder. Joachim schlang seine schlanken Arme um Leons Nacken und zog ihn noch näher an sich heran.

Er wollte ihm nah sein. Und wenn es nur diese eine Nacht wäre. So zog er den Belmont in eines der angrenzenden Zimmer, die einst Walter gehört hatten. Doch sie ängstigten Joachim nicht länger. Noch immer sich umschlingend küssend, begann Leon den Harnisch abzuschnallen und schälte sich selbst aus seinem Mantel. Joachim zog ihn zu sich auf das große Bett, welches an der Stirnseite des Raumes stand. Diese Nacht… wollte er nur Leon gehören. Und in den blauen Augen des Anderen sah er, dass dies auch seinem Wunsch entsprach.

 

Als Joachim erwachte schien Leon noch tief und fest zu schlafen. Geradezu lautlos schlüpfte er in seine Kleider und schnallte seinen Harnisch fest. Durch seine Magie waren alle Spuren des Kampfes wie weggefegt. Der junge Vampir sah so makellos aus wie immer.

Doch etwas zog Joachims Aufmerksamkeit auf sich. Vorsichtig schritt er zu dem großen, zerstörten Buntglasfenster und sah hinaus in die Landschaft.

Die ewige Nacht war vorrüber. Der Horizont erhellte sich bereits und und die nahende Dämmerung kündigte den Beginn eines neuen Tages an.

Sein Blick fiel sehnsüchtig auf Leon – dies war der Moment ihres Abschiedes. Sie konnten nicht länger zusammen bleiben.

 

Dann hörte er dass auch Leon erwacht war. Eigentlich wollte er verschwunden sein, bevor dies geschah – doch nun spürte er Leons Blicke in seinem Rücken.

„Du… gehst?“ Leons Stimme klag bedrückt. Hatte er etwa erhofft, dass ihre gemeinsame Zeit noch andauern würde? 'Bitte… mach es mir nicht schwerer, als es schon ist…' Joachim griff sich an seine Brust, denn er fühlte einen tiefen Schmerz. Doch es war nicht die Wunde, die Walter ihm zugefügt hatte. Es war sein untotes Herz, dass wieder etwas gelernt hatte zu fühlen. Und bei dem Gedanken Leon zu verlassen verkrampfte es sich so sehr, dass er glaubte es würde zerspringen.

Er würde einfach aus dem Leben des Anderen verschwinden. Er hatte sein ganzes Leben vor sich. Für eine untote Kreatur der Nacht war hier kein Platz.

 

„Warte… Joachim!“ der Belmont packte seine Hand und hielt ihn fest, als Joachim sich umdrehen und in den endlosen Korridoren des Schlosses verschwinden wollte.

Sein kaltes Herz zog sich zusammen – doch es war besser so. Er war ein Vampir. Und Leon war ein Mensch. Selbst wenn sie wollten, konnten sie nicht länger zusammen sein. Es war Zeit dass sie ihren eigenen Pfaden folgten.

 

„Bitte.. lass mich gehen…“ Joachims Stimme war schwach und seine Brust zog sich noch mehr zusammen, als Leon von hinten seine Arme um ihn legte. Der Vampir schmiegte sich in diese Berührung, doch er sprach weiter.

„… ich kann nicht länger bei dir bleiben. Der Tag naht. Die ewige Nacht ist besiegt. Und du solltest diesen Ort verlassen – ohne Walters Macht wird dieses Schloss in sich zusammenbrechen sobald die ersten Sonnenstrahlen diese unreinen Mauern berühren.“

 

„Werde… ich dich wieder sehen?“ Der Atem des Ritters hauchte heiß an Joachims Nacken.

„Wenn es das Schicksal so will...“

Und Leon löste seine starken Arme.

Joachim wagte es nicht ihn anzublicken – er fürchtete dass er schwach werden würde und bei dem Blondschopf bleiben wollen würde, doch dieser hatte seine eigene Zukunft noch vor sich. Und er selbst konnte kein Teil davon sein.

 

„Ich danke dir… für alles…“ Leons Stimme klang traurig, aber er schien auch langsam zu verstehen, dass ihre Trennung das Beste war.

 

„Ich… werde dich nie vergessen… solange ich dieses unsterbliche Dasein friste.

Du… hast etwas in mir geweckt dass ich vor langer Zeit verloren hatte. Ich verspreche dir, dass dir von mir keine Gefahr drohen wird.“ Tränen standen in Joachims Augen und drohten seine Stimme zu ersticken. Doch… er war glücklich.

 

„Das weis ich… ich vertraue dir.“ ein leises Lachen schwang in Leons Stimme mit.

„Leb wohl. Bitte… pass auf dich auf...“

Ein Lächeln lag auf Joachims Lippen. „Leb wohl… bis wir uns wieder sehen werden.“

Sein silbernes, seidiges Haar umspielte sein auf ewig jugendliches Gesicht, als er Leon ein letztes Mal anblickte – und ihm ein Lächeln schenkte, bevor er in der Dunkelheit der Gänge verschwand.

 

*

 

Als Leon die Schlosstore erreichte, war Joachim längst verschwunden. Leon hielt seine Peitsche fest im Griff 'Eines Tages… sehen wir uns wieder…'

Doch er hatte einen Schwur zu erfüllen. Er wand sich von den riesigen Torflügeln ab und schritt zielstrebig auf den Pfad zu, der aus diesem unheiligen Land führte.

Dennoch würde ein Teil von ihm immer dem stillen Vampir mit dem Silberhaar gehören.

Geistesabwesend strich er über seinen Hals und über die Narben von Joachims Fangzähnen.

Leon lachte leise in sich hinein „Ich muss wohl selbst wahnsinnig geworden sein.“

Gerade als er auf die Holzhütte Gandolfi's zuschritt, kam der alte Alchemist auch schon heraus und grüßte seinen Freund. Endlich konnten die beiden Menschen den Wald der ewigen Nacht verlassen.

Und unter der Berührung der ersten Sonnenstrahlen, begann das Schloss in sich zusammen zu stürzen. Doch niemand würde diesem Ort des Schreckens nachtrauern.

 

Epilog

Epilog

 

 

Ein blonder, junger Mann trat aus dem Zimmer der Burg. Leise lies er die Tür hinter sich ins Schloss fallen und blickte seufzend in die Gesichter die Personen, die ihn anblickten und warteten was der momentane Stand der Dinge war.

Das kurze Haar des Jungen erinnerte an Leon, doch aus seinem Gesicht blickten haselnussbraune Augen. „Vater… hat mir alles überlassen.. seinen letzten Willen… Er glaubt dass diese Nacht seine letzte sein wird.“

Die Handschuhe des junge Mannes ballten sich zur Faust und das Leder knirschte.

„Und er wünscht allein zu sein... lassen wir ihm seinen Willen...“

Die Männer und Frauen, die vor der Zimmertür standen waren mehr als niedergeschlagen. Doch sie akzeptierten den Wunsch ihres Lords und zogen sich zurück.

 

*

 

Leon lag geschwächt in seinem Bett. Er hatte so viele Jahre gegen die Kreaturen der Finsternis gekämpft. Er hatte eine wundervolle Frau gefunden, die ihm wunderbare Kinder geschenkt hatte. Seine Söhne waren nun schon zu jungen Männern herangewachsen und folgten seinen Fußspuren. Die Erben des Belmont-Clans, die sich der Dunkelheit und ihren Kreaturen entgegen stellten.

Doch er war alt geworden. Und eine Krankheit die er früher mit Leichtigkeit durchgestanden hätte, besiegelte nun sein Schicksal. Sein Körper war inzwischen einfach zu schwach um weiter zu kämpfen. Und Leon spürte dass dies wahrscheinlich seine letzte Nacht sein würde.

 

Er lag lange wach. Das schwache Licht des Mondes schien durch sein geöffnetes Fenster und nur seine kleine Kerze auf seinem Nachttischchen spendete etwas Licht.

Müde schloss er seine Augen und versuchte Schlaf zu finden. Doch die sanfte Berührung einer kalten Hand lies ihn schwer seine müden Lider öffnen.

Eine ihm wohlbekannte Gestalt saß an seiner Seite und strich sanft über sein mit Narben und Falten überzogenes Gesicht.

 

„Du… bist noch immer so schön wie damals… Joachim… Ich habe gehofft dass du kommst… dass ich dich noch ein letztes Mal sehen darf...“

 

Das silberne Haar des Vampirs glitzerte im Mondlicht, als er sanft seinen Kopf bewegte.

„Viele Jahre sind vergangen mein Liebster…“ seine Stimme klang noch immer so wie in Leons Erinnerung – als wäre kein Tag vergangen.

„Zu viele fürchte ich. Sieh mich an… ich bin nun nicht mehr als ein sterbender, alter Mann...“

 

Doch Joachim beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. Leon hatte fast vergessen, wie kalt die Lippen des Vampirs damals gewesen waren. Mühevoll hob er seine Hand und strich durch das silberne Haar. Joachim lächelte ihn an. In dem schwachen Licht leuchtete seine blasse Haut regelrecht und seine Augen ruhten sanft auf ihm.

 

„Es schmerzte mich, dich all die Jahre nicht an meiner Seite zu wissen...“ Leon fiel es zunehmend schwerer zu sprechen. Joachim sah ihn melancholisch an – war es ihm all die Jahre genauso ergangen?

„Und doch ist meine Liebe noch so stark wie damals. Ich werde dich nicht wieder verlassen. Dieses Mal nicht.“

 

Leons Mundwinkel forme ein leichtes Grinsen „All die Jahre hast du aus den Schatten über mich gewacht… streite dies jetzt nicht ab.“ Verlegen blickte Joachim zur Seite – anscheinend hatte der Vampir nicht erwartet das Leon seine Anwesenheit gespürt hatte.

Der blonde Mann musste husten und fuhr zusammen als erneut der Schmerz durch seinen Körper jagte. Seine eisblauen, schmalen Augen voller Sorge auf Leon gerichtet, suchte der Vampir nach seiner Hand, und hielt sie fest im Griff.

 

Joachim umklammerte Leons schwache Hand fest. Und der Blonde lächelte.

„Ich bin so müde…“ hauchte Leon kraftlos. Er schloss seine Augen und lies seinen Kopf zurück auf das weiche Kissen sinken. „Bleibst… du bei mir?“

„Keine Angst… ich bleibe bei dir. Schlaf etwas mein Liebster...“

„Ich bin… so froh dass du bei mir bist… nun habe ich keine Angst mehr...“ und der Erste des Belmont Clans schloss seine Augen.

 

*

 

Und Leon entschlief.

Joachim strich ihm immer wieder sanft über das blonde, lange Haar.

Selbst als der Körper des Belmont schon lange nicht mehr atmete und allmählich kühler wurde, bewegte sich der Vampir nicht. Er lies die Hand seines Geliebten nicht los und saß an seiner Seite. Er blickte auf dessen Hals – nach all den Jahren waren noch immer die Narben seiner Fangzähne zu erkennen. Was wenn er ihn damals zu einem von sich gemacht hätte? Sie hätten die Ewigkeit zusammen bestreiten können.

 

Aber es wäre nicht richtig gewesen – Leon war so rein, so unschuldig. Das Dasein als Vampir hätte ihn zerstört und aus seinem Innersten heraus verdorben. Er wäre nicht mehr der Leon gewesen, der ihm sein Herz gestohlen hatte.

Und er brauchte Erben um seinen Schwur bis ans Ende der Zeit aufrecht zu erhalten. Und die hätte Joachim ihm als Mann nicht schenken können. Doch es war nun egal. Leon war sanft entschlafen und doch lag noch immer ein Lächeln auf sein Lippen. Sie würden nun für immer zusammen sein.

 

 

Die Dämmerung brach an – doch es kümmerte den Vampir nicht länger.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken brachen und durch die Fenster schienen, beugte er sich ein letztes Mal zu Leon hinunter und küsste ihn liebevoll auf die Stirn. Er legte sich neben seinen Körper und legte seine Arme um ihn. Das Licht des Tages verbrannte seinen Körper, doch Joachim spürte den Schmerz nicht mehr. Noch als sein Körper begann zu Staub zu zerfallen, flüsterte der Vampir etwas während ein Lächeln auf seinen Lippen lag.

 

„Jetzt können wir für immer zusammen sein...“



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