~Eternal Night~ von eternal-shiva ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Kapitel 9     Sie kämpften tatsächlich gegen den Tod persönlich. Irgendwie brachte die Ironie die in dieser Situation lag, Leon zum schmunzeln. Dabei hatte er alle Mühen, den Attacken des personifizierten Sensenmannes auszuweichen. Immer wieder schwang er seine Sense nach ihnen und beschwor kleine Hilfsdämonen, die ihnen folgten und sich selbst in in die Luft jagten als wären sie wandelnde Bomben. Joachim wich ihnen leichtfüßig aus und schaffte manchmal sogar, die Wesen kurz vor der Explosion auf ihren Meister zu schmettern. Mehr Schwierigkeiten bereitete der starke Feuerangriff, den der Tod immer wieder auf sie niederregnen lies.   Zu seinem Glück hielt Joachims Schutzschild einigen der Angriffen stand, doch Leon konnte sehen wie sehr es den Vampir erschöpfte den Schild aufrecht zu erhalten. Sie konnten es sich nicht erlauben hier zu sterben. Sie mussten siegen – und das schnell, so lange ihre Kräfte es noch zuließen.   „Leon! Hinter dir!“ Joachim schrie ihm zu, doch bevor Leon reagieren konnte, wurde er von einer Explosion nach vorne geworfen. Er schaffte es noch sich abzurollen, doch er spürte den brennenden Schmerz in seinem Rücken. Der Tod nutzte den Moment der Schwäche und holte mit seiner Sense weit aus um Leon niederzustrecken – doch bevor die Klinge ihn berührte, bohrte sich ein Strahl dunkler Energie durch den untoten Körper. Fluchend fiel dem Wesen seine Waffe aus den Händen, während ein Klingensturm auf ihn niederregnete.   Leon raffte sich auf und sah dass Joachim alle Kraft aufbrachte die noch in ihm steckte – er schrie seine Wut hinaus und wirkte wie ein tobsüchtiger Hund. Leon schleuderte seine Silberdolche auf den Tod und beschwörte mit Hilfe eines der Orbe in seinem Besitz ein großes, heiliges Kreuz dass seinen Feind zusätzlich schwächte. Er überwand den Schmerz den er spürte und sprang auf den Tod zu. Der Vampirkiller schlug sich in den Körper des Monsters und es brüllte schmerzerfüllt auf.   *   Und dann zerbrach diese Welt. Als würde ein Spiegel in tausend Scherben zerbrechen, splitterte der Boden und der ganze Raum um sie herum. Die Scherben lösten sich auf und sie standen erneut in dem Thronsaal. Joachim hechtete an Leons Seite und lies das sich krümmende Skelett nicht aus den Augen.   Es zischte grollend in ihre Richtung „Ich kann nicht glauben, dass ich...“ Leon spannte seine Peitsche „Ich habe die Macht die Vampire, und alle die zu ihnen gehören zu vernichten! Auch wenn du gottgleiche Kräfte hast, bist du keine Ausnahme!“   Die starren, rot leuchtenden Augenhöhlen beobachteten den Blonden und die tiefe Stimme des Todes erhob ich erneut. „Bedauerlicherweise werde ich mich immer wieder von den Toten erheben, solange mein Meister lebt. Ihr habt nichts gewonnen!“ Leons Blick festigte sich „Ich verstehe. Dann überbring deinem Meister eine Nachricht.“   Er blickte mit einer Entschlossenheit dem Tod entgegen, dass Joachim die Spannung fast greifen konnte.   „Er ist einer der Verdammten geworden – und ich werde ihm nie verzeihen! Diese Peitsche und meine Angehörigen werden ihn eines Tages vernichten! Von diesem Tage an wird der Belmont-Clan die Nacht und alle ihre Kreaturen jagen!“ Joachim sah, dass Leons geballte Fäuste zitterten. Doch er wagte es nicht, diesen Moment zu stören. Der Tod starrte Leon an und löste sich dann in Licht auf – er kehrte zu seinem Meister zurück.   Leon starrte in die Richtung, in der sein einstiger Freund verschwunden war. Seine Fäuste wütend geballt und die stille Wut unterdrückend sah er aus dem zerstörten Buntglasfenster des Thronsaals. Joachim schritt an seine Seite und versuchte zu verstehen, was im Kopf des Belmont vorging. Doch egal wie lange er es versuchen würde – er könnte es wahrscheinlich nie verstehen. Vorsichtig griff er daher lieber nach Leons Hand.   Leon blickte ihn überrascht an, doch seine Hand entspannte sich – fast schon liebevoll umgriff er die kalte Hand des Vampirs. „Ich… habe dir noch gar nicht richtig gedankt… du hast mich gerettet. Ich... danke dir...“ Leon sah Joachim tief in seine eisblauen Augen, während er zu dem Blonden sprach. Betreten wich er jedoch dem Blick aus und starrte auf den Boden. Eine leichte Röte schimmerte auf den Wangen des Untoten. Der Blonde strich sanft über seine Wange. „Ich… ich weis nicht wie ich mich jemals revanchieren kann.“ Doch Leon hob mit seinen Fingern nur Joachims Kinn sanft an und blickte ihm erneut tief in seine Augen.   Und Leon küsste ihn erneut. Doch diesmal war er stürmischer und fordernder. Joachim schlang seine schlanken Arme um Leons Nacken und zog ihn noch näher an sich heran. Er wollte ihm nah sein. Und wenn es nur diese eine Nacht wäre. So zog er den Belmont in eines der angrenzenden Zimmer, die einst Walter gehört hatten. Doch sie ängstigten Joachim nicht länger. Noch immer sich umschlingend küssend, begann Leon den Harnisch abzuschnallen und schälte sich selbst aus seinem Mantel. Joachim zog ihn zu sich auf das große Bett, welches an der Stirnseite des Raumes stand. Diese Nacht… wollte er nur Leon gehören. Und in den blauen Augen des Anderen sah er, dass dies auch seinem Wunsch entsprach.   Als Joachim erwachte schien Leon noch tief und fest zu schlafen. Geradezu lautlos schlüpfte er in seine Kleider und schnallte seinen Harnisch fest. Durch seine Magie waren alle Spuren des Kampfes wie weggefegt. Der junge Vampir sah so makellos aus wie immer. Doch etwas zog Joachims Aufmerksamkeit auf sich. Vorsichtig schritt er zu dem großen, zerstörten Buntglasfenster und sah hinaus in die Landschaft. Die ewige Nacht war vorrüber. Der Horizont erhellte sich bereits und und die nahende Dämmerung kündigte den Beginn eines neuen Tages an. Sein Blick fiel sehnsüchtig auf Leon – dies war der Moment ihres Abschiedes. Sie konnten nicht länger zusammen bleiben.   Dann hörte er dass auch Leon erwacht war. Eigentlich wollte er verschwunden sein, bevor dies geschah – doch nun spürte er Leons Blicke in seinem Rücken. „Du… gehst?“ Leons Stimme klag bedrückt. Hatte er etwa erhofft, dass ihre gemeinsame Zeit noch andauern würde? 'Bitte… mach es mir nicht schwerer, als es schon ist…' Joachim griff sich an seine Brust, denn er fühlte einen tiefen Schmerz. Doch es war nicht die Wunde, die Walter ihm zugefügt hatte. Es war sein untotes Herz, dass wieder etwas gelernt hatte zu fühlen. Und bei dem Gedanken Leon zu verlassen verkrampfte es sich so sehr, dass er glaubte es würde zerspringen. Er würde einfach aus dem Leben des Anderen verschwinden. Er hatte sein ganzes Leben vor sich. Für eine untote Kreatur der Nacht war hier kein Platz.   „Warte… Joachim!“ der Belmont packte seine Hand und hielt ihn fest, als Joachim sich umdrehen und in den endlosen Korridoren des Schlosses verschwinden wollte. Sein kaltes Herz zog sich zusammen – doch es war besser so. Er war ein Vampir. Und Leon war ein Mensch. Selbst wenn sie wollten, konnten sie nicht länger zusammen sein. Es war Zeit dass sie ihren eigenen Pfaden folgten.   „Bitte.. lass mich gehen…“ Joachims Stimme war schwach und seine Brust zog sich noch mehr zusammen, als Leon von hinten seine Arme um ihn legte. Der Vampir schmiegte sich in diese Berührung, doch er sprach weiter. „… ich kann nicht länger bei dir bleiben. Der Tag naht. Die ewige Nacht ist besiegt. Und du solltest diesen Ort verlassen – ohne Walters Macht wird dieses Schloss in sich zusammenbrechen sobald die ersten Sonnenstrahlen diese unreinen Mauern berühren.“   „Werde… ich dich wieder sehen?“ Der Atem des Ritters hauchte heiß an Joachims Nacken. „Wenn es das Schicksal so will...“ Und Leon löste seine starken Arme. Joachim wagte es nicht ihn anzublicken – er fürchtete dass er schwach werden würde und bei dem Blondschopf bleiben wollen würde, doch dieser hatte seine eigene Zukunft noch vor sich. Und er selbst konnte kein Teil davon sein.   „Ich danke dir… für alles…“ Leons Stimme klang traurig, aber er schien auch langsam zu verstehen, dass ihre Trennung das Beste war.   „Ich… werde dich nie vergessen… solange ich dieses unsterbliche Dasein friste. Du… hast etwas in mir geweckt dass ich vor langer Zeit verloren hatte. Ich verspreche dir, dass dir von mir keine Gefahr drohen wird.“ Tränen standen in Joachims Augen und drohten seine Stimme zu ersticken. Doch… er war glücklich.   „Das weis ich… ich vertraue dir.“ ein leises Lachen schwang in Leons Stimme mit. „Leb wohl. Bitte… pass auf dich auf...“ Ein Lächeln lag auf Joachims Lippen. „Leb wohl… bis wir uns wieder sehen werden.“ Sein silbernes, seidiges Haar umspielte sein auf ewig jugendliches Gesicht, als er Leon ein letztes Mal anblickte – und ihm ein Lächeln schenkte, bevor er in der Dunkelheit der Gänge verschwand.   *   Als Leon die Schlosstore erreichte, war Joachim längst verschwunden. Leon hielt seine Peitsche fest im Griff 'Eines Tages… sehen wir uns wieder…' Doch er hatte einen Schwur zu erfüllen. Er wand sich von den riesigen Torflügeln ab und schritt zielstrebig auf den Pfad zu, der aus diesem unheiligen Land führte. Dennoch würde ein Teil von ihm immer dem stillen Vampir mit dem Silberhaar gehören. Geistesabwesend strich er über seinen Hals und über die Narben von Joachims Fangzähnen. Leon lachte leise in sich hinein „Ich muss wohl selbst wahnsinnig geworden sein.“ Gerade als er auf die Holzhütte Gandolfi's zuschritt, kam der alte Alchemist auch schon heraus und grüßte seinen Freund. Endlich konnten die beiden Menschen den Wald der ewigen Nacht verlassen. Und unter der Berührung der ersten Sonnenstrahlen, begann das Schloss in sich zusammen zu stürzen. Doch niemand würde diesem Ort des Schreckens nachtrauern.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)