~Eternal Night~ von eternal-shiva ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel 4     „Leon! Hinter euch!“ Der Blondschopf wirbelte herum und sah den Angreifer noch kommen – doch dann sah er schon, dass wie von Geisterhand Joachims Schwert sich durch den Gegner schlug. Und es war nicht nur eines. Es waren fünf Schwerter, die sich bewegten als wären sie selbst lebendig. 'Was zum… Ist das Magie?!' doch der junge Belmont hatte keine Zeit sich darüber weitere Gedanken zu machen. Joachim hielt ihm den Rücken frei – das war für den Moment das Einzige das ihn interessierte. Außerdem verlangten die Monsterhorden die sich den beiden Männern entgegenstellten, ebenfalls Aufmerksamkeit.   Keuchend streckte Leon das letzte Phantom nieder – vorerst schien dies der letzte Gegner gewesen zu sein. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, wechselte sein Blick auf Joachim. Der Silberhaare stand völlig regungslos dort und beobachtete ihn. Wobei genauer betrachtet stehen nicht die richtige Bezeichnung war – er schwebte gut eine Handlänge über dem Boden. Der undeutbare Blick des anderen jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Sein Griff an seiner magischen Peitsche verfestigte sich. „Ich muss schon sagen, eure Schwertkunst ist beeindruckend – ist das Magie?“   Als wäre er eine Statue, die zum Leben erwachte bewegte sich Joachim erneut. Ein dunkler Nebel umgab den Jüngling, und fünf frei schwebende riesige Schwerter materialisierten sich hinter ihrem Besitzer. Sie umgaben den Silberhaarigen wie ein Schutzschild und schienen auf die Befehle ihres Meisters zu warten. Doch seine Stimme schien ruhig und gefasst. „Vielleicht. Werdet ihr mich nun töten?“   *   Leon seufzte „Nein. Selbst wenn es Magie ist, habt ihr mir keinen Grund dafür gegeben.“ 'So naiv.' Doch Joachim hätte sich selbst ohrfeigen können. Es war im Kampf einfach passiert – ein Monster hatte Leons toten Winkel benutzt und ihn angegriffen. Als er dies sah war er jedoch zu weit entfernt und hätte ihn niemals rechtzeitig erreichen können. So nutzte er aus dem Reflex heraus seine dunkle Magie. Und schon war er enttarnt, dass er kein einfacher Mensch war.   Doch selbst jetzt schien der Ritter keine Feindseligkeit ihm gegenüber zu hegen. Im Gegenteil – er schnallte seine Peitsche an seine Hüfte und starrte ins Leere. „Magie hin oder her. Ihr habt mich gerade gerettet. Wenn es Sara rettet, würde ich im Moment sogar einen Pakt mit dem Teufel schmieden.“   *   Joachim erwiderte scheinbar erheitert „Und da komme ich wohl ins Spiel. Aber seid unbesorgt – wir haben das gleiche Ziel. Walter vernichten. Ich werde mich nicht gegen euch stellen.“ 'Zumindest noch nicht. Vielleicht sauge ich genüsslich das Blut aus eurem starken Körper wenn Walter erst vernichtet ist, mein Lieber.' Doch diesen Gedanken sprach Joachim lieber nicht aus.   Leon schien den Ursprung seiner Magie nicht auf Joachims Dasein als Vampir zurückzuführen. Würde er seine Macht offen einsetzen können wären die folgenden Kämpfe zumindest für ihn selbst leichter. Allein eines seiner Schwerter wie ein Mensch zu schwingen, wie ein niederes Wesen zu LAUFEN… es erschöpfte den Vampir einfach nur immens – und er brauchte seine Kraft für weitaus wichtigere Dinge.   Und so gingen sie weiter. Leon hakte nicht weiter nach und Joachim beabsichtigte nicht das Thema weiter zu vertiefen. Hier und da wurden sie noch von einigen vereinzelten Monstern angegriffen, doch es war verdächtig ruhig in diesem Teil des Theaters. 'Theater der Toten… huh…' Joachim konnte es riechen. In diesem Teil des Schlosses stank es gerade zu nach der Succubi, die hier residierte. Wenn er sich recht erinnerte war sie einst die Tochter des alten Mannes gewesen, der außerhalb des Schlosses armen Seelen wie Leon half. Walter hatte sie zum Spaß verwandelt. Und je weiter sie in das Theater eindrangen, umso penetranter wurde der Gestank – doch Leon konnte dies als Mensch natürlich nicht wahrnehmen. Sollte er seinen menschlichen Kameraden warnen? Oder lieber nicht?   Sie betraten den Theatersaal. Über ihnen befanden sich der großen Bühne zugewandte Logenplätze. Rote, samtene Vorhänge verschleierten das Bühnenbild. Und inmitten der Bühne stand eine junge Frau. Ein paar Strähnen hingen aus ihren Haarknoten heraus, ein liebevolles Lächeln lag auf ihrem Gesicht. „SARA!“ Und Leon stürmte auf seine Verlobte zu. „Leon! Du bist gekommen um mich zu retten!“ Die Stimme der jungen Frau war so erleichtert als sie Leon in seine Arme fiel und ihn fest an sich drückte. „Gott sei dank... bist du verletzt?“ Der Blonde schien überglücklich, seine Geliebte wieder in seinen Armen halten zu dürfen.   Joachims Blick fixierte die Darbietung vor ihm. Etwas stimmte nicht.   Gerade als Leon Sara den Rücken zukehrte um ihr von dem Bühnenabsatz zu helfen, zog das Mädchen einen Dolch und versuchte ihn dem Ritter in den Rücken zu rammen. Der Belmont wich dem Hieb erschrocken aus – als auch schon eines von Joachims Schwertern an ihm vorbei auf seine vermeintliche Verlobte zuschoss. Die Klinge schlug Sara die Stichwaffe aus ihren zarten Händen und sie zischte verächtlich. „Wer bist du?! Ich hätte wissen müssen das es viel zu einfach gewesen wäre!“ brüllte Leon die Frau an.   *   Es war ein schrilles, schallendes Gelächter – Sara's Gestalt löste sich auf und vor ihnen stand nun ihr eigentliche Gegner – die Succubus. In ihren Kleidungsstücken, die mehr von ihrem perfekten Körper preisgaben als sie verdeckten, räkelte sie sich verführerisch vor dem jungen Ritter.   „Ich wollte euch einen friedlichen Tod schenken – in der Gestalt eurer Liebsten. Doch nun erfüllt mich das Verlangen eure Todesquahlen auf eurem hübschen Gesicht zu erblicken…!“ Die Stimme der Dämonin zitterte, als gab es ihr tiefe Befriedigung allein an den Tod Leons zu denken.   Doch dann blickte sie an dem Blonden vorbei – ihr Blick wurde sanfter als sie Joachim ansprach „Sieh an, sieh an… mein liebster Joachim… Hat Walter euch aus eurem Loch herausgeholt?“ „Schweig Weib!“ zischte der Silberhaarige nur zurück. „Aber, aber… sagt nicht, dass ihr uns hintergehen wollt?“ Leon fuhr mit dem Kopf herum als er die Worte der Dämonin hörte doch Joachim stürzte sich schon in den Kampf „UM EUCH ZU HINTERGEHEN MÜSSTE ICH AUF EURER SEITE SEIN!!!“   Leon war mehr als nur überrascht, den sonst so gefassten Joachim so aufgebracht zu sehen. Seine Schwerter wirbelten wild umher und er selbst festigte seinen Griff an seiner Peitsche und stürzte sich mit ins Getümmel. Gerade als sie dachten die Dämonin in die Enge getrieben zu haben, ertönte ihre Stimme und Dornenranken schossen aus dem Boden. Als wären sie lebendig, griffen sie nach den Männern und schlangen sich fest um ihre Körper. Die Dornen gruben sich schmerzhaft in Leons Haut als er sah wie die Succubus die Dornenranken um Joachim erblühen lies und diese einen seltsamen Nebel versprühten. Sie hob sein Kinn an und sprach mit ihm, doch Leon konnte ihre Worte nicht verstehen.   Und als wäre jegliche Kraft aus seinem Kameraden gewichen, erschlaffte sein Körper und seine Schwerter fielen klirrend zu Boden. „JOACHIM!!“ Leon schrie auf, als er die Macht des Feuerrelikts benutzte um die Dornen die ihn hielten zu versengen. Er stürzte auf die Dämonin und rammte ihr einen Silberdolch in ihre Brust. Qualvoll schrie sie auf, versuchte Saras Stimme zu imitieren, doch er durfte sich nicht wieder täuschen lassen.   *   Joachim stand in seinem alten Zimmer. Die großen, purpurnen Vorhänge tanzten leicht in dem sanften Wind, der durch die offenen Fenster wehte. Ihm war bewusst dass er eigentlich nicht hier sein konnte – doch er hatte vergessen was er versucht hatte zu tun. Sein Verstand war vernebelt und lies ihn sich nicht erinnern. Ab und zu glaubte er den Schatten eines Mannes zu sehen, doch er konnte ihn nicht erkennen.   Zwei starke Arme schlangen sich plötzlich um seinen Oberkörper und begannen seine Kleidung aufzuknöpfen. Joachim schreckte herum – und sah angsterfüllt in Walters makelloses Gesicht. „Was ist los Joachim? Hast du schlecht geschlafen?“ Ein Lächeln lag auf dem Lippen seines Meisters, während er ihn weiter versuchte aus seinen Gewändern zu schälen.   „Nein! Lass mich!“ der junge Vampir schrie auf. Er konnte es nicht mehr ertragen von dem rothaarigen Burgherrn auf diese Art berührt zu werden. Er wusste nicht was hier geschah – doch er wusste dass das hier falsch war. Einzig an die Abscheu die er seinem Meister entgegenbrachte konnte er sich erinnern. Doch sein Körper war wie gelähmt. „Dich in Ruhe lassen? Vor ein paar Minuten kamen aus deinem Mund noch ganz andere Laute mein Lieber...“ Und Walter packte ihn und warf ihn auf das große Bett, inmitten der zerwühlten Laken. Joachim versuchte zu entkommen doch Walter hielt ihn einfach nur fest auf die Matratze gedrückt. Als würde er Joachims Krallen gar nicht spüren, als dieser sich panisch kratzend versuchte sich zu befreien. Walter schien die Gegenwehr des Silberhaarigen nur noch mehr aufzustacheln. Ein sadistisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Willen nur noch weiter durchsetzte. „NEIN!!“ Joachim riss sich los als Walter mit dem Akt beginnen wollte – und kratzte ihm quer über sein Gesicht.   *   „Verdammt! Joachim, ich bin es! Kommt zu euch!“ Leon strich sich über die blutende Backe – er wusste nicht in welcher Art Illusion Joachim gefangen war, doch er konnte sehen dass er sich quälte. Die Succubus war erschlagen - doch ihr Bann schien noch immer über den jungen Silberhaarigen zu liegen.   Leon wusste nicht, was Joachims getrübter Blick sah, doch er begann zu schreien und er hatte alle Mühe den jungen Mann festzuhalten, damit er sich nicht noch selbst verletzte. Die einzige Hoffnung die er hatte war das Gegenfluchmittel, dass er in Rinaldos Laden gekauft hatte. Doch Joachim sträubte sich zu sehr – so blieb Leon nichts anderes übrig, als selbst von dem Mittel zu trinken und es Joachim so einzuflößen. Mit einem Kuss. Fast wäre er von den kalten Lippen des Anderen zurückgeschreckt, doch dann erstarb jegliche Gegenwehr des Anderen. Eine einzelne Träne rannte über seine Wange – und mit einem Mal schien er wieder bei klarem Verstand zu sein.   *   „L… Leon?“ Joachim konnte das Zittern in seiner Stimme nicht unterbinden. Der Andere Mann hielt ihn fest am Boden und löste sich nun von ihm „Ihr… seid wieder bei Sinnen…“ Leon lächelte ihn erleichtert an. War er wirklich so einfach dem Zauber der Succubus erlegen gewesen? Gefangen in einer ihrer Illusionen?   Doch die erschlagen geglaubte Kreatur regte sich erneut – sie bäumte sich auf um sich an Leons Hals stürzen, doch Joachim bohrte sie im Bruchteil einer Sekunde mit seinen Schwertern auf. Kreischend zerfiel sie zu Staub und gab das Gelbe Orb frei. Leon nahm es rasch an sich bevor es wieder in die Hände einer anderen Kreatur fallen würde. Doch Joachim saß noch immer am Boden und starrte ihn an.   „Leon… ihr blutet...“ die rote Flüssigkeit auf Leons Wange hatte eine geradezu hypnotisierende Wirkung auf Joachim. „Ja… eure Fingernägel sind schärfer als sie aussehen. Ich weis nicht was ihr gesehen habt, aber ihr wirktet als hättet ihr einen Albtraum gehabt.“ 'Albtraum ist ein zu schwaches Wort, für das was ich gesehen habe…' „Verzeiht mir… ich hatte jemanden… gesehen den ich zutiefst verabscheue – ich wollte euch nicht verletzen...“   Joachim musste sich eingestehen dass dieses Gefühl der Reue echt war – anfangs hatte er Leon nur für seine Zwecke benutzen wollen. Doch inzwischen sah es anders aus. Sie hatten zusammen gekämpft und Leon schenkte ihm ein so großes Vertrauen, dass ihm immer wieder bewusst wurde wie verdorben und schlecht er war. Leon sah in ihm einen Kameraden, einen Freund. Und für ihn war er all die Zeit nicht mehr als ein Mittel zum Zweck gewesen.   Doch irgendwann hatte sich etwas geändert. So langsam und schleichend dass es dem Vampir erst jetzt bewusst wurde. Sein kaltes Herz das vor Jahrhunderten gestorben war begann wieder etwas zu fühlen.   *   Leon machte sich nun doch langsam wieder Sorgen. Joachim saß vor ihm auf den Boden und starrte ihn an – oder durch ihn hindurch, das konnte er nicht richtig deuten. Er konnte nur sehen dass sich in dem Gesicht des schlanken Mannes aufrichtiges Bedauern spiegelte. Der Blonde strich mit seinem Ärmel über die Kratzspuren um das Blut fort zu wischen und reichte Joachim schließlich eine helfende Hand. „Keine Sorge, ein paar Kratzer bringen mich noch lange nicht um. Der Andere zögerte erst, doch ergriff dann Leons Hand. Der Ritter war immer wieder überrascht wie kalt die Haut des Silberhaarigen war. Doch Joachim sah ihn dieses Mal mit einem ganz anderen Blick an. Seine Augen wirkten viel größer als sonst und etwas Farbe hatte sich in sein sonst so blasses Gesicht geschlichen.   Doch dann wich er seinem Blick aus. „Dann… haben wir nun alle Orbe zusammen getragen?… Um uns Walter zu stellen?“ Leon überlegte. Er hatte nun alle Bereiche des Schlosses erkundet. Das Haus der Heiligen. Das Laboratorium der Anti-Seelen. Den Garten der Vergänglichkeit. Das Theater der Toten. Und an jedem der Orte hatte er an der tiefsten Stelle ein Orb erkämpft. Einzig im Palast des dunklen Wassers, in dem er Joachim getroffen hatte er keines erstehen können. Doch vielleicht waren die Dinge nicht so einfach wie sie auf den ersten Blick wirkten. Schließlich hatte er an der tiefsten Stelle keinen Wächter vorgefunden, sondern Joachim.   *   Leons musternder Blick jagte Joachim einen kalten Schauer über den Rücken. 'Ich hätte ahnen müssen dass der Moment kommt!' Der Vampir begann zu zweifeln – würde er Leon wirklich bekämpfen und besiegen können, wenn er realisierte dass er der letzte 'Wächter' war? Würde er ihn nun angreifen und vernichten? Joachim spürte dass Leon mehr zu wissen schien als er preisgab. Er war intelligent und raffiniert – und Joachim fiel es immer schwerer seine Tarnung aufrecht zu erhalten.   „Ich denke wir werden es einfach an der versiegelten Tür ausprobieren müssen.“ Der Belmont schritt zielsicher auf das Teleportationsportal zu, dass sie von hier fortbringen würde. „Seid ihr bereit Joachim?“ Joachim fühlte sich bei weitem nicht bereit. Seine Rache war zum greifen nahe, doch würde er stark genug sein? Fast schon bedauerte er, dass seine Reise mit Leon enden würde – auf welche Art auch immer. „Ich… werde nicht zurückweichen.“ Leon nickte zustimmend und gemeinsam betraten sie das Portal dessen Magie sie zurück zur kleinen Halle schickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)