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~Eternal Night~

von

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Kapitel 3

 

 

Die beiden Männer saßen am Feuer an dem zwei Hasen, die Leon gejagt hatte brieten. Die Haut war schon knusprig und bald würden sie essen können. Leon drehte die Tiere am Feuer nochmals, während Joachim in die zuckenden Flammen starrte.

 

Ihr Rückweg aus den Kanälen war mehr als peinlich für ihn gewesen. Die Berührung mit Wasser bereitete ihm in seinem geschwächten Zustand große Schmerzen – doch Leon schien keinen Verdacht zu schöpfen und hatte ihn an manchen Stellen Huckepack getragen. Der Körper des jungen Mannes war so angenehm warm gewesen, dass Joachim sich bei den Gedanken erwischte, dass es einfach so weitergehen könnte. Leon war überraschend optimistisch und nahm Joachims 'Schwäche' mit Humor. Joachim versicherte dem Belmont jedoch, dass er ihm bei seiner Aufgabe helfen würde – insofern kein Wasser im Spiel war.

 

Sie rasteten am Waldrand unweit der Zugbrücke des Schlosses. Joachim war ermüdet von der Art wie ein Mensch zu laufen – normalerweise pflegte er es, durch Magie über den Boden zu schweben – doch er konnte sich nicht leisten, enttarnt zu werden. Nicht bevor er wieder zu neuer Kraft gefunden hatte. Leon hatte ihm angeboten, ihn zu Rinaldos Hütte am Fuße des Pfades zu bringen damit er sich auskurieren konnte – doch Joachim hatte höflich abgelehnt. Er konnte ja schlecht sagen dass er sich der Hütte nicht nähern konnte ohne vorher von dem magischen Bannkreis flambiert zu werden. Würde er der Hütte zu nahe kommen, hätte sein Körper große Ähnlichkeit mit den Tieren die gerade am Feuer geröstet wurden. So hatte er Leon zugesichert dass es ausreichend war, hier eine Nacht zu ruhen.

 

Leon hatte nicht weiter nachgefragt warum er ihn gebeten hatte, ihn nicht zu erwähnen falls er Rinaldo aufsuchen sollte. Zwar schien der blonde Jüngling zuerst irritiert, da er dem alten Alchemisten vertraute, doch er versprach Joachim seiner Bitte nachzugehen. Der Vampir hatte behauptet, dass er und der Alte nicht gut aufeinander zu sprechen wären. Eigentlich stimmte es ja sogar, es war nur noch sehr freundlich ausgedrückt. Sie verabscheuten einander.

 

„Jeder hat Dinge, über die er nicht reden will. Einen Teil der Vergangenheit, den man lieber für sich behalten will.“ waren Leons Worte. Etwas an dem jungen Mann faszinierte Joachim. Er war für sein junges Alter ausgesprochen talentiert im Kampf. Und sein starker Wille wurde fast nur noch von seiner Freundlichkeit und seinem Mitgefühl übertroffen.

Er hoffte nur, dass seine Unwissenheit so lange anhalten würde, bis Joachim seine Rache an Walter vollendet hatte – oder zumindest stark genug war ihm selbst entgegen zu treten.

 

Der Vampir wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Leon ihm freundlicherweise einen gebratenen Hasenschenkel unter die Nase hielt.

„Hier, ihr solltet essen damit ihr wieder zu Kräften kommt.“ Der Blick seiner blauen Augen lies nicht von Joachim ab.

Der Geruch des gebratenen Fleisches lies in Joachim die Übelkeit hochsteigen. Er aß nicht. Zumindest keine menschliche Nahrung.

„Ich… danke euch Leon...“ auch wenn sich sein Körper sträubte – er strich sein schulterlanges Haar zurück damit es ihm nicht im Weg war – und biss vorsichtig in das gebratene Hasenfleisch.

 

Hoffend das Leon vielleicht nicht hinsehen würde und er es wieder ausspucken konnte blickte er in die Richtung des blonden Ritters. Doch dieser beobachtete ihn noch immer.

So blieb Joachim nichts anderes übrig, als das Fleisch hinunter zu schlucken.

Leon wand sich nun schließlich zufrieden seinem eigenen Mahl zu und knabberte genüsslich an dem Gebratenen.

 

„So naiv...“ erst als Leon ihn erstaunt ansah merkte Joachim dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte.

„Wer? Ich?“ hakte Leon nach. Joachim war sich nicht sicher wie er sich nun aus dieser Situation winden konnte ohne das der Andere Verdacht schöpfen würde.

„Nun… nun ja… was wenn ich in Wirklichkeit ein Monster bin, dass nur darauf wartet euch zu fressen?“

Der Blondschopf schien kurz zu überlegen.

„Dann hättet ihr bereits genug Chancen vertan um dies zu tun. Ich… ich vertraue euch. Vielleicht bin ich wirklich zu naiv.“ lachend versuchte er das Beste aus seiner momentanen Situation zu machen.

 

Diese Antwort überraschte den jungen Vampir. Leon Belmont war wirklich etwas Besonderes. Anders als die seines Standes sah er nicht auf andere herab.

Er war voller Ehrlichkeit und Vertrauen. Selbst einem Fremden gegenüber wie er es einer war.

 

Er war einfach so anders als er selbst.

Selbst in diesem Moment tat Joachim nichts anderes als diesen gutgläubigen Menschen zu hintergehen. Ihn für seine eigenen Zwecke auszunutzen.

So wie er von Walter ausgenutzt worden war.
 

Bei dem Gedanken an den Burgherren kochte die Wut in ihm hoch. Sein alter Meister hatte ihn nur benutzt, auf mehr als nur eine Art.

Joachim erschauderte bei dem Gedanken an die unzähligen Nächte die er in Walters Gemächern verbracht hatte. Wie Walter seinen Körper für seine Triebe missbraucht hatte. Als er selbst noch naiv genug war zu glauben, dass er dem Vampirlord etwas bedeutet hätte. Und als er seiner überdrüssig geworden war, hatte er ihn weggeworfen. Als einen seiner Kämpfer in ein Verlies gesperrt – das magische grüne Orb, einen der Schlüssel zu Walters Domäne in ihm versiegelt.

So würde jeder der versuchte Walter entgegentreten, versuchen ihn zu vernichten.

 

Doch Leon war anders. Er hatte versucht mit ihm zu reden. Ganz anders als die Krieger vor ihm. Und… Joachim hatte darin eine Chance gesehen. Wer konnte schon sagen ob seine Entscheidung richtig oder falsch gewesen war?

Die einzige falsche Entscheidung die ihm momentan bewusst war, war dieses widerliche Fleisch hinuntergewürgt zu haben.

 

Ein bisschen Mitleid hatte er ja schon mit dem jungen Recken. Auch dafür, dass er ihn so unwissend ausnutzte.

Irgendwie… hoffte er ja dass Leon es schaffen würde. Joachim war überrascht von sich selbst. Mitgefühl. Dieses widerliche, schwache Gefühl das er glaubte vor Jahrhunderten verloren zu haben. Doch es war so unglaublich faszinierend Leon zu beobachten. Zu beobachten was er tat und wie er reagierte. Er konnte ihn nie wirklich einschätzen.

 

Aber vielleicht machte dies den Unterschied zwischen den Lebenden und den Untoten aus. Untote veränderten sich nicht mehr. Sein Herz war vor so langer Zeit gestorben, dass er so viele dieser überflüssigen Gefühle einfach vergessen hatte.

 

Doch auf einmal fühlte Joachim wie sein Körper sich verkrampfte. Sein Magen schmerzte und ihm wurde ganz flau 'Hoffentlich… muss ich mich nicht übergeben… das fehlt mir noch…' doch viel Hoffnung hatte der silberhaarige Vampir nicht, als sich der Speichel in seinem Mund sammelte.

 

„Autsch!“ Joachim schrak hoch als Leon leicht zusammenzuckte. Er drückte seinen Finger an seine Lippen und fluchte leise vor sich hin. Er hatte sich wohl an etwas geschnitten.

Ein kleiner Tropfen roten Blutes zeigte sich auf dem zarten Finger.

„Manchmal bin ich wirklich so ungeschickt...“ lachte Leon ihm entgegen. Doch dann schien er voller Sorge. „Geht.. es euch gut? Ihr seht furchtbar aus...“

 

Wenn er so aussah wie er sich fühlte war 'furchtbar' nicht der richtige Ausdruck. Joachim konnte spüren wie der kalte Schweiß seine Stirn hinunter lief. Der Anblick des Blutes hatte den Vampir in ihm geweckt. Er musste all seine Beherrschung aufbringen um sich nicht auf den Jüngling vor sich zu stürzen.

Und nun begann auch sein Magen zu rebellieren. Die Übelkeit und der Brechreiz schoss in ihm hoch, so dass Joachim nur aufsprang und in den Wald stürzte „...E...entschuldigt mich …“

 

Als er außerhalb von Leons Sichtweite war fiel er auf seine Knie und begann zu würgen.

Joachim erbrach das Fleisch, dass er widerwillig zu sich genommen hatte. Da sein Vampirkörper nur nach Blut verlangte, hatte seit seiner Wandlung nie wieder normale Nahrung zu sich genommen. Scheinbar aus gutem Grund – sein Körper stieß sie einfach ab und wollte diese Fremdkörper wieder entfernen. Nur frisches Blut konnte seinen unerträglichen Hunger stillen.

Doch er musste die Fassade aufrecht erhalten. Er konnte schlecht Leon die Beute aus der Hand reißen und ihr das Blut aussaugen. Dann würde selbst dieser unglaublich naive Adlige merken, dass er ein Vampir war. Höchstwahrscheinlich. Vielleicht. Sehr sicher sogar. Zitternd strich er sich mit seinem Ärmel über seinen Mund und versuchte diesen widerlichen Geschmack los zu werden.

 

Ein leises Rascheln weckte seine Aufmerksamkeit. Ein kleineres Tier suchte nach Futter. Joachims blasse Augen glühten rot auf, während seine spitzen Fangzähne hervortraten.

Leon war nicht da. Es war ein leicht gefundenes Fressen. Wenn es ihm auch widerstrebte tierisches Blut zu trinken – er brauchte es. Und er brauchte es jetzt.



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